Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

THE WIZARD OF OZ (Victor Fleming/USA 1939)


"Lions and tigers and bears! Oh, my!"

The Wizard Of Oz (Das zauberhafte Land) ~ USA 1939
Directed By: Victor Fleming

Weil sie mit ihrem Hund Toto von zu Hause weggelaufen ist, hat die kleine Dorothy (Judy Garland) ein furchtbar schlechtes Gewissen. Als sie sich dann während eines Wirbelsturms den Kopf stößt, träumt sie sich in das sagenhafte Land Oz, in dem sie sich mit der bösen Hexe des Westens (Margaret Hamilton) anlegt und drei Freunde, der Vogelscheuche (Ray Bolger), dem Zinnmann (Jack Haley) und dem Löwen (Bert Lahr) zu ihren Wunschträumen verhilft. Am Ende aber weiß Dorothy: "'S ist nirgends besser als daheim."

Da ihre Verdienste um die klassische Weltkultur eher bescheiden sind, klammern die Amerikaner sich voller Inbrunst und Verzweiflung an die wenigen entsprechenden Beiträge, darunter L. F. Baums Märchen "The Wonderful Wizard Of Oz", das in punkto globaler Popularität längst von dieser 39 Jahre jüngeren Technicolor-Adaption von MGM abgelöst worden ist. Die Songs und Dialogzeilen haben sich über die Jahrzehnte längst in das Weltbewusstsein eingefräst und begleiten vermutlich noch immer Milliarden von Menschen von Kindesbeinen an. Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt jemals irgendein anderer Film einen solchen Impact auf die Massenrezeption hatte wie "The Wizard Of Oz". Der Film ist aber auch herrlich trippy: Die tanzenden Zwerge, die jederzeit als Atelier-Kulisse erkennbare Sagenwelt in leuchtenden Farben, die scheußliche grünhäutige Hexe mitsamt ihren fliegenden Affenmonstern, der wunderbar witzige Löwenmann, der allgemein vorherrschende Schulaufführungs-Charakter. Und inmitten all diesen gepuderten Irrsinns die gar nicht mehr so kleine, sondern mit siebzehn Jahren durchaus "grenzerwachsene" Judy Garland, die, ist man mal ganz ehrlich, in ihrer Interpretation als, tja, vermutlich zehn- oder elfjähriges Mädchen ein klein wenig albern wirkt. Da Flemings Film, an dem, ebenso wie an "Gone With The Wind" noch diverse andere Hausregisseure herumgedoktert haben, sich durch seine ihm bereits wesentlich innewohnende Irrealis aber ohnehin alles gestatten darf, ohne weiter zu erstaunen, macht auch das überhaupt gar nichts.

9/10

Victor Fleming Hexen Kansas Kinderfilm Traum Mervyn LeRoy


Foto

PAINT YOUR WAGON (Joshua Logan/USA 1969)


"Looks like I married myself a tourist attraction."

Paint Your Wagon (Westwärts zieht der Wind) ~ USA 1969
Directed By: Joshua Logan

Der alternde Goldwäscher Ben Rumson (Lee Marvin) rettet einem jungen Farmer (Clint Eastwood) das Leben und mach ihn zu seinem Kompagnon, logisch und kurzab 'Pardner' genannt. Das Städtchen No Name City, in dessen Nachbarschaft sie hausen, besteht jedoch leider aus einer ausschließlich männlichen Population und so ist die etwas unkonventionelle eingestielte Hochzeit Bens mit der hübschen Elizabeth (Jean Seberg) eine lokale Sensation. Auch der Pardner verliebt sich in Elizabeth - also leb man fortan zu dritt. Um ein wenig mehr Zivilisation nach No Name City zu bringen, leitet Ben schließlich eine Postkutsche mit sechs Huren auf dem Weg nach Sonora um - der Beginn eines großangelegten Sündenbabels, das neben der Prostitution auch Suff und Glücksspiel beinhaltet. Als Ben und ein paar Kumpels ein verzweigtes Tunnelsystem unter den Häusern der Stadt graben, um den durch die vielen Saloondielen rieselnden Goldstaub abgreifen zu können, besiegeln sie zugleich den Untergang von No Name City - wortwörtlich...

