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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BACKDRAFT (Ron Howard/USA 1991)


"It's a living thing, Brian. It breathes, it eats, and it hates."

Backdraft ~ USA 1991
Directed By: Ron Howard

Dass sein kleiner Bruder Brian (Stephen Baldwin) zur Chicagoer Feuerwehr kommt, ist dem alten Hasen Stephen 'Bull' McCaffey (Kurt Russell) ein Dorn im Auge, ist doch einst bereits ihr Vater (Kurt Russell) bei einem Einsatz ums Leben gekommen. Tatsächlich schafft es Stephen bald, seinen Bruder wieder aus seiner Einheit herauszuekeln, so dass Brian bei den Brandursache-Ermittlern landet. Zusammen mit Donald Rimgale (Robert De Niro), selbst ein früherer Firefighter, setzt sich Brian auf die Spur eines feuerversierten Killers, der seine Opfer mittels gezielter 'backdrafts' mordet.

Ein "Backdraft", das lernt man im Film, kommt dann zustande, wenn ein Brand in einem kleinen Raum sämtlichen Sauerstoff verschlungen hat. Das nunmehr entstandene Vakuum ist jedoch noch heiß genug, um sich bei neuer Sauerstoffzufuhr wieder zu entzünden und einer riesigen Zunge gleich nach vorn zu schnellen. Eine hübsch perfide Art, ahnungslos Türen öffnende Leute umzubringen. Oder eben Feuerwehrleute. "Backdraft" dürfte das Herz eines jeden Pyromanen höher schlagen lassen: Howard inszeniert, orchestriert, choreographiert das Feuer und setzt es mit großer Leidenschaft ins Bild. Der Filmdialog spricht ständig vom Feuer als einer Art lebendem, denkenden Gegner, den es zu durchschauen gilt, bevor man ihn effektiv bekämpfen kann. "Backdraft" versteht sich auch unmissverständlich als Heldenepos und Ehrerbietung an die Feuerwehrleute der USA, einer eingeschworenen Arbeitersubkultur mit hohem Ehrenkodex und von unvergleichlichem Mut. Vor dem Hintergrund dieses Ansinnens schlägt er allerdings permanent über die Stränge; der deutsche Untertitel "Männer, die durchs Feuer gehen" hätte treffender "Männer, die in Zeitlupe durchs Feuer gehen" geheißen. Wenn Kurt Russell, einen kleinen schwarzen Jungen im Arm, zu der schon ekelhaft pathetischen Musik Hans Zimmers in Slo-Mo durch eine brennende Tür bricht, dann sagt der Film alles über sich. Stargespickte Füllszenen, in denen alibihaft uninteressante Beziehungsgeflechte erörtert werden, dienen lediglich dazu, das Ganze auf Länge zu bringen und den Film nicht als eine einzige Pyroshow dastehen zu lassen. "Backdraft" ist so etwas wie der "Top Gun" des Katastrophenfilms, eine selbstverliebte Egoshow Ron Howards, die immerhin als eine stilistische Maßgabe für das noch folgende Neunziger-Kommerzkino Bestand hat und sich ihrer beeindruckenden Feuerszenen wegen anschauen lässt. Ansonsten weist das Ding bereits genau in die Richtung, die mit "Apollo 13", einem für mich wirklich unansehnlichen Stück Scheiße von Film, ihren traurigen Höhepunkt erreichen sollte. Amerika, deine Helden.

5/10

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THE SUM OF ALL FEARS (Phil Alden Robinson/USA, D 2002)


"This can't be happening."

The Sum Of All Fears (Der Anschlag) ~ USA/D 2002
Directed By: Phil Alden Robinson

