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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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NIGHTBREED (Clive Barker/USA 1990)


"It's Shangri-La on dope. We love it."

Nightbreed (Cabal - Die Brut der Nacht) ~ USA 1990
Directed By: Clive Barker


Der junge Aaron Boone (Craig Sheffer) wird von Visionen der angeblich unter einem Provinzfriedhof liegenden Stadt Midian heimgesucht, in der Dämonen hausen sollen. Boone kann nicht ahnen, dass sein Therapeut Dr. Decker (David Cronenberg) zugleich ein gesuchter Serienkiller ist, der ganze Familien abschlachtet und davon besessen ist, dem Menschen seine strukturelle Reinheit wiederzugeben. Nachdem Boone Midian tatsächlich ausfindig gemacht hat, sorgt Decker dafür, dass sein Patient von Polizeikugeln durchsiebt wird. Doch Boone erwacht zu neuem Leben und wird nun von den Bewohnern Midians, einer illustren Mutantenschar mit teils unheimlichen Fähigkeiten, akzeptiert. Doch Decker und eine ganz Polizeikohorte sind Boone und seiner neuen Familie bereits auf den Fersen.

In bester Tradition von Tod Brownings' "Freaks" und dem Marvel-Comic "X-Men", allerdings versetzt mit dem überbordenden Visualismus seines Autors, steht der ziemlich wunderbare "Nightbreed". Craig Sheffer alias Aaron Boone wird hier nach seinem Initiationsritus, der freilich auch seinen gewaltsamen Tod beinhaltet, zu 'Cabal', einem auserwählten Messias, Anwalt und Rebellenführer der Unterwelt, der den Negierten und Ausgestoßenen, die allerdings nicht nur stolz genug sind, ihre Isolation zu akzeptieren, sondern sie auch zu wählen und zu leben, ein Stück vergessener Freiheit wiederverschafft. Die finstere, mit manchmal eher unschönen Bildern kokettierende Monsterromantik Barkers, die dem, was landläufig wohl als "unästhetisch" bezeichnet würde, recht nahe kommt, ist wohl tatsächlich nicht für jedermann gemacht, dürfte aber allen wahren Anhängern Barkers viel Freude bereiten. In seinen immer auch geflissentlich bis stark erotisch konnotierten Phantasien verarbeitete der Brite seine eigene Homophilie und feierte ein unerkanntes, frühes Coming out.
Die Sympathie für seine physiologischen Outsider, unter denen sich auch ein sehr ungleich aussehendes homosexuelles Pärchen befindet, ist geprägt von leidenschaftlicher Abgestoßenheit und einer gleichermaßen großen Faszination, das von Barker entworfene Filmuniversum, in dem ausgerechnet David Cronenberg als sorgsam gekleideter Psychologe die ganze Dämonie des etablierten Humanbürgers repräsentiert, von ungeheurer Sogkraft.
Gehört großflächig wiederentdeckt.

8/10

David Cronenberg Serienmord Mutant Monster


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PRINCE VALIANT (Henry Hathaway/USA 1954)


"'Traitor' is a word that losers give to winners."

Prince Valiant (Prinz Eisenherz) ~ USA 1954
Directed By: Henry Hathaway


Der Wikingerprinz Valiant (zu deutsch 'Eisenherz', Robert Wagner), Sohn des exilierten Königs Aguar (Donald Crisp), soll nach Camelot gehen, um dort zum Ritter ausgebildet zu werden und an seines Vaters statt die unchristianisierten Barbaren des Nordens zurückzuschlagen. Am Hofe König Artus' (Brian Aherne) gewinnt Valiant neue Freunde (Sterling Hayden) und Feinde (James Mason).

