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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE CHASE (Arthur Penn/USA 1966)


"Did you hear...? Bubber Reeves escaped!"

The Chase (Ein Mann wird gejagt) ~ USA 1966
Directed By: Arthur Penn


Eine kleine Stadt irgendwo im Süden. Der Filz der Jahrhunderte lässt sich, diverser Strampeleien der Einwohner zum Trotze, nicht abschütteln. Der reiche Bankier Val Rogers (E.G. Marshall) ist der ungekrönte König der Gegend und hat, auch wenn dieser es nie zugeben würde, selbst den ansonsten vorbildlichen Sheriff Calder (Marlon Brando) in der Tasche. Der hiesige, traditionelle Rassismus schwankt zwischen latent und offensiv, die Idee der sexuellen Revolution wird derweil brutal missverstanden und die Zeit vertreibt man sich mit feucht-fröhlichen Wochenend-Gelagen. In diese explosive Stimmung platzt die Nachricht, dass der junge Tunichtgut Bubber Reeves (Robert Redford) mal wieder aus dem Gefängnis ausgebrochen und möglicherweise auf dem Wege Richtung Heimat ist. Und eine kleine Lynch-Party ist genau das, was den Stadtbewohnern zum ultimativen Amüsement noch fehlt...

Eines der trefflichsten und zugleich erschütterndsten filmischen Porträts über den Süden der USA, auf Augenhöhe mit den Gesellschaftsdramen von Williams. Dekadenz und Neureichtum übermannen hier jede menschliche Regung, die Menschen sind fast durchweg hassens-, um nicht zu sagen verabscheuenswert in ihrer bequemen Kleingeistigkeit. Penn entwickelt für seine zwischen Burleske und bierernstem Drama angesiedelte Theateradaption eine rein ästhetisch betrachtet verführerische Bildsprache mit Scope und leuchtenden Farben, die den oberflächlichen Glanz jener mittelalterlichen Gesellschaft perfekt einfängt und es dem Rezipienten zumindest zu Beginn ein wenig erschwert, sich einen Begriff von jenem sozialen Mikrokosmos zu machen. Auf topographische Angaben verzichtet "The Chase" bewusst, um seine kritische Allgemeingültigkeit nicht zu verspielen. Dem US-Publikum und auch der Kritik ist Penns Film wie viele selbstkritische Werke der Kinogeschichte (ewiges Musterbeispiel: "Heaven's Gate") bis heute verhasst, dabei handelt es sich um eine seiner brillantesten Arbeiten.

9/10

based on play Menschenjagd Arthur Penn Lynchjustiz Suedstaaten Rassismus


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INCEPTION (Christopher Nolan/USA, UK 2010)


"Whose subconscious are we going through exactly?"

Inception ~ USA/UK 2010
Directed By: Christopher Nolan


Cobb (Leonardo DiCaprio) versteht sich auf eine ganz besondere Form der Industriespionage: Extractions. Dabei schaltet er sich in die Traumwelt des zu bespitzelnden Subjektes ein, um aus dessen Unterbewusstsein bestimmte Geheimnisse herauszulösen. Als der japanische Magnat Saito (Ken Watanabe) auf Cobb aufmerksam wird, engagiert er diesen gegen einen verführerischen Preis für ein besonderes professionelles Wagnis: Cobb soll mit einem eigens zusammengestellten Team eine 'Inception' vornehmen, die Verankerung einer vorab konstruierten Fremdidee im Hirn seines Opfers. Als Gegenleistung soll Cobb durch Saitos Verbindungen von den US-Fahndungslisten gelöscht werden, auf denen er wegen Mordes an seiner Frau (Marion Cotillard) steht.

