Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

BURNT OFFERINGS (Dan Curtis/USA 1976)


"The house takes care of itself."

Burnt Offerings (Landhaus der toten Seelen) ~ USA 1976
Directed By: Dan Curtis

Die Stadtfamilie Rolfe kann das Gebot der beiden eigenartigen Geschwister Allardyce (Eileen Heckart, Burgess Meredith) nicht ablehnen, den ganzen Sommer über für einen Spottpreis in deren schickem Landhaus zu wohnen. Zwar sieht der Bau von außen recht verfallen aus, glänzt dafür im Inneren jedoch mit schönster Architektur. Gesagt, getan also. Dass die Rolfes sich um die 85-jährige Mutter Allardyce kümmern sollen, die ihr Zimmer unter dem Dach angeblich ohnehin nie verlässt, verkraftet Mutter Marian (Karen Black) als kleine Nebensächlichkeit. Schon bald beginnen die Rolfes mit Ausnahme des Jungen Davey (Lee Montgomery), sich jedoch auf seltsame Weise zu verändern. Vater Ben (Oliver Reed) durchlebt gewalttätige Episoden und leidet an Albträumen, Tante Elizabeth (Bette Davis) ist permanent müde und ausgelaugt und Marian beginnt, das Haus als ihr eigenes zu betrachten.

"Burnt Offerings" hat mir einst schwere Kindheitstraumata bereitet, als ich ihn irgendwann mal vor 26 oder 27 Jahren im nächtlichen Fernsehprogramm erspähte. Wunderbar, was gutes Gruselkino zu leisten vermag... Aber, wie dem auch sei, im Laufe der Jahre relativierte sich das Verhältnis zwischen mir und dem Film merklich und heute kann ich ihm, abgesehen von jeder unzerstörbaren Erfahrung, nicht viel mehr attestieren als den Status eines durchaus überdurschnittlichen Spukhaus-Films, der jedoch nicht am Sockel des Triumviratsthrones von "The Haunting" und "The Innocents" und "The Shining" zu kratzen vermag. Wie alle vernünftigen Spukhäuser "arbeitet" jedoch auch dieses weniger mit physischen Manifestationen seiner sinistren Mächte, als viewlmehr dergestalt, sich langsam in den Verstand seiner Bewohner einzuschleichen und dort dann wild herumzuholzen. Der Agent des Zuschauer ist dabei der arme Ben Rolfe (sehr sympathisch, der Mr. Reed), dessen erste Attacke auf seinen Sohnemann glücklicherweise die einzige bleibt und der irgendwann verständlicherweise nur noch eines will: weg hier! Das Ende knallt dann, nach all dem subtilen Spannungsaufbau, gehörig in die Tasten. Ganz toll natürlich auch Anthony James als fahler Höllenchauffeur, der eigentlich nichts weiter tut als breit zu grinsen.

8/10

Dan Curtis Haus Familie Besessenheit


Foto

LE COLLECTIONNEUR DES CERVEAUX (Michel Subiela/F 1976)


Zitat entfällt.

Le Collectionneur Des Cerveaux (Schach dem Roboter) ~ F 1976
Directed By: Michel Subiela


Als sich der überfreundliche Roboterkonstrukteur Comte de Saint-Germain (André Reybaz) bei ihr vorstellt, besucht die Solopianistin Penny Vandervood (Claude Jade) bald darauf eine seiner Vorstellungen mit einem schachspielenden Kunstmenschen. Penny erschrickt, als jener Roboter exakt dieselben Handbewegungen ausführt wie ihr verstorbener Verlobter Robert (Jean-Pierre Granet). Zusammen mit dem ihr in Liebe zugetanen, bezüglich ihres Verdachts jedoch skeptischem Lewis (François Dunoyer) versucht Penny, hinter das Geheimnis des Schachroboters des Comte zu kommen und gerät dabei bald selbst in tödliche Gefahr.

