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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BLOOD DINER (Jackie Kong/USA 1987)


"Come to our big party!"

Blood Diner ~ USA 1987
Directed By: Jackie Kong


Die beiden grenzdebilen Brüder und Köche Michael (Rick Burks) und George (Carl Crew), die in ihrem Imbiss vorzugsweise frittierte Menschenteile anbieten, wollen mithilfe ihres nurmehr als Gehirn mit Augen vorhandenen Onkels (Drew Godderis) eine uralte Totengöttin namens Shitaar wieder ins Leben zurückrufen. Zu diesem Zwecke bedarf es eines flugs zusammengenähten Körpers und einer zünftigen kannibalistischen Blutorgie. Doch die Cops sind den beiden Spinnern bereits auf den Fersen.

"Blood Diner" bewegt sich neben der überdeutlichen Reminiszenz an H.G. Lewis' "Blood Feast" in seiner inhaltlichen und formalen Ausrichtung in etwa parallel zu den Troma-Werken und ähnlichem Underground-Zeug dieser Zeit Marke "Street Trash". Zu den Höhepunkten jener lustvoll-geschmacklosen Kinowelle lässt sich Jackie Kongs kleines Ekelpaket allerdings nicht zählen. Die Gags sind einfach schon zu doof und dermaßen gaga, dass sie sich bestenfalls des Laufens nicht mächtigen Säuglingen erschließen dürften. Die formalen Schwächen - ob aus echtherzigen Anarchie-Zugeständnissen oder reiner Schlampigkeit installiert - sind haarsträubend und bei klarem Verstand kaum zu ertragen. Normalerweise gehöre ich ja ganz und gar nicht zur Etepetete-Fraktion, die an dieser Einstellung herummäkelt und über jenen Anschlussfehler raunzt, aber irgendwo muss es auch mal gut sein. Na ja, manche Einfälle, vornehmlich die sich in irgendwelchen bescheuerten Bandauftritten manifestierenden musikalischer Natur, zünden auch. Ein Streifen klassischen BABA-Zuschnitts (BABA = Bitte Ausschließlich Bedröhnt Anschauen).

4/10

Groteske Splatter Jackie Kong Independent Trash Underground


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THE BEING (Jackie Kong/USA 1983)


"Welcome to Pottsville, potato capital of the Universe!"

The Being ~ USA 1983
Directed by: Jackie Kong


In Pottsville, Idaho, verschwinden diverse Menschen spurlos. Nur ein paar bunte Pfützen zeugen davon, dass etwas nicht ganz Alltägliches das Städtchen heimsucht. Schon bald findet sich der Urheber der mysteriösen Vorkommnisse: Ein aus radioaktiven Abfällen und menschlicher DNS entstandenes Monster, hochintelligent, brutal und verfressen, aber auch stark lichtempfindlich.

Eine Rarität, wenn Damen wie Jackie Kong im Genrefilm tätig werden; heute, da die gute Kathryn Bigelow endlich ihren verdienten Regie-Award erhalten hat, aber hoffentlich ein Ansporn. Und eine willkommene Gelegenheit für den ollen Monsterheuler "The Being", eine ziemlich irrsinnige Quatschmär mit einer Menge freiwilligem und auch etwas unfreiwilligem Humor. Viel passiert nicht außer dem üblichen Schmu in dieser Art Trashbeschau. Ein paar nette Ekeleffekte hier, ein paar sozialkritische Seitenhiebe dort. Nichts Aufregendes. Deutlich spendabler erscheint da schon das Trio abgehalfterter Ex-Hollywood-Größen: Martin Landau, José Ferrer und Dorothy Malone werden alle an oberster Stelle genannt, obgleich ein bärtiger Mime namens Rexx Coltrane die Hauptgeige spielt. Aber so war das damals, man war alt, brauchte das Geld und wusste eben nicht, dass man sich besser gar keinen Gefallen tut als einen solchen. Immerhin stieg Landau bald darauf mit brillanten Rollen wie der Bela Lugosis wie Phönix aus der Asche.

