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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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EMANUELLE E GLI UMTIMI CANNIBALI (Joe D'Amato/I 1977)


Zitat entfällt.

Emanuelle E Gli Ultimi Cannibali (Nackt unter Kannibalen) ~ I 1977
Directed By: Joe D'Amato


Die New Yorker Fotojournalistin Emanuelle (Laura Gemser) stößt bei Recherchen in einer Irrenanstalt auf einen seltsamen Fall von Kannibalismus. Zusammen mit dem Anthropologen Mark Lester (Gabriele Tinti) reist sie an den Amazonas, um dem bizarren Ereignis nachzuspüren. Um die knackige, blonde Jungfer Isabelle (Mónica Zanchi) erweitert, stößt das Trio im Dschungel auf den vermeintlichen Jäger Donald McKenzie (Donald O'Brien) und dessen Frau Maggie (Susan Scott), die tatsächlich nichts Gutes im Sinn haben. Den bereits die Speere wetzenden Kannibalen ist das aber sowieso einerlei. Als sie Isabelle entführen und zu einem Opfer für ihre Flussgöttin machen wollen, hat die kluge Emanuelle eine rettende Idee...

Verhältnismäßig früh entstandener Beitrag zum Kannibalenfilm-Subgenre, der letzten Endes natürlich nur dazu dient, Signore Massaccesi eine weitere Alibivorlage zu liefern, die von jedwedem Brustvoyeur hochgeschätzte Aktrice Laura Gemser in den Clinch zu bringen. Bezüglich der "Erotik-Sequenzen" hält sich Massaccesi aka Joe D'Amato diesmal recht bedeckt, aber dafür gibt's ja die wie stets unangenehm drauflos schmatzenden Indios mit ihrem berühmten Hang zu rohem Gekröse. Insofern lässt sich mit Ausnahme der Titten-Gedärme-Kombi und Nico Fidencos wie immer ausnehmend feinen Klängen auch nur wenig über "Ultimi Cannibali" berichten. Eine explizitere Erörterung über die Rezeptions- und Funktionsweisen von Kannibalenfilmen mag später mal folgen.
Bekanntlich hat die ohnehin schon nicht sonderlich ergiebige Story um den in der Großstadt auftretenden Kanibalismus-Akt später sogar Schule gemacht und wurde, quasi "hausintern", nochmal in Girolamis "Zombi Holocaust" aufgefrischt. Netterweise erspart uns D'Amato zumindest gröberen Tiersnuff, wobei der Zigaretten qualmende Schimpanse, der, ohnehin der Atmosphäre stark abträglicherweise, mitten in eine Lesbenszene hineinmontiert wurde und wohl lustig sein soll, schon grenzwertig ist. Aber lassen wir das.

5/10

Joe D'Amato Kannibalismus Amazonas Dschungel Europloitation Splatter


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4D MAN (Irvin S. Yeaworth Jr./USA 1959)


"A man in the fourth dimension is indestructible!"

4D Man (Der 4D-Mann) ~ USA 1959
Directed By: Irvin S. Yeaworth Jr.


Die Brüder Scott (Robert Lansing) und Tony Nelson (James Congdon) sind beide als Wissenschaftler tätig. Während Scott als der besonnenere und ruhigere der beiden durchgeht, strebt Tony fortwährend nach dem bahnbrechenden Erfolg. Mit einem speziellen, von ihm konstruierten Hirnwellen-Verstärker gelingt es Tony, in die vierte Dimension vorzudringen und Atome sich vermischen zu lassen. Als dann Scott, der beruflich häufig radioaktiver Strahlung ausgesetzt ist und dessen Hirnwellenpotential sich astronomisch vergrößert hat, mit Tonys Gerät in Verbindung kommt, erhält er die Fähigkeit, feste Gegenstände wie Mauern einfach zu durchdringen. Der Einsatz dieser Kräfte fordert jedoch Tribut: Scott altert binnen Sekunden um viele Jahre und kann sich die verlorene Lebensenergie nur von anderen Menschen, die im Gegenzug sterben müssen, zurückholen. Scott verfällt dem Wahnsinn und wird zur öffentlichen Gefahr.

