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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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PACIFIC RIM (Guillermo del Toro/USA 2013)


"Fortune favors the brave."

Pacific Rim ~ USA 2013
Directed By: Guillermo del Toro

In naher Zukunft öffnet sich auf dem Grund des Pazifiks ein Dimensionstor, dass in regelmäßigen Abständen gigantische Monster ausspuckt, die nach ihrer japanischen Bezeichnung als 'Kaju' berüchtigt sind. Diese richten gewaltige Zerstörungen in den Küstenstädten an, denen man erst mit der Konstruktion und dem Einsatz der 'Jaeger', gewaltiger, von zwei mental miteinander verbundenen Piloten gesteuerter Kampfmechas, vorübergehend Einhalt gebieten kann. Als die Abstände zwischen den Kaju-Attacken jedoch immer kleiner werden, während die auftauchenden Monster sich analog dazu zusehends größer und gefährlicher ausnehmen, steht für Stacker Pentecost (Idris Elba), den Leiter des von der Einstampfung bedrohten Jaeger-Programms, fest, dass man der Ursache für die Kaiju-Angriffe auf die Spur kommen muss, um die Erde vor ihrem letzten Stündlein zu bewahren.

Als der gewaltige Kindergeburtstag, den er im Prinzip darstellt, lässt sich "Pacific Rim" durchaus goutieren. Die Story ist gerade naiv genug, eine (freilich nicht existente) Spielzeugreihe für kleine Jungs zu unterfüttern; im Grunde geht es ja um nichts anderes denn effektiv präsentierte Duelle zwischen Riesenmonstern und Riesenrobotern. Ergänzend dazu gibt es das übliche, kleine "Fachvokabular", das den unverhohlen geekigen Charakter des Gesamtwerks unterstreicht: der 'Breach' ist die interdimensionale Spalte, aus denen die Kaiju hervorbrechen, als 'Drifting' wird die Ankopplung der zwei Pilotenhirne eingeordnet. Die Mechas tragen hübsche Bezeichnungen wie 'Crimson Typhoon' oder 'Gypsy Danger', die Piloten, auch als 'Ranger' bekannt (und populär), heißen durchweg wie Groschenromanhelden. Die actionreiche Gigantomanie des Films verzichtet denn auch auf die tatsächliche Grundierung eines veritablen Endzeitszenarios, sondern pendelt sich atmosphärisch irgendwo im Niemandsland zwischen "Top Gun" und "Starship Troopers" ein, allerdings, und das ist durchaus wohltuend, ohne Evozierung jedweder politischer Implikationen. Andererseits kommt die beabsichtigte Kreierung zwischenmenschlicher Beziehungsgeflechte nicht über ein recht schlichtes Maß hinaus.
Wahre Höhen erreicht "Pacific Rim" im Zuge der mit Fug und Recht stolzen Präsentation seines liebevollen set designs. Das Innere der Jaeger-Zentrale in Hong Kong wäre da zu nennen, die neonleuchtende Darstellung jenes gebeutelten Pazifik-Anrainers nebst Hannibal Chaus (Ron Perlman) verrücktem kleinen Kaiju-Verarbeitungsversteck. Und hinter den beiden Wissenschaftlerspinnern Geiszler (Charlie Day) und besonders Gottlieb (Burn Gorman) verbergen sich waschechte Del-Toro-Figuren, die nicht zuletzt klar machen, wessen soniges Baby das hier eigentlich ist.

8/10

Guillermo del Toro Apokalypse Monster Hong Kong Alaska Zukunft Invasion Aliens


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MAN OF STEEL (Zack Snyder/USA, CA, UK 2013)


"This man is not our enemy!"

