"To have to say 'I love you' would break my teeth."
Lust For Life (Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft) ~ USA 1956
Directed By: Vincente Minnelli
Das Leben des niederländischen Malers Vincent van Gogh (Kirk Douglas): Seine bescheidenen Anfänge als Hilfsprediger in der Borinage, später seine ersten Versuche als Künstler, sein Fortgang nach Paris, wo er die großen Künstler dieser Zeit kennenlernt, darunter Paul Gauguin (Anthony Quinn), der ihm ein guter, kritischer Freund wird. Als er sich von seinem Bruder Theo (James Donald) ausgehalten fühlt, geht van Gogh in die Provence, nach Arles, wo er unter der Last der ihn umgebenden Sinneseindrücke zu zerbrechen droht. Erst der ihm nachfolgende Gauguin bringt etwas Stabilität in van Goghs Leben, doch als auch er die Unmöglichkeit erkennt, mit van Gogh ein ruhiges Miteinander zu führen und seinen Wegzug ankündigt, erleidet der Instabile einen schweren Zusammenbruch, der in einen längeren Psychiatrie-Aufenthalt mündet. Selbst nach seiner Entlassung findet van Goghs gequälte Sehle jedoch keine Ruhe.
Mit Miklos Roszas gewaltiger Musik unterlegt, erinnert "Lust For Life" manchmal an die pompösen Monumental- und Bibelfilme jener Tage; ein Eindruck, der sich allerdings jeweils sehr schnell wieder verflüchtigt. Möglicherweise ist dies mein Lieblingsfilm von Minnelli, wie ich überhaupt Künstler- und speziell Maler-Biopics stets sehr gern mag. Selbst unter diesen ist "Lust For Life" allerdings noch ein Glücksfall. Der Film schafft es, die fragile Psyche eines Künstlers, der sich unter permanenter Unzufriedenheit mit sich selbst aufreibt, transparent zu machen. Wer selbst einmal eine schwere psychische Episode durchlebt hat oder gar an einer dauerhaften Erkrankung leidet, der wird Kirk Douglas' zwingendes, an völlige Identifikation grenzendes Porträt jenes besessenen, manchmal naiven und doch brillanten Genies beängstigend authentisch finden. "Lust For Life" nimmt sich als ebenso inspirierend wie mitreißend aus; er leistet das, was Film im besten Falle leisten kann - er wühlt auf und frisst sich in seinen Zuschauer hinein, und das mit unablässiger Kraft und Nachhaltigkeit. Wenn Theo die Briefe seines Bruders vorliest und dessen Arbeitseifer und Motivation verbal rezitiert, dann erahnt man welche Beweggründe diesen Mann durch sein kurzes, rastloses Leben getrieben haben, und auch, warum er ihm ein so frühes Ende gesetzt haben wird.
Ich hatte erst vor wenigen Tagen ein kurzes, aber (wie immer) sehr fruchtbares Pausengespräch mit dem an meiner Schule tätigen, spanischstämmigen Kunstpädagogen David, der auch Filme sehr liebt, besonders die von Buñuel und Pasolini. Wir unterhielten uns über Kinobiographien berühmter Künstler und dass diese es oft versäumen würden, historisch und chronologisch exakt vorzugehen, Details auszusparen oder hinzuzufügen und mit Zeit- und Ort-Einheiten mitunter sehr nachlässig umgingen. Ob ihn als Kunstbeflissenen das stören würde, fragte ich. Und mit seinem starken spanischen Akzent versicherte mir David, dass er Filme sehe, um im besten Falle großes Kino zu bekommen und nicht, um sich auf Allgemeinwissensbasis weiterzubilden. Dafür solle man dann lieber ein Buch zur Hand nehmen. Das fand ich sehr beeindruckend und vor allem: sehr wahr!