Yeaworth Jr., hauptberuflich Pastor und Kirchenfilmer, liebte es schön bunt. Nach "The Blob" inszenierte er für den Produzenten Jack H. Harris diese stark in der Tradition der Jack-Arnold-Filme befindliche Mär um einen verrückten Wissenschaftler, der diesmal tragischerweise nicht durch eigene Schuld den Verstand verliert, sondern wegen der verantwortungslosen Vorgehensweise seines Bruders. Nachdem Menschen und Doktoren unsichtbar geworden, ins Astronomische gewachsen und ins Verschwindende geschrumpft waren, Monster und Viren freigesetzt, die Sinne verschärft, die Zeit bezwungen und Raketen ins All geschossen hatten, war es nun an Dr. Nelson, die Dimensionen zu durchdringen und körperlos zu werden. Damit stellt er eine ebensolche gesellschaftliche Gefahr dar wie seinerzeit Wells' Unsichtbarer. Schließlich kann ein immaterieller Mensch weder aufgehalten noch verletzt werden. Entsprechend "lose" seine spontanen Einfälle - ausgestattet mit seiner neuen Fähigkeit tut Nelson gleich das Erste, was einem vermutlich in seiner Situation einfällt: Er klaut. Es folgen noch einige kapitalverbrecherische Aktionen, bis ihn zum Schluss die große Achillesferse aller klassischen Phantastikkreaturen zu Fall bringt: Der Wunsch nach Liebe und Zärtlichkit. Verpackt ist all das als ein höchst sehenswerter kleinen B-Schocker mit liebevoll gemachten Tricks und knalligen Farben; ein rechter Frühlingsfilm nach meinem Geschmack.

7/10

Serienmord Irvin S. Yeaworth Jr. Madness Monster Mad Scientist


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TERROR (Norman J. Warren/UK 1978)


"I curse you all!"

Terror (Killing House) ~ UK 1978
Directed By: Norman J. Warren


James (John Nolan) und Ann Garrick (Carolyn Courage), Cousin und Cousine, sind die letzten Nachfahren des Scharfrichters (William Russell) einer vor vielen Generationen verbrannten Hexe (L.E. Mack) und haben nun unter deren Fluch zu leiden. Auch ihr jeweiliges Umfeld kommt nicht ungeschoren davon.

Eine ziemliche Gurke, wenn auch eine lustige, ganz besonders im Parallelgenuss der trockenen deutschen Synchronisation, die offenbar im Zuge einer feucht-fröhlichen Kreuzberger Nacht entstanden ist. Thomas Danneberg etwa spricht einen Pornodarsteller (Peter Atard), der dann ständig Dinge sagt wie "Aber nicht an die Nudel fassen!" oder "Mann, jetzt habe ich seit zehn Jahren zum ersten Mal einen hoch und dann sowas..." Doch für sowas kann Warren ja nichts. Der war, so nehme ich an, primär damit beschäftigt, seine völlig hanebüchne, jede halbwegs logische Fügung umschiffende Geschichte irgendwie über die Runden zu bringen und sein Ensemble durchgeknallter Figuren zumindest ansatzweise zu choreographieren.
In Erwartung eines ernsthaften Genrebeitrags darf man "Terror" somit auf keinen Fall angehen, als kurzweiligen Schwachsinn dafür jedoch gern.

4/10

Norman J. Warren Haus Fluch Trash Splatter Hexen


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ASWANG (Rye Martin, Barry Poltermann/USA 1994)


"I have no clue of art."

Aswang ~ USA 1994
Directed By: Rye Martin, Barry Poltermann


Die junge Katrina (Tina Ona Paukstelis) ist ungewollt schwanger und gibt ihr Kind zu einer inoffiziellen, entgeltlichen Adoption frei. Das kommt dem reichen und alleinstehenden Erben Peter Null (Norman Moses) gerade recht, denn er braucht angeblich einen Nachkommen, bevor er das riesige Familiengut übernehmen darf. Um den "Deal" perfekt zu machen, muss sich Katrina als Peters Ehefrau ausgeben und soll das Kind außerdem auf dem Null'schen Grund und Boden zur Welt bringen. Nach ersten seltsamen Erlebnissen bleibt die Wahrheit nicht lange heimlich: Bei den Nulls - Peter, seiner Schwester Claire (Jamie Jacobs Anderson) und der Mutter Olive (Flora Coker) - handelt es sich um eine Familie von Aswangs, Vampiren aus der philippinischen Sagenwelt, die sich vornehmlich von dem Blut ungeborener Kinder ernähren...

