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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ALONE IN THE DARK (Jack Sholder/USA 1982)


"There are no crazy people, doctor. We're all just on vacation."

Alone In The Dark (Zwei Stunden vor Mitternacht) ~ USA 1982
Directed By: Jack Sholder


Für den jungen Psychiater Dr. Potter (Dwight Schultz) erweist sich die neue Anstellung in einem New Jerseyer Provinzsanatorium als echte Herausforderung. Nicht nur, dass die Therapiemethoden seines Kollegen Dr. Bain (Donald Pleasence) höchst unkonventionell anmuten, Bain scheint auch selbst nicht ganz richtig im Kopf zu sein. Wirklich prekär wird es, als ein langwieriger Stromausfall die ganze Gegend heimsucht. Vier in Bains Spezialstation 3 einsitzende, wahnsinnige Schwerverbrecher (Jack Palance, Martin Landau, Erland van Lidth, Phillip Clark) können die Sicherheitseinrichtungen überwinden und fliehen aus der Anstalt. Ihr Ziel: Das Haus Dr. Potters. Die vier sind nämlich der fixen Idee aufgesessen, Potter habe seinen Vorgänger Dr. Merton (Larry Pine) ermordet und müsse nun dafür bestraft werden...

Frühes New-Line-Glanzstück von Jack Sholder, der in der nicht zu unterschätzenden, glücklichen Position war, über eine wahre, zudem in Topform befindliche Prachtbesetzung verfügen zu können. Das Slasherthema des sich durch die Reihen seiner Mitmenschen mordenden Psychopathen war gerade hoch in Mode, als Sholder auf die eigentlich naheliegende Idee kam, nicht nur einen, sondern gleich vier archetypisch gestaltete und zu allem Überfluss noch fraternisierte boogey men auftreten zu lassen. Dieses Beispiel machte zwar nicht Schule, erwies sich aber trotzdem als kurzfristig wirkungsvoll. Dass zumindest drei der Irren recht populäre Gesichter ihr Eigen nennen, ist dann für den inneren Rhythmus des Films gewissermaßen wieder kontraproduktiv, letztlich aber kein echter Störfaktor. Diskutieren ließe sich vielleicht über die ziemlich billige, populistische Denunziation der forensischen Psychiatrie, da ich die Thematisierung von reaktionärem Gebahren im Horror- und Splatterfilm aber tatsächlich für eher amüsant denn zweckdienlich halte, lasse ich es an dieser Stelle einfach bleiben.
"Alone In The Dark" ist abseits davon grimmiges, witziges Horrorkino der Klasse A, wobei sich mir die Frage stellt, weshalb der Film eigentlich nur einen so niedrigen Bekanntheitsgrad genießt. Für ein solches Kabinettstückchen schwerstens unverdient.

7/10

Psychiatrie Jack Sholder Slasher Serienmord Belagerung


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THE LAST HOUSE ON THE LEFT (Wes Craven/USA 1972)


"Piss your pants!"

The Last House On The Left (Mondo Brutale) ~ USA 1972
Directed By: Wes Craven


Ein Trip nach New York anlässlich Maris Collingwoods (Sandra Cassell) 17. Geburtstags wird ihr und ihrer Freundin Phyllis (Lucy Grantham) zum Verhängnis. Auf der Suche nach ein bisschen Dope geraten sie in die Fänge des flüchtigen Gewaltverbrechers Krug Stillo (David Hess), seiner zwei Kumpanen (Fred Lincoln, Jeramie Rain) und seines labilen Sohnes (Marc Sheffler). Das sich als veritable Gruppe von Psychopathen entpuppende Gangsterquartett erniedrigt, vergewaltigt und ermordet die beiden Mädchen, zufällig ganz in der Nähe des abgelegenen Hauses von Maris Eltern (Richard Towers, Cynthia Carr). Wegen einer Autopanne begeben sich die Kriminellen nach ihrer Bluttat ausgerechnet zu den Collingwoods. Als diese durch einen dummen Zufall realisieren, wen sie da bei sich zu Gast haben und dass diese Menschen für Maris Tod verantwortlich sind, rächen sie sich auf grausame Weise.

