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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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STRANGE BEHAVIOR (Michael Laughlin/USA, AU, NZ 1981)


"And now, Pete: Kill your father!"

Strange Behavior (Die Experimente des Dr. S.) ~ USA/AU/NZ 1981
Directed By: Michael Laughlin

Im Kleinstädtchen Galesburg geht offenbar ein wahnsinniger Serienmörder um, der vornehmlich Teenager aus dem Leben schlitzt. Polizeichef John Brady (Michael Murphy) steht auf dem Schlauch, wenngleich ihn bald eine unheilvolle Ahnung beschleicht. Derweil begeht ausgerechnet Bradys Sohn Pete (Dan Shor) den folgenschweren Fehler, sich, dem Beispiel seines Kumpels Oliver (Marc McClure) folgend, an der der Stadt angeschlossenen Uni als freiwilliger Proband für psychologische Experimente zur Verfügung zu stellen...

Ein richtig formvollendeter, kleiner Genrebrillant, von dem ich erst kürzlich durch eine via Facebook verlinkte Liste erfuhr. Flugs die DVD ins Haus geholt und nicht enttäuscht worden: "Strange Behavior", der auch unter dem Titel "Dead Kids" firmiert, erinnert atmosphärisch durchaus an die einstigen Genreexkursionen Steven Spielbergs zwischen "Jaws" und "Poltergeist" (wobei letzterer freilich erst noch her musste) - in das gemütliche, nicht unironisch präsentierte Ambiente einer typischen US-Kleinstadt platzt das Böse hinein in Form - und da erfolgt dann die Kehre zum spaßorientierten Flügel B - ferngesteuerter, zwangskonditionierter Jugendlicher, die von einem totgeglaubten, verrückten Wissenschaftler (Arthur Dignam) als Rachewerkzeuge missbraucht werden. Vor dieser inhaltlichen Grundierung entwickelt der Film eine geradezu provokative Unaufgeregtheit und Lakonie, die selbst potenzielle Spannungssituation sich völlig relaxt ausspielen lässt. Dp Louis Horvath macht einigen, klugen Gebrauch vom Dolly, wie überhaupt sich Condons und Laughlins Ideenfundus als reichhaltig erweist.
Laughlin hat eine interessante Karriere hinter sich: Einst war er mit Leslie Caron verheiratet, machte sich vormals als Produzent einiger bedeutender Klassiker einen Namen, führte dann in den Achtzigern bei nur drei Filmen Regie, um sich dann, nach einem letzten Versuch, mit einigen New-Hollywood-Streitern anno 2001 einen Erfolg als Autor zu landen ("Town & Country"), aufs hawaiianische Altenteil zurückzuziehen. Sieht man "Strange Behavior", glaubt man diese kunterbunte Biographie unbesehen.

8/10

Michael Laughlin Bill Condon Kleinstadt College Mad Scientist Madness Drogen


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THE THAW (Mark A. Lewis/CAN, USA 2009)


"I just had the most painful piss of my life."

The Thaw (Frozen - Etwas hat überlebt) ~ CAN/USA 2009
Directed By: Mark A. Lewis

Der renommierte Klimaforscher Dr. Kruipen (Val Kilmer) entdeckt in der rasant abtauenden Arktis ein gut erhaltenes Wollhaar-Mammut. Dieses wimmelt von wurmartigen Parasiten, die sofort alles und jeden anfallen, das oder der in ihre Nähe gerät und ihre Eier im jeweiligen Wirt subkutan ablegen. Die ausschlüpfende Brut ernährt sich dann vom Fleisch des infizierten, rasch an Fieber sterbenden Opfers. Kruipens alsbald infizierte Lebensgefährtin und Kollegin Jane (Anne Marie DeLuise) ahnt, dass der fantaische Wissenschaftler mehr mit den Parasiten vorhat als deren bloße Erforschung. Derweil reisen Kruipens Tochter (Evelyn (Martha MacIsaac) und drei Studenten (Aaron Ashmore, Kyle Schmid, Steph Song) Richtung Nordpol, um an Kruipens Forschungen zu partizipieren. Sie ahnen nicht, welches Grauen sie erwartet.

