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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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STARSHIP (Roger Christian/AU, UK 1984)


"What are you doing, Lorca?"

Starship (Redwing - Flucht vor den schwarzen Droiden) ~ AU/UK 1984
Directed By: Roger Christian

In ferner Zukunft hat die Menschheit weite Teile des Alls erschlossen und arbeitswillige Kolonisten zu entlegensten Planeten entsendet, um dort unter unzumutbaren Bedingungen Rohstoffe abzubauen. Zeitgleich schreitet die Entwicklung künstlicher Intelligenzen voran. Eine neue Droiden-Generation ist den mittlerweile aufbegehrenden Arbeitern hinsichtlich ihrer Effektivität deutlich überlegen: Sie ist stärker, loyaler, benötigt weder Versorgung noch Entgelt und stellt vor allem keine Fragen. Man beginnt somit, gewerkschaftlich organisierte Arbeitskräfte zu "entsorgen", indem man wenige von ihnen zur Erde zurückschickt und die, "die nicht vermisst werden", großflächig zu liquidieren. Der junge Lorca (John Tarrant), seine Freundinnen Abbie (Donogh Rees) und Suzi (Cassandra Webb) und der kleine Droid Grid (Deep Roy) stellen sich gegen den bösen Jowitt (Ralph Cotterill), den Kopfgeldjäger Danny (Hugh-Keays-Byrne) und ihre Droiden-Armee.

Ob "Starship" nun unter dem Siegel 'Ozploitation' firmiert oder nicht, ist ja eigentlich unerheblich. Als sehr klein budgetierter Sci-Fi-Film, der zumindest stellenweise von hehrer Ambition zeugt, lässt er sich jedenfalls noch heute ganz ordentlich an. Seiner sozialistisch orientierten Geschichte, die vom ewigen Kampf der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter berichtet und die für ein "Star Wars"-geschultes, tolerantes Genrepublikum aufbereitet wurde, ist jedenfalls keine Kritik entgegenzubringen. Die australische Ödnis mitsamt ein paar gigantischen LKW gibt eine knorke Kulisse ab, die wenigen Weltraum-Sequenzen sehen vernünfig aus. Zwar fehlt dem Nachwuchshelden mit seinem kleinen, schwatzhaften Droiden (unter dessen Rüstung sich der unverwüstliche Deep Roy verbirgt) eine graue Eminenz vom Schlage eines Alec Guinness und auch sonst wirkt das Ganze doch sehr viel kleinformatiger, sein Herz jedoch trägt "Starship" stets am rechten Fleck. Als Zeugnis außerdem, was noch vor dreißig Jahren im Kino gezeigt werden durfte, ohne sich von den Leuten als unmöglicher Exot verlacht zu finden (ich erinnere mich noch lebhaft an die Aushänge in unserer Lichtburg), ist "Starship" ein unverzichtbarer Kulturspiegel.

6/10

Roger Christian Zukunft Roboter


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EDGE OF TOMORROW (Doug Liman/USA, AU 2014)


"You see, this isn't the first time."

Edge Of Tomorrow ~ USA/Australien 2014
Directed By: Doug Liman

In nächster Zukunft werden große Teil der Erde von aggressiven Aliens mit Kollektiv-Bewusstsein, den sogenannten 'Mimics' überrannt. Der Krieg gegen die Invasoren, der bereits das gesamte europäische Festland kostete, ist auch ein Medienereignis: Der Ex-Werbefachmann Bill Cage (Tom Cruise) schlachtet den Konflikt medienwirksam aus und betätigt sich erfolgreich als Propaganda-Offizier - bis er selbst zur Front verdonnert wird. Dort trifft er auf einen "Alpha-Mimic" - was ihn nur für eine Schrecksekunde das Leben kostet, denn danach erlebt Cage diesen selben, schicksalhaften Tag immer aufs Neue - bis er endlich einen, nur überaus schwierig zu erreichenden - Ausweg aus seiner persönlichen Zeitschleife findet.

Die Zeitschleife ist schon seit längerem ein beliebtes, mehr oder weniger regelmäßig reaktiviertes Science-Fiction-Motiv, das sich aufgrund seiner häufig komisch kontextualisierten Missgeschicke ebensosehr für schwarzhumorige Exkursionen anbietet. Das gelungenste Beispiel für dieses kleine Subgenre bleibt Harold Ramis' "Groundhog Day", in dem Bill Murray erst den durchweg perfekten Tag gestalten und die Abkehr von seinem Zynismus meistern muss, um dem Zeitschleifen-Fluch zu entrinnen. Auch in "Edge Of Tomorrow" hängt der Ausweg mit der Erfüllung einer Mission zusammen - wobei dies lediglich im transzendenteren Sinne der Fall ist; im Prinzip genügt bereits eine Bluttransfusion, um die "Fähigkeit" der Zeitrückstufung, wie Limans Film sie verkauft, einzubüßen. Doch soll gerade dies eben nicht passieren, oder zumindest darf die Figur des Bill Cage nicht mit dieser Option liebäugeln, denn er ist, wie sich herausstellt, die letzte und einzige Hoffnung der Menschheit, trotz deren Übermacht doch noch gegen die Mimics reüssieren zu können. Diese beziehen ihre gewaltige Übermacht nämlich just aus der Fähigkeit ihres Zentralgehirns, des "Omega"-Mimic, die Zeit zurückdrehen zu können und besitzen somit einen steten, strategischen Vorteil ihren Gegnern gegenüber. Doch Bill Cage - und ebenso seine Gespielin Rita Vrataski (Emily Blunt) - wissen ebenfalls um die Vorteile jener Gabe und nutzen sie gegen den Feind. Man könnte diese interessante Plotline auch böszungig auf ihren eigentlichen Kern herunterbrechen: Tom Cruise, Sonnenschein wie eh und je, ist noch derselbe "Maverick" wie in "Top Gun" 28 Jahre zuvor, ein opportunistischer Nachwuchs-Macho, der erst Bußfertigkeit lernen muss, um zum Mann zu werden. Als Bill Cage, der Mann in der Zeitschleife, genügt dies jedoch nicht ganz: Anders als Bill Murray, der den perfekten Tag zu durchleben hatte, liegt Tom Cruises Aufgabe darin, vom arroganten, feigen Selbsträsonisten zum perfekten Soldaten zu werden. Erst durch perfektes, unzählige Male durchexerziertes Training, das sich selbst vom Tod nicht einschränken lässt, gelingt es Bill Cage, seine schicksalhafte Mission, die Rettung der Erde nämlich, zu erfüllen. Ein Schelm, wer da hubbard'sches Erlösertum wittert; seinen ätzenden Pro-Militarismus, der ein bisschen daherkommt wie "Starship Troopers" ohne Subebene, kann der Film allerdings auch vermittels seiner glänzenden, technischen Perfektion nicht verhehlen. Man unterhält sich vortrefflich, unleugbar dumpf und schal aber ist das alles nichtsdestotrotz, besonders nach dem letzten Vorhang.

7/10

Doug Liman Aliens Invasion Militär Zeitschleife London Paris


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NOSTRADAMUS (Roger Christian/F, UK, D, RO 1994)


"I have seen paradise."

Nostradamus ~ F/UK/D/RO 1994
Directed By: Roger Christian

Michel De Nostradame (Tchéky Karyo) lebt und wirkt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Frankreich. Er betätigt sich unter anderem als Astrologe, Mediziner, Apotheker, Parfümbrauer, Geheimlogist, Literat und nicht zuletzt als von Katharina De Medici (Amanda Plummer) anerkannter Königshausprophet. Er sorgt für entscheidende Fortschritte bei der Bekämpfung der Beulenpest und verheiratet sich ein zweites Mal, nachdem seine erste Gattin Marie (Julia Ormond) nebst Kindern der Seuche zum Opfer gefallen ist. Mehrfach entgeht er der Verhaftung und Hinrichtung als Ketzer, derweil seine Visionen mit zunehmendem Alter immer intensiver und häufiger vorkommen.

