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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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WILLOW (Ron Howard/USA 1988)


"Don't call me a peck!"

Willow ~ USA 1988
Directed By: Ron Howard


Der Nelwyn und Amateurzauberer Willow Ufgood (Warwick Davis) findet eines Tages am Flussufer ein in einen Korb gelegtes und ausgesetztes Baby. Jenes wird von den finsteren Soldaten der bösen Königin Bavmorda (Jean Marsh) verfolgt. Da es sich um ein Daikini-Baby handelt, also eines von im Gegensatz zu den kleinwüchsigen Nelwyns großgewachsenen Menschen, wird Willow auserkorenen, es zu seinen Artgenossen bringen. Unterwegs begegnet er dem Krieger Madmatigan (Val Kilomer) und findet heraus, was es mit dem Baby auf sich hat: Es ist laut Prophezeiung die potenzielle Thronfolgerin des Königreichs und wird daher gnadenlos von Bavmordas Häschern gejagt. Zusammen mit Madmartigan und weiteren Gefährten nimmt Willow den Kampf gegen die dunkle Königin auf.

"Willow" ist natürlich ein reines George-Lucas-Projekt, das Ron Howards Listung eher in einer Art apologetischer Funktion vor sich herträgt. Tatsächlich hat Lucas die Geschichte, ein etwas kinderfreundlicheres, ansonsten jedoch lupenreines "Star-Wars"-Remake vor veränderter Kulisse, wenig überraschend selbst erdacht und auch sonst sämtliche wesentlichen Hintergrund-Strippen gezogen, ein Faktum, welches man "Willow" zu jeder Sekunde anmerkt. Die Helden- und Schurken-Konstellation entspricht, unter Berücksichtigung dessen, dass für dieses Einzel-Abenteuer die Familien- und Beziehungskonstellation der Trilogie etwas entschlackt werden musste, fast 1:1 der aus "Star Wars"; nahezu jeder der dort erscheinenden Charaktere findet in "Willow" sein Pendant. Auch hier gibt es diverse Verweise auf die griechische Mythologie und andere historische Vorbilder. Hat man sich als Zuschauer also damit arrangiert, eine narrative Zweitverwertung vorgesetzt zu bekommen, mag man sich in den Genuss eines für seine Entstehungszeit perfekt getricksten und beängstigend reibungslos visualisierten Kitschmärchens begeben, für das sich Hollywood heutzutage garantiert zu fein wäre. Da gibt es freche Winzlinge namens 'Brownies', die gern in Bierkrüge fallen, furzende Trolls, zweiköpfige, blutrünstige und vor allem feuerspeiende Drachen, deren schwefeligen Gestank man noch durch den Fernsehschirm zu riechen glaubt. Dazu kloppt James Horner die möglicherweise pathetischsten Partituren heraus, die sein Komponistenhirn jemals ausgebrütet hat und hinter denen sich selbst ein John Williams noch bequem verstecken könnte. Wow...
Neinnein, ich mag "Willow" noch immer gern, zumal des Nostalgiebonus wegen. Angesichts meines damaligen Kinogänger-Egos, als welches ich mit meinen zwölf Jährchen für Suggestiveinflüsse durch Filme wie diesen natürlich sehr empfänglich war, eigentlich kaum weiter verwunderlich.

7/10

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TEEN WOLF (Rod Daniel/USA 1985)


"Stick to that, and everything else is cream cheese."

Teen Wolf ~ USA 1985
Directed By: Rod Daniel


Der sich selbst auf langweilige Weise durchschnittlich wahrnehmende Kleinstadt-Teenager Scott Howard (Michael J. Fox) bemerkt eines Tages, dass er sich bei Bedarf in einen Werwolf verwandeln kann. Allerdings ist diese Mutation rein physischer Natur: Unter dem Fell steckt nach wie vor der Highschool-Normalo. Dass Scott als Wolf allerdings ein grandioser Basketball-Spieler ist und zur Kultfigur sämtlicher Jugendlichen der Stadt avanciert, erweist sich als ein mehr als angenehmer Nebeneffekt - zumindest kurzfristig, denn mit der Beliebtheit kommt auch die Arroganz...