Spätestens seit Cronenbergs "Shivers" gehören parasitäre Schleimwürmer, die die von ihnen befallenen Leiber okkupieren und physisch und/oder psychisch verrotten, zum festen Inventar des Genrefilms. Die letzten erwähnenswerten Ausläufer um die kleinen Ekelpakete vor "The Thaw" waren Lawrence Kasdans "Dreamcatcher" und James Gunns "Slither", in denen die Kreaturen jeweils als Vorhut einer extraterrestrischen Invasion tätig waren. Welcher Herkunft sie bei Lewis sind, erfährt man nicht recht, grundsätzlich geht er jedoch den umgekehrten Weg. Hier sind die - übrigens als Wirbeltiere klassifizierten - Parasiten Relikte archaischer Zeiten, die die letzte Eiszeit wohlig schlummernd in ihrem Opfer überdauerten, um jetzt, im Zeitalter der Polkappenschmelze, wieder in Aktion zu treten. Ihre blitzartige Vermehrung und Infizierung jeglicher organischer Wirte könnte in der Zivilisation gigantische Schäden und Dezimierungen anrichten. Der wahnsinnig gewordene Kruipen plant, mithilfe der Parasiten und um sich selbst als Märtyrer, ein warnendes Signal gegen die Klimakatastrophe zu setzen und seine kleinen Freunde auf die Menschheit loszulassen. Ausgerechnet seine ihm seit jeher ohnehin ambivalent gegenüberstehende Tochter bildet schließlich die letzte Bastion der Gegenwehr.
Ein paar ansprechende Splatter- und Ekeleffekte, darunter eine pittoresk abgefressene Leiche, wiegen die ansonsten recht konventionelle Inszenierung des Films, dessen größten Minuspunkt die zumeist drittrangigen Darsteller bilden, zumindest zu Teilen auf. Hier und da wirkt Lewis' Regie unbeholfen und ratlos, dann gewinnt sie wieder ordentlich an Fahrt, um nach kurzem Aufatmen im erwartungsgemäßen Cliffhanger zu kulminieren.

6/10

Mark A. Lewis Alaska Virus Parasiten Arktis mad scientist Madness


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GODZILLA (Gareth Edwards/USA, J 2014)


"Nature has an order. A power to restore balance. I believe he is that power."

Godzilla ~ USA/J 2014
Directed By: Gareth Edwards

Der in Japan tätige Wissenschaftler Joe Brody (Bryan Cranston) ist bereits seit Jahrzehnten einer mysteriösen Naturgewalt auf der Spur, die sich immer wieder durch seismische, unterseeische und unterirdische Aktivitäten bemerkbar macht und der einst seine eigene Frau Sandra (Juliette Binoche) zum Opfer gefallen ist. Sein mittlerweile erwachsener, im Militärdienst befindlicher Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) hält seinen alten Herrn für einen Spinner, der lediglich Sandras Tod nicht verkraften kann und daher einem Hirngespinst nachjagt. Doch die folgenden, sich überschlagenden Ereignisse geben Brody Senior Recht: In den Ruinen des Atomkraftwerks, für das er einst gearbeitet hat, schlüpft aus einer Art Kokon ein riesenhaftes, flügelbewährtes Ungetüm, das Ähnlichkeit mit einer gigantischen Gottesanbeterin hat. Dieses "MUTO" getaufte Wesen, das sich von radioaktiver Strahlung ernährt und alle Arten von Elektrizität lahmlegen kann, macht sich auf seinen zerstörerischen Weg via Hawaii bis an die Pazifikküste der USA. Dort will es sich mit seinem weiblichen Gegenstück, das in der Wüste Nevadas erwacht, paaren. Doch es gibt noch ein drittes Monster, um den eine geheime Wissenschaftlerloge namens 'Monarch' bereits seit langer Zeit weiß: Den Godzilla, einen riesigen Urzeitdrachen, der auf die beiden MUTOs losgeht. Ford hat alle Hände voll zu tun, die Monster zu bekämpfen und seine Familie zu beschützen.