Gepflegter Genrefilm, nach George Langelaans Geschichte "Les Robots Pensants" für das französische Fernsehen inszeniert. Die alte Phantastikmär vom ethisch losgelösten, im Volksmund als 'wahnsinnig' titulierten Wissenschaftler, dessen Kunstwesen natürlich keineswegs klassische Roboter, sondern streng genommen Cyborgs sind, also über menschliche Organe verfügen, gewinnt in der charmant-diabolischen Inkarnation des Comte de Saint-Germain an neuen Facetten. Jener Aristokrat geht auf eine authentische Person zurück, die im 18. Jahrhundert gelebt und allerlei Mysterien begründet und hinterlassen hat. Beispielsweise soll der Graf, seines Zeichens großer Blender und Bonvivant, in alchimistischen Fragen bewandert gewesen sein und dementsprechende Experimente durchgeführt haben. Seine Spur führt durch das gesamte mittlere Europa und verliert sich hier und da, nicht zuletzt aufgrund seiner ungesicherten Identität. Der Comte in Erzählung und Film behauptet, jener Graf in persona zu sein, angesichts dessen nebulösen Werdegangs eine (im fiktiven Sinne) durchaus plausible Behauptung.
Ansonsten bleibt "Le Collectionneur", dessen Titel akurat übersetzt "Der Gehirnsammler" bedeutet, schon aufgrunddessen wenig geheimnisvoll. Als halbwegs erfahrener Phantastikfreund ahnt man natürlich bereits früh, was sich hinter der marmornen Schädelfront des Schachroboters verbirgt. Aber sei's drum; auch hier gilt wie so oft: Der Weg ist das Ziel, und dieser ist hier ausnahmsweise mal höchst sittsam und gepflegt. Nichts für Horror-Rabauken also!

7/10

Michel Subiela George Langelaan Paris Schach mad scientist Roboter TV-Film


Foto

DR. JEKYLL AND MR. HYDE (Victor Fleming/USA 1941)


"The final solution..."

Dr. Jekyll And Mr. Hyde (Arzt und Dämon) ~ USA 1941
Directed By: Victor Fleming


London, 1887: Der Arzt Dr. Jekyll (Spencer Tracy) hat beinahe alles, was man sich wünschen kann: Geld, beruflichen Erfolg, gesellschaftliches Renommée, eine wunderhübsche Braut (Lana Fleming). Und dennoch ist er unzufrieden. Jekylls ehrgeiziges, aber ethisch indiskutables Forschungsziel sieht nämlich vor, die gute von der bösen Persönlichkeitshälfte des Menschen zu separieren, um zweitere somit langfristig ausmerzen zu können. Ein Selbstversuch mit einer eigens gebrauten Chemikalie fördert Jekylls dunkle Seite zu Tage - den sinistren Mr. Hyde (Spencer Tracy). In der Gestalt von Hyde bemächtigt sich Jekyll des Barmädchens Ivy (Ingrid Bergman), das er quält und erniedrigt. Schließlich kann Jekyll die Verwandlung in sein alter ego nicht mehr eigenmächtig steuern und es kommt zu zwei Morden.

Genau zehn Jahre nach Mamoulians bis heute ungeschlagener Adaption des Stoffes für die Paramount (den MGM kurz darauf aufkaufte und lange Jahre im hauseigenen Giftschrank vergammeln ließ) folgte diese neuerloche Verfilmung, die sich eher als Tragödie fehlegeleiteten Forschungsdranges verstehen lässt denn als Horrorfilm. Dafür bürgt schon das Makeup: Während aus Fredric March ein äffisches, umherhüpfendes missing link wurde, erhält Tracy zwar ein archaisch und hässlich anmutendes Gesicht, sieht aber immer noch human genug aus, um im East End nicht allzu sehr aufzufallen. Zudem betont wie bereits Mamoulian auch Fleming mehr den intraprotagonistischen Kampf Jekylls; der viktorianische Bourgeois ist sich längst genug und sucht nach sexueller Abwechslung, die er in aller Anonymität ausleben kann. Die Gestalt Hydes ist dafür eine willkommene Hülle. Interessant noch die Frage danach, wie Jekyll eigentlich seine Auftritte als Hyde erlebt, ob bei vollem Bewusstsein oder eher durch eine Art Wahrnehmungsdunst, wie auf Droge. Fleming deutet an, dass Jekyll sich nicht an alle seine Missetaten als Unhold erinnern kann. Das spräche dann für Letzteres.