Als eine historische und gewissermaßen historizierte Lieblingsgestalt vieler Verschwörunstheoretiker und Weltuntergangs-Apologeten, der u.a. den Tod des amtierenden Königs Heinrich II (Anthony Higgins), die Batholomäusnacht, die französische Revolution, die Weltkriege des 20. Jahrhunderts und den Aufstieg Hitlers vorauszusagen pflegte (sowie, zumindest zufolge der letzten Filmszene, einen Menschheitsexodus Richtung Weltall um das 30. Jahrhundert infolge der endgültigen Zerstörung der Erde), erhielt Nostradamus mit Roger Christians kleinem Biopic auch sein pokulturell konsumierbares Manifest. All die Unbill der spätmittelalterlichen Misanthropie wird darin herausgekehrt; von der Macht und Willkür der Inquisition über Hexenverbrennung und frühe Geheimlogengründungen bis hin zur längst verfilzten, wissenschaftlichen Arroganz der herrschenden Kräfte. All das gehört natürlich stets zum "guten Ton" eines entsprechenden Zeitporträts. Wie zu lesen ist, hält der Film sich zumindest relativ eng an die bekannten, biographischen Eckdaten von Nostradamus' Vita; bezüglich seiner Visionen und vor allem deren Interpretationen jedoch dürfte viel Folklore mit ihm Spiel sein. Seine Prophezeiungen erschienen damals in Schriftform als jährlich publizierte Almanachen, die sich, wie man später ermittelte, häufig längst niedergeschriebenen Gedankenguts bedienten und ebenso sehr interpretationsbedürftig waren, was eine multiple Auslegung ihres Realitätsgehalts ermöglicht.
Christians Film will von derlei natürlich nichts wissen und reitet in all seiner maßlosen Heldenverklärung ganz auf der zu seiner Entstehungszeit gerade schwer angesagten Nostradamus-Renaissance-Welle mit, zumindest semi-erfolgreich. Betrachtet man dies Biopic unter einem eher distanzierten, vielleicht campigen Aspekt, kann es hier und da durchaus Freude bereiten, zumal es in einigen Nebenrollen trefflich besetzt ist.

6/10

Roger Christian period piece Biopic Historie Mittelalter Frankreich Camp Inquisition


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SOLARBABIES (Alan Johnson/USA 1986)


"Try SURGICAL ALTERATION. Ever heard of it?"

Solarbabies (Solarfighters) ~ USA 1986
Directed By: Alan Johnson

Nach dem Großen Knall ist die Erde zu einer einzigen, große Wüstenei verdorrt. Die letzten Wasservorkommen werden nach mehreren Öko-Kriegen vom "Protektorat" und dessen allgegenwärtiger "E-Polizei" kontrolliert. Die vielen verwaisten Kinder und Jugendlichen wachsen in Erziehungscamps auf, wo sie zu Nachwuchs für die E-Polizei gedrillt werden. Jason (Jason Patric) und seine fünf Freunde Terra (Jami Gertz), Daniel (Lukas Haas), Metron (James Le Gros), Rabbit (Claude Brooks) und Tug (Peter DeLuise) vertreiben sich die Zeit jedoch lieber mit unerlaubten (aber geduldeten) Skateball-Spielen, bei denen sie als 'Solarbabies' stets reüssieren. Nach einem solchen entdeckt Daniel, der Jüngste der Gruppe, eines Tages in einer Höhle ein außerirdisches Artefakt, eine pulsierende Kugel mit dem Namen Bohdai. Diese verfügt offenbar nicht nur über eine eigene Intelligenz, sondern auch über gewaltige Macht. Als der fiese E-Polizist Grock (Richard Jordan) des Geheimnisses der sechs Kids gewahr wird, flieht der geheimnisvolle Einzelgänger Darstar (Adrien Pasdar) mit Bohdai in die Wüste, die Solarbabies und hinter diesen die E-Polizei auf den Fersen.

