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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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STORY OF G.I. JOE (William A. Wellman/USA 1945)


"Tonight I dream in Technicolor."

Story Of G.I. Joe (Schlachtgewitter am Monte Cassino) ~ USA 1945
Directed By: William A. Wellman

Der Kriegsberichterstatter Ernie Pyle (Burgess Meredith) begleitet im Zweiten Weltkrieg Infanteristen in Nordafrika und Italien. Besonders den Männern der C-Kompanie der 18. Infanterie-Division unter Captain Walker (Robert Mitchum) fühlt sich Pyle freundschaftlich zugetan und er schließt sich ihnen immer wieder an. Dabei erlebt Pyle ebenso schöne (bei einer Heirat inmitten einer zerbombten Stadt fungiert er als Trauzeuge) wie traurige (die sukzessive Dezimierung der Einheit) Momente.

"Story Of G.I. Joe", einer der ersten Filme über den Zweiten Weltkrieg gänzlich ohne propagandistische Intentionen, trägt trotz seines Herkunftslandes unverkennbar neorealistische Züge. Russell Metty überträgt die ungeschönten, schmutzigen Eindrücke des menschenverachtenden Kriegsgeschehens in eine klare, poetische Bildsprache und entspricht damit exakt dem literarischen Impetus Ernie Pyles, aus dessen Perspektive der Film berichtet. Für den kleinen, intellektuellen Autoren Pyle ist das, was das Frontgeschehen ihm offenbart, mitunter nur schwer zu ertragen. Immerhin hat er den Vorteil, zwischenzeitlich aussteigen und pausieren zu können, wenn es ihm zu viel wird - die Männer von der 18. können das nicht. Dennoch schätzen sie Pyle, und er sie - wenn auch aus recht unterschiedlichen Motivlagen heraus. Für Pyle avancieren die Soldaten zu einer Art Ersatzsöhne, denen er Zuspruch spendet und für die er an Heiligabend im verregneten Unterstand ein kleines Festmahl organisiert. Die Soldaten akzeptieren und lieben derweil seine kauzige Art. Aus dieser merkwürdig symbiotischen Beziehung macht Wellman einen der unheroischsten, poetischsten Kriegsfilme, die in den USA entstanden sind, auf einer Stufe stehend mit "The Deer Hunter" und "The Thin Red Line".

9/10

William A. Wellman Italien WWII


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THE ALAMO (John Lee Hancock/USA 2004)


"It's amazing what a little harmony will do."

The Alamo ~ USA 2004
Directed By: John Lee Hancock

Im Frühjahr 1836 bedroht der mexikanische General Santa Anna (Emilio Echevarría), der sich selbst gern als 'Napoleon des Westens' betrachtet, die werdende Republik Texas. Zwischen ihm und dem Norden befindet sich als symbolische Bastion allerdings noch das Fort Alamo, das von dem Militärkarrieristen Travis (Patrick Wilson), dem knochenharten Milizenführer Jim Bowie (Jason Patric) und dem legendären trapper Davy Crockett (Billy Bob Thornton) sowie deren Männern gehalten wird. Vergeblich warten sie auf die Unterstützung von dem weiter nördlich lagernden Sam Houston (Dennis Quaid), der weiß, dass Alamo im Grunde bereits verloren ist und Santa Anna schließlich auf übersichtlicherem Terrain besiegt.

John Waynes ehrgeiziges Projekt "The Alamo" hat seine Meriten, keine Fragen. Und diese sind sicherlich auch berechtigt. Im Prinzip bildet John Lee Hancocks 04er-Verfilmung der Ereignisse um das berühmte Fort im Direktvergleich - wenngleich nichzt das interessantere - so doch das gelungenere, weil gelassenere, entspanntere Werk. Den geschichtsklitternden Heroismus Waynes spart Hancocks Film zumindest teilweise aus, wenngleich auch er die drei Helden des Forts, insbesondere den von Thornton gespielten Davy Crockett, ebenso wie der alte Film als kantige Sympathieträger zeichnet. Ansonsten zehrt "The Alamo" von seinen ausladenden, vitalen Bildern, die ihn zu einem im klassischen Sinne schönen, ungemein ästhetischen Film machen, dessen anachronistische Entstehung angesichts seines vorhersehbaren kommerziellen Scheiterns inmitten einer an maßloser Geschwindigkeit und Oberflächeneffekten krankenden Ära umso seltsamer anmutet.