Ein leuchtendes Beispiel dafür, welch reizvolle Blüten New Hollywood trieb und dass die ganze Bewegung nicht nur das Studiosystem verunsicherte und umkrempelte, sondern auch unabhängigen Debütfilmern den Weg ebnete und Nebenschauplätzen wie dem New Yorker Underground Tür und Tor zum internationalen Filmgeschehen öffnete. Für "The Last House On The Left" taten sich die aus dem Horrorfilmgeschäft der achtziger Jahre nicht mehr fortzudenkenden Namen Wes Craven (Autor & Regisseur), Sean S. Cunningham (Produzent) und Steve Miner (Produktionsassistent) zusammen, um, enttäuscht, müde und angepisst von der allgegenwärtigen gesellschaftlichen Verlogenheit und beeinflusst von Bergmans Drama "Jungfrukällan" ein neues, wütendes Subgenre zu kreieren: das des Terrorfilms. Erst vor einigen Jahren wiederentdeckt und zu neuer Aktualität geführt, ankerten die Grundgedanken und -schemata dieser Art Film, die im gegenwärtigen Jargon so gern als "toture porn" bezeichnet wird, erstmalig hier: Unschuldige Menschen, vorzüglich Mädchen aus zumeist bourgeoisem Hause, geraten in die Gefangenschaft brutaler Unholde, die sie emotional und sexuell bedrängen, quälen und häufig töten. Hernach ergibt sich allerdings stets auch eine karthatische Reaktion in Form der noch gnadenloseren Rache der Opfer oder ihrer Hinterbliebenen, die nicht zuletzt dazu fungierte, das Publikum zumindest halbwegs versöhnt entlassen zu können. "Last House" ist aber vor allem auch eine böse Komödie, eine tiefschwarze Satire über die Grenzen der Funktionalität der bürgerlichen Gesellschaft - das liberale Ärzteehepaar vergisst in der Konfrontation der furchtbaren Realität jedwede Zivilisiertheit und verfällt zurück in eine archaische Totschlagsmentalität, die zudem noch ziemlich genüsslich praktiziert wird. Derweil ist ein Großteil der Ereignisse ausschließlich der Inkompetenz zweier dämlicher Provinzpolizisten (Marshall Anker, Martin Kove) zu verdanken, die nicht nur Maris und Phyllis' Martyrium hätten verhindern können, sondern zugleich noch für Deeskalation im Hause Collingwood hätten sorgen können. Stattdessen fressen sie - eine stark symbolbeladene Sequenz - Maris von der Mutter selbst und mit Liebe gebackene Geburtstagstorte auf.
"The Last House On The Left" geriert sich bis in die Gegenwart als ein billiger, schmutziger, unangenehm zu betrachtender, vor allem aber starker, kluger und radikaler Film, wie er nur von jungen Wilden hergestellt werden kann, denen keine Autorität ins rohe Handwerk pfuscht und die noch ernsthaft etwas mitzuteilen haben.

9/10

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CAMPING DEL TERRORE (Ruggero Deodato/I, USA 1987)


"You know what I feel about democracy..."

Camping Del Terrore (Body Count - Mathematik des Schreckens) ~ I/USA 1987
Directed By: Ruggero Deodato


Für eine Gruppe vergnügungssüchtiger Teenies wird ein Kurzurlaub in den Rocky Mountains zu einer unerwartet blutrünstigen Angelegenheit: Das Camp, in dem sie sich einquartieren, wird nicht nur durch einen höchst spinnerten Eigentümer (David Hess) bewirtschaftet, sondern zudem noch von einem - scheinbaren - indianischen Dämon, einem uralten Medizinmann, heimgesucht. Dieser holt sich einen nach dem anderen von den Kids, die so dämlich sind, dass sie zunächst gar nicht bemerken, dass sich ihre Reihen immer weiter lichten...