Eine im Jom-Kippur-Krieg verlustig gegangene Atombombe wird von ein paar syrischen Bauern ausgegraben und für einen Minimalbetrag an den Waffenhändler Olson (Colm Feore) verschebelt. Dieser verkauft sie an ein wohlhabendes Netzwerk von Neonazis unter der Führung des fanatischen Dressler (Alan Bates) weiter, der damit einen verspäteten Weltkrieg zwischen Russland und den USA auslösen will. Tatsächlich scheint Dresslers Plan aufzugehen: Die Bombe wird, getarnt als Zigarettenautomat, unter dem Football-Stadion von Baltimore getarnt und während eines Spiels gezündet. Der dort anwesende US-Präsident Fowler (James Cromwell) kann durch die Intervention des jungen CIA-Analysten Jack Ryan (Ben Affleck) in letzter Sekunde vor dem Anschlag in Sicherheit gebracht werden, doch halb Baltimore liegt in Schutt und Asche. Da der neue russische Präsident Nemerov (Ciarán Hinds) wegen eines just angeordneten Militärschlags gegen Tschetschenien ohnehin unter höchster kritischer Begutachtung durch die USA steht, lastet man ihm den Anschlag an. Ein von einem von Dresslers Partnern durchgeführter Angriff auf einen Flugzeugträger der Navy scheint letzte Zweifel zu beseitigen: Auf beiden Seriten werden die Bomben scharf gemacht. Nur Ryan durchschaut die Hintergründe. Kann er den Dritten Weltkrieg rechtzeitig verhindern?

Ein unzweideutiges Bekenntnis zur political fiction sowie zum suggestiven 007-Charakter moderner Agententhriller und somit der bis dato beste Jack-Ryan-Film, ganz unabhängig davon, dass der charismatische Harrison Ford keine Lust mehr auf die Rolle hatte und Ryans Rolle in dem ganzen Spektakel stark zurückgestutzt und auf den jungen Ben Affleck zugeschnitten werden musste. Ryan ist hier urplötzlich wieder in seinen Anfangstagen bei der CIA, lernt gerade erst seine zukünftige Frau Cathy (Bridget Moynahan) kennen und hat noch einen anderen Boss namens Cabot (Morgan Freeman als nicht ganz ebenbürtiges James-Earl-Jones-Substitut). Darüberhinaus gibt es ein Wiedersehen mit John Clark, der diesmal nicht von Willem Dafoe, sondern von Liev Schreiber gegeben wird. Ansonsten stark von der Story des kurz nach dem Kalten Krieg veröffentlichten Romans abweichend wird hier kurzerhand ein neu aufflammendes Misstrauen zwischen den Weltmächten heraufbeschworen; der Russe ist und bleibt eben undurchsichtig und das Nuklearwaffenpotenzial reicht nach wie vor locker aus, um sich gegenseitig auf den Mond zu schießen. Im Roman sind islamische Terroristen für die Verschwörung zuständig, was im Falle einer Einszueins-Übertragung so kurz nach 2001 natürlich eine recht "geschmacklose" Filmdramaturgie bedingt hätte. So haben wird es jetzt mit wahnsinnigen Neonazis zu tun, ein universelles und angedenk einer international erfolgreichen Rezeption vor allem dankbares Feindbild. Der Film ist anders als die ursprünglichen drei Ryan-Filme also ohne eine betonte Realitätsanbindung zu verstehen und bringt sich damit vor allem um den Ballast des tierischen Ernstes. Eine Atompilz über Maryland, das ist schon ein starkes Stück. Hier aber haben wir ihn, live und in graugelber Farbe. Daraus erwächst zum Finale hin der spannendste Film des letzten Jahrzehnts, ein ungeheurer Nägelkauer, und das bei ohnehin völlig gewissem Ausgang. Als Regiearbeit Phil Alden Robinsons ist "The Sum Of All Fears" in dramaturgischer Hinsicht ein kleines Meisterk, makellos und fesselnd. Mag sein, dass die Geschichte mich persönlich anspricht, weil die Befürchtung, aktiv Zeuge eines Nuklearkriegs zu werden, eine meiner frühkindlichen Urängste widerspiegelt. Doch auch sonst fällt mir aus den letzten zehn Jahren kein anderer Film ein, der die Schweißtreiberei beim Publikum mit solch akribischer Perfektion verfolgt.

9/10

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NEW KIDS NITRO (Steffen Haars, Flip Van der Kuil/NL 2011)


Zitat entfällt.