5/10

Jackie Kong Independent Trash Monster Splatter


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NEAR DARK (Kathryn Bigelow/USA 1987)


"It's impolite to stare."

Near Dark ~ USA 1987
Directed by: Kathryn Bigelow


Caleb Colton (Adrian Pasdar), ein gelangweilter Ranchersohn aus Oklahoma, lernt eines Nachts die hübsche Vampirin Mae (Jenny Wright) kennen und lieben. Ein etwas verwinkelt angesetzter Kuss macht auch Caleb zu einem der Nachtwesen und bald sieht er sich mit Maes Clique, einer Art dysfunktionaler Blutsaugerfamilie um den steinalten Jesse Hooker (Lance Henriksen), durch den amerikanischen Südwesten ziehen. Caleb weigert sich jedoch im Geghensatz zu seinen neuen Gefährten beharrlich, Menschen zu töten und ist Jesse und den anderen bald ein Dorn im Auge.

Nicht zuletzt aufgrund Eric Reds Gespür für die Poesie des Dust Bowl, die man bereits in ausgereiftester Form in "The Hitcher" bewundern konnte, wurde "Near Dark" zu einem ganz besonderen Markstein des Vampirfilms. Bis 1987 assoziierte man die Blutsauger auf der Leinwand wohl kaum mit delinquenten Ledergestalten, die sich wie Outlaws aus dem vorvergangenen Jahrhundert durch die Gegend marodieren, danach standen die Türen offenfür ganz neue Experimente. Kathryn Bigelow in ihrem bis heute schönsten Film ließ die all die Jahrzehnte lang wohlgelittenen, spitzen Eckzähne sowie diverse weitere Typenklischees draußen vor der Tür und stattdessen andere, zeitgemäßere Aspekte walten: Ein Kind (Joshua Miller) in Vampirgestalt etwa, das aufgrund seiner untoten Natur körperlich und emotional nicht altern kann, eine Parallelisierung der Vampirwerdung mit dem Übergang in die Adoleszenz, die Notwendigkeit von Anpassung und Verweigerung, den Wert der sozialen Institution Familie und diverse weitere, teils sehr lyrische Denkansätze. Verpackt in eine dunkle, obskurerweise zugleich kalte und warme Bildsprache und begleitet von der flächigen Musik von Tangerine Dream ergibt das eine Pflichtübung für Liebhaber des Subgenres. Ganz nebenbei hat's dann noch ein kleines Marine-Jahrestreffen in direkter "Aliens"-Nachfolge: Vasquez (Jenette Goldstein), Hudson (Bill Paxton) und natürlich Bishop (Henriksen) finden sich ein zu trauter Wiedervereinigung.

9/10

Independent Eric Red Coming of Age Kathryn Bigelow Vampire Neowestern


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URBAN LEGEND (Jamie Blanks/USA 1998)


"Weren't you ever eighteen?" - "Not that kind of eighteen."

Urban Legend (Düstere Legenden) ~ USA 1998
Directed By: Jamie Blanks


Prfessor Wexler (Robert Englund) forscht am Pendleton-College in Neuengland zum Thema "Urbane Mythen" und hält entsprechende Vorlesungen. Einer seiner Studenten - oder eine andere Person aus dem Universitätsumfeld - scheint den Lehrgegenstand etwas zu enthusiastisch aufzufassen und beginnt, nach den Schemata der neumodischen Horrormärchen diverse KommilitonInnen umzubringen. Hat die aktuelle Mordserie gar etwas mit dem 25 Jahre zurückliegenden "Stanley-Hall-Massaker" zu tun, von dem Natalie (Alicia Witt) und Paul (Jared Leto) erfahren und bei dem schon damals auf dem Campus eine ganze Latte Jungakademiker das Zeitliche segnen mussten?