Ich wusste gar nicht mehr, wie lieb ich diesen Film, eine doch sehr unikale Mischung aus Western, Komödie, Romanze und Musical, doch habe. Auch wenn man's nicht glauben mag - die so eklektizistisch anmutenden Ausgangsstücke fügen sich nahtlos zu einem perfekten, runden Gesamtbild, in dem Eastwood sich zwischen Coogan und Callahan als freundlich-leichtherziger Schlagersänger verdingt und das Marvin in einer seiner drei, vier schönsten Rollen zeigt. Seine Darbietung von "Wand'rin Star" gehört wohl zu den unvergesslichsten Filmmusical-Nummern überhaupt. Dann ist die herrliche, ehrwürdige Photographie hervorzuheben, die dem Reigen noch einen weiteres Element hinzsetzt, das mit seiner epischen Breite auf den ersten Blick vielleicht nicht recht passen mag. Aber doch, auch diese Flamboyanz fügt sich ein in "Paint Your Wagon", der einen nicht nur oft und herzlich lachen lässt, sondern das Herz auch tauglich erwärmt. Ein wenig auch in der Tradition von "Design For Living" stehend, ist besonders der Schluss von geradezu hellsichtiger Authentizität: Eastwood, der ewige Konservative, hat sich allen Widerständen gegen das libertinäre Tunichtguttum durchgesetzt und ist bereit für ein Leben in Spießbürgerlichkeit. Marvin derweil haut lieber ab, er ist ein Mann "goin' nowhere". Manche Pioniere liefen ja auch vor der Zivilisation davon.

9/10

Joshua Logan Goldrausch Kalifornien Ménage-à-Trois Alkohol


Foto

A STAR IS BORN (George Cukor/USA 1954)


"This is the way the world ends - not with a bang, but with a whimper."

A Star Is Born (Ein neuer Stern am Himmel) ~ USA 1954
Directed By: George Cukor

Der für seine Alkoholeskapaden berüchtigte Hollywood-Schauspieler Norman Maine (James Mason) wird bei einer Gala auf die Gesangs- und Tanzkünstlerin Esther (Judy Garland) aufmerksam. Noch in der selben Nacht beschgließt er, Esther kennenzulernen und sie auf ihr latentes, schlummerndes Starpotenzial aufmerksam zu machen. Von Maines Ansprache überzeugt, bewirbt sich Esther beim Film. Normans Einschätzung erweist sich als goldrichtig, nach kleineren Komparsenauftritten ist Esther, die sich jetzt Vicki Lester nennt, bald der größte Zuschauermagnet der Traumfabrik. Doch parallel dazu sinkt Normans Stern unweigerlich ins Bodenlose. Sein Studio kündigt den Vertrag mit ihm auf, da er als nicht mehr versicherbar gilt und seine Trunksucht verschlimmert sich zusehends. Dennoch hält Vicki bis zuletzt zu ihm und ist sogar bereit, ihren Erfolg ihm zuliebe zu opfern.

"A Star Is Born" wurde bis heute dreimal verfilmt, wobei Cukors Version als die gelungenste gilt. Als 'Film-Musical' im klassischen Sinne kann man das zumindest in seiner restaurierten, notgedrungen unter der Zuhilfenahme von Standbildern zusammengeflickten Fassung recht ausgedehnte Scope-Prachtstück nicht unbedingt bezeichnen. Die Gesangseinlagen sind jeweils Teil der filmimmanenten Gegebenheiten und werden, durchweg von Judy Garland, als Bühnen- oder private Stücke dargebracht und nicht wie bei Minnelli, Donen und den anderen klassischen Musicalregisseuren als expressionistisch-surrealistisches Mittel zur Befindlichkeitsäußerung eingesetzt. Von mehrerlei Warte aus betrachtet ist "A Star Is Born" ein gewaltiges Werk: Als stolzer Repräsentant des noch jungen Breitwandformats (und Cukors erste Arbeit mit selbigem) sowie als Schauspielerfilm fidelt er in der obersten Garde. Die sich geradezu aufzehrenden James Mason und Judy Garland scheinen beinahe Übermenschliches zu leisten und das selbstreflexive Element - damals noch keine Selbstverständlichkeit, wenngleich bereits mehrfach exerziert - wirkt ebenso mutig wie rührend-nostalgisch. Mason war damals auf Suchtkranke und Verlierertypen adaptiert, derweil die privaten bzw. psychischen Aufs und Abs von Judy Garland bildlich denen einer Achterbahn ähnelten. Insofern trägt die Besetzung der Hauptrollen bereits planerisch genialische Züge und wurde von den beiden auch hinter der Kamera wild flirtenden Stars großflächig belohnt.
Klassisches Eventkino mit allem, was dazu gehört.

