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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE HORSEMAN (Steven Kastrissios/AU 2008)


"Just to feel..."

The Horseman ~ AU 2008
Directed By: Steven Kastrissios


Nachdem seine Tochter ins Rotlichtmilieu abgerutscht ist und dort einen Herointod sterben musste, ist der Arbeiter Christian (Peter Marshall) nur an einem interessiert: Sämtliche der Beteiligten zur Strecke zu bringen. Seine einzige Spur besteht in einer Pornocassette, auf der Christians Tochter in stark benebeltem Zustand zu sehen ist. Produzent, Regisseur, Darsteller - niemand entkommt Christians blutigem Rachefeldzug.

Australien als Setting für einen Selbstjustiz-Thriller erscheint ja eher ungewöhnlich, doch ähnlich wie in "Lantana" bleiben die Schauplätze eher anonym und lassen für den durchschnittlichen Westeuropäer nur wenig Rückschlüsse auf ihren Ablichtungsort zu. Auch durch die farbentleerte HD-Kamera wirkt "The Horseman" blass und grau, jedoch keinesfalls leblos. Die atmosphärische Tristesse dient dazu, den psychischen Zustand Christians zu untermauern, der nach dem gewaltsamen Tod seiner Tochter zum Borderliner geworden ist und nurmehr einzig für eine irrationale Rache lebt, die betreffs ihrer Motivation bis zum Schluss ebenso fragwürdig bleibt wie ihre unverhältnismäßige Praxis. Dies unterscheidet "The Horseman" zugleich von anderen Vigilantenfilmen: Christian ist kein Held, er ist der schlimmste Psychopath von allen Figuren, denen man in "The Horseman" begegnet, und es sind wahrlich einige gemeingefährliche Individuen darunter. Dass die Rettung einer jungen Ausreißerin (Caroline Marohasy) am Ende auch für Christian eine Art Rettung bedeutet, ist vermutlich der glücklicherweise sehr subtil eingesetzten, biblischen Symbolik des Films geschuldet. Anyway, toller Film.

8/10

Australien Transgression Steven Kastrissios Rache


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BEST SELLER (John Flynn/USA 1987)


"Anybody can kill anybody, even the President."

Best Seller ~ USA 1987
Directed By: John Flynn


Der Profikiller Cleve (James Woods) wünscht den sowohl als Polizist als auch als Buchautor tätigen Dennis Meechum (Brian Dennehy) als Schreiber seiner Biographie. Nachdem er sich auf subtile Weise an Meechum herangemacht hat, gibt sich Cleve zu erkennen. Meechum glaubt seinem Gegenbüber zunächst nicht, diverse in der Folge erbrachte Indizien für frühere Jobs überzeugen den bärbeißigen Cop jedoch bald vomn Gegenteil. Problematisch wird es, als Cleves früherer Auftraggeber Madlock (Paul Shenar), nunmehr Großindustrieller, von dem geplanten Buch erfährt. Denn über ihn würden darin einige unbequeme Wahrheiten auftauchen...

Im Gegensatz zum zehn Jahre früher entstandenen "Rolling Thunder" hinterlässt "Best Seller" einen etwas luftleeren Eindruck. Er wirkt wie einer jener typischen, eingemeindeten 80er-Jahre-Thriller, die allesamt zwar sehr unterhaltsam sind, im Endeffekt jedoch an einer verbal nur schwierig zu umreißenden, dramaturgischen Uniformität kranken. Abgesehen von einer langweiligen formalen Glätte sind die Geschichte und ihre Entwicklung häufig vorhersehbar und bleiben stets in einem klar definierten, konventionellen Rahmen. Dabei ist die von Woods sehr trefflich gespielte Figur des eitlen, zwischen geckenhaft und psychotisch pendelnden Berufsmörders eine durchaus interessante; spätestens als klar wird, dass ihre moralische Entwicklung jedoch gleichbleibend verwerflich ist, muss als Parallelerkenntnis auch ihr finaler (Helden-)Tod beschlossene Sache sein. Und dies ist nur eines von vielen Beispielen für die eng gefasste Konventionalität dieses Films. Wahrscheinlich bedarf es doch eines Autors wie Paul Schrader, um einen Regisseur wie Flynn zu Hochleistungen zu treiben. Die Vorgehensweise des für "Best Seller" tätigen Larry Cohen jedenfalls ist allzu schematisch.