Slasher im Gefolge der damals anberaumten "Scream"-Welle, der unter all seinen Mitläufern keinen herausragenden Eindruck hinterlassen kann. Was fast allen Ausdünstungen dieser Neo-Teenhorror-Schwemme gemein ist, ist das zumeist nett erdachte Sujet, das dann in das immer wieder abgespulte Einerlei des ohnehin längst altmodischen Subgenres doch nicht für tiefere Nachhaltigkeit sorgen konnte. Der Maskierte mit dem großen Messer - er ist all jenen Filmen gemein. Die "Urban Legend" - Variation mit ihrem überaus dämlichen deutschen Titel (dem beim Synchronisationsscript auch noch konsequent entsprochen wird) nahm sich nun also der besonders gern an lauschigen Lagerfeuerabenden ausgegrabenen Gruselgeschichten von Großstadtkindern an, um dem Film-Killer seine Innovation möglich zu machen. Dass dessen Motiv letzten Endes in keinem Verhältnis zu seinen Aktionen steht, ist nur eine von diversen Ungereimtheiten, die die Geschichte bereithält.
Andererseits wäre es arrogant und albern, sich einen solchen Film anzuschauen, um sich anschließend über seine Mängel auszulassen. Slash as slash can und gut.

5/10

College Jamie Blanks Slasher Madness


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RESURRECTION (Russell Mulcahy/USA 1999)


"There are fifty ways to fuck up a crime and if you can think of twenty of them, you're a genius."

Resurrection ~ USA 1999
Directed By: Russell Mulcahy


Polizei-Detective Prudhomme (Christopher Lambert) wird mit einem sich als religiöser Fanatiker entpuppenden Serienmörder konfrontiert. Offenbar plant der Täter, pünktlich zu Ostern eine Christus-Gestalt aus verschiedenen Körperteilen zusammenzusetzen, die jeweils von modernen Pendants der Apostel entnommen wurden. Als der Killer gewahr wird, wer ihm auf den Fersen ist, beginnt er, Prudhomme privat zu attackieren.

Ein aus zahlreichen, wohlbekannten Versatzsstücken bestehendes Serienkiller-Derivat mit überdeutlichen "Seven"-Anleihen, das eher durch Mulcahys Ästhetik an Interesse gewinnt denn durch seine x-mal durchgekaute Story. Der Held ist ein so intelligenter wie bereits durch biographische Facetten (er gibt sich die Schuld für den Unfalltod seines kleinen Sohnes) angreifbarer Polizist, der die Welt nunmehr als einen einzigen Sündenfall begreift, sein Partner wird von Leland Orser gespielt, nebenbei ein weiteres Verbindungsglied zu "Seven" (Orser spielte seinerzeit den Freier mit dem Dolchdildo), der in vielen Filmen der Neunziger - und so auch hier - als jammervolle Opferfigur auffindbar war. Mulcahys d.p. spielt gerne am Sucher und am Zoomdreher herum, was manchmal ziemlich manieristisch wirkt; der fortwährende Chicagoer Regen kam dem Team ganz bestimmt wie gerufen. Abseits des Gemeckeres bleibt ein wegen seiner ansprechend inszenierten Formalia dennoch überdurchschnittlicher Thriller, der mir schon aufgrund seines Hanges zum derben Naturalismus schon immer deutlich besser gefallen hat als der übliche zeitgenössische Krempel wie "Copycat", "The Bone Collector" oder die beiden Cross-Filme mit Morgan Freeman. Außerdem gibt David Cronenberg sich die Ehre in einer Nebenrolle als katholischer Priester.

6/10

Russell Mulcahy Fanatismus Serienmord Madness Chicago Profiling


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THE FUNHOUSE (Tobe Hooper/USA 1981)


"Oh, my, my! That is a gruesome sight!"