"Teen Wolf" ist eine der schönsten Coming-of-Age-Comedies der achtziger Jahre und gerade durch den brillanten Einfall, ein uraltes Schauermotiv zu benutzen, um eine ansonsten recht unspektakuläre Geschichte ums Erwachsenwerden symbolhaft einzukleiden, etwas Besonderes unter all seinen diversen Artgenossen.
Scott Howard präsentiert sich als bewusst typisierte Teenager-Figur, wie sie auch bei John Hughes vorkommen könnte: Ein WASP-Kid ohne große Zukunftsaussichten, dessen netter Vater (Scott Hampton) einen Eisenwarenladen besitzt, dessen durchaus charmante Sandkastenfreundin (Susan Ursitti) die verfestigte Geschwisterbeziehung langsam aber sicher liebend gern übergehen und mehr mit ihm anstellen würde. Dafür ist Scott jedoch zunächst blind und interessiert sich stattdessen wesentlich mehr für die arrogante Highschool-Schönheit (Lorie Griffin). Da gibt es den Bully (Mark Arnold), der ihn nicht in Ruhe lässt, den Trainer (Jay Tarses - mit Abstand witzigste Figur des Films), der ihn par tout nicht verstehen will. Mit der Hilfe seines Dads und seiner Freundin bewältigt Scott dann aber die Kardinalsaufgabe, den Wolf Wolf sein zu lassen und stattdessen seine eigenen Qualitäten als Durschschnittstyp zu akzeptieren. Daniels' Inszenierung bleibt dabei stets gediegen, unmanieriert und weithin überraschungsfrei, was dem Film und seiner verhaltenen Narration jedoch sehr gut tut.
Film mit Wohlfühlgarantie, ist auch mal was Schönes.

8/10

Werwolf Coming of Age Rod Daniel Teenager


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ARMY OF DARKNESS (Sam Raimi/USA 1992)


"Gimme some sugar, baby."

Army of Darkness (Die Armee der Finsternis) ~ USA 1992
Directed By: Sam Raimi


Nachdem Ash (Bruce Campbell) in die Vergangenheit befördert wurde und dort auf zwei verfeindete Ritterorden trifft, die jeweils Probleme mit den allseits bekannten Dämonen haben, muss er feststellen, dass er nur eine Möglichkeit für die Rückkehr in seine eigene Zeit gibt: Er muss das Necronomicon mithilfe einer Zauberformel aus den Klauen des Bösen befreien. Dummerweise erweist sich Ash als Trottel, der keine drei Worte behalten kann und die Armee der Finsternis tritt an...

Mit dem zweiten Sequel zu "The Evil Dead", das als solches konsequenterweise erst gar nicht mehr verkauft wurde, vollzog Raimi den Schritt zum familienfreundlichen Spaßkino. Selbstverständlich sind sein inszenatorischer Fundus und sein Ideenreichtum nach wie vor beachtlich, mit Horror oder gar Splatter hat "Army Of Darkness" aber nurmehr wenig bis gar nichts zu tun. Stattdessen lässt Raimi den liebgewonnenen Horrorhelden und Splatter-Don-Quijote Ash jetzt zum modernen, sprücheklopfenden Quasi-Jerry-Lewis mutieren, der sich irgendwann in zwei Hälften dividiert und fortan selbst verprügeln muss. Zum Showdown gibt es dann den beeindruckend perfekt gemachten Stop-Motion-Aufmarsch einer Knochenarmee, die Ray Harryhausen einigen Respekt abgenötigt haben wird. Ob man das Ganze nun braucht oder gar will, sei jedem selbst überlassen; mir hat die Entwicklung von der irrwitzigen Horrorachterbahn hin zum lustigen Fantasyspektakel nie so recht zugesagt, schon damals im Kino nicht, als ich mit der (allerdings bereits durch die Altersfreigabe gedämpften) Erwartung einen "echten" dritten "Tanz der Teufel" zu sehen das Ticket gezogen hatte. Immerhin kann ich heuer vermelden, mit der Erstbetrachtung der Originalfassung zumindest in einer Beziehung dazugelernt zu haben: Die deutsche Synchronisation von "Army Of Darkness" ist nämlich aller Professionalität zum Trotze eine reine Zumutung, unter deren Aussparung der Film sich gleich deutlich weniger albern geriert.