New Kids Nitro ~ NL 2011
Directed By: Steffen Haars/Flip Van der Kuil

Der Maaskantjer Superasi Richard (Huub Smit) und seine Kumpels geraten stets aufs Neue in Streitigkeiten mit dem aus der Nachbarstadt Schijndel stammenden Dave (Guido Pollemans) und dessen Truppe. Während die Streitigkeiten sich immer mehr hochschaukeln, schlägt in Friesland ein Meteor ein, der sämtliche Leute dort in Zombies verwandelt. Leider bekommt Richard, der keine Nachrichten sieht, davon nichts mit, denn als Dave anfängt, seine Mutter (Juul Vrijdag) zu bedrohen, schickt er sie just zum Urlaub nach Ameland. Bald erfolgt der zu erwartende Hilferuf via Handy und die New Kids eiern, sogar mit Daves Hilfe, nach Friesland, um dort den Kampf gegen die Untoten aufzunehmen.

Mit großer Fabulierfreude und dem Mut zur narrativen Transzendierung (den erzählerischen Rahmen bieten zwei sich den Film im Kino anschauende "New Kids"-Fans, die nicht minder unterbelichtet sind als ihre Kultobjekte) schreiten die selbst als zwei Fünftel der New Kids auftretenden Steffen Haars und Flip Van der Kuil dazu, unser Heldenquintett diesmal nicht nur gegen die nicht minder verblödeten Prolls aus Schijndel antreten zu lassen (zur weiteren Darstellung eherner niederländischer Territorialansprüche taucht allenthalben noch eine dritte Clique aus Woensel auf, die die Jungs aus Maaskantje und Schijndel in ihrem Duellierungswahn jedoch nicht ernst nehmen), sondern auch gegen eine Zombie-Übermacht an der Nordseeküste. Wie für jedes Problem findet sich natürlich auch hier flugs eine Patentlösung. Ein Rennen zwischen dem Autoprofi Rikkert (Wesley van Gaalen) auf Manta GT und einem Zombieopa (Jasper de Groot) auf Ford Capri regelt die Sache gütlich: Die Zombies werden in einen Viehtransport verladen und auf die Reise geschickt. Wohin, das interessiert keinen, und ist auch egal. Eine Menge lustiger, guter, schmutziger Spaß also mal wieder mit den New Kids, die diesmal mit besonderer Vorliebe die lieben Kleinen attackieren oder sich im Wechsel mit den köstlich frittierten Imbissspezialitäten von Gerris Vater an der schlampigen Deborah (Juliette van Ardenne) laben, die sich trotz Hochschwangerschaft unentwegt Bier reinhaut. Vorzüglich.

8/10

New Kids Steffen Haars Flip Van der Kuil Sequel Niederlande Zombies Meteor Satire Groteske


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THE LOST WORLD: JURASSIC PARK (Steven Spielberg/USA 1997)


"I'll be back in five or six days." - "No, you'll be back in five or six pieces."

The Lost World: Jurassic Park (Vergessene Welt - Jurassic Park) ~ USA 1997
Directed By: Steven Spielberg

Der kurz vor dem finanziellen Ruin stehende John Hammond (Richard Attenborough) eröffnet Dr. Malcolm (Jeff Goldblum), dass sich rund neunzig Meilen entfernt von Isla Nublar, jener Insel, auf der einst der 'Jurassic Park' eröffnet werden sollte, das gentechnologische Zentrum und die eigentliche Brutstätte für seine Klon-Experimente befinden - auf der nicht minder urtümlichen Isla Sorna. Um die sich dort munter fortpflanzenden Saurier vor einer neuerlichen kommerziellen Ausbeutung durch seinen gierigen Großneffen Ludlow (Arliss Howard) zu bewahren und ihre Existenz in den öffentlichen Fokus zu rücken, entsendet Hammond ein kleines Dokumentationsteam, zu dem auch der höchst ungehaltene Malcolm gehört. Kurz nach ihnen treffen auch Ludlow und diverse Großwildjäger auf Isla Sorna ein, die für ein neuerliches Chaos sorgen.