Die Besetzungsliste lässt den Genre-Aficionado zunächst enthusiastisch frohlocken: David Hess, Mimsy Farmer, John Steiner, Ivan Rassimov und Charles Napier geben sich ein Stelldichein. Bereits das zweite Hinschauen allerdings sorgt für rasche Ernüchterung: Steiner und Rassimov sind nur in ganzen zwei Szenen zu sehen, in denen jeweils ausschließlich sie selbst auftreten und die ganz offensichtlich losgelöst vom Rest des Films entstanden sind. Sonderlich blutig fällt Deodatos Beitrag zum Camp-Slasher auch nicht aus; die Auflösung, respektive die schlussendliche Demaskierung des Täters ist bereits nach den ersten Minuten kein Geheimnis mehr. Fürderhin ist manches andere nicht minder unglücklich gewachsen: Die teils abenteuerlich inkompetent beleuchteten, ausschließlich bei Dämmerlicht oder Dunkelheit gefilmten Außenszenen sind natürlich nicht, wie man uns weiszumachen trachtet, bei Aspen, sondern in den Abruzzen entstanden - gerade so, als hätte man nurmehr nach Feierabend Zeit zum Drehen gehabt. Die schnittigen Wortgefechte, in der deutschen Fassung immerhin von einigen Vertretern der Berliner Fachgilde eingesprochen, sind zum Wegschmeißen: "Hey, Charlie. Wenn du nicht die Finger von meiner Frau lässt, leg' ich dich um." - "Wenn du das versuchst, breche ich dir alle Knochen. Schönen Tag noch." Und so geht das unentwegt. Zu lachen gibt es ergo ausreichend. Lohnt das Reinschauen.

5/10

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THE BLOB (Chuck Russell/USA 1988)


"What about the civilians?" - "They're expendable."

The Blob ~ USA 1988
Directed By: Chuck Russell


Ein scheinbar außerirdisches Artefakt in Form eines Meteoriten landet in einem kleinen Wäldchen in Louisiana. Ein Landstreicher (Billy Beck), der in Berührung mit dessen Innerem, einer pinkfarbenen, gallertartigen Masse, kommt, wird bald darauf buchstäblich verschlungen. In Kürze gerät die ganze benachbarte Kleinstadt in Aufruhr, da das Wesen alles an Organischem absorbiert, was ihm in die Quere kommt. Das sich in Windeseile einschaltende Militär erweist sich als alles andere als hilfreich. Nun schlägt die große Stunde des stadtbekannten Delinquenten Brian Flagg (Kevin Dillon).

Russells Remake des gleichnamigen Monsterklassikers von 58 zollt dem Original Respekt, findet dabei jedoch noch genug eigene Ansätze, um als modernisierte Variation bestehen zu können. Kleinere Änderungen, die auf zwischenzeitlich Entstandenes wie Romeros "The Crazies" Bezug nehmen und harsche Militärkritik üben (es wird sogar unterstellt, der Blob sei ein fehlgeschlagenes Regierungsexperiment), dürfen als durchaus sinnvoll erachtet werden. Wirklich begeisternd aber sind die gekonnten, wunderbar schleimigen F/X, die es ordentlich krachen lassen und immer dann besonders hoch punkten, wenn die Opfer des Blobs in dessen Innerem dabei gezeigt werden, wie sie gerade lebendig verdaut werden. Ekel deluxe.

7/10

Splatter Kleinstadt Chuck Russell Monster Remake Teenager


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ZOMBIELAND (Ruben Fleischer/USA 2009)


"Who's Bill Murray?"

Zombieland ~ USA 2009
Directed By: Ruben Fleischer


Die Vereingten Staaten werden von zombifizierten Seuchenopfern überrannt. Der nerdige Student Columbus (Jesse Eisenberg) begegnet auf seiner Odyssee durch die entvölkerte Ödnis dem coolen Zombiekiller Tallahassee (Woody Harrelson) und den zwei Schwestern Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin), mit denen er, einige Katz-und-Maus-Spielchen inbegriffen, zur Westküste reist.