Frühe Comicverfilmung eines frühen Comics. Die herrlich illustrierten, durch die ausschließliche Untertitelung der Bilder dem klassischen Comicbegriff nicht ganz zuzuordnenden King-Features-Abenteuer von Hal Foster bildeten neben Zeitgenössischem wie "Flash Gordon" und "Tarzan" ein schmuckes Gattungsbeispiel und erwiesen sich, von den wenigen originären Fantasy-Elementen wie Hexen und Monstern abgesehen, als treffliche Grundlage für die Fox, um einmal mehr die Kinoqualitäten ihres 1954 gerade sein Einjähriges feiernden CinemaScope zu demonstrieren. Routinier Hathaway verkaufte die Mär als klassischen Ritterfilm im Stile der damals noch jungen "Ivanhoe" und "Knights Of The Round Table", der natürlich ebenfalls die Artussage zum Sujet hatte. Das Script verzichtete auf besagte Mystikdreingaben und manche der komplizierten personellen Verflechtungen der Vorlage. Valiant ist hier zwar wie in der Bildergeschichte ein tolldreister Jungspund mit dem Herzen am rechten Fleck, erscheint aber gleich von Beginn an weitaus weniger urwüchsig als sein graphisches Vorbild und eignet sich die höfische Etikette Britanniens im Blitztempo an. Schließlich gilt es ja auch, nach neunzig Minuten den erlösenden Ritterschlag zu empfangen und dafür einiges an Abenteuerlichem auf sich zu nehmen. Mit herrlichen matte paintings und Miniaturbauten versehen und von einer luxuriösen Darstellergarde veredelt (Ford-Haudegen Victor McLaglen als Wikingerhäuptling Boltar ist eine echte Schau), gibt es an dem naiven Vergnügen für Freunde des klassischen Hollywood nur wenig zu mäkeln. Zu dem 'wenigen' zählt natürlich Wagners völlig bescheuerte Frisur, aber die gehört eben - das Reimen ist des Buckligen Lust - zur Sachnatur.
Werde in Bälde noch die aktualisierte Hickox-Version von 97 nachschieben.

7/10

Ritter Comic Artussage Mittelalter Wikinger Tafelrunde Henry Hathaway


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WHERE THE WILD THINGS ARE (Spike Jonze/USA 2009)


"Happiness is not always the best way to be happy."

Where The Wild Things Are (Wo die Wilden Kerle wohnen) ~ USA 2009
Directed By: Spike Jonze


Nachdem der kleine Max (Max Records) mal wieder das Maß verloren und den Besuch eines Freundes (Mark Ruffalo) seiner alleinerziehenden Mutter (Catherine Keener) mit lauthalsem Protest und Geheule quittiert hat, rennt er davon, findet ein Segelboot und reist über die See zur Insel der Wilden Kerle, die Max als ihren König annehmen.

Maurice Sendaks wunderbares Bilderbuch, das eigentlich mehr für Erwachsene als für Kinder geschrieben wurde und ganz im Zeichen einer weichen Frühsechziger-Pädagogik steht, begleitet mich schon mein ganzes Leben. Im Kindergarten dürften die "Wilden Kerle" die ersten Monstergestalten gewesen sein, mit denen ich faszinierten Kontakt aufnehmen konnte, und nachdem ich selbst mir im Laufe der Jahre das Buch aus unterschiedlichen Gründen bereits dreimal neu gekauft habe, gehört es bei mir längst zum didaktischen Stamminventar. Umso erfreuter und gerührter nahm ich die ja im Vorfeld sehr lange bekannten und infolge von Studioquerelen regelmäßig unterbrochenen Verfilmungspläne des formidablen Spike Jonze wahr. Um die auf ihre wesentlichsten Elemente heruntergebrochene Geschichte von Sendak in einen abendfüllenden Spielfilm zu transferieren, bedarf es wohl zwangsläufig einer Freiheiten und Ausschmückungen. Über Max bzw. den Film-Max erfahren wir manches, das bisher im Verborgenen lag: Dass er eine Schwester (Pepita Emmerichs) hat zum Beispiel, dass er seinen Dad kaum kennt und nicht sehr viele Freunde hat. Und auch die ihren graphischen Vorbildern allesamt sorgfältigst nachempfundenen wilden Kerle erleben hübsche Individualisierungsprozesse. Sie bekommen so nette Namen verliehen wie Carol, Judith, Ira oder KW und ihre jeweils ganz eigenen Charakterzüge auf die pelzigen Leiber geschrieben. Außerdem freundet sich Max mit manchen von ihnen richtig dicke an, während andere lieber unter sich bleiben. Fürderhin ist hier nicht so recht klar, ob Maxens Reise zu den wilden Kerlen ein Traumelement bleibt oder ob er sie tatsächlich vollzieht, ihre filmische Einbindung jedenfalls lässt im Gegensatz zu der literarischen beide Interpretationen zu. Ist aber letzten Endes egal und für die Effektivität der Story überdies zweitrangig.
Dem Film tut die Entscheidung betreffs dieser unterschiedlichen Aus- und Umbauten jedenfalls sehr gut; sie verleihen ihm, mitsamt der tollen musikalischen Untermalung natürlich - Songs von Karen O von den Yeah Yeah Yeahs und einem Kinderchor - seine eigene, zuweilen nicht eben unentwegt fröhliche Form und emanzipieren ihn vom erzählzeitlichen Korsett der sowieso unbedingt einzigartigen Vorlage. Am Ende bleibt eines der schönsten der mir bislang bekannten Kinostücke des letzten Jahres - von Jonze hätte ich allerdings auch nichts Minderes erwartet! Nur eines bze einen habe ich vermisst: Den Wilden Seekerl aus Sendaks Buch gab's nirgends zu sehen. Schnüff.