Wenngleich sich David Koepps Script gut die Hälfte der teils doch recht flauen Dialogwitzchen hätte sparen können und einige Charaktere des im Vergleich zum Vorgänger quantitativ deutlich angehobenen Figureninventars an Redundanz kaum mehr zu überbieten sind, kann auch "The Lost World" diverse Stärken vorweisen. Dazu zählen ganz besonders Spielbergs nochmals perfektionierte Spannungsdramaturgie, die einige Sequenzen, so etwa jene mit dem von dem T-Rex-Paar attackierten Trailer, zu einer wahren Tour de Force innerhalb des vom Regisseur aus der Taugfe gehobenen Achterbahnkinos machen. Die Tiere sind wiederum mit brillant eingesetzter Technik zum Leben erweckt worden; wobei nach wie vor Stan Winstons animatronische Kreationen den CGI-Effekten deutlich überlegen sind.
Der sich offenbar tatsächlich ernst nehmende Ethikdiskurs um menschliche Intervention in geschlossenen Ökosystemen erweist sich allerdings als recht lächerlich und vor allem angesichts des Sujets als fast schon paradox. Umso beruhigender das wie ein Sicherheits-Bypass angelegte Finalfünftel, in dem der Tyrannosaurus durch San Diego strolchen darf und das als bravouröse Hommage an den klassischen Monsterfilm durchgeht; mitsamt possierlicher Fressszene am Ende. Inhaltlich kann man sich "The Lost World: Jurassic Park" wirklich zur Gänze schenken, dagegen wirkt selbst das bereits eindimensionale Original noch pulitzerpreisverdächtig. Formal dürfte Spielberg hier indes eines seiner Hauptwerke hingelegt haben; eine solche fiebrige inszenatorische Organik wie hier war in seinem Œuvre hernach bestenfalls noch in "War Of The Worlds" zu spüren.

8/10

Steven Spielberg Insel Dinosaurier Monster Genforschung Sequel Michael Crichton


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VOYAGE TO THE BOTTOM OF THE SEA (Irwin Allen/USA 1961)


"It's not for us to judge, maybe; but we can reason."

Voyage To The Bottom Of The Sea (Unternehmen Feuergürtel) ~ USA 1961
Directed By: Irwin Allen

Als ein riesiger Feuergürtel die Erde umschließt, erweist sich das mit Atomrakten bestückte Super-U-Boot des Physikers Admiral Nelson (Walter Pidgeon) endlich als sinnvoll: Freilich ohne autoritäre Absegnung wähnen Nelson und sein Kollege Emery (Peter Lorre) die letzte Chance der Welt darin, zu einer bestimmten Stunde an einem bestimmten Tag und einen bestimmten Ort den Feuergürtel zu torpedieren. U-Boot-Captain Crane (Robert Sterling) ist sich derweil nicht ganz sicher, ob Nelson überhaupt noch alle Tassen im Schrank hat...

Die erste große Katastrophenmär des pathologischen Kapputmach-Fans Irwin Allen nimmt sich bezüglich ihrer Story-Konstruktion inmitten des Kalten Krieges zunächst mal aus wie ein schlechter Witz: Ein Atom-U-Boot, voll mit global relevanter Vernichtungsmaschinerie, wird hier als technisches Wunderwerk und schließlich messianisches Weltenrettungsmittel gefeiert; ein scheinbar nicht ganz dichter Militärwissenschaftler und sein nicht minder exzentrischer Kollege, die auf eigene Faust mit Atomwaffen herumhantieren, sollen derweil die finale Exekutive stellen. "Voyage To The Bottom Of The Sea" steht somit im vollständig diametralen Widerspruch zu Kubricks "Dr. Strangelove", in dem eine ganz ähnliche Ausgangssituation die Welt an den Arsch katapultiert. Natürlich erweist sich bei Allen am Ende alles als gut und richtig und Nelson aller Zweifel zum Trotze tatsächlich als der Grandaddy aller wissenschaftlichen Tagesretter. Dazwischen liegen noch zwei (!) Kämpfe mit Monsterkraken und ein grandios aussehender Feuershimmel, der jeder Bibelverfilmung Ehre machen würde. That's Armageddon, Baby!

6/10

Irwin Allen Apokalypse U-Boot


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SOURCE CODE (Duncan Jones/USA, F 2011)


"It's the same train, but it's different."

Source Code ~ USA/F 2011
Directed By: Duncan Jones

Der bei einem Einsatz schwerverletzte Offzier Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) hat den sozusagen 'postaktiven' Auftrag, mittels eines 'Source Code' genannten, achtminütigen Zeitfensters in den Geist eines Explosionsopfers zu schlüpfen, um so den Verursacher der betreffenden Katastrophe zu ermitteln und außerdem einen weiteren, noch viel verheerenderen Anschlag zu verhindern. Jene "Reise" muss er allerdings diverse Male unternehmen, da die Puzzleteile sich nur langsam zusammensetzen und Stevens parallel zu seinem Auftrag auch etwas über seinen persönlichen Verbleib in Erfahrung zu bringen sucht, über den man ihm nichts sagen möchte...