9/10

George Cukor Remake Hollywood Alkohol Sucht Film im Film Musik Tanz


Foto

THE LAST DRAGON (MIchael Schultz/USA 1985)


"Kiss my Converse!"

The Last Dragon (Der Tanz des Drachen) ~ USA 1985
Directed By: Michael Schultz

Der in seinen eigenen Sphären schwebende, jugendliche Kung-Fu-Kämpfer Leroy Green (Taimak) gerät an den verrückten Manager-Gangster Eddie Arkadian (Christopher Murney) und an Sho'nuff (Julius Carry) den selbsternannten "Shogun von Harlem". Während Arkadian der berühmten Videoclip-Präsentöse Laura Charles (Vanity) nachstellt, um seine eigenen Clips bei ihr promoten zu können, will Sho'nuff Leroy permanent zum Duell herausfordern, um ihm zu seigen, wer denn hier der größte Mack vor Ort ist. Am Ende schlägt der wackere Junge alle(s) mit einer Klappe.

Eines dieser prachtvollen Achtziger-Traumlogik-Relikte der Kategorie "Muss man erstmal gesehen haben, um es glauben zu können". Oszillierend zwischen Martial Arts, Tanz- und Popfilm, Kinder- und Märchenfantasy, black zeitgeist und MTV, ist "The Last Dragon" eine unwirkliche Verquirlung populärer Vorbilder, von "Saturday Night Fever" über "Streets Of Fire" und "Purple Rain" bis hin zu "Karate Kid". Dass diese eigenwillige Mixtur ihren eigenen Spaßcharakter entwickelt und zur naiven Hochkunst gerät, verwundert angesichts solcher Vergleiche kaum mehr. Alles ist hier bonbonfarbener Pop, und zugleich less than keimfreier halbgarer Achtiger R'n'B, wie ihn die mittlerweile völlig korrumpierte Motown nach den großen Sechzigern und Siebzigern, den Zeiten von Genies wie Marvin Gaye und Stevie Wonder, auszukotzen pflegte. Abgesehen von Rap wurde die schwarze Musik orientierungslos, Gaye war erschossen worden, Wonder brachte beliebigen Synthiezucker, Michael Jackson war schon damals weißer als gekochte Abtrocknentücher und Prince blieb wohlweislich für sich. Angesichts solcher ethnischer Orientierungslosigkeiten brauchte es neue Sphären, die man im schon zehn Jahre zuvor bemühten Eastern-Sektor suchte und fand und für die man frische Gesichter wie das des später kaum mehr bemühten Strahlemanns Taimak benutzte. Michael Schultz, der schon immer Pfade zwischen weißer Massen- und schwarzer Nischenkultur zu beschreiten suchte, war der richtige Mann dafür. Und Bruce Lee der richtige Mentor - wenn er mal nicht, wie vermutlich bald darauf auch angesichts des unweit gelagerten "No Retreat, No Surrender", in seinem Seattler Grabe rotiert ist. Knallah, anyway.

8/10

New York Harlem Chinatown Blaxploitation Martial Arts Michael Schultz Motown Berry Gordy Ethnics Musik Tanz Magie Camp


Foto

A NIGHT AT THE OPERA (Sam Wood/USA 1935)


"That's what they call a sanity clause." - "You can't fool me! There ain't no Sanity Claus!"

A Night At The Opera (Die Marx Brothers in der Oper) ~ USA 1935
Directed By: Sam Wood

In der Mailänder Scala ist prominenter New Yorker Besuch zugegen: Der Direktor des New Yorker Opernhauses, Mr. Gottlieb (Sig Ruman), will den ebenso berühmten wie arroganten Tenor Lasparri (Walter Woolf King) nach Übersee eskortieren. Im Schlepptau hat Gottlieb unter anderem seinen Agenten Otis P. Driftwood (Groucho Marx), der statt mit Gasparri einen Vertrag mit dem unbekannten, dafür umso liebenswerteren Sänger Ricardo (Allan Jones) abschließt. Zusammen mit den beiden Chaoten Fiorello (Chico Mark) und Tomasso (Harpo Marx) sorgt Driftwood schließlich dafür, dass Ricardo den seit langem verdienten Erfolg erhält und mit seiner geliebten Rosa (Kitty Carlisle) zusammensein kann.

