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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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IL TRUCIDO E LO SBIRRO (Umberto Lenzi/I 1976)


Zitat entfällt.

Il Trucido E Lo Sbirro (Das Schlitzohr und der Bulle) ~ I 1976
Directed By: Umberto Lenzi

Um ein entführtes, nierenkrankes Mädchen (Susanna Melandri) zu finden, holt sich der kurz vor seiner Versetzung stehende Commissario Sarti (Claudio Cassinelli) den Ganoven Sergio Marazzi, genannt "Monnezza" (in der deutschen Fassung "Makkaroni", Tomas Milian) aus dem Knast. Zusammen mit dem cleveren, wenn auch zunächst widerwilligen Monezza kann Sarti noch ein weiteres Gaunertrio (Biagio Pelligra, Claudio Undari, Giuseppe Castellano) aufreißen, das den beiden bei der Suche behilflich ist. Sarti weiß bereits, dass der gefürchtete Gangster Brescianelli (Henry Silva) hinter der Kidnapping-Affäre steckt, doch dieser hat soeben eines Gesichts-OP hinter sich, die ihn unkenntlich gemacht hat.

Recht harter Poliziottesco, dessen deutscher Titel nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass es zuweilen ordentlich zur Sache geht. "Il Trucido E Lo Sbirro" steht am Anfang einer laut der imdb fünfteiligen Serie um den exaltierten römischen Gangster Monnezza (eine von Milians absoluten Paraderollen), dem Lenzi später noch einen halbverrückten Zwillingsbruder andichtete und somit eine Art Crossover zweier von ihm ersonnener Figuren schuf (in "La Banda Del Gobbo"). Die beiden letzteren Filme aus der imdb-Liste scheinen mir allerdings nur peripher die Monnezza-Saga weiterzustricken, doch das nur nebenbei. Ich ließe mich da auch eines Tages sehr gern eines Besseren belehren.
"Il Trucido" jedenfalls ist ein maßgerechter, typisch italienischer Polizeithriller, der mit einigen der obligatorischen Kieferverrenkungen Milians hier und da auch etwas Humor aufbietet, im Großen und Ganzen jedoch der nicht eben unblutigen Tradition seiner Gattung frönt. Von Lenzi auf der Höhe seines Könnens wie üblich versiert und spannungs- und ideenreich inszeniert und mit einem höchst atmosphärischen Score (Bruno Canfora) veredelt ein Film, der rundum hält, was er verspricht und für jeden Freund dieser Kategorie eine Pflichtveranstaltung darstellt.

8/10

Monnezza Umberto Lenzi Rom Poliziottesco Buddy Movie Kidnapping


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CRY OF THE CITY (Robert Siodmak/USA 1948)


"You're losing anyway, Martino."

Cry Of The City (Schrei der Großstadt) ~ USA 1948
Directed By: Robert Siodmak


Der Gangster Martin Rome (Richard Conte) wird bei einem Duell mit einem Polizisten schwer angeschossen und gefasst. Im Krankenhaus offeriert ihm der windige Anwalt Niles (Berry Kroeger) das Angebot, Rome solle sich doch zu einem erst kürzlich verübten Juwelenraub bekennen, ein Anteil an der Beute wäre ihm sicher. Der Ganove verneint und als Niles ihm droht, sich an Romes Freundin Teena (Debra Paget) heranzumachen, bricht dieser aus und bemächtigt sich der gestohlenen Juwelen. Der ehrgeizige Lieutenant Candella (Victor Mature) klebt ihm jedoch wie Spucke an den Haxen.

Wunderbarer New-York-Film, on location gedreht und gerade deshalb so großartig. Die Cop-Vs.-Robber-Story ist so interessant nicht, als dass sie allein einen exzellenten Film tragen könnte; was Siodmak jedoch aus seinen Einstellungen herausholt, wie er die italienische Ethnie und die in ihr verwuzelten Widersacher zeichnet und eben die nächtliche Urbanität mit all ihren lichtscheuen Gestalten porträtiert, das macht "Cry Of The City" zu einer Sternstunde. Auch fragt man sich hier mal wieder aufs Neue, warum der tolle Victor Mature sich so oft für Sandalenfilme hat verbraten lassen. In kleinen, finsteren Thrillern wie diesem war er doch eine wirkliche Nummer. Ganz toll!