Spannender Zweitfilm von Bowie-Filius Duncan Jones, mit einem weitaus großzügigeren Budget ausgestattet, deshalb jedoch nicht etwa ökonomischer Korruption anheim gefallen oder gar minder gelungen. Jones hat sich vom Ruf des Mainstreamkinos fürs Erste nicht vereinnahmen lassen und verfolgt weiter seine Linie des an Dick orientierten Identitätskrisen-ScFi-Films, dessen vollständiges Bild sich erst nach und nach erschließt und das bei kurzer Erzählzeit einen durchaus anregenden Effekt zu hinterlassen vermag. Dabei überzeugt vorrangig seine strenge formale Komposition, die sich etwa durch den sehr überschaubaren Gebrauch an Handlungsorten und eine entsprechend konzentrierte Raumgestaltung auszeichnet.
Aus älteren Genrefilmen bekannte motivische Versatzstücke kommen dabei zu repetitivem Einsatz; an die Komödie "Groundhog Day" fühlt man sich am Häufigsten erinnert und tatsächlich obliegt beiden Filmen der identische, philopsophische Grundgedanke. Dann fallen einem zwangsläufig noch "Strange Days", "Minority Report" und "Deja Vu" ein und sogar eine Prise "RoboCop" macht sich gegen Ende bemerkbar. Große Vorbilder also, geschickt rekonstruiert und zusammengefügt. Einen Originalitätspreis würde ich "Source Code" folglich vielleicht nicht unbedingt verleihen wollen, aber dass er dereinst als beseeltes Frühwerk eines talentierten Regisseurs Bestand haben wird, daran habe ich ebensowenig Zweifel.

8/10

Identitätskrise Duncan Jones Parallelrealität Chicago Zug Militär Terrorismus Atombombe Zeitschleife


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THE WAR OF THE WORLDS (Byron Haskin/USA 1953)


"They seem to murder everything that moves!"

The War Of The Worlds (Kampf der Welten) ~ USA 1953
Directed By: Byron Haskin

Außerirdische vom Mars starten aus Gründen des Ressourcenschwunds eine Invasion auf der Erde. Mit zahllosen, mit tödlichen Strahlern ausgestatteten Raumjägern greifen sie praktisch sämtliche strategisch wichtigen Punkte der Erde an und machen diverse Metropolen und Stäte dem Erdboden gleich. Sämtliche der gegen sie eingesetzten Waffen, darunter selbst Atombomben, erweisen sich als wirkungslos; erst eine Epidemie rafft die Invasoren dahin.

Nach Orson Welles' berühmtem Radio-Hörspiel, das bei seiner Ausstrahlung anno 1938 - so zumindest will es die Legende - Massenpaniken verursachte, weil die Hörer es für authentisch hielten, bildete Haskins Filmversion die nächste nennenswerte Adaption von H.G. Wells' berühmter Invasionsstory. "The War Of The Worlds" bietet denn auch die volle Breitseite dessen, was im Nachhinein als 'Paranoiakino' in der Geschichte des Sci-Fi-Films einen festen Platz bekleiden sollte: Symbolisch formulierte Ängste vor einer kommunistischen Machtübernahme, die Furcht vor dem Totalitarismus, der, so die landläufigen Vorstellungen im Westen, sämtliche roten Systeme unbarmherzig beherrscht. Wahlweise bekam man es in den phantastischen Filmen, die jene Panikhaltung verbildlichten, mit sämtlichen mehr oder weniger perfiden Methoden des offenen Angriffs und/oder Unterwanderung zu tun: Schläferangriffe ("The Thing"), Assimilation und Gleichmacherei ("Invasion Of The Body Snatchers") oder erbarmungslose Frontalattacke ("The War Of The Worlds") - den Menschen musste gegen Ende der fünfziger Jahre zwangsläufig eines sonnenklar geworden sein: Sollte es irgendwo da draußen intelligentes Leben geben, dann ganz gewiss keinen Klaatu, der mit freundlichem Human-Antlitz vor der Massenvernichtung warnt. Nein, vielarmige Zyklopen, Krakenwesen, riesige Augen, Sporen oder gar körperlose Wesen warteten nur darauf, uns, jener roten Seuche gleich, einzugemeinden oder gleich ganz auszulöschen. In Haskins Film geschieht dies in prächtigem Technicolor und mit einer zwingenden Effektivität. Noch fast sechzig Jahre später beeindruckenden die Einstellungen der zerstörten Stadtkulisse von Los Angeles, wobei der Film eines ganz besonders richtig macht: Am Nachhaltigsten fräsen sich die Bilder der bevölkerungsinternen Rücksichtslosigkeit in den Rezipientenkopf; kurz vor dem Ende denkt jeder mal wieder nur noch an sich selbst, es wird geplündert und geprügelt, was das Zeug hält. So bleibt schließlich jener unbequeme Fingerzeig bestehen, nach dessen Positionierung fraglich ist, ob solch eine Menschheit überhaupt noch eine Chance verdient...