9/10

Spike Jonze Kinder Traum Monster Insel


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THE PRINCESS AND THE FROG (Ron Clements, John Musker/USA 2009)


"Don't make me light my butt!"

The Princess And The Frog (Küss den Frosch) ~ USA 2009
Directed By: Ron Clements/John Musker


New Orleans in den zwanziger Jahren. Die ehrgeizige Kellnerin Tiana versagt sich jegliches Privatvergnügen, um den Traum ihres verstorbenen Vaters finanzieren zu können: Ein eigenes Restaurant. Als zum jährlichen Mardi Gras der schnöselige, mittellose Prinz Naveen in der Stadt auftaucht, um Tianas ebenfalls schnöselige, dafür aber umso reichere Freundin Charlotte zu heiraten, wird der sinistre Voodoopriester Dr. Facilier hellhörig. Flugs verwandelt er Naveen in einen Frosch und gibt Naveens missgünstigen Diener James die Gestalt des Prinzen, um diesen als willfährigen Mittelsmann zu missbrauchen. Nach einem folgenschweren Kuss von Frosch-Naveen verwandelt sich auch Tiana in einen grünen Hoppler. Gemeinsam landet man im Bayou, gewinnt ein paar neue Freunde und holt sich Rat bei der weisen Uralt-Zauberin Mama Odie: Wenn Naveen und Tiana noch vor Mitternacht von der mittlerweile geadelten Charlotte geküsst werden, erhalten sie ihre Menschengestalt zurück.

Disney macht nach einer bislang nie dagewesenen, fünfjährigen Pause doch tatsächlich wieder einen abendfüllenden 2D-Animationsfilm fürs Kino - der Welt ist ein Stück Ordnung zurückgegeben. Damit nicht genug, beschäftigen die Mickymäuse sogar ein eigens für die Abteilung Zeichentrick aus der Taufe gehobenes Sublabel (Walt Disney Animation Studios) - es scheint also, als könne man sich auf noch mehr freuen.
"The Princess And The Frog" ist seit dem wunderbaren "Treasure Planet" vom selben Team darüberhinaus der schönste Trickfilm des Studios. Temporeich, vor liebevollen Details und netten Songs trotzend sowie mit einer gewaltigen, an vergangene Großtaten erinnernden Reminiszenzbreite versehen, lässt der Film tatsächlich jenes alte, wohlige Gefühl aufkommen, dass manch einem von uns bereits seit frühesten Kindheitstagen vertraut sein dürfte. Eruptive Farb- und Formexplosionen während der surrealen Musiknummern (die es nebenbei locker mit denen in "Treasure Planet" aufnehmen können) nebst verrückter Einfälle wie dem Trompete spielenden, in der deutschen Fassung von Bill Ramsey gesprochenen Alligator Louis dürften darüberhinaus vor allem den rauschaffinen Disney-Gucker freudig stimmen, gemahnen sie doch an die großen LSD-Klassiker "Fantasia" und "Alice In Wonderland"
A sort of homecoming.