Der erste Film der Marx-Brüder für MGM, der Legende nach, nachdem Irving Thalberg und Chico einen gemeinsamen Pokerabend verbracht haben. Hier gerinnt die zuvor noch recht lose auf Zelluloid gebannte Anarcho-Comedy der Paramount-Phase, deren Scripts lose auf den Vaudeville-Sketchen der Truppe basierten, endlich zu seiner vollen Reife und erhält ihren ihr zustehenden Rahmen. Bei MGM, dem Studio der Stunde, standen nämlich auch große Musical-Nummern auf der Tagesordnung, Action und Abenteuer. Harpo verwandelt sich in Errol Flynn, baumelt an einem Ankertau und entert die finale Opernkulisse, als handle es sich dabei um ein Piratenschiff. Groucho, bewährt mit Frack und Zigarre, schreitet langen Schrittes durch die nervöse Szenerie, scheint permanent kurz vorm Kreislaufkollaps, flötet seiner Leibpartnerin, der ehrwürdigen Margaret Dumont, süße Beleidigungen zu und erleichtert dämliche Dienstleister noch um ihr letztes Trinkgeld. Und dann gibt es da diese wunderbare, berühmte Szene, in der gefühlte 50 Leute (tatsächlich sind es nur vierzehn, bevor die - eigentlich als Einzige eingeladene - Dumont die Tür aufmacht und die ganze Horde ihr entgegengepurzelt kommt), allesamt von Groucho hereingebeten, in eine Schiffskabine gequetscht werden. Mein ewiger Lieblingsfilm der Marx Brothers, Vokalslapstick in Reinkultur und eine Sternstunde der Filmkomödie!

10/10

Marx Brothers Sam Wood New York Oper Slapstick


Foto

HOLLYWOOD OR BUST (Frank Tashlin/USA 1956)


"You like it?" - "I think it'll live forever. Maybe longer!"

Hollywood Or Bust (Alles um Anita) ~ USA 1956
Directed By: Frank Tashlin

Ihre Begegnung ist rein zufällig: Der windige Hallodri Steve Wiley (Dean Martin) schuldet einem wenig zimperlichen Buchmacher (Ben Welden) eine nicht geringe Summe Geld und hat sich für die Rückzahlung eine Lotterie ausgewählt, bei der es ein schickes Cabrio zu gewinnen gibt. Das fingierte Gewinnerlos erweist sich jedoch als veritable Niete, denn der einfältige Delikatessenverkäufer und Film-Buff Malcolm Smith (Jerry Lewis) ist im Besitz des echten Loses. Als Resultat müssen sich Steve und Malcolm den Wagen teilen und cruisen zusammen mit Malcolms dänischer Dogge Mr. Bascom Richtung Hollywood, um, wie Malcolm glaubt, dort Anita Ekberg zu treffen. Dabei will Steve Herrchen und Hund bloß klammheimlich irgendwo loswerden...

Mit viel launigem Gesang garniertes Wohlfühlkino, das das Gespann Lewis & Martin in den typischen Rollen präsentiert: Der eine ein öliger Schlagersänger mit einem Bein in der Unterwelt und dem anderen im Bett einer schönen Dame, der andere ein doofer Naivling und Träumer und zu gut für die Boshaftigkeit der Welt. Am Ende sind sie dann dicke Freunde und treffen sich irgendwo in der Mitte ihrer beiden diametralen charakterlichen Spektren. Mein persönlicher Star des Films ist jedoch Mr. Bascom, der für einige hübsche Gags gut ist und sich sogar ein Gläschen Champagner munden lassen darf. Vermenschlichte Hunde im Film - schlag auch nach unter "Road Trip", "Little Nicky" und "Half Baked" - sind mir sowieso das Höchste. Möglicherweise ist Mr. Bascom sogar der Ahnherr all der lustigen Vierbeiner in diesen Kinohöhepunkten. Ansonsten ist der Studio-Habitus wie immer in solchen Star-Vehikeln aus den goldenen Showbiz-Jahren stets bemerkenswert. Wie Martin und Lewis als stolzes Paramount-Flaggschiff hofiert wurden, das ist heutzutage unvorstellbar. Wer's nicht glaubt, der sehe sich "Hollywood Or Bust" an. Garantiert keine Zeitverschwendung.

8/10

Martin/Lewis Frank Tashlin Hollywood Road Movie Auto Hund Freundschaft Jerry Lewis


Foto

THE RETURN OF CAPTAIN INVINCIBLE (Philippe Mora/AU 1984)


"Same old dreary demands. Self righteous, messianic, moralistic and increasingly tedious."