8/10

Victor Fleming Jekyll und Hyde London period piece Robert L. Stevenson


Foto

THE RAVEN (Lew Landers/USA 1935)


"Yes! I like to torture!"

The Raven (Der Rabe) ~ USA 1935
Directed By: Lew Landers


Als der geniale Chirurg und Poe-Fanatiker Dr. Vollin (Bela Lugosi) der jungen Balletttänzerin Jean (Irene Ware) das Leben rettet, verliebt er sich unsterblich in sie. Richter Thatcher, Irenes Vater (Samuel S. Hinds), passt dies überhaupt nicht und er beschwört Vollin, sie in Ruhe zu lassen. Der Zurückgestoßene reagiert in höchstem Maße erbost und denkt sich einen umfassenden Racheplan aus. Was nämlich niemand weiß: Vollin ist schon seit längerem völlig wahnsinnig und hat in seinem Keller eine umfangreiche Foltermaschinerie nach Poes Werken konstruiert. Um seine perfiden Pläne umsetzen zu können, bedient er sich der unfreiwillig helfenden Hand des Gangsters Bateman (Boris Karloff), dessen Gesicht er entstellt und nur wieder richten will, wenn Bateman ihm "assistiert".

Mit "The Raven", der den Regisseur Lew Landers noch unter seinem Geburtsnamen Louis Friedlander in seinen credits führt, suchte die Universal, an den Erfolg des vorjährigen Meisterstücks "The Black Cat" von Edgar G. Ulmer anzuknüpfen. Wiederum diente ein Poe-Titel (diesmal das berühmte Gedicht "Der Rabe", eine Ode an eine verflossene Liebe mit Namen Lenore) als Inspiration für eine eigens ersonnene Story, in der es vorrangig um eine Bestie in Menschengestalt geht, um Sadismus und Folter und in der erneut Lugosi und Karloff als Antagonisten auftraten; diesmal allerdings in jeweils diametraler Position. Die größte Schau in "The Raven" neben dem architektonisch umfunktionierten Haus Vollins, in dem auf Hebeldruck Stahltüren erscheinen und sogar ganze Räume verschoben werden können, ist natürlich Lugosi, der jede seiner Szenen als Projektionsflächen für sein bekanntlich auch im wirklichen Leben übersteigertes Ego nutzt. Mit größter Verve lässt er seine irrsinnigen Augen aufblitzen, lacht das gellende Lachen des Wahns und wird am Ende natürlich zum Opfer einer seiner eigenen Folterfallen. Kurz gesagt kann "The Raven" es bei aller Güte nicht ganz mit "The Black Cat" aufnehmen, dazu fehlt es ihm an der kompromisslosen Ernsthaftigkeit des Vorbilds und an dessen aufreizender Lust zum Surrealen und Versponnenen. Dennoch ein beachtlicher kleiner Film mit vielen spaßigen Details.

7/10

Lew Landers Edgar Allan Poe Madness mad scientist


Foto

KING KONG (Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack/USA 1933)


"Holy mackerel!"

King Kong (King Kong und die weiße Frau) ~ USA 1933
Directed By: Merian C. Cooper/Ernest B. Schoedsack