Ich glaube, seit Jahren schon habe ich keinen Film mehr gleich auf Anhieb als so ärgerlich und grauenhaft beschissen empfunden wie "Zombieland". Nach einer von Metallicas "For Whom The Bell Tolls" unterlegten, durchaus erwartungsschürenden Titelsequenz mit schicken SloMos fand ich mich zunächst noch im naiven Glauben, gleich etwas Gutes vorgesetzt zu bekommen - der kurze, positive Eindruck jedoch wurde binnen Sekunden brutalst zerschlagen durch die Vorstellung des fürchterlich unsympathischen Hauptcharakters, eines dummen kleinen, in jeder einzelnen Hinsicht bemitleidensweten Pissers, der es in einer gerechteren Filmwelt als erster verdient hätte, zum Untoten zu werden. Doch auch seine drei später dazustoßenden Kompagnons (natürlich: ein obercooler, seelisch angebrochener Ballerfritze und zwei Girlies aus Reißbretthausen) machen die Sache nicht erträglicher. Im Gegenteil - man vergleiche dies armselige Figureninventar mit jedweder Charakterriege aus einem der Filme des Romero-Zyklus und seine dramaturgische Dünnhäutigkeit, die in punkto Komplexität in etwa auf Kindergarten-Augenhöhe zu finden ist, wird unmittelbar evident. Der Humor in "Zombieland" präsentiert sich als von allerhausbackenstem Biedermannestum und genau jener seltenen Gestalt, die mich im Laufe ihres peinigenden Fortschritts keineswegs, wie es wünschenswert wäre, feist feixen, geschweige denn müde grinsen, sondern im Gegenteil zunehmend aggressiv werden lässt. Die Überlebenden sind nach ihren Ursprungsorten benannt, weil Namen nichts mehr zählen? Ho. In Supermärkten laufen ausschließlich fette Zombies herum, die an ihren alten Gewohnheiten festhalten? Ha. Die beiden Mädchen sind so frech, die Geilheit und Geldgier dummer Tankwarte auszunutzen? He. Und dann diese diversen "Ideen", das vom Film hintenrum als antiquiert denunzierte Zombie-Motiv mittels geekiger Modeeinfälle zu 'revolutionieren' und das Ganze zu allem Überfluss auf eine absolut peinliche Moritat Marke "Wenn du nicht richtig lebst, bist du auch nicht besser als ein Zombie" zuzuspitzen, krönen schließlich im negativen Sinne das miese Debakel.
Ich musste während der in desolater Einsamkeit durchgeführten Betrachtung gleich zwei längere Pausen einlegen und Freunden, die mir bedauerlicherweise jedoch auch nicht weiterhelfen konnten, telefonisch mein Leid klagen. Dennoch habe ich diesen Rotz bis zum wenigstens relativ schnell einsetzenden Abspann durchgehalten und verehre mir dafür hiermit im Nachhinein selbst die Tapferkeitsmedaille. Um Woody Harrelson, Bill Murray und die größenteils guten (wenn auch musterhaft klischiert) verwendeten Songs tut es mir leid. Dass "Zombieland" eine dermaßene, sich offenbar noch steigernde Popularität genießt, während zeitgleich allerorten über den jüngsten, hunderttausendmal besseren Romero-Film hergezogen wird, ist mir absolut schleierhaft. Möge es hoffentlich kein Indiz dafür sein, dass laffer, nährwertbefreiter Sekundenspaß ernstzunehmendem, ambitioniertem Geschichtenrerzählen nunmehr großflächig vorgezogen wird.

2/10

Splatter Coming of Age Ruben Fleischer Teenager Zombies Apokalypse


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BLOOD ON SATAN'S CLAW (Piers Haggard/UK 1971)


"Strange folk have been seen to pass this way from time to time..."