9/10

Robert Siodmak New York Film Noir Duell


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TERROR OF THE TONGS (Anthony Bushell/UK 1961)


"He that loves pleasure shall by pleasure fall!"

Terror Of The Tongs (Terror der Tongs) ~ UK 1961
Directed By: Anthony Bushell


Der in Hong Kong lebende Skipper Sale (Geoffrey Toone) bekommt von einem Reisegast (Burt Kwouk) unbemerkt eine Liste mit hochrangigen Namen diverser Tong-Mitglieder zugespielt. Der betreffende "Red-Dragon-Tong" ist eine mächtige, chinesische Verbrecherorganisation, die in so ziemlich jedem schmutzigen Geschäft die Finger hat. Die Liste ist eigentlich für Sales Hausmädchen (Bandana Das Gupta) bestimmt - doch in kürzester Zeit sterben alle, die mit dem Papier in Berührung kommen - einschließlich Sales sechzehnjähriger Tochter (Barbara Brown). Der Captain schwört Rache und gerät schon bald an Chung King (Christopher Lee), den Boss der Tongs, einen diabolischen Kriminellen...

Mit der Rolle des Tong-Chefs Chung King konnte Christopher Lee schonmal für seine fünf Auftritte als orientalischer Folterkönig Dr. Fu-Manchu üben. Die Maske scheint mir sogar recht identisch; in jedem Falle pflegt auch dieser gefürchtete Gangsterboss eine ausgesprochen sadistische Ader, die einmal mehr der bei Hammer dauerbeschäftigte Fleischklops Milton Reid stellvertretend für ihn ausleben muss. Geoffrey Toone bleibt angesichts dessen als steifer britischer Captain zwar blass wie ein hellgelbes Bettlaken, seine Auftritte sind jedoch ohnehin komplette Nebensache. Wesentlich gewinnbringender sind da die diversen Methoden der Produktion, dem Publikum vorzugaukeln, es befinde sich in Hong Kong, respektive in einer Hafengegend, und nicht in einem lauschigen Atelier in Berkshire: Allein durch akustische Einspieler und die sorgfältig arrangierten Innendekors muss jener Eindruck suggeriert werden. Das funktioniert natürlich nicht immer, ist aber meist so liebevoll-blauäugig gemacht, dass es schon wieder sympathisch wirkt. Ansonsten bekommt man genau das, was man prinzipiell von einer Hammer-Produktion zu erwarten hat - nicht mehr und nicht weniger.

6/10

Anthony Bushell Hammer Hong Kong Rache Jimmy Sangster Tongs


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ZINKSÄRGE FÜR DIE GOLDJUNGEN (Jürgen Roland/BRD, I 1973)


"Dem zeigen wir's, dem Spaghetti!"

Zinksärge für die Goldjungen ~ BRD/I 1973
Directed By: Jürgen Roland


Er kam, sah und verlor: Der ursprünglich aus Sizilien stammende Chicagoer Gangsterboss Luca Messina (Henry Silva) will die Hamburger Unterwelt im Sturm erobern. Da ist jedoch noch der amtierende Oberganove Otto Westermann (Herbert Fleischmann) vor, der mit seinem Fassadenkegelclub "Schwarzer Pudel" die Reeperbahn regiert. Zwischen Westermann und Messina bricht ein Krieg aus, der selbst durch die junge Liebe ihrer Kinder Sylvia (Patrizia Gori) und Erik (Horst Janson) nicht bereinigt werden kann...