The Funhouse (Das Kabinett des Schreckens) ~ USA 1981
Directed By: Tobe Hooper


Hätte sie nur lieber auf ihren wohlmeinenden Dad (Jack McDermott) gehört - doch stattdessen tut teenage girl Amy (Elizabeth Berridge) genau das Gegenteil und besucht mit ihrem neuesten Date Buzz (Cooper Huckabee), ihrer besten Freundin Liz (Largo Woodruff) und deren Grabscher Richie (Miles Chapin) den momentan gastierenden Rummelplatz. Ein paar der Schausteller sollen nicht ganz astrein sein, dennoch hat Richie die gloriose Idee, sich in der Geisterbahn zu verstecken und dort die Nacht zu verbringen. Als sich herausstellt, dass der Angestellte (D. Lee Carson) mit der Frankensteinmaske unter selbiger noch viel fürchterlicher aussieht und dass sein Verlangen nach femininer Zuwendung sich flugs zu tödlicher Gewalt entwickeln kann, ist es um die vier jungen Leute bös bestellt.

Ein kleines Terror-Meisterwerk von Tobe Hooper, das die bei genauerer Betrachtung ohnehin etwas zwielichtige Kirmesatmosphäre blendend nutzt, um die im Allgemeinen stets so lichterfüllt und fröhlich wirkende Familieninstitution zu einem wahren Hort des Schreckens umzumodeln. Zwar wurde Hooper schon damals vorgeworfen, nach "TCM" und "Eaten Alive" erneut ein Horrorszenario auf Kosten gesellschaftlicher Randgruppen zu entwerfen; diese Kritik erweist sich bei genauerem Hinschauen jedoch als haltloser Humbug ersten Grades. Allzu irreal wirkt das ganze Geschehen und ganz bewusst jeder Ratio enthoben die Ereignisse um das mutierte Monster im Schreckenskabinett, anscheinend ein Mensch-Kuh-Hybrid. Hooper konnte sich allerdings auch auf einen brillanten support stützen; die Scope-Photographie von Andrew Laszlo mit geradezu epischen crane shots sowie Jack Hofstras Montage liefern den Löwenanteil der zwischen schwarzhumorig und bösartig tänzelnden Atmosphäre.
Jetzt, da "The Funhouse" bei uns vom Index genommen wurde und problemlos in wirklich adäquater Edierung erhältlich ist, dem Wieder- oder Neuentdecken unbedingt zugeraten!

8/10

Rummelplatz Slasher Tobe Hooper Splatter


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BLUEBEARD (Edward Dmytryk, Luciano Sacripanti/I, BRD, F 1972)


"Talk -- I'm gonna kill you anyway."

Bluebeard (Blaubart) ~ F/I/BRD 1972
Directed By: Edward Dmytryk/Luciano Sacripanti


Österreich, nach dem Ersten Weltkrieg: Baron Joschi von Sepper (Richard Burton), aristokratisches Fliegeras, überzeugter Faschist, Antisemit, Feudalherr und Frauenbecircer kehrt nach erfolgreichem Kampfeseinsatz heim. Unergründliche Ereignisse färbten seinen Bart blau. Nach und nach faszinieren und ehelichen ihn diverse exaltierte Schönheiten, die allesamt bizarrer Unfalltode sterben. Seine achte Frau Anne (Joey Heatherton) entdeckt schließlich in einem verbotenen Schlossteil des Barons seltsame Menagerie tiefgekühlter Exfrauen und soll daraufhin selbst das Zeitliche segnen.