9/10

John Lee Hancock period piece Historie Texas Mexiko Freundschaft Belagerung


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WAR AND PEACE (King Vidor/USA, I 1956)


"I have sinned, Lord, but I have several excellent excuses."

War And Peace (Krieg und Frieden) ~ USA 1956
Directed By: King Vidor

Moskau zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Während Napoleon (Herbert Lom) dabei ist, seinen sich später als katastrophaler Fehlschlag erweisenden Russlandfeldzug vorzubereiten, ahnt die altehrwürdige Aristokratie noch nichts von den künftigen Enbehrungen. Der linkische Pierre Besúchow (Henry Fonda), ein ebenso pazifistischer wie leichtlebiger Intellektueller, heimlich in Natáscha (Audrey Hepburn), die jüngste Tochter des Grafen Rostów (Barry Jones) verliebt. Diese jedoch erlebt ihre romantische Erweckung erst später, als sie während eines Jagdausfluges zufällig Pierres alten Freund, den verwitweten Offizier Andrej Bolkónski (Mel Ferrer) kennenlernt. Andrejs standesbedachter Vater (Wilfred Lawson), ist gegen eine überhastete Heirat und erwartet, dass Andrej zunächst ein Jahr im diplomatischen Außendienst tätig wird. Tatsächlich lässt sich Natáscha während dieser Zeit von dem verruchten Anatól Kurágin (Vittorio Gassman) freien, wovon Andrej im Feld erfährt und Natáscha daraufhin verlässt. Die Schlacht von Borodino fordert derweil viele Opfer, darunter auch Andrej, der schwer verletzt wird. Die Rostóws müssen bald darauf ihr innenstädtisches Haus verlassen und aufs Land flüchten. Natáscha begegnet Andrej wieder, der ihr verzeiht und sich von ihr pflegen lässt, jedoch nicht mehr lang am Leben bleibt. Pierre gerät in französische Gefangenschaft, aus der er ausgerechnet von seinem alten Rivalen Dólochow (Helmut Dantine) befreit werden kann. In der Ruine des rostówschen Anwesens begegnen sich Pierre und Natáscha schließlich wieder, bereit, endlich ein gemeinsames Leben zu beginnen.

Weniger eine adäquate Tolstoi-Adaption als vielmehr ein grandioses Kräftemessen von Hollywod und Cinecittà. Nur die Besten und Größten ihrer Zunft vereinten sich hinter und vor der Kamera für dieses ausgemachte Prestige-Projekt: Carlo Ponti und Dino De Laurentiis wagten eine einzigartige Produzentenehe, die Paramount sprang für den internationalen Verleih ein, Stab und Besetzung vereinten jeweils internationale Fachgrößen mit ausgemachter Hollywood-Grandezza an der Spitze. Als Selznick und die MGM, die sich ebenfalls mit dem Gedanken trugen, Tolstois opus magnum glamourös aufzubereiten, erfuhren, dass die damals auf ihrem Karrierehöhepunkt befindliche Audrey Hepburn für die weibliche Hauptrolle unter Vertrag stand, gaben sie angeblich schleunigst klein bei.
Sechs Millionen Dollar wurden für den Film verpulvert und davon ist, wie es so schön heißt, jeder einzelne Cent sichtbar. Erlesene Ausstattungsgegenstände, Interieurs und Kostüme, gewaltige Statistenaufmärsche, Ball- und Schlachtenszenen von ausgemachtem Pomp: primär und besonders ist "War And Peace" eine opulentes Festmahl fürs Auge, das seine romantischen (Sub-)Kontingente wohlweislich ganz obenanstellt, um aus dem personenreichen Gesellschaftsstück einen Schmachtfetzen von internationaler Erfolgsgarantie zu formen. Mit vollstem Erfolg; Audrey Hepburn, tatsächlich bezaubernd wie eh und je, trägt das Epos auf federleichte Weise, die traurigen Krieger Ferrer und Fonda, sich ihrer untergeordneten Funktion durchaus bewusst scheinend, dienen ihr vornehmlich als Stichwortgeber und ist sie einmal nicht leinwandpräsent, so sehnt man sich gleich ihre nächste Szene herbei. Weitere Rollengeschenke finden sich - natürlich - für Herbert Lom, der einen fabelhaften Napoleon vorstellt, Oscar Homolka als weisen russischen Feldmarschall und Wilfrid Lawson als misanthropisch angehauchten Knauseradligen. Vielleicht in all seiner überstürzten Selbstpräsentation etwas zu naiv, ist "War And Peace" in der Hauptsache etwas für Apologeten des leicht größenwahnsinnigen, monumentalen Silver-Age-Hollywood. Diese allerdings dürften sich immer wieder aufs Neue verlieben.