8/10

John Musker Ron Clements Musik Sumpf Jazz New Orleans Suedstaaten Maerchen Disney Kinder


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A NIGHTMARE ON ELM STREET PART 3: DREAM WARRIORS (Chuck Russell/USA 1987)


"Always room for one more."

A Nightmare on Elm Street 3: Dream Warriors (Nightmare 3 - Freddy Krueger lebt) ~ USA 1987
Directed By: Chuck Russell


Eine Serie von Teenager-Suiziden erschüttert Springwood. Die knapp geretteten Opfer sitzen in der geschlossenen Psychiarie. Alle haben höllische Angst vor einer Gestalt, die ihnen regelmäßig im Traum erscheint: Freddy Krueger (Robert Englund) ist wieder auf Beutezug. Der Therapeut Gordon (Craig Wasson) müht sich verzweifelt, der Lage Herr zu werden, zumal sich die Kids auch im Krankenhaus umzubringen anfangen. Da kommt ihm die Unterstützung duirch seine neue Kollegin Nancy Thompson (Heather Langenkamp) gerade recht - scheint diese doch genau zu wissen, was seine jungen Patienten umtreibt. Mithilfe der sensiblen Kristen (Patricia Arquette) und den vereinten Kräften der übrigen Jugendlichen findet Nancy einen Weg, gegen Freddy zu bestehen.

Mein Lieblingsfilm der Reihe. Russell integriert in seinem Beitrag offene Fantasy-Elemente, indem er seinen in der Realität unter Behinderungen, Drogensucht und Verhaltensauffälligkeit leidenden Helden in ihren Träumen jeweils spezielle Fähigkeiten verleiht. Das Traumkonzept erreicht bei ihm ganz neue, freigiebige Dimensionen, die vor allem durch die wirklich erstklassige Arbeit der Effektespezialisten an so beängstigender wie faszinierender Glaubwürdigkeit gewinnen. Scheinbar analog zu dem Umstand, dass man eine Menge an Privatdetails über ihn erfährt, wird auch Freddys Macht größer (eigentlich ist spätestens mit diesem Film klar, dass man ihm nie wirklich den Garaus wird machen können) und seine Mordvarianten kreativer: Er tritt als Riesenschlange auf, als gigantischer Marionettenspieler, als lebendig gewordener Fernseher. Mittlerweile ist das berüchtigte, nunmehr mit Brettern vernagelte Elm-Street-Haus Nr. 1428 ganz zu seinem Privatdomizil geworden, in das er seine Opfer "einlädt", um dort mit ihnen Katz und Maus zu spielen - ein weiteres, altbekanntes Genremotiv, das hier in überaus gelungener Weise Einzug hält. John Saxon tritt nochmal als Lt. Thompson an und gefällt hier, versoffen und am Boden, noch wesentlich besser als im Original; schließlich gibt es, eine feine Harryhausen-Hommage, das Duell Wasson vs. Freddys verkohltes Stop-Motion-Skelett.
Auch losgelöst vom Franchise und somit inhärent betrachtet ein wirklich wunderbares Genrestück, das man ob seiner Detailfülle gar nicht oft genug anschauen kann.

10/10

Traum Chuck Russell Sequel Psychiatrie Monster Teenager Slasher Splatter Alkohol Freddy Krueger Wes Craven Bruce Wagner


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A LIFE LESS ORDINARY (Danny Boyle/UK, USA 1996)


"Right, you daughter! I have your asshole here!"

A Life Less Ordinary (Lebe lieber ungewöhnlich) ~ UK/USA 1996
Directed By: Danny Boyle


Die Engel Jackson (Delroy Lindo) und O'Reilly (Holly Hunter) erhalten von ihrem Boss Gabriel (Dan Hedaya) den Auftrag, die beiden ungleichen Individuen Robert Lewis (Ewan McGregor) und Celine Naville (Cameron Diaz) zu verkuppeln. Dabei sieht zunächst alles danach aus als wäre dies unmöglich: Robert ist eine arbeits- und mittellose Reinigungskraft, Celine die verwöhnte Tochter eines millionenschweren Industriellen (Ian Holm). Zudem nimmt Robert Celine als Geisel, um ihren Vater zu erpressen. Jackson und O'Reilly lassen sich von diesem anheuern, um mehr Einfluss auf das Geschehen zu erhalten, doch stellen sie sich kaum weniger dämlich an als ihre Zielobjekte.