Der New Yorker Filmemacher Carl Denham (Robert Armstrong) will mit dem Frachter 'Venture' zu einer bislang nicht kartografierten Insel im Indischen Ozean reisen, um dort sensationelle Aufnahmen von wilden Tieren zu machen. Allerdings benötigt er noch eine hübsche, unverbrauchte Darstellerin für sein Projekt, die er in der blonden Ann Darrow (Fay wray) findet. Auf der Insel angelangt, werden Denham und die Besatzungsmitglieder Zeugen eines primitiven Hochzeitsrituals. Offenbar soll dem Urwaldgott Kong ein jungfräuliches Opfer dargebracht werden. Als die Eingeboren Ann ansichtig werden, wollen sie die Blondine prompt als Ersatz für ihr Mädchen, entführen sie nächtens und bieten sie Kong, der sich als gewaltiger, haushoher Gorilla entpuppt, als Geschenk. Kong freut sich und beschützt die entsetzte Ann vor allerlei Gefahren auf der Insel, derweil die Besatzung der Venture, allen voran der in Ann verliebte Maat Driscoll (Bruce Cabot), das Mädchen suchen. Driscoll kann Ann schließlich befreien. Denham hat derweil schon eine neue Idee: Er will Kong einfangen und in New York der staunenden Öffentlichkeit als achtes Weltwunder präsentieren. Der Coup gelingt mit viel Mühe und Kong wird nach New York verschifft. Dort zerbricht er seine Ketten und entführt Ann auf das Dach des Empire State Building, von wo ihn eilends mobilisierte Jagdflieger herunterschießen.

Das in seinen Grundzügen recht naive Erwachsenenmärchen von einem monströsen Gorilla und seiner unmöglichen Liebe zu einer zarten Frau aus der westlichen Zivilisation erlangte seine umfassende Popularität aus dreierlei Gründen: Zunächst erwiesen sich die Stop-Motion-Effekte von Willis O'Brien als bahnbrechende und in dieser Form archetypische technische Leistungen, ferner sorgte die mehr oder weniger verborgene sexuelle Konnotation des virilen Riesenkerls, der ein wehrloses, halbnacktes Mädchen begehrt, für geschwollene Kämme allerorten. Schließlich war diese Form von großatmigem Abenteuer die denkbar beste Form des Eskapismus in depressionsgeschwängerter Zeit. Einem jeden Sensationslüsternen hatte "King Kong" etwas zu bieten, das es zumindest in solch vollendeter Form vorher nicht auf der Leinwand gegeben hatte. Gigantische Monster und Dinosaurier, wilde Eingeborene, großstädtische Katastrophen, Massenszenen, Action, Tragödie, Romantik und Tod - also grundsätzlich alles, was das Kino in seinen Grundfesten und -mechanismen definiert. "King Kong" ist somit auch ein Lehrstück in Sachen Exploitation, wesentlich luzider und unverhüllter als etwa die Genre-Konkurrenz von Universal und MGM. Die Liebesgeschichte zwischen Kong und der nahezu unentwegt kreischenden Ann kam in dieser Urfassung indes noch wenig zum Tragen. Zwar ist das allein anatomisch unmögliche sexuelle Interesse des Riesenaffen für seine kleine Zwangsgespielin offensichtlich, Ann derweil scheint eher froh zu sein, am Ende in die Arme ihres gleichgroßen Wunschpartners sinken zu können. Der Verständnis-Aspekt seitens des Mädchen wurde sehr viel deutlicher erst in den späteren Fassungen, in der leider noch immer völlig unterschätzten 76er-Version und ganz besonders in Peter Jacksons Remake prononciert. Dennoch bleibt der Ur-Kong der beste, eben weil er eine einzigartige Pionierleistung darstellt und hier die ungezügelte, bald infantile Präsentationslust eines Merian C. Cooper, die nebenbei komplett mit der des Filmprotagonisten Carl Denham gleichzusetzen ist, zum größten Triumphator wird.

10/10

Dinosaurier Monster Ernest B. Schoedsack Merian C. Cooper Tierhorror New York Insel Affen


Foto

THE INVISIBLE MAN (James Whale/USA 1932)


"The drugs I took seemed to light up my brain. Suddenly I realized the power I held, the power to rule, to make the world grovel at my feet!"