"Zinksärge für die Goldjungen", eine Wolf C. Hartwig-Produktion, startet genau wie die "Schulmädchen-Report"-Filme mit einem wichtig eingesprochenen Audio-Intro von Manfred Schott, der uns wie immer weismachen will, dass in den kommenden neunzig Minuten bierernste und in höchstem Maße gesellschaftsrelevante Themen verhandelt werden. Dass der schmissig geschriebene Streifen tatsächlich ein glorioser Mix ist aus dem zeitgenössischen italienischen Gangsterkino rund um Silva, Rolands eigenen St.-Pauli-Exploitern, Shakespeare und der besagten Report-Filmchen verheimlicht man uns und lässt stattdessen Bilder sprechen. Und wie man die sprechen lässt: Der Irrsinn schlägt förmlich Purzelbäume rund um all die Titten, Bomben und Maschinenpistolen, bis es am Ende auf eine Schnellboot-Verfolgungsjagd durch den Hafen mitsamt Speicherstadt-Etappe geht. Dufte! Dazu gibt's Dénes Törzs als schmierigen Makkaroni-Killer (der allerdings mit Thomas Brauts breitem Organ herumprahlt). Und über all dem thront - natürlich - Henry Silva. Den hageren Patron mit den graumeliert gefärbten Schläfen auf Tante Uschis Bundeskegelbahn im 'Kaisereck' beim Pudelwerfen muss man schlicht gesehen haben, um's zu glauben. Gut Holz!

7/10

Jürgen Roland Kiez Sleaze Europloitation Trash Hamburg


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FROM DUSK TILL DAWN (Robert Rodriguez/USA 1996)


"I suck!"

From Dusk Till Dawn ~ USA 1996
Directed By: Robert Rodriguez


Die beiden Bankräuber Seth (George Clooney) und Richard Gecko (Quentin Tarantino) fliehen, eine immense Blutspur hinterlassend, in Richtung mexikanische Grenze. Um diese unerkannt überqueren zu können, kidnappen sie den verwitweten Ex-Prediger Jacob (Harvey Keitel) und seine beiden Kinder (Juliette Lewis, Ernest Liu). Auf der anderen Seite der Grenze wollen die Geckos in einer Bar namens 'Titty Twister' die Wartezeit auf ihre El-Rey-Connection Carlois (Cheech Marin) verkürzen. Jener Schuppen entpuppt sich als Vampirnest und die folgende Nacht als lang und blutig.

Damals im Kino war "From Dusk Till Dawn" ein ziemlich prägendes Erlebnis, da Werke mit einem vergleichbaren Gore-Impact, dazu ungekürzt, zu dieser recht sauberen Filmperiode eine relative Rarität darstellten. Insofern gab es massig Anlass zum Feiern und Lachen, auch deshalb, weil die Pfade, auf denen Rodriguez' und Tarantinos erklärtes Reminiszenezenkino noch bei weitem nicht auf so breitgetretenen Pfaden wandelte, wie es heute ein Film Marke "Machete" zu tun pflegt. Dennoch muss wohl jeder aufrichtige Freund von "From Dusk Till Dawn" zugeben, dass die Erkenntnis der "Masche" sich im Laufe der letzten fünfzehn Jahre doch zunehmend aufgedrängt hat. Mancher Spruch scheint ausgelutscht bis Feuerland, mancher Vampireffekt tradiert und albern. Dennoch bildete das hier eine gewisse Pionierleistung mit ihrer wahrhaft traumhaften Exploitation-All-Star-Cast bis in kleine Nebenrollen, einem buchstäblichen Schwanzduell zwischen den Blutskonkurrenten Tom Savini und Greg Nicotero und ganz gezielt direkt übernommenen Einstellungen aus bereits manifesten Kultfilmen wie "Up!" oder "The Thing". Trotzdem, die Zeiten, da ich mir "From Dusk Till Dawn" mindestens einmal die Woche anschauen konnte, sind mit meinem Älterwerden passé geworden. Eigentlich ganz gut so, wie ich just feststellen konnte.

7/10

Hommage Robert Rodriguez Mexiko Quentin Tarantino Alkohol Texas Vampire Splatter Kidnapping


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BRIGHTON ROCK (John Boulting/UK 1947)


"You wanted a recording of my voice, well here it is. What you want me to say is, 'I love you'. Well I don't. I hate you, you little slut."

Brighton Rock ~ UK 1947
Directed By: John Boulting


Im Brighton der Zwischenkriegsjahre versucht sich der strebsame junge Gauner Pinkie Brown (Richard Attenborough) im schmutzigen Geschäft der Schutzgelderpressung. Dabei ist er im Vergleich zu Brightons führendem Gangsterboss Colleoni (Charles Goldener) bloß ein kleines Licht. Seinen folgenschweren Fehler, in die Stadt zurückzukehren bezahlt einer von Pinkys früheren Berufsgenossen (Alan Wheatley) dennoch mit dem Leben. Es gibt allerdings zwei mittelbare Zeugen: Die Tingeltangel-Sängerin Ida (Hermione Baddeley) und die junge Kellnerin Rose (Carol Marsh). Letztere macht sich Pinky durch vorgetäuschtes Liebesgesäusel zu eigen, ist jedoch viel zu abgebrüht, um es ehrlich mit ihr zu meinen.

Bitterstes, realitätsgebundenes Traditionsgangsterkino aus dem Königreich mit einem formidablen Attenborough, seinerzeit junge 24 und ungewohnt diabolisch. Mit Ausnahme seines Serienmörders John Christie in Fleischers "10 Rillington Place" dürfte der Part des skrupellosen Nachwuchsgangsters Pinky Brown seine schwärzeste Rolle darstellen. Ein wahrer Misanthrop vor dem Herrn ist dieser egomanische kleine Psychopath, einer, vor dem selbst seine sogenannten Freunde Angst haben, weil er jeden Fehltritt mittels bösester Sanktionen quittiert. Umso herzzerbrechender Browns Antagonistin, die naive junge Rose, die ihm, jener symbolischen, hoffnungsvollen Fahrkarte heraus aus dem tristen Katechismus ihrer unbeleuchteten Existenz, vollkommen verfällt. Ihrer bedingungslosen Liebe zu ihm begegnet Brown mit einem kühlen Lächeln voller Bitterkeit. Für sie, dieses kleine Dummchen, empfindet er tatsächlich nichts als misogyne Abscheu, die er in einem besonderen Anfall von Ekel sogar auf Schellack verewigt. Immerhin darf sie ihren verlogenen kleinen Traum von der großen Liebe selbst noch weiterträumen, nachdem der Atlantik Pinky Brown, jenen leicht verhinderten Cockney-Erben von Enrico Bandello und Co., längst verschluckt hat.

8/10

Roy Boulting Graham Greene period piece John Boulting Brighton


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ODDS AGAINST TOMORROW (Robert Wise/USA 1959)


"Well, to me you ain't just another white spot on the streets."

Odds Against Tomorrow (Wenig Chancen für morgen) ~ USA 1959
Directed By: Robert Wise


Um sich zu sanieren, will der betagte Ex-Cop Burke (Ed Begley) eine Bank in Merton, Upstate New York überfallen. Dazu braucht er noch zwei Männer, die er in den Gaunern Earl Slater (Robert Ryan) und Johnny Ingram (Harry Belafonte) gefunden zu haben glaubt. Burke bedenkt jedoch nicht, dass Slater und Ingram, einmal zusammengeführt, schlimmer als Hund und Katz sein müssen. Slater, ein ausgebrannter, misanthropischer und zur Gewalttätigkeit neigender Weltkriegsveteran legt starke rassistische Tendenzen an den Tag, während der farbige Ingram eine Familie zu versorgen und einiges an Schulden bei dem Kredithai Bacco (Will Kuluva) einzulösen hat - nicht eben die treffsicherste Konstellation für einen gelungenen Bruch...

Meisterliches von Wise, mit Blick auf seine Filmographie schätzungsweise einer seiner besten Filme. In tristgrauen, zutiefst im Realismus verankerten Einstellungen tischt Wise seine hoffnungslose Einbrechergeschichte auf, die, das weiß man bereits im Vorfeld, weniger von der eleganten Ausführung eines Coups handelt als vielmehr davon, drei desillusionierte Versager zum letzten Mal in ihrem Leben verlieren zu sehen. Bereits die gefeierte "Waiting"-Sequenz - Burke, Slater und Ingram halten sich, ihren Gedanken nachhängend und mit großem örtlicher Distanz zueinander, an einem Flussufer auf, um die Zeit bis zum Überfall zu überbrücken - ist von einer formalen Brillanz, die noch heute jeden angehenden Filmemacher in Ehrfurcht erblassen lassen und nachhaltig erschüttern sollte. Spätestens angesichts dieser flüchtigen Augenblicke wird auch klar, dass "Odds Against Tomorrow" eine brutale Studie des Scheiterns ist. Dabei wird der so groß angekündigte Rassismus-Aspekt glücklicherweise eher zur beiläufigen Facette - anders als die vielen thematisch ähnlich gelagerten Filme jener Zeit wirkt "Odds" nicht, als wolle er irgendwen oder irgendwas mit Gewalt etablieren. Seine bittere Konsequenz ist lediglich die, dass die Hautfarbe spätestens im Tode sowieso ohne jedwede Bedeutung ist.

