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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SODOM AND GOMORRAH (Robert Aldrich/USA, I, F 1962)


"Separate... but in their full view..."

Sodom And Gomorrah (Sodom und Gomorrha) ~ USA/I/F 1962
Directed By: Robert Aldrich

Der Hebräer und Dynastiebegründer Lot (Stewart Granger) führt sein Volk in das Jordantal, wo die beiden Städte Sodom und Gomorrha liegen. Lot schließt mit der machtgierigen Königin Bera (Anouk Aimée) einen Handelsvetrag, der seinen Leuten die freie Bewirtschaftung ihres Landes sowie die Souveränität, entflohenen Sklaven Zuflucht zu gewähren, garantiert. Als Lot Bera im Kampfe gegen die kriegerischen Helamiter und gegen ihren intriganten Bruder Astaroth (Stanley Baker) unterstützt, opfert er seinen Grund und Boden und darf dafür mit seinem Volk in Sodom einziehen, wo Bera insgeheim hofft, die Hebräer zur Dekadenz "erziehen" zu können. Kurz, bevor Lot endgültig zum selbsträsonistischen Heiden wird, gestattet Gott ihm und seinen Leuten den Exodus aus den Städten, die daraufhin dem Erdboden gleich gemacht werden.

Zahlreiche der großen Hollywood-Regisseure ließen sich irgendwann im Laufe ihrer Karriere herab, um ihrer Filmographie zumindest einen Sandalen- bzw. Monumental- bzw. Bibelfilm hinzufügen zu können. Aldrich nahm sich mit einem fast durchweg italienischen Stab der skandalträchtigen Geschichte um die legendären Städe Sodom und Gomorrha an, in denen bekanntermaßen Wollust, Folter, Sadismus, Sklaverei und Intriganz an der Tagesordnung waren und die der "liebe" Jehovah dafür im Zuge einer seiner Reinigungsaktionen mit einem atombombengleichen Rumms vom Angesichte der sündigen Erde fegte.
Bei exaltierteren Filmemachern wie zum Bleistift Pasolini oder Brass wären die entsprechenden Zustände vermutlich noch um einiges plastischer ausgefallen in ihrer Illustration, bei dem bekanntlich ebenfalls schon wenig zimperlichen Aldrich überwiegt indes der Hang zu großatmiger Aktion und offen demonstriertem Kitsch. Genau ins Zentrum seiner im Vergleich zum biblischen Kontext dem Vernehmen nach deutlich abgewandelten Mär rückt der alte Recke die aufsehenerregende Schlacht gegen die Helamiter, die, minutiös und erstklassig montiert, veranschaulicht, wo die Präferenzen des Regisseurs gelegen haben dürften. Ansonsten ist "Sodom And Gomorrah" erwartungsgemäß leuchtend-idiomatisches B-Kino mit allem, was dazugehört, inklusive einem einzig für diese Rolle gemacht scheinenden Stewart Granger mit graumeliertem Schopfe und Anouk Aimée als unverhohlen lesbischen Matriarchin. Dazu gibt es in kleineren Rollen spätere Exploitation-Stars wie Anthony Steffen, Gabriele Tinti oder Giacomo Rossi-Stuart. Rik Battaglia, der hier schonmal für seine lumpenhaften Rollen als Winnetou-Bandit übt und Granger haben übrigens in jeweils acht bzw. drei Karl-May-Filmen aufgespielt, ohne sich noch ein weiteres Mal begegnen zu dürfen.

7/10

period piece Bibel Robert Aldrich


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KING DAVID (Bruce Beresford/USA, UK 1985)


"Any man can learn, but David's are the gifts of God."

King David (König David) ~ USA/UK 1985
Directed By:


Tausend Jahre vor Christi Geburt herrscht König Saul (Edward Woodward) über das Volk Israel. Da Gott, wie ihm der Prophet Samuel (Dennis Quilley) versichert, mit ihm unzufrieden ist, soll statt eines seiner Söhne einst der Hirtenjunge David (Ian Sears) König werden. Als dieser während einer Schlacht gegen die Philister mutig vortritt und den riesigen Krieger Goliath (George Eastman) besiegt, ist zugleich sein Schicksal besiegelt. David, zum Manne (Richard Gere) gereift, wird zum Liebling des Volkes und für Saul ein Dorn im Auge. Nach Sauls Freitod auf dem Schlachtfeld ist Davids Zeit als König gekommen. Doch Macht und Reichtum drohen ihn zu korrumpieren...