In den Achtzigern pflegte Hollywood, einzelne Teenager oder gleich ganze Gruppen von ihnen in verschiedene, bewährte oder zumindest erfolgversprechende Genre-Kontexte zu setzen. "Solarbabies" füllte die noch offene Lücke betreffs postapokalyptischer SciFi-Action im Angedenken an "das große Vorbild Mad Max" (dessen dritter und jüngster Reihenbeitrag "Beyond Thunderdome" ja bereits als einer Art "Peter-Panade" für entsprechende Liebäugeleien einstand). Natürlich kostete die Zielgruppenausrichtung den Film einiges an Härte und Zynismus; immerhin war "Solarbabies" als Film für zehn- bis zwölfjährige Kids konzipiert. Ältere Zuschauer mussten und müssen einiges an unausgegoren-potpourristischem New-Age-Geschwurbel über sich ergehen lassen: Die Guten oder das, was von ihnen noch übrig ist, verweisen stets auf mysteriöse Indianer- oder Hippie-Vorfahren, der alles kontrollierende Polizeistaat besitzt typisch nazieske Züge. Es gibt einen sadistischen Superroboter ('Terminex'), eine tote Eule, einen exzentrischen Alten (Willoughby Gray) in einem Gruselkabinett und natürlich die putzige Kugel Bohdai, die es sogar schafft, echtes Mitgefühl beim Publikum zu evozieren. Freilich bewegen sich bei "Solarbabies" die Grenzen zur völligen Albernheit in stetem Fluss, wer sich jedoch noch lebhaft an die Achtziger und ihre kunterbunten Kinoauswüchse zu erinnern vermag bzw. damals im entsprechenden Alter war, der wird den Film auf seine spezifische Art 'begreifen'.

6/10

Alan Johnson Apokalypse Wasser Wüste Dystopie Teenager Freundschaft Alien


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UNDER THE SKIN (Jonathan Glazer/UK, USA, CH 2013)


"Why do you shop at night then?"

Under The Skin ~ UK/USA/CH 2013
Directed By: Jonathan Glazer

Ein Alien (Scarlett Johansson) in attraktiver Frauengestalt lockt in der Gegend um Glasgow einsame Männer, die vorerst niemand vermissen wird, in seine Fänge, um ihnen mittels einer seltsamen Maschine das Leben aus dem Körper zu saugen. Ein paar weitere Aliens, motorradbewährt und in männlicher Gestalt, sorgen dafür, dass der Fänger seiner Tätigkeit auch adäquat nachgeht. Entkommene Individuen werden wieder eingefangen. Als es dem Jäger-Alien zuviel wird, flieht es Richtung Norden, entdeckt seine humanoiden, physischen Reize und fühlt sich sogar zu einem es umsorgenden Erdenmann hingezogen. Doch auf den Versuch körperlicher Annäherung folgt nur eine weitere Flucht. In einem abgelegenen Waldstück begegnet es schließlich seinem irdischen Schicksal...

Seine unfehlbare Sogwirkung entfaltet "Under The Skin" gleich zu Beginn: Der Zuschauer wird Zeuge, wie das mit der Fänger-Mission betraute Alien seine feminine terrestrische Gestalt erhält. Ein menschliches Auge wird unter immenser visueller Psychedelik hergestellt und angepasst, die englische Sprache wird in phonetischem Schnelldurchlauf erlernt. Die fertige Camouflage benötigt schließlich noch Kleidung und ein Fahrzeug, um sich unbehelligt fortbewegen zu können. Beinahe auf dem Fuße folgt dann die mehrfache Erfüllung der tödlichen Mission (deren Zweck verborgen beibt) sowie das mehr oder weniger unfreiwillige Studium humaner Verhaltensweisen in der Glasgower Innenstadt: Das Alien wird gemeinschaftlich mit Linse und Publikum Zeuge, wie die Leute der westlichen Welt so ihren Alltag verleben: Beim Einkaufen, bei der Kommunikation, im Schönheitssalon. Unter Verwendung versteckter Kameras fängt Glazer diese erstaunlich authentischen Situationen ein, was tatsächlich eine ungewöhnliche Wirkung hinterlässt. Auch sonst ragt der immer wieder prononcierte Cinéma-vérité-Charakter dieser wahrlich alles andere als bodenständig einzuodnenden Geschichte weit hinein in die extrem durchkomponierten Formalia des Films: Der körperlich deformierte Mann (Adam Pearson) etwa trägt keine Maske und viele der vorherigen Opfer des Aliens werden gespielt von von der Straße weggecasteten Personen. Die damit einhergehenden, künstlerischen Wagnisse sind dem bei aller Kryptik keineswegs sperrigen "Under The Skin" gar nicht hoch genug anzurechnen, denn gerade infolge ihrer gewinnt das Werk seinen außerordentlichen, spezifischen Charakter.