Man Of Steel ~ USA/CA/UK 2013
Directed By: Zack Snyder

Der kleine Kal-El wird als letzter Überlebender des infolge der Arroganz seiner Bewohner untergehenden Planeten Krypton von seinen Eltern Jor-El (Russell Crowe) und Lara Lor-Van (Ayelet Zurer) zur Erde geschickt. Seine Raumkapsel landet bei Smallville, Kansas, wo er von dem kinderlosen Farmerpaar Jonathan (Kevin Costner) und Martha Kent (Diane Lane) aufgezogen wird. Schon früh entdeckt der hier als Clark Kent lebende Außerirdische, dass ihm unter unserer gelben Sonne gewaltige Fähigkeiten und Kräfte zuteil werden. Im Wissen um seine wahre Herkunft und zum sozialen Außenseiter degradiert, begibt sich Clark auf die Suche nach sseinen Wurzeln. Im hohen Norden wird er fündig: hier liegt im ewigen Eis ein uralter Forschungsgleiter aus seiner wahren Heimat begraben. Jener strahlt nach Clarks Aktivierung ein Signal ab, dessen auch der im All umherirrende, kryptonische Putschist Zod (Michael Shannon) gewahr wird. Im Wissen um Kal-Els Anwesenheit droht er, die Erde zu einem zweiten Krypton zu machen, was jedoch zugleich den Untergang der Menschheit bedeutete. Clark muss eine Entscheidung treffen: für sein genetisches oder für sein Adoptivvolk...

Nach vergleichsweise kurzen sieben Jahren der nächste Versuch eines "Superman"-Reboots, nachdem das letzte, noch als spätes Sequel der Originalfilme mit Christopher Reeve, nicht ganz das gewünschte Echo in der Fangemeinde erreichen konnte. Snyders, Nolans und David Goyers neue Version versucht unter Verwendung diverser Originalzitate einen Brückenschlag zwischen dem Erbe der ersten beiden Filme von Richard Donner und Richard Lester sowie den neueren Comic-Origins und Auffrischungen der Superman-Historie, die nicht zuletzt durch DCs höchstselbst arrangierten, jüngsten Rückgang auf Null im Gefolge der Miniserie "Flashpoint" ermöglicht wurde.
Superman kann seine extraterrestrische Herkunft nun nicht länger verhehlen und muss sich gleich zu Beginn seiner kostümierten Karriere als Gast im eigenen Hause offenbaren, was seine Beziehung zu den Menschen auf eine ganz neue Beziehungsstufe absenkt. Heuer muss er sich dem xenophoben Wesen von uns Erdenbewohnern zunächst beweisen, um Vertrauen zu erlangen, nicht umgekehrt. Und auch der Held im Angesicht seiner selbst muss seine wahre Identität erst noch finden, bevor er sich seines Menschseins wirklich sicher sein kann. Jener Ansatz ist sicherlich interessant, wird jedoch zugunsten des Spektakels nicht durchgängig konsequent verfolgt. Überhaupt gilt es dem alteingesessenen Aficionado, sich an einige Neuerungen zu gewöhnen. Mit der althergebrachten Tradition, der zufolge die kostümierten Helden ihre Unterhosen über dem Dress tragen, wurde nunmehr nun endgültig gebrochen und selbst der große Blaurote hatte seine seit 75 Jahren des Öfteren variiertes, am Ende jedoch immer wieder der Tradition höriges Äußeres nun endlich der Moderne anzugleichen. So kann auch Henry Cavill, dessen durchaus verdammt dicht am Ideal befindlicher "Superman"-Auftritt tatsächlich an Christopher Reeves bald messianisches Charisma heranreicht, sich eines revisionierten Looks erfreuen, der natürlich stellvertretend steht für die gesamte filmische Reform. Jene symbolisiert, in verständlicher Konkurrenz zu den alten Duellisten von Marvel, ganz offensichtlich auch einen Auftakt zu noch größerem Geplanten. "Batman vs. Superman" steckt ja bereits in der Präproduktionsphase, "Green Lantern" und der gerade im TV antretende (Green) "Arrow" stehen im Prinzip ebenfalls bereit. Gepimpte Versionen von Wonder Woman und Flash, wobei Aquaman, Atom, der Martian Manhunter und Hawkman nicht weniger gern gesehen wären, und die "Justice League" wäre bereit für die Leinwand. Fehlten lediglich hinreichend Traute, langer Atem und Ambition, und der dicke Reibach wartete auf seine Abnehmer. Mit mir jedenfalls gern.

8/10

Zack Snyder Christopher Nolan Superhelden Invasion Aliens Kansas Superman Comic DC Comics


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PIRANHA DD (John Gulager/USA 2012)


"Josh cut off his penis because something came out of my vagina!"

