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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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VILLAGE OF THE DAMNED (John Carpenter/USA 1995)


"Emotion is irrelevant. It is not our nature."

Village Of The Damned (Das Dorf der Verdammten) ~ USA 1995
Directed By: John Carpenter

Eines schönen Sommertages fällt das kleine Städtchen Midwich in ein exakt sechsstündiges Koma. Sämtliche Lebewesen in der Umgebung werden abrupt bewusstlos und wachen hernach auch wieder auf, sofern sie nicht Opfer irgendwelcher Ohnmachts-Unfälle geworden sind. Kurz darauf werden bei zehn der in und um Midwich beheimateten Frauen Schwangerschaften festgestellt. Die für die Regierung tätige Wissenschaftlerin Dr. Verner (Kirstie Alley) ahnt sogleich: Die Befruchtungen haben etwas mit dem Blackout zu tun. Die schwangeren Frauen lassen sich gegen eine ordentliche Bestechungssumme überreden, die Babys auszutragen und sie später regelmäßig untersuchen zu lassen. Bis auf eine Totgeburt entwickeln die Kinder eine seltsame physiognomische Gleichförmigkeit, erweisen sich zudem als hochintelligent, bar jeder Emotion und mit telepathischen Suggestivkräften ausgestattet. Jeder, der sich ihnen nähert, bekommt diese zu schmecken und je mehr die Kinder sich ausgegrenzt fühlen, desto aggressiver reagieren sie...

Leider habe ich Wolf Rillas Originalversion der Geschichte, nachdem ich sie einmal vor etlichen Jahren im Fernsehen gehen habe, überhaupt nicht mehr präsent; ein Umstand, über den ich mich jetzt im Nachhinein etwas ärgere und dem ich alsbald mal Abhilfe schaffen werde. Carpenters als Auftragsarbeit inszeniertes Remake hat mir jedoch recht gut gefallen, wenngleich merklich weniger Herzblut darin steckt als in seinen früheren Regieleistungen und der Film hier und da wirkt wie eine der vielen Kabel-TV-Produktionen um Alien-Invasionen, die in den Achtzigern und Neunzigern aus den USA geschwappt kamen. Zumindest müht sich der Regisseur um eine halbwegs zeitgenössische Aufarbeitung des Plots um die merkwürdigen kleinen Wasserstoff-Blondies, deren Unheimlichkeit sich nicht nur in ihrem infantilen Heino-Look widerspiegelt, sondern vor allem in der scheinbaren Boshaftigkeit (die freilich nur aus menschlicher Perspektive als solche durchgeht, da die Alien-Hybriden lediglich den im Prinzip höchst rationalen Wesenszug, sich unangenehmer Gegner kurzerhand zu entledigen), mit der sie ihre humane Umwelt manipulieren. Ganz herrlich wird das gegen Ende, als eine kleine Armee anrückt, um die Horrorkinder von der Erde zu tilgen, sich dann jedoch restlos gegenseitig dezimiert. Ansonsten kann ich mir schon vorstellen, dass Rillas Film sich vor dem Hintergrund der politparanoiden Fünfziger um Einiges interessanter gestaltet.

6/10

John Carpenter Kleinstadt Aliens Kinder Invasion


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MEMOIRS OF AN INVISIBLE MAN (John Carpenter/USA 1992)


"It's lonely, isn't it, when you're a freak?"

Memoirs Of An Invisible Man (Jagd auf einen Unsichtbaren) ~ USA 1992
Directed By: John Carpenter

Als der Yuppie Nick Halloway (Chevy Chase) seinen furchtbaren Kater auf einer Tagung mit einem Schläfchen im Mini-Solarium der Firma auskurieren will, ahnt er nicht, dass ihn eine kurz darauf stattfindende Kettenreaktion unsichtbar macht. Um den Vorfall geheim zu halten, aber auch, um Nick untersuchen und gegebenenfalls als Geheimwaffe einsetzen zu können, setzt der rabiate Agent Jenkins (Sam Neill) alles daran, den fortan flüchtigen Unsichtbaren einzufangen.

Carpenters unmittelbarste Liebäugelei mit dem Mainstream - wenig charakteristisch für ihren Regisseur, sondern vielmehr ausgerichtet auf den trockenen Humor seines Hauptdarstellers, die Diabolik Sam Neills, die optischen Reize Daryl Hannahs und ganz besonders die teuren ILM-Effekte, hat Carpenter hier nach einer ersten längeren Inszenierungspause wenig mehr zu tun, als eine saubere, glatte Oberfläche zu kreieren, die dann von anderen Beteiligten mit Leben gefüllt wird. Vergessen die subtilen, satirischen Ansätze seiner letzten Arbeiten; die Originalität und Treffsicherheit der beiden kostengünstigen Alive-Produktionen "Prince Of Darkness" und "They Live". Stattdessen ein recht offensichtlicher Beweis dafür, dass Studios und Geld nicht selten ein schales Mittel für kreative Erstickungstode sind. Obgleich er schön aussieht und gutes Unterhaltungs-Routinement bietet, gestaltet sich "Memoirs Of An Invisible Man" vergleichsweise leer und banal. Dennoch ein Vertreter gehobener Mittelklasse.

6/10

John Carpenter San Francisco Kalifornien Unsichtbarkeit


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THEY LIVE (John Carpenter/USA 1988)


"The golden rule: he who has the gold, makes the rules."

They Live (Sie leben) ~ USA 1988
Directed By: John Carpenter

Der Ölfeldarbeiter George Nada (Roddy Piper) kommt nach L.A., um hier einen neuen Job zu bekommen. Guter Dinge findet er eine Stellung auf dem Bau und kommt auf einen Ratschlag seines neuen Kollegen Frank (Keith David) hin in einem Bedürftigencamp unter. In einer davon gegenüberliegenden Kirche wähnt Nada Seltsames: Einige Männer scheinen eine Art umstürzlerische Verschwörung zu planen, werden jedoch schon kurz darauf bei einer Polizeirazzia in die Enge gedrängt. In ihrem Versteck findet Nada Kartons mit Sonnenbrillen, die eine brisante Funktion erfüllen: Mit ihnen kann man nämlich nicht nur medial getarnte Imparative erkennen, sondern auch Aliens, die sich als Menschen getarnt in unserer Gesellschaft niedergelassen und längst Hochfinanz, Großbürgertum und Politik infiltriert haben. Nada fackelt nicht lang und geht harsch gegen die Fremden vor, schafft es, Frank von seiner Geschichte zu überzeugen und stellt sich schließlich in den Dienst einer menschlichen Stadtguerilla.

"Gehorche!" / "Konsumiere!" / "Sieh fern!" / "Schlafe!" / "Keine eigenen Gedanken!"
Carpenters exquisite, wenngleich wenig subtile Systemkritik trifft den sozialen Nagel auf den Kopf, wie es nur wenige andere Filme schaffen. "They Live" scheint heuer, trotz seiner Entstehungszeit während der späten Reaganomics, aktueller denn je: die Mittelschicht hört nicht auf, ihre langsam fortschreitende Extinktion zu sterben, die soziale Schere klafft immer weiter auseinander, das Fernsehen nebst seiner subliminalen Erziehung hin zu Trägheit, Illusion und Unmündigkeit ist noch omnipräsenter als damals schon. Und den ungebildeten Proletarier trifft der Blitz der Erkenntnis quasi beim Scheißen. Damit die unbequemen Wahrheiten, die der Film alle naselang in trfflichster Form formuliert, überhaupt in eine solche Form gegossen werden konnten, war die Einbettung in eine etwas campige Invasionsgeschichte mitsamt überlanger Wrestling-Prügelei vermutlich unumgänglich. Im letzten Drittel fällt "They Live" dann auch in ein kleines Loch, ähnlich dem seiner bösen Kapitalisten-Aliens, wird zur bloßen Actionmaschine und vernachlässigt die wirklich durchweg großartigen ersten sechzig Minuten etwas. Carpenter wandelt hier formal ein wenig auf den Spuren seines Kollegen Walter Hill, bringt harte Shoot-Outs, kernige Mannstypologien und einen Score, der mit seiner Mundharmonika und Westerngitarre wohl nicht von ungefähr stark nach Ry Cooder klingt. Ähnlich wie "Big Trouble In Little China" geriert sich auch "They Live" somit als ein sehr eklektizistischer Film, dessen eigentümlicher Ton wider Erwarten hervorragend funktioniert und der mit seinem großartigen, unverhohlen sozialistischen Populismus eigentlich zur poppolitischen Pflichtbildung zählt. Ich jedenfalls bin seit jeher einer seiner großen Fans.

9/10

Invasion John Carpenter Aliens Satire Los Angeles Buddy Movie


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STARMAN (John Carpenter/USA 1984)


"You're not from around here, are you?"

Starman ~ USA 1984
Directed By: John Carpenter

Als Aliens interplanetarische Grüße von einer Voyager-II-Sonde abfangen, entsenden sie einen diplomatischen Vertreter zur Erde. Dieser landet in der Nähe des ländlich gelegenen Hauses der jungen Witwe Jenny Hayden (Karen Allen), die ihren Mann Scott (Jeff Bridges) erst vor kurzem verloren hat. Der Außerirdische nimmt die Gestalt einer exakten Kopie von Scott an und reist mit der zunächst völlig verdatterten Jenny per Auto nach Arizona, wo sein Volk ihn drei Tage später wieder abholen wird. Der "Starman" lernt zwar schnell, verhält sich gegenüber den normierten Amerikanern jedoch trotzdem höchst auffällig. Bald ist die Nationalgarde unter dem schießwütigen NSA-Obersten Fox (Richard Jaeckel) hinter dem Pärchen her, das derweil innige Gefühle füreinander zu entdecken beginnt.

Als eine Art ""E.T." for adults" lässt sich Carpenters bis dato glattester, angepasstester Film vielleicht am Ehesten umschreiben; und was Wunder, ist "Starman" mit wenigen Abstrichen doch tatsächlich ein beinahe exaktes Remake des spielbergschen Erfolgsfilms. Auch hier muss ein intelligentes außerirdisches Wesen permanent um seine Entdeckung fürchten, fraternisiert sich mit einem Erdenbewohner bis hin zur physischen Vereinigung, droht dann zu sterben, um sich am Ende auf ewig von unserem existenzfeindlichen Planeten zu verabschieden. Die reaganesken US-Militärs und -Forscher erweisen sich dabei jeweils als stark kurzsichtige Gesellen, die wahlweise aus xenophobischen Beweggründen oder für den Preis des technischen Fortschritts lieber den Tod des Fremden in Kauf nähmen als ihn einfach wieder ziehen zu lassen. Eine - wenn auch nicht unbedingt wesentliche- Änderung findet sich bei Carpenter lediglich in den Ursachen für die Ankunft des Aliens sowie in der Beziehungsnatur zu seiner irdischen Passform: Während E.T. praktisch versehentlich zurückgelassen wurde, ist der Starman als Friedensbotschafter unterwegs, der im Endeffekt bloß auf eine Audiobotschaft von Kurt Waldheim (!) hin zur Erde kommt. Schließlich blieb E.T. und Elliott die Freuden einer koitalen Verbindung versagt - für alle beide und die in moralischer Lauerstellung befindliche Zuschauerschaft vermutlich ein Segen. In "Starman" finden sich derweil zwei attraktive Erwachsene, die pikanterweise ohnehin eine, wenn auch fast vergessene, körperliche Anziehungskraft prägt. Fragt sich angesichts der furchteinflößenden Kommissköpfe bloß, was mit Karen Allens Alienfilius dereinst werden soll. Ein Fall für "Starman II", der dann, wenn schon nicht das Licht der Leinwand, so doch zumindest in Form einer kleinen TV-Serie das der Welt erblickte.

6/10

Road Movie Militaer Aliens John Carpenter Las Vegas


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TROLLJEGEREN (NO 2010/André Øvredal)


Zitat entfällt.

Trolljegeren (Trollhunter) ~ NO 2010
Directed By: André Øvredal

Die drei Studierenden Thomas (Glenn Erland Tosterud), Kalle (Thomas Alf Larsen) und Johanna (Johanna Mørck) wollen den vermeintlichen Bärenwilderer Hans (Otto Jespersen) bei der Verrichtung seiner seltsamen Tätigkeit filmen. Der ihnen zunächst unwirsch begegnende, alternde Haudegen erlaubt ihnen jedoch schließlich, seine tatsächliche Arbeit zu dokuentieren: Hans ist ein staatlich geprüfter und im streng geheimen Auftrage der norwegischen Regierung tätiger Trolljäger. Von den teils gigantische Größe erreichenden Kreaturen, die seit Jahrtausenden in der undurchdringlichen Berg- und Waldwelt des Landes hausen, weiß die Öffentlichkeit nichts, weil sie in streng abgesteckten Revieren fernab jeder Zivilisation leben und jeder doch mal ausgebrochene Proband umgehend von Hans liquidiert wird. Eventuelle Übergriffe der Trolle werden als Untaten von Bären oder Unwetterfolgen deklariert. Doch die Trolle umgeben noch einige weitere, unerwartete Geheimnisse.