8/10

Jonathan Glazer Aliens Schottland Edingurgh femme fatale


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MOSQUITO (Gary Jones/USA 1995)


"Hey Doc, that's science fiction bullshit!"

Mosquito ~ USA 1995
Directed By: Gary Jones

Einer über einem US-Nationalpark abgeworfener außerirdischer Kapsel entsteigt ein rasch wachsendes, insektenartiges Wesen, dessen Gene sich mit denen einheimischer Moskitos vereinigen. Schon bald wird das Gelände von Schwärmen riesiger Mücken unsicher gemacht, derer sich eine unwillkürlich zusammengewürfelte Gruppe erwehren muss.

Possierlicher kleiner Trasher, der mächtig stolz darauf ist, dass Gunnar Hansen in ihm mitspielt und diesen am Ende dann auch gleich noch mit einer Kettensäge gegen die mutierten Viecher antreten lässt. Der Rest ist typischer monster mash, der seine Hauptenergie ungebremst in die visuelle Effektarbeit fließen ließ, dessen tonale F/X (Schrotflintenschüsse klingen wie Knallerbsen) mitsamt ein wenig armseligem Synthie-Geklimper, das man dreist als Score verkaufen möchte, dafür umso katastrophaler ausfallen. Da "Mosquito" allerdings noch aus einer Zeit stammt, in der zwanghafte Selbstreflexion noch nicht unabdingbarer Bestandteil eines jeden Genrefilms zu sein hatte, geht ihm glücklicherweise jedwede vorgeschobene Subtilität ab. Dies rettet Jones' Film, der sich noch weithin unbewusst naiv ausnimmt, immerhin in die Kategorie 'liebenswert inkompetenten Handwerks' mit dem Herzen am rechten Fleck.

4/10

Gary Jones Monster Tierhorror Aliens Trash Exploitation


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DUNE (David Lynch/USA 1984)


"He who controls the Spice, controls the universe!"

Dune ~ USA 1984
Directed By: David Lynch

Im dreiundzwanzigsten Jahrtausend hat die Menschheit längst Teile des Weltalls besiedelt. Die Planeten werden von hierarchisch aufgeteilten Häusern bewohnt, regiert von Imperator Shaddam IV. (José Ferrer). Eine Droge namens 'Spice', die auf dem Wüstenplaneten Arrakis gewonnen wird, gilt als wichtigste wirtschaftliche Ressource. An der Lehensherrschaft über Arrakis sind daher, neben vielen anderen, vor allem die Häuser Atreides und Harkonnen interessiert, deren Patriarchen Leto (Jürgen Prochnow) und Vladimir (Kenneth McMillan) verfeindet sind. Obschon Shaddam offiziell Leto Atreides die Kontrolle über Arrakis überträgt, tut er sich insgeheim mit Vladimir Harkonnen zusammen und überrennt mit einem Militärputsch Letos Abordnung auf Arrakis. Dessen Sohn Paul (Kyle MacLachlan), ein großer Kämpfer, geschult zudem im Einsatz gewaltiger telekinetischer Kräfte, alliiert sich mit den Ureinwohnern von Arrakis, den Fremen, lehrt sie seine Fähigkeiten und erobert den Wüstenplaneten schließlich von Harkonnen und dem Imperator zurück. Der mittlerweile als lang erwarteter Messias Erkannte krönt sich selbst zu neuen Imperator - der Beginn einer neuen Ära.

Nach "The Elephant Man" und vor "The Straight Story" der zweite von insgesamt drei Filmen David Lynchs, die klassischen narrativen Strukturen folgen, beziehungsweise deren Grundprämisse sich im weitesten Sinne als "irdisch-realitätsverwurzelt" bezeichnen lässt, obschon "Dune" ja einem gleichnamigen Science-Fiction-Zyklus von Frank Herbert folgt. Dessen Visionen, die sich bei näherer Betrachtung vielfach erkennbare Zeitbezüge aufweisen (Kalter Krieg, Energiekrise, Revolution, aufkeimende Jugend-Subkulturen etc.), lassen sich ansatzweise auch in der Bearbeitung Lynchs erkennen, die ja bekanntlich bereits den dritten Versuch einer Kino-Adaption des Stoffs abbildet, nachdem zuvor in den Siebzigern der Produzent Arthur P. Jacobs und später Michel Seydoux mit dem Regisseur Alejandro Jodorowsky an der Komplexität und Unverfilmbarkeit von Herberts Geschichten gescheitert waren. Als in Ehren gescheitert kann man auch Lynchs Film werten, wobei dies an der Redlichkeit und Wichtigkeit des prinzipiellen Ansatzes nicht rüttelt. Auch, wenn er letzten Endes als großformatiger Camp Bestand hat, dessen verquaste Dialoge und umfassende Hilflosigkeit im Umgang mit dem viel zu umfangreichen Material bezeichnend sind und er in seiner fraglosen visuellen Pracht, gepaart mit vornehmlich Stirnrunzeln evozierenden, unfreiwillig komischem storytelling (nebst der formalen Gestaltung) an den ebenfalls von De Laurentiis produzierten "Flash Gordon" erinnert, muss "Dune" unter die großen Genre-Beiträge eingeordnet werden. Zu pompös, als dass man ihn ignorieren dürfte, zu abseitig, als dass er sich für die nächste Mülltonne anböte, findet man in Lynchs Film eine rauschhafte Ebene, die ihn immerhin zu einer audiovisuellen tour de force macht, deren Dialoge und innere Monologe sich beinahe als Störfaktoren ausnehmen. Aus dieser bezieht er seine merkwürdige Kraft, diese verleiht ihm innere Stärke.

7/10

David Lynch Zukunft Frank Herbert Monster Drogen


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THE 6TH DAY (Roger Spottiswoode/USA 2000)


"That's enough philosophy for now."

The 6th Day ~ USA 2000
Directed By: Roger Spottiswoode

In naher Zukunft gehört die Klontechnologie zum Alltagsgeschäft. Sowohl Nahrungsmittel als auch Organe und sogar Haustiere können bei Bedarf mühelos und in Windeseile durch künstlich produzierte, dem Original jedoch durchweg ähnelnde Substitute ersetzt werden. Einzig gegen das Konen von Menschen gibt es einen gesetzlichen Erlass; so flexibel ist selbst die zukünftige Ethik noch nicht. Der Wissenschaftler Weir (Robert Duvall) und der Magnat Drucker (Tony Goldwyn) jedoch setzen sich insgeheim längst über dieses Verbot hinweg - der eine aus privaten Gründen, um seine geliebte Frau (Wanda Cannon) nicht verlieren zu müssen, der andere mit dem möglichen Wirtschaftsmonopol im Hinterkopf. Als Drucker das Attentatsopfer eines Antiklon-Fundamentalisten wird, droht sein größtes Geheimnis aufzufliegen: Er hat sich bereits selbst geklont und kann dies mithilfe von Memo-Discs beliebig wiederholen. Davon droht jedoch der Mietpilot und Familienvater Adam Gibson (Arnold Schwarzenegger) Wind zu bekommen, weshalb auch er als Zeuge beseitigt werden muss - und natürlich durch einen lupenreinen Klon ersetzt wird. Als Original-Gibson und Klon-Gibson Wind von Druckers Machenschaften bekommen, setzen sie sich im Doppelpack zur Wehr...