The Return Of Captain Invincible (Captain Invincible - Wer fürchtet sich vor Amerika?) ~ AU 1984
Directed By: Philippe Mora

Captain Invincible (Alan Arkin), einst eherner Verbrechensbekämpfer und zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs Amerikas wirkungsvollste und mit Abstand patriotischste Waffe im Kampf gegen die Nazis, hat sich einst frustriert aus dem Superhelden-Biz zurückgezogen, nachdem eine Intrige seines alten Erzfeindes Dr. Midnight (Christopher Lee) ihn vor dem Senat für unamerikanische Umtriebe kaltgestellt hatte. Mittlerweile lebt der Captain depressiv und daueralkoholisiert in der Gosse von Sidney, wo er eines Tages vom eigens eingereisten US-Präsidenten (Michael Pate) re-rekrutiert werden kann. Der Regierung der Staaten wurde nämlich der "Hypno-Strahler" gestohlen, eine Geheimwaffe zur heimlichen Willens-Indoktrination. Dahinter steckt niemand anderes als Dr. Midnight, der einigen Schabernack mit "seinem" neuen Spielzeug anstellt. Allerdings muss Captain Invincible erstmal lernen, seine alten Kräfte, Computergehirn, Automagnetismus und vor allem die Fliegerei, zu reaktivieren.

Liebevoll gemachte Superheldensatire, spottbillig zwar, aber zugleich sprühend vor Bizarrerien und subversivem Witz, dabei jedoch nie ein Verräter an seinen Quellen und Inspirationen. So etwas muss man erstmal hinbekommen, aber der am Script beteiligte Steven E. de Souza hatte ja schon immer ein spezielles Händchen für ironisch konnotierte Genre-Artefakte. "Captain Invincible" scheut sich noch nichtmal, sich ab Minute Zwanzig in ein Musical zu verwandeln, dessen Nummern nicht von ungefähr an die "Rocky Horror Picture Show" erinnern, war doch auch an den vorliegenden maßgeblich Richard O'Brien beteiligt. Gar genialisch wird es zum Schluss, als Christopher Lee, der kurz darauf für Mora noch in dessen nicht minder herrlich eklektischem "Howling II - Your Sister Is A Werewolf" mitspielte, Captain Invincible mit einem astronomisch ausgestatteten Spirituosen-Schränkchen und dem diabolisch vorgetragenen Stück "Name Your Poison" rückfällig zu machen und damit zu besiegen versucht. Eine besondere Bank natürlich auch stets Alan Arkin, dessen humoriges Talent bekanntlich primär darin besteht, in den absurdesten Situationen einen heiligen Ernst vor sich herzutragen wie der Kreuzritter sein Glaubenssymbol.
Into the Blue!

8/10

Philippe Mora Farce Superhelden Kalter Krieg New York Satire Australien Alkohol


Foto

PINOCCHIO (Hamilton Luske, Ben Sharpsteen/USA 1940)


"What does an actor want with a conscience, anyway?"

Pinocchio ~ USA 1950
Directed By: Hamilton Luske/Ben Sharpsteen


Eine gute Fee erfüllt dem Tischler Gepetto den Wunsch, dass seine Holzpuppe Pinocchio zum Leben erwachen möge. Doch bis zum "richtigen" Jungen aus Fleisch und Blut ist es noch weit hin: Zunächst muss Pinocchio lernen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, dass ohne Bildung nichts geht im Leben und nur wahre Redlichkeit sich am Ende auszahlt.

Es ist weniger Carlo Collodis etwas hausbackene, mit preußischer Eisenpädagogik gespickte Geschichte des dummen Jungen, dessen Holzkopf erst mit Eselsohren garniert werden muss, bevor er sein Väterlein schlussendlich glücklich machen kann, als Disneys so übermütige wie liebenswert-saubere Animation, die "Pinocchio" zum Klassiker des Animationsfilms macht. Ganz abgesehen davon, dass die Adaption der Geschichte, wie bei Disney üblich, auf sehr losgelöstem Wege geschieht, sind es ohnehin primär die Figuren nebst ihrer Gestaltung, die Rührung und Spannung hervorrufen: Pinocchio selbst, der sympathische alte Gepetto, seine Haustiere Figaro und Cleo, Jiminy Grille, die per Rotoskopie zum Leben erweckte Fee und sogar die beiden Halunken Fuchs und Kater, denen ich persönlich sowieso noch nie böse sein konnte.
Immerhin erst Disneys zweiter Langfilm nach "Snow White And The Seven Dwarves" und dennoch bereits von atemberaubender Perfektion.