Ein Film, ganz nach meinem - zugegeben manchmal eigentümlichen - Geschmack: ausladende Landschaftspanoramen, schöne Kostüme, große Paläste und Festungen, eine großzügige Schlachtensequenz in der Mitte, Pomp und Verschwendung. Außerdem eines der vordringlichen Beispiele für Hollywoods Misskalkulationen grandios gescheiterte Megaflops in den Achtzigern, s. auch "Inchon", "Revolution", "Ishtar" oder Gilliams "Munchhausen"; Filme, die selbst die Geschichte ihren untröstlichen "Verbrechern" bis heute nicht vergeben hat und die mitunter unter dicken Staubschichten des Vergessens vor sich hinrotten. Dabei lohnt es sich freilich, sie wiederzuentdecken. "King David" ist ziemlich unglaublich in seinem kaltschnäuzigem Berichtsstil, allerdings merkt man dem Film und seiner Montage diverse Kürzungen an, die offenbar auf eine allzu extensive Lauflänge und die wie üblich nichtssagenden Testvorführungen zurückgehen. Leider weiß ich nichts über die Entstehungsgeschichte des Films, nehme mir jedoch hiermit vor, dies bei Gelenheit zu ändern. Wie gesagt, ich bin recht angetan und vor allem fasziniert von der ganzen Art des Filmemachens, die "King David" transportiert. Ziemlicher Wahnsinn auch die Besetzung: Nicht nur, dass unter dem Helm Goliaths gut sichtbar die Augenbrauen von George Eastman hervorlugen; in einem grandiosen Kleinauftritt ist ferner der unkreditierte Tomas Milian zu sehen, der stets sehenswerte Hurd Hatfield gibt einen von einem Speer durchbohrt endenden Hohepriester und Jean-Marc Barr spielt Davids aufmüpfigen Sohn Absalom. Wahrlich, ich verkünde euch: ein ziemliches 'Hallo' ist diese Schwarte.

7/10

Bruce Beresford period piece Israel Bibel Historie Biopic


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SALOME (William Dieterle/USA 1953)


"The desperate can only survive by taking desperate measures."

Salome ~ USA 1953
Directed By: William Dieterle


Zusammen mit Pontius Pilatus (Basil Sidney), dem neuen Statthalter Jerusalems, wird auch die in Ungnade gefallene Königstochter Salome (Rita Hayworth) Richtung Osten verschifft. Nicht nur Pilatus' rechte Hand Claudius (Stewart Granger), der Christenbewegung sehr zugetan, wirft ein Auge auf die schöne Salome, auch ihr Stiefvater Herodes (Charles Laughton) ist ganz entzückt über die zur Schönheit gereifte junge Dame. Da der Täufer Johannes (Alan Badel) durch seine Ehebruchsvorwürfe gefährlich an Herodes' Thron sägt, macht sich dessen machtgierige Frau Herodia (Judith Anderson) die Zuneigung des Königs zu ihrer Tochter zunutze, um Johannes exekutieren zu lassen. Claudius kann das Schreckliche trotz aller Gegenmaßnahmen nicht verhindern.