Piranha DD (Piranha 2) ~ USA 2012
Directed By: John Gulager

Der rücksichtslose Spaßbaderbe Chet (David Koechner) hat den Plan, das erhaltene Wasserparadies mit einer "Adult"-Sektion samt nackt badenden Stripperinnen und neckischen Scherzen wie Unterwasserkameras "anzureichern". Seine Nichte Maddy (Danielle Panabaker) ist davon wenig angetan, zumal sie bemerkt, dass Chet, um Wasserkosten zu sparen, ein unterirdisches Flusssystem angezapft hat, in dem sich die bösen Ur-Piranhas aus dem Lake Victoria tummeln. Es kommt, wie es kommen muss...

Im Grunde besitzt "Piranha DD", ein - soviel dürfte bereits im Vorhinein klar sein - rückhaltlos doofer Film, bloß die Chuzpe, die mit dem Vorgänger angedeutete Richtung konsequent weiterzuverfolgen. In diesem wollte Aja sich nicht recht zwischen Funsplatter und Terrorfilm entscheiden, John Gulager, Sohnemann von Clu (der in "Piranha DD" naturellement seine Szene hat), fackelt da nicht lang und beschreitet mit großen Taperschritten ersteren Pfad. Dialoge wie der oben zitierte kultiviert der Film über die volle Distanz, macht Geschmacklosigkeiten nebst billiger CGI und 3D-Hokuspokus, wie er in dieser miesen Form zuletzt im seligen "Jaws 3-D" zu sehen war, zu seinem ureigenen Metier und gibt sich lustvoll sexistisch. Ein langer Weg, dereinst von unabhängig Produziertem wie "The Evil Dead", "Re-Animator" und "Braindead" geebnet, scheint mir nun endgültig vervollkommnet: Die Melange aus hartem Splatter und der Groteskkomödie Marke ZAZ, mit dem Qualitätsstempel der Weinsteins versehen. "Piranha DD" schwingt die grobe Harke und lässt sie tiefe Furchen ziehen, perfektioniert in seinen engmaschig gezogenem Konzept von einem David Hasselhoff, der eine so unnachgiebig harte Selbstparodie (eigentlich müsste es "Selbstanalyse" heißen) liefert, wie ich sie noch nie zu Gesicht bekommen habe. "Welcome to the rock bottom." That's exactly it, baby.

6/10

John Gulager Sequel Fisch 3-D Monster Splatter Groteske Slapstick Arizona Vergnügungspark Parodie Trash Exploitation Marcus Dunstan Tierhorror


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WORLD WAR Z (Marc Forster/USA, MT 2013)


"Mother Nature is a serial killer."

World War Z ~ USA/MT 2013
Directed By: Marc Forster

Ein unbekanntes Virus verwandelt die Menschen mittels rasantester Inkubationszeiten in widerstandsfähige Untote. Höchst aggressiv, blitzschnell und instinktgesteuert greifen die Betroffenen die Nichtinfizierten an und reißen sie mit ins Verderben. Der UN-Mitarbeiter Gerry Lane (Brad Pitt) schafft es mit knapper Not, seine Familie aus dem explosionsartig angesteckten Philadelphia zu retten und auf ein Navy-Schiff zu lotsen. Dort erhält er den Auftrag, zusammen mit dem Virologen Fassbach (Elyes Gabel) an dem mutmaßlichen Ursprungsort der Pandemie in Südkorea nach Hinweisen bezüglich eines Impfstoffes zu fahnden. Fassbach kommt jedoch nicht weit und Lane reist über Israel weiter nach Wales, wo ihm in einem mit Mühe und Not erreichen WHO-Labor eine entscheidende Entdeckung gewahr wird.

Für einen Film ohne Seele ist "World War Z" eigentlich ganz okay. Nach Jahrzehnten des subkulturellen Nischendaseins hat sich die Figur des Zombie - respektive dessen von Romero via "Night Of The Living Dead" modifizierte Interpretation des Menschenfleisch vertilgenden Seuchenopfers - innerhalb seiner Phänomenologie binnen kürzester Zeit ins mediale Massenbewusstsein vorgearbeitet, wo er nach langer Zeit des geradezu zwanghaft mit ihm konnotierten Schmuddelcharakters [dereinst in den Achtzigern wurden "Zombiefilme" zusammen mit so genannten Frauengefängnis-, Kannibalen- und Ninja-Filmen (bzw. -"Videos") bekanntermaßen als Wurzel allen pädagogischen Übels erachtet] globale Akzeptanz erfährt. Andere Zeiten, andere Sitten. Mit Danny Boyles "28 Days Later" gab es ein erstes Vordringen in Richtung des achtbaren Feuilletonismus, die "Resident Evil"-Serie eroberte parallel dazu bislang ungeahnte kommerzielle Sphären. Romero durfte plötzlich für ein Studio arbeiten, ein allseits beliebtes TV-Serial (ohnehin das untrüglichste Indiz für das Ankommen jedweder Topoi im globalen Wohnzimmer) entstand und heuer findet sich der Zombie sogar als romantisierter teenage lover in entsprechendem Ambiente ("Warm Bodies") funktionalisiert.
Ein Film wie "World War Z", ganz profanes Effektespektakel mit selbst im von mir betrachteten 'unrated cut' noch relativ moderatem Gewaltfaktor, offenkundig geplant als Franchise-Auftakt, ganz kalkulierter Blockbuster durch und durch, bei dem allein die sichtbar ungeheure logistische Planung jedweden Ansatz von Kreativität bereits im Keim erstickt haben dürfte, getragen von einer wiederum eher zu einem Videospiel passenden (in episodischer Form muss sich der Held von Mission zu Mission weiterkämpfen), absolut banalen Dramaturgie, adaptiert sich da nunmehr lediglich an den vorherrschenden common sense. Auffallend integrativ wird der Terminus 'Zombie' befleißigt, auch das vormals eher ein kleines Tabu im Subgenre. Ansehnlich und hier und da spannend ist das alles dennoch und damit gewissermaßen ein letzter Schlüssel für das finale Eindringen des Zombie in die gewaltige Suppenküche assimilierter Mythen.

7/10

Marc Foster Apokalypse Zombies Familie Israel Philadelphia Südkorea Wales Cardiff Virus


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THE HINDENBURG (Robert Wise/USA 1975)


"There is no resistance movement, Colonel!"

The Hindenburg (Die Hindenburg) ~ USA 1975
Directed By: Robert Wise

Im frühen Mai des Jahres 1937 startet das deutsche Luftschiff 'Hindenburg', ein vorrangiges Propaganda-Werkzeug der Nazis, zu einem Transatlantikflug nach Lakehurst in New Jersey. Eine exzentrische Hellseherin (Ruth Schudson) aus Milwaukee hatte zuvor einen Warnbrief an die deutsche Botschaft in Washington geschickt, der zufolge die Hindenburg bei ihrer Überquerung New Yorks explodieren werde. Neben dem ohnehin unterschwellig brodelnden Widerstand Grund genug für die Gestapo, den Luftwaffen-Oberst Ritter (George C. Scott) und incognito den SS-Mann Vogel an Bord des Schiffes zu schicken, um eventuelle Saboteure ausfindig zu machen. Tatsächlich entpuppt sich der Wartungsingenieur Karl Boerth (William Atherton) als Bombenleger, der seinen Anschlag jedoch für nach der Landung geplant hat, um die Leben der Passagiere zu schonen. Für diesen Plan findet er sogar Ritters Unterstützung. Doch die Hindenburg kommt mit Verspätung an und auch Vogel hat mittlerweile die Identität des Attentäters herausbekommen...

"The Hindenburg" markierte den wohl ersten, einzigen und darüberhinaus auch ganz bestimmt unbewussten Versuch, einen Brückenschlag zwischen New Hollywood und dem Katastrophenfilm zu wagen. Mit einer wohlfeilen, jedoch nicht größenwahnsinnig anmutenden Starbesetzung spinnt das Script die historisch als weithin unbefriedigend aufgedeckt wahrgenommenen Hintergründe der 'Hindenburg-Katastrophe weiter. Anstatt des unfällig selbstentzündeten Wasserstoffs im Zeppelin wird hier der bereits zu Vorkriegszeiten keimende Widerstand verantwortlich gemacht für den Absturz, der der internationalen Verkehrsluftfahrt ein vorläufiges Ende setzte. Die Spekulativität der Geschichte, in der natürlich auch ein versoffener, systemfeindlicher Künstler (Gig Young), ein falschspielendes Zockerduo (Burgess Meredith, René Auberjonois) sowie die unvermeidliche, kühle Gräfin (Anne Bancroft) mit Zigarettenspitze und behinderter Tochter vorkommen, steht in keinem Verhältnis zu Wises brillanter Regie. Seine von Robert Surtees in ihren Rahmen gesetzten Bilder sind von einnehmender Sorgfalt und Detailverliebtheit, die die Illusion der authentisch gefilmten Luftschiff-In- und Exterieurs hervorrufenden Spezialeffekte sind ebenso zweckdienlich wie unauffällig. Seine wahre Meisterschaft erreicht "The Hindenburg" allerdings an seinem berühmten Ende: Die eigentliche Katastrophe, den Absturz über Lakehurst, zeigt Wise in einer Mischung aus Spielszenen und authentischer Dokumentation, das vollständig in schwarzweiß 'umgekippte' Bild friert hier und da ein, David Shires Musik türmt sich auf zu einer Grauenssymphonie: Höchst suggestives Filmemachen eines vollendeten Spielmeisters.

8/10

Robert Wise Ensemblefilm period piece Nationalsozialismus Fliegerei


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BAIT (Kimble Rendall/AU, CN 2012)


"It's coming back!"

Bait ~ AU/CN 2012
Directed By: Kimble Rendall

Seit einem Unfall, bei dem sein bester Freund Rory (Richard Brancatisano) Opfer eines Weißen Hais geworden ist, leidet der frühere Rettungsschwimmer Josh (Xavier Samuel) unter einem schweren Schuldkomplex, der ihn bereits seine Freundin Tina (Sharni Vinson) - zugleich Rorys Schwester - gekostet hat. Als ein schwerer Tsunami über die Küste hinwegfegt, bekommt Josh die Chance, sich seinem Trauma zu stellen: Der Supermarkt, in dem er als Hilfskraft arbeitet, wird überflutet und steht unter Wasser. Zwei Weißhaie geraten mit in die Überschwemmungszone und machen sich umgehend daran, die wenigen Überlebenden zu attackieren, darunter den Geschäftsführer (Adrian Pang), eine Ladendiebin (Phoebe Tonkin) und ihren Polizistenpapa (Martin Sacks) sowie zwei Gangster (Julian McMahon, Dan Wyllie), die den Laden just überfallen wollten.

Ich habe mich den flutgleich über den Heimkinomarkt schwappenden Monsterepen der Produktionsfirma "Asylum" bislang nicht gewidmet. Es werden ja praktisch täglich mehr und allein der Versuch, den Überblick zu wahren, erscheint mir leicht müßig. Wenn ein Hai- oder Kroko-Film es jedoch hier und da mal ins Kino schafft, dann werde ich regelmäßig wieder hellhörig. "Bait", eine australisch-chinesische Coproduktion, ist insofern rührend, als dass er sich und sein Szenario allem ersichtlichen Geldmangel zum Trotze durchaus ernstnimmt, sich weiterhin geschickt auf überschaubare Innenräume beschränkt und seinen Killertieren, die nicht 400, sondern bloß gesunde vier Meter lang sind, damit ein gänzlich ungewohntes Aktionsterrain zur Verfügung stellt. Allein aus diesen Gründen erhält er dem selbstreflexiven Blödeltrash der Konkurrenz gegenüber meinerseits den Vorzug. "Bait" leidet allerdings dennoch unter vielem: Er wirkt teilweise hoffnungslos überambitioniert, stützt sich auf miese, unfertig wirkende Computereffekte und vor allem ein lächerlich aufgeweichtes Beziehungsgeflecht, das die miese Nachwuchsbesetzung zu keiner Sekunde tragen kann. Die sich auf den 3D-Faktor stützenden Schockeffekte erinnern an den seligen "Jaws 3-D", der sich mit Scott Spiegels "Intruder" gekreuzt findet. Eine durchaus komische Melange, die einen einmal riskierten Blick wohl rechtfertigt, keinesfalls jedoch bedingt.

5/10

Kimble Rendall Supermarkt Australien Haiangriff Heist 3-D Tierhorror


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THE DAY AFTER (Nicholas Meyer/USA 1983)


"Is there anybody there? Anybody at all?"

The Day After (Der Tag danach - The Day After) ~ USA 1983
Directed By: Nicholas Meyer

Als Westberlin durch DDR-Truppen von der Bundesrepublik abgeschnitten wird und die Sowjets militärische Ziele in Westdeutschland angreifen, eskaliert der Kalte Krieg. Die USA und die UDSSR setzen Nuklearwaffen gegeneinander ein. Die Bürger der Kleinstadt Lawrence, Kansas erleben die grauenhaften Folgen eines Atomschlags hautnah mit, da auch Kansas City und die umliegenden Raketenbasen das Ziel von Bomben wird. Wer nicht bereits durch den Atomblitz umgekommen ist, bekommt es mit den langwierigen Folgen des Fallout zu tun.

"The Day After" war 1983 ein leidenschaftliches filmisches Pamphlet gegen die stets dräuende Kulmination des Kalten Kriegs der Weltmächte. Dabei kann er sich als US-TV-Produktion der ABC eine gewisse politische Schuldzuweisung nicht verkneifen, die aber wohl ihre strategische Rechtfertigung haben dürfte, um das hauseigene Publikum gewogen zu halten und die Perspektive auf die letzten Endes primären Inhalte des Films, nämlich den Effekt eines Nuklerakriegs, nicht zu erschweren. Zwar weiß aufgrund der ausgeklügelten Frühwarnsysteme auf beiden Seiten am Ende niemand mehr, wer als erster seine A-Waffen entsendet hat, aber der erste aggressive Akt geht freilich von den Roten aus. Wie dem auch sei - "The Day After" ist fürchterlich beklemmend und nach wie vor ein Film mit hohem Albtraumpotenzial, den jeder global relevante Politiker zu Schulungszwecken einmal im Jahr zwangsverordnet bekommen sollte. Dass er eine fernsehproduktion ist, merkt man ihm zu keiner Sekunde an und andernorts, so auch in Deutschland, wurde er im Kino uraufgeführt. Klugerweise wird das Schreckensszenario ausschließlich auf eine Kleinstadt im Mittelwesten in der Kornkammer der USA verlagert, wo unter anderen neben einer fünfköpfigen Farmerfamilie (John Cullum, Bibi Besch, Lori Lethin, Doug Scott, Ellen Anthony) auch ein alternder Mediziner (Jason Robards), ein junger Student (Steve Guttenberg) und ein Airforce-Pilot (William Allen Young) sich zumeist vergeblich durch die Zeit nach der Bombe kämpfen. Wenn sie nicht bereits alles in unmittelbarer Folge der Detonationen verloren haben, so torpediert bald die Strahlenkrankheit ihren teils noch immer beachtlichen Lebenswillen. Meyer inszeniert dieses beinahe biblische Szenario in quälenden Einstellungen, die in ihrer markigen Wirkung all die großen und kleinen Armageddon-Filme der Jahre zuvor, die zumeist eher als Genreproduktionen angelegt waren und auf Mutanten, Marodeure und Helden nicht verzichten mochten, weit übertreffen. Ein Film somit, dem trotz einzelner Kritikpunkte das seltene Gütesiegel 'wichtig' zugeteilt werden darf.

8/10

Nicholas Meyer Atombombe Kansas Kleinstadt Ensemblefilm WWIII Kalter Krieg Apokalypse Transgression


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THE DIVIDE (Xavier Gens/USA, CA, D 2011)


"They're welding us in."

The Divide ~ USA/CA/D 2011
Directed By: Xavier Gens

Als eine Atombombe unbekannten Ursprungs auf New York fällt, verschanzen sich neun Personen im halbwegs geschützten Keller eines zerstörten Hochhauses. Hier hat der 9/11-erfahrene Feuerwehrmann Mickey (Michael Biehn) eine Art Luftschutzbunker voller Vorräte und anderer überlebenswichtiger Dinge angelegt. Vor der Kellertür wird sich indes ein Gewirr aus luftdichten Gängen errichtet, in dem unbekannte Laboranten die Wirkungen von Strahlung und Fallout untersuchen. Nach zwei Konflikten mit den Militärs wird die Tür von außen verschweißt. Als die Übrigen nach einiger Zeit merken, dass Mickey nach einiger Zeit längst nicht alle seiner Objekte zu teilen bereit ist, bricht ein offener Konflikt aus, der schon bald die ersten Toten und neben dem physischen auch zunehmenden psychischen Verfall nach sich zieht...

"The Divide" steht in einer langen Tradition von postapokalyptischen Kammerspielen, die eine kleine, meist zufällig zusammengewürfelte Gruppe von Individuen im Angesicht des finalen Überlebenskampfes präsentiert. Gens' Film sticht aus dieser Phalanx nicht sonderlich hervor, macht ihr allerdings auch keine Schande. Wie es von einem Vertreter der neueren französischen Hardcore-Horror-Welle zwangsläufig zu erwarten ist, steigert sich die misanthropische Atmosphäre der ohnehin schon traumatischen Szenerie im Laufe der Spielzeit mehr und mehr. Die immer maroder werdenden Charaktere verwandeln sich nach anfänglicher Unscheinbarkeit in widerliche Egomanen, die zum Gipfel ihrer immer hitziger auszutragenden Konflikte hin die schlimmsten in ihnen schlummernden Eigenschaften nach außen tragen. Intimi des transgressiven Kinos dürften sich von den forciert unangenehmen Bilderwelten Gens' jedoch nicht erschlagen sehen, auch wenn alles zuerst in einem Scheißebad (Scheißebäder begegnen mir im aktuelleren Kino häufiger) und dann in der endgültigen Hoffnungslosigkeit kulminiert, New York, Fanal der westlichen Industriemächte, liegt in Sack und Asche. So wollen wir dann doch lieber nicht enden, besten Dank auch für die Warnung, Monsieur Gens!

7/10

Xavier Gens Apokalypse Atombombe New York Belagerung Transgression


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PHANTOMS (Joe Chappelle/USA, J 1998)


"Chaos, chaos in the flesh."

Phantoms ~ USA/J 1998
Directed By: Joe Chappelle


Die beiden Schwestern Jennifer (Joanna Going) und Lisa Pailey (Rose MacGowan) kommen in das kleine Städtchen Snowfield in den Rocky Mountains, in dem Jennifer als Hausärztin arbeitet. Sie finden Snowfield jedoch nicht nur völlig entvölkert vor, sämtliche Einwohner scheinen zudem einer merkwürdigen Seuche erlegen zu sein. Als Sheriff Hammond (Ben Affleck) und seine Deputys Wargle (Liev Schreiber) und Shanning (Nicky Katt) auftauchen, fühlen sich die zwei jungen Frauen etwas sicherer, zumindest, bis sie realisieren, welch unheimliche Kräfte hier tatsächlich wirken.
Das wabernde Böse verlangt indes nach dem Klatschjournalisten Dr. Flyte (Peter O'Toole), um seine Existenz der gesamten Welt zu verkünden. Zusammen mit diesem rückt gleich noch das Militär an, doch auch dieses hat dem "uralten Feind" nichts entgegenzusetzen...

Mit angenehmer Schmuddeligkeit, die ein wenig von "The Thing" zehrt und überhaupt lustvoll die Belagerungsmotivik eines John Carpenter (die dieser ja wiederum bei Howard Hawks vorfand) zitiert, kann "Phantoms" auf dem Sektor der leicht trashig angehauchten Phantastik punkten. Es gibt zwar gewiss Produktionen auch niedrigerer Preisklasse, die ähnlich gelagerte Themen mit mehr Chuzpe umsetzen - man denke etwa an die King-Adation "The Mist" - dennoch retten Koontz' viele nette Einfälle, Patsy Clines immer wieder repetiertes "I Fall To Pieces" zählt ebenso dazu wie die wahrhaft adelnde Präsenz Peter O'Tooles, "Phantoms" vor Gröberem. Um allerdings das Zeug zu einem wirklich sehenswerten Genrebeitrag mitzubringen, hätte es womöglich noch mehr Mut zur Größe gebraucht, die sich unter anderem a priori das Engagement von zweitklassigen Darstellern wie Ben Affleck oder Rose MacGowan und einem Routinier wie Joe Chappelle als Regisseur hätte versagen müssen.

6/10

Joe Chappelle Colorado Monster Dean R. Koontz Militär Nacht


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TENTACOLI (Ovidio G. Assonitis/I, USA 1977)


"Compared to suckers on a tentacle, tiger claws are nothing, Mr. Turner."

Tentacoli (Der Polyp - Die Bestie mit den Todesarmen) ~ I/USA 1977
Directed By: Ovidio G. Assonitis

Durch submarine Bohrungsarbeiten wird ein Riesenkrake aus der Tiefsee bis an die kalifornische Küste gelockt, wo seine Tentakel sich vom Baby bis zum versoffenen Fischer alles greifen, dessen sie habhaft werden können. Der Polyp mag nämlich am liebsten das Knochenmark seiner Opfer, und davon möglichst viel. Ned Turner (John Huston), ebenso wackerer wie unbbestechlicher Journalist, begibt sich auf die Spur der zunächst unerklärlichen Ereignisse und bringt, nachdem er ihre Ursache endlich herausfinden konnte, den Ozeanologen und Killerwaldompteur Gleason (Bo Hopkins) dazu, dem Mörderkraken den Garaus zu machen. Als dessen Frau (Delia Boccardo) von dem Monster getötet wird, wird die Sache für ihn ohnehin persönlich...

Hmm, "Tentacoli", klingt doch eigentlich ziemlich lecker, ein bisschen wie "Miracoli" mit Tintenfischeinlage. Doch dann die Ernüchterung - leider ist Assonitis' Nudel-, äh, Tentakeltrasher bloß ein ziemlich langweiliger Heuler aus der "Post-"Jaws"-Ära", der wiederum mit dem Motiv des unterseeischen Monsters, dessen eigentlicher Aktionsradius erst durch die Gewinnsucht skrupelloser Kapitalisten ermöglicht wird, Kasse zu machen versuchte. Was "Tentacoli" etwas von den übrigen Rip-Offs dieser Jahre abhebt, ist die stolze Besetzung mit einigen großen und kleinen Hollywood-Legenden, allen voran dem großen John Huston (der sich, das muss man allerdings dazu sagen, in seinen späten Jahren nicht entblödete, für ein paar Dollar noch selbst den größten Mist mit seiner weißhaarigen Präsenz zu adeln) und Shelley Winters, die es sicher nicht bei einer Bloody Mary belassen haben wird. Die Szenen mit Henry Fonda sind allerdings wirklich ein schlechter Witz. An einem Vormittag zwischen Tür und Angel gedreht, lässt Fondas Gesichtsausdruck darin nur einen Rückschluss zu - dass er sich nämlich ausschließlich Gedanken darüber gemacht hat, was es an jenem Datum wohl zu Mittag geben mochte. Peckinpah-Standard Bo Hopkins vereint die Charaktere Brody, Hooper und Quint ganz ökonomisch in einer Person. Seine zwei Orcas haben ihn so lieb, dass sie für ihn sogar den Killerkraken plattmachen, was man im Film jedoch bestenfalls erahnen kann - wie man das titelgebende Vieh ohnehin faktisch nicht zu Gesicht bekommt. Und Assonitis' Inszenierung? Die ist halt Italo-Standard; versucht notdürftig, die zwangsläufige Diskrepanz zwischen der Starpower und dem unterirdischen Script aufzufangen und wenigstens ein Mindestmaß an Spannung zu erzeugen. Bemerkenswert allerdings Stelvio Ciprianis Musik: Diese klingt ohne Abstriche so, als wäre sie für einen Western komponiert worden.

4/10

Ovidio G. Assonitis Kalifornien San Diego Krake Trash Tierhorror





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