6/10

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IRON MAN 2 (Jon Favreau/USA 2010)


"I want my burd."

Iron Man 2 ~ USA 2010
Directed By: Jon Favreau

Nachdem der narzisstische Milliardär Tony Stark (Robert Downey jr.) seine Geheimidentität preisgegeben und sich als Mensch hinter der Maske des Superhelden Iron Man geoutet hat, sieht er sich mit diversen neuen Problemen konfrontiert. Der Rüstungsmagnat Justin Hammer (Sam Rockwell) will Starks Technologie, vorgeblich, um sie für die Verteidigung der USA zu benutzen, der Russe Ivan Vanko (Mickey Rourke) will sich an Tony für die vergangenen Sünden seines Vaters Howard Stark (John Slattery) rächen und kennt dabei kein Pardon, Tonys Herz hält der physischen Belastung, speziell jener bei den Iron-Man-Einsätzen, derweil kaum mehr Stand. Hinzu kommt das undurchsichtige Spiel durch den S.H.I.E.L.D.-Kopf Nick Fury (Samuel L. Jackson) und dessen Aghentin Natasha Romanoff aka Black Widow (Scarlett Johansson).

Ganz patenter Superhelden-Film, mehr als ordentlich gefertigt, mit kleinen Favreau-Macken wie der altmanscher Dialogüberlappung garniert, und, wenn man ehrlich ist, im Prinzip kaum mehr als ein neuerliches Präludium für den in zwei Jahren anstehenden "Avengers"-Film. Mehrere Figuren, die dafür wichtig sind, werden eingeführt bzw. bekommen eine größere Aktionsgewalt, darunter eben Black Widow und die bereits aus dem ersten Film bekannten War Machine und Nick Fury. Dass nach dem Abspann noch ein leckerer Appetizer für "Thor" gereicht wird, ist da bloß das ohnehin antizipierte Sahnehäubchen. Die Actionszenen krachen zwar adäquat, bleiben betreffs ihrer Quantität und Lauflänge aber dankenswerterweise überschaubar. Stattdessen stehen intensivierte Charakterzeichnung und ein wendungsreiches Wechselspiel im Vordergrund; die Beziehungsgeflechte zwischen Stark und seinem verstorbenen Vater einerseits und zwischen ihm und seiner höchst lebendigen Sekretärin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) andererseits bekommen jeweils neue Impulse. Schließlich kann Favreau nicht umhin, sich selbst ein paar Gags auf den Leib zu schreiben. Eine jeweilige Schau sind der hyperagierende Sam Rockwell sowie natürlich Mickey Rourke, dessen Figur im allgemeinen Wirrwarr leider nur unzureichenden Platz zugestanden bekommt und der, ähnlich wie die villains im letzten "Spider-Man"-Film, etwas profillos bleibt. Möge Wiplash irgendwann nochmal zurückkehren, dann aber mit viel mehr Wumms. Ansonsten harre ich freilich mit zunehmend feuchten Händen "Thor", "Captain America" und ganz besonders der "Avengers". Auf bald dann, wenn es endlich auf der Leinwand heißen soll: "Rächer sammeln!"