Unintelligent waren die SciFi-Filme, in denen Schwarzenegger auftrat, vom zweiten "Terminator"-Sequel vielleicht einmal abgesehen, eigentlich nie so ganz; tatsächlich verbarg sich hinter ihnen oftmals sogar eine sophistische Doppelbödigkeit, die, mal mehr ("Total Recall") mal weniger ("The Running Man") subtil dafür Sorge trug, dass jene Genrewerke als die wohl nachhaltigsten in Schwarzeneggers Œuvre Bestand pflegen.
Im Falle von "The 6th Day" fällt zunächst allerdings einmal deutlich auf, dass er, seinen betont diskursiv angelegten main plot ausgeklammert, wenig Eigenständigkeit besitzt. Vor allem Verhoevens "Total Recall" verdankt Spottiswoodes Film eine Menge, vom Design bis hin zum situativen Einstieg: Ein gesetzter Ehemann/Familienvater hadert mit sich, nach einem gewöhnlich anmutenden Arbeitstag eine kommerziell ausgerichtete, gleichermaßen jedoch fragwürdige Institution aufzusuchen (hier: "Re-Pet" statt "Rekall"), kommt hernach heim und findet seine gewohnte Existenz in Scherben. Die Geburtstagsfeier, die der ungläubige Adam Gibson hier durchs Fenster beobachtet, ist nicht die eigene, sondern die seines Klons (dessen Welterblicken ganz zufällig auf denselben Tag datiert), der hier fröhlich und unbedarft mit Frau, Kind, Familie, Freunden und geklontem Hund an der Torte nascht. Dabei ist Gibson bloß das Opfer einer dummen Verwechslung geworden und hätte normalerweise völlig ungeschoren aus der Sache herauskommen mögen, wäre da nicht sein vorlauter Arbeitskollege Hank Morgan (Michael Rapaport), der sich ausnahmsweise für Gibson ausgegeben hatte. Kompliziert, verwirrend, semi-suspenseful - und dabei doch nicht unschwer zu folgen. Erwartungsgemäß folgt gegen Ende noch ein großes Verwechslungsrätsel in Bezug darauf, wer denn nun der Klon ist und wer das Original. Selbst den Zuschauer überrascht der doppelte Arnold da noch mit doppeltem Arnold-Schmalz. Allzu ausgiebiges Philosophieren jedoch, das lässt er kurz und bündig verlauten, liegt ihm selbst im Zwiegespräch mit sich selbst nicht.

7/10

Roger Spottiswoode Klone mad scientist Buddy Zukunft


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X-MEN: DAYS OF FUTURE PAST (Bryan Singer/USA, UK 2014)


"Erik was right. Humanity does this to us."

X-Men: Days Of The Future Past (X-Men - Zukunft ist Vergangenheit) ~ USA/UK 2014
Directed By: Bryan Singer

Die Zukunft, 2023: Menschen und Mutanten stehen endgültig im Krieg gegeneinander. Die Sentinels, Kampfdroiden, die die Fähigkeit besitzen, sich auf die Kräfte eines jeden Mutanten einzustellen und diesen dadurch zu besiegen, finden und töten alle der mittlerweile im Untergrund lebenden Mutanten, derer sie habhaft werden können. Charles Xavier (Patrick Stewart) und Erik Lehnsherr (Ian McKellen) kommen auf die Idee, die Fähigkeiten von Kitty Pryde (Ellen Page) zu nutzen, um Logans (Hugh Jackman) Geist fünf Jahrzehnte in die Vergangenheit in seinen damaligen Körper zurückzuschicken, um jenen schicksalhaften Moment zu verhindern, der zu dieser furchtbaren Gegenwart führte: Die Ermordung des Wissenschaftlers und Sentinel-Konstrukteurs Bolivar Trask (Peter Dinklage) durch die rachsüchtige Mystique (Jennifer Lawrence). Dazu jedoch bedarf Logan einer Re-Allianz der jüngeren Ichs von Professor X (James McAvoy) und Magneto (Michael Fassbender)...