5/10

Larry Cohen Los Angeles John Flynn Literatur Profikiller


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ROLLING THUNDER (John Flynn/USA 1977)


"Why do I always get stuck with crazy men?" - "Cause that's the only kind that's left."

Roling Thunder (Der Mann mit der Stahlkralle) ~ USA 1977
Directed By: John Flynn


Die beiden Piloten Charles Rane (William Devane) und Johnny Vohden (Tommy Lee Jones) kehren nach sieben Jahren Kriegsgefangenschaft in die USA zurück. Man sieht es ihnen nicht gleich an, aber ihre furchtbaren Erlebnisse haben sie innerlich zerbrochen. Das Leben daheim hält weitere unangenehme Überraschungen bereit. Zunächst eröffnet Charles' Frau Lisa (Lisa Blake Richards) ihm, dass sie ihn verlassen wird. Dann werden die Ranes von einer Gang übler TexMex-Gangster unter der Führung des sachmierigen "Fettauge" (James Best) überfallen, die Charles' rechte Hand verstümmeln und Lisa und Charles' Sohn (Jordan Gerler) erschießen. Nach einiger Zeit wieder gebesen trägt Charles nun eine Stahlklaue als Prothese und macht sich auf die Suche nach Fettauge. Johnny unterstützt ihn bei der letzten großen Schlacht.

Knüppelharter Heimkehrerfilm aus einer Zeit, da diese Unterabteilung des Vietnam-Genres noch gering bevölkert war. Dass sich aus "Rolling Thunder trotz des Selbstjustiz-Plots kein simpel strukturiertes, unreflektiertes "Death-Wish"-Plagiat gerierte, dafür sorgt das ebenso kluge wie karge Script Paul Schraders, das die Ausgebranntheit vieler Vietnam-Heimkehrer widerspiegelt. Auch vom verlorenen Krieg als nationales Trauma berichtet der Film; der bloße Gebrauch des Wortes 'Vietnam' etwa scheint tabu, ständig ist nur von 'drüben' die Rede. Man ignoriert, übergeht, schweigt tot - wiederum auf Kosten der depressiven Veteranen. Somit ist Ranes Racheaktion weniger ethische Notwendigkeit als vielmehr eine insgeheim willkommene Gelegenheit, weiterzumachen, wieder etwas zu fühlen. Und eine neue Mission, die es erfolgreich zu erfüllen gilt.
Zusammen mit den später entstandenen "Who'll Stop The Rain" und "Cutter's Way" ergibt "Rolling Thunder" somit eine thematisch eng verwandte, vortrefflich postulierte Veteranen-Anthologie zwischen allen Genre-Stühlen, die später dann fortgeführt wurde von politisch eindeutiger formuliertem Kino wie "The Exterminator" und den "First Blood" - Filmen.

8/10

Rache Texas John Flynn Mexiko Vietnamkrieg Veteran


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IM ANGESICHT DES VERBRECHENS (Domink Graf/D 2010)


"Jeder bekommt, was ihm zusteht."

Im Angesicht des Verbrechens ~ D 2010
Directed By: Dominik Graf

Ein vermeintlicher Routineeinsatz führt die beiden Berliner SEK-Beamten Marek Gorsky (Max Riemelt) und Sven Lottner (Roland Zehrfeld) in einen Sumpf aus Verbrechen, Korruption und tief verwurzelten Traumata. Besonders für Marek, deutsch-russischer Jude, wird der folgende Großeinsatz gegen die Ostblockmafia und einen von ihr groß angelegten Zigareteenschmuggel zu einer Reise in die eigene Identität und Vergangenheit.