9/10

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THE YEAR OF LIVING DANGEROUSLY (Peter Weir/AU, USA 1982)


"Starvation is a great aphrodisiac."

The Year Of Living Dangerously (Ein Jahr in der Hölle) ~ AU/USA 1982
Directed By: Peter Weir

Indonesien, 1965: In den sich zuspitzenden Spannungssituation um den drohenden Staatsstreich des kommunistischen Diktators Sukarno (Mike Emperio) muss sich der junge australische Journalist Guy Hamilton (Mel Gibson) in Jakarta zurechtfinden. Dabei hilft ihm vornehmlich der kleinwüchsige einheimische Fotograf Billy Kwan (Linda Hunt), der Hamilton zur Seite gestellt wird und ihm etwas von der wütenden Stimmung der unter Misstrauen, Armut und Korruption leidenden Bevölkerung vermitteln kann. Er macht Guy zudem mit der britischen Diplomatin Jill (Sigourney Weaver) bekannt – der Beginn einer stürmischen Affäre. Als die Kommunisten nach einer riesigen Waffenlieferung, über die Guy nach einer vertraulichen Information Jills berichtet, putschen, fühlen sich seine Freunde hintergangen. Ein politischer Verzweiflungsakt Billys zieht dessen Ermordung durch systemtreue Soldaten nach sich; Guy wird schwer verletzt und der künftige islamische Diktator Suharto dirigiert einen Gegenputsch. Schließlich muss sich Guy zwischen beruflicher Integrität und persönlichem Glück entscheiden.

Eines von Weirs früheren Meisterwerken, das zunächst in mancherlei Hinsicht befremdlich wirkt, bereits früh im Laufe seiner Erzählzeit jedoch einen geradezu magisch anmutenden atmosphärischen Sog entwickelt. Die Ambition des Films, Indonesien als Drittwelt-Land unter einem durch kontrastierende politische Kräfte ächzenden Umbruch zu porträtieren und durch eine zwar engagierte, in ihrem Bemühen um berufliche Objektivität letztlich jedoch zwangsläufig opportune Westperspektive begreifbar zu machen, dürfte als beispielhaft gelten. Hinzu kommt Linda Hunts tief ins Mark treffende Darstellung des (männlichen!) kunstbeflissenen Intellektuellen, dem als eine Art Hofnarr zunächst noch sämtliche Türen in den Sphären der Macht offen stehen, der infolge einer späten Erkenntnis der wahren Gewaltverhältnisse und des darauf folgenden, Aufbegehrens den eigenen Tod bereitwillig in Kauf nimmt. Ein majestätischer, mitreißender Film, der durch Maurice Jarres Traummusik in seiner kompromisslosen Wirksamkeit noch zugespitzt wird.

9/10

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THE NAKED AND THE DEAD (Raoul Walsh/USA 1958)


"I hate everything which is not in myself."

The Naked And The Dead (Die Nackten und die Toten) ~ USA 1958
Directed By: Raoul Walsh

Während des Zweiten Weltkriegs: Der gefürchtete Lieutenant Croft (Aldo Ray) wird mit seinem Platoon von Hawaii aus Richtung Südpazifik abkommandiert und soll den standesdünkelnden Offizier General Cummings (Raymond Massey), der mit seinem eigensinnigen Adjutanten Hearn (Cliff Robertson) hadert, dabei unterstützen, eine von den Japanern besetzte Anhöhe auf einer strategisch bedeutenden Insel zu nehmen. Nachdem seine Frau (Barbara Nichols) ihn daheim hat sitzen lassen, ist Croft mehr und mehr zu einem egomanischen Misanthropen geworden, was seine Männer in Kenntnis seiner Führungsqualitäten zumeist toleriert haben. Crofts kleine Extravaganzen wie die, Gefangene grundsätzlich zu exekutieren und ihnen sämtliche Wertsachen bis hin zu den Goldzähnen abzunehmen, zählen dazu. Als Croft jedoch anfängt, die eigenen Männer um des unwahrscheinlichen Sieges Willen zu opfern, beginnen diese aufzubegehren.