Eine seltsame, gleichsam faszinierende Märchenadaption ist das, die Edward Dmytryk mit "Bluebeard" seinem europäischen Spätwerk zugesetzt hat. Die in knallrot, dunkelgelb, grün und violett gehaltenen Designsettings dürften selbst Maestro Bavra vor Neid erblassen lassen haben; das Innenleben des von Sepper'schen Schlosses strotzt vor gruselig angeleuchteten Jagdtrophäen und überkandideltem Zwanziger-Jahre-Tand, derweil von Sepper selbst (von Burton mit erwartungsgemäßer Nonchalance interpretiert) mit seiner merkwürdigen Totenkunst und seinem blauen Punkbart daherkommt wie ein überkandieltes Factory-Mitglied. Burton als böser, impotenter Nazi-Blaubart wird umringt von zeitgenössischen beauties wie Raquel Welch, Nathalie Delon, Karin Schubert und Sybil Danning und entledigt sich ihrer in jeweils schönster Grand-Guignol-Manier: hier eine guillotinöse Enthauptung, da ein Elefantenstoßzahn durchs lesbelnde Herz, dort eine tödliche Attacke durch des Barons Hausfalken. Sein gerechtes Ende findet der Blaublütige (und -bärtige) im Finale durch die Hand eines sich rächenden Jünglings (Mathieu Carrière), dessen Eltern einst Brandopfer eines von von Seppers Pogromen geworden waren - tutti completti untermalt von einem traumhaft schönen Morricone-Score mit vermehrtem Harfeneinsatz.
Viel schlimmer als alles, was in diesem ehemaligen Skandalfilm passiert, war freilich der Schock, als ich Carrière, der einst noch für Regisseure wie Schlöndorff, Delvaux und Kümel gearbeitet hatte, vor einiger Zeit zufällig in einer dieser deutschen Daily Soaps erblickte. Man kann schon tief sinken, Monsieur Carrière...

6/10

period piece Erwachsenenmaerchen Edward Dmytryk Serienmord Parabel Skandalfilm Historie Groteske


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HALLOWEEN II (Rob Zombie/USA 2009)


"Die!"

Halloween II~ USA 2009
Directed By: Rob Zombie


Zwei Jahre nachdem der Psychopath Michael Myers (Tyler Mane) auf der Suche nach seiner Schwester Angel bzw. Laurie Strode (Scout Taylor-Compton) in Haddonfield gewütet hat, gehen die meisten Dinge einen nach wie vor unruhigen Gang. Laurie lebt zwar bei Sheriff Brackett (Brad Dourif) und dessen Tochter Annie (Danielle Harris), die sich auch fürsorglich um sie kümmern, kommt aber über die schrecklichen Ereignisse nicht hinweg, befindet sich in psychiatrischer Betreuung (Margot Kidder) und nimmt starke Sedativa. Dr. Loomis (Malcolm McDowell) hat ein weiteres Buch über den Myers-Fall verfasst und sich noch mehr zum unangenehmen Sonderangebots-Therapeuten entwickelt. Das Schlimmste aber: Michaels Leiche hat damals nie ihren Bestimmungsort erreicht und ist verschwunden. Als der auf dem Land untergetauchte Mörder Visionen seiner toten Mutter (Sheri Moon Zombie) empfängt, die ihm einen neuerlichen Blutrausch befiehlt, bahnt sich Michael seinen leichenreichen Weg zurück nach Haddonfield.