The Invisible Man (Der Unsichtbare) ~ USA 1932
Directed By: James Whale


Der Wissenschaftler Griffin (Claude Rains) verschafft sich durch eine Droge physische Unsichtbarkeit, allerdings mit zwei gravierenden Problemen im Schlepptau: Griffin kann sich nicht mehr zurückverwandeln und, noch schlimmer, wird durch die Zuführung der Droge größenwahnsinnig. Fortan terrorisiert er seine Umwelt, bis der einsetzende Schneefall ihn durch seine Fußspuren verrät.

Erstklassige Arbeit von James Whale nach H.G. Wells' berühmtem Roman, die, obgleich sie in größerem Maße dem Genre der Science Fiction zugezählt werden muss, mindestens dasselbe Horrorpotenzial hat wie die im Umfeld entstandenen Gruselfilme der Universal. Ein dem Wahnsinn verfallenes, unsichtbares Individuum, durch nichts und niemanden zu fassen und bei gleichzeitig hohem Intellekt jeder noch so sorgsam durchdachten Falle entgehend - das bedeutet nichts Minderes als einen veritablen Albtraum für jedermann. Der Gedanke, die Furcht, dass ebenjener Mensch die ganze Zeit neben einem stehen könnte, ohne sich bemerkbar zu machen; die Angst vor einem permanenten Lauschangriff, ist ja ohnehin das tragende Element dieses Zweiges des Phantastischen. Whale setzt ihn mit seinem stets spürbaren, latenten Sinn für bizarren Humor so konsequent um, dass "The Invisible Man" auch knapp achtzig Jahre später als Thriller allererster Güte bezeichnet werden muss, in dem es zwischendurch jeweils nur Sekunden zum Durchatmen gibt und der seine wohldurchdachte Spannungsschraube konsequent bis zum Finale anzieht und beibehält.

10/10

Mad Scientist Unsichtbarkeit Universal-Monster James Whale Madness H.G. Wells


Foto

HOUSE OF DRACULA (Erle C. Kenton/USA 1945)


"What do you fear Siegfried? The night?"

House Of Dracula (Draculas Haus) ~ USA 1945
Directed By: Erle C. Kenton


Dracula (John Carradine), der sich als "Baron Latos" ausgibt, sucht angeblich Hilfe gegen sein Vampirproblem bei Dr. Edelmann (Onslow Stevens), einem in Visaria ansässigen Wissenschaftler. Visaria züchtet eine bestimmte Spore, die offenbar ein Allheilmittel gegen alles darstellt, denn kurz darauf taucht auch der sich bei Vollmond in einen Werwolf verandelnde Larry Talbot (Lon Chaney Jr.) bei ihm auf. Schließlich findet man in einer Höhle unterhalb des Hauses noch Frankensteins Monster (Glenn Strange), das Dr. Edelmann flugs in sein Labor schafft. Im Gegensatz zu dem hilfsbedürftigen Talbot interessiert sich Dracula allerdings wenig für seine "Heilung"; vielmehr hat es ihm der Hals der hübschen Krankenschwester Miliza (Martha O'Driscoll) angetan und so macht er mithilfe einiger Tropfen seines Bluts Dr. Edelmann zu einer Art Zwitterwesen mit wahnsinnigen Episoden. Der einzige, der jetzt noch helfen kann ist der mittlerweile gesundete Larry Talbot.

Noch im selben Jahr wie "House Of Frankenstein" schob Kenton diese nicht minder verrückte Monster-Menagerie nach, in der neben Dracula, Frankensteins Monster und dem Wolfsmenschen auch noch ein mitleiderregendes, buckliges Mädchen (Jane Adams) und Onslow Stevens als Wissenschaftler mit ausgeprägter bipolarer Störung auftraten, als Quasi-Stellvertreter für die bei der Konkurrenz beheimateten Quasimodo und Jekyll/Hyde. Ein wahrer Monstergipfel also, in dem wie schon im Vorgängerfilm Glenn Strange am Schlechtesten wegkommt als Quasi-Dreingabe in einem erwartungsgemäß hoffnungslos überfrachteten Film. Der Einzige, den es diesmal wirklich gut trifft, ist der arme Larry Talbot, der in seinem vorletzten von insgesamt fünf Filmauftritten nicht nur (per höchst seltsamer Methode, doch das nur nebenbei) von seiner Lykanthropie geheilt wird, sondern am Schluss auch noch das Mädchen kriegt und den Leuten von Visaria den Tag retten darf. Mit Ausnahme einer "Abbott & Costello"-Episode endete hier also zumindest die Geschichte des Wolfsmenschen glücklich.