Jeder Rollenspieler und Fantasyfreund wird und muss mit "Trolljegeren" einen feuchten Kindheitstraum wahr werden sehen, schließlich bekleiden die unfreundlichen Gesellen speziell in der nordischen Sagenwelt seit jeher eine Schlüsselrolle. Für den noch relativ unbeschlagenen Filmemacher André Øvredal, der für die Umsetzung seiner Geschichte die in jüngerer Zeit relativ beliebte und keineswegs mehr innovative Form des 'embedded filming' wählte, also die Kamera selbst zum entscheidenden Inhaltssubjekt deklarierte und damit ein weiteres 'found footage piece' aufs Publikum losließ, war es wohl unerlässlich, der Mär um die Trolle einen einerseits ökologischen und andererseits verschwörerischen Subtext zuzudichten. Warum auch nicht, denn einerseits bedarf ein Monsterfilm der (zuminest impliziten) Sensation und sollte andererseits, wenn er sich schon nicht dem Horrorgenre zugehörig fühlt, Sympathie für seine zotteligen Titelfiguren evozieren können. "Trolljegeren" versichert uns nämlich, neben der mir nicht ganz einleuchten wollenden Tatsache, dass die Viecher gläubige Christen wittern können, dass die haarigen Jungs und Mädels durchaus nette Patrone sind, so sie nicht gerade unter der just grassierenden Tollwut leiden. Wirkliche Angst braucht man eigentlich bloß vor der, wie immer in ökologisch wertvollen Spielfilmgleichnissen, wahren Bedrohung der durchtriebenen Menschen, hier: der Regierung zu haben, in Øvredals Film personifiziert durch den unangenehm glatten Beamten Haugen (Hans Morten Hansen). Die Trolle haben nämlich einen mindestens ebenso festen Platz im Naturgefüge wie das Menschengeschlecht und somit Achtung und Respekt verdient. "Trolljegeren" erscheint also als ein durchaus versöhnlicher Film, nett, freundlich und in fast jeder Hinsicht gut zu seinem Publikum.

7/10

Monster André Øvredal Norwegen embedded filming Road Movie Verschwörung Trolle


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THE MONSTER THAT CHALLENGED THE WORLD (Arnold Laven/USA 1957)


"From the instant they're born, they're hungry!"

The Monster That Challenged The World (Alarm für Sperrzone 7) ~ USA 1957
Directed By: Arnold Laven

Auf dem Grund des Saltonsees entwickeln sich, begünstigt durch kleine Erdbeben und die permanente, radioaktive Strahlung, gigantische Urzeitmollusken mit nicht minder riesigem Appetit. Nachdem die sich rasch fortpflanzenden, schleimigen Monster sich insgesamt vier Navy-Infanteristen und zwei Teenager appliziert haben, entdeckt sie endlich der forsche Offizier John "Ironhead" Twillinger (Tim Holt) und macht ihnen mit seinen Mitstreitern den Garaus, bevor sie durch ein Kanalsystem in den Pazifik gelangen und von hier aus die gesamte Welt bedrohen können!