7/10

Superhelden Jon Favreau Comic Marvel Technokratie Iron Man


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FANTASTIC MR. FOX (Wes Anderson/USA, UK 2009)


"Just buy the tree." - "Okay."

Fantastic Mr. Fox (Der fantastische Mr. Fox) ~ USA/UK 2009
Directed By: Wes Anderson


Der Fuchs Mr. Fox verspricht seiner Frau, nachdem es einmal besonders brenzlig wird, und sie ihm offenbart, dass sie bald Eltern würden, in Zukunft die Finger vom Hühnerdiebstahl zu lassen und stattdessen einer "ehrlichen" Arbeit nachzugehen. Mr. Fox wird also Zeitungskolumnist, doch es dauert nicht allzu lange, da juckt es ihm wieder in den Fingern und mit seinem gemütlichen Freund, dem Opossum Badger, macht er sich daran, die drei Bauern der Gegend um ihre jeweiligen Hauptprodukte zu erleichtern. Diese reagieren sehr ungehalten und gehen zum Gegenangriff auf Fox, seine Familie und die anderen Waldbewohner über, was einen regelrechten Kleinkrieg zwischen Mensch und Tier entfesselt.

Auf der Leinwand erlebt der gescheite Kindergeschichtenautor Roald Dahl bereits seit den neunziger Jahren eine Renaissance, die sich schon aufgrund der unikalen, atmosphärischen Erzählweise des Literaten je in sicheren Regisseurshänden wie denen von Nicolas Roeg, Henry Selick und Tim Burton lag, allesamt recht eigensinnige Filmemacher mit einer jeweils entsprechend persönlichen, teils bekanntlich durchaus morbiden Signatur. Wes Anderson nun, den ich nicht von ungefähr bereits einen Eintrag tiefer als 'Familienchronist' bezeichnete, knöpfte sich - na was wohl - eine von Dahls die Familie thematisierenden Fabeln vor. Zwar behalten die zivilisierten Tiere ihre jeweils typischen Eigenschaften; sind also wahlweise neugierig, flink, gefräßig, klug, solipsistisch veranlagt und so fort; sind jedoch auch den Menschen zivilisatorisch ebenbürtig, der Menschensprache mächtig, können Motorrad fahren, Erpresserbriefe schreiben, philosophieren etc.. Dass Anderson diese Gegebenheiten als selbstverständliche Rahmenbedingungen für seine herrlichen, erdfarbenen Stop-Motion-Bilder verwendet, war zu erwarten, ebenso wie die Tatsache, dass der pubertierende Sohn des Ehepaars Fox in Ermangelung der Allmacht rettender väterlicher Achtung einen mittelschweren Neurotiker abgeben durfte. Bis auf die ungewohnte, respektive ungewöhnliche Art der Erzählung - nebenbei ist dies des Regisseurs erster Film seit "Bottle Rocket", für den er auf das Scope-Format verzichtet - bleibt dieses Anderson-Erlebnis, was seinen Skurillitätsfaktor und den Oszillationsgrad zwischen tieftraurig und juchzend komisch anbelangt, irgendwie ein angenehm vertrautes.

8/10

Fabel Roald Dahl Wes Anderson


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KICK-ASS (Matthew Vaughn/USA, UK 2010)


"Good call, baby doll!"

Kick-Ass ~ USA/UK 2010
Directed By: Matthew Vaughn

Der Teenager, Außenseiter und Comicfan Dave Lizewski (Aaron Johnson) fragt sich, warum es im wahren Leben keine Superhelden gibt. Nach ein paar altersgemäßen Initialerlebnissen mit Bullys und Abzockern bestellt er sich einen Dress im Netz, um fortan als Vigilant 'Kick-Ass' auf Verbrecherjagd zu gehen. Seine erste Mission geht jedoch schwer in die Hose und endet mit diversen Knochenbrüchen sowie einer Stahlplatte im Schädel in Krankenhaus und Reha. Doch Dave gibt nicht auf, landet nach einem weiteren, erfolgreicheren Einsatz auf youtube und ist bald der Held der Generation Internet. Als er das wesentlich ernsthafter zur Tat schreitende Vater-Tochter-Gespann Big Daddy (Nicolas Cage) und Hit-Girl (Chloe Moretz) kennenlernt, wird Kick-Ass automatisch zu einem Dorn im Auge des Gangsterbosses Frank D'Amico (Mark Strong) und muss um sein Leben fürchten.