6/10

Erle C. Kenton Dracula Frankenstein Werwolf Universal-Monster Mad Scientist Jekyll & Hyde


Foto

SON OF DRACULA (Robert Siodmak/USA 1943)


"What are you mumbling about?"

Son Of Dracula (Draculas Sohn) ~ USA 1943
Directed By: Robert Siodmak


Ein gewisser Graf Alucard (Lon Chaney Jr.) kommt auf die Südstaaten-Plantage der Familie Caldwell. Frank Stanley (Robert Paige), der Verlobte der älteren Caldwell-Tochter Katherine (Louise Allbritton) beäugt dies mit wachsender Besorgnis: Seine Sandkastenliebe hat plötzlich nur noch Augen für den seltsamen Adligen und heiratet ihn sogar in einer scheinbar überstürzten Nacht-und-Nebel-Aktion! Der Psychiater Brewster (Frank Craven) und sein eilends aus Ungarn eingeflogener Kollege Lazlo (J. Edward Bromberg) ahnen indes um die Wahrheit: Graf Alucard ist niemand anderes als ein Sprössling des Grafen Dracula, der sich auf der Caldwell-Plantage ein neues Domizil aufbauen und von dort aus ganz Amerika aussaugen will! Doch die gute Katherine hegt ganz eigene Pläne, von denen selbst der Graf nichs ahnt...

Der Fledermaus-Verwandlungseffekt sieht mittlerweile richtig gut aus und mit den Siodmak-Brüdern Robert und Curt sind darüberhinaus zwei mehr als fähige Männer am Werk dieses Zweitsequels der Universal in deren vergleichsweise kurzlebigen "Dracula"-Serie. Lon Chaney Jr., der, mit Ausnahme der "Invisible Man"-Reihe, irgendwann in sämtlichen Horror-Franchises des Studios seine Aufwartung als Titelfigur gemacht hat, ist als Vampirgraf nicht unbedingt erste Wahl. Seine Paraderolle als Wolfsmensch Larry Talbot mag ihm ja niemand streitig machen, aber ein osteuropäischer Blutsauger-Aristokrat braucht kein trauriges Augenpaar, sondern einen dämonischen Blick und hohe Wangen. Bis auf diesen Faux-pas lässt sich "Son Of Dracula" aber wirklich prima genießen; besonders das ungewöhnliche Südstaaten-Setting, dessen stets nachgesagte Voodoo-Magie natürlich auch hier kurz angeschnitten wird, sorgt für eine wohlig-irreale Atmosphäre.

7/10

Dracula Sequel Robert Siodmak Curt Siodmak Suedstaaten Familie Universal-Monster


Foto

DRACULA'S DAUGHTER (Lambert Hillyer/USA 1936)


"Sandor, what do you see in my eyes?" - "Death."

Dracula's Daughter (Draculas Tochter) ~ USA 1936
Directed By: Lambert Hillyer


Nachdem Professor Van Helsing (Edawrd Van Sloan) den Grafen Dracula zur Strecke gebracht hat, muss er sich bei der Polizei für den betreffenden Mord verantworten - glaubt ihm hier doch niemand die vermeintliche Mär vom gepfählten Vampir. Dann jedoch verschwindet Draculas Leiche aus der Pathologie. Des Grafen Tochter, die Gräfin Marya Zaleska (Gloria Holden), wünscht eine standesgemäße Verbrennung. Doch hegt sie keinesegs Rachegedanken; im Gegenteil. Marya wünscht sich nichts sehnlicher, als vom Fluch des Vampirismus und der Sucht nach Blut erlöst zu werden. Zu diesem Zwecke versucht sie, den Psychologen Jeffrey Garth (Otto Kruger), einen Freund Van Helsings, zu instrumentalisieren. Doch Garth durchschaut die Gräfin.