Unspektakulärer und glanzloser kleiner Horrorfilm, der es nur selten schafft, eine bedrohliche oder gar unangenehme Atmosphäre zu schüren und seine recht krude Geschichte ansonsten ziemlich spannungslos über die Runden schleppt. Dabei hätte man aus der Story-Prämisse um die philippinischen Blutsauger sicher einiges mehr herausholen können. Das Gemälde in der Familiengalerie der Nulls, mittels dessen der Aswang in die Geschichte eingeführt wird, sieht zum Beispiel sehr vielversprechend aus und so lange die Finsterlinge im Kamera-Off zuschlagen dürfen, ist auch alles soweit okay. Ein paar schleimige F/X-Reliquien - die Aswangs pflegen ihre Beute spinnengleich und zur späteren Restverwertung in Kokons einzuwickeln - tun ihr Übriges. Als die Nulls dann aber, physisch unverändert mit Ausnahme einer meterlangen, phallusgleichen Röhrenzunge, als höchst human wirkende Vampire vorgestellt werden, zieht sich jeder ansätzliche Schrecken ganz weit zurück und es tut sich praktisch nichts mehr. Da war ich dann auch für die kurze Laufzeit des Films dankbar, denn so bleibt er mir immerhin als noch gerade eben anschaubar im Gedächtnis und nicht als enervierende Publikumsmarter.

4/10

Rye Martin Vampire Familie Baby Splatter Barry Poltermann Philippinen


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L'ANTICRISTO (Albert De Martino/I 1974)


"Leck mich am Arsch!"

L'Anticristo (Schwarze Messe der Dämonen) ~ I 1974
Directed By: Alberto De Martino


Ippolita (Carla Gravini), die Tochter des reichen römischen Geschätsmannes Massimo Oderisi (Mel Ferrer), kann seit einem schweren Autounfall in der Kindheit, bei dem ihre Mutter zu Tode kam, nurmehr an Krücken gehen. Nach allen möglichen erfolglosen Therapieversuchen, darunter sogar Wallfahrten und ähnliches, bemüht Oderisi den auf Hypnose spezialisierten Psychiater Dr. Sinibaldi (Umberto Orsini). Bei einer Sitzung führt er Ippolita zurück in eine frühere Inkarnation als Hexe. Daraufhin entpuppt sich die junge Dame als vom Gehörnten persönlich besessen und, damit nicht genug, von selbigem auch gleich noch geschwängert. Bald flucht Ippolita unter anderem auf deutsch und kotzt grünen Spinat. Es hilft nurmehr ein Exorzismus, durchgeführt von dem in solcherlei Angewlegenheiten bewanderten Pater Mittner (George Coulouris).

Bei einer vorzüglichen formalen und von Könnerschaft strotzenden Ausarbeitung teilt "L'Anticristo" das Schicksal vieler Plagiate: Sein Plot wirkt spektakulär geklaut von einem wesentlich strukturierteren, subtileren und eben auch wesentlich besseren Original. Da nutzen selbst ein zur Höchstform auflaufender Aristide Massaccesi als dp und ein Ennio Morricone mitsamt entfesselten Fideln nurmehr wenig; ebenso nicht die wunderbare Innenausstattung mit erlesenem Kunsthandwerk, eine kluge Farbgestaltung und atmosphärische Szenen, dazu ein formidables Altherren-Trio um die erwähnten Ferrer und Coulouris mitsamt Arthur Kennedy. "L'Anticristo" kann dem nur ein Jahr älteren "The Exorcist" trotz aller Bemühungen simpelment nicht das Wasser reichen, wie eigentlich nie wieder ein Film über Exorzismus das zu erreichen vermochte, was Friedkin eben einst erreichte. Eine sexuell frustrierte Krüppelin mit inzestuösen Tendenzen mag ja durchaus eine lohnenswerte Protagonistin abgeben, aber was ist sie schon gegen die omnipräsente Empfänglichkeit eines pubertierenden Teenagers?
Und das wäre nur ein Punkt. "L'Anticristo" ist zweifelsohne ein guter italienischer Horrorfilm, ein Direktvergleich mit dem Vorbild verbietet sich aber dennoch.

6/10

Exorzismus Kirche Rom Italien Alberto De Martino Plagiat Europloitation Joe DAmato


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DUE OCCHI DIABOLICI (George A. Romero, Dario Argento/I, USA 1990)


"Good kitty."