Nachdem der Vorlagenautor Mark Millar bereits in "Wanted" seinen Nerd-Phantasien freien Lauf gelassen hatte und einen erklärten Verlierer in supercoole Metawesenssphären aufsteigen ließ, transferierte er sein Konzept auf die Highschool-Ebene und ließ in "Kick-Ass" in etwa dasselbe Schicksal einem belächelten Schüler widerfahren, der weniger zum kostümierten Helden wird, weil er in diese Rolle gedrängt wird, oder gar um einem wie auch immer gearteten moralischen Kodex stattzugeben, sondern um eigene Probleme zu kompensieren. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Adaption geht, obschon durchaus gelungen, in etlichen Punkten wesentlich zimperlicher zu Werke als Millars Comic. Wo jenes seinen "Helden" nach sukzessiver Mythenkonstruktion wieder brutal demontiert und schließlich dorthin zurücksetzt, wo er angefangen hat, nämlich in den grauen(haften) Alltag, romantisiert Vaughn die Geschichte bis zur letzten Konsequenz, beschert Dave unter anderem eine Romanze mit seinem Traummädchen (Lyndsy Fonseca), lässt ihn am Ende als strahlenden Gewinner einer glorreichen Superheldenzukunft entgegensehen und ist damit im klassischen Sinne wesentlich 'comicesker' als das Comic selbst. Zudem steht Vaughn damit in direkter Tradition der Schwemme von Losergeschichten, die ja in jüngerer Zeit das Kino fluten und peu à peu auch - mal mehr, mal weniger erfolgreich - in den Genre-Bereich vordringen.
Bezeichnend weiterhin, wie sich speziell hierzuland zum einen die Ästhetikgrenzen und zum anderen die zensurbedingte Toleranzschwelle bezüglich Gewaltdarstellungen auf der Leinwand verschieben. Im Grunde ist "Kick-Ass" rein graphisch betrachtet nicht viel weniger gewalttätig als ein "Punisher: War Zone"; nur scheint ersteren die Einbettung in eine "teenage dream fantasy" nicht bloß a priori vor dem Index zu bewahren, sondern eine ungeschnittene 16er-Freigabe sogar absolut tolerabel zu machen. Und das, wo die meisten toten Gangster auf das blutgetränkte Konto einer Elfjährigen gehen. Da können Léon und seine Mathilda wahrlich einpacken.

7/10

Comic Vigilantismus Superhelden Matthew Vaughn New York Coming of Age Teenager


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WIZARDS (Ralph Bakshi/USA 1977)


"So, what are elves good for?"

Wizards (Die Welt in 10 Millionen Jahren) ~ USA 1977
Directed By: Ralph Bakshi


Zehn Millionen Jahre nach einem verheerenden Atomkrieg wird die Erde (wieder, wie die Stimme von Susan Tyrrell bzw. Inken Sommer im Prolog weissagt) von Elfen, Mutanten und Robotern bevölkert, die sich im Wesentlichen in zwei Richtungen orientieren, die wiederum zufällig von einem bis auf den Tod verfeindeten Bruderpaar bestimmt werden: Avatar und Blackwolf. Der eine ist ein lustiger, zerzauster alter Magier, versoffen und spitz wie Nachbars Lumpi, der eine ein böser Dämon, der sich mit dokumentarischen Blitzkriegsfilmen und Aufnahmen alter Hitlerreden seine Armeen untertan macht. Als Blackwolf einmal mehr versucht, Avatar durch einen seiner Killerroboter töten zu lassen, macht der lustige Zauberer sich zwecks endgültiger Entscheidung mit der drallen Elfenprinzessin Elinore, dem Krieger Weehawk und dem "umgedrehten", jetzt 'Peace' heißenden Roboter auf nach dem Lande Scortch, wo Blackwolf auf seinem sinistren Nazischloss hockt.