Blood On Satan's Claw (In den Krallen des Hexenjägers) ~ UK 1971
Directed By: Piers Haggard


Zu Zeiten Oliver Cromwells entdeckt ein junger Knecht (Barry Andrews) beim Pflügen eines Feldes eine unmenschlich anmutendes Gerippe, von dem er annimmt, es könnten die Gebeine Satans sein. Ein bei seiner Lehensherrin (Avice Landone) gastierender Richter (Patrick Wymark) weigert sich zunächst, diesen wie er meint dummdreisten Provinzmärchen Glauben zu schenken, zumal das Teufelsskelett sich scheint's in Luft aufgelöst hat, bald jedoch mehren sich die unerklärlichen Ereignisse. In deren Mittelpunkt scheint die junge Angel Blake (Linda Hayden) zu stehen.

Nachdem Reeves' "Witchfinder General" und besonders Armstrongs "Hexen bis aufs Blut gequält" dem nach mehr lechzenden Kinopublikum die Schrecken des willkürlichen Waltens der Inquisition aufs Nachdrücklichste nahegebracht hatten, nahm sich die bereits für Prices drei Jahre ältere Hopkins-Saga verantwortliche Tigon-British erneut jenes historisch erquicklichen Themas an - diesmal allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Hier muss der Richter als durchaus legitim gezeichneter, irdischer Stellvertreter göttlicher Gerechtigkeit erst überzeugt werden, dass das Böse in Form satanischer Ausprägungen auf Erden tatsächlich existiert, bevor er das Henkersschwert auspackt und es mit gottgleichem Gestus (und in Zeitlupe) durch die Reihen der Teufelsjünger fahren lässt. "Blood On Satan's Claw" wirkt nicht nur dieser Tatsache wegen auf merkwürdige Weise inkohärent, was aber - noch merkwürdiger - überhaupt nicht stört. Im Gegenteil hinterlässt Haggards Film trotz seiner inhaltlichen Mängel und nicht weniger ungeklärter Anschlussfragen einen durchaus runden Eindruck. Alles scheint bei offensichtlichem Logikverzicht gut zu passen und die Gewissheit, dass es, gerade wenn es um Übersinnliches geht, manchmal besser ist, eben nicht jedes Detail nahtlos zu erläutern, bleibt am Ende bestehen.

7/10

Satan Tigon British Historie Piers Haggard Satanismus


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THE WOLF MAN (George Waggner/USA 1941)


"The way you walked was thorny, through no fault of your own, but as the rain enters the soil, the river enters the sea, so tears run to a predestined end."

The Wolf Man (Der Wolfsmensch) ~ USA 1941
Directed By: George Waggner


Nachdem sein älterer Bruder bei einem Unfall gestorben ist, kehrt Larry Talbot (Lon Chaney Jr.) nach langen, absenten Jahren nach Talbot Castle, das Schloss seiner Ahnen, zurück, um sein familiäres Erbe anzutreten. Nur kurz nach seiner Ankunft wird Larry von einem Werwolf (Bela Lugosi) gebissen und trägt fortan selbst den Fluch des Dämonen mit sich herum - doch niemand will ihm glauben, am wenigsten sein zwanghaft rationaler Vater (Claude Rains)...

"The Wolf Man" ist der vorläufig letzte der ikonischen Monsterfilme des Universal-Zyklus und zugleich einer seiner schönsten. Er vereint nochmals all die Qualitäten seiner berühmten Vorläufer in sich: Ein gesundes Maß Ernsthaftigkeit, ein überaus dramatisch angelegtes, zuweilen gar die Sphären der Lyrik tangierendes Script von Curt Siodmak, herrliche Kulissen nebst expressionistischer Kamera und eine Riege hervorragender Darsteller, die ihren Job hinreichend ernstnahmen. Angesiedelt ist die Geschichte zeitlich und lokal entrückt - zwar soll sich die Geschichte in England zutragen, das Dorf um Talbot Castle mit seinen Fachwerkbauten schaut jedoch mehr nach Niederbayern aus; die Talbot scheinen eine Art Feudalherren-Funktion zu repräsentieren; Kleidung und Gebahren der Menschen lassen jedoch auf eine Verankerung in der Gegenwart schließen. Es hat sich also wenig geändert in der übernatürlichen Welt der frühen Filmmonster und das ist gut so. Für Lon Chaney Jr. bedeutete die Rolle des Wolfsmenschen (sein Filmname Larry Talbot war im Prinzip bloße Makulatur, das suggeriert bereits die Titelsequenz unmissverständlich) Segen und Fluch zugleich - ähnlich wie Bela Lugosi auf "Dracula" wurde Chaney Jr. fortan fest und einzig auf den von ihm alles in allem fünfmal gespielten Werwolf festgelegt, obschon er auch fast jedes andere der populären Monster mindestens einmal gab.
Etwaige Kritikpunkte - etwa den, dass Talbot sich, nachdem er sich in den Wolf verwandelt hat, offensichtlich noch einen molligen Pullover überzieht, um nächtens im Moor nicht so zu frieren oder dass sein Haupthaar als Wolf kürzer ist als sein menschliches dürfen gefunden, still bemäkelt und dann für sich behalten werden. "The Wolf Man" markiert nämlich einen Film, auf den man wegen der Gefahr philisterhafter Majestätsbeleidigung besser nichts kommen lässt!