Für ein Werk der Gattung 'slasher movie' fällt "Halloween II" nahezu experimentell aus. Nachdem Zombie sich bereits in seinem ersten Relaunch der Serie darum bemüht hat, dem einstigen übernatürlichen Superkiller Myers ein menschliches Antlitz zu geben und seine Motive halbwegs fachgerecht zu analysieren, haben sich seine freudianischen Ambitionen für das Sequel nochmals potenziert. Doch, um es gleich etwas abzukürzen: Zombie wird vermutlich niemals auch nur in den Verdacht geraten, einen akademischen Abschluss in forensischer Psycholgie zu erhalten (falls doch, entschuldige ich mich schonmal gleich vorab für meine naseweise Unkerei). Die tragende Bildsymbolik für Michaels Seelenzustand beinhaltet nunmehr ein weißes Pferd, das, so versichert uns ein pseudoauthentischer Schriftzug zu Beginn des Films, in der Psychoanalyse für unterdrückte Gewaltimpulse stünde. Soso. Abgesehen von diesen etwas käsigen Exkursen überzeugt "Halloween II" jedoch als das, was er eigentlich ist: Als knochenhartes, saubrutales Horrorflick aus dem Halbdunkel. Titelgemäß ein Herbstfilm, zeigt Zombie ausgewaschene, verblasste Einstellungen in unterschiedlichen Grautönen. Die Ausleuchtung ist - mutmaßlich beabsichtigt - karg und eine regelrechte visuelle Tristesse bemächtigt sich nahezu jeder Szene, die keine Mordinhalte aufweist.
Anders als im Verlauf der alten Reihe bewegen sich die Figuren nun in vollständig anderen, wahrscheinlicheren Bahnen. Dass Laurie ihre Erlebnisse nicht nur nicht verkraften kann, sondern darüberhinaus näher bei ihrem Bruder ist als es zunächst den Anschein macht, erweist sich als schlüssig; dass Loomis nicht etwa zu einem so braven Kreuzritter gegen das Böse wird wie ehedem sein Urahn Donald Pleasance, sondern zu einem schmierigen Bestsellerlisten-Geier, weiß ebenfalls zu gefallen.
Und dann war da noch der Mike-Myers-Gag, auf den wir ja nun spätestens seit "Wayne's World" warten. Vorgetragen wird dieser von 'Weird Al' Yankovic, in der einzigen Sequenz des Films, die sich erdreistet, mit Humor zu arbeiten.

7/10

Rob Zombie Splatter Sequel Director's Cut Slasher


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BAD BIOLOGY (Frank Henenlotter/USA 2008)


"We two belong together."

Bad Biology ~ USA 2008
Directed By: Frank Henenlotter


Der New Yorker Kunstphotographin Jennifer (Charlee Danielson) macht ihre anatomische Besonderheit, eine siebenfache Klitoris zu besitzen, nicht eben wenig zu schaffen. Ihr Bedarf nach koitalen Kontakten ist nämlich dementsprechend hoch und die dazu auserkorenen Partner überleben den Beischlaf zumeist nicht, weil Jennifers ekstatische Orgasmen sich bisweilen sehr ausufernd gestalten. Zudem gebiert sie stets rund zwanzig Minuten später ein unfertig augebildetes Freakbaby, das jeweils zurückgelassen oder in der nächsten Mülltonne entsorgt wird. Doch es gibt Hoffnung für Jennifer in Form eines potenziell perfekten Gegenparts: Batz' (Anthony Sneed) primäres Geschlechtsmerkmal als 'Penis' zu bezeichnen, käme einer Beleidung für alle Penisse dieser Welt gleich. Das etwa einen halben Meter des Raumes beanspruchende, ungeschlachte und vor allem widerlich hässliche Riesenteil führt nicht nur ein trotziges Eigenleben, sondern ist zudem unersättlich, was seine Befriedigung angeht. Eines Tages macht Batz' Pimmel sich dann selbstständig und geht auf Weiberjagd in Manhattans Upper-Class-Apartments, derweil Jennifer Batz ausfindig gemacht hat und ihm ihre Zuneigung gesteht - leider mit etwas Verspätung...

Siebzehn Jahre nach seiner letzten Regiearbeit "Basket Case 3" kommt der New Yorker Undergroundfilmer Frank Henenlotter also doch nochmal mit einer lang erwarteten, weiteren Geschmacklosigkeit um die Ecke. Das Erfreulichste gleich vorweg: Henenlotter hat nichts verlernt, sein bizarrer Humor lässt noch immer den instinktiv arbeitenden Körperregionen den Vortritt. Seine eigenartige Vorliebe für phallische Extremitäten spiegelt sich nach wie vor in obskuren, per stop-motion animierten Knetkreaturen wider - Batzens Schwanz beispielsweise könnte auch ein Cousin zweiten Grades von des fiesen kleinen Pusherwurms Elmer aus "Brain Damage" sein. Doch auch sonst bleibt das Meiste beim Alten, sieht man vielleicht von Henenlotters bisher unentdecktem Interesse für Hip-Hop ab: "Bad Biology" bietet, wie das komplette bisherige Oeuvre des Regisseurs, kompromissloses, abseitiges Independent-Kino, das jedoch stets einen gewissen Sinn für Anstand und Ästhetik wahrt und nie vollends in die gefährlich lockende Selbstzweckhaftigkeit ausufert. Trotz aller seiner streitbaren formalen Merkmale erzählt "Bad Biology" primär noch immer eine tragische Romanze und die Geschichte zweier unglücklicher Großstadt-Individuen, denen ihre jeweilige, brisante Physis einen Strich durch alle auch nur annähernd konventionellen Lebensentwürfe macht. Als Film ist das, Henenlotters Signatur eben, natürlich nicht für jeden gemacht, aber doch ein mutiges Stück Kino und für grundsätzlich Genreinteressierte zumindest einen Blick wert.