Nach dem gewaltigen filmischen Rundumschlag "Trainspotting" war wohl ein gewisses kreatives Loch für Danny Boyle unumgänglich. Der umfassende Erfolg seiner letzten Arbeit bescherte dem Regisseur zwar einen Dreh in den Staaten und eine prominente Besetzung, dafür haperte es jedoch etwas mit der Tragfähigkeit der erzählten Geschichte. "A Life Less Ordinary" taumelt der willkürlichen und in den allermeisten Fällen nicht gekonnten Pseudoexzentrik hinterher, die das weltweite "Independent"-Kino (das diese Bezeichnung eigentlich kaum mehr verdiente) im Tarantino-Gefolge infizierte. Im Klartext heißt das: Eine tolldreiste Romanze, eine gutes Pfund criminal craziness, ein paar glänzende Handfeuerwaffen und ein paar makabre Gewaltspitzen, gekoppelt mit einer schicken visuellen Umsetzung und einem hippen Soundtrack. Nun, allein letzterer war im Falle "Trainspotting" um Einiges sorgsamer kompiliert und auch der Rest schrappt ziemlich häufig recht knapp an der Nervigkeitsgrenze vorbei. Ein weniger talentierter Regisseur hätte damit auch schallend auf die Schnauze fallen können. So aber ist "A Life Less Ordinary" eben ein weithin müßiges Zeitprodukt, ganz nett, de facto aber nurmehr aus Komplettierungsgründen brauchbar.

5/10

Engel Danny Boyle Schwarze Komödie


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THE KEEP (Michael Mann/USA 1983)


"What's all the shooting in the village, huh?"

The Keep (Die unheimliche Macht) ~ USA 1983
Directed By: Michael Mann


Rumänien, 1941: Wehrmachtsoffizier Woermann (Jürgen Prochnow) will eine seltsame Bergfeste in den Karpathen in Beschlag nehmen, da in der Gegend dem Vernehmen nach Partisanen am Werk sind. Obwohl die Soldaten eindringlich gewarnt werden, vergreifen sie sich an den silbernen Artefakten in der Burg und entfesseln eine tödliche Macht unbekannten Ursprungs. Bald darauf trifft auch eine SS-Kompanie unter der Führung des gestörten Major Kaempffer (Gabriel Byrne) in dem Dorf ein, die das in Verbindung mit den ünbernatürlichen Ereignissen stehende Ableben diverser Soldaten untersuchen soll. Just imselben Moment wird in Griechenland ein seltsamer Mensch names Trismegestus (Scott Glenn) auf die freigewordenen Energien aufmerksam...

Was Michael Mann mit seinem zweiten abendfüllenden Werk wirklich im Sinn hatte, lässt sich angesichts dieses nurmehr existenten Fragments von einem Film kaum mehr nachvollziehen - in jedem Fall liest man ja viel an später Ehrenrettung über "The Keep"; dass er ursprünglich eine Länge von über drei Stunden gehabt haben und wesentlich aufschlussreicher gewesen sein soll, dass die Paramount wild darin herumgeschnippelt und von Manns ursprünglicher Vision nichts mehr übriggelassen habe etc. pp. Tatsache ist aber doch, dass man zumindest in den meisten Fällen von selbst von Studioseite verstümmmelten Werken noch zumindest rudimentär etwas von dem basalen Potenzial erahnen kann, das ihnen einst innewohnte. Im Falle "The Keep" aber geht das nicht. Die seltsamen, manchmal schönen, zumeist jedoch zwischen den zwei Polen 'kryptisch' und 'albern' dargereichten Bilder werden mehr durch die sphärische Musik von Tangerine Dream zusammengehalten als durch die (nunmehr?) brüchige, inkonsistente Narration. Zunächst ist man angesichts der auf der Besetzungsliste stehenden Namen noch angetan von dem, was Mann an darstellerischer Größe für seinen Film aufgetan hat, dann jedoch erlebt man vornehmlich wildes Chargieren und großflächige Ratlosigkeit, selbst auf Seiten gestandener Mimen vom Schlage eines Ian McKellen. Das Ganze lässt sich zwar durchaus noch anschauen (am besten vermutlich unter Einfluss bewusstseinserweiternder Substanzen), zumal unter dem Label eines der gegenwärtig wohl weltbesten Filmemacher; auf der anderen Seite jedoch lässt sich mutmaßen, dass, wäre dies kein Film von Michael Mann, er heute wohl bestenfalls unter Kuriositätensammlern einen Namen genösse.