Hillyers unmittelbar an das Ende von Brownings Ur-"Dracula" anknüpfendes Sequel evoziert eher finstere Romantik den handfesten Grusel und hätte mit seiner tragisch angehauchten Geschichte um den "Fluch des Blutes" (in gleich doppelter Hinsicht) auch vorzüglich in den späteren Lewton-Zyklus der RKO gepasst. Edward Van Sloan ist nochmal in seiner Paraderolle als Van Helsing zu sehen, hat jedoch eher wenig zu tun. Interessanter scheint da der B-Regisseur Irving Pichel als der Gräfin treuer und eifersüchtiger Adlatus Sandor, der sogar ein bisschen von Lugosis affektiertem Aristokratismus in die Fortsetzung hinüberrettet. Die von wechselseitigen Piesackereien geprägte Hauptpaarung Otto Kruger - Marguerite Churchill hat derweil viel von den screwball comedies dieser Tage, vermutlich kein Zufall. Beinahe unnötig zu erwähnen, dass der Film formal äußerst stimmig geraten ist.

7/10

Dracula Lambert Hillyer London Sequel Universal-Monster


Foto

MURDERS IN THE RUE MORGUE (Robert Florey/USA 1932)


"Are you insane, monsieur?"

Murders In The Rue Morgue (Mord in der Rue Morgue) ~ USA 1932
Directed By: Robert Florey


Im 19. Jahrhundert besucht der Pariser Student Pierre Dupin (Leon Ames) die Vorstellung des seltsamen Dr. Mirakle (Bela Lugosi) und seines Gorillas Erik, mit dem Mirakle sich angeblich verständigen kann. Ferner stellt selbiger Erik den schockierten Besuchern seines Etablissements als evolutionäres "missing link" vor. Als Mirakle auf Dupins Freundin Camille (Sidney Fox) aufmerksam wird, gerät sie in tödliche Gefahr. Der irre Doktor will nämlich Menschen- und Affenblut vermischen und sucht dafür passende Probandinnen. Mehrere hat er bereits auf dem Gewissen, Camille soll die Nächste sein...

Mit Poes gleichnamiger Kurzgeschichte hat Floreys "Murders In The Rue Morgue" bestenfalls Grundmotive gemein, und man muss seinen Fokus schon aufs Großzügige ausweiten, um jene überhaupt ausfindig zu machen. Im Prinzip kommen hier wie dort ein Menschenaffe und ein Ermittler namens Dupin vor, damit hat sich's auch. Beste Dreingabe der Kinoversion neben der hübschen Sidney Fox, die all die wasserstoffblondierten dreißiger "Sexbomben" von Jean Harlow bis Mae West locker aussticht, ist natürlich Lugosi als Dr. Mirakle. Jener stielt mit zusammengewachsenen Brauen völlig sinnlose medizinische Experimente ein, die das Hauptversuchsobjekt, Mirakles geilen Affen Erik, den größten Kehrricht scheren dürften. Überhaupt werden die gelehrigen Tierchen hier ungerechterweise als aggressive Genickbrecher in Misskredit gebracht. In den Nahaufnahmen, wenn nicht gerade ein Schauspieler im Primatenkostüm zu sehen ist, ist Erik übrigens eindeutig als Schimpanse identifizierbar. "Murders" verfügt nebenbei noch über waghalsige Kamera- und Schnittexperimente, deliziöse expressionistische matte paintings und einen sehr amüsanten Humor: Als die Flics bezüglich des Mörders, also Erik, ermitteln, streiten sich ein Deutscher (Herman Bing), ein Italiener (Agostino Borgato) und ein Däne (Torben Meyer), welche Sprache jener nun wirklich gesprochen habe. Urkomisch.

8/10

Madness Mad Scientist Edgar Allan Poe Paris period piece Karl Freund Serienmord Affen





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare