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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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INFESTATION (Kyle Rankin/USA 2009)


"Even post-apocalypse I'm just the selfish drunk."

Infestation ~ USA 2009
Directed By: Kyle Rankin


Anstelle von Zombies überfallen diesmal menschengroße Insekten per Blitzkriegtaktik die USA, spinnen die Leute in Konkons ein oder verwandeln sie wahlweise in Insekt-Mensch-Hybriden. Der soeben aus seinem Schreibtischjob gefeuerte Offizierssohn Cooper (Chris Marquette) rettet sich zusammen mit ein paar Bürokollegen über die Runden und erhält schließlich die Gelegenheit, seine tief in ihm schlummernden Heldenqualitäten unter Beweis zu stellen.

Flotte kleine B-Horrorcomedy, für schmales Geld in Bulgarien gedreht und, wie mir scheint, von einer wachsenden Zahl globaler Verehrer hofiert. "Infestation" ist nicht sonderlich weit entfernt vom jüngeren Komödiengusto um die Apatow-Schule; Chris Marquette und sein stoisches Spiel erinnerten mich latent an den jungen Adam Sandler, wobei Marquette sogar die größeren Pausbacken vorweisen kann. Der recht regelmäßig wiederholte Hauptwitz des Scripts besteht darin, bestimmte Erwartungshaltungen des Publikums zu unterminieren, indem es sie aufgreift, um ihre Conclusio dann kurzerhand ins Gegenteil zu verkehren. Das ist in der Tat ziemlich trocken und lustig und wird dank der kurzen Spielzeit des Films und der allenthalben bemühten, wirklich ansehnlichen Monster-F/X auch nicht überstrapaziert. Das von Cooper entwickelte Ruf- und Ignorierspiel ist übrigens wirklich phantastisch und sollte eigentlich an jedem gräulichen oder zumindest grauen Arbeitsplatz Schule machen.

7/10

Insekten Apokalypse Independent Monster Kyle Rankin


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THE BOX (Richard Kelly/USA 2009)


"I have quite a few employees."

The Box ~ USA 2009
Directed By: Richard Kelly


Virginia, 1976: Das Ehepaar Lewis erhält von einem Fremden (Frank Langella), der sich als Arlington Steward vorstellt, eine kleine Holzbox mit einem Druckknopf. Man habe 24 Stunden Zeit, diesen Knopf zu betätigen oder eben es sein zu lassen. In ersterem Falle bekomme man eine Million Dollar in bar und ein Unbekannter müsse sein Leben lassen. Zunächst scharwenzeln Norma (Cameron Diaz) und Arthur (James Marsden) ungläubig um das Kistchen herum, dann obsiegen jedoch Neu- und Geldgier. Als Arthur beginnt, dem Fremden nachzuspüren, nachdem dieser die Box wieder abgeholt hat, stößt er auf eine unheimliche Macht im Hintergrund, die womöglich indirekt etwas mit der Entsendung der Marssonde 'Viking' zu tun hat...

Richard Kelly macht wohl ein ähnliches Schicksal durch wie sein Kollege M. Night Shyamalan: Nach einem allerorten enthusiastisch zum Instant-Klassiker ausgerufenen Initiationsfilm genießen beide Autoren sozusagen kreative Narrenfreiheit, nur will unter zunehmendem Desinteresse entweder niemand mehr sehen, was sie fabrizieren oder das Publikum wendet sich im Nachhinein unverständig ab. Kelly scheint ja nun von der Apokalypse selbst besessen zu sein: Ständig müssen sich Kleinstadtmenschen in seinen Filmen ethisch orientierten Tests unterziehen, die irgendwelche übermächtigen Entitäten inszenieren und anordnen; unter Aufhebung jedweder physikalischen Schranken versteht sich. Die inhaltliche Prämisse mit dem Kistchen, das seinem "Mieter" eine hohe Geldsumme offeriert, so dieser nur bereit ist, einen unbekannten Menschen sterben zu lassen, stammt dabei nicht von Kelly, sondern von Richard Matheson bzw. dessen schon vor vierzig Jahren erschiener Kurzgeschichte "Button, Button". Die Fortführung der Story, in der eine scheinbar allmächtige Rasse von Aliens über das künftige Schicksal der sich als immer egozentrischer erweisenden Menschheit urteilt, ist indes auf Kellys Mist gewachsen. Die Frage danach, warum Fremde, die solch grausame Spiele treiben, überhaupt das moralische Recht zur Hybris haben, scheint mir allerdings nicht hinreichend konsequent zu Ende gedacht, ebensowenig wie die Tatsache, dass der - zumindest deutlich hervortretende - Bruch von der zunächst noch geheimnisvollen Mystery-Geschichte hin zur SciFi dem hypothetischen Kammerspiel "The Box" viel von seiner Faszination raubt.
Vielleicht wäre die Form des Kurzfilms in diesem Fall die bessere Wahl gewesen.