5/10

WWII Nationalsozialismus Michael Mann Monster


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CORALINE (Henry Selick/USA 2009)


"How dare you disobey your mother!"

Coraline ~ USA 2009
Directed By: Henry Selick


Hinter einer übertapezierten Tür ihres neuen Hauses entdeckt die kleine Coraline den Eingang in eine Art Parallelwelt. Dort waren ihre "anderen Eltern" auf sie, welche im Gegensatz zu ihrer realen Mum und ihrem realen Dad, die für das Mädchen von Berufswegen nur wenig Zeit haben, überaus fürsorglich sind - nur dass sie Knöpfe anstelle von Augen haben. Coraline bekommt hier köstliches Essen serviert, hat ein traumhaftes Kinderzimmer und wird in der Nachbarschaft zu prächtigen Shows und Revueen eingeladen. Irgendwann jedoch muss sie feststellen, dass all das nur Fassade ist und ihre "andere Mutter" eine bösartige Hexe, die es nur darauf abgesehen hat, Coraline, wie schon andere Kinder zuvor, für immer an ihre Welt zu binden.

Nicht ganz so atmosphärisch dicht daherkommend wie Neil Gaimans an Lewis Carroll orientierte, zauberhafte Vorlage, bewahrt Selicks per prachtvoller Stop-Motion animierte Adaption dennoch den Geist des Romans. Es geht um erste pubertäre Widerborstigkeitsphasen,jenes seltsam unentschlossene Gefühl zwischen dem Eindruck eines sich peu à peu einschleichenden Aufmerksamkeitsmangels von "oben" und dem Drang zur persönlichen Mündigkeit sowie der schließlich unweigerlichen Gewissheit, eines gewissen Unzufriedenheitspotenzials zum Trotze am Ende doch stets das sichere eigene statt eines alternativen Zuhauses zu wählen. Wie Myriaden anderer Kinder an der Schwelle zum Erwachsenwerden muss auch Coraline (nicht etwa Caroline) Jones diese notwendige Erfahrung machen - auf beschwerliche, wenn auch umso phantastischere Art und Weise. Möglicherweise ist auch alles bloß ein Produkt ihrer überbordernden Phantasie - aber wen interessiert das letzten Endes?

8/10

3-D Henry Selick Kinder Neil Gaiman Hexen


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WAXWORK II: LOST IN TIME (Anthony Hickox/USA 1992)


"A kiss at the point of death is more pleasurable than the most intense orgasm imaginable..."

Waxwork II: Lost In Time (Spaceshift - Waxwork 2) ~ USA 1992
Directed By: Anthony Hickox


Mark (Zach Galligan) und Sarah (Monika Schnarre) haben den Kampf gegen Lincoln und seine Monster gewonnen, doch die Hand einer der Kreaturen verfolgt Sarah bis nach Hause und erwürgt ihren Stiefvater (George "Buck" Flower). Da Sarah die Hand im Müllzerkleiner zerhäckselt, fehlt ihr vor Gericht jeder Beweis, die Tat nicht selbst begangen zu haben. Mark kommt auf die Idee, erneut eine Reise in die Dimensionen anzutreten, um dort nach Beweisstücken für Sarahs Unschuld zu suchen. Zusammen geraten die beiden in das Paralleluniversum Cartagra, in dem sämtliche Gruselgeschichten zum Leben erwacht sind und der Kampf Gut gegen Böse ewig währt.