Ralph Bakshis Filme zu mögen ist nicht unbedingt leicht; seine Herangehensweise an die ihn bewegenden Themen häufig eine unkonventionelle und die Methode der Umsetzung, die ihre Wurzeln bei Robert Crumb und im Underground-Comic hat, im Prinzip ein diametraler Gegenentwurf zu jeder Form von klassischer Animation im US-Zeichentrickfilm. Dennoch hatte Bakshi einst "seine" Dekade, in den elf Jahren zwischen "Fritz The Cat" und "Fire And Ice" um genau zu sein, in der viel möglich war im amerikanischen Kino, in der verschiedene Animationsstile von der klassisch-zweidimensionalen bis hin zur Rotoskopie wild mit Realfilmaufnahmen gemixt werden durften, ohne dass jemand gleich laut 'Eklektizismus!' schrie, in der wilde LSD-Phantasien, offener Sexismus und Blut als hoffähige Elemente firmierten, in der Blaxploitation sogar Zeichentrick sein durfte. Für Bakshi war diese Phase ideal, um seinen Phantasien Ausdruck zu verleihen. Leider sank sein Stern ebenso schnell wie er zuvor aufgestigen war. "Wizards", den Bakshi im Interview als Familienfilm zu verkaufen sucht, ist eigentlich genau das Gegenteil eines solchen, auch wenn hier und da der obskure Humor ein infantiles Niveau noch unterschreitet. Die irrsinnigen Farbexplosionen vor den wie selbstverständlich zum Filminventar gehörenden Nazi-Memorabilia ist nicht eben leicht zu schlucken und für jedes Kind unter 12 Jahren vermutlich nur über Umwege zu interpretieren. Aber sei's drum; das ist ja gar kein Bewertungsmaßstab. Als Supporter für Rauschzustände könnte ich mir den Film geradezu formidabel vorstellen, leider war ich selbst bei meiner Betrachtung einfach nur müde und vor allem nüchtern. Nicht die besten Voraussetzungen um einen Bakshi-Film gebührend zu würdigen. Beim nächsten Ml bin ich besser vorbereitet.

7/10

Elfen Apokalypse Dystopie Nationalsozialismus Ralph Bakshi Mutant Roboter


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BEETLE JUICE (Tim Burton/USA 1988)


"I'm a ghost with the most, babe."

Beetle Juice ~ USA 1988
Directed By: Tim Burton


Nach seinem urplötzlichen Unfalltod sieht sich das zu Hausgeistern gewordene Provinzehepaar Barbara (Geena Davis) und Adam Maitland (Alec Baldwin) der grauenhaften Yuppiefamilie Deetz (Jeffrey Jones, Catherine O'Hara) als neuen Heimeigentümern gegenüber. Die Deetzens haben die Stadtflucht als neuen Hipstergral für sich entdeckt und aus ist es mit der ländlichen Harmonie. Einzig Tochter Lydia (Winona Ryder) ist eine sympathische junge Dame. Da die Maitlands viel zu brav sind um ihre neuen Mitbewohner spukend aus dem Haus zu ekeln, sehen sie sich irgendwann gezwungen, sich der Dienste des schmierigen "Bio-Exorzisten" Betelguise (Michael Keaton) zu bedienen. Jener stiftet allerdings mehr Chaos als selbst Gespenstern lieb sein kann.