8/10

Monster Independent Underground Bohème New York Frank Henenlotter


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SLEEPAWAY CAMP III: TEENAGE WASTELAND (Michael A. Simpson/USA 1989)


"I like movies with really good acting. Like "Gone With The Wind" or "Care Bears"."

Sleepaway Camp III: Teenage Wasteland (Camp des Grauens 3) ~ USA 1989
Directed By: Michael A. Simpson


Angelas (Pamela Springsteen) unstillbare Sehnsucht nach idyllischen Campinglager-Szenerien soll auch in diesem Sommer gestillt werden: Heuer geht es, nachdem eine andere Teilnehmerin (Kashina Kessler) einen bösen Unfall hatte, unter deren Namen ins Camp "New Horizons", das im Vorjahr noch "Rolling Hills" hieß und aus naheliegenden Gründen umgetauft wurde. Aus allen Teilen des Landes und aus unterschiedlichsten Milieus kommen die diesjährigen Camper und werden in drei Gruppen aufgeteilt, die es sich jeweils mitten im Wald gemütlich machen sollen. Einer der Leiter ist der Polizist Barney (Cliff Brand), dessen Sohn Sean Angela seit "Rolling Hills" auf dem Gewissen hat. Natürlich lässt diese sich erneut weder dumme Scherze gefallen, noch toleriert sie ein in irgendeiner Weise abweichendes Verhalten.

Keine Ahnung, ob der diesmalige Untertitel dem Who-Evergreen "Baba O'Riley" entlehnt ist, eine nette Hommage wäre es ja. Anyway: obschon back-to-back mit dem Vorgänger gedreht, kann "Sleepaway Camp III" qualitativ nicht mit diesem mithalten. Das zweite Sequel wirkt deutlich weniger ambitioniert, verschenkt leichtfertig das satirische Potenzial von "Unhappy Campers" und kann auch sonst nicht verhehlen, stellenweise wie eine lästige Pflichtübung daherzukommen. Immerhin sind noch ein paar gute Gags vorhanden und Angelas Mord-Exerzizien wie üblich origineller als in anderen Gattungsvertretern. Leider musste Simpson für ein R-Rating seinerzeit einige Sekunden entwerfen, was für nachhaltigen Wirbel sorgte. Jener Schnittabfall ist als Bonus auf der DVD von Anchor Bay zu begutachten und demonstriert, dass die ganze Fan-Empörung einmal mehr bloß vielem Rauch um Nichts entspricht. Von der Besetzungsfront gibt es diesmal einen erzkomischen Michael J. Pollard als schmierigen (und sogar erfolgreichen) Teenagerinnen-Verführer und Melanie Griffiths physiognomisch nicht zu verleugnende Schwester Tracy in einer der Opferrollen zu vermelden. Wie erwähnt nichts Dolles mehr, als unvermeidlichen Trilogie-Abschluss und der Vollständigeit halber sieht man sich "Sleepaway Camp III" aber wohl doch immer wieder mal an.

4/10

Michael A. Simpson Sequel Slasher Splatter Feriencamp Independent





Filmtagebuch von...

Funxton

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