Ganze vier Jahre nach "Waxwork" stellte Hickox das Sequel her, das sich ganz unbedarft vornehmlich auf die jüngeren Genreklassiker stützt, wo der erste Teil noch mehr im Schwarzweißmilieu der alten Universal-Filme daheim war. "The Haunting", "Dawn Of The Dead" und "Alien" werden zitiert, die Kernepisode gegen Ende versucht dann jedoch durch Eigenständigkeit zu glänzen und entwirft ein frühmittelalterliches Szenario um den bösen Scarabis (Alexander Godunov), der niemand geringerem an den Kragen möchte als König Artus (John Ireland) persönlich.
Man möchte meinen, Hickox habe, besonders in Anbetracht der zeitlichen Distanz zwischen beiden Arbeiten, aus den Schwächen des Vorgängers gelernt, doch weit gefehlt. Abgesehen davon, dass das Produktionsdesign der Fortsetzung hier und da wirkungsvoller, weil sorgfältiger arrangiert ausfällt, suhlt sich auch dieses wieder in einer hoffnungslos unpassenden Langsamkeit, die sich wohl einzig dadurch erklären lässt, dass Hickox selbst das gemächliche Erzähltempo bevorzugt. Weiterhin sollte man, vorausgesetzt man gehört zu jener glücklichen Sorte Filmeschauer, die des Ausblendens mächtig sind, niemals bestimmte Logikfragen stellen, denn auch mit deren Beantwortung lässt Hickox uns ziemlich allein auf weiter Flur.
Da reißen die wiederum liebevollen Arrangements sowie der starke Auftritt von Bruce Campbell glücklicherweise vieles wieder raus.

5/10

Artussage Splatter Zombies Anthony Hickox Independent Sequel Monster


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WAXWORK (Anthony Hickox/USA 1988)


"Would you like... a closer look?"

Waxwork (Reise zurück in der Zeit) ~ USA 1988
Directed By: Anthony Hickox


Der sinistre Mr. Lincoln (David Warner) hat vor vielen Jahren einen Teufelspakt geschlossen und versucht diesen nun mithilfe seines Wachsfigurenkabinetts einzulösen. In diesem sind 18 wohlbekannte Horrorszenarien nachgestellt, bei denen allerdings teilweise noch die Opfer fehlen. Diese organisiert Lincoln, indem er unwissende Teenager in sein Haus einlädt und sie durch ein Dimensionstor in die jeweils nur scheinbar wächserne Szene stößt. Der verwöhnte Teensnob Mark (Zach Galligan und seine Freundin Sarah (Deborah Foreman) kommen Lincoln auf die Schliche und sagen ihm mithilfe von Marks Patenonkel Sir Wilfred (Patrick Macnee) den Kampf an.

Die Idee, den klassischen Monsterheroen durch ihre Wiedervereinigung eine besondere Reminiszenz zu erweisen ist fast so alt wie die ersten Laemmle-Produktionen für die Universal. Auch in den Achtzigern ließ Fred Dekker mit seiner "Monster Squad" ein entsprechendes Vehikel auf sein Publikum los; "Waxwork" gliederte sich in ebenjene Schiene monströser Klassenfilme ein. Nacheinander begegnen die teenage heroes bzw. victims dem Wolfsmenschen (John Rhys-Davies), dem Grafen Dracula (Miles O'Keefe), der Mumie (Paul Badger), den lebenden Toten sowie einem äußerst peitschfreudigen Marquis de Sade (J. Kenneth Campbell) und schlagen diese mal mehr, mal minder erfolgreich zurück.
"Waxwork" steckt einerseits voller witziger und guter Einfälle, deren Umsetzung andererseits jedoch an einem schlechten Gespür für timing krankt. Man erahnt angesichts der diversen Gags, dass Hickox neben einer recht blutrünstigen Bebilderung seiner Mär auch einen slapstickhaften Duktus im Sinn hatte, dem aber durch eine teils unpassend gemächliche und allzu gedehnte Narration sowie eine für diese Prämisse viel zu niedrige Schnittfrequenz eine adäquate Realisation verwehrt blieb. Schade, meint man doch permanent, das unausgeschöpfte Potenzial des Films förmlich zu riechen.

5/10

Vampire Mumie Werwolf Monster Marquis de Sade Independent Anthony Hickox Splatter





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Funxton

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