THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME (William Dieterle/USA 1939)
von Funxton ·
23. Mai 2011, 17:47
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"Sanctuary! Sanctuary!"
The Hunchback Of Notre Dame (Der Glöckner von Notre Dame) ~ USA 1939
Directed By: William Dieterle
Paris im späten 15. Jahrhundert: Der Buchdruck hat sich soeben den Weg in die Stadt gebahnt, da wähnt der intrigante Dompropst Frollo (Cedric Hardwicke) schon eine mögliche Teufelei in jener Entwicklung, die aufklärerische Philosophien zum völkischen Lauffeuer machen könnte. Zeitgleich kommt die schöne Zigeunerin Esmeralda (Maureen O'Hara) in die Stadt, die ausnahmslos jedem Manne den Kopf verdreht, allen voran Frollo selbst, der wiederum auch dies für eine rein diabolische Verführung hält. Als er einsehen muss, dass er Esmeralda niemals besitzen kann, intrigiert er gegen sie und will sie an den Galgen bringen, doch der von jedermann verspottete, körperlich entstellte Glöckner Quasimodo (Charles Laughton), zugleich Frollos Findelkind, rettet sowohl Esmeralda als auch die Kathedrale Notre Dame de Paris vor der Erstürmung durch revolutionäre Kräfte.
Wie all die großen, monströsen Wesen des Kinos in den Dreißigern blieb auch die innige Zuneigung des Glöckners Quasimodo für seine schöne Angebetete nur ein Traum. "Why was I not made of stone - like thee?", fragt er am Ende die Wasserspeier auf dem Dach seiner Heimstatt und subsummiert damit die ganze Tragik seiner Existenz. Dieterles Quasimodo steht dabei in Ehrfurcht gebietender Tradition: Dracula, Imhotep, der Zwerg Hans, Kong, Frankensteins Monster, der Chirurg Dr. Gogol, das Phantom der Oper und so fort - durchweg traurige, missverstandene, teils übernatürliche, teils erschreckend menschliche Wesen mit dem sie alle einenden, unerfüllten Wunsch nach Wärme, Zuneigung, Liebe oder auch bloß einer Partnerin für die Ewigkeit. Tatsächlich sind all diese vordergründigen Schreckgestalten ja zumeist bloß unförmige Ringer in romantischer Tragödie und damit die schattigen Nebenbuhler von Errol Flynn, Clark Gable und Konsorten. Charles Laughton war dann der letzte große Horrorheld des Jahrzehnts, in einer ungeheuer aufwendigen (die Inszenierung der Massenszenen und des Narrenfests sowie die Bauten von Polglase sind von höchster Kunstfertigkeit) und schönen RKO-Adaption des Hugo-Romans. Der Horror-Stempel wiederum kam freilich als Begleitsymptom, denn im Prinzip tut Quasimodo weiter nichts Unrespektables, als sich physiologisch der Norm zu entziehen. Das wahre Böse verbirgt sich hier einmal mehr unter gesellschaftlich anerkanntem Talar, nämlich dem des Klerus!
9/10
period piece Historie Paris William Dieterle Renaissance
The Hunchback Of Notre Dame (Der Glöckner von Notre Dame) ~ USA 1939
Directed By: William Dieterle
Paris im späten 15. Jahrhundert: Der Buchdruck hat sich soeben den Weg in die Stadt gebahnt, da wähnt der intrigante Dompropst Frollo (Cedric Hardwicke) schon eine mögliche Teufelei in jener Entwicklung, die aufklärerische Philosophien zum völkischen Lauffeuer machen könnte. Zeitgleich kommt die schöne Zigeunerin Esmeralda (Maureen O'Hara) in die Stadt, die ausnahmslos jedem Manne den Kopf verdreht, allen voran Frollo selbst, der wiederum auch dies für eine rein diabolische Verführung hält. Als er einsehen muss, dass er Esmeralda niemals besitzen kann, intrigiert er gegen sie und will sie an den Galgen bringen, doch der von jedermann verspottete, körperlich entstellte Glöckner Quasimodo (Charles Laughton), zugleich Frollos Findelkind, rettet sowohl Esmeralda als auch die Kathedrale Notre Dame de Paris vor der Erstürmung durch revolutionäre Kräfte.
Wie all die großen, monströsen Wesen des Kinos in den Dreißigern blieb auch die innige Zuneigung des Glöckners Quasimodo für seine schöne Angebetete nur ein Traum. "Why was I not made of stone - like thee?", fragt er am Ende die Wasserspeier auf dem Dach seiner Heimstatt und subsummiert damit die ganze Tragik seiner Existenz. Dieterles Quasimodo steht dabei in Ehrfurcht gebietender Tradition: Dracula, Imhotep, der Zwerg Hans, Kong, Frankensteins Monster, der Chirurg Dr. Gogol, das Phantom der Oper und so fort - durchweg traurige, missverstandene, teils übernatürliche, teils erschreckend menschliche Wesen mit dem sie alle einenden, unerfüllten Wunsch nach Wärme, Zuneigung, Liebe oder auch bloß einer Partnerin für die Ewigkeit. Tatsächlich sind all diese vordergründigen Schreckgestalten ja zumeist bloß unförmige Ringer in romantischer Tragödie und damit die schattigen Nebenbuhler von Errol Flynn, Clark Gable und Konsorten. Charles Laughton war dann der letzte große Horrorheld des Jahrzehnts, in einer ungeheuer aufwendigen (die Inszenierung der Massenszenen und des Narrenfests sowie die Bauten von Polglase sind von höchster Kunstfertigkeit) und schönen RKO-Adaption des Hugo-Romans. Der Horror-Stempel wiederum kam freilich als Begleitsymptom, denn im Prinzip tut Quasimodo weiter nichts Unrespektables, als sich physiologisch der Norm zu entziehen. Das wahre Böse verbirgt sich hier einmal mehr unter gesellschaftlich anerkanntem Talar, nämlich dem des Klerus!
9/10
period piece Historie Paris William Dieterle Renaissance