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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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MERCENARY FIGHTERS (Riki Shelach Nissimoff/USA, SA 1988)


"Be the good guys for once..."

Mercenary Fighters (Freedom Fighters) ~ USA/SA 1988
Directed By: Riki Shelach Nissimoff

Die eigentliche Macht im zentralafrikanischen Kleinstaat Shinkasa(!) besitzt keineswegs der Präsident (Leslie Mongezi), sondern der Militärchef Colonel Kyemba (Robert DoQui). Um profitäre Interessen durchsetzen zu können, muss Kyemba sich zunächst der lästigen Guerilla unter deren Führer Jaunde (Henry Cele) entledigen, für die er jedoch eingeschworene Experten in Sachen Krieg, sprich: Söldner benötigt. Zusammen mit einem siebenköpfigen Team nimmt sich der gewissenlose Virelli (Peter Fonda) der Sache an. Für Virelli zählt nur, dass die Kasse stimmt, ansonsten besitzt er keinerlei Ideale. Anders als die beiden von ihm angeheuerten Freunde T.J. Christian (Reb Brown) und Cliff Taylor (Ron O'Neal): Diese lassen sich zwar zunächst kommentarlos einspannen, doch T.J. entdeckt sein Herz für die idealistische Krankenschwester Ruth (Joanna Weinberg), die die Rebellen mit Leib und Seele unterstützt. Auch in Jaunde findet T.J. einen durchaus sympathischen Vertreter für bessere Ziele. Er und Cliff stellen sich schließlich gegen Virelli und Kyemba, der mittlerweile einen Staatsstreich plant...

Söldner in Afrika geben seit Jack Cardiffs "The Mercenaries" stets einen dankbaren Topos im Actionfilm ab. So hat das Genre über die Jahrzehnte viele denkwürdige jener Sub-Beiräge hervorbringen können, darunter auch einige kleinere, weniger beachtete. Zu ebendiesen zählt auch der Exot "Mercenary Fighters", den die Cannon in ihrer späteren Phase vom Stapel ließ. Nicht unbedingt interessant nimmt sich bei diesem Film die wenig bemerkenswerte Inszenierung aus, sondern vielmehr die illustre Besetzung: Peter Fonda, dessen Stern sich um diese Zeit im Sinkflug befand und der des Öfteren für kleines Geld in Abschreibeproduktionen zu sehen war, spielt den leicht sadistisch veranlagten, vor allem jedoch völlig gewissenlosen Oberbösewicht Virelli, Robert Mitchums Ältester Jim ist als sein kaum minder schießwütiger Kumpan Wilson Jeffords an Bord. Allein diese ihren berühmten Vätern wie aus den gesichtern geschnittenen Charakterköpfe besorgen bereits die halbe Miete. Doch damit längst nicht genug: "Superfly" Ron O'Neal (ungebührlicherweise als 'O'Niel' kreditiert) ist der hero's best friend, ein Wiedersehen mit "Shaka Zulu" Henry Cele bringt diesen wiederum als patriotischen Partisanen. Schließlich der stets liebenswerte Muskelbär Reb Brown, zwischenzeitlich back from Italia, der sich Sly Stallones windschiefes Baller-Antlitz aus "Rambo: First Blood Part II" nahtlos zu eigen gemacht hatte und dies in nahezu jedem seiner Filme, so auch diesem hier, auszustellen pflegte. Brown ist gewiss kein guter Schauspieler, seine beeindruckende und zugleich liebenswerte Präsenz jedoch macht ihn immer wieder zum Gewinn. So auch in "Mercenary Fighters", in dem er dem beliebten Archetypen des sich vom Opportunisten zum Idealisten wandelnden good guy revisioniert, später, in einer die Grenzen der Albernheit rigoros durchbrechenden 7-Minuten-Szene gar die Erbfolge des sterbenden Rebellenführers antritt und die Fieslinge mit seinem Kumpel Superfly schlussendlich samt und sonders abserviert.
Ein unbedingter Schlager aus früheren Tagen und klassisches Achtziger-Genrekino zum Angewöhnen.

6/10

Cannon Riki Shelach Nissimoff Afrika Söldner Freundschaft


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AMEN. (Constantin Costa-Gavras/F, D, RO 2002)


"I see no other way to reach people's hearts."