Weder der große, als solcher versprochene Überfilm, noch die satanische, nicht minder vollmundig garantierte Kino-Nemesis, stellt "Inception" sich als nicht mehr und nicht weniger vor denn als recht schick anzuschauender Genrefilm, der ebensowenig durch sonderliche inhaltliche Komplexität auffällt wie durch erwähnenswerte formale Extravaganzen. Damit reiht er sich dann auch recht nahtlos in das übrige, spießbürgerlich-risikoarme Nolan-Œuvre ein, dem unbedarftere Filmkucker zwar regelmäßig gern ein Taj Mahal nach dem anderen aus dem Boden stampfen, das tatsächlich aber nichts mehr repräsentiert als so stilsicheres wie konventionelles Unterhaltungskino. Die vielgepriesene Doppelbödigkeit des Films konnte ich jedenfalls zu keiner Sekunde ausmachen, allerhöchstens zunächst groß aufgezogene und dann nicht eingelöste narrative Prämissen erschienen mir augenfällig. Der gedankliche Ansatz, (inhaltlich) die Pforte zum einem Traum innerhalb eines Traums zu öffnen und somit (dramaturgisch) einen szenischen Zugriff auf mehrere parallele Realitäten zu erhalten, ist jedenfalls keineswegs so bahnbrechend wie "Inception" sie uns zu verkaufen trachtet, genauso wenig wie der scheinbar unbedingte Wunsch, ebendieses Konzept nonchalant zu Tode zu reiten.
Dass die Welt des Traums beim gegelten Anzugträger Nolan im negativen Sinne höchst linear erscheint und u.a. ausschaut wie das alpine Actionszenario eines Bond-Films, entlarvt indessen rasch die offenbar traurig eng gesteckten imaginären Grenzen ihres Ersinners. Viel klüger arrangiert als ein "Surrogates" von dem wesentlich weniger klangvoll prononcierten Jonathan Mostow ist das auch nicht, bloß etwa doppelt so lang und doppelt so wichtigtuerisch.

7/10

Identitaetskrise Christopher Nolan Traum


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RED EYE (Wes Craven/USA 2005)


"Okay, one of *those* flights..."

Red Eye ~ USA 2005
Directed By: Wes Craven


Die Hotelmanagerin Lisa (Rachel McAdams) hat im Flugzeug eine unangenehme Begegnung: Der charismatische Unhold Jackson Rippner (Cillian Murphy) steckt ihr, dass er ihren Vater in der Gewalt habe und dieser sein Leben lassen müsse, wenn Lisa Rippner nicht beim Anschlag auf einen Politiker (Jack Scalia), der in Lisas Hotel residiert, unterstützt. Die taffe Junggesellin hat jedoch bereits Erfahrung mit Gewaltverbrechern und gibt Rippner gehörig Kontra.

Kein solches Gürksken wie der zuvor entstandene "Cursed", mit den Klassikern Cravens allerdings ebensowenig zu vergleichen. Der einstige Horror-Großmeister beackert hier emsig das weite Feld des Suspense und stellt sich selbst explizit prononciert in die Tradition von Filmen wie Hitchcocks "The Man Who Knew Too Much" oder "Nick Of Time", dem "Red Eye" speziell was seine inhaltliche Konstruktion angeht, sehr ähnlich geraten ist. Allerdings muss man Craven im Direktvergleich mit Badhams Echtzeit-Studie zugute halten, dass er dem so geschlossenen wie überschaubaren Aktionsraum 'Flugzeug' recht spannende und intensive Szenen zu entlocken weiß. Am Ende jedoch steht dann doch bloß wieder ein austauschbares Konstrukt um russischstämmige Terroristen und die Unangreifbarkeit der amerikanischen Familieninstitution. Das ist mir bei aller phasenweisen Finesse schlicht zu spießig und zu gewöhnlich, um es noch als 'herausragend' bezeichnen zu wollen.

6/10

Verschwoerung Anschlag Terrorismus Flugzeug Wes Craven


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COLOSSUS: THE FORBIN PROJECT (Joseph Sargent/USA 1970)


"You are being irrational. Go back to bed."