Schön schmieriger Bibeltrash, der, eidieweil er über die männermordende Rita Hayworth verfügt, uns einen der größten Bären der gesamten Sandalenfilmgeschichte aufzubinden trachtet: Angeblich diente Salomes becircender Schleiertanz nämlich überhaupt nicht dazu, Johannes' Leben zu beenden, sondern im Gegenteil dazu, es zu retten. Umso entsetzter und spektakulärer der Hayworth' weitäugiger Blick, als Johannes' Haupt auf einem Tablette in den Königspalast getragen ward. Für den feisten Charles Laughton, der wenig mehr zu tun hat als mit den Augen zu rollen und die Hayworth zu begeifern, ist die ganze Kiste ein Heimspiel, Stewart Granger nimmt die Sache wesentlich ernster als es ihr denn zukommt. Wirkliche darstellerische Klasse offenbart die für den Part grauenhafter Schwiegermütter praktisch auserlesene, später zur "Dame" gekürte Judith Anderson als intrigante Horrortante. Ansonsten ist es das als exzessive Ausdrucksform benutzte Technicolor, das den vor Ort in Israel gefilmten "Salome" so oberflächlich-aufreizend gestaltet. Allerdings kommt hier zwar der feurige Rotschopf der Hayworth zur Geltung, dass die Aktrice jedoch keine Farbe benötigt, um Laszivität zu veräußern, beweist Vidors "Gilda" umso eindrucksvoller.

6/10

Antike Roemisches Reich period piece Jesus Christus Historie William Dieterle Bibel Camp


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THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME (William Dieterle/USA 1939)


"Sanctuary! Sanctuary!"

The Hunchback Of Notre Dame (Der Glöckner von Notre Dame) ~ USA 1939
Directed By: William Dieterle


Paris im späten 15. Jahrhundert: Der Buchdruck hat sich soeben den Weg in die Stadt gebahnt, da wähnt der intrigante Dompropst Frollo (Cedric Hardwicke) schon eine mögliche Teufelei in jener Entwicklung, die aufklärerische Philosophien zum völkischen Lauffeuer machen könnte. Zeitgleich kommt die schöne Zigeunerin Esmeralda (Maureen O'Hara) in die Stadt, die ausnahmslos jedem Manne den Kopf verdreht, allen voran Frollo selbst, der wiederum auch dies für eine rein diabolische Verführung hält. Als er einsehen muss, dass er Esmeralda niemals besitzen kann, intrigiert er gegen sie und will sie an den Galgen bringen, doch der von jedermann verspottete, körperlich entstellte Glöckner Quasimodo (Charles Laughton), zugleich Frollos Findelkind, rettet sowohl Esmeralda als auch die Kathedrale Notre Dame de Paris vor der Erstürmung durch revolutionäre Kräfte.

Wie all die großen, monströsen Wesen des Kinos in den Dreißigern blieb auch die innige Zuneigung des Glöckners Quasimodo für seine schöne Angebetete nur ein Traum. "Why was I not made of stone - like thee?", fragt er am Ende die Wasserspeier auf dem Dach seiner Heimstatt und subsummiert damit die ganze Tragik seiner Existenz. Dieterles Quasimodo steht dabei in Ehrfurcht gebietender Tradition: Dracula, Imhotep, der Zwerg Hans, Kong, Frankensteins Monster, der Chirurg Dr. Gogol, das Phantom der Oper und so fort - durchweg traurige, missverstandene, teils übernatürliche, teils erschreckend menschliche Wesen mit dem sie alle einenden, unerfüllten Wunsch nach Wärme, Zuneigung, Liebe oder auch bloß einer Partnerin für die Ewigkeit. Tatsächlich sind all diese vordergründigen Schreckgestalten ja zumeist bloß unförmige Ringer in romantischer Tragödie und damit die schattigen Nebenbuhler von Errol Flynn, Clark Gable und Konsorten. Charles Laughton war dann der letzte große Horrorheld des Jahrzehnts, in einer ungeheuer aufwendigen (die Inszenierung der Massenszenen und des Narrenfests sowie die Bauten von Polglase sind von höchster Kunstfertigkeit) und schönen RKO-Adaption des Hugo-Romans. Der Horror-Stempel wiederum kam freilich als Begleitsymptom, denn im Prinzip tut Quasimodo weiter nichts Unrespektables, als sich physiologisch der Norm zu entziehen. Das wahre Böse verbirgt sich hier einmal mehr unter gesellschaftlich anerkanntem Talar, nämlich dem des Klerus!