Amen. (Der Stellvertreter) ~ F/D/RO 2002
Directed By: Constantin Costa-Gavras

Berlin, 1942: Als er infolge familiärer Beziehungen binnen kürzester Zeit zum Offizier der Waffen-SS aufsteigt, glaubt der ebenso naive wie christliche Ingenieur Kurt Gerstein (Ulrich Tukur) noch, dass seine Fortschritte in der Schädlingsmittelbekämpfung den Truppen an der Ostfront zugute kommen. Der mysteriöse "Doktor" (Ulrich Mühe) jedoch belehrt den Schockierten eines Besseren: Die Euthanasie, die systematische Ermordung geistig Behinderter, gehört ebenso zum verschleierten Nazi-Alltag wie die mittlerweile beschlossene "Endlösung der Judenfrage": Ganze Dynastien werden in Viehwagons gen Osten deportiert und dort im großindustrillen Maßstab und unter Verwendung des von Gerstein mitbeschafften Giftgases Zyklon B vernichtet. Hoffnung wähnt Gerstein beim schwedischen Botschafter (Justus von Dohányi) und bei der katholischen Kirche. Zum einen sollen die Alliierten über die Gaskammern und Krematorien in Kenntnis gesetzt werden, zum anderen versucht Gerstein mithilfe des idealistischen Jesuiten Riccardo Fontana (Matthieu Kassovitz), den Vatikan zu einer öffentlichen Verurteilung der Nazigräuel zu bewegen. Doch die allgemeine Angst vor Hitler überwiegt hier wie dort, niemand, am wenigsten Papst Pius XII (Marcel Iures), fühlt sich verantwortlich, bis zum Kriegsende Wesentliches zu unternehmen.

Back from Hollywood: Die von reichlich Arroganz gekennzeichnete katholische Praxis der Ignoranz und der Wahl des geringsten Widerstands angesichts der sich immer weiter auftürmenden Nazi-Verbrechen war bereits in dessen Veröffentlichungsjahr 1961 Thema von Rolf Hochhuths Stück "Der Stellvertreter". Ganze vierzig Jahre dauerte es bis zu dieser Verfilmung durch Costa-Gavras, zugleich der zweite Film des Regisseurs nach dem im besetzten Frankreich unter der Vichy-Regierung spielenden "Section Spéciale", der sich mit dem Nationalsozialismus der Weltkriegsjahre befasst. Weitaus weniger emotional als viele andere Holocaust-Dramen der letzten Jahrzehnte kommt "Amen." daher, lässt etwas den Blick für die Essenz von Hochhuths Drama vermissen und sucht viel mehr nach möglichen Erklärungen dafür, wie die Massenvernichtung der Juden im internationalen Spiegel solange "übersehen" werden konnte. Dem bekennenden Christen und SS-Offizier Kurt Gerstein, von Ulrich Tukur im Film als überaus liebenswerter Zeitgenosse interpretiert, dem ein widerständliches Herz unter den Blitz-Runen schlägt, gilt heute als einer der wichtigsten bekennenden Zeugen der Vernichtungspraktiken. Bevor man ihm nach Kriegsende in Paris den Prozess machen konnte, fand man Gerstein in seiner Zelle erhängt vor - Fremdeinwirkung nicht ausgeschlossen.
Hinzugedichtet sind der, obschon auf realen Vorbildern basierende, Charakter des Märtyrers Riccardo Fontana, Gersteins persönliche Beziehung mit dem in Stück und Film namenlos bleibenden 'Doktor' Josef Mengele (hier gespielt von Ulrich Mühe) wiewohl auch sein eindeutig als heroisch zu bezeichnendes Engagement gegen das Reich, dessen Widerspruch zu seiner beständigen Funktion als Obersturmführer im Film nicht zufriedenstellend aufgelöst wird. So ist Gersteins tatsächliches Wesen bis heute historisch nicht eindeutig festlegbar. Costa-Gavras gestattete sich bei aller sonstigen Ehrenwertigkeit des Projekts einige sicher vermeidbare Faux-pas: Zunächst finde ich es diskutabel, ob es bei einer zu knapp 90 Prozent deutschsprachigen Besetzung wirklich Not tat, als Originalsprache Englisch zu wählen, die Sprachkenntnisse des Regisseurs hin oder her. Ferner stellt sich mir die Frage, ob die permanent durch den Film rollenden Deportationszüge bewusst in die jeweils "falsche" Bildrichtung fahren (also leer von West nach Ost, voll von Ost nach West) oder ob dies inszenatorische Manier ist. Dem gehenüber stehen großartige Szenen wie etwa die, in der Riccardo versucht, die Kardinäle beim üppigen Frühstück von den ihm durch Gerstein geschilderten Naziverbrechen zu unterrichten und diese ganz untangiert weiterspeisen. Da schimmert dann wieder ganz der alte, starke Costa-Gavras hervor.

7/10

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LONE SURVIVOR (Peter Berg/USA 2013)


"No sky too high, no sea too rough, no muff too tough."

Lone Survivor ~ USA 2013
Directed By: Peter Berg

Afghanistan, Sommer 2005: Eine Navy-SEALS-Einheit hat den Auftrag, in der Provinz Kunar den Taliban-Kopf Ahmad Shah (Yousuf Azami) zu lokalisieren und unschädlich zu machen. Die vier SEALS Lutrell (Mark Wahlberg), Murphy (Taylor Kitsch), Dietz (Emile Hirsch) und Axelson (Ben Foster) stoßen ins Feindesgebiet vor, machen Shah tatsächlich ausfindig und treffen auf dem Berg auf drei Ziegenhirten (Nicholas Patel, Daniel Arroyo, Zarin Rahimi). Man entscheidet sich, sie gehen zu lassen - ein tödlicher Fehler. Als besonders nachteilig erweist sich zudem der der permanent gestörte Funkverkehr zur Basis. In Windeseile werden die Taliban benachrichtigt, die das Quartett prompt einkesseln und binnen weniger Stunden gnadenlos aufreiben. Einzig Lutrell gelingt schwer verletzt die Flucht. Ein afghanischer Dörfler versteckt ihn und verteidigt ihn gegen die heranrückenden Taliban, bis Lutrell endlich von der Kommandatur geborgen und gerade noch gerettet werden kann.

Ein höchst zwiespältiger Film, der über die Jahre sicherlich fairer wird beurteilt werden können. Formal ist Peter Berg mit "Lone Survivor" ein veritables Meisterwerk gelungen. Ich bin mit den Regiearbeiten Bergs bis auf wenige Ausnahmen infolge zumeist thematischen Desinteresses wenig vertraut und kann mir insofern kein umfassendes Urteil darüber bilden, wie sehr er sich mit "Lone Survivor" seinem kreativen Zenit annähert - die zwingende klaustrophobische Atmosphäre allerdings, mit der er sich der authentischen Ereignisse um die Operation "Red Wings" annimmt, vermag die Situation von Soldaten im Einsatz für den Zuschauer zumindest nachvollziehbar zu gestalten. Was da passierte und später von Marcus Lutrell (der sich im Film per Cameo die Ehre gibt) als Aufarbeitung seines Traumas in Buchform gepresst wurde, ist tatsächlich albtraumhaft und wird ebenso unkomfortabel auch von Berg wiedergegeben: Den Tod permanent vor Augen, von der endgültigen Verzweiflung nurmehr durch indoktrinierten Männlichkeitsglauben bewahrt, sausen den belagerten Soldaten die Projektile um die Ohren und treffen sie hier und da, so lange, bis sie ins Gras beißen.
Unabhängig von der ganz intimen Grauenhaftigkeit jener Ereignisse bleibt natürlich ihre Sinnhaftigkeit nebulös: "Lone Survivor" versteht sich vermutlich nicht als Werbefilm für die Navy, der Rahmen allerdings, in dem deren existenzielle Notwendigkeit, ihr eingeschworener Kameradschaftskodex (die Soldaten bezeichnen sich stets als "Brüder") und ihre sie zu Elitekämpfern stählende Ausbildung stilisiert werden, kann sich von eindeuztig tendenziösen Elementen nicht freisprechen. Zudem sollte man nie vergessen, dass Lutrell und seine tragischerweise verstorbenen Freunde Berufssoldaten sind bzw. waren, die sich freiwillig zum Bestandteil der Weltpolizei gemacht haben. Dies mag ihren Tod weder rechtfertigen noch beschönigen, es veranschaulicht jedoch - und dies "vermeidet" "Lone Survivor" geflissentlich zu erwähnen, seine traurige Sinnlosigkeit.

7/10

Peter Berg period piece Afghanistan Militär Historie Freundschaft


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LA GRANDE VADROUILLE (Gérard Oury/F, UK 1966)


Zitat entfällt.

La Grande Vadrouille (Drei Bruchpiloten in Paris) ~ F/UK 1966
Directed By: Gérard Oury

Im Zweiten Weltkrieg: Eine Maschine der Royal Air Force verirrt sich im kontinentalen Nebel und geht kurz hinter dem besetzten Paris zu Boden. Die drei Piloten Reginald (Terry-Thomas), MacIntosh (Mike Marshall) und Cunningham (Claudio Brook) können sich retten, ziehen jedoch die unbescholtenen Bürger Bouvet (Bourvil), einen Malermeister, sowie den Operndirigenten Lefort (Louis de Funès) in den Schlammassel hinein. Dem Quintett bleibt keine andere Wahl, als vor dem übereifrigen Wehrmachtsoffizier Achbach (Benno Sterzenbach) in die Südzone zu fliehen. Dabei sind allerlei Schliche, Verkleidungskünste und vor allem die Unterstützung diverser Résistance-Sympathisanten gefragt.

Eine sympathische, freundliche Komödie, in der herzhaft über den zugekniffenen, postpreußischen Kommisskopp, wie man ihn der Wehrmacht so gern symbolisch andichtet, gelacht werden darf - und soll. Gestapo und SS kommen nur hier und da mal ins Spiel, wobei irgendeine, für den Film zweitrangige "Führungsperson" (Helmuth Schneider) ständig Farbe oder andere Dinge über den Balg geschüttet bekommt. Unter Helm und Hut sind neben Sterzenbach auch Reinhard Kolldehoff und Sieghardt Rupp vertreten. Die primären Stars und Protagonisten aber sind natürlich Bourvil und de Funès, die Laurel und Hardy gleich durch ihre humoristischen Stärken und somit Gegensätze ein ideales Paar abgeben: Bourvil ist der etwas tränige, heulsusige Typ, derweil de Funès wie üblich den opportunistischen Choleriker gibt. Unpassenderweise sind die beiden auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen und schlagen sich mehr schlecht als recht durch die Provinz, stets auf den Witz der drei Tommys oder den anderer, äußerer Hilfskräfte angewiesen, die ihnen Weg und Ordnung weisen. Dass selbstverständlich nicht mit Kanonen, sondern mit reifen Kürbissen und Calvados gegen die Nazis vorgegangen wird, versteht sich in diesem ansonsten überaus braven Spaß von selbst.

8/10

Gérard Oury WWII Paris Frankreich Widerstand Freundschaft Vichy-Frankreich


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BETWEEN HEAVEN AND HELL (Richard Fleischer/USA 1956)


"You've been doin' more for me than you can imagine."

Between Heaven And Hell (Feuertaufe) ~ USA 1956
Directed By: Richard Fleischer

Mit seinem Einzug gegen die Japaner beginnt für Sam Gifford (Robert Wagner), einem jungen, dafür aber umso hochnäsigeren, arroganten, Baumwollprinz aus dem Süden, für den einzig die familiäre Herkunft über Wohl und Wehe von jedermann entscheidet, eine schmerzhafte Bewusstseinswerdung. Sein ihm vorgesetzter Offizier und zugleich sein Schwiegervater, der liebenswerte Colonel Cousins (Robert Keith), fällt während einer Routine-Expedition und Sam bleiben ausgerechnet seine drei daheim stets abschätzig von ihm behandelten Pflücker (Harvey Lembeck, L.Q. Jones, Skip Homeier) als Vertraute und beste Freunde. Als diese allesamt versehentlich von seinem heimischen Kompagnon, Lt. Mosby (Tod Andrews), erschossen werden, schlägt Gifford diesen fast tot. Zur Strafe erhält er die Wahl zwischen Militärgefängnis und dem verlotterten Bataillon des schwer gestörten Captain Grimes (Broderick Crawford). Hier findet er in dem Gefreiten Crawford (Buddy Ebsen), zu Haus ebenfalls ein einfacher Arbeiter, einen neuen guten Freund.

Viel an komplexer Charakterisierung und entsprechend differenzierungsbedürftiger Darstellung lastet hier auf den schmalen Schultern des noch jungen Robert Wagner - möglicherweise mehr, als er zu stemmen befähigt war. Dabei ist die Thematik - eine Projektion der gesellschaftlichen Verhältnisse aus der Heimat auf das Kriegsszenario im Südpazifik - bestimmt von einiger IRelevanz. Als Millionenerbe hat Sam Gifford, eine eigentlich sympathische, junge Südstaatenherrschaft, einige Not damit, seinen Laden am laufen zu halten; die Ernte will nicht ordentlich eingefahren werden, möglicherweise haben die zusätzlich überfordert scheinenden Pflückerfamilien auch noch nicht den rechten Respekt vor dem Nachwuchs-Patriarchen, der sich und seine Welt noch hundert Jahre in der Vergangenheit zu wähnen scheint. Entsprechend schroff und ungerecht sein herabwürdigender Umgang mit der Arbeiterschaft. Erst an der Front entdeckt Gifford als Platoon Sergeant die Menschen hinter ihrem Geburtsstand und die unumgängliche Wahrheit, dass man sich häufig eher auf einen Arbeiter denn auf einen vornehmen Vorgesetzten verlassen kann. Die schrecklichen Ereignisse, derer er Zeuge wird, verursachen schließlich ein schweres Nervenleiden bei Gifford, der seiner möglichen Zukunft in dem psychisch längst entgleisten Grimes ansichtig wird. Einzig der wiederum eher simpel gestrickte Crawford ist hinreichend befähigt, Gifford wieder aufzubauen und ihn zu einer letzten Heldentat zu motivieren.
Wie die allermeisten während des silver age Hollywoods tätigen Filmemacher war offensichtlich auch Richard Fleischer dazu angehalten, seinen einen, aufwändigen Kriegsfilm abzuliefern - so geschehen mit "Between Heaven And Hell" (fünfzehn Jahre später folgte noch die japanische Coproduktion "Tora! Tora! Tora!" mit Kinji Fukasaku).
Damit ist ihm ein gutes, wenngleich nicht sonderlich hervorstechendes Exempel für die Genreproduktionen jener Phase geglückt. Die dramaturgischen Schemata, mit denen zu Werke gegangen wurde sind gewohnt durchsichtig: Im Mittelpunkt steht ein etwas zerkratzter Heldencharakter, der, wenngleich nicht unproblematisch, dem US-Marine-Corps alles andere als Schande macht. Es gibt labilere Zeitgenossen, die dem Druck des ständige Belagerungszustandes nicht standhalten, inkompetente bis verrückte Vorgesetzte, den gesichtslosen und perfide vorgehenden Feind. Daraus lässt sich mit mehr oder weniger heißer Nadel ein mindestens solides Genrestück stricken, das sich, zeitbedingt unumgänglich - das Kriegsende lag immerhin gerade fünfzehn Jahre zurück -, nicht ganz zwischen Anklage und Eloge zu entscheiden weiß. Den letzten Schubs kann in solchen Fällen zumeist nur die Tragfähigkeit der Inszenierung liefern und mit Fleischer hatte man den richtigen Mann zur rechten Zeit auf dem Stuhl.

8/10

Richard Fleischer Standesdünkel Südstaaten WWII period piece Pazifikkrieg Freundschaft


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THE FOUR HORSEMEN OF THE APOCALYPSE (Vincente Minnelli/USA 1962)


"I'm doing what you wanted me to, father. See?"

The Four Horsemen Of The Apocalypse (Die vier apokalyptischen Reiter) ~ USA 1962
Directed By: Vincente Minnelli

Argentinien in den dreißiger Jahren: Der lebenslustige alte Patriarch Madariaga (Lee J. Cobb) ist Großvater zweier vervetterter Enkel, auf die er jeweils besonders stolz ist: Julio Desnoyers (Glenn Ford), dessen Vater Marcelo (Charles Boyer) gebürtiger Franzose ist und Heinrich von Hartrott (Karlheinz Böhm) mit seinem deutschstämmigen Vater Karl (Paul Lukas). Die politische Situation in Europa zerbricht die Familie und führt den Kummertod des Großvaters herbei: Die von Hartrotts bekennen sich als deren unumwunden rekrutierte Mitglieder zu den Nazis, während die Desnoyers nach Paris gehen. Heinrich wird Offizier bei der Waffen-SS, Karl geht zur Wehrmacht. Nach der Besetzung trifft man sich in Paris wieder. Hier lernt Julio auch Marguerite (Ingrid Thulin) kennen, die Gattin des linken Aktivisten Etienne Laurier (Paul Henreid). Als Etienne zur Front gezogen wird, ist der Weg zu Marguerite frei. Julios kleine Schwester Chi Chi (Yvette Mimieux) schließt sich derweil der Résistance an und bezahlt ihr Engagement mit dem Leben. Der wiedergekehrte Etienne erfährt von der Affäre Julios und Marguerites, leitet jedoch trotzdem den Pariser Widerstand. Der sich stets neutral gebende Julio kann bald nicht mehr anders als selbst zur Résistance zu gehen, was den Nazis und auch Vetter und Onkel bald gewahr wird. Julios letzter Auftrag führt ihn zu Heinrich und geradewegs in den Märtyrertod.

Ibáñezs berühmter, 1916 erschienener Roman spielt eigentlich vor dem historischen Hintergrund des Ersten Weltkriegs und verortet auch die personelle Struktur geflissentlich anders. Für diese bereits zweite Verfilmung (nach einer ersten, zeitgenössischen von Rex Ingram) wurde die Geschichte der zersplitternden Familie variiert und dem in dramatischer Hinsicht vielleicht dankbareren Szenario des Zweiten Weltkriegs anheim gestellt. "The Four Horsemen Of The Apocalypse" wird dabei zu einer Art episierter "Casablanca"-Variation mit erstaunlichen Parallelen: Es gibt den Opportunisten und Lebemann, der sich mit der Weltlage abfindet und zum eigenen Vorteil unter Umständen auch mit den Nazis kollaborieren würde, bis er seine wahre Bestimmung entdeckt; es gibt den unerschütterlichen, emotional jedoch weichen Widerständler, dessen Aktivitäten auf grundsolidem Idealismus fußen und dem Feind empfindliche Schlappen zufügen und es gibt schließlich die Frau, die beide lieben, die intellektuell von den humanistischen Werten des Einen eingenommen ist, erotisch jedoch dem eher schurkisch gezeichneten Libertin verfällt. Nicht zuletzt der doppelte Einsatz von Paul Henreid, der seine zwanzig Jahre zuvor gespielte Rolle hier nochmal revisioniert, lässt dem Zuschauer die inhaltliche Nähe beider Filme unumwunden aufleuchten; rein zufällig wird die Herzensdame auch gleich nocheinmal von einer schwedischen Kino-Schönheit gespielt.
Natürlich ist Minnellis der breitere, Aufsehen erregendere, opulentere. Von MGM ganz offensichtlich als großes Prestige-Projekt mit deutlichem Augenzwinkern zur Kritiker- und Preissektion hin angelegt, gibt es fantastische Bilder von Paris, dem Bürger-Exodus, als bekannt wird, dass die Nazis auf dem Vormarsch sind und auch von der Okkupation selbst. Hier leistet der Film geradezu Meisterliches. Die Familien- und Liebesgeschichte sowie auch Julios Wandlung hin zum Vorkämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit entbehren dann nicht einer klaren Camp-Note. In diesen intimeren Szenen erweist sich Minnelli als durchaus vernunftbegabter Regisseur, wenn er sich unmissverständlich darüber klar zu sein scheint, dass Script und Besatzung gewisse Klischees geradezu provozieren. Ergo inszeniert er sie gerade so, wie es eben angemessen ist. Ingrid Thulin ist atemberaubend und mit all ihrer Grandezza das größte darstellerische Plus des Films. Der Rest der Besetzung, mit Ausnahme von Böhm und Mimieux, ist deutlich zu alt für ihre Rollen. Glenn Ford, damals bereits stolze 46, als jungenhaften, politisch ungeprägten latin lover einzusetzen muss das Resultat einer verlorenen Wette gewesen sein; Paul Henreid mit noch steileren 54 wäre von jeder Front als Methusalixchen gleich wieder heimgeschickt worden, Paul Lukas schließlich, rekorverdächtige 71, ist selbst für einen silbermellierten Wehrmachtsoffizier zwei, drei Wochen zu betagt. Doch was soll's - Minnellis Film macht Freude, er ist schön, ausschweifend und scheitert auf eine mehr als charmante Art in seinem Bestreben, großes Weltdrama zu präsentieren.