9/10

Walt Disney Hamilton Luske Ben Sharpsteen Maerchen Kinder Puppe


Foto

SCARED STIFF (George Marshall/USA 1953)


"You killed a perfect stranger?" - "Nobody's perfect."

Scared Stiff (Starr vor Angst) ~ USA 1953
Directed By: George Marshall


Die beiden Nachtclub-Entertainer Larry (Dean Martin) und Myron (Jerry Lewis) geraten in die Bredouille, als sie zunächst Ärger mit dem Gangsterboss Shorty (Leonard Strong) bekommen und dann per Zufall auf die Millionenerbin Mary Carroll (Lizabeth Scott) stoßen, die ein altes Gemäuer vor der Küste Kubas in Empfang nehmen will. Da sich unter diesem ein Schatz verbirgt, sind in der staubigen Hütte nicht nur Geister und Zombies sondern auch schießwütige Killer anzutreffen...

Spaßiges Grusical aus den frühen Martin/Lewis-Tagen, das ganz gut aufzeigt, welcher Typisierung das Spaßmacher-Duo sich unterzuordnen hatte: Martin ist der leicht schmalzige Schlagersänger mit Schlagseite bei hübschen Frauen, Lewis der asuxelle, infantile Clown, der dafür zu sorgen hat, dass die dürftige Geschichte sich nur möglichst stockend weiterentwickelt und darüberhinaus natürlich den wesentlich anspruchsvolleren Part innehat. Wenn Lewis mit quäkender Stimme nach 'Laaarryyyy' ruft, dann bleibt einem nur die bloße Faszination angesichts einer derartigen Form von Selbstaufgabe. Bei nMartin lässt einen das Gefühl nicht los, dass er sowieso nur sich selbst spielt, wenn er in "Scared Stiff" auch nicht einen Martini Dry zu trinken bekommt.

7/10

Martin/Lewis Schloss Kuba Voodoo Karibik George Marshall Zombies Jerry Lewis


Foto

ARTISTS & MODELS (Frank Tashlin/USA 1955)


"I never met a lady cartoonist before." - "All lady cartoonists are extremely grateful."

Artists & Models (Maler und Mädchen) ~ USA 1955
Directed By: Frank Tashlin


Die beiden Bohémiens Rick Todd (Dean Martin) und Eugene Fullstack (Jerry Lewis) hausen zusammen in Greenwich Village und halten sich mit kleinen Gelegenheitsjobs über Wasser, da weder Ricks Malerei noch Eugenes ausufernde Fabulierlust zum großen Erfolg führen. Als die Cartoonistin Abby (Dorothy Malone) und ihre Freundin Bessie (Shirley MacLaine) über ihnen einziehen, winkt Rick und Eugene zumindest schonmal das Glück der trauten Zwei- bzw. Viersamkeit, die von feindlichen Agenten allerdings kurz mal durcheinandergebracht wird.

Leider scheint "Artist & Models" der einzige Martin/Lewis-Film zu sein, den es bei uns auf DVD gibt - eine Schande, denn diese kleine Komiker-Sondersektion des Rat Pack ist mir noch vielfach in bester Ferbseherinnerung aus Kindheitstagen. Mit ihren diversen Live- und TV-Shows waren Martin und Lewis einst ein Renner im US-Showgeschäft, der sowohl für gleichermaßen gekonnte wie bizarre Blödeleien als auch für sein musikalisches Potenzial berühmt war. Irgendwann in der zweiten Hälfte der Fünfziger trennte man sich dann im Streit und ließ künftig die Finger voneinander.
"Artists & Models", wie viele Filme des Duos vom eigenwilligen Comedy-Auteur Frank Tashlin inszeniert, ist besonders aufgrund seines prachtvollen VistaVision ein echtes Liebhaberstück. Ich kenne nur wenige Filme, die nach über fünfzig Jahren noch so brillant und farbkräftig aussehen; alles scheint förmlich zu bersten vor lauter buchstäblicher Bildorgiastik. Da geraten Martins und Lewis' nichtsdestotrotz höchst charmant choreographierte Träller- und Albereien fast ins Hintertreffen. Aber nur fast: Die Szene, in der Lewis und seine Partnerin MacLaine zusammen im Treppenhaus "Innamorata" singen und tanzen, ist allerbestes Entertainment, ebenso wie die Comic-Gala im Showdown.

8/10

Frank Tashlin Slapstick New York Comic Satire Martin/Lewis Musik Jerry Lewis





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare