Zitat entfällt.
L'Amour Braque (Liebe und Gewalt) ~ F 1985
Directed By: Andrzej Żuławski
Der ungarische Adelssprössling Léon (Francis Huster) begibt sich nach einem langwierigen Psychiatrie-Aufenthalt nach Paris, um dort eine Zeitlang bei Bekannten unterzukommen. Im Zug begegnet er dem Gangster-Anarcho Micky (Tchéky Karyo) und seinen Kumpanen, die soeben von einem Banküberfall kommen. Micky drängt sich Leon auf und schwärmt ihm von seiner heißgeliebten Mary (Sophie Marceau) vor, die er in Paris aus den Fängen der Venin-Familie befreien will. Die gemeingefährlichen Venins lassen Marie sich prostituieren und haben auch deren Mutter auf dem Gewissen, zugleich sind sie dafür verantwortlich, dass Mickys Vater lange Jahre im Gefängnis verbracht hat. Léon, der sich gleich bei der ersten Begegnung mit ihr in die so schöne wie labile Mary verliebt, gerät zwischen die Fronten dieses bizarren Gangsterkriegs.
"Eine", so Żuławski, der Kompromisslose, "Transponierung von Dostojewskis "Der Idiot" in die Gegenwart von 1985", in das Pariser Gangstermilieu, um inhaltlich etwas eloquenter zu sein (dafür, dass dabei keine Rede von einer wie auch immer gearteten Anbindung an die Realität sein kann, bürgt das permanent irrationale Verhalten fast sämtlicher Charaktere). Vielmehr noch eine Transponierung in Żuławskis filmischen Kosmos zwischen Wahn und Tod, Geisteskrankheit und blanker Emotion. Das Kinopendant zum gelebten Laissez-faire, zur totalen Anarchie. 'Seelenstriptease', wie es sich so schön tradiert, aber immer wieder treffend anbringen lässt. Erster Film mit seiner Muse und späteren Ehefrau Sophie Marceau, damals gerade neunzehn Jahre jung. Ebenso wie von Huster, Karyo und all den anderen Darstellern verlangt der Filmemacher von ihr ein Entblößen aufs Äußerste, die Entledigung jedweder Hemmnisse und Schranken. In einer Szene stellt Sophie/Mary eine Szene aus Tschechows "Möwe" dar und schafft für Nanosekunden das nahezu Unmögliche: Ein Einreißen sämtlicher Barrieren zwischen ihr selbst, ihrer Rolle und der äußeren Realität - Transzendenz. Hernach wird niemand mehr ein hübsches Teenie-Starlet in der Marceau sehen. "La Boum" ist kaum kalt und schon wieder vergessen. Huster veranstaltet, analog zum Vorlagen-Fürst Myschkin, einen manisch-depressiven Affentanz mitsamt epileptischen Anwandlungen; Karyo, ansonsten ja ein eher ruhiger Vertreter, hat man selten, wahrscheinlich gar noch nie derart ausgelassen erlebt. Wenn man Żuławski schätzt, ist diese "verdrehte Liebe" zwischen Idiotenprinz und Jungfrauenhure - man könnte sie auch als extremes, mentales Wechselduschen bezeichnen - so gottgleich wie jeder seiner Filme. Wer es erstmals mit ihm versucht, sollte sich jedoch vielleicht woanders umschauen...
9/10
Rache Parabel Paris Andrzej Zulawski Groteske
L'Amour Braque (Liebe und Gewalt) ~ F 1985
Directed By: Andrzej Żuławski
Der ungarische Adelssprössling Léon (Francis Huster) begibt sich nach einem langwierigen Psychiatrie-Aufenthalt nach Paris, um dort eine Zeitlang bei Bekannten unterzukommen. Im Zug begegnet er dem Gangster-Anarcho Micky (Tchéky Karyo) und seinen Kumpanen, die soeben von einem Banküberfall kommen. Micky drängt sich Leon auf und schwärmt ihm von seiner heißgeliebten Mary (Sophie Marceau) vor, die er in Paris aus den Fängen der Venin-Familie befreien will. Die gemeingefährlichen Venins lassen Marie sich prostituieren und haben auch deren Mutter auf dem Gewissen, zugleich sind sie dafür verantwortlich, dass Mickys Vater lange Jahre im Gefängnis verbracht hat. Léon, der sich gleich bei der ersten Begegnung mit ihr in die so schöne wie labile Mary verliebt, gerät zwischen die Fronten dieses bizarren Gangsterkriegs.
"Eine", so Żuławski, der Kompromisslose, "Transponierung von Dostojewskis "Der Idiot" in die Gegenwart von 1985", in das Pariser Gangstermilieu, um inhaltlich etwas eloquenter zu sein (dafür, dass dabei keine Rede von einer wie auch immer gearteten Anbindung an die Realität sein kann, bürgt das permanent irrationale Verhalten fast sämtlicher Charaktere). Vielmehr noch eine Transponierung in Żuławskis filmischen Kosmos zwischen Wahn und Tod, Geisteskrankheit und blanker Emotion. Das Kinopendant zum gelebten Laissez-faire, zur totalen Anarchie. 'Seelenstriptease', wie es sich so schön tradiert, aber immer wieder treffend anbringen lässt. Erster Film mit seiner Muse und späteren Ehefrau Sophie Marceau, damals gerade neunzehn Jahre jung. Ebenso wie von Huster, Karyo und all den anderen Darstellern verlangt der Filmemacher von ihr ein Entblößen aufs Äußerste, die Entledigung jedweder Hemmnisse und Schranken. In einer Szene stellt Sophie/Mary eine Szene aus Tschechows "Möwe" dar und schafft für Nanosekunden das nahezu Unmögliche: Ein Einreißen sämtlicher Barrieren zwischen ihr selbst, ihrer Rolle und der äußeren Realität - Transzendenz. Hernach wird niemand mehr ein hübsches Teenie-Starlet in der Marceau sehen. "La Boum" ist kaum kalt und schon wieder vergessen. Huster veranstaltet, analog zum Vorlagen-Fürst Myschkin, einen manisch-depressiven Affentanz mitsamt epileptischen Anwandlungen; Karyo, ansonsten ja ein eher ruhiger Vertreter, hat man selten, wahrscheinlich gar noch nie derart ausgelassen erlebt. Wenn man Żuławski schätzt, ist diese "verdrehte Liebe" zwischen Idiotenprinz und Jungfrauenhure - man könnte sie auch als extremes, mentales Wechselduschen bezeichnen - so gottgleich wie jeder seiner Filme. Wer es erstmals mit ihm versucht, sollte sich jedoch vielleicht woanders umschauen...
9/10
Rache Parabel Paris Andrzej Zulawski Groteske