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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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FUGA DAL BRONX (Enzo G. Castellari/I 1983)


Zitat entfällt.

Fuga Dal Bronx (The Riffs II - Flucht aus der Bronx) ~ I 1983
Directed By: Enzo G. Castellari


Die "Building Corporation" unter dem Vorsitz des Kapitalisten Nachtmahrs Henry Clark (Ennio Girolami) plant, die komplette Bronx dem Erdboden gleichzumachen, einzuebnen und dort einen problemlosen Vorzeigestadtteil zu errichten. Die vormaligen Bewohner werden wahlweise nach New Mexico ausgesiedelt oder zusammen mit ihren Bruchbuden in die Luft gejagt. Für den in Stadtguerilla-Fragen nicht unerfahrenen Trash (Mark Gregory), dessen Eltern (Romano Puppo, Eva Czemerys) die Corporation auf dem Gewissen hat, sowie einige andere Lokalpatrioten ist diese himmelschreiende Ungerechtigkeit unhaltbar. Zusammen mit dem im Untergrund lebenden Strike (Giancarlo Prete) entführt Trash Mr. Clark, um so die Bronx freizupressen und Clarks Männer zum Abzug zu veranlassen. Was Trash nicht weiß: Clarks Nachfolger (Paolo Malco) steht schon in den Startlöchern...

Im Gegensatz zum Vorgänger "1990: I Guerrieri Del Bronx" schleppt sich "Fuga" eher träge über die Runden. Dafür scheinen mir zwei Ursachen maßgeblich. Zum einen fehlt dem Sequel das glamouröse Personal des Originals (jenes hatte neben Gregory mit Vic Morrow, Christopher Connelly, Fred Williamson und George Eastman ein veritables Exploitation-Kleeblatt am Start, in "Fuga" langt es gerade mal noch zu einem lustlosen Henry Silva), zum anderen müht sich "Fuga", im Gegensatz zu "Guerrieri" zu innovieren statt zu plagiieren - luftleer und zwecklos. Die Beispiele dafür, dass die im Genrekino tätigen Italiener stets wesentlich besser klauen als erfinden konnten, sind Legion und "Fuga" ist ein vortreffliches Negativ. Wo "Guerrieri" noch fleißig reichhaltige Grundmittel wie "The Warriors" und "Escape From New York" zitierte, kocht das Sequel sein eigenes Süppchen und regt damit eher zum Gähnen an denn zum Applaudieren. Ein klein wenig Gematsche hier und da macht den Braten da auch nicht mehr fett. Aber was soll's - Trash ist Trash und es gibt ja immer noch sehr viel Schlimmeres.

4/10

Trash Enzo G. Castellari Sequel Dystopie New York Zukunft Europloitation


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WHO? (Jack Gold/UK 1973)


"No matter who I once was - now I'm just me."

Who? (Der Mann aus Metall) ~ UK 1973
Directed By: Jack Gold


Als der amerikanische Wissenschaftler Dr. Lucas Martino (Joseph Bova) in der DDR einen verheerenden Autonunfall erleidet, flickt man ihn diesseits des Eisernen Vorhangs notdürftig zusammen. Große Teile seines Körpers werden durch Metallprothesen ersetzt und man unterzieht Martino zermürbenden Verhören betreffs seiner Forschungen in den USA. Erst Monate später wird Dr. Martino wieder zurück in den Westen geschickt. Für den FBI-Agenten Sean Rogers (Elliott Gould) eine höchst verdächtige Angelegenheit - der vermutet hinter dem praktisch unidentifizierbaren Mann einen mittelmäßig getarnten Ostagenten oder einen hirngewaschenen Dr. Martino, der nunmehr als Schläfer fungieren soll.

Ein Cold-War-Drama, das ausnahmsweise nicht die Zerstörung der Zivilisation verhandelt, sondern bloß jene eines Individuums, das bloß aufgrund eines dummen Unfalls zum Spielball der Supermächte wird. Das Empathiemoment für diesen Dr. Martino - ganz gleich, ob er "echt" ist, oder nicht, wird ganz gezielt von der ersten Filmminute an geschürt. Nicht genug damit, dass der Mann durch sein modifiziertes Äußeres grotesk entstellt ist - seine wahre Leidensgeschichte beginnt erst, als die Sowjets feststellen, wenn sie da auf dem OP-Tisch liegen haben. Damit nicht genug ist nach Monaten der Quasi-Geiselhaft zudem das Vertrauen der eigenen Landsleute in den Bedauernswerten erloschen - niemand mag ihm mehr zur Gänze abnehmen, dass das metallene Antlitz einst Dr. Martino gehörte. Als denkanstoßendes Politmelodram ist Golds behäbig inszenierter Film somit durchaus anschauenswert, als Identitätsthriller mit einer vollkommen umotiviert eingestreutenb Actionsequenz indes gefährdet ihn permanent die Beliebigkeit. Das Resultat kann sich einer gewissen Zwiespältigkeit ergo nicht ganz freisprechen.

7/10

Spionage Kalter Krieg Jack Gold DDR


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LA SOUPE AUX CHOUX (Jean Girault/F 1981)


Zitat entfällt.

La Soupe Aux Choux (Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe) ~ F 1981
Directed By: Jean Girault


Claude (Louis De Funès) und Francis (Jean Carmet) sind seit ewigen Zeiten Nachbarn und Saufkumpane. Dass die übrigen Dorfbewohner ihren etwas vorsintflutlichen Lebensstil belächeln, schert die zwei nicht weiter, Hauptsache, es stehen eine Flasche Rotwein, ein Gläschen Pernod und ein Teller Kohlsuppe auf dem Tisch. Letztere sorgt bisweilen bei den alternden Suffköppen für heillose Flatulenzen, die sogar einen Außerirdischen (Jacques Villeret) auf sie aufmerksam macht. Jener stammt vom Planeten Oxo und verliebt sich rasch in Wein und Kohlsuppe. Claude schenkt er zum Dank für Speis' und Trank seine verstorbene Frau (Christine Dejoux) im knackigen Alter von 20 Jahren zurück, die sich allerdings dem nächstbesten Motorradfahrer an den Hals wirft. Als Claude und Francis schließlich, weil sie ihren Grund nicht hergeben wollen, inmitten eines Freizeitparks hausen müssen und begafft werden, entschließen sie sich, ein Angebot des Oxianers anzunehmen...

Eine herrliche, kleine Komödie über würdevolles Altern und den grundsätzlichen Respekt, den der typische Arbeitersenior über 60 verdient. Nebenbei strotzt "La Soupe Aux Choux" vor Lebensfreude und baut den kleinen Annehmlichkeiten des Daseins ein liebliches Luftschlösslein. Dass es neben wahrer Freundschaft mamchmal nur ein einfaches Dach überm Kopf, einen vollen Magen und eine strapazierte Leber braucht, um das wahre Glück zu finden, das mag in "La Soupe" vielleicht etwas 'très français' herüberkommen, ist aber doch von einer unschlagbar universellen Wahrhaftigkeit. Außerdem kenne ich keinen Menschen, der über die Furztiraden der beiden alten bonvivants nicht lachen muss - so einfach sind die kleinen Freuden. Für De Funès, dessen vorletzter Film dies war, ist die Altersrolle des Claude Ratinier nebenbei eine seiner allerschönsten. Kein cholerisches Ekelpaket, Oppotunist oder Geizkragen, sondern ein herzensguter Opi - mit etwas hektischer Sprache zwar, aber gerade dafür umso liebenswerter.

8/10

Alkohol Frankreich UFO Jean Girault Aliens


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4D MAN (Irvin S. Yeaworth Jr./USA 1959)


"A man in the fourth dimension is indestructible!"

4D Man (Der 4D-Mann) ~ USA 1959
Directed By: Irvin S. Yeaworth Jr.


Die Brüder Scott (Robert Lansing) und Tony Nelson (James Congdon) sind beide als Wissenschaftler tätig. Während Scott als der besonnenere und ruhigere der beiden durchgeht, strebt Tony fortwährend nach dem bahnbrechenden Erfolg. Mit einem speziellen, von ihm konstruierten Hirnwellen-Verstärker gelingt es Tony, in die vierte Dimension vorzudringen und Atome sich vermischen zu lassen. Als dann Scott, der beruflich häufig radioaktiver Strahlung ausgesetzt ist und dessen Hirnwellenpotential sich astronomisch vergrößert hat, mit Tonys Gerät in Verbindung kommt, erhält er die Fähigkeit, feste Gegenstände wie Mauern einfach zu durchdringen. Der Einsatz dieser Kräfte fordert jedoch Tribut: Scott altert binnen Sekunden um viele Jahre und kann sich die verlorene Lebensenergie nur von anderen Menschen, die im Gegenzug sterben müssen, zurückholen. Scott verfällt dem Wahnsinn und wird zur öffentlichen Gefahr.

Yeaworth Jr., hauptberuflich Pastor und Kirchenfilmer, liebte es schön bunt. Nach "The Blob" inszenierte er für den Produzenten Jack H. Harris diese stark in der Tradition der Jack-Arnold-Filme befindliche Mär um einen verrückten Wissenschaftler, der diesmal tragischerweise nicht durch eigene Schuld den Verstand verliert, sondern wegen der verantwortungslosen Vorgehensweise seines Bruders. Nachdem Menschen und Doktoren unsichtbar geworden, ins Astronomische gewachsen und ins Verschwindende geschrumpft waren, Monster und Viren freigesetzt, die Sinne verschärft, die Zeit bezwungen und Raketen ins All geschossen hatten, war es nun an Dr. Nelson, die Dimensionen zu durchdringen und körperlos zu werden. Damit stellt er eine ebensolche gesellschaftliche Gefahr dar wie seinerzeit Wells' Unsichtbarer. Schließlich kann ein immaterieller Mensch weder aufgehalten noch verletzt werden. Entsprechend "lose" seine spontanen Einfälle - ausgestattet mit seiner neuen Fähigkeit tut Nelson gleich das Erste, was einem vermutlich in seiner Situation einfällt: Er klaut. Es folgen noch einige kapitalverbrecherische Aktionen, bis ihn zum Schluss die große Achillesferse aller klassischen Phantastikkreaturen zu Fall bringt: Der Wunsch nach Liebe und Zärtlichkit. Verpackt ist all das als ein höchst sehenswerter kleinen B-Schocker mit liebevoll gemachten Tricks und knalligen Farben; ein rechter Frühlingsfilm nach meinem Geschmack.

7/10

Serienmord Irvin S. Yeaworth Jr. Madness Monster Mad Scientist


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MAD MAX BEYOND THUNDERDOME (George Miller, George Ogilvie/AU, USA 1985)


"Two men enter, one man leave!"

Mad Max Beyond Thunderdome (Mad Max - Jenseits der Donnberkuppel) ~ AU/USA 1985
Directed By: George Miller/George Ogilvie


Nachdem ihm fast sein gesamtes Hab und Gut geraubt wurde, kommt Max (Mel Gibson) nach Bartertown, einer Handelsstadt mitten in der Wüste, die von der machthungrigen Aunty Entity (Tina Turner) geleitet wird. Für sie soll Max das Duo Master (Angelo Rossitto) und Blaster (Paul Larson) ausschalten. Max verweigert jedoch die Erfüllung dieses Auftrags und wird zurück in die Wüste gejagt. Dort findet ihn eine Gruppe isolierter Kinder, die, in einer enklavehaften Oase lebend, einem mysteriösen 'Captain Walker' huldigen, offenbar der verschwundene Pilot eines Flugzeugs, das in der Nähe abgestürzt ist. Die Kinder wollen zurück in die Zivilisation, von der Max natürlich weiß, dass sie nicht mehr existiert. Eine kleine Gruppe von ihnen gelangt zusammen mit Max nach Bartertown, wo sie den zwergenhaften Master entführen. Verfolgt von Aunty und ihren Männern kommt es zur großen Jagd durch die Wüste.

Die postapokalyptische Wüstenei scheint die Welt nun endgültig im Griff zu haben - von Asphaltstraßen ist im bislang letzten Film um den einsamen Endzeitnomaden Max jedenfalls nichts mehr zu sehen. Bereits die ersten Sekunden kündigen ein nochmals verändertes, nochmals re-barbarisiertes Szenario an: Der Titelheld reist auf einer Kamelkutsche durch die Wüste. Benzinbetriebene Vehikel rentieren sich endgültig nicht mehr und kommen erst ganz zum Schluss, für die nach dem furiosen Finale des ersten Sequels obligatorisch gewordene High-Speed-Verfolgungsjagd, nochmal zum Einsatz. Tina Turner ist nicht mal übel, außerdem eröffnet "Thunderdome" mit ihrem besten Solostück, "One Of The Living".
Dass George Miller, abseits von der kompromisslosen Rohheit, die seine ersten beiden "Mad Max"-Filme auszeichnet, ein Faible für klassische Kinderliteraturstoffe besitzt, wurde im Prinzip nicht erst durch seine spätere Phase als Produzent und Regisseur deutlich, in denen er Filme wie "Babe" oder "Happy Feet" betreute. "Thunderdome" trägt indes bereits überdeutliche Reminiszenzen an J.M. Barrie und William Golding in sich, die freilich erst im die Kindergruppe einführenden mittleren Akt zum Tragen kommen. In einer Armageddon-Analogie zum Nimmerland (welches sie im Prinzip ja bereits bewohnen) sind sie auf der Suche nach dem von Wolkenkratzern gesäumten "Überübermorgenland", das sie nurmehr von Bildern kennen und das für sie die Zivilisation symbolisiert. Zwar sind sie sich bewusst, dass es einen großen Knall gegeben hat, sind sich über dessen fatale Auswirkungen jedoch nicht im Klaren. Am Ende werden sie mit dem in Energiefragen bewanderten Master eine große Stadt zum Erleuchten bringen. Für Max indes ist ein weiteres bizarres Abenteuer durchstanden und er steht, blutend und keuchend, wie schon am Ende des letzten Teils, mit nichts als seiner nackten Existenz in der Wüste.
"Fury Road" still ahead...

7/10

Wueste Zukunft Dystopie George Ogilvie George Miller Apokalypse Kinder car chase


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MAD MAX (George Miller/AU 1979)


"You've seen it!... You've heard it!... and you're still asking questions?"

Mad Max ~ AU 1979
Directed By: George Miller

"A few years from now": Die Energiekrise ist derart akut geworden, dass sich die Kriminalität fast ausschließlich auf die Straßen verlagert hat. Marodierende Banden wie die motorradbewährten "Hell's Jockeys" unter ihrem Anführer Toecutter (Hugh Keays-Byrne) terrorisieren die Highways rund um die Stadt Sugartown und jeden "normalen" Menschen, der das Pech hat, sich darauf fortzubewegen. Die Polizei hat dafür speziell eine unabhängige, motorisierte Spezialtruppe abgestellt, die mehr oder weniger aus Rennfahrern besteht, die sich von den Gangs mit Ausnahme ihrer Marke kaum mehr unterscheiden. Den Polizisten Max Rockatansky (Mel Gibson) kostet eine Auseinandersetzung mit den Hell's Jockeys, die das Leben eines ihrer Mitglieder (Vince Gil) fordert, seinen besten Freund (Steve Bisley), seine Frau (Joanne Samuel) und sein Baby. Danach wird Max zum einsamen Vigilanten.

George Millers sagenhafter Film war im Grunde die Initiallösung für eine nicht abreißen zu scheinende Welle von Endzeitfilmen. Die ästhetische Konzeption für die zahllosen Rip-Offs hat zwar eigentlich erst das "Mad Max"-Sequel aus den Angeln gehoben; das Thema jedoch und auch einige dem Subgenre zugrunde liegende Strukturen, wie etwa seine unaufhörliche Kinetik und die hoffnungslose, bösartige Stimmung gab bereits der Erstling vor. Alles ist Straße in der Welt des Max Rockatansky, es geht nurmehr um Benzin und Geschwindigkeit und darum, wer wahlweise die besseren Tricks am Steuer vorlegt oder noch verrückter ist als der jeweilige Duellist. Mit halsbrecherischen Kamerafahrten, irrsinnigen Montagen, Vogelbildern als Leitmotiv und mindestens zwei verstörenden Frames von aufgerissenen Augenpaaren im Angesicht des Todes kreiert Miller das Bild einer präanarchistischen Welt, die, obwohl es an maskulinen Schlüsselreizen nicht fehlt, in dieser Form wohl kein bei klarem Verstand befindlicher Mensch erleben möchte. Im letzten Drittel verwebt der Regisseur dann sogar Backwood-Horror-Motive in sein Geschichte, kehrt deren spezifische Aussage jedoch geschickt um. Der Showdown schließlich präsentiert das letzte Aufglimmen des Max Rockatansky, dem danach nichts mehr bleiben wird. Konsequenterweise schließt der Film damit. Die noch etwas bessere Fortsetzung treibt dann die Blut-und-Schrott-Atmosphäre dieses Erstlings neuen Höhepunkten entgegen und führt trotz des realitätsenthobenen Szenarios sogar den Max-Charakter wesentlich glaubwürdiger fort als es etwa die "Death Wish"-Reihe vermochte.

10/10

Australien Rache Vigilantismus George Miller car chase Road Movie Rocker Apokalypse


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THE ROAD (John Hillcoat/USA 2009)


"Are you carrying the fire?"

The Road ~ USA 2009
Directed By: John Hillcoat


Trümmer und Ödnis, soweit das Auge reicht. Nach einem - offenbar nuklearen - Armageddon ist die Welt zu einer gewaltigen Aschehalde geworden. Marodierende Banden, die größenteils dem Kannibalismus verfallen sind, ziehen ziellos überland oder verschanzen sich in freistehenden Häusern. Ein Vater (Viggo Mortensen) und sein kleiner Junge (Kodi Smit-McPhee) wandern nach dem Freitod der Mutter (Charlize Theron) gen Süden, der Küste entgegen. Der Mann versucht, seinen Sohn das Letzte zu lehren, was dem Erhalt seiner Art noch zur Hoffnung gereicht: Die Humanität an sich. In einer Welt, in der der Mensch endgültig des Menschen Wolf geworden ist, erweist sich diese private Mission jedoch als nahezu unmöglich.

Ganz ohne die martialischen Action-Avancen, die den Endzeitfilm üblicherweise begleiten und die zuletzt noch in "The Book Of Eli" zu erleben waren, kommt Hillcoats "The Road" aus. Eine in ihren letzten Zügen liegende Welt wird hier hier vorgeführt, in der die Sonne nicht scheint, weil die Erdatmosphäre sich verdunkelt hat, in der leuchtende Farben keinen Platz mehr finden, nahezu sämtliche Tiere ausgestorben und in der der bloße evolutionär bedingte Lebenswille oder auch die Angst vor dem Tode die letzten, kärglichen Rettungsdomänen des Menschengeschlechts sind. Keine Straßenduelle mit verrückten Vehikeln gibt es hier oder ausgefallene Kurzfeuerwaffen, nurmehr fressen oder gefressen werden.
Seit dem Ende des Kalten Krieges genießen sich vornehmlich abseits von Genre-Traditionen bewegen und das menschliche Drama hinter der Apokalypse ins Zentrum stellende Filme wie "The Road" Seltenheitswert. Umso nachhaltiger in ihrer Wirkung die alle paar Jahre auftauchenden Ausnahmeerscheinungen; immer auch unmissverständliche Warnungen an ihr Publikum, besser kein Streichholz an den großen blauen Methanballon zu halten. Nicht besonders erbaulich, aber in jedem Fall sehenswert.

8/10

John Hillcoat Zukunft Apokalypse Kannibalismus Road Movie


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PIRANHA (Alexandre Aja/USA 2010)


"Fish with boobies."

Piranha ~ USA 2010
Directed By: Alexandre Aja


Im schönen Lake Victoria wird durch einen Erdrutsch eine prähistorische Piranha-Art befreit. Dumm für die dort auflaufenden Teenager, die hier ihren Spring Break feiern wollen und bei Bier und Spaß jede Warnung ignorieren.

"Heute schon remaket?" möchte man Monsieur Aja beinahe fragen angesichts seiner gegenwärtig ja keinesfalls ungewöhnlichen Tendenz, klassische Horrorstoffe neu aufzubereiten. Nun, solange die Qualität stimmt, habe ich ja nun gar nichts dagegen. "Piranha" kümmert sich einen lausigen Schmutz um jedwede Niveaufalle und liefert bösen, blutigen Spaß im Zuge eines lauten, inflationär spritzenden Splatter-Feuerwerks, wie es seit dem seligen "Braindead" nurmehr selten zu sehen war. Dabei werden die fiesesten Kollateralschäden keinesfalls durch die verfressenen Ur-Piranhas verursacht, sondern durch die Massenpanik der Flüchtenden. Jene denkwürdige Szene, in dem sich ein langer Haarschopf in einer Motorboot-Schraube verfängt, um dann... aber man sehe sich das besser selbst an. Dank der herrlichen Effektarbeit von Berger & Nicotero gibt es überhaupt einiges zu spitzen, die ausnehmend schicken Damen Kelly Brook und Riley Steele bekanntlich inbegriffen.
Des ohnehin wackligen Verdachts, einen wegweisenden Horrorfilm gesehen zu haben, kann ich "Piranha" zwar guten Gewissens entheben, ebenso wahr ist aber, dass iman mächtig viel Vergnügen haben kann mit ihm. Lecker fish with boobies halt.

7/10

Remake Alexandre Aja Arizona Fisch 3-D Monster Splatter Summer Splash Tierhorror


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NIGHT SHADOWS (John 'Bud' Cardos/USA 1984)


"Let's have a drink."

Night Shadows (Mutant II) ~ USA 1984
Directed By: John 'Bud' Cardos


Um seinben kleinen Bruder Mike (Lee Montgomery), der soeben eine arge Beziehungsschlappe hat auf sich nehmen müssen, auf andere Gedanken zu bringen, nimmt Josh Cameron (Wings Hauser) ihn mit auf einen Trip ins Blaue. Die Einwohner des Kleinstädtchens Goodland sind auf großkotzige "Stadtmenschen" jedoch alles andere als gut zu sprechen. Nach ersten Konflikten tut sich jedoch noch ein weit größeres Problem für Josh auf: Zombifizierte Kreaturen, die aus ihren Händen eine ätzende gelbe Flüssigkeit absondern und sich von Blut ernähren, machen die Gegend unsicher. Mike verschwindet scheinbar spurlos. Der Grund für die bizarre Seuche ist bald gefunden: Eine nahegelegene Chemiefabrik entsorgt ihre Abfälle achtlos Richtung Grundwasser. Zusammen mit der charmanten Lehrerin Holly (Jody Medford) sieht sich Josh alsbald einer Legion von Untoten gegenüber...