6/10

Apokalypse Richard Kelly Familie Richard Matheson Aliens


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THE CRAZIES (Breck Eisner/USA, AE 2010)


"I'm not right, am I?"

The Crazies ~ USA/AE 2010
Directed By: Breck Eisner


Im beschaulichen Mittelwest-Städtchen Ogden Marsh fangen die Leute plötzlich an, durchzudrehen: Über dem nahegelegenen Feuchtgebiet, aus dem die gesamte Gegend ihr Trinkwasser bezieht, ist ein mit biologischem Kampfstoff beladener Militärflieger abgestürzt. Wer mit dem Virus in Berührung kommt, wird tollwütig und stirbt innerhalb von 48 Stunden. Die Armee riegelt die gesamte Umgebung in einer Nacht- und Nebel-Aktion ab, interniert und exekekutiert die Infizierten ohne jede Vorwarnung. Nur Sheriff Dutten (Timothy Olyphant), seine schwangere Frau (Radha Mitchell), Deputy Clank (Joe Anderson) und die Schülerin Becca (Danielle Panabaker) können dem Zugriff der Uniformträger fürs Erste entkommen und haben fortan zwei Gegner - die tödliche Seuche und die nicht minder gefährliche Staatsgewalt...

Wie die meisten Vertreter der nicht abebben wollenden Horrorklassikerremakewelle ist auch "The Crazies" zu einer soliden, straight gemachten und zumindest nicht allzu dämlichen Angelegenheit geraten, die aufgeschlossene Genrefreunde wie *hüstel* meinereiner für hundert Minütchen absolut blendend zu unterhalten weiß. Zwar wird im Nachhinein vermutlich nicht allzu viel davon hängenbleiben, eidieweil Romeros kreuzungemütliches Original trotz der üblichen Aufplustereien sowieso nicht Gefahr läuft, in jedweder Hinsicht überboten zu werden; doch kennen Eisner und seine Autoren die Spannungsklaviatur immerhin gut genug, um effektiv darauf spielen zu können. Da meine antizipatorische Haltung auch gar nichts anderes voraussetzte, kann ich ergo zufrieden sein. Ein wenig erinnerte mich die Neufassung inhaltlich an eine der vielen King-Romane bzw. deren Adaptionen. Darin geht es ja auch häufig um einen rational vorgehenden Kleinstadtsheriff (man denke nur an den mehrfach auftretenden Alan Pangborn aus Castle Rock) im Angesicht einer globalen Gefahr. Zudem tut die systeminterne Kritik mal wieder recht gut - dass die Amis auf eigenem Boden die Bombe zünden, um die heranrollende Scheißewelle möglichst niedrig zu halten (etwas, das im Film höchst selten vorkommt), ist vielleicht verspäteter Mittelfingerzeig in Richtung Republikaner. Kein Wunder folglich, dass die Araber gern in sowas investieren. Dass Johnny-Cash-Songs zur Introduktion sich mittlerweile als Teil des guten Tons von Romero-Remakes etablieren, finde ich übrigens durchaus charmant.

7/10

Iowa Virus Apokalypse Atombombe Remake


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PREDATORS (Nimród Antal/USA 2010)


"Let's find a way off this fucking planet."

Predators ~ USA 2010
Directed By: Nimród Antal


Eine achtköpfige Gruppe von Söldnern, Killern und Elitekämpfern findet sich auf einem fremden Planeten wieder. Offenbar kurzerhand von der Erde entführt und hierher verfachtet, dienen sie, wie sie zu ihrem Leidwesen bald feststellen müssen, als Trophäenbeute einer lustigen Predator-Safari. Zwar besteht die Anzahl der Jäger lediglich aus drei Köpfen, doch ein bereits seit längerem hier ansässiger, zum Psychotiker gewordener Eremit (Laurence Fishburne) sowie ein zunächst unerkannter Irrer in den eigenen Reihen machen den Helden von der Erde das hochgefährdete Leben noch umso schwerer.