9/10

Monster Werwolf George Waggner Curt Siodmak Universal-Monster


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FRANKENSTEIN'S DAUGHTER (Richard E. Cunha/USA 1958)


"You've always treated me as a monster, Trudy. Now you're going to be one!"

Frankenstein's Daughter (Frankensteins Tochter. Die Unheimliche) ~ USA 1958
Directed By: Richard E. Cunha


Frankensteins Enkel Oliver (Donald Murphy) hat sich mitsamt seinem Faktotum Elsu (Wolfe Barzell) bei dem Wissenschaftler Carter Morton (Felix Locher) eingeschlichen, um in dessen Keller ungestört seinen gottlosen Experimenten mit Leichenteilen nachgehen zu können. Außerdem hat Dr. Frank, wie Frankenstein sich nunmehr nennt, um unerkannt zu bleiben, ein Serum erfunden, mit dem er die Physiognomie seiner Aspiranten ändern kann. Jenes probiert er gleich an Mortons Tochter Trudy (Sandra Knight) aus, die daraufhin für begrenzte Zeit mit äffischer Visage durch die Nacht hetzt. Bald ist auch Franks künstliches Wesen (Harry Wilson) fertig und erfüllt dem Doktor jeden seiner zunehmend diabolischeren Wünsche...

Grandioser camp aus den goldenen Fünfzigern, der sein Thema in ganz wunderbarer Weise ausschlachtet und eine lumpige Billigproduktion liefert, die vor allem durch ihre vollkommen unbedarft agierenden Darsteller zu begeistern weiß. Donald Murphy ist ein durchaus würdiges Pendant zu seinem britischen Kollegen Michael Gough - wie dieser stolziert er als dandyhafter mad scientist durch sein Laboratorium, der sich nie ganz entscheiden kann, was ihm am wichtigsten ist: Die Umsetzung seiner irrsinnigen Pläne, die Umsetzung einer schnellen Nummer mit irgendwelchen (für ihn natürlich viel zu) jungen Dingern oder der Sitz seiner pomadigen Frisur mitsamt passendem Anzug. Einen derart widerwärtigen Frankenstein lobe ich mir! Was die sonstigen Aspekte des Films anbelangt: Das Ding ist natürlich schreiender Humbug von vorn bis hinten, ein so charmanter allerdings, dass man sich seiner zwingenden, bloßen Naivität nicht entziehen kann. Und warum überhaupt einen entprechenden Versuch wagen - gibt es dazu doch glücklicherweise keinerlei Anlass.

6/10

Monster Homunculus Mad Scientist Frankenstein Richard E. Cunha


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BEHEMOTH THE SEA MONSTER (Eugène Lourié, Douglas Hickox/USA, UK 1959)


"He can stay underneath the surface for an age, and now he comes to the top!"

Behemoth The Sea Monster (Das Ungeheuer von Loch Ness) ~ USA/UK 1959
Directed By: Eugène Lourié/Douglas Hickox


Ein durch Atombombentests hochgeschreckter und mutierter Meeressaurier bedroht nach ersten Sichtungen im Atlantik die Stadt London. Die emsigen Wissenschaftler Karnes (Gene Evans) und Bickford (André Morell) versuchen der Kreatur Einhalt zu gebieten, ohne nachhaltige Folgen für die Bevölkerung zu verursachen.

Ein mit eher hausbackenen Effekten angereicherter Monsterfilm, der sich wie viele andere seiner Zunft aus diesen Tagen vor allem die diffusen Ängste vor der Bombe zunutze macht, um seinem Titelobjekt eine abgesehen von seiner ohnehin ungeheuerlichen Physis irrationale Bedrohlichkeit zu verabreichen. Ein riesiger Dinosaurier ist ja schon schlimm genug - ein riesiger Dinosaurier aber, der seine Opfer durch den Ausstoß atomarer Mikrowellen ins Jenseits schickt... was muss das erst für eine Bestie sein! Tatsächlich ist der seinen Namen aus der abendländischen Mythologie beziehende 'Behemoth', eine Mischung aus Plesio- und Brontosaurus, ein recht possierlich anzuschauendes Tierchen, das eher durch seine ungestüme Statur als durch sein putziges Gesicht Urängste auslösen dürfte. Während die Stop-Motion-Sequenzen noch halbwegs ordentlich aussehen, gestalten die Miniatureffekte sich eher peinlich. Seinen eigentümlichen Reiz bezieht "Behemoth", bekanntermaßen das kleine Geheimnis der meisten B-Movies, eher aus dem, was er ist denn aus dem, was er zu sein vorgibt. Die "Loch-Ness"-Anspielung im deutschen Titel ist natürlich blanker Unfug.

5/10

Cornwall Douglas Hickox Dinosaurier Atombombe Eugène Lourié London Monster


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NOROI (Kôji Shiraishi/J 2005)


Zitat entfällt.

Noroi ~ J 2005
Directed By: Kôji Shiraishi


Unmittelbar nachdem der Dokumentarfilmer Masafumi Kobayashi (Jin Muraki) eine Arbeit über den unheilvollen Einfluss eines Dämons namens Kagu-Taba fertiggestellt hat, verschwindet er spurlos. Seine Rechercheergebnisse liegen hier in fertiger Form und ergänzt um ein paar erschreckende, zusätzliche Aufnahmen vor.

Das in den letzten Jahren speziell in Bezug auf Genrefilme so populäre 'embedded filmmaking' hat also auch Japan erreicht: Angeblich im Nachhinein aufgefundenes Filmmaterial, das die zunehmend schrecklicher werdenden Erlebnisse mindestens zweier Beteiligter (nämlich des Kamerabedieners und seines Partners oder Regisseurs; häufig ist auch eine größere Gruppe zugegen) hautnah darlegt. Die dieser Idee zugrunde liegende Affizierungsstrategie ist natürlich eine so simple wie genialische, die, so sie eindringlich genug umgesetzt wird, auch jeweils den gewünschten Effekt hinterlassen dürfte - zumal es genug Tröpfe gibt, die erstmal alles glauben, was sie sehen, wenn es nur echt genug aussieht.
Hier geht es um einen allzu neugierigen Dokumentaristen, der am Ende leider auch naiv genug ist, sich die Plage ins eigene Haus zu holen. Seine Ermittlungen sind durchaus spannend zu betrachten, wenn auch manche "Störfaktoren" besser hätten außen vor bleiben können. Zum Beispiel weiß ich nicht, warum das meinethalben ja leicht angeknackste Medium (Satoru Jitsunashi) ständig greinen und mit dieser beknackten Aluminiumhaube umherrennen muss - kontraproduktiv. Ansonsten darf ich vermelden, dass mir der Film, aller Japanophobie zum Trotze, nicht nur gut gefallen, sondern stellenweise sogar die erwünschten Schauer eingejagt hat. Gänsehaut, was willst du mehr?

8/10

Geister embedded filming Pseudo-Dokumentation Japan Koji Shiraishi Dämon found footage





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

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