Due Occhi Diabolici (Two Evil Eyes) ~ I/USA 1990
Directed By: George A. Romero/Dario Argento


Zwei Gruselgeschichten basierend auf Poe:
In "The Facts In The Case Of M. Valdemar" wollen eine betrügerische Ehefrau (Adrienne Barbeau) und der in Hypnose-Techniken bewanderte Hausarzt (Ramy Zada) den todkranken Mr. Valdemar (Bingo O'Malley) um sein Vermögen bringen. Da Valdemar jedoch überraschend stirbt, während er hypnotisiert ist, fungiert er als Diesseits-Eskorte für eine ganze Horde Rachegeister.
In "The Black Cat" dreht der für die besonders schrecklichen Fälle zuständige Polizeifotograf Rod Usher (Harvey Keitel) eines Tages durch, quält die Katze seiner Freundin (Madeleine Potter), ermordet dann auch noch Madeleine selbst und mauert sie mitsamt der Katze ein. Das Tier lässt jedoch nicht zu, dass Usher ungeschoren davonkommt.

Die bereits von ihrer "Dawn Of The Dead"-Kollaboration miteinander bekannten Filmemacher Romero und Argento huldigten mit "Due Occhi Diabolici" dem literarischen Großmeister des Schreckens, indem sie zwei seiner Kurzgeschichten adaptierten, modifizierten und nebenbei diverse nominelle und visuelle Querverweise an das übrige Werk Poes unterbrachten. Romeros Kurzfilm zu "The Facts Of M. Valdemar" fällt dabei eher bieder und etwas zähflüssig aus, zumal der Nebenplot des betrügerischen Pärchens bereits hinreichend - auch von Romero selbst in "Creepshow" - durchexerziert worden ist. Die statische Inszenierung kommt über ein braves TV-Niveau nicht hinaus und muss alles in allem wohl als eher enttäuschend gewertet werden. Ganz anders verhält es sich jedoch mit Argentos "The Black Cat". Der Italiener geht gleich zu Beginn in medias res und verweilt dort auch, kreiert eine wohltuend unangenehme Atmosphäre rund um seinen formidablen Hauptdarsteller, erweist sich mit zahlreichen Reminisszenzen als beschlagener Kenner seines Zielobjekts und darf sich noch dazu infolge eines Direktvergleich aufs Revers schreiben, derjenige der beiden Filmemacher zu sein, der deutlich dichter und kongenialer an Poe heranreicht. Da Argentos Episode klugerweise als die zweite gewählt wurde, bleibt ergo auch ein positiverer Gesamteindruck von "Due Occhi Diabolici" haften als der Film es eigentlich verdient hat.

7/10

Pittsburgh George A. Romero Edgar Allan Poe Dario Argento Episodenfilm Splatter


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PIRANHA (Alexandre Aja/USA 2010)


"Fish with boobies."

Piranha ~ USA 2010
Directed By: Alexandre Aja


Im schönen Lake Victoria wird durch einen Erdrutsch eine prähistorische Piranha-Art befreit. Dumm für die dort auflaufenden Teenager, die hier ihren Spring Break feiern wollen und bei Bier und Spaß jede Warnung ignorieren.

"Heute schon remaket?" möchte man Monsieur Aja beinahe fragen angesichts seiner gegenwärtig ja keinesfalls ungewöhnlichen Tendenz, klassische Horrorstoffe neu aufzubereiten. Nun, solange die Qualität stimmt, habe ich ja nun gar nichts dagegen. "Piranha" kümmert sich einen lausigen Schmutz um jedwede Niveaufalle und liefert bösen, blutigen Spaß im Zuge eines lauten, inflationär spritzenden Splatter-Feuerwerks, wie es seit dem seligen "Braindead" nurmehr selten zu sehen war. Dabei werden die fiesesten Kollateralschäden keinesfalls durch die verfressenen Ur-Piranhas verursacht, sondern durch die Massenpanik der Flüchtenden. Jene denkwürdige Szene, in dem sich ein langer Haarschopf in einer Motorboot-Schraube verfängt, um dann... aber man sehe sich das besser selbst an. Dank der herrlichen Effektarbeit von Berger & Nicotero gibt es überhaupt einiges zu spitzen, die ausnehmend schicken Damen Kelly Brook und Riley Steele bekanntlich inbegriffen.
Des ohnehin wackligen Verdachts, einen wegweisenden Horrorfilm gesehen zu haben, kann ich "Piranha" zwar guten Gewissens entheben, ebenso wahr ist aber, dass iman mächtig viel Vergnügen haben kann mit ihm. Lecker fish with boobies halt.