10/10

Rassismus Heist Robert Wise New York Abraham Polonsky


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COLPO IN CANNA (Fernando Di Leo/I 1975)


Zitat entfällt.

Colpo In Canna (Ich polier' dir deine Glatze) ~ I 1975
Directed By: Fernando Di Leo


Die amerikanische Stewardess Nora Green (Ursula Andress) überbringt dem Neapeler Gangsterboss Silvera (Woody Strode) eine Nachricht des gefürchteten internationalen Verbrecherkopfes "Der Amerikaner". Dafür lässt Silvera sie erstmal gehörig vertrimmen. Der nicht ausschließlich an Noras Gesundheit interessierte Manuel (Marc Porel) nimmt sie darauf mit zu sich nach Haus. Wie sich bald herausstellt ist Nora weit weniger ahnungslos als zunächst vermutet: Tatsächlich stecken sie und einige Gespielen hinter dem Pseudonym des "Amerikaners", was Silvera und auch sein Konkurrent Don Calò (Aldo Giuffrè) bald unsanft zu spüren bekommen.

Mit "Colpo In Canna", dem ersten Teil einer Trilogie von Gaunerkomödien, hat Fernando Di Leo eine völlig bizarre Gaunerkomödie aus der Taufe gehoben. Die Leo, der immerhin für einige der besten italienischen Gangsterfilme der Siebziger verantworlich zeichnet, hat den Film als eine Art Miniplagiat zu Hills Erfolgsfilm "The Sting" konzipiert, wofür der gleichermaßen undurchsichtige wie komödiantisch gewichtete Plot sowie die stark an Hamlischs Ragtime-Score angelehnte Musik von Bacalov sprechen. Auf weitere Analogien verzichtet Di Leo jedoch; er siedelt seine Geschichte in der Gegenwart an und scheut auch vor dämlichsten Slapstick-Elementen nicht zurück, die die vor Blödsinn nur so blühende deutsche Synchronfassung vermutlich noch verstärkt. Dabei macht der Regisseur den kapitalen Fehler, seinen Film formal wie dramaturgisch völlig zerfasern und schließlich sogar regelrecht fahrlässig zerfallen zu lassen. Zunächst gibt sich "Colpo In Canna" den Anstrich eines "erwachsenen" Gangstermovies mit einigen Gewalttätigkeiten und einer besonders zeigefreudigen Ms. Andress, bis er nach einigen ohnehin wilden Loops und Loopings in einem Finale kulminiert, das so auch in einem Spencer-Hill-Werk hätte vorkommen mögen: Einer lustigen Massenprügelei mit allerlei Vogelgezwitscher und ähnlichen infantilen Gags. Mal sehen, was die weiteren Teile der Trilogie mit Ausnahme ihrer weit weniger erfrischenden deutschen Titel noch zu bieten haben...

5/10

Fernando Di Leo Neapel


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THE CORRUPTOR (James Foley/USA 1999)


"You don't change Chinatown, it changes you."

The Corruptor ~ USA 1999
Directed By: James Foley


Der für das NYPD tätige Nick Chen (Chow Yun-Fat) bekommt mit dem jüngeren Danny Wallace (Mark Wahlberg) einen zunächst grün anmutenden Kollegen zugeteilt, der sich jedoch in der chinesischen Kultur recht gut auskennt und so bald auch in Chens Einsatzgebiet Chinatown einen Fuß hereinbekommt. Wie Chen erweist sich bald auch Wallace als recht offen für die großzügigen Angebote des Glücksspiel- und Prostitutionsmoguls Henry Lee (Ric Young), der soeben dabei ist, der wichtigste Boss des Viertels zu werden. Somit stehen beide Cops zwischen ihrer Pflichterfüllung und den Annehmlichkeiten der Korruption. Allerdings weiß Wallace mehr über Chen als umgekehrt...

Ein wenig geschwätzig hier und etwas großkotzig dort kommt Foleys immerhin rasant inszenierter Actionfilm daher. Zudem stützt er sich auf sehenswertere Vorbilder: "New Jack City", "Year Of The Dragon" und natürlich die Polizeifilme von Sidney Lumet grinsen aus allen vier Bildecken aufs Publikum hinab. Zweifellos war der Produktion ferner sehr daran gelegen, neben dem Hongkong-Kino der vorhergehenden Jahre nicht allzu alt auszusehen und so lässt sie seine Hauptikone Chow Yun-Fat, dessen obercooles Gehabe in einem amerikanischen Film nicht immer ganz passend wirkt, analog neben einem zumeist hilflos dreinblickenden Mark Wahlberg durchs Bild hampeln. Die Chemie zwischen den beiden Akteuren soll immerhin den Film tragen, man muss sich aber schon eine Menge davon selbst suggerieren, um die ganze Kiste überhaupt ein bisschen glaubhaft erscheinen zu lassen. Das Brauchbarste an "The Corruptor" sind seine farbintensiven, leuchtenden und überschärften Bilder, die Innenasichten Manhattans und die tiefen Einblicke in neonlichtgeschwängerte Straßenschluchten. Diese formalen Vorzüglichkeiten kann das Script leider nicht gänzlich stützen.

6/10

Korruption Freundschaft Triaden New York James Foley


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HOODLUM (Bill Duke/USA 1997)


"Your move."

Hoodlum (Harlem, N.Y.C. - Der Preis der Macht) ~ USA 1997
Directed By: Bill Duke


Harlem, 1934: Ellsworth "Bumpy" Johnson (Lauence Fishburne) kommt aus dem Gefängnis und findet sein Viertel in arger Bedrängnis. Der Gangster Dutch Schultz (Tim Roth) streckt seine Krallen Richtung Uptown aus und versucht, sich das in Harlem beliebte Lotteriespiel unter den Nagel zu reißen, das bis dato von der stets fair agierenden Madame Queen (Cicely Tyson) kontrolliert wurde. Bumpy unterstützt Madame und vertritt sie, als sie im Gefängnis landet, mit der gebührenden Härte. Während sich Bumpy mit dem aalglatten Lucky Luciano (Andy Garcia) arrangieren kann, wächst seine Feindschaft mit Dutch Schultz ins Unermessliche...

Nachdem Laurence Fishburne den Bumpy Johnson bereits in Coppolas "Cotton Club" gegeben hatte, übernahm er die Rolle, um knappe 13 Jahre Praxiserfahrung reicher, in "Hoodlum" gleich noch einmal. Dieser ikonisiert und heroisiert den Johnson-Charakter in unverhältnismäßiger Weise, wie der Film überhaupt vieles gern möchte: Ein episches Gangsterdrama in Konkurrenz zu den großen Genre-Klassikern nämlich, ein Porträt farbiger Unterweltkultur und nicht zuletzt jenes glänzende Denkmal für die einzige schwarze Gangsterlegende der ersten Jahrhunderthälfte. All das gelingt "Hoodlum" allerdings nur zu Teilen. Dass Duke als Regisseur ursprünglich vom Fernsehen kommt, kann sein Werk, das sich inszenatorisch letzten Endes wie eine wertige HBO-Produktion ausnimmt, kaum verhehlen. Überhaupt scheint über dem gesamten Projekt eine unsichtbare Käseglocke zu schweben, die jeweils vor allzuviel Extravaganz schützen soll; alles bleibt merkwürdig bedeckt und sauber, man möchte fast sagen: spießbürgerlich. Für einen knackigen Gangsterfilm Marke Scorsese oder De Palma, auch Levinsons "Bugsy" kommt mir in den Sinn, fehlt es schlicht an den nötigen kleinen Kinkerlitzchen hier und dort, die die entsprechenden Beispiele in der Regie und auch in der Figurenzeichnung aufzubieten wussten. Von "Hoodlum" bleibt wenig hängen, außer vielleicht sein unbestreitbarer Status als halbwegs gefällige Kurzweil.

6/10

Bill Duke New York ethnics period piece Historie Dutch Schultz





Filmtagebuch von...

Funxton

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