Den zeitgenössischen (Pazifik-) Kriegsfilm schreibt man rückblickend primär Experten wie Sam Fuller oder Robert Aldrich zu, in deren Œuvre stets auch und insbesondere Grenzsituatives seinen Platz fand. Bei Walsh, der in seinem gigantischen Werk vor allem Western und Abenteuerfilme trumpfen ließ und eine eindeutige formale oder motivische Identifizierbarkeit nie ganz entwickelte, bildete "The Naked And The Dead" eine relative Ausnahme. Norman Mailers gleichnamiger Roman gilt als einer der vorrangigen Bestseller des vergangenen Jahrhunderts, entsprechend prestigeträchtig die Adaption. Ein großes Staraufgebot kam, wie bei Kriegsfilmen damals üblich, nicht zueinander, eher ein kerniges Ensemble von gediegener Professionalität. Einige brillante Dialogszenen wie jene, in der Cummings gegenüber dem liberalen Hearn angesichts einer in seinem Zelt bewusst zertretenen Kippe über innermilitärische Machtverhältnisse referiert und ihn in diesem Zuge seine faktische Bedeutungslosigkeit spüren lässt, wurden in Script und Film hinübergerettet und machen somit auch Walshs Arbeit zu etwas Großem.
Letzten Endes verrät "The Naked And The Dead" nichts entscheidend Neues, er differenziert lediglich etwas sorgfältiger als gewohnt: Gut und Böse koexistieren seit jeher in der Weltgeschichte, sie bedürfen sogar notwendig einander um ihre jeweilige Existenz zu rechtfertigen. Auch im Kriege.

8/10

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THE LONG VOYAGE HOME (John Ford/USA 1940)


"What'd Yank do?"

The Long Voyage Home (Der lange Weg nach Cardiff) ~ USA 1940
Directed By: John Ford

Das Handelsschiff 'Glencairn' ist auf dem Weg zurück von der Karibik nach Europa. Geladen hat es Explosivmaterial, um die Alliierten im Kampf gegen die Nazis zu unterstützen. Eine brisante Fracht - denn die Wehrmacht hat längst herausgefunden, dass unscheinbare Zivilschiffe häufig in geheimer Mission unterwegs sind. Die Besatzung hat derweil ganz eigene Probleme: Jeder von ihnen träumt insgeheim davon, den Weltmeeren ein für allemal Lebewohl zu sagen und dennoch schafft keiner jemals den Absprung; sie sind an die Seefahrt gekettet wie Süchtige an die Nadel. Die ganze Hoffnung der alternden Matrosen personifiziert sich daher in dem jungen Schweden Olsen (John Wayne), der nach dieser Passage endlich heimkehren will zu seiner Familie. Doch zuvor gilt es noch manche Unwägbarkeit zu meistern...

Dramatisch gewichtete Liebeserklärung an die raue Einsamkeit der Seeleute, basierend auf vier frühen Stücken von Eugene O'Neill und konzentriert zu einer Geschichte. Für Duke Wayne war es nach "Stagecoach" die zweite Zusammenarbeit mit John Ford, jedoch täuscht man sich, wenn man seine Nennung an der Besetzungsspitze mit seiner Bedeutung für den Film gleichsetzt. Im Gegenteil, Wayne hat nur wenige Dialogzeilen und spielt, von seiner beinahe metaphysischen Bedeutung für seine Kameraden abgesehen, im inhaltlichen Gefüge von "The Long Voyage Home" eine eher untergeordnete Rolle. Das Schwergewicht liegt eher auf Seiten Thomas Mitchells, als Driscoll so etwas wie der Anührer und die gute Seele der kleinen Matrosenschar sowie bei dem mysteriösen Smitty, dem gegenüber der Verdacht, möglicherweise ein deutscher Spion zu sein, gehegt wird, der sich dann jedoch als nicht mehr denn ein kläglicher Trinker herausstellt auf der Flucht vor Entzug, Verantwortung und Familie. Noch deutlich melancholischer als in späteren Jahren geht Ford hier zu Werke; eine komische Ikone, wie sie dereinst häufig von Victor McLaglen oder Andy Devine gespielt werden wird, fehlt - obgleich sich aus der internationalen Konstellation der Glencairn-Besatzung mancherlei situativ bedingte Bizarrerien herstellen lassen. Ein bleiern trauriges Poem und eine der unbekannteren Schönheiten in Fords Werk.

9/10

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THE WINGS OF EAGLES (John Ford/USA 1957)


"I'm gonna move that toe!"

The Wings Of Eagles (Dem Adler gleich) ~ USA 1957
Directed By: John Ford

Der Navy-Commander Frank 'Spig' Wead (John Wayne) ist ein das Leben liebendes Fliegeras. Mit seinen trinkfreudigen Späßen eckt er immer wieder bei Vorgesetzten und Kommandatur an, lässt sich jedoch durch nichts den Spaß verderben - bis ausgerechnet ein häuslicher Treppensturz-Unfall seinem Frohsinn ein jähes Ende setzt: Eine Notoperation kann ihm zwar das Leben retten, doch er ist hüftabwärts gelähmt und gibt sich und seine Ehe mit seiner Frau Min (Maureen O'Hara) auf. Dem unermüdlichen Einsatz seines besten Freundes Jughead Carson (Dan Dailey) verdankt Spig schließlich, dass er zumindest an Stöcken gehen kann. Von der Navy retiriert, beginnt Spig, Drehbücher für Hollywood zu schreiben, darunter viele, die mit der Navy und der Army zu tun haben. Erst Jahre später rauft er sich wieder mit Min zusammen. Nach dem Überfall auf Pearl Harbor bittet Spig um seine Wiederaufnahme in den aktiven Dienst und leistet mit seiner Idee der Jeep-Carrier, kleiner Ersatz-Flugzeugträger für die Schlachtennachhut, einen wertvollen strategischen Beitrag im Pazifikkrieg.

Wundervbar vitales Biopic, dass Ford über seinen Freund 'Spig' Wead "machen musste, weil es sonst ein anderer gemacht hätte". Mit Duke Wayne und Maureen O'Hara vereint er zum dritten Mal seine zwei bevorzugten Hauptdarsteller nach "Rio Grande" und "The Quiet Man". Die unglaublich authentisch wirkende Harmonie zwischen den beiden wird gleich von Beginn des Films an als völlig selbstverständlich exponiert - im Grunde wirkt es fast lachhaft fehlgeleitet, dass sie nicht auch privat eine Lebensallianz geschmiedet haben. "The Wings Of Eagles" ist trotz der phasenweisen existenziellen Schwere seiner Geschichte - die Weads verlieren ihr erstes Baby, geraten häufig aneinander; schließlich Spigs Unfall und später noch seine hinzukommende Herzkrankheit - ein alterslockeres Ford-Werk geworden, das die vom Meister als solche erachteten Lebensqualitäten hervorhebt, festen Mut verbreitet und vor allem als liebevolle Ode an einen Freund Bestand hat. Alkohol spielt eine wichtige, auf der Leinwand ausnahmsweise einmal didaktisch unverbrämte Rolle in Weads Biographie. Tatsächlich verdankt er seine Rekonvaleszenz vornehmlich der ungetrübten Whiskeylaune seines Kumpels Jughead, der hinter der Spiegelkommode von Spigs Krankenzimmer ein ganzes Arsenal an Buddeln per Kleiderbügel verstaut. Auch Maureen O'Hara trinkt gerne mal ein doppeltes Schlückchen on the rocks und die herbe Freundschaft zwischen Spig und seinem Army-Kollegen Hazard (Kenneth Tobey) fußt vornehmlich auf alkoholgetränkten Prügelgelagen. It was a man's world back then.

