Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

SWEENEY TODD: THE DEMON BARBER OF FLEET STREET (Tim Burton/USA, UK 2007)


"At last! My arm is complete again!"

Sweeney Todd: The Demon Barber Of Fleet Street ~ USA/UK 2007
Directed By: Tim Burton


Nach fünfzehn Jahren im Exil kehrt der einst von seinem Erzfeind Richter Turpin (Alan Rickman) verleumdete, traurige Barbier Benjamin Barker (Johnny Depp), der sich jetzt 'Sweeney Todd' nennt, nach London zurück. Als er von der verlotterten Gastronomin Mrs. Lovett (Helena Bonham Carter) erfährt, dass seine Gattin (Laura Michelle Kelly) sichin ihrer Verzweiflung vergiftet hat und seine Tochter Johanna (Jayne Wiesner) nun im Hause Turpins ein Gefangenendasein führt, schwört er blutige Rache nicht nur an dem Richter, sondern an der gesamten Menschheit und wetzt seine scharfen Rasierklingen fortan an Stellen, die dafür eigentlich nicht vorgesehen sind...

Schickes, schwarzhumoriges Grand-Guignol-Musical, das mit den üblichen Stärken Burtons kokettiert, sich dies schon aufgrund seines Wesens auch absolut leisten kann und sich trotz des anfänglich vielleicht etwas gewöhnungsbedürftigen Kommunikationsmittels von Musik und Gesang (in einem nicht-animierten Film) vorzüglich in den künstlerischen Kosmos des Regisseurs eingliedert. In Anbetracht der fraglosen Affinität zu dieser Periode verwundert es sogar, dass dies Burtons erster im viktoriaischen England spielender Film ist, denn in dieser Ära kann sich der Mann einmal mehr zur Gänze austoben. Wie schön auch die neuerliche Vergewisserung, dass Burton an den richtigen Stellen jedwede Form der Zimperlichkeit ablehnt und das Blut zum ersten Male seit dem ganz ähnlich stilisierten "Sleepy Hollow" wieder meterweit (und dabei natürlich grotesk verklärt) spritzen lässt. Die häufig für zwei Singstimmen (mit teils unterschiedlichem Text) geschriebenen Kompositionen von Stephen Sondheim sind dabei von wirklicher Qualiät und erinnern mich in ihrer bewusst naiven Darbietung - besonders im Verhältnis zum deftigen Sujet - nicht selten an die bombastischen Disney-Stücke eines Alan Menken...

8/10

London Tim Burton period piece Rache Splatter Grand Guignol


Foto

THE SOUND OF MUSIC (Robert Wise/USA 1965)


"Auf Wiedersehen, darling."

The Sound Of Music (Meine Lieder - Meine Träume) ~ USA 1965
Directed By: Robert Wise


Salzburg, 1938: Die lebenslustige junge Postulantin Maria (Julie Andrews) zerbricht der Mutter Oberin (Peggy Wood) des hiesigen Nonnenklosters durch ihre Unbekümmertheit den Kopf. Um ihr Pflichtbewusstsein zu straffen, muss Maria daher die Aufgabe eine Gouvernante im Hause der Von Trapps übernehmen. Oberst Von Trapp (Christopher Plummer), wohlhabender Marienoffizier im Ruhestand und Witwer, hat sieben Kinder, die Marias diverse Vorgängerinnen teils in Rekordzeit aus dem Haus gewtrieben haben. Mittels ihres offenen Wesens sowie ihrer Herzlichkeit gewinnt Maria jedoch schnell die Herzen der Kinder und nicht nur diese - auch der Oberst entflammt in Kürze für sie. So jedoch nicht für die immer präsenteren Nazis - Die just durchgeführte Annexion, die bald allerorten die Hakenkreuzfahne wehen lässt, akzeptiert der glühende Patriot Von Trapp nicht. Als er für die Reichsmarine eingezogen werden soll, entschließt er sich mitsamt seiner neuen Frau Maria und den Kindern zu einer überstürzten Flucht aus Österreich.