7/10

Remake Alexandre Aja Arizona Fisch 3-D Monster Splatter Summer Splash Tierhorror


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ANGUSTIA (Joan Josep Bigas Luna/E 1987)


"It's all in your imagination. I really don't exist."

Angustia (Im Augenblick der Angst) ~ E 1987
Directed By: Joan Josep Bigas Luna


Patty (Talia Paul) und Linda (Clara Pastor) sehen sich den Film "The Mommy" in einem Kino an: Darin ist der ödipal gestörte, in einer Augenklinik tätige John Pressman (Michael Lerner) von den Sehorganen seiner Patienten besessen, zumal er selbst bald erblinden wird. Er beginnt zu morden und die Augen seiner Opfer zu extrahieren. Nach einer Hypnose durch seine Mutter (Zelda Rubinstein) begibt sich John in ein Kino, in dem Harry Hoyts "The Lost World" gezeigt wird. Dort läuft er Amok und tötet zahleiche Menschen. Für Patty und Linda wird der Filminhalt indes zur blutigen Realität: Ein weiterer Zuschauer (Àngel Jové) nimmt sich das Leinwandgeschehen zum Vorbild und fängt an, die Kinogäste zu erschießen.

Um sich Bigas Lunas buchstäblich doppelbödigen Horrorfilm über das Sehen und die ihm zugrunde liegenden, zerebralen Prozesse anzuschauen, bedarf es einiger Anstrengung. Gegen Ende zerfließen die Inhalte der beiden werksintern gleichberechtigt nebeneinander stehenden Filme durch die so geschickte wie verwirrende Monatage vollends und sind kaum mehr voneinander zu unterscheiden. Hinzu kommt die in John Pressmans Kopf permanent echoende Stimme seiner von Zelda Rubinstein gespielten Mutter, die, ebenso wie die zwischenzeitliche Hypnose, eine höchst enervierende Qualität aufweisen. Als eine Reise in psychotische Untiefen in der betonten Tradition von Powells "Peeping Tom" und Bogdanovichs "Targets" ist "Angustia" aber dennoch ein äußerst sehenswerter Genre-Beitrag, der aus mir unerfindlichen Gründen jedoch sein Herkunftsland ignoriert. Warum ein spanischer Film in Culver City spielen muss, leuchtet mir nicht ganz ein; es sei denn, Bigas Luna erachtet Kalifornien als den Dreh- und Angelpunkt der (Genre-)Filmkunst und siedelt dort daher seine Geschichte an.

8/10

Mutter Madness Massenmord Serienmord Film im Film Kino Bigas Luna Augen


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NIGHT SHADOWS (John 'Bud' Cardos/USA 1984)


"Let's have a drink."

Night Shadows (Mutant II) ~ USA 1984
Directed By: John 'Bud' Cardos


Um seinben kleinen Bruder Mike (Lee Montgomery), der soeben eine arge Beziehungsschlappe hat auf sich nehmen müssen, auf andere Gedanken zu bringen, nimmt Josh Cameron (Wings Hauser) ihn mit auf einen Trip ins Blaue. Die Einwohner des Kleinstädtchens Goodland sind auf großkotzige "Stadtmenschen" jedoch alles andere als gut zu sprechen. Nach ersten Konflikten tut sich jedoch noch ein weit größeres Problem für Josh auf: Zombifizierte Kreaturen, die aus ihren Händen eine ätzende gelbe Flüssigkeit absondern und sich von Blut ernähren, machen die Gegend unsicher. Mike verschwindet scheinbar spurlos. Der Grund für die bizarre Seuche ist bald gefunden: Eine nahegelegene Chemiefabrik entsorgt ihre Abfälle achtlos Richtung Grundwasser. Zusammen mit der charmanten Lehrerin Holly (Jody Medford) sieht sich Josh alsbald einer Legion von Untoten gegenüber...

Für den hierzulande blödsinnigerweise als "Mutant II" und ergo als Sequel zu der Corman-Produktion "Forbidden World" vermarkteten, mehrfach umbenannten "Night Shadows" hatte John 'Bud' Cardos das Regieruder von Mark Rosman zu übernehmen, der bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt aus der Produktion ausgeschieden war. Das Resultat ist ein durchaus atmosphärisches, hier und da sogar spannendes B-Picture, wenn man sich um logische Kausalität auch einen vorsätzlichen Dreck scherte. Peckinpah-Veteran Bo Hopkins, der den versoffenen Kleinstadt-Sheriff Stewart spielt, schafft es beispielsweise innerhalb von Sekunden, einen von hemmungslosem Lallen begleiteten Vollrausch ad acta zu legen - nicht allein eine unnachahmliche (Script-) Leistung, sondern bloß eine, singuläre, von diversen unerklärlichen kleinen und großen Fügungen, die die Geschichte bereithält, die das ansonsten ansprechende Gesamtbild jedoch nicht vollends torpedieren können. Richard Band setzt einen atmosphärischen Score hinzu und die ordentlich maskierten Zombies sehen wirklich flott aus. Wings Hauser kommt immer gut und der aus Spielbergs "Close Encounters Of The Third Kind" bekannte und zuletzt im Gefolge von Bud Spencer gesehene "außerirdische Kleine" H-725 aka Cary Guffey hat schließlich ein melancholisch-bedauernswertes Mutantenopfer zu mimen. Ferner dürften hierin die meines Wissens ersten Flitzzombies der Filmgeschichte auftreten; das einstmalige Bohei um "28 Days Later" erweist sich also im Nachhinein als vollkommen ungerechtfertigt.

6/10

Suedstaaten Virus Kleinstadt Independent John 'Bud' Cardos Mark Rosman


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THE LAST EXORCISM (Daniel Stamm/USA, F 2010)


"Is your dad a fraud?"

The Last Exorcism (Der letzte Exorzismus) ~ USA/F 2010
Directed By: Daniel Stamm


Reverend Cotton Marcus (Patrick Fabian) gibt im Zuge einer Dokumentation über seine Tätigkeit als Exorzist zu, dass seine bisherigen Aktionen reiner Mummenschanz waren und zwar dazu dienten, die Auftraggeber in Sicherheit zu wiegen, jedoch keinen Dämon oder ähnliches bezwungen hätten. Seine neueste Anfrage aus Baton Rouge, wo die Farmerstochter Nell (Ashley Bell) angeblich vom Teufel besessen ist, soll den Dokumentaristen als Beispiel für Marcus' etwas anrüchige Arbeit herhalten. Nach scheinbar getanem Exorzismus fangen die seltsamen Geschehnisse um Nell und ihre mitnichten vorgespielte Besessenheit allerdings erst an...

Typisches Beispiel für den aktuellen amerikanischen Horrorfilm, der versucht, abseits der Remake-Welle noch Innovatives zu produzieren, dabei jedoch zumeist kläglich scheitert. "The Last Exorcism" schwingt sich auf den stetig anwachsenden Tross der "embedded filmed movies", die mit der vorgeblichen Darstellung von pseudodokumentarischem Material den Rezipienten auf ihre Seite zu ziehen und das sich zwangsläufig einstellende Gefühl der Mittelbarkeit zu reduzieren sucht. Das funktioniert mal adäquat, wie in "[Rec]" oder "Paranormal Activity", und mal weniger gut wie in "Welcome To The Jungle" oder wie im vorliegenden Fall. Zunächst mal wirkt das Arrangement ziemlich weit hergeholt - die Montage mitsamt Schnitt, Beleuchtung und "Dramaturgie" wirkt selbst für eine Dokumentation etwas sehr fein abgestimmt. Ferner fragt man sich, wo die Hintergrundmusik herkommt. Vertraut der Film am Ende nicht auf seine "natürlichen" Mechanismen? Schließlich erweist sich der inhaltliche Mummenschanz um Sektierer und Dämonenbeschwörer als ein uralter Hut, der bei weitem nicht so ansprechend zieht wie zuletzt noch in "House Of The Devil", dann ist das Finale nach einem halbwegs ordentlich geschürten Spannungsaufbau leider ein kläglicher Witz. Schließlich bleibt noch die offenkundige Vorhersehbarkeit des Ganzen. Ich wusste zuvor nichts über "The Last Exorcism", ahnte aber mit zunehmender Gewissheit, in welche Richtung er sich entwickeln respektive wie er ausgehen würde. Für einen fest auf sein Überraschungsmoment spekulierenden Genrefilm, und noch mehr für sein Publikum, ist dies natürlich verhängnisvoll.

4/10

Daniel Stamm Exorzismus Sekte Louisiana Farm Daemon embedded filming





Filmtagebuch von...

Funxton

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