Unterhaltsames Sequel, das viele, wenn auch nicht sämtliche Fehler der beiden primär zur Mythos-Demontage taugenden "AVP"-Filme wieder ausräumt und (vorläufig?) aus der Welt schafft.
Dass der in der Regel eher unbekümmert zu Werke gehende Spaßvogel und Popkulturrecycler Robert Rodriguez im Hintergrund mitmischt, merkt man "Predators" allerdings ohne Umschweife an: Alan Silvestris markanter Original-Score wird hier fast eins zu eins nachgespielt (inklusive einer zünftigen Abspannbegleitung durch Little Richards "Long Tall Sally") und zahlreiche aus McTiernans Original bekannte Einstellungen enthusiastisch wiederholt. Da das bloße Abspulen eines (sic!) Wasserfalls an Reminiszenzen aber noch keinen guten Film macht, bleibt "Predators" selbst trotz einiger flotter neuer Einfälle (darunter eine Jagdhund-Meute für die Predators) weitgehend überraschungsfrei. Warum Adrien Brody allerdings so vielgeschmäht aus der Sache herauskam, verstehe ich nicht so ganz - ich hatte im Gegenteil den Eindruck, dass er seine Sache absolut trefflich bewerkstelligte.
Ansonsten bewegt sich Antals Film aus meiner Sicht in etwa auf dem Level des immerhin bereits zwanzig Jahre alten ersten Sequels, wobei der Neuling mir schon aufgrund der wiederum naturbelassenen Kulisse wahrscheinlich sogar geringfügig besser gefällt. Ist aber irgendwie schon beinahe obligat, wenn einer, der Nimród heißt, ein solches Projekt angeht...

7/10

Nimrod Antal Kidnapping Jaeger Sequel Monster Aliens


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I PREDATORI DI ATLANTIDE (Ruggero Deodato/I, PH 1983)


Zitat entfällt.

I Predatori Di Atlantide (Atlantis Inferno) ~ I/PH 1983
Directed By: Ruggero Deodato


Die beiden Söldner Mike (Christopher Connelly) und Washington (Tony King) schippern gerade auf ihrer Yacht durch die Karibik als ein gigantisches Seebeben das Meer erschüttert. Ursache: Bei der versuchten Bergung eines Atom-U-Boots kam es kurz zuvor zu einer Kettenreaktion, die dafür sorgt, dass das versunkene Atlantis wieder auftaucht. Da sich dieses unter einer Art Glaskuppel befindet, haben die kriegerischen Einwohner die Zeit überdauern können und fangen nun sogleich an, die benachbarten Inseln zu attackieren. Zusammen mit einigen Freunden wie dem Piloten Bill (Ivan Rassimov) und Professor Saunders (George Hilton) kommt Mike bald hinter die Motive der Atlantiden: Diese wollen der hellsichtigen Forscherin D. Rollins (Gioia Scola) habhaft werden, auf dass sie zu ihrer Hohepriesterin werde!

"I Predatori Di Atlantide" ist wahrscheinlich eins der vordringlichsten Beispiele dafür, dass und warum es mit der italienischen Filmindustrie nach vielen fruchtbaren Jahren um die Mitte der Achtziger nunmehr überaus schlecht stand. Obschon Deodato ganz sicher kein unintelligenter Regisseur ist und sich die Besetzung aus einer ganzen Latte beliebter B-Film-Veteranen rekrutiert - wenn der Kopf nicht weiß, was der Arsch tut, sind Hopfen und Malz verloren! "I Predatori" ist geradezu angefüllt von ungeheurem Dilettantismus. Diverse Plotfügungen bleiben wahlweise im Unklaren oder sind einfach nur völlig sinnlos und die Montage dazu gibt sich, gelinde gesagt, abenteuerlich. Handlungselemente aus allem, was um diese Zeit dafür bekannt war, dem Box-Office Geld anzutragen, kommen irgendwo vor: Ein wenig Science-Fantasy, ein bisschen Abenteuer Marke "Indiana Jones", der Söldnerfilm wird nochmals ausgeschlachtet und ganz besonders gibt sich das Endzeit-Kino, das nach "Mad Max 2" bekanntermaßen eine ganze Welle von Italo-Plagiaten lostrat, ein weiteres Stelldichein - die Atlantiden, zumindest deren kriegerische Variante (wie wir im Laufe des Films erfahren, gab und gibt es dort nämlich zum einen jene Kriegstreiber und zum anderen eine technisierte Hochkultur...), sehen durch die Bank aus wie postapokalyptische Lederpunks und knattern auf entsprechend feingetuntem Motorengefährt durch die Landschaft. Es wird massig geballert und gestorben und in all dem Gewirr weiß irgendwann keiner mehr so recht, wohin und woher, am allerwenigsten der bemitleidenswerte Zuschauer.
Für den Europloitation-Chronisten ist "I Predatori" natürlich ein Muss, allein schon seiner filmhistorischen Bedeutung wegen. Dass ein solch chaotisch entwickeltes und hanebüchnes Projekt überhaupt jemals das Licht der Kinoleinwände erblickt hat, mutet allerdings selbst für Euro-Verhältnisse erstaunlich an, dies ist nämlich kaum mehr denn reinster Giftschrank-Inhalt für jeden halbwegs bei Verstand befindichen Produzenten.

5/10

Atlantis Soeldner Europloitation Ruggero Deodato Apokalypse


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UNIVERSAL SOLDIER: THE RETURN (Mic Rodgers/USA 1999)


"By the way: Soldiers are not just mindless killing machines."

Universal Soldier: The Return (Universal Soldier - Die Rückkehr) ~ USA 1999
Directed By: Mic Rodgers


Luc Deveraux (Jean-Claude Van Damme), mittlerweile wieder Mensch, Witwer und alleinerziehender Vater einer netten kleinen Tochter (Karis Paige Bryant), ist nurmehr als Berater beim Unisol-Projekt tätig. Geleitet wird dieses von Dr. Cotner (Xander Berkeley) und dessen Computer S.E.T.H.. Zeitgleich mit der drohenden Einstellung der Unisol-Produktion beginnt S.E.T.H., eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln, überträgt seinen Geist in einen menschlichen Körper (Michael Jai White) und programmiert sämtliche Unisols darauf, sich gegen das Militär zur Wehr zu setzen. Allerdings hat S.E.T.H., nachdem sein Stecker gezogen wurde, nurmehr Energie für acht Stunden. Nur einer kennt den Code für sein Notsystem: Luc Deveraux. Also entführt S.E.T.H. dessen Tochter...

In der Hoffnung, nach dem begeisternden und äußerst konzisen dritten Teil jetzt ein zumindest halbwegs ebenso wertiges Mittelstück zu bekommen, das zudem möglicherweise erklärt, wie es zu Deveraux' desolatem Zustand kommen konnte, freute ich mich eigentlich doch sehr auf Rodgers' erstes Kinosequel. Das Resultat jedoch konnte meiner gespannten antizipatorischen Haltung so gut wie nichts nichts entgegensetzen. "Universal Soldier: The Return" ist bloßes Popcorn-Kino ohne jede Herausforderung, ohne jeden logischen Zusammenhang und letztlich ohne Chuzpe. Dem Film geht es lediglich darum, seine Sache möglichst fix und halbwegs sauber über die Runden zu bringen und dabei noch den einen oder anderen flotten Spruch zu latzen; der bullige Bill Goldberg als Unisol 'Romeo' beispielsweise, eine Figur, die ein ähnliches Potential wie der NGU im aktuellen Film gehabt hätte, darf (oder muss) sich darauf ausruhen, eine bloße Karikatur zu personifizieren, die für halbgare Witzchen zuständig ist. Gleiches gilt für den weit unter Wert verkauften Michael Jai White. Was Van Dammes Beteiligung an der ganzen Kiste anbetrifft, so hat dessen Charakter praktisch nichts mit dem eigentlichen Luc Deveraux zu tun. Die Tatsache, dass er einst selbst einer der Zombie-Soldaten war, kommt nur kurz zur Sprache, wird ansonsten jedoch praktisch ignoriert. Sein Part gleicht eher dem des Darren McCord aus "Sudden Death": Sympathischer Familienvater on the loose mit freilich tadellosen "Daddy-Allüren". Zu allem Überfluss wandelt sich die selbst noch von Emmerich und Devlin veräußerte Kritik an militärischen Machenschaften hier in ihr diametrales Gegenteil.
Notwendigerweise nochmals zurück zu "Universal Soldier: Regeneration": Man tut letzten Endes gut daran und sich selbst vermutlich einen Gefallen damit, die erste Fortsetzung wahlweise als obligatorisches Übel wahrzunehmen, zu vergessen oder gleich gänzlich zu übergehen und stattdessen Hyams' diesen Film offensichtlich sowieso komplett ignorierendes Sequel als eigentliche Fortschreibung der Geschichte um die Unisols Devereaux (und Scott) zu erachten.

4/10

Militaer Sequel Kunstmensch Mic Rodgers Computer


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IN LIKE FLINT (Gordon Douglas/USA 1967)


"An actor? As president???"

In Like Flint (Derek Flint - Hart wie Feuerstein) ~ USA 1967
Directed By: Gordon Douglas

Diesmal muss Z.O.W.I.E.-Superagent Derek Flint (James Coburn) gegen eine Truppe naiver Feministinnen namens 'Fabulous Face' antreten, die einen weltweiten Politputsch planen, um sämtliche relevanten Ämter ausschließlich mit Frauen besetzen zu können. Dummerweise verlassen sich die Damen bei der Durchführung ihrer Pläne auch auf männliche Mithilfe, was ihnen schnell das Kreuz bricht. Der als Doppelgänger des US-Präsidenten (Andrew Duggan) eingesetzte Schauspieler Sebastian (Andrew Duggan) und der verrückte General Carter (Steve Ihnat) übernehmen nach Flints erster Intervention die Führung und können nur von Flint und der von ihm umgedrehten Blondine Lisa (Jean Hale) gestoppt werden.

Der zweite Flint-Film ist noch um Einiges witziger als der erste, strapaziert gegen Ende jedoch seine Laufzeit etwas über. Nachdem der Agent bereits im Original als unanfechtbarer Tausendsassa verkauft wurde, sehen wir ihn hier u.a. bei der Konversation mit seinem Hausdelfin Eric. Berühmt wurde der als nichts weniger denn prophetisch zu bezeichnende Kommentar Flints (s. obiges Zitat), mit dem er völlig fassungslos die Neuigkeit kommentiert, dass der echte Präsident durch einen Schauspieler ersetzt wurde. Ansonsten wird die feministische Bewegung zur gnadenlosen Zielscheibe des herzlich maskulinen Spotts erklärt: Die drei Köpfe von 'Fabulous Face' sind allesamt alte Teetantchen, die - Frauen halt - überhaupt nicht in der Lage sind, ihre Pläne zur Gänze zu überblicken. Zur globalen Oktroyierung ihrer Pläne wollen sie Haartrockner einsetzen, die zugleich Gehirnwäschemaschinen sind - alle unfreiwilligen Mitstreiterinnen werden derweil kryogenisch eingefroren. Es gibt also wieder eine Menge zu schmunzeln. Besonders hervorhebenswert sind die musikalischen Klänge von Jerry Goldsmith, der es hier mit Erfolg seinen etwas schwungvolleren Kollegen Lalo Schifrin und Henry Mancini gleichtut.

7/10

Kalter Krieg Derek Flint Gordon Douglas Karibik Bond-Spoof


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OUR MAN FLINT (Daniel Mann/USA 1966)


"It can't be..." - "Of course it can, that's why he's Flint!"

Our Man Flint (Derek Flint schickt seine Leiche) ~ USA 1966
Directed By: Daniel Mann

Derek Flint (James Coburn), Lebemann und Top-Agent des amerikanischen Geheimdienstes 'Z.O.W.I.E.', wird herbeigerufen als die Terrororganisation 'Galaxy' die führenden Nationen der Welt mittels ihrer Wettermanipulationsmaschine dazu zwingen will, sämtliche Nuklearwaffen zu vernichten. Ihr an sich hehres Ziel versucht Galaxy jedoch mittels faschistischer Indoktrinationsmethoden zu erreichen, was Flint überhaupt nicht mag. Nachdem er die feindliche Agentin Gila (Gila Golan) becirct hat, ist es ihm ein Leichtes, Galaxy zur Strecke zu bringen.

Während die meisten Bond-Plagiate in den Sechzigern aus Europa, vornehmlich aus italienischer Coproduktion, kamen, versuchte sich Hollywood an vergleichsweise wenigen Rip-Offs der Abenteuer des britischen Agenten. Jene wiesen dann auch zumeist eine satirische oder gar unverhohlen parodistische Form auf. Die beiden "Derek Flint" - Filme wählten den lässigen Weg des Witzes, um 007 an der Kinokasse in seine Schranken zu weisen: Flint ist (noch) mehr Supermann als Mensch und jeder Situation ohne äußere Anstrengung gewachsen. Er beherrscht sämtliche Kampftechniken, ist eine wandelnde Enzyklopädie und außerdem Ballett-Virtuose, bekommt ausnahmslos jede Frau ohne den geringsten Widerstand ins Bett und verzichtet auf den Einsatz von Feuerwaffen. Außerdem pflegt er ein gesundes Maß an Arroganz, was seinen Chef Lloyd Cramden (Lee J. Cobb) regelmäßig zur Verzweiflung treibt. Seine Gegner findet Flint jeweils in einer Gruppe von fehlgeleiteten Weltverbesserern, die gerade so gefährlich sind, weil sie einen gesellschaftlichen Umbruch durchsetzen wollen. In "Our Man Flint" handelt es sich dabei um drei der Friedensbewegung verpflichtete Wissenschaftler (Benson Fong, Rhys Williams, Peter Brocco), die bei aller technischen Raffinesse verkennen, dass ihre Methoden nicht besser sind als die ihrer erklärten Erzfeinde.
Als Moderelikte ihrer Zeit und als Coburn-Vehikel sind die zwei Flint-Abenteuer auch heute noch recht gut genießbar - insbesondere für kompromisslose Sixties-Enthusiasten, die bei flotter Innenarchitektur, perfekt sitzenden Anzügen, hochgesteckten Frisuren und Easy-Listening-Sounds in ungebremste Verzückung geraten.

7/10

Derek Flint Daniel Mann Kalter Krieg Marseille Rom Bond-Spoof


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UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION (John Hyams/USA 2009)


"I've got a question: Do you contemplate the complexity of life sometimes?"

Universal Soldier: Regeneration ~ USA 2009
Directed By: John Hyams


Nachdem ein paar Separatisten mithilfe eines NGU (Andrei Arlovski), eines umprogrammierten Unisol der zweiten Generation, die Kinder (Yonko Dimitrov, Violeta Markovska) des russischen Präsidenten (Stanislav Pishtalov) entführt und das stillgelegte Kernkraftwerk bei Tschernobyl gekapert haben, reaktiviert das angesichts der Situation hilflose Miltär seine alte Geheimwaffe Luc Deveraux (Jean-Claude Van Damme). Deveraux, der eigentlich mittels einer langwierigen Therapie wieder seiner Menschlichkeit zugeführt werden sollte, begegnet in Tschernobyl auch seinem alten Widersacher Andrew Scott (Dolph Lundgren).

Es ist immer schön, festzustellen, dass sich die Vorschusslorbeeren geschätzter Zeitgenossen als gerechtfertigt erweisen. "Universal Soldier: Regeneration", exklusive zweier kanadischer TV-Produktionen der zweite offizielle Nachfolger von Emmerichs seichtem Original, überholt ebenjenes mühelos um mindestens eine Gesamtlänge und zeigt auf, wie eindrucksvoll selbst im Actionfilm die Schaffung einer kammerspielartigen Atmosphäre hochbudgetiertes Knall-Bumm-Kino in den Schatten zu stellen vermag - sofern bloß die richtigen Köpfe dahinterstecken. Der für verhältnismäßig kleines Geld in Bulgarien gefertigte "US:R" konzentriert sich ganz auf den Schauplatz des vermeintlich toten Kraftwerks, als dessen imposant photographiertes Substitut freilich eine alte Stahlfabrik herhält und lässt den stoischen Sambo-Champion Andrei "The Pitbull" Arlovski darin herumspuken wie einen unbezwingbaren Geist in seinem haunted house, der gnadenlos alles eliminiert, was ihm zwischen die gewaltigen Finger gerät. Die vorsätzlich triste, farbentleerte Kameraarbeit durch den Regisseursvater Peter, bekanntlich selbst ein Veteran der Regie und Photographie, wäre dabei besonders hervorzuheben. Hyams' Bildkompositionen bleiben stets in verhaltenem Sepia, zumindest, so sie nicht als Lichtquelle künstliche Werksbeleuchtung verwenden, und machden die Kämpfe der noch viel deutlicher als bei Emmerich als traurige Zombiesoldaten wider Willen charakterisierten Kampfmaschinen zu einer fast schon (mit-)leidigen Angelegenheit. Das ist mutig und zudem ein großartig-subtiler Ansatz, mittels eines "kleinen" B-Films das Genrefeld so dermaßen von hinten aufzurollen.
Leider werden viele Zuschauer, die es nötig hätten, den Film zu sehen, von vornherein abwinken, schon zumal seines unvermeidlichen Sequel-Status. Bedauernswert, ach, was ihnen da entgeht.

8/10

Sequel Peter Hyams Kunstmensch John Hyams Militär Terrorismus


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CARRIERS (Àlex Pastor, David Pastor/USA 2009)


"One thing I know: I'll be alone."

Carriers ~ USA 2009
Directed By: Àlex Pastor/David Pastor


Nachdem eine tödliche Pandemie praktisch die gesamte Menschheit hinweggerafft hat, sind die letzten Überlebenden zum Opportunismus gezwungen: Infektion ist gleichzusetzen mit Tod. Die beiden Brüder Brian (Chris Pine) und Danny (Lou Taylor Pucci) sind zusammen mit Brians Freundin Bobby (Piper Perabo) und der hinzugestoßenen Kate (Emily VanCamp) auf dem Weg zur kalifornischen Küste, wo sie sich in einem einsamen, leerstehenden Hotel einquartieren wollen. Zwischendurch kreuzen weitere Menschen ihren Weg, die ganz unterschiedlich mit dem drohenden Ende umgehen. Nur Danny und Kate sollen schließlich das Reiseziel erreichen; desillusioniert und um manch unangenehme Erfahrung reicher.

Seuchenfilme zählen ja mittlerweile zum festen Inventar des Phantastischen Films, wobei Art der Inszenierung und Umgang mit dem Thema teils doch stark variieren. Im Mittelpunkt von "Carriers" steht keine Krankheit, die zur Raserei führt; somit handelt es sich dabei auch um keinen der zahlreichen, mehr oder minder geschickt codierten Zombiefilme. Wer hier erkrankt, stirbt einen tuberkulösen Tod, wird langsam schwächer und siecht dann recht rasch dahin. Die Pastor-Brüder interessiert dabei ausschließlich das Verhalten der Nicht-Infizierten, jener Individuen also, denen der Kampf ums eigene Überleben zum letzten und zugleich maximalen Existenzstatut geworden ist und die darüberhinaus das vergessen, was sie eigentlich zum Menschen macht - ihre Menschlichkeit nämlich. Wer sich angesteckt hat, und stehe er einem noch so nahe, muss selbst sehen, wie er weiterkommt, so die von Brian aufgestellten Regeln für einen erfolgreichen Weg durch die Ödnis. Dass es auch anders geht, beweist ein unterwegs aufgelesener Vater (Christopher Meloni), der im Gegensatz zu mindestens dreien von den vier Protagonisten erkannt hat, dass das Menschengeschlecht nicht von ungefähr ihrem Ende zugeführt wird und sich, unter der Prämisse des eigenen Sterbens, seiner Menschlichkit stellt.
Trotz mancher durchaus gelungener Ansätze bleibt "Carriers" weitgehend an der Oberfläche stecken und bemüht sich, als gelte es unweigerlich, dem erdrückenden Thema zu trotzen, seine Endzeitvision in verführerisch schöne Bilder mit schönen Menschen darin zu packen. Die Prärie von Texas und New Mexico unter strahlend blauem Himmel, knackige Farben und Scope - wären da nicht die allenthalben eingeschobenen Porträts halbvergammelter Leichen, man könnte sich glatt dem Gefühl hingeben, einem Werbefilm für US-Touristen beizuwohnen. Weiß nicht recht, ob dieser ästhetische Bruch als inkonsequent, unangemessen oder schlicht ekletizistisch zu deuten ist - ist aber eigentlich auch gleichgültig. Ich denke, wenn man "Carriers" einmal gesehen hat, hat man ihn fürs Erste sowieso oft genug gesehen.

6/10

David Pastor Àlex Pastor Virus Apokalypse Road Movie





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Funxton

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