Vor "Oliver!", der nur drei Jahre später quasi das endgültige inoffizielle Ende des Hollywood-Silver-Age markierte, repräsentierte "The Sound Of Music" das letzte der flamboyanten Studiomusicals, das die Herzen der Jury weichzuspülen vermochte. 1970 ward New Hollywood dann auch in der Academy angekommen und mit "Midnight Cowboy" ein kaum zu erwartendes Werk auf dem Siegertreppchen postiert; zugleich letzter Vorhang und Neubeginn.
Hinter dem überaus ambitionierten, vor Ort gefilmten Projekt "The Sound Of Music" standen große Namen ausalten Tagen: Die bombastischen Songs, die bereits seit sechs Jahren aus diversen Broadway-Aufführungen bekannt waren, stammten von Rodgers & Hammerstein, das realitätsbeschönigende Script von Ernest Lehman, Produktion und Regie übernahm Robert Wise.
Sich über die Inhalte von "The Sound Of The Music" zu ereifern, wäre nutzlose Muße, natürlich wirkt der Film oberflächlich naiv, die Realität mit Füßen tretend, klischiert, dumm gar. Was ihn letzten Endes ansehnlich macht, zumindest für Zeitgenossen, die eine grundsätzliche Affinität zu Filmmusicals bei sich ausmachen können, ist genau das, was alle großen Musicals auszeichnet: schöne Bilder, Herz, leidenschaftlicher Kitsch, Surrealismus, rücksichtslose Überlänge. Und kommt es zur (nicht seltenen) Expression großer Emotionen, fangen die Menschen in Musicals eben an zu singen. Und nicht nur, dass ihr Gegenüber sich nicht darüber wundert - es stimmt zumeist auch noch mit ein! Und noch besser: Das Publikum kam in Scharen, um sich das anzuschauen. Die mit ausgebreiteten Armen über eine prachtvolle Alm laufende, "The Hills are alive..." schmetternde Julie Andrews muss schließlich zu den großen, ikonischen Kinobildern gezählt werden. Irgendwas hat Wises Film aller Kritik zum Trotze dann offenbar doch sehr richtig gemacht.

7/10

Österreich Robert Wise Historie Nationalsozialismus Rodgers & Hammerstein Musik Familie


Foto

THE PRINCESS AND THE FROG (Ron Clements, John Musker/USA 2009)


"Don't make me light my butt!"

The Princess And The Frog (Küss den Frosch) ~ USA 2009
Directed By: Ron Clements/John Musker


New Orleans in den zwanziger Jahren. Die ehrgeizige Kellnerin Tiana versagt sich jegliches Privatvergnügen, um den Traum ihres verstorbenen Vaters finanzieren zu können: Ein eigenes Restaurant. Als zum jährlichen Mardi Gras der schnöselige, mittellose Prinz Naveen in der Stadt auftaucht, um Tianas ebenfalls schnöselige, dafür aber umso reichere Freundin Charlotte zu heiraten, wird der sinistre Voodoopriester Dr. Facilier hellhörig. Flugs verwandelt er Naveen in einen Frosch und gibt Naveens missgünstigen Diener James die Gestalt des Prinzen, um diesen als willfährigen Mittelsmann zu missbrauchen. Nach einem folgenschweren Kuss von Frosch-Naveen verwandelt sich auch Tiana in einen grünen Hoppler. Gemeinsam landet man im Bayou, gewinnt ein paar neue Freunde und holt sich Rat bei der weisen Uralt-Zauberin Mama Odie: Wenn Naveen und Tiana noch vor Mitternacht von der mittlerweile geadelten Charlotte geküsst werden, erhalten sie ihre Menschengestalt zurück.

Disney macht nach einer bislang nie dagewesenen, fünfjährigen Pause doch tatsächlich wieder einen abendfüllenden 2D-Animationsfilm fürs Kino - der Welt ist ein Stück Ordnung zurückgegeben. Damit nicht genug, beschäftigen die Mickymäuse sogar ein eigens für die Abteilung Zeichentrick aus der Taufe gehobenes Sublabel (Walt Disney Animation Studios) - es scheint also, als könne man sich auf noch mehr freuen.
"The Princess And The Frog" ist seit dem wunderbaren "Treasure Planet" vom selben Team darüberhinaus der schönste Trickfilm des Studios. Temporeich, vor liebevollen Details und netten Songs trotzend sowie mit einer gewaltigen, an vergangene Großtaten erinnernden Reminiszenzbreite versehen, lässt der Film tatsächlich jenes alte, wohlige Gefühl aufkommen, dass manch einem von uns bereits seit frühesten Kindheitstagen vertraut sein dürfte. Eruptive Farb- und Formexplosionen während der surrealen Musiknummern (die es nebenbei locker mit denen in "Treasure Planet" aufnehmen können) nebst verrückter Einfälle wie dem Trompete spielenden, in der deutschen Fassung von Bill Ramsey gesprochenen Alligator Louis dürften darüberhinaus vor allem den rauschaffinen Disney-Gucker freudig stimmen, gemahnen sie doch an die großen LSD-Klassiker "Fantasia" und "Alice In Wonderland"
A sort of homecoming.

8/10

John Musker Ron Clements Musik Sumpf Jazz New Orleans Suedstaaten Maerchen Disney Kinder





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare