Ohne funktionierende soziale Sicherungssysteme kann es keine Freiheit des Individuums geben, und entgegen aller liberaler und konservativer Ideologien ist es schwer bis unmöglich, sich eigenverantwortlich aus Armut zu befreien. Die schlecht ausgebildete Karen hat die Wahl zwischen zwei Lebensentwürfen: Sie kann als Hausfrau bei ihrem Mann bleiben, was finanzielle Sicherheit, aber auch Abhängigkeit und Demütigung bedeutet. Oder sie kann sich trennen, frei sein, aber finanziellen und sozialen Abstieg in bittere Armut in Kauf nehmen; Hilfe von ihrer erzkonservativen Mutter kann sie nicht erwarten. Sie entscheidet sich für Letzteres, also für ihre Unabhängigkeit, und der Film zeichnet ihren knochenharten, aufwühlenden Weg am unteren Ende der Gesellschaft, an dessen Ende sich mit viel Glück tatsächlich Selbstverwirklichung und echte Unabhängigkeit abzeichnet.
Viel vom Zuschauer abverlangt wird hier nicht. Zwar ist das Ganze einerseits zurückhaltend dezent erzählt und inszeniert, aber der Film wedelt andererseits ständig überdeutlich mit etablierten Bedeutungs-Codes des Arthouse-Kinos, so dass alles immer sofort klar ist und man sein Hirn nicht großartig einschalten muss. Das ändert aber nichts daran dass der Film berührend ist und man Empathie mit der Hauptprotagonistin und menschliches Interesse für ihre Situation empfindet. Dieser Ausflug ins kolumbianische Präkariat brennt sich unweigerlich im Kopf ein, lan, so dass der Film durchaus Nachwirkung hat. Für ein Regiedebut ist das mehr als nur passabel (wenngleich viel von der Wirkung des Films der Hauptdarstellerin Angela Carrizosa zu verdanken ist), und die Probleme mit der Überdeutlichkeit/Plakativität kann Gabriel Rojas Vera in zukünftigen Filmen immer noch in den Griff bekommen.
7/10
hirnfurz nicht korrekturgelesen
Drama Trennung Bourgeoisie sozialer Abstieg Armut Würde Selbstfindung Freundschaft Freiheit
Viel vom Zuschauer abverlangt wird hier nicht. Zwar ist das Ganze einerseits zurückhaltend dezent erzählt und inszeniert, aber der Film wedelt andererseits ständig überdeutlich mit etablierten Bedeutungs-Codes des Arthouse-Kinos, so dass alles immer sofort klar ist und man sein Hirn nicht großartig einschalten muss. Das ändert aber nichts daran dass der Film berührend ist und man Empathie mit der Hauptprotagonistin und menschliches Interesse für ihre Situation empfindet. Dieser Ausflug ins kolumbianische Präkariat brennt sich unweigerlich im Kopf ein, lan, so dass der Film durchaus Nachwirkung hat. Für ein Regiedebut ist das mehr als nur passabel (wenngleich viel von der Wirkung des Films der Hauptdarstellerin Angela Carrizosa zu verdanken ist), und die Probleme mit der Überdeutlichkeit/Plakativität kann Gabriel Rojas Vera in zukünftigen Filmen immer noch in den Griff bekommen.
7/10
hirnfurz nicht korrekturgelesen
Drama Trennung Bourgeoisie sozialer Abstieg Armut Würde Selbstfindung Freundschaft Freiheit