Auch diese X-Story basiert auf einer eigentlich recht betagten Comic-Strecke, die Chris Claremont und John Byrne bereits 1981 kreiert haben. Der Film hält dieser gegenüber einige Änderungen betreffs inhaltlicher Details bereit, die nicht zuletzt daher rühren, dass durch einzelne Facetten innerhalb der früheren Adaptionen - wie etwa die des Todes von Senator Kelly im ersten Film - bereits der eine oder andere Weg verbaut wurde. Man müht sich hier und da um Kontinuitätsanbindung, dennoch sind diverse Schlampereien, die in ihrer beinahe schon arroganten Redundanz vermeidbar gewesen wären, zu beklagen, angefangen bei der Figur des Bolivar Trask, die eigentlich bereits in "X-Men - The Last Stand" eingeführt und darin noch von Bill Duke gespielt wurde - nicht allein in rein physischer Hinsicht so ziemlich das diametrale Gegenteil von Peter Dinklage. Zudem fehlt eine ordentliche Anbindung an den Abspann-Appetizer aus "The Wolverine": Hier fallen mal kurzerhand zehn Jahre Historie unter den Tisch. Solch störender "Kleinigkeiten" finden sich schlicht zu viele, um in ihrer Ballung als unbedeutende Faux-pas durchgewunken werden zu können. Dass durch die "Erfüllung" von Logans Mission zudem die gesamte filmische X-Historie wandelt und diverse Ereignisse ungeschehen gemacht werden, dürfte künftig für noch mehr Konfusion und Ungenauigkeit sorgen.
Auf rein solipsistischer Ebene betrachtet ist vor allem die Rückkehr von Bryan Singer auf den Regiestuhl sicherlich als Gewinn zu werten. Das Franchise erhält durch ihn eine gewisse frühere Note zurück, die durch die jüngeren Abenteuer "("First Class" ausgenommen) etwas aufgegeben schien. Ein gehöriges Ambitionsplus macht sich bemerkbar, wenngleich besagte Ignoranzen nicht wegzuleugnen sind. Ansonsten geschieht in "Days Of Future Past" so viel und ist ein solcher Affekt-Reichtum vorhanden, dass eine größere Enttäuschung glücklicherweise ausbleibt und der Film sich als gelungenerer Eintrag in die Reihe verbuchen lässt. Man muss sich wohl damit abfinden, dass die Fox im Gegensatz zur Marvel-Redaktion wenig Wert auf kreative briefings und die entsprechende Sorgfalt legt.

8/10

Bryan Singer X-Men Superhelden Zeitreise Zukunft period piece mad scientist Comic Mutanten Marvel


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THE TERROR WITHIN (Thierry Notz/USA 1989)


"It can't be! It mustn't be!"

The Terror Within (Good Night Hell) ~ USA 1989
Directed By: Thierry Notz

Nach einem schwerwiegenden Unfall in einer biochemischen Fabrik ist die Erde fast gänzlich entvölkert und die Oberfläche nahezu unbewohnbar. Von unterirdischen Labors aus betreibt der Rest der Menschheit seine Forschungen. Unter der Mojave-Wüste lebt der alte Hal (George Kennedy) zusammen mit sieben Assistenten in einem geräumigen Komplex. Kurze Ausflüge an die Oberfläche sind möglich und liefern den Wissenschaftlern wertvolle Informationen. Bei einer dieser Exkursionen sterben zwei der Männer, nachdem sie von 'Gargoyles', schrecklichen, humanoiden Mutantenmonstern, angegriffen wurden. David (Andrew Stevens) verfolgt ihre Spur und findet außer den zerrissenen Leichen eine Frau (Yvonne Saa), die er mit in den Komplex nimmt. Karen, wie sie heißt, erweist sich als hochschwanger. Das "Baby" jedoch stellt sich als die Brut eines Gargoyle heraus, tötet die Mutter bei der zwangseingeleiteten Geburt und flieht in den Komplex. Die Truppe wird einer nach dem anderen von dem rasch wachsenden Monster dezimiert und schließlich obliegt es David, das Vieh im Duell zu besiegen.

Schamloses "Alien"-Rip-Off aus der Corman-Factory, das sich im Groben lediglich durch das subterrestrische Szenario vom Orginial unterscheidet sowie die Tatsache, dass die Monstren ihre Nachkommen auf "herkömmliche" Weise, nämlich koital, in ihre menschlichen Wirte einpflanzen. Natürlich ist der 'Gargoyle' dementsprechend der größte Hingucker. Dessen humanoide Gestalt ermöglichte es, einen Schauspieler in einen Gummianzug zu stecken, dessen ungeschlacht-fleischiges Hackepeter-Äußeres allerdings flott gestaltet ist und ordentlich ausschaut. Überhaupt überkommt einen, abgesehen von der innovationsfreien Geschichte, nur selten der Eindruck, einer ausnehmenden Billigveranstaltung beizuwohnen. Sonst hat mir noch der putzige Pitbull Butch gefallen, der trotz Monsterattacke überleben darf, sowie der neuerliche Beweis für die Annahme, dass sich (der in diesem Falle vermutlich für allerhöchstens drei Drehtage engagierte) George Kennedy in den Achtzigern aber auch für gar nichts zu schade war.

5/10

Thierry Notz Roger Corman Apokalypse Monster Wüste





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