Wenngleich ich den Edwards' Remake in punkto Zeitmanagment leider sehr ungünstig zuvorgekommen "Pacific Rim" von Guillermo del Toro spaßiger fand, ist "Godzilla" eine ordentlich gerierte Monstermär, die, anders als Emmerichs Variante von 1998, deutlich mehr Respekt für die Ikonografie des Originals aufbringt und diesem mental sehr viel näher steht. Die Japaner haben ihren "Gojira" ja im weiteren Verlauf seiner Filmkarriere einen beinahe messianisch gefärbten Retterstatus zukommen lassen, der zwar stets wenig Rücksicht auf humankulturelle Errungenschaften und entsprechende Kollateralschäden nahm, die Welt jedoch nicht selten vor sehr viel böseren Monstern oder gar Aliens bewahren konnte. In dieser Tradition steht auch diese jüngste Inkarnation des "king of monsters", dem, das zeichnet sich zum Ende des Films bereits ab, vielleicht eine neuerliche Karriere als popkulturelles Artefakt bevorsteht. Godzilla kommt, sieht und siegt, hält ein Schläfchen in den Trümmern von Frisco, um dann wieder in der Tiefsee zu verschwinden, von wo er zum kurzen Besuch an die Oberfläche kam. Der 'Monarch'-Wissenschaftler Serizawa (der bereits im Original als Erfinder der Godzilla bezwingenden Superwaffe vorkam und hier von Ken Watanabe gespielt wird) fasst es in Worte: Godzilla ist nichts anderes als ein Abgesandter von Mutter Natur, der den spezifischen Auftrag hat, den Globus (respektive das Leben auf im) vor archaischen Gefahren zu schützen, derer er (bzw. es) sich selbst nicht erwehren kann. Ohne viel auf die ihn umschwirrenden Ameisen zu geben, die ihn mit ihren kleinen Helikoptern, Panzern und Raketen beharrlich belästigen, bahnt sich der Monsterkönig seinen Weg durch den Ozean bis in die unreiwillige Kampfesarena, um die beiden MUTO zu plätten. Doch auch die Menschheit muss nicht komplett untriumphal ausgehen: Ford Brody gelingt es immerhin, zum Leidwesen der stolzen Mama, die MUTO-Brut zu zerstören.
Gareth Edwards als Regisseur bildet eine glückliche, vielleicht sogar die glücklichste Wahl für "Godzilla" 2014, hat der Brite doch bereits mit seinem "Monsters" unter Beweis stellen können, dass er hinreichend Respekt für bedrohliche Viecher, die zwischen und über uns hinwegstapfen wie riesige Abgötter, aufzubringen imstand ist. Was für Emmerich letzthin alles bloß groß und spaßig und Alibi für desaströse Spielereien war, erhält heuer zumindest einen gesunden Prozentsatz an Sujet- und vor allem Selbstachtung.

7/10

Gareth Edwards Japan Pazifik San Francisco Monster Kaiju Godzilla


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THE BUTTERFLY EFFECT (Eric Bress, J. Mackye Gruber/USA 2004)


"You can't play God, son."

The Butterfly Effect ~ USA 2004
Directed By: Eric Bress/J. Mackye Gruber

Der Student Evan Treborn (Ashton Kutcher) blickt auf eine Vergangenheit mit vielen schlimmen Erlebnissen zurück, die seltsamerweise stets mit einem Blackout bei ihm verbunden sind. Sein Vater (Callum Keith Rennie) sitzt schon seit Evans Geburt in einer geschlossenen, psychiatrischen Anstalt. Als Evan sich seiner Jugendliebe Kayleigh (Amy Smart) erinnert und sie aufsucht, endet dies mit Amys Selbstmord. Durch Zufall entdeckt Eva in der Folge Unglaubliches: Er besitzt die Fähigkeit, bei der Lektüre seiner alten Tagebücher in seiner eigenen Geisteswelt zurück in die Vergangenheit zu reisen und zwar just in jene Momente, in denen er seinerzeit einen seiner Blackouts hatte. Dies gelingt allerdings jeweils nur einmal, dann ist die entsprechende Erinnerungslücke gefüllt. Evan versucht, die diversen Fehler in seiner Vergangenheit nach und nach wieder gutzumachen, ruft dadurch jedoch jedesmal prompt eine neuerliche Katastrophe hervor, die mit seiner Biographie in Verbindung steht. Zudem bleibt jedes seiner alternativ gelebten Leben in seinem Geist bestehen, was einen ähnlichen Wahnsinn hervorzurufen droht, wie ihm sein Vater aufsitzt; Evans Fähigkeit entpuppt sich als Familienfluch. Am Ende bleibt Evan lediglich die insgeheim längst offensichtliche, einzig logische Schlussfolgerung: Um die Menschen in seinem Umfeld zu schützen, darf er nie exististiert haben...