Für den hierzulande blödsinnigerweise als "Mutant II" und ergo als Sequel zu der Corman-Produktion "Forbidden World" vermarkteten, mehrfach umbenannten "Night Shadows" hatte John 'Bud' Cardos das Regieruder von Mark Rosman zu übernehmen, der bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt aus der Produktion ausgeschieden war. Das Resultat ist ein durchaus atmosphärisches, hier und da sogar spannendes B-Picture, wenn man sich um logische Kausalität auch einen vorsätzlichen Dreck scherte. Peckinpah-Veteran Bo Hopkins, der den versoffenen Kleinstadt-Sheriff Stewart spielt, schafft es beispielsweise innerhalb von Sekunden, einen von hemmungslosem Lallen begleiteten Vollrausch ad acta zu legen - nicht allein eine unnachahmliche (Script-) Leistung, sondern bloß eine, singuläre, von diversen unerklärlichen kleinen und großen Fügungen, die die Geschichte bereithält, die das ansonsten ansprechende Gesamtbild jedoch nicht vollends torpedieren können. Richard Band setzt einen atmosphärischen Score hinzu und die ordentlich maskierten Zombies sehen wirklich flott aus. Wings Hauser kommt immer gut und der aus Spielbergs "Close Encounters Of The Third Kind" bekannte und zuletzt im Gefolge von Bud Spencer gesehene "außerirdische Kleine" H-725 aka Cary Guffey hat schließlich ein melancholisch-bedauernswertes Mutantenopfer zu mimen. Ferner dürften hierin die meines Wissens ersten Flitzzombies der Filmgeschichte auftreten; das einstmalige Bohei um "28 Days Later" erweist sich also im Nachhinein als vollkommen ungerechtfertigt.

6/10

Suedstaaten Virus Kleinstadt Independent John 'Bud' Cardos Mark Rosman


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MOON (Duncan Jones/UK 2009)


"Are you hungry?"

Moon ~ UK 2009
Directed By: Duncan Jones


Sam Bell (Sam Rockwell) arbeitet für die Lunar Corp., die vom Mond aus Energieressourcen für die Erde nutzbar macht. Nach fast drei Jahren Einsamkeit auf dem Erdtrabanten mit dem Stationscomputer GERTY als einzigem Kommunikationspartner endet Sams Vertrag und in zwei Wochen darf er Frau (Dominique McElligott) und Kind (Rosie Shaw) wiedersehen. Da beginnt er, an seinem Verstand zu zweifeln. Die anfänglich noch seltenen, sich später dann aber verdichtenden Momente psychischen Unwohlseins kulminieren schließlich in einer furchtbaren Gewissheit.

Duncan Jones hat seine Hausaufgaben gemacht. "Silent Running", "Outland", "Blade Runner", "Alien", allesamt optisch, inhaltlich und atmosphärisch sorgfältig studiert und zu einer umfassenden Hommage an den Science-Fiction-Film der siebziger und frühen achtziger Jahre legiert. Daraus folgt, dass wenn man die Vorbilder schätzt, man auch "Moon" mögen sollte. Der Film ruht in sich wie der surrende Monolith aus "2001", hat keine billigen Schreckmomente nötig und geht sein Thema der Identitätskrise mit der gebotenen Ruhe an. Dabei werden einige der traditionellen Motive des SciFi-Films, etwa das der Technokratie-Angst, ganz bewusst demontiert. Der stoische Computer GERTY etwa, der in der Originalfassung passenderweise von Kevin Spacey gesprochen wird, darf, anders als sein Urahne HAL 9000, bis zum Ende freundlich und hilfsbereit bleiben. So ändern sich die zukünftigen Zeiten im Kino.

8/10

Zukunft Mond Duncan Jones Computer Klone





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Funxton

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