8/10

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SPRINGFIELD RIFLE (André De Toth/USA 1952)


"After the war, well, bitterness loses its taste and many things are forgotten." - "I hope so."

Springfield Rifle (Gegenspionage) ~ USA 1952
Directed By: André De Toth

Washington D.C., 1864. Für den Obersten Sharpe (Wilton Graff) gibt es keinen Zweifel: Ein unerkannter Spion der Rebellen in den Reihen der Union sorgt dafür, dass jeder Pferdetransport der letzten Zeit abgefangen und den Konföderierten zugespielt wird. Hier hilft nur die Maßnahme der Gegenspionage: Major Lex Kearney (Gary Cooper) wird zum Schein unehrenhaft aus der Armee entlassen, um herauszufinden, wer für die Pferdediebstähle verantwortlich ist. Nach einigen Reibereien hat Kearney den Schuldigen ausgemacht, wird aufgrund eines dummen Fehlers allerdings festgesetzt, bevor er Meldung machen kann. Seine früheren Kameraden stehen ihm in der Not bei: Zusammen mit ihnen und einigen neuartigen Repetiergewehren kann Kearney die Gegner zur Strecke bringen und seine einstige Ehre wiederherstellen.

Ein Kriegswestern, der ebensogut auch zwanzig Jahre zuvor hätte gemacht werden mögen: Von den Fortschritten, die das Genre vor allem in psychologischer Hinsicht und bezogen auf die Konturierung der Figuren gemacht hat, lässt "Springfield Rifle" nicht viel durchblicken. Wie der zwei Jahre ältere "Winchester 73" trägt De Toths Film die Bezeichnung eines legendären Gewehrs im Titel und beweist damit vor allem eines: Niemand mit Ausnahme der Amerikaner ist zu der völlig atavistischen Kulturaussage imstand, einen Gründermythos rund um eine Feuerwaffe zu spinnen. Hier ist der deutsche Ttel ausnahmsweise sogar mal treffender, erzählt er doch wesentlich mehr über den Film als die Bezeichnung der tatsächlich bestenfalls als Gadget eingesetzten Flinte. Was bleibt, ist vor allem De Toths großartiges Talent zum Geschichtenerzählen. Er gehört noch immer zu den vollendetsten Western-Handwerkern seiner Zeit und verstand es, die bloße Story jedweder Ausschmückung entledigt und dennoch höchst sorgfältig arrangiert zu präsentieren. Für einen Platz ganz oben im Pantheon neben Ford, Hawks, Mann oder Boetticher mag das nicht reichen, ein silberner Lorbeerkranz aber ziert ganz bestimmt auch De Toths Haupt droben, im Wildwest-Olymp.

7/10

André De Toth Kavallerie Militär Sezessionskrieg Pferde Washington D.C.


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THE RED BADGE OF COURAGE (John Huston/USA 1951)


"Lordy, what a fight! And I got shot!"

The Red Badge Of Courage (Die rote Tapferkeitsmedaille) ~ USA 1951
Directed By: John Huston

Nach Wochen des ermüdenden Marschierens und Exerzierens ist es endlich so weit: Der Nachwuchsinfanterist Henry Fleming (Audie Murphy) zieht für die Union in seine erste Schlacht. Doch je näher das Scharmützel mit den Rebellen rückt, desto panischer wird Fleming und tatsächlich ergreift er in der Stunde der Bewährung das Hasenpanier, freilich unbemerkt von seinen Mitkämpfern. Um sein schlechtes Gewissen zu erleichtern, müht sich Fleming von nun an, aufrecht und in vorderster Front dabei zu sein, was ihm schon bald den Ruf eines Helden zuteil werden lässt.

Basierend auf Stephen Cranes gleichnamigem Romanklassiker - der Titel bezeichnet die blutenden Wunden und Narben, die sich der kämpfende Soldat auf dem Schlachtfeld zuzieht - fertigte Huston einen seiner künstlerisch relevantesten Filme, der die Tradition des großen Antikriegsepos "All Quiet On The Western Front" aufgreift: Ein Junge, noch grün hinter den Ohren, verliert ganz flugs seinen anfänglichen Enthusiasmus, als er mit dem wahren Schrecken der Bestie Krieg, mit Gewalt und Tod konfrontiert wird. Dann jedoch findet er sich wieder, tilgt Flucht und Lüge durch Einsatz und reift so zu einem Mann, der, im Zeichen eines Bruderkriegs, in wenigen Tagen durch das bizarre Zerrbild eines eigentlich jahrelangen Entwicklungsprozesses geht. Dass die Rolle dieses Bemitleidenswerten ausagerechnet vom höchstdekorierten US-Soldaten des Zweiten Weltkriegs, nämlich Audie Murphy, gespielt wird, zeugt von dem bitteren Sarkasmus, der "The Red Badge Of Courage" geleitet.
Hustons Film wurde keine erfreuliche Behandlung zuteil. Die MGM kürzte ihn mehrfach (die Mutmaßungen um die zeitlice Länge des entfernten Materials reichen von zwanzig bis hin zu fünfzig Minuten) infolge mieser Previews und unterlegte die Off-Stimme James Whitmores, der Originalzitate aus Cranes Buch einsprach. Huston, der die ursprüngliche Fassung des selbst in dieser Form immer noch meisterlichen Filmes als sein bestes Werk betrachtete, zeigte sich jener unflätigen, kunstfeindlichen Behandlung gegenüber erstaunlich wenig interessiert - was natürlich zu ihm passte. Wie stets in sich ruhend, verzichtete er darauf, sich einem Orson Welles gleich zum Don Quichote der Hollywood-Regisseure aufzuschwingen, der gegen die Studiomühlen antritt. Vergebene Liebesmüh'. Wenngleich Huston und Audie Murphy sich später noch darum bemühten, eine Rekonstruktion des Originals anzustreben, kam eine solche bis heute nicht zustande. Das entfernte Material existiert angeblich nicht mehr. Eines der großen (Kunst-)Verbrechen der Tinseltown-Historie.

9/10

John Huston Sezessionskrieg Stephen Crane Militär Coming of Age period piece Historie


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ACROSS THE PACIFIC (John Huston/USA 1942)


"Mine's bigger than yours."

Across The Pacific (Abenteuer in Panama) ~ USA 1942
Directed By: John Huston

Zum Schein lässt sich der Agent Rick Leland (Humphrey Bogart) unehrenhaft aus der Armee entlassen und signalisiert den Wunsch, zu den Japanern überzulaufen. An Bord eines japanischen Kreuzers, der über den Panamakanal von der Ost- zur Westküste der USA übersetzt, lernt er neben der netten Alberta (Mary Astor) auch den asiaphilen Dr. Lorenz (Sidney Greenstreet) kennen und freundet sich mit ihm an. Bald zeigt der vermeintliche Soziologe Lorenz sein wahres Gesicht: Er stiftet Rick an, ihm gegen Bezahlung den Lageplan eines panamaischen Militärflughafens zu verschaffen. Auf der Plantage von Albertas Vater hat Lorenz zudem eine geheime Startbahn für einen japanischen Bomber errichtet, der den Panamakanal als Schiffspassage für die Navy unbrauchbar machen soll.

Über böse Fu-Manchus, dicke Verräter und Pistolen als Penisersatz: Seinen dritten Langfilm, besetzt mit drei Hauptdarstellern aus seinem Erstling "The Maltese Falcon" in ähnlichen Parts (außer Mary Astor, die diesmal brav ist und Bogeys Freundin bleiben darf), konnte John Huston nicht mehr ganz fertigstellen, weil er kurz vor Drehschluss einberufen wurde, um Dokumentarfilme für die Army zu machen. Der Routinier Vincent Sherman beendete den chronologisch abgefilmten "Across The Pacific" und hatte somit immerhin die Ehre, Bogeys denkwürdigen Einsatz am MG, mit dem er die Bösewichte schlussendlich samt und sonders lahmlegt, auf Zelluloid zu bannen. Ein charmanter Reißer, der Bogarts neues Heldenimage festigte, war das erstklassige Resultat. Die ursprüngliche Story sah Oahu als Zielobjekt für die Verschwörer vor, was der tatsächliche Überfall der Japaner am 7. Dezember 41 zunichte machte: Die tatsächliche Realität hatte die filmische einmal mehr überholt; Bogey konnte Pearl Harbor nun nicht mehr retten.

8/10

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