8/10

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EARTH VS. THE SPIDER (Bert I. Gordon/USA 1958)


"Uh, I don't see any spider."

Earth Vs. The Spider (Die Rache der schwarzen Spinne) ~ USA 1958
Directed By: Bert I. Gordon

Auf der Suche nach Carols (June Kenney) verschwundenem Vater (Merritt Stone) entdecken sie und ihr Freund Mike (Eugene Persson) eine gigantische Spinne in einem noch gigantischeren Höhlensystem. Per DDT kann das Tier vermeintlich erlegt werden - tatsächlich fällt es jedoch lediglich in ein Koma, das ebenso abrupt wieder durch die Probe der örtlichen Schüler-Rock'n-Roll-Band beendet wird. Die Spinne läuft Amok und kehrt schließlich zurück in ihren Bau, wo sie abermals - diesmal per Stromschlag und wohl endgültig - ausgeschaltet werden kann.

Neben "Tarantula" der zweite populäre Monsterspinnenfilm der Fünfziger, leider in nicht ganz so prächtiger Ausfertigung wie Jack Arnolds Film und eher beseelt vom Geiste der preisgünstigen Schnellschüsse jener Tage. Tatsächlich finden sich neben der bisweilen schlampigen Effektarbeit inhaltliche Stupiditäten en masse in Gordons billigem Bauchklatscher (mein Favorit: das verhungerte Skelett in der Spinnenhöhle, das zu Lebzeiten noch kurz das Datum seines Verschwindens in den Stein über ihm gemalt hat) und so ist er denn auch weniger interessant bezüglich einer etwaigen genrehistorischen Betrachtung denn als das, was er unleugbar ist: Ein ebenso trashiger wie charmanter Schnellschuss, gemacht für knutschende und kreischende Popcornfresser im Autokino, nunmehr stark angestaubt aber gerade deshalb so liebenswert.

5/10

Bert I. Gordon Monster Spinne Teenager Tierhorror


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THE MONSTER THAT CHALLENGED THE WORLD (Arnold Laven/USA 1957)


"From the instant they're born, they're hungry!"

The Monster That Challenged The World (Alarm für Sperrzone 7) ~ USA 1957
Directed By: Arnold Laven

Auf dem Grund des Saltonsees entwickeln sich, begünstigt durch kleine Erdbeben und die permanente, radioaktive Strahlung, gigantische Urzeitmollusken mit nicht minder riesigem Appetit. Nachdem die sich rasch fortpflanzenden, schleimigen Monster sich insgesamt vier Navy-Infanteristen und zwei Teenager appliziert haben, entdeckt sie endlich der forsche Offizier John "Ironhead" Twillinger (Tim Holt) und macht ihnen mit seinen Mitstreitern den Garaus, bevor sie durch ein Kanalsystem in den Pazifik gelangen und von hier aus die gesamte Welt bedrohen können!