6/10

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FRANKENSTEIN'S ARMY (Richard Raaphorst/NL, CZ, USA 2013)


"Men will be more efficient if they have hammers and screwdrivers instead of fingers."

Frankenstein's Army ~ NL/CZ/USA 2013
Directed By: Richard Raaphorst

Ostpreußen, Frühjahr 1945: Die Rote Armee befindet sich auf dem Vormarsch gegen die versporengten Reste der Wehrmachtsbesatzer. Ein kleines Batallion wird auf seinem Weg nach Westen von dem Dokumentaristen Dimitri (Alexander Mercury) begleitet, der im Auftrag von Stalin höchstpersönlich mit einer Handkamera Wesentliches festhält. Das Notsignal einer anderen russischen Abteilung lockt die Gruppe zu einem Dörfchen, das zunächst verlassen scheint. Bald jedoch erscheinen die ersten, monströsen Kreaturen: Biomechanische Zombies mit furchtbaren Waffen anstelle von Extremitäten oder Köpfen, die auf die Russen Jagd machen und kaum aufzuhalten sind. Sie alle stammen aus einem geheimen Labor, in dem niemand Geringerer als Dr. Frankensteins Enkel Viktor (Karel Roden) unaussprechliche Experimente im Auftrag der Heeresleitung durchführt.

Eine flotte Idee, die Richard Raaphorsts wundervoll abseitigem Film zugrunde liegt: Der gotteslästerliche Geist Viktor Frankensteins lebt in seinem noch geisteskrankeren, jedoch wissenschaftlich kaum minder gesalbtem Enkel fort und bahnt sich im Auftrage des Führers seinen furchtbaren Weg durch die Wirren des Deutsch-Russischen Krieges.
Zudem bedient sich Raaphorst des, gemessen an der handlungstragenden Zeitperiode zunächst gewagt scheinenden Found-Footage-Stils (mit durchwchsenem bis streitbarem Resultat) und verpasst seinem bösen Märchen ein computerspielartiges Finish, das, soweit ich als Laie dies überhaupt beurteilen kann, an die Ästhetik diverser Ego Shooter der letzten zwei Jahrzehnte angelehnt ist.
Heraus kommt liebenswert-geschmackloser Pulp, der mit seinen teils wirklich ausgefallenen Monsterschöpfungen (einen Zombiesoldaten mit Flugzeugpropellerkopf gibt's da oder einen Teddybären mit Frauenkopf zudem Einiges von dem Geist früherer Groschenroman-Serien wie "Larry Brent" konserviert. Raaphorst, der, zusammen mit Tom Six wohl so eine Art niederländisches duo infernale des neo-pathologischen Genrekinos bildet, muss hier und da schon darauf achten, dass er selbst nicht in unter all seinen Leichenteilen und Gedärmen ersäuft, schafft dies aber am Ende mit einiger Bravour und kreiert somit einen beachtlichen kleinen Genrebeitrag.

7/10

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MISSION KILL (David Winters/USA 1986)


"Sempfer fidelis, Harry. Semper fidelis."

Mission Kill (Mission Cobra) ~ USA 1986
Directed By: David Winters

Nur durch Zufall wird der Sprengstoffexperte und Vietnam-Veteran J.F. Cooper (Robert Ginty) in die Revolutionswirren der mittelamerikanischen Bananenrepublik Santa Maria hineingezogen: Er begleitet seinen alten Freund Harry (Cameron Mitchell), der den Guerilleros als Trucker eine LKW-Landung Waffen bringen soll. Doch J.F. und Harry werden kaum dass sie die Grenze passiert haben, von dem Waffenhändler Kennedy (Clement St. George) überfallen, wobei Harry zu Tode kommt. J.F. schwört Rache, gerät wiederum an die Guerilleros und tut sich mit ihnen zusammen. Während der Journalist Bingo Thomas (Sandy Baron) J.F. zu einem amerikanischen "Robin Hood" aufbläht, landen er und die Revolutionäre einige strategische Erfolge. Am Ende werden sie jedoch von einem der Ihren (Jorge Reynoso) verraten und komplett aufgerieben. Nun bleibt J.F. nichts anderes als der finale Schlag gegen Neudiktator Borghini (Henry Darrow). Doch dessen Gattin (Merete van Kamp) steht bereits in den Startlöchern zur Macht.

Hier und da begab sich der reaktionäre Actionfilm der mittleren und späteren achtziger Jahre häufiger an aktuelle Nebenschauplätze wie Mittelamerika oder die Karibik, wo es in Ministaaten wie Grenada, Nicaragua oder El Salvador permanent brodelte und US-Militärberater nebst inoffiziell geschalteter Subventionen irgendwelche Juntachefs zu Marionetten der Reagan-Regierung im Norden heranzogen. Die hierzu im Film "verwendeten" Kleinstrepubliken waren jedoch in der Regel fiktiver Natur (mit dem geographisch sehr viel weiter entfernten Nahen Osten tat man sich da bezeichnenderweise weniger schwer).
Freilich arbeitet J.F. Cooper (ja, der heißt wirklich so) weniger für außenpolitische Ideale denn auf eigene Rechnung. "Auf welcher Seite der Revolution stand sie?" fragt er traurig seine neuen Genossen, als er wie weiland Lee Marvin in "The Big Red One" ein totes Kind als Versinnbildlichung des Kriegsgeschwürs auf den Armen trägt. Was die beiden gegnerischen Seiten eigentlich wollen; wofür sie kämpfen, bleibt dann auch eher nebulös. Es lässt sich davon ausgehen, dass El Presidente Ariban (Eduardo López Rojas), der Exekutionen politischer Gefangener und kleine Mädchen mag, ein Putschist mit pseudokommunistischem Hintergrund ist, derweil die Männer des Rebellen Juan (Jorge Zepeda) wohl einen funktionalen Neo-Sozialismus etablieren wollen. Dass solcherlei schonmal gar nicht ohne den erfahrenen, militärstrategischen Impact eines US-Kriegers zu bewältigen ist, muss man dem Film schon glauben. Dass aber selbst der große blonde Gringo nichts gegen Verräter aus den eigenen Reihen auszurichten vermag, ist eine bittere Pille für alle Beteiligten. Die Revolution muss am Ende scheitern; ihre schöne, kalte Erbin jedoch wartet bereits.

6/10

David Winters Mittelamerika Revolution Guerilla Freundschaft Rache


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ZIVOT I SMRT PORNO BANDE (Mladen Djordjevic/SRB 2009)


Zitat entfällt.

Zivot I Smrt Porno Bande (Leben & Tod einer Pornobande) ~ SRB 2009
Directed By: Mladen Djordjevic

Belgrad, 2001: Der sympathische Filmkünstler Marko (Mihajlo Jovanovic) bekommt kein Bein auf die Erde. Seine ambitionierten Vorstöße in den Bereich der Pornographie werden von seinem Produzenten Cane (Srdjan Miletic) als kommerziell untragbar zurückgewiesen. Also versucht er sich mit einigen Freunden aus der drogeninfizierten Undergroundszene an Porno-Cabaret, doch auch dies vergrätzt das Publikum und Cane, dem Marko mittlerweile eine gesalzene Summe Geld schuldet. Als "Pornobande" macht sich die Clique auf in die Provinz, wo man mit sozialkritisch-koitalem Improvisationstheater vor Dörflern und Bauern auftritt, jedoch rasch wiederum aneckt und einen üblen Ruf erwirbt. Alsbald macht Marko die Bekanntschaft des Snuff-Produzenten Franz (n.n.), der ihm willfährige Opfer verschafft, die sich vor der Kamera abschlachten lassen. Die entsprechende Sinnkrise der Gruppe lässt nicht lang auf sich warten, ebensowenig wie Krankheit, Tod und Wahnsinn.

Der damals etwa zeitgleich zu Srdjan Spasojevics "Srpski Film" entstandene, kaum minder skandalös aufgenomme "Zivot I Smrt Porno Bande" schlägt jenen in den meisten Kategorien recht anstandslos. Djordjevics Film ist noch sehr viel eindeutiger als Sozialparabel identifizierbar, trotz seiner teils schwer erträglichen, extrem real anmutenden Bilder von einer großen Zärtlichkeit für seine durchweg zum Sterben verdammten Figuren geprägt und dementsprechend nachhaltig zupackend. Markos Trip durch das serbische Hinterland steht symbolisch für einen Reise in das verfinsterte Herz einer gebrochenen Nation. Man begegnet, in ebendieser Reihenfolge: Missverstandenen, Ausgestoßenen, Kriegstraumatisierten, Strahlenopfern. Das, was die ohnehin vorgeschädigten Freunde an inneren und äußeren Extremen durchmachen müssen, wird, analog zu diesem verkrüppelten Humaninventar, mehr und mehr bizarr; von halluzinogenen Drogentrips über Epiphanien, Suizid und Seuche bis hin zu grün leuchtenden Rindern reicht die Bandbreite ihrer Erlebnisse, man verwandelt sich von ohnehin mental Aussätzigen immer mehr zu einer Art archaischer Gauklertruppe, deren Engagements sich um des schwindenden Selbstrettungsbedürfnis' Willen zunehmend pathologischer ausnehmen. Schuldgefühle, psychischer und physischer Zerfall gewinnen schließlich die vollständige Übermacht; Thanatos übertrumpft Eros - wie Marko es uns gleich zu Beginn ankündigt.
Dabei könnte die Vorarbeit hinreichender gar nicht geleistet worden sein: Der zweite apokalyptische Reiter hat das Land und die Seelen seiner Bewohner längst ausgehöhlt.

9/10

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THE GRAND BUDAPEST HOTEL (Wes Anderson/USA, D 2014)


"Did he just throw my cat out of the window?"

The Grand Budapest Hotel ~ USA/D 2014
Directed By: Wes Anderson

Die Geschichte einer Geschichte einer Geschichte: Im krisengeschüttelten Jahrzehnt der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts stellt das altehrwürdige "Grand Budapest Hotel", errichtet über dem in den Sudeten gelegenen Bergdorf Nebelbad, das zu dem Staat Zubrowka gehört, eine Institution feinkultureller europäischer Gastfreundlichkeit dar. Hier freundet sich der besonders bei alternden Damen beliebte Concierge Gustave (Ralph Fiennes) mit dem neuen Lobbyboy Zero Moustafa (Tony Revolori) an. Auf die beiden wartet eine haarsträubende Geschichte: Gustaves ehemalige Gönnerin Madame D. (Tilda Swinton) verstirbt und hinterlässt ihrem Galan ein wertvolle Gemälde ("Jüngling mit Apfel" von Johannes van Hoytl, dem Jüngeren), ganz zum Unwillen von D.s Sohn Dmitri (Adrien Brody), einem ordinären, gierigen Lumpen. Eine von diesem angezettelte Verschwörung bringt Gustave zunächst ins Gefängnis und, nach dessen Befreiung, in noch größere Nöte, als der von Dmitri gedungene Killer Jopling (Willem Dafoe) sich zu ihm und Zero vorarbeitet.

Gelobt sei, was sich bewährt hat: Diese nämlich gewohnt irre Farce von Wes Anderson befasst sich auf liebevolle Weise mit europäischen Kulturheiligtümern und wirft sie in den fabuländischen Schmelztiegel des verschmitzten Texaners, um hernach ein mit dessen typischen Spielereien veredeltes Kino-Wundertütchen zu servieren. Anderson liebt seine 90- und 180-Grad-Schwenks, seine ernsten Mienen, strengen Symmetrien nebst von höchster Zwanghaftigkeit geprägten Objekt- und Personenanordnungen und ich stelle mich da ganz auf seine Seite, denn ich finde seine Ästhetik, mit Verlaub, höchst durchschaubar.
Dabei ist "The Grand Budapest Hotel" von einer pittoresken Kunstfertigkeit, die, ebenfalls mit Verlaub, allerhöchsten Ansprüchen genügt; eine Reise in eine Parallelhistorie, in der die SS zur ZZ wird, ansonsten aber vieles so ähnlich geschah wie hier, auf Erde I. In Andersons Mosaik gibt es k.u.k.-Relikte, ein noch mondänes Osteuropa in seinen Endzügen, Babelsberg (wo Anderson gefilmt hat), Caspar David Friedrich, Stefan Zweig, Thomas Mann, Brueghel, Faschismus, Resnais, Pralinen, Männerparfüm und edlen Champagner, alles fraglos pulverisiert durch den Weltkriegswahn. Seinen unterschiedlichen Zeitepochen (derer es viere gibt) illustriert Anderson mittels unterschiedlicher Bildformate und ihm steht eine Starbesetzung zur Verfügung wie er eine solch umfassende bislang nicht gehabt haben dürfte. Absoluter Perfektionismus in makelloser Perfektion.

10/10

Wes Anderson Gefängnis Hotel Freundschaft Erwachsenenmärchen Groteske





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Funxton

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