10/10
Vincente Minnelli Malerei Belgien Frankreich Paris Provence Psychiatrie Madness Freundschaft Brüder Bohème George Cukor Niederlande Biopic
Lust For Life (Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft) ~ USA 1956
Directed By: Vincente Minnelli
Das Leben des niederländischen Malers Vincent van Gogh (Kirk Douglas): Seine bescheidenen Anfänge als Hilfsprediger in der Borinage, später seine ersten Versuche als Künstler, sein Fortgang nach Paris, wo er die großen Künstler dieser Zeit kennenlernt, darunter Paul Gauguin (Anthony Quinn), der ihm ein guter, kritischer Freund wird. Als er sich von seinem Bruder Theo (James Donald) ausgehalten fühlt, geht van Gogh in die Provence, nach Arles, wo er unter der Last der ihn umgebenden Sinneseindrücke zu zerbrechen droht. Erst der ihm nachfolgende Gauguin bringt etwas Stabilität in van Goghs Leben, doch als auch er die Unmöglichkeit erkennt, mit van Gogh ein ruhiges Miteinander zu führen und seinen Wegzug ankündigt, erleidet der Instabile einen schweren Zusammenbruch, der in einen längeren Psychiatrie-Aufenthalt mündet. Selbst nach seiner Entlassung findet van Goghs gequälte Sehle jedoch keine Ruhe.
Mit Miklos Roszas gewaltiger Musik unterlegt, erinnert "Lust For Life" manchmal an die pompösen Monumental- und Bibelfilme jener Tage; ein Eindruck, der sich allerdings jeweils sehr schnell wieder verflüchtigt. Möglicherweise ist dies mein Lieblingsfilm von Minnelli, wie ich überhaupt Künstler- und speziell Maler-Biopics stets sehr gern mag. Selbst unter diesen ist "Lust For Life" allerdings noch ein Glücksfall. Der Film schafft es, die fragile Psyche eines Künstlers, der sich unter permanenter Unzufriedenheit mit sich selbst aufreibt, transparent zu machen. Wer selbst einmal eine schwere psychische Episode durchlebt hat oder gar an einer dauerhaften Erkrankung leidet, der wird Kirk Douglas' zwingendes, an völlige Identifikation grenzendes Porträt jenes besessenen, manchmal naiven und doch brillanten Genies beängstigend authentisch finden. "Lust For Life" nimmt sich als ebenso inspirierend wie mitreißend aus; er leistet das, was Film im besten Falle leisten kann - er wühlt auf und frisst sich in seinen Zuschauer hinein, und das mit unablässiger Kraft und Nachhaltigkeit. Wenn Theo die Briefe seines Bruders vorliest und dessen Arbeitseifer und Motivation verbal rezitiert, dann erahnt man welche Beweggründe diesen Mann durch sein kurzes, rastloses Leben getrieben haben, und auch, warum er ihm ein so frühes Ende gesetzt haben wird.
Ich hatte erst vor wenigen Tagen ein kurzes, aber (wie immer) sehr fruchtbares Pausengespräch mit dem an meiner Schule tätigen, spanischstämmigen Kunstpädagogen David, der auch Filme sehr liebt, besonders die von Buñuel und Pasolini. Wir unterhielten uns über Kinobiographien berühmter Künstler und dass diese es oft versäumen würden, historisch und chronologisch exakt vorzugehen, Details auszusparen oder hinzuzufügen und mit Zeit- und Ort-Einheiten mitunter sehr nachlässig umgingen. Ob ihn als Kunstbeflissenen das stören würde, fragte ich. Und mit seinem starken spanischen Akzent versicherte mir David, dass er Filme sehe, um im besten Falle großes Kino zu bekommen und nicht, um sich auf Allgemeinwissensbasis weiterzubilden. Dafür solle man dann lieber ein Buch zur Hand nehmen. Das fand ich sehr beeindruckend und vor allem: sehr wahr!
10/10
Vincente Minnelli Malerei Belgien Frankreich Paris Provence Psychiatrie Madness Freundschaft Brüder Bohème George Cukor Niederlande Biopic