Sehr schöner Monsterstreifen aus dem Genre-Golden-Age, der sogar vor leichter Drastik nicht zurückschreckt und seine Titelgestalten auch mal ordentlich zupacken lässt! Es ist zwar nicht ganz klar, warum die wurmigen Gesellen mal mit und mal ohne ihr Schneckenhäusle durch die Lande ziehen, aber wenn man ihnen einmal ins kulleräugig-mordlüsterne Antlitz schaut, ist sowieso ganz schnell aller Unbill vergessen. Beforschenswert in diesem Zusammenhang auch die Geräuschkulissen, die sich die Insektenmonsterfilmer in den Fünfzigern zur Untermauerung der Brenzligkeit ihrer natürlicherweise stummen Leinwandkreationen einfallen ließen: Die Ameisen in "Them!" machten windspielänhliche Pfeifgeräusche (ebenso wie die Skorpione in "The Black Scorpion"), die Spinne in "Tarantula" klang wie ein wildgewordner Gasbrenner und die Mollusken des vorliegenden Films können fauchen wie Raubkatzen. Da sie "lediglich" Mannsgröße erreichen, erübrigt sich ferner die Bemühung ausgefuchster Effektarbeit, unter die Gummihaut der Raupen passt nämlich ganz bequem ein schweißgebadeter Stuntman. Fein mitzuerleben immer wieder die damals vorherrschende, naive gattungsimplizite Logik, dass Monsterkatastrophen am Schlusse stets etwas Harmonisches zu gerieren haben; hier: eine putzige Patchwork-Familie, die uns Hand in Hand aus der Finaleinstellung von "The Monster That Challenged The World" entlässt. Auch, wenn die Kreaturen keineswegs die Welt, sondern bloß Imperial Valley herausfordern: Das Teil hält im Grunde absolut, was es verspricht.

7/10

Kalifornien Militaer Monster Arnold Laven


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THE BLACK SCORPION (Edward Ludwig/USA 1957)


"We're from Mexico City! We're scientists! Is the mayor here?"

The Black Scorpion ~ USA 1957
Directed By: Edward Ludwig

Die beiden Wissenschaftler Scott (Richard Denning) und Ramos (Carlos Rivas) untersuchen die Folgen eines Vulkanausbruchs nahe des mexikanischen Städtchens San Lorenzo. Dabei werden sie Zeugen diverser zunächst unerklärlicher Phänomene: Ganze Häuser liegen in Schutt und Asche, blutarme Leichen von Mensch und Vieh häufen sich. Die Erklärung: Das durch den Ausbruch in Bewegung gesetzte Eruptivgestein hat den Eingang zu einer jahrmillionenlang verschlossenen Grotte freigelegt, in deren Innerem riesige Skorpione aus dem Trias überlebt haben. Zwar gelingt es Scott und Ramos mithilfe des Militärs, die Höhle wieder zu verschließen, doch die mittlerweile blutgierigen Monster suchen sich einen anderen Ausgang nahe bei Mexico City. Nachdem ein gigantischer Skorpion seine "Konkurrenz" aus dem Weg geräumt hat, lockt man ihn ins Fußballstadion der Stadt, wo er unschädlich gemacht werden kann.

Leider hat dieses eigentlich ganz anständig gemachte "Them!"-Plagiat nie den Weg in die deutschen Kinos gefunden, dabei ist es auch nicht schlechter als die meisten Konkurrenz-Produktionen um überdimensionale Gliederfüßer. Die Effekte um die Skorpione, eine Mischung aus schöner Stop-Motion, eher weniger gelungenen Schattenriss-Aufnahmen (es wird zuvor eingehend erläutert, dass Skorpione nachtaktive Jäger sind, was diese Technik natürlich sehr "begünstigt") und eine immer wieder kehrende Nahaufnahme eines illuster geifernden Skorpiongesichts mit großen Kulleragen, sind recht einfallsreich und fallen nicht zuletzt durch das Schwarzweiß der Kamera halbwegs gediegen aus. Mit Denning ("Creature From The Black Lagoon") und Mara Corday ("Tarantula") als Rancherin Teresa Alvarez sind zwei Arnold-Veteranen und somit erfahrene Monsterkrieger an Bord. Ansonsten darf noch festgehalten sein, dass garantiert kein Klischee ausgespart wird, speziell bezüglich der mexikanischen Landbevölkerung nicht. Im Gegenzug verzichtete man dafür auf die reaktionäre Wissenschafts-Paranoia aus "Them!"; die Monster kommen rein ohne menschliches Zutun auf die Amokspur, das macht sie aber auch nicht wesentlich weniger bedrohlich, die Riesenskorpione. Alle Zangen auf zwölf Uhr und losmarschiert!

6/10

Edward Ludwig Monster Mexiko


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COMMUNION (Philippe Mora/USA 1989)


"I am the dreamer and you are the dream."