Domink Grafs vom WDR coproduzierte, zehnteilige Miniserie weist, von ein paar TV-typischen Unerlässlichkeiten abgesehen, genau jene Qualität auf, die die großen "Cops-vs.-Gangsters"-Movies des Kinos von Walsh über Melville und Friedkin bis hin zu Mann seit jeher auszeichnen. Mittels epischer formaler und inhaltlicher Anlagen entwerfen Graf und sein Autor Rolf Basedow, die zusammen bereits die Fernsehfilme "Hotte im Paradies" und "Eine Stadt wird erpresst" entwickelt haben, ein großes Charakter-Kaleidoskop, in dessen Zuge neben den Prota- und Antagonisten noch zahlreiche Nebencharaktere Platz finden. Neben der Weiterentwicklung des narrativen Hauptstrangs, der sich mit Mareks und Svens Polizeiarbeit befasst, widmet sich jede Episode noch einer schicksalhaften Fügung in der Vita einer der weiteren Figuren, seien es Mareks Schwester Stella (Marie Bäumer) und ihr höchstselbst im Milieu verankerter Ehemann Mischa (Misel Maticevic), der russische Killer Sokolov (Georgii Povolotskyi), Mischas Konkurrent Joska (Marko Mandic), der moralisch zutiefst verkommene Unternehmer Lenz (Bernd Stegemann) oder der korrupte Kollege Hollmann (Uwe Preuss). Die Geschichte jedes einzelnen dieser Charaktere findet sich sorgfältig und detailliert ausgearbeitet in einer erzählerischen Breite, die Kino eben in der Regel nicht zu leisten vermag. Wer mich kennt, weiß, dass ich von Fernsehserien in der Regel Abstand halte - im Falle einer einem einzelnen auteur vorbehaltenen, von Anbeginn so kompakt angelegten, wohlstrukturierten und vor allem in einem luziden erzählzeitlichen Rahmen situierten Reihe bin ich jedoch gern bereit, Ausnahmen zuzulassen. Mit gar wohltuendem Effekt, wie sich erwies.

9/10

TV-Serie Russenmafia Kiez Kokain Berlin Dominik Graf Prostitution Menschenhandel


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UN DELITTO POCO COMUNE (Ruggero Deodato/ I 1988)


Zitat entfällt.

Un Delitto Poco Comune (Off Balance - Der Tod wartet in Venedig) ~ I 1988
Directed By: Ruggero Deodato


Der erst im Erwachsenenalter an der seltenen Krankheit Progerie erkrankte Pianist Robert Dominici (Michael York) dreht infolge der Diagnose plötzlich durch und wird zum serienkillenden Frauenmörder. Nebenbei neckt er den verzweifelten Inspettore Datti (Donald Pleasence) mit dessen vermeintlicher Unfähigkeit. Als Dominicis Geliebte Hélène (Edwige Fenech) ein Kind von ihm erwartet, will er seinen letzten Schlag landen: Ein Monster wie ihn darf es kein zweites Mal geben.

Bei Ferrara und De Palma klauender Spätgiallo, der gern die Qualitäten eines Argento aufwiese, leider jedoch mit einem allzu verkrampften Script und einem schlecht aufgelegten Deodato zu kämpfen hat. Wirklich gelungen ist eigentlich nur Michael Yorks Maske, die mit einer schön ekligen, gelben Zahnprothese ein wenig an seine Tierverwandlung in "The Island Of Dr. Moreau" erinnert, sowie Pino Donaggios untadelige Musik. Ansonsten steckt aber nicht sehr viel drin in diesem "Ungewöhnlichen Verbrechen". York gibt sich spürbar Mühe, sein schlicht gezeichnetes psychologisches Profil auszubauen, wird aber durch einen sehr müde wirkenden Pleasence geradezu ausgebremst und die Fenech hat einfach zu wenige Szenen, als dass man am Ende wirklich um sie fürchten würde.
Kann man ansehen, kann man auch lassen.

5/10

Madness Giallo Venedig Ruggero Deodato Serienmord


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DECISION BEFORE DAWN (Anatole Litvak/USA 1951)


"A man is a traitor when he betrays himself."