Colossus: The Forbin Project ~ USA 1970
Directed By: Joseph Sargent


Der Wissenschaftler Dr. Forbin (Eric Braeden) baut einen Supercomputer namens 'Colossus', der die nationale Verteidigung der USA übernehmen soll. Der Grundgedanke besteht darin, dass ein künstlicher, streng logisch und rational arbeitender Verstand keine menschlichen Fehler begehen und so etwa einen impulsiven Erstschlag verlassen würde. Doch Forbin und die anfangs von seiner Idee begeisterten Politiker verrechnen sich: Colossus spürt ein ähnliches System in der Sowjetunion auf, synchronisiert sich mit ihm und hält bald die Fäden der Weltherrschaft in der Hand.

Tolle Reflexion von Kalter-Kriegs-Ängsten, Technokratie und Computerisierung, ganz bestimmt einer der vorrangigen Sci-Fi-Filme der siebziger Jahre. "Colossus" warnt eindringlich davor, die Herrschaft über maßgebliche humane Entscheidungen den Händen der Menschen zu überlassen und sich vor der scheinbaren Kälte eines Kunstverstands zu hüten. Colossus führt seine Mission, den globalen Frieden unter allen Umständen zu wahren, mit der Kompromisslosigkeit des Computergehirns und aller nötigen Konsequenz zu einem erfolgreichen Ende: Niemand hat ihm einprogrammiert, dass er die Menschheit nicht unter seine Knute zwingen darf, weil Freiheit eines ihrer obersten sittlichen Güter darstellt. Spannend bis zum Schluss und keineswegs so furztrocken, wie es zu Beginn noch kurz den Anschein macht, ist dies ein unbedingt sehenswerter, von grandiosem Score (Michel Colombier) und intelligentem Script unterstützter, kleiner Klassiker.

9/10

Kalter Krieg Militaer Computer Technokratie Dystopie Joseph Sargent


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REVENGE (Tony Scott/USA 1990)


"As your former friend I apologize for taking your wife away from you."

Revenge ~ USA 1990
Directed By: Tony Scott


Nach seiner Entlassung reist der Ex-Air-Force-Pilot Jay Cochran (Kevin Costner) nach Mexiko, um ein paar Tage auf der riesigen Hazienda seines alten Freundes Tiburon "Tibey" Mendez (Anthony Quinn), eines mächtigen Gangsterbosses, auszuspannen. Es kommt, wie es kommen muss: Cochran verliebt sich Hals über Kopf in Tibeys junge Ehefrau Miryea (Madeleine Stowe) und beginnt mit ihr eine heftige Affäre. Es dauert nicht lange, bis Tibey Lunte riecht und sich grausam für den doppelten Verrat rächt: Cochran wird halbtot in der Prärie zurückgelassen und Miryea in ein Bordell vberkauft, wo sie unter Drogen gesetzt und vielfach missbraucht wird. Nachdem Cochran durch die Hilfe eines mexikanischen Bauern (Luis de Icaza) wieder genesen ist, macht er sich auf die Suche nach Miryea.

Kurz vor "Days Of Thunder" gefertigt und dabei um ein Vielfaches substanzieller, gehört "Revenge" zumindest im just von mir angeschauten, knackigen Director's Cut zu den gewinnbringendsten und wohl besten Filmen von Tony Scott. Dass er im günstigen Fall, also in jenem, nicht bloß irgendeinen Prospekt, sondern eine Geschichte mit Herz und Seele zu visualisieren, urplötzlich zu einem wahrhaft ambitioniert anmutenden Regisseur avanciert, konnte Scott mit "Revenge" aufs Beeindruckendste unter Beweis stellen. Ich muss allerdings einräumen, die vom Produzenten Ray Stark geschnittene, ursprünglich Version nie gesehen zu haben. Jene genießt wohl keinen besonders guten Leumund; sie soll zu lang und verquast sein, während Scotts erst vor drei Jahren erschienene, stark gestraffte und ummontierte Fassung meinem Empfinden nach gar eine Art Erbfolge des seligen Peckinpah-Kinos um sozialaussätzige, schmutzstarrende Gestalten wie Billy The Kid, Cable Hogue oder den kopfjagenden Bennie antritt. Die Geschichte um eine impulsive, am Ende blutig und traurig ausgehende Liebesbeziehung in Mexiko wäre zweifelsohne genau nach dem Gusto des alten Haudegens gewesen und es lässt sich nur mutmaßen, was er erst daraus gemacht hätte. Immerhin kann sich bereits das vorliegende Resultat mehr als sehen lassen und lässt insbesondere für zickige Scott-Kritiker wie mich ausgiebig Hoffnung für potenzielle spätere Großtaten schöpfen.