Communion (Die Besucher) ~ USA 1989
Directed By: Philippe Mora

Der Romancier Whitley Strieber (Christopher Walken) empfängt in seinem abgelegenen Wochenendhaus regelmäßig seltsame Träume. Seine Frau (Lindsay Crouse) hält ihn zunächst für verrückt, als die Visionen sich jedoch in körperlichen Schmerzen manifestieren, scheinbar auf den Jungen (Joel Carlson) des Paars übergreifen und Whitley selbst zunehmend paranoid wird, suchen die Striebers einen Arzt (Basil Hoffman) auf. Dieser verweist ihn an die Psychologin Dr. Duffy (Frances Sternhagen), die Erfahrung mit solchen Fällen hat: Offenbar wurde Whitley von friedlichen Aliens entführt, die bereits seit Jahrzehnten die Erde besuchen und ihn medizinisch auf den Kopf gestellt haben.

Ein weiterer, schön verschrobener und sonderbarer Film von Philippe Mora, der eigentlich weniger ihm oder dem witzig um "Authentizität" ringenden Autor Whitley Strieber gehört, sondern dem ausgelassenen Chris Walken, der hier neben seinen denkwürdigen Leistungen in "The Dead Zone", "A View To A Kill" und "King Of New York" seine vielleicht prägnanteste Darstellung abliefert. Walken ist als verklusulierter Ich-Erzähler in ausnahmslos jeder Szene präsent und macht das, was er am besten kann: Tänzeln, grinsen, wem zunicken, improvisieren. Mit etwaigen Verdächtigungen soll man ja immer vorsichtig sein, aber wenn Chris Walken um diese Karrierephase nicht redlichst dem Kokain zugesprochen hat, dann bin ich Dagobert Duck. Besonders hervorhebenswert an "Communion" scheint mir noch seine strikte Verweigerung jedweder Publikumsanbiederung. Der Film kocht einfach sein höchstpersönliches "Close-Encounters"-Süppchen, das einen oft zwar etwas ratlos zurücklässt, am Ende aber doch hinreichend Sinn zu stiften in der Lage ist. Für Walken-Fans sowieso unerlässlich. Bemerkenswert schlecht übrigens die hörbar halbherzig angefertigte deutsche Synchronisation, die "Communion" wirklich furchtbar entstellt und die man um jeden Preis meiden sollte.

7/10

Familie Psychiatrie Kidnapping Aliens Philippe Mora New York Whitley Strieber


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THE RETURN OF CAPTAIN INVINCIBLE (Philippe Mora/AU 1984)


"Same old dreary demands. Self righteous, messianic, moralistic and increasingly tedious."

The Return Of Captain Invincible (Captain Invincible - Wer fürchtet sich vor Amerika?) ~ AU 1984
Directed By: Philippe Mora

Captain Invincible (Alan Arkin), einst eherner Verbrechensbekämpfer und zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs Amerikas wirkungsvollste und mit Abstand patriotischste Waffe im Kampf gegen die Nazis, hat sich einst frustriert aus dem Superhelden-Biz zurückgezogen, nachdem eine Intrige seines alten Erzfeindes Dr. Midnight (Christopher Lee) ihn vor dem Senat für unamerikanische Umtriebe kaltgestellt hatte. Mittlerweile lebt der Captain depressiv und daueralkoholisiert in der Gosse von Sidney, wo er eines Tages vom eigens eingereisten US-Präsidenten (Michael Pate) re-rekrutiert werden kann. Der Regierung der Staaten wurde nämlich der "Hypno-Strahler" gestohlen, eine Geheimwaffe zur heimlichen Willens-Indoktrination. Dahinter steckt niemand anderes als Dr. Midnight, der einigen Schabernack mit "seinem" neuen Spielzeug anstellt. Allerdings muss Captain Invincible erstmal lernen, seine alten Kräfte, Computergehirn, Automagnetismus und vor allem die Fliegerei, zu reaktivieren.