9/10

period piece Historie Paris William Dieterle Renaissance


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GENGHIS KHAN (Henry Levin/UK, YU, BRD, USA 1965)


"It is better to light one candle than to curse the darkness."

Genghis Khan (Dschingis Khan) ~ UK/YU/BRD/USA 1965
Directed By: Henry Levin


Nachdem er seinen Vater getötet hat, legt Jamuga (Stephen Boyd), der mongolische Stammesführer der Merkiten, den jungen Temudschin (Carlo Cura) ans Joch. Erst Jahre später, zum jungen Mann (Omar Sharif) gereift, kann Temudschin den Klauen Jamugas entkommen und ein eigenes Heer gründen. Dieses führt er gen Osten, nach Peking, wo er dem Kaiser (Robert Morley) gegen die Mandschuren unter der Führung Jamugas beisteht. Aus Angst vor der Popularität des mittlerweile in Dschingis Khan umbenannten Temudschin will der Kaiser ihn und seine Männer nicht ziehen lassen, so dass man sich den Weg mit Geschick selbst freikämpfen muss. Zurück in der Mongolei begleichen Jamuga und Dschingis Khan ihre noch offene Rechnung.

Putziges bis protziges Monumentalkino, weit ausholend und charmant, allerdings auch nahezu beispiellos in seiner Missachtung historischer Fakten und Gegebenheiten. Der Dschingis Khan aus Levins Film entspricht eher einer lichtdurchfluteten Phantasiegestalt als dem tatsächlichen Vorbild und wird zum großen Helden und Volkseiniger verklärt. In dieser Hinsicht ist "Genghis Khan" also vollkommen zu vernachlässigen. Punkten kann er indes als exotische kleine Filmwundertüte: Die wirklich feine Besetzung gibt sich je nach Status mehr oder weniger Mühe zu ernsthafter Darstellung. Robert Morley und James Mason, die beide als Chinesen zu sehen sind, trifft man in völlig nachlässiger respektive völlig übertriebener Maske an, derweil ihr Spiel jeweils reinster Komödie entspricht. Woody Strode muss abermals den tumben Muskelprotz geben, Eli Wallach wird schwer unter Wert verkauft, Telly Savalas hat zwei, drei schöne Szenen. Und Sharif ist eben Sharif.
Die zerklüfteten Felsenlandschaften Jugoslawiens kennt man in ganz ähnlicher Abbildung bereits aus den "Winnetou"-Filmen der Rialto und der CCC, dennoch sind sie wie stets, so auch hier äußerst malerisch anzuschauen und, einem wohlgestalteten Tourismusführer entsprechend schick eingefangen. Vermutlich ist der Regisseur ohnehin derjenige, der als einziger alles richtig gemacht hat. Dem tadellose Arbeit leistenden Henry Levin wüsste ich jedenfalls keinen ernstlichen Vorwurf zu machen.

6/10

Historie China period piece Henry Levin Mongolei Dschingis Khan


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GIANT (George Stevens/USA 1956)


"Money isn't everything, Jett." - "Not when you've got it."

Giant (Giganten) ~ USA 1956
Directed By: George Stevens


In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts angesiedelte, generationenumfassende Chronik der texanischen Familie Benedict, die mit einer Rinderranch reich geworden ist, um dann mit Ölbohrungen noch reicher zu werden.

Jedesmal, da ich Stevens Mammutwerk wieder gesehen habe, denke ich mir, wie zwingend notwendig er eigentlich auf meine zugegebenermaßen nicht unkurze Lieblingsfilmliste gehörte. Aber da das mit den Listen ja sowieso alles Schmarren ist, lasse ich diesen Gedanken müßig sein. Ich bin ja ohnehin ein grundsätzlicher Intimus von Jahrzehnte umspannenden Familienchroniken, liegen sie nun in visualisierter oder in gedruckter Form vor. Da ich außerdem von Natur aus ein äußerst neugieriger Mensch bin und es mir ausnehmenden Spaß bereitet, anderen beim Zwietracht säen und Ränke spinnen zuzuschauen, darf das Ganze mitunter sogar etwas kitschig ausfallen. Am Schönsten ist es aber, wenn wohlhabende Kapitalisten auf die Schnauze fallen. Nun repräsentiert "Giant" eigentlich das ziemliche Gegenteil von alldem. Die Probleme und Schwierigkeiten der Benedicts differieren nicht sonderlich von denen einer jeden bürgerlichen Familie und der einzige, der am Ende das Nachsehen hat, ist der ohnehin stets eifersüchtige und neidische Emporkömmling Jett Rink (James Dean, klassisch). Eigentlich könnte man "Giant" auf den ersten Blick sogar widerlich finden, transportiert er sein liberales Gedankengut um Feminismus und Anti-Rassismus doch auf eine sehr betuliche Art und prononciert vordergründig Standesdünkel und Hochfinanz. Aber mit ein bisschen Röntgenblick findet man dann doch die wohlfeile Satire, das böse, hinterfotzige Augenzwinkern an diesem Ende und an jener Ecke und bemerkt, dass dieser epochale Film eigentlich mit keiner seiner Figuren hundertprozentig sympathisiert, außer vielleicht mit dem nahezu dialoglos auftretenden Angel Obrégon, der, aus einer Generation von Gastarbeitern stammend, im Zweiten Weltkrieg fürs falsche Vaterland fällt. Genau diese Satire ist es, die der Pracht von "Giant" erst ihren finalisierenden Schneid verleiht und genau darum ist Stevens' Meisterstück so einzigartig und grandios.

10/10

George Stevens Ranch Edna Ferber Familie Texas


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SIGN OF THE PAGAN (Douglas Sirk/USA 1954)


"I'm Attila."

Sign Of The Pagan (Attila, der Hunnenkönig) ~ USA 1954
Directed By: Douglas Sirk


Um das Jahr 450 begegnet der hunnische Eroberer Attila (Jack Palance) auf seinen Feldzügen dem römischen Zenturio Marcian (Jeff Chandler). Tief beeindruckt von Marcians Tapferkeit und Mut will Attila von ihm das römische Kriegshandwerk erlernen. Doch der Zenturio flieht nach Konstantinopel, von wo aus Kaiser Theodosius (George Dolenz) das östliche Reich beherrscht. Attila folgt ihm und schließt mit Theodosius einen Nichtangriffspakt. Stattdessen plant der Feldherr, Rom selbst zu erobern und zieht über Umwege nach der Ewigen Stadt. Einige göttliche Warnsignale flößen Attila zwar Respekt ein, können ihn aber nicht aufhalten. Erst die warnenden Worte von Papst Leo (Moroni Olsen) lassen Attila seine Angriffstaktik überdenken. Marcian ersetzt derweil die scheidenenden Ost- und Westkaiser Theodosius und Valentinian (Walter Coy).

Wenn Sirk mal einen richtigen Genrefilm gemacht hat, dann blieb dies zumeist eine singuläre Erscheinung: "Taza, Son Of Cochise" war sein einziger Western, "Captain Lightfoot" sein einziger Swashbuckler und "Sign Of The Pagan" eben sein einziger Monumentalfilm. Wie in Hollywood-Verfilmungen üblich, wurden die historischen Fakten dabei fast völlig ignoriert und zugunsten einer flüssigen und in kurzem Erzählrahmen präsentierten Geschichte jedweder Komplexität beraubt. Davon abgesehen ist "Sign Of The Pagan" natürlich erstklassiger Kintopp und wunderbares Sandalenkino: In Scope gefilmt präsentiert der Film mit Jack Palance vermutlich den einen Darsteller, dessen Physiognomie zumindest ich schon wie automatisiert mit der Attilas in Übereinstimmung bringen kann. Anthony Quinns aus dem gleichen Jahr stammende Interpretation ist mir noch unbekannt, aber ich kann mir bei aller Sympathie für Quinn nicht vorstellen, dass er dem auch sonst außerordentlich fabelhaft spielenden Palance das Wasser reichen könnte. Da bleibt selbst für den grauen Wuschelkopf eines Jeff Chandler wenig Raum.

7/10

Historie Duell Roemisches Reich Attila Douglas Sirk period piece


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SOLOMON AND SHEBA (King Vidor/USA 1959)


"Nothing must come between us." - "Not even our gods?"

Solomon And Sheba (Salomon und die Königin von Saba) ~ USA 1959
Directed By: King Vidor


Salomon (Yul Brynner) erbt von seinem sterbenden Vater König David (Finlay Currie) die Regentschaft über das gelobte Land Israel, obschon Salomons älterer Bruder Adonijah (George Sanders) fest mit dieser Würde gerechnet hatte. Die zahlreichen Feinde Israels, darunter Ägypten und Saba, beobachten mit Argwohn, dass der weise und friedliebende Salomon nun zum Monarchen ausgerufen wird. Die Königin von Saba (Gina Lollobrigida) plant, Salomon zu becircen, um ihm dann seine intimsten Geheimnisse zu entlocken und Israel so zu schwächen. Tatsächlich sind die Hohepriester und Untertanen Salomons alles andere als erbaut darüber, dass die dem Vielgötterglauben frönende "Heidin" hier so herzlich willkommen geheißen wird. Mit Salomons wachsender Leidenschaft für die Königin von Saba beginnt daher auch seine Macht zu bröckeln.

Für seinen letzten Film holte der ähnlich wie Cecil B. DeMille von großen Gesten faszinierte King Vidor nochmal alles aus dem Lumpensack, was das kitscherfüllte Bibel- und Mounmentalkino jener Tage zu bieten hatte: Prunk und Plastik allerorten, eine dralle Titelheldin beim Bauchtanz, eine deftige Orgienszene und bigottes Bibelgeschwafel bis dorthinaus. Am Ende gibt es dann sogar die berühmte Schlachtenszene, bei der es dem in der Unterzahl befindlichen Salomon und seiner Armee gelingt, mittels ihrer Schilde die heranstürmenden Ägypter zu blenden und deren Streitwagen dann geradewegs in eine Schlucht stürzen zu lassen. Das ist wieder mal Camp allererster Kajüte und genau der Grund, warum ich dieses alte Monumentalzeug so schätze: Hier wird unter dem ohnehin bereits hauchdünnen Deckmäntelchen der Frömmelei im Prinzip nichts anderes denn reinste Exploitation geboten, die, wenn man für dergleichen offen ist, mit ihrer explosiven Farbgebung und ihrem epischen Aufzug größten Spaß zu bereiten vermag. They don't make 'em like this anymore - und genau das ist der Grund, warum dieser ganze, kostbare Kram in eine dicke Schatztruhe und in alle Ewigkeit gehortet gehört.

7/10

Israel Bibel King Vidor Aegypten Historie period piece


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THE WIND AND THE LION (John Milius/USA 1975)


"You're a great deal of trouble, Mrs. Pedecaris."

The Wind And The Lion (Der Wind und der Löwe) ~ USA 1975
Directed By: John Milius


Marokko, 1904: Der Berber-Sherif Raisuli (Sean Connery) kidnappt die amerikanische Diplomatenwitwe Eden Pedecaris (Candice Bergen) und ihre beiden Kinder (Simon Harrison, Polly Gottesman). Die gesamte westliche Welt empfindet diesen Akt als tiefe Provokation durch die Kolonialvölker und entsendet ihre Streitmächte, um sich gegen Raisuli auf die Lauer zu legen. Für den abenteuerlustigen Präsidenten Roosevelt (Brian Keith) symbolisiert Raisuli indes einen allzulang vermissten, vermeintlich unzivilisierten Kontrahenten. Mrs. Pedecaris kann indes ihre Sympathien für den schlitzorigen Berber kaum mehr verhehlen.

In "The Wind And The Lion" frönt Milius erstmals seinem Faible für filmische Schlachtenstiche, diverse inszenatorische Parallelen zum sieben Jahre späteren "Conan The Barbarian" sind unübersehbar. Raisuli ist darüberhinaus als eine ganz ähnliche Figur angelegt - als wandelnder, sturer Anachronismus, der die Schwelle zum Jahrhundert des kommenden Atomzeitalters schlicht ignoriert und viel lieber die jahrtausendealten Traditionen seines Volkes pflegt. Für Milius ein überaus willkommener Anlass zur Romantisierung eines längst überholten Maskulinismus und damit zugleich zur Schaffung diverser Wildwest-Analogien. Dazu gehört auch die einmal mehr als Entführungsopfer zu sehende Candice Bergen, die sich mal wieder mit ihrem Kidnapper fraternisiert. Die Sympathien des Regisseurs für seinen Protagonisten, der das Duell mit dem Säbel als das einzig Wahre unter "echten Männern" schätzt, und der am Ende gegen (unter anderem kaiserlich-deutsche) Gewehre und Kanonen anzutreten hat (und wegen der unerwarteten Intervention der ihn respektierender US-Infanteristen sogar reüssieren kann), sind dabei wiederum mehr als akut. Milius' These, dass unter anderem dieser historische Zwischenfall, der von ihm allerdings geflissentlich "umgedichtet" wird, ein maßgebliches Schlüsselereignis für den späteren Ausbruch des Ersten Weltkriegs darstellt, mag derweil etwas weit hergeholt scheinen. Wie dem auch sei, sein Hang zur bombastischen Überhöhung besitzt durchaus etwas Verführerisches.

8/10

Marokko period piece John Milius Kidnapping Historie


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THE EGYPTIAN (Michael Curtiz/USA 1954)


"Why?"

The Egyptian (Sinuhe, der Ägypter) ~ USA 1954
Directed by: Michael Curtiz


Theben, 1200 v. Chr.: Der als Baby ausgesetzte Sinuhe (Edmund Purdom) verdingt sich wie sein Adoptivvater (Carl Benton Reid) als Arzt der Armen, begleitet von seinem besten Freund Horemheb (Victor Mature) und der ihn liebenden Schankwirtin Merit (Jean Simmons). Dann jedoch verfällt Sinuhe den unguten Reizen der Babylonierin Nefer (Bella Darvi), die ihn vollends in Selbstverrat und Ruin treibt. Zusammen mit seinem Diener Kaptah (Peter Ustinov) verlässt Sinuhe Ägypten und kehrt erst Jahre später als reicher Arzt wieder. Horemheb giert mittlerweile nach der Macht im Staate und plant, den pazifistischen Pharaoh (Michael Wilding) zu entmachten. Angewidert von dem allgemeinen moralischen Verfall wendet sich Sinuhe einer höheren Instanz zu...

Ganz ähnlich Hawks' "Land Of The Pharaohs" ist "The Egyptian" nichts anderes als großformatiger camp; eine aufwändig gestaltete, dabei jedoch von unleugbar kleinem Geiste beseelte Hollywood-Mär der frühen CinemaScope-Tage. Sogar ein wenig film noir steckt drin in Curtiz' Ägypten-Soap, es gibt die verführerische Femme fatale und das brave Liebchen, den intelligenten, aber nicht minder naiven Helden, der wegen seiner Unkontrolliertheit am Ende mit leeren Händen dasteht und dessen egomanischen Freund, der, einmal am brodelnden Kessel der Macht geschnuppert, alles hinter sich lässt. Selbst die Besetzung mit Mature, Simmons und Tierney ist durchaus noir-kompatibel. Natürlich bereiten in erster Linie die in der damals üblichen Epik eingefangenen spektakulären Kostüme, Bauten und set pieces Vergnügen, an denen man sich durchweg ergötzt. Wunderbar wie immer auch Peter Ustinov als schlitzohriger Gauner mit goldenem Herzen und der leider nur kurz auftretende John Carradine als nicht minder sympathischer Grabräuber. Überhaupt ist es das, was "The Egyptian" dann doch ein wenig bleibenden sittlichen Wert verleiht: Dass er die Kleinen, die Loser und die vermeintlich Geisteskranken zu Helden erklärt und die Großen und Starken zu den wahren Übeltätern.

7/10

Historie Biographie Aegypten Michael Curtiz period piece





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