8/10

Mexiko Mafia Director's Cut Amour fou Tony Scott Rache Freundschaft


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SAW VI (Kevin Greutert/USA, CA, UK, AU 2009)


"It's not my game..."

Saw VI ~ USA/CA/UK/AU 2009
Directed By: Kevin Greutert


Nachdem Detective Hoffman (Costas Mandylor) Agent Strahm austricksen konnte, versucht er, selbigen in der Öffentlichkeit als den allseits gesuchten Jigsaw-Nachfolger hinzustellen. Die wieder genesene Agent Perez (Athena Karkanis) jedoch wird einen latenten Verdacht gegenüber Hoffman nicht los. Derweil wird John Kramers letztes großes, posthumes Spiel anberaumt: Der unbarmherzige Krankenversicherer William Easton (Peter Outerbridge), der einst nicht nur Kramer, sondern auch vielen anderen Klienten, die wegen ihrer Risikokrankheiten zu kostspielig wurden, die Hilfsleistungen aufgekündigt hat, ist Hoffmans neuester "Gast". Kramers Witwe Jill (Betsy Russell) muss unterdessen ihr ganz persönliches Erbteil einlösen...

Der sechste Teil bringt mit einigen fiesen Ideen und ein paar der hübschesten Mordszenen der Reihe doch tatsächlich wieder so etwas wie frischen Wind hinein; zudem gefällt die (natürlich aufgesetzte, aber wen stört sowas) Kritik am kapitalistisch pervertierten Gesundheitswesen. Tobin Bell, bekanntermaßen bereits seit drei Sequels eigentlich nicht mehr unter den Lebenden, ersteht per Rückblenden wieder auf und gibt dabei ironischerweise seine beste "Jigsaw"-Performance bislang. Ansonsten hagelt es wieder die üblichen hints und Querverweise, die mitsamt des offenen Schlusses darauf hindeuten, dass noch einiges nachfolgen könnte (und vermutlich auch wird). Manch offene Rätsel werden gelöst oder vertieft und unter Greuterts (Cutter der ersten fünf Filme) Ägide zu wahren Appetitschürern für weitere Ferkeleien. Ich für meinen Teil wäre gewappnet.

7/10

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SAW V (David Hackl/USA, CA 2008)


"What are you doing?" - "Being smart."

Saw V ~ USA/CA 2008
Directed By: David Hackl


Detective Hoffman (Costas Mandylor) führt das Werk des verstorbenen John Kramer (Tobin Bell) fort: Diesmal finden sich fünf an einem gigantischen Immobilienschwindel beteiligte Amoralisten in Jigsaws lustigem Folterkerker wieder, derweil der mit letzter Kraft einer Falle entkommene Agent Strahm (Scott Paterson) Hoffman auf die Schliche kommt - mit nachteiligen Folgen für Leib und Leben.

"Saw V" bietet erwartungsgemäß wenig Neues und gefällt sich deutlich besser darin, das innerhalb der Serie installierte Schema weiter zu etablieren: Neben der üblichen Versuchsanordnung im Zentrum der Geschichte, in dem sich jeweils ein Individuum oder eine Gruppe von Personen durch schreckliche Entscheidungsfindungen quälen muss (und dabei entgegen John Kramers Heilungsthese vermutlich mehr psychischen als physischen Schaden nehmen dürfte), erfährt man immer mehr Details über Kramer und seine Helfershelfer, teils winzige aber entscheidende Storydetails, die erstaunlicherweise niemals das logische Gesamtkonstrukt gefährden, kommen zum Vorschein. Damit entwickelt sich das Franchise nach und nach zur ersten (und bislang einzigen) Splatter-Soap: Letzten Endes stellt sich spätestens mit Teil V kaum mehr die Frage nach formaler Qualität oder nach Ge- oder Missfallen; es muss nur irgendwie weitergehen, ohne, dass es irgendwann albern wird. Dafür, dass die Hintergrundköpfe zumindest diese Mission weiterhin ohne Fehl und Tadel bewerkstelligen, haben Sie sich auf alle Fälle die Spezial-Guillotine der Jury in Gold verdient.

6/10

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HORSEMEN (JONAS ÅKERLUND/USA 2009)


"Come and see. Come and see... what?"

Horsemen ~ USA 2009
Directed By: Jonas Åkerlund


Der verwitwete Polizist Aidan Brslin (Dennis Quaid) findet vor lauter Arbeit keine Zeit mehr, sich um seine beiden Söhne Alex (Lou Taylor Pucci) und Sean (Liam James) zu kümmern. Aktuell macht ihm eine Gruppe von Serienmördern das Leben schwer, die sich offenbar an den Vier Reitern der Apokalypse orientieren und nebenher auf Suspensionsspiele stehen.

Furchtbar biederer Serienmörder-Quark, nach dessen sehr zweifelhaftem Genuss man Herrn Åkerlund wohl bescheinigen muss, doch nicht der Killer-Regisseur zu sein, den man nach "Spun" noch im Blick hatte. Wobei vermutlich weniger die eigentliche Regieleistung zu bemängeln ist als vielmehr die Tatsache, dass ein verantwortungsbewusster, zudem im Spielfilmfach sehr spärlich arbeitender Regisseur den Auftrag für einen derart unambitioniert erzählte Story überhaupt annimmt. An "Horsemen" ist nämlich rein gar nichts von Reiz, weder die mittlerweile tausendmal gesehene Moralistengeschichte, auf die am Ende natürlich alles hinausläuft, noch die alberne Vorgehensweise der "Horsemen". Wobei "Horsekids" sowieso ein treffenderer Titel gewesen wäre. Dass nebenbei noch ab der Hälfte des Films die am Schluss mit dem üblichen Tusch präsentierte Auflösung für den gewohnheitsmäßigen Beobachter kein Geheimnis mehr ist, passt da auch nur zum Gesamtbild.
Da sind mir ausgewiesene Wildsäue wie die "Saw"-Filme doch wesentlich lieber als dieser "Se7en"/"Kramer vs. Kramer"-Hybrid. Die haben wenigsten noch den Mut zum visuellen Grenzgang.

3/10

Serienmord Jonas Akerlund Chicago Teenager


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TENEMENT (Roberta Findlay/USA 1985)


"No one leaves Chaco!"

Tenement (Game of Survival) ~ USA 1985
Directed By: Roberta Findlay


Eine Bande delinquenten Gesocks, der der psychotische Chaco (Enrique Sandino) vorsteht, terrorisiert die Mietparteien eines freistehenden Mehrfamilienhauses in der Bronx. Dessen feister, versoffener Hausmeister Rojas (Larry Lara) ruft zwar eines Tages die Polizei, doch binnen weniger Stunden ist die Gang wieder frei und will blutige Rache für Rojas' Denunziation. Chaco und seine Leute brechen in das Haus ein und treiben die zunehmend verängstigten Bewohner unter wechselseitigen Opfern nach und nach bis in die oberste Etage...

Roberta Findlay ist eine der wenigen im Exploitation-Geschäft tätigen Damen. Ganze sechsunddreißig Regie- und noch mehr Kameraarbeiten listet die imdb, darunter auch diverse Pornos und sowieso das meiste davon Zeug, das Otto Normalkinogänger vermutlich nicht mal mit gut geschützten Fingerspitzen im Einweghandschuh anfassen würde. Der im (leicht verspäteten) Gefolge der diversen Gangfilme der frühen Achtziger entstandene "Tenement" macht dabei ebensowenig Gefangene wie die kombattanten Parteien im Film. Sobald jemand in die Finger der jeweiligen Kontrahenten gerät, wird er gnadenlos von der Platte geputzt - auf mitunter recht geschmacklose Art und Weise. Ein klassischer Belagerungsfilm ist "Tenement" dabei schon infolge der Aufhebung der darin gewohnten Raumkonstruktion nicht geworden - die Terrorgangster wollen ja nicht erst in das Gebäude, sondern sind bereits drin, als es mit der Holzerei losgeht. Seine vegetative Spannung bezieht der Film dann letzten Endes daraus, dass die braven Hausbewohner sowohl psychisch als auch räumlich mehr und mehr in die Enge getrieben werden. Es liegt in der Natur der Genresache, dass die Findlay sich vermutlich gute zehn Minuten zuviel an Zeit für die Erzählung ihrer an Gehaltfülle eher schmalen Story nimmt und in formaler Hinsicht herumdilettiert als gäbe es kein Morgen. Vermutlich könnte selbst ich eine bessere Montage besorgen und hätte auch ein besseres Gespür für Beleuchtung und Kamerarbeit. Vielleicht soll das Ganze aber auch vorsätzlich müllige Underground-Videokunst sein, ich weiß es nicht. Fest steht jedenfalls eines: "Tenement" ist so rechtes, putziges Schmuddelkino zum Liebhaben - vorausgesetzt natürlich, man hat per se was für verfilzte, potthässliche und bissige Straßenköter übrig.

5/10

Splatter New York Trash Exploitation Independent Underground Terrorfilm


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SAW (James Wan/USA 2004)


"I wouldn't lie to you..."

Saw ~ USA 2004
Directed By: James Wan


Zwei Männer, der Chirurg Dr. Gordon (Cary Elwes) und der Schnüffler Adam (Leigh Wannell) finden sich angekettet in gegenüberliegenden Ecken eines dreckigen Badezimmers, in der Mitte von ihnen eine Leiche mit zerschossenem Schädel. Bald gefundene Cassetten und ein Diktiergerät geben Aufschluss - sie sind Gefangene des berüchtigten Killers Jigsaw, der seine Opfer nicht einfach umbringt, sondern sie mittels perverser Versuchsanordnungen selbst entscheiden lässt, ob sie weiterleben wollen.

Der moralisierende Serienmörder-Film, mit "Se7en" bereits knappe zehn Jahre zuvor zu erster Blüte gebracht, erlebte mit "Saw" den Startschuss zu einem bislang siebenteiligen Franchise und damit zu einem wahren Goldesel für die Verleihfirma Lions Gate. Ich bin bislang nicht über den zweiten Teil hinausgekommen und möchte das jetzt endlich mal ändern. "Saw" bezeichnet rückblickend ein brauchbares, wenn auch entgegen seiner Intention nicht sonderlich bewegendes Stück Horrorkino mit ein paar Gemeinheiten, das aber nie die Tragweite und das gnadenlos finstere Weltbild, das Fincher in "Se7en" zu transportieren pflegte, anficht. "Saw", so gut wie ausschließlich in Innenräumen gefilmt, was dazu führt, dass im Film nie ein Himmel zu sehen ist, beschränkt sich indes auf die Intimität des perfiden Killerspiels, das wie selbstverständlich nicht allein dazu dient, die abseitigen Gelüste seines todkranken Urhebers zu befriedigen, sondern zugleich seinen Opfern den Wert des Lebens vor Augen führen soll. Ein etwas hanebüchner Weg, aber man steckt ja nicht drin, in so einem tumorbelasteten Hirn. So wie ich das Ganze peripher mitbekommen habe, ist der im ersten Teil nur kurz zu sehende Tobin Bell jawohl bis heute mit von der Partie - für einen Todkranken beachtlich. Ansonsten reichte diese seit dem Kino immerhin erste Betrachtung des ersten Teils zunächst aus, um den Appetit auf die Fortsetzungen hinreichend zu schüren. Wohlan also...

7/10

torture porn Splatter Serienmord James Wan





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Funxton

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