Liebevoll gemachte Superheldensatire, spottbillig zwar, aber zugleich sprühend vor Bizarrerien und subversivem Witz, dabei jedoch nie ein Verräter an seinen Quellen und Inspirationen. So etwas muss man erstmal hinbekommen, aber der am Script beteiligte Steven E. de Souza hatte ja schon immer ein spezielles Händchen für ironisch konnotierte Genre-Artefakte. "Captain Invincible" scheut sich noch nichtmal, sich ab Minute Zwanzig in ein Musical zu verwandeln, dessen Nummern nicht von ungefähr an die "Rocky Horror Picture Show" erinnern, war doch auch an den vorliegenden maßgeblich Richard O'Brien beteiligt. Gar genialisch wird es zum Schluss, als Christopher Lee, der kurz darauf für Mora noch in dessen nicht minder herrlich eklektischem "Howling II - Your Sister Is A Werewolf" mitspielte, Captain Invincible mit einem astronomisch ausgestatteten Spirituosen-Schränkchen und dem diabolisch vorgetragenen Stück "Name Your Poison" rückfällig zu machen und damit zu besiegen versucht. Eine besondere Bank natürlich auch stets Alan Arkin, dessen humoriges Talent bekanntlich primär darin besteht, in den absurdesten Situationen einen heiligen Ernst vor sich herzutragen wie der Kreuzritter sein Glaubenssymbol.
Into the Blue!

8/10

Philippe Mora Farce Superhelden Kalter Krieg New York Satire Australien Alkohol


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NEVER LET ME GO (Mark Romanek/UK, USA 2010)


"We all complete."

Never Let Me Go (Alles, was wir geben mussten) ~ UK/USA 2010
Directed By: Mark Romanek

Hinter dem mit strengen erzieherischen Methoden geführten Waisen-Internat Hailsham verbirgt sich ein unfassliches Geheimnis: Sämtliche der hier beheimateten Schülerinnen und Schüler sind Klone, einzig und allein geschaffen, um irgendwann kranke Organe zu ersetzen - menschliche Ersatzteillager sozusagen. Um jedoch eine möglichst gesunde körperliche Entwicklung zu gewährleisten, lässt man den Kindern und Jugendlichen fast alle Freiheiten, die ihre "normalen" Pendants auch genießen können. Bis dann eines Tages als junge Erwachsene die erste "Spende" auf sie wartet, bis sie, in der Regel nach ihrer dritten Spende, 'vollenden', also ihren Existenzzweck erfüllt haben. Inmitten dieser fatalistischen Realität wachsen die drei Freunde Kathy (Carey Mulligan), Tommy (Andrew Garfield) und Ruth (Keira Knightley) auf, und bei dreien ist bekanntlich immer einer zuviel...

Tieftraurige, sich rückwärts wendende Dystopie, die zeitlich von den 1970ern bis in die 1990er hinein angesetzt ist. Innerhalb der alternativen Realität des Films ist bereits in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts der Großteil aller Forschungsgelder in die Heilung schwerer Krankheiten geflossen, wobei die finale Konsequenz vorsieht, dass nur jederzeit verfügbare Ersatzorgane einen langfristigen, ultimativen Sieg über die Menschheitsgeißeln gewährleisten können. Den geklonten Kindern wird ihre medizinische Determinierung keineswegs vorenthalten - bereits in frühen Jahren werden sie mit ihrer Herkunft und ihrem Existenzzweck vertraut gemacht und so sukzessive an ihr künftiges Schicksal adaptiert. Da dennoch für viele menschliche Regungen Platz ist im Leben der Spender, wird Tommy bald zum Mittelpunkt einer amourösen Verflechtung: Während die etwas spröde Kathy ihn aufrichtig liebt, fackelt die eifersüchtige Ruth nicht lange und "nötigt" ihn zur rein körperlichen Beziehung. Dass all das am Ende keine Rolle mehr spielt, müssen alle drei, selbst Kathy, die noch vor ihrer ersten Spende lange Jahre als 'Betreuerin' für ihre Schicksalsgenossen tätig ist, verzweifelt einsehen.
Für den Videokünstler Romanek ist "Never Let Me Go", dessen Romanvorlage (Kazuo Ishiguro) vielerorts zu Begeisterungsstürmen hinriss, erst die zweite Arbeit fürs Kino. Sein Mut zur Tristesse gereicht ihm zur Ehre, anders hätte der Film jedoch auch nicht aussehen dürfen, um seine volle Wirkung zu entfalten. Große Emotionen, die einen planierraupengleich überrollen.

8/10

Internat Klone Organspende England Alex Garland Parallelrealität Kazuo Ishiguro Mark Romanek Schule





Filmtagebuch von...

Funxton

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