Sehr schöner Monsterstreifen aus dem Genre-Golden-Age, der sogar vor leichter Drastik nicht zurückschreckt und seine Titelgestalten auch mal ordentlich zupacken lässt! Es ist zwar nicht ganz klar, warum die wurmigen Gesellen mal mit und mal ohne ihr Schneckenhäusle durch die Lande ziehen, aber wenn man ihnen einmal ins kulleräugig-mordlüsterne Antlitz schaut, ist sowieso ganz schnell aller Unbill vergessen. Beforschenswert in diesem Zusammenhang auch die Geräuschkulissen, die sich die Insektenmonsterfilmer in den Fünfzigern zur Untermauerung der Brenzligkeit ihrer natürlicherweise stummen Leinwandkreationen einfallen ließen: Die Ameisen in "Them!" machten windspielänhliche Pfeifgeräusche (ebenso wie die Skorpione in "The Black Scorpion"), die Spinne in "Tarantula" klang wie ein wildgewordner Gasbrenner und die Mollusken des vorliegenden Films können fauchen wie Raubkatzen. Da sie "lediglich" Mannsgröße erreichen, erübrigt sich ferner die Bemühung ausgefuchster Effektarbeit, unter die Gummihaut der Raupen passt nämlich ganz bequem ein schweißgebadeter Stuntman. Fein mitzuerleben immer wieder die damals vorherrschende, naive gattungsimplizite Logik, dass Monsterkatastrophen am Schlusse stets etwas Harmonisches zu gerieren haben; hier: eine putzige Patchwork-Familie, die uns Hand in Hand aus der Finaleinstellung von "The Monster That Challenged The World" entlässt. Auch, wenn die Kreaturen keineswegs die Welt, sondern bloß Imperial Valley herausfordern: Das Teil hält im Grunde absolut, was es verspricht.

7/10

Kalifornien Militaer Monster Arnold Laven


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THE BLACK SCORPION (Edward Ludwig/USA 1957)


"We're from Mexico City! We're scientists! Is the mayor here?"

The Black Scorpion ~ USA 1957
Directed By: Edward Ludwig

Die beiden Wissenschaftler Scott (Richard Denning) und Ramos (Carlos Rivas) untersuchen die Folgen eines Vulkanausbruchs nahe des mexikanischen Städtchens San Lorenzo. Dabei werden sie Zeugen diverser zunächst unerklärlicher Phänomene: Ganze Häuser liegen in Schutt und Asche, blutarme Leichen von Mensch und Vieh häufen sich. Die Erklärung: Das durch den Ausbruch in Bewegung gesetzte Eruptivgestein hat den Eingang zu einer jahrmillionenlang verschlossenen Grotte freigelegt, in deren Innerem riesige Skorpione aus dem Trias überlebt haben. Zwar gelingt es Scott und Ramos mithilfe des Militärs, die Höhle wieder zu verschließen, doch die mittlerweile blutgierigen Monster suchen sich einen anderen Ausgang nahe bei Mexico City. Nachdem ein gigantischer Skorpion seine "Konkurrenz" aus dem Weg geräumt hat, lockt man ihn ins Fußballstadion der Stadt, wo er unschädlich gemacht werden kann.

Leider hat dieses eigentlich ganz anständig gemachte "Them!"-Plagiat nie den Weg in die deutschen Kinos gefunden, dabei ist es auch nicht schlechter als die meisten Konkurrenz-Produktionen um überdimensionale Gliederfüßer. Die Effekte um die Skorpione, eine Mischung aus schöner Stop-Motion, eher weniger gelungenen Schattenriss-Aufnahmen (es wird zuvor eingehend erläutert, dass Skorpione nachtaktive Jäger sind, was diese Technik natürlich sehr "begünstigt") und eine immer wieder kehrende Nahaufnahme eines illuster geifernden Skorpiongesichts mit großen Kulleragen, sind recht einfallsreich und fallen nicht zuletzt durch das Schwarzweiß der Kamera halbwegs gediegen aus. Mit Denning ("Creature From The Black Lagoon") und Mara Corday ("Tarantula") als Rancherin Teresa Alvarez sind zwei Arnold-Veteranen und somit erfahrene Monsterkrieger an Bord. Ansonsten darf noch festgehalten sein, dass garantiert kein Klischee ausgespart wird, speziell bezüglich der mexikanischen Landbevölkerung nicht. Im Gegenzug verzichtete man dafür auf die reaktionäre Wissenschafts-Paranoia aus "Them!"; die Monster kommen rein ohne menschliches Zutun auf die Amokspur, das macht sie aber auch nicht wesentlich weniger bedrohlich, die Riesenskorpione. Alle Zangen auf zwölf Uhr und losmarschiert!

6/10

Edward Ludwig Monster Mexiko





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