Decision Before Dawn (Entscheidung vor Morgengrauen) ~ USA 1951
Directed By: Anatole Litvak


Winter 1944: Die Allierten setzen deutsche Kriegsgefangene als Spione ein, die wichtige strategische Informationen über die Gegenseite liefern sollen. Während die meisten von ihnen die Situation des unzweideutigen Verrats am Vaterland mit falscher opportunistischer Selbstsicherheit in Angriff nehmen, ist der junge Pilot Karl Maurer (Oskar Werner) der Überzeugung, nunmehr auf der richtigen Seite zu stehen. Maurer soll bei Mannheim den Standort einer deutschen Panzerdivision in Erfahrung bringen und wird Zeuge der chaotischen Zustände in einem dem Untergang geweihten Land.

Man könnte "Decision Before Dawn" vielleicht als anglogermanischen Film bezeichnen, denn auch wenn er als Studiofilm von der Fox hergestellt wrde, seine Seele ist deutsch. Der 33 aus Deutschland emigrierte Litvak bekam eine späte Gelegenheit zur nachträglichen Abrechnung mit dem Reich und auch, wenn Richard Basehart als Hauptdarsteller geführt wird, kreist der Film natürlich ganz um den großartigen Oskar Werner und seine denkwürdige Präsentation eines zweifelnden Helden.
Für Hollywood-Verhältnisse führt "Decision Before Dawn", eine der wenigen Produktionen, die vor Ort in Trümmer-Deutschland entstanden sind, einen immensen Realismus spazieren. Die chaotischen Verhätnisse im von Bomben eingedeckten, sich jedoch nicht stellen wollenden Reich werden in beeindruckend authentischer Weise widergespiegelt; die Menschen, denen Maurer, der von den G.I.s den Decknamen 'Happy' erhalten hat, begegnet, sind Repräsentanten einer Nation vor dem Kniefall: Der ekelerregende SS-Mann (Wilfried Seyfert), die reisende Hure (Hildegard Knef), der herzkranke Wehrmachts-Offizier (O.E. Hasse). Gesichter, die vom baldigen Ende künden.

9/10

Deutschland Spionage WWII Nationalsozialismus Anatole Litvak


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SAVAGE (Brendan Muldowney/IE 2009)


"You know, you got a problem, Paul."

Savage ~ IE 2009
Directed By: Brendan Muldowney


Der freie Dubliner Fotojournalist Paul Graynor (Darren Healy) wird eines Abends auf offener Straße von zwei Jugendlichen überfallen, misshandelt und verstümmelt. Nachdem er, oberflächlich geheilt, das Krankenhaus wieder verlassen hat, brechen seine seelischen Narben immer wieder auf: Tinnitus, Panikattacken, Angstzustände und Impotenz werden zu ständigen Begleitern. Ein Selbstverteidigungskurs, regelmäßige Besuche im Fitnessstudio und eine Psychotherapie bringen nicht die erwünschten Resultate. Irgendwann entschließt sich Paul stillschweigend dazu, dass nur Rache die Antwort sein kann. Als er zusätzlich noch aggressionsfördernde Steroide erwirbt, kommt es zur Katastrophe.

"Savage" bildet zusammen mit "Eden Lake" und "Harry Brown" so etwas wie eine neuenglische Reaktionärs-Trilogie, zumindest, wenn man "Savage als originär irischstämmiges Werk als gewissermaßen auch britisches Kulturartefakt zu betrachten bereit ist. In allen drei Filmen geht es jedenfalls im weitesten Sinne um die zunehmend besorgniserregenden Zustände der nationalen Jugend, die ihre Perspektivlosigkeit und Langeweile in offene Gewalttätigkeit kanalisiert und dabei zugleich eine potenzielle Welle der Gegengewalt provoziert. Jene erscheint fast noch weniger greifbar und unkontrollierbarer, weil sie nicht aus sozialen Missständen, sondern aus blanker innerer Wut heraus gebiert, als psychische Reaktion.
Muldowneys Film widmet sich dabei deutlich intensiver als die beiden anderen gennanten der psychischen Situation des Opfers. Paul Graynor wird von Beginn an als introvertierter, einsamer Mensch charakterisiert, den ein brutaler, physischer Angriff schließlich mit brachialer Gewalt über eine möglicherweise ohnehin bereits hauchdünne Grenzlinie stößt. Es ist, als würde "Savage", so unwohl er mit seinen teils schwer erträglichen Bildern auch mundet, am Schluss aus vollster Brust ausrufen: "Diesmal habt ihr den 'Richtigen' erwischt, ihr Wichser, also wundert euch nicht, gottverdammt!" Das macht den Film und seine Sicht der Dinge durchaus diskutabel, die Wahl seiner Mittel aber hebt ihn letzten Endes kaum über das Niveau der vielen anderen aktuellen revenge movies hinaus.
Zurück bleibt schließlich ein mit einer finsteren Weltsicht ausgestattetes Drama, das mit Dublin immerhin eine eher kleine Metropole, in der man als Kenner der Stadt nicht unbedingt den Anfang vom Ende wähnen würde, zum Schauplatz macht.

7/10

Transgression Madness Rache Irland Brendan Muldowney Dublin


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BLADE RUNNER (Ridley Scott/USA 1982)


"We've got a lot in common."

Blade Runner ~ USA 1982
Directed By: Ridley Scott


Da ich seit dem Erscheinen des Director's Cut 1992 stets nur selbigen bzw. jüngst Scotts Final Cut geschaut habe, fand ich es endlich an der Zeit, die schmählich vernachlässigte Kinofassung zu wiederholen, immerhin der eigentliche Auslöser für meine tiefe Liebe zu dem Film. Hinzu kommt die im Vergleich zur Neuvertonung des D.C. um Äonen bessere, deutsche Synchronisation der Ur-Version, die den Genuss der hiesigen dem der Originaltonspur völlig ebenbürtig macht.
Die Spezifika der Kinofassung sind ja hinlänglich bekannt; Deckards sein Innen und Außen erläuternde Off-Kommentare (die "Blade Runner" noch um Einiges näher an den klassischen film noir rücken), der noch fehlende Einhorn-Traum, der zum Einen Deckards Identität unaufgeklärt lässt und zum Anderen Gaffs am Ende hinterlassenes Alu-Figürchen in eine ganz andere Konnotation rückt. Schließlich die letzte Einstellung, die Deckard und seiner Rachel einen sonnigen Tag im Gebirge gönnt.
"Blade Runner" wirkt in dieser, wie ich gestern festgestellt habe, noch immer phantastischen Schnittfassung etwas weniger artifiziell, heller, freundlicher, romantischer, lebensbejahender. Das eigentlich Tolle an allen drei Fassungen ist aber, dass im Prinzip keine der anderen die Butter vom Brot nimmt, und sie alle ihre individuellen Vorzüge besitzen. Ferner bin ich jetzt und immerdar der felsenfesten Überzeugung, dass "Blade Runner" einer der vielleicht zehn, fünfzehn Filme ist, für die das Kino überhaupt erst erfunden wurde.

10*/10

Dystopie Los Angeles Nacht Ridley Scott neo noir Philip K. Dick Kunstmensch film noir Androiden Zukunft


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RED HILL (Patrick Hughes/AU 2010)


"Did I miss something?"

Red Hill ~ AU 2010
Directed By: Patrick Hughes


Der junge Polizist Shane Cooper (Ryan Kwanten) will die bevorstehende Geburt seines Babys nicht gefährden und nimmt daher, auch seiner hochschwangeren Frau (Claire van der Boom) zuliebe, einen vermeintlich ruhigen Provinzposten im kleinen Städtchen Red Hill an. Doch gleich sein erster Tag gestaltet sich zum Spießrutenlauf: Der einst wegen Mordes an seiner Frau verurteilte Aborigine Jimmy Conway (Tommy Lewis) hat in Red Hill offenbar noch diverse Rechnungen offen und bewegt sich genau dort hin - was die Stadtmächtigen zu ungewöhnlicher Sorge treibt...

Der australische (Quasi-)Western hat bereits eine längere Tradition, die unter anderem Moras "Mad Dog Morgan", Millers "The Man From Snowy River", Wincers "Quigley Down Under" und natürlich Hillcoats "The Proposition" in sich vereint. "Red Hill" gestaltet sich, obgleich zeitlich in der Gegenwart angesiedelt, nun auch ganz als eigentlich vollkommen luzider Genrefilm. Setting, Figuren, Atmosphäre und Geschichte entsprechen den typischen Merkmalen des US-Western und als unzweideutige Hommage an denselben wird er auch gemeint sein. Sogar die Landschaft sieht mehr nach New Mexico aus als es manch eingefleischtem Australier lieb sein mag. Ansonsten sehe ich "Red Hill" ganz als typischen Auftaktfilm eines Jungfilmers und Feature-Debütanten, der seine Hausaufgaben hübsch regelmäßig gemacht hat: ein überaus solides (der Terminus 'routiniert' wäre in so einem Fall jawohl unpassend), brauchbares und unterhaltsames Werk, mit Gespür für Atmosphäre, wenn auch etwas unsubtiler Kleckersymbolik inszeniert. Einer gewissen, dem angepassten Schablonenhaftigkeit kann "Red Hill" sich nicht entledigen, weshalb man, gerade, wenn man mit den Vorbildern hinreichend vertraut ist, seine Erwartungen an ihn in moderatem Maße halten sollte. Dann wird man sicher auch nicht enttäuscht.

7/10

Australien Patrick Hughes


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WATCHMEN: THE ULTIMATE CUT (Zack Snyder/USA 2009)


"In my opinion, the existence of life is a highly overrated phenomenon."

Watchmen: The Ultimate Cut ~ USA 2009
Directed By: Zack Snyder

Meiner im letzten Jahr, nach dem Kinobesuch des Films großspurig getroffenen Ankündigung, "Watchmen" inflationär oft anzuschauen, bin ich bisher leider nur unzureichend nachgekommen. Um genau zu sein, bin ich ihr überhaupt nicht nachgekommen, war dies doch erst das zweite Mal, dass ich mich in den zwingenden Hochgenuss von Snyders Film begab. Wie ich annehme, spielte in die lange, selbst verordnete Zwangspause primär die latente Angst vor eventueller Enttäuschung hinein. Gestern gab es dann also endlich den "Ultimate Cut", die dritte - dem Vernehmen nach "ultimat(iv)e" - Schnittfassung nach der Kinoversion und einem zunächst für die Heimmedien veröffentlichten Director's Cut. In dieser hernach erschienenen Mammutfassung fanden dann endlich auch die eigentlich sowieso unerlässlichen Tricksequenzen um den "Black Freighter"-Horrorcomic Platz. Im Prinzip fehlen jetzt bloß noch die Hollis-Mason-Memoiren zur endgültigen Komplettierung, aber man kann den Film auch so als Manifest der Perfektion stehen lassen. Was "Watchmen" letzten Endes wahrscheinlich davon abhält, als endgültiger Anwärter auf meinen persönlichen Lieblingsfilm durchzugehen, ist die Tatsache, dass die wunderbare Geschichte nebst ihren meisten visuellen Einfällen eben doch auf Alan Moore und seine unübertreffliche Vorlage zurückgeht und Snyder "bloß" als Adapteur und Aufbereiter einer immerhin kongenialen medialen Transponierung bestehen kann. Dafür hat er auf diesem, ebenfalls nicht zu unterschätzenden Gebiet ein opus magnum geschaffen, ein so feinfühliges wie brutales Monster - nicht nur von einem Film, sondern von einem popkulturellen Parallelrealitätsentwurf zudem, das zu seiner endgültigen Inthronisierung immer noch hinreichend eigene Ideen vorweisen kann, um selbst an kalten, weißen Winterabenden und auf der heimischen Röhre noch zu zünden, und zwar mit Afterburner.
Da ich bei mich beeindruckenden Filmen unwillkürlich stets sehr zur Einordnung neige, bin ich gestern jedenfalls zu folgendem Entschluss gekommen: Nach den "Tenenbaums" ist dieser mein Film des Jahrzehnts - ein (da ist es wieder, das unangenehme Elf-Buchstaben-Wort)... Meisterwerk.

10*/10

Verschwoerung Superhelden Parallelrealität Kalter Krieg Apokalypse neo noir Comic Zack Snyder Vietnamkrieg DC Comics D.C.





Filmtagebuch von...

Funxton

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