Mit etwas Abstand nun auch Burtons zweite Langregiearbeit nachgeholt, die mir mittlerweile wesentlich besser gefällt als damals meinem Steppke-Ich im Kino. Da wusste ich allerdings auch mit dem quirligen Anarcho-Humor der ganzen verrückten Angelegenheit, so etwa mit der zersägten Frau und dem schrumpfköpfigen Großwildjäger im Problemfallwartesaal zum lustigen Jenseits und natürlich mit Keatons brachialen Irrsinns-Auftritten (besondere Sympathiebekundungen in diesem Zusammenhang auch für seinen Synchronsprecher Ulrich Gressieker, der leider kurz danach wegen Suizids selbstins Jenseits übertrat) noch nicht allzuviel anzufangen. Heute kann ich mich da an den teils wunderbaren visuellen Einfällen mitsamt augenschmeichelnder Stop-Motion-Effekte schon deutlich gekonnter verlustieren. Ähnliches gilt für die für mich damals natürlich noch übersehene, imperative Botschaft des Films: "Exzentriker aller Sphären, vereinigt euch!", die ganz besonders das urbane Gernegroßtum des Achtziger-Jahre-Snobisten an und für sich auf die Pike nimmt. Robert Goulet und Glenn Shadix als Antlitze des gepflegten, hochnäsigen Brokers mit ihrem ausgeprägten Kunstverstand für den After sind nur toll.

8/10

Tim Burton Geister


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PANDORA AND THE FLYING DUTCHMAN (Albert Lewin/UK 1951)


"The measure of love is what one is willing to give up for it."

Pandora And The Flying Dutchman (Pandora und der fliegende Holländer) ~ UK 1951
Directed By: Albert Lewin


Vor der spanischen Mittelmeerküste finden Fischer zwei Leichen in inniger Umarmung nebst einem Buch mit eigenartigen Versen darin. Rückblende: Die Nachtclubsängerin Pandora Reynolds (Ava Gardner) lässt im Städtchen Esperanza sämtliche ihrer zahlreichen glühenden Verehrer am langen Arm verhungern, bis sie endlich dem Flehen eines Rennfahrers (Nigel Patrick) nachgibt. Kurz darauf taucht der mysteriöse Segler Hendrik van der Zee (James Mason) in Esperanza auf, zu dem Pandora sich von der ersten Sekunde an magisch hingezogen fühlt. Ihr väterlicher Freund, der Mythologieforscher Geoffrey Fielding (Harold Warrender), findet heraus, dass es sich bei van der Zee um niemand geringeren handelt als den Fliegenden Holländer. Seit jener vor Jahrhunderten seine Gattin aus blinder Eifersucht ermordete, ist er auf ewig dazu verdammt, über die Weltmeere zu fahren bis er dereinst eine Frau findet, die sich in inniger Liebe für ihn zu opfern bereit ist. Als Pandoras früherer Liebhaber, der Matador Montalvo (Mario Cabré), auftaucht, ist das emotionale Chaos perfekt.

Lewins "Pandora And The Flying Dutchman" steht vornehmlich in der Tradition der knallbunten britischen Technicolorstücke von den Kordas und Powell/Pressburger. Für die lyrischen Bildkompositionen zeichnet der Meister-dp Jack Cardiff verantwortlich, während Lewin selbst das stark von Hemingway beeinflusste, zwischen Kitsch und Poesie umhertaumelnde Script verfasste. Zwei auf den ersten Blick kaum zusammenpassende Mythenfiguren werden darin zum Leben erweckt: Die Urfrau Pandora, die einst durch ihre naturgegebene Neugier und Naivität das langfristige Unheil über die Welt brachte und der Fliegende Holländer, ein Seefahrer, nach Teufelspakt und Bluttat mit dem Fluch der Unsterblichkeit versehen. Dass diese beiden unglücklichen Sagengestalten nur zusammengeführt werden müssen um sich selbst und der Welt weiteren Schaden zu ersparen, liegt prinzipiell auf der Hand. In der bereits damals abgöttisch verehrten Ava Gardner sowie dem stets alle Übel der Schöpfung auf seinen schmalen Schultern zu tragen scheinenden James Mason fand Lewin zwei kongeniale Interpreten seiner Titelcharaktere, die sich einander vermittels einer in dieser Vollendung selten auf der Leinwand zu sehenden, bittersüßen Melancholie annähern und hernach nicht mehr loslassen. Der Genuss des Films ist bezogen auf Gaumenfreude und Effekt somit in etwa gleichzusetzen mit dem einer Flasche edlen Marsalas.
Die erst im letzten Jahr farbrestaurierte Fassung lässt Gardners rote Lippen und Masons schlechte Zähne nochmal in ganz neuem Licht erstrahlen und verleiht "Pandora" noch ein ergänzendes Flair schwerer Bernsteinromantik.

9/10

Albert Lewin Stierkampf Bonvivant Jack Cardiff Mythologie Spanien


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EQUINOX (Jack Woods, Dennis Muren/USA 1967/1970)


"That's a whole lifetime of nightmares."

Equinox (Eine Reise ins Übernatürliche) ~ USA 1967/1970
Directed By: Jack Woods/Dennis Muren


Bereits ein Jahr sitzt der nurmehr katatonische Ex-Student Dave (Edward Connell) in der Klappsmühle, genauer gesagt seit er behauptet hat, in den Bergen von einem führerlosen Auto angefahren worden zu sein. Ein Umhängekruzifix ist der einzige Gegenstand, der für Dave noch eine Bedeutung zu haben scheint. Ein Reporter (James Philips) interessiert sich vordringlich für den Fall und lässt sich von Daves Therapeuten eine Tonbandaufnahme vorspielen, auf der er kurz nach seiner Einlieferung seine Geschichte erzählt. Diese handelt von einem verschwundenen Wissenschaftler (Fritz Leiber) bösen Buch, Monstern, Paralleldimensionn und dem Teufel (Jack Woods) persönlich.

Zunächst sei vorausgeschickt, dass es sich bei der von mir in Augenschein genommenen Version um die für den Kinoeinsatz nachträglich erweiterte und umstrukturierte Fassung handelt - Murens "unverfälschtes" Original habe ich noch nicht gesehen. Wird beizeiten aber nachgeholt, bereits um des bloßen Vergleiches Willen.
Angesichts des Minimalbudgets jedenfalls, mit dem der spätere SF/X-Wizard Dennis Muren dieses ehrgeizige Projekt bereits zu Collegezeiten realisiert hat, darf man bunte Legoklötzchen staunen über das schnuckelige Resultat. Nicht umsonst ist der vorsätzlich artifiziell gestaltete "Equinox" zu einem leuchtenden Beispiel für angehende Filmemacher avanciert, dem beispielsweise Raimis "Evil Dead" unübersehbar eine Menge zu verdanken hat. Die putzigen Experimente mit Stop-Motion machen ihrem großen Mentor Ray Harryhausen alle Ehre und selbst die lächerlich simpel gestalteten Projektionseffekte sind schön anzuschauen. Neben den lustigen Monstern ist der größte Star des Films fraglos der von Jack Woods himself gemimte Ranger Asmodeus, bei dem es sich - der Name verrät's dem Kenner - natürlich um niemand geringeren als Luzifer persönlich handelt. Im Zuge einer wilden Semi-Vergewaltigung der schnittigen Barbara Hewitt hält er einige Grimassen in die Kamera, die selbst einen Jerry Lewis vor Neid erblassen lassen dürften.
Ein Wunder eigentlich, dass sich bislang noch niemand an ein großbudgetiertes Remake gemacht hat; hinreichend Potential hat die Story allemal. Außerdem landet ja heuer auch sonst jeder halbseidene Mist in güldener Verpackung auf der Leinwand.

6/10

Jack Woods Independent Daemon Riese Dennis Muren Monster Teenager Psychiatrie Journalismus





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Funxton

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