What if...?
Ich hab's ja sonst nicht so mit Ashton Kutcher und empfand den jungen Herrn (zumal aufgrund seiner physiognomischen Ähnlichkeit mit einem alten Schulkameraden) umwillkürlich immer als ein bisschen beschränkt. Mit der Rollenauswahl betreffs "The Butterfly Effect" hat er jedoch wirklich einmal ein großes Los gezogen. Der Film ist, zumindest im Director's Cut, der glaube ich, einige konsequente Modifikationen gegenüber der komplexitätsreduzierten, versöhnlicheren Kinofassung aufweist, eine fesselnde, an Capras "It's A Wonderful Life" gemahnende Moritat mit einem für Hollywood-Verhältnisse ungewöhnlich philosophisch-diskursivem Überbau: Welche Funktion erfüllt der Einzelne im globalen, sozialen Gefüge; was würde sich ändern, hätte er in bestimmten Situation wohlweislicher gehandelt, was gar, hätte es ihn nie gegeben? Capras Klassiker fand für letztere Frage noch eine versöhnliche, eben weihnachtliche Antwort: Ohne George Bailey würde Bedford Falls zum Teufel gehen, er ist Herz und Seele der Stadt, wird gebraucht. Anno 2004 sieht die Sache da schon wesentlich düsterer aus: Evan Treborn muss die furchtbare Erfahrung machen, dass er ein Mensch ohne Lebenslinie und ohne Seele ist, einer, der nie dazu bestimmt war, auf die Welt zu kommen, einer, der all jene, die mit ihm zu tun haben, wenn auch unwillkürlich, verletzt und langfristig verdammt. So bleibt ihm, anders als George Bailey, nur eine Alternative: Er muss aus dem Gefüge des Schicksals verschwinden, sich selbst aus der Welt tilgen, bevor es ihn überhaupt geben kann. Durch sein Opfer fügt sich dann tatsächlich alles zum Guten. Eine starke, nicht unböse Lebensreflexion der beiden Autoren Bress und Gruber, fein, geschickt und durchdacht inszeniert, wenngleich mit der allzu sehr in die Länge gezogenen, klischierten Knastsequenz etwas übers Ziel hinausschießend und somit nicht ganz perfekt. Dennoch einer der nachhaltigsten US-Filme der letzten Dekade.

9/10

Eric Bress J. Mackye Gruber Zeitreise D.C. Gefängnis College Freundschaft


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EUROPA REPORT (Sebastián Cordero/USA 2013)


"Compared to the breadth of knowledge yet to be known - what does your life actually matter?"

Europa Report ~ USA 2013
Directed By: Sebastián Cordero

Um den Saturnmond Europa zu erforschen, unter dessen Eisdecke sich riesige Wasservorkommen befinden, in denen man potenzielles Leben vermutet, werden erstmals sechs Astronauten (Michael Nyqvist, Sharlto Copley, Anamaria Marinca, Karoline Wydra, Daniel Wu, Christian Camargo) in die Tiefen des Weltalls entsandt. Nachdem einzig ihre Kommunikationseinheit "überlebt" hat und die verfügbaren Informationen entsenden kann, bietet sich den Wissenschaftlern auf der Erde (Embeth Davidtz, Dan Fogler) ein ebenso rätselhaftes wie erschreckendes Bild der Vorkommnisse vor Ort...

Irgendwo auf halbem Wege zwischen dem just geschauten "Apollo 18" und Alfonso Cuaróns "Gravity" befindet sich "Europa Report", der wesentliche Elemente beider Filme miteinander kombiniert und umformt. Auch hier werden die zentrierten Ereignisse mit pseudo-authentischem Duktus vorgetragen (sogar im Rahmen einer als solchen gestalteten "Dokumentation"), auch hier bekommen es die Astronauten mit feindlichen Exemplaren extraterrestrischer Existenz zu tun, auch hier geht es um Opferbereitschaft, Isolation und darum, sich mit dem Unvermeidlichen zu arrangieren, auch hier stellt sich die Frage nach der ethischen Flexibilität in Bezug auf menschlichen Forschungsdrang. Mit anderen Worten: Sind sechs Leben es wert, geopfert zu werden um der Erkenntnis Willen, dass auf einem Saturnmond, abermillionen Kilometer von uns entfernt, krakenartige, offenbar intelligente Leuchtwesen im Wasser hausen?
Nun, auch dieser Film will spannend sein, schockieren und aufrütteln. Leider hat er dies in meinem Falle noch etwas unzureichender bewirkt als zuletzt "Apollo 18", der mit einem kleineren Ensemble auszukommen hatte, entsprechend limitierter und zugkräftiger zu berichten wusste und der sich zumindest ansätzlich zu seinen Genrewurzeln bekannte, ohne gleich supersensationell dastehen zu wollen.
Spannend finde ich im Moment vor allem die Tendenz, dass sich just vordringlich Latino-Filmemacher mit klaustrophobischen SciFi-Sujets befassen. Sonderbar. Eine geheime Verschwörung im hispanophonen Teil der Welt vielleicht...?

4/10

Sebastián Cordero Raumfahrt Saturn Aliens embedded filming Mockumentary


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APOLLO 18 (Gonzalo López-Gallego/USA, CA 2011)


"Let me in, Ben! Let me in!"

Apollo 18 ~ USA/CA
Directed By: Gonzalo López-Gallego

Überraschend aufgetauchtes Filmmaterial beweist es: Apollo 17 war nicht der letzte bemannte Raumflug zum Mond, es gab noch eine weitere Mission. Die drei Astronauten Ben Anderson (Warren Christie), Nate Walker (Lloyd Owen) und John Grey (Ryan Robbins) starten unter strengster Geheimhaltung (selbst ihre Familien dürfen nichts wissen) hinauf zum Erdtrabanten. Anderson und Walker setzen sich mit einer Mondfähre am Südpol ab, derweil Grey mit dem Raumschiff im Orbit bleibt.
Das Bodenteam stellt alsbald einige Merkwürdigkeiten fest: Offenbar war zuvor bereits eine sowjetische Kosmonautentruppe inoffiziell gelandet. Man entdeckt die Leiche eines der Ost-Kollegen, dessen aufgerissener Raumanzug keinen Zweifel daran lässt, dass er ermordet wurde. Kurz darauf finden Walker und Anderson nichtmenschliche Spuren auf der Oberfläche. Walker wird von etwas in seinem Anzug befindlichen angegriffen und leidet an einer seltsamen Infektion. Als der zwischenzeitlich abgebrochene Kontakt nach Houston wieder hergestellt ist, beseitigen sich Andersons letzte Zweifel: Das hierher entsandte Trio fungiert als nichts anderes denn als Versuchskaninchen für den Nachweis, dass es auf dem Mond, feindselige, tödliche Organismen gibt.

Die Mondexpeditionen und -landungen bieten ja allerlei Fruchtbares für unverbesserliche Verschwörungstheoretiker und solche, die es werden wollen. Warum also nicht das Naheliegendste tun und eine entsprechende Mockumentary kreieren, die über das übliche Brimborium hinaus geht und Aliens und nacktes Grauen ins Spiel bringt? Ein dankbares Sujet für einen konzeptionellen Found-Footage-Stoff, halbwegs clever mit einer Original-Arriflex-16 (die selbst zum Protagonisten wird) gefilmt und somit um mediale Authentizität buhlend. Dass ein entsprechender, viral gestarteter Hype auch vor drei Jahren nicht mehr ganz up to date war, ignoriert man geflissentlich und errichtet sein kleines, lunares Schreckgespenst mit viel Enthusiasmus. Die gar schröckliche Conclusio besagt, dass sich hinter jedem Stückchen Mondgestein, auch hinter solchem natürlich, das zur Erde mitgebracht und in aller Herren Länder verschenkt und weitergereicht wurde, ein potenzieller sleeper der Mondmonster befinden könnte. Deren perfekte Camouflage besteht nämlich darin, sich als Steinchen zu tarnen, um im rechten Moment einen Wirt anzufallen, ihn zu okkupieren und willenlos und böse zu machen. Buh! Leider gelingt es López-Gallego nie ganz, die zum Einkauf einer solchen Geschichte wirklich nötige Bedrohlichkeit zu evozieren. Der experimentelle Anordnungscharakter des Ganzen, das sich mithilfe verschiedener Kameras und somit Perspektiven seine spezifische Dramaturgie zu verschaffen sucht, bleibt stets im Vordergrund und weicht, wie es im wirklich gelungenen Falle sein sollte, nie ganz in die Unmerklichkeit zurück. So empfand ich "Apollo 18" zwar nicht als gänzlich misslungen, ebensowenig aber als einen der wirklich bahnbrechenden Beiträge zum embedded filming.

5/10

Gonzalo López-Gallego period piece found footage embedded filming Raumfahrt Mond Freundschaft Verschwörung Aliens Virus


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NIGHT OF THE COMET (Thom Eberhardt/USA 1984)


"I'm not crazy, I just don't give a fuck."

Night Of The Comet (Der Komet) ~ USA 1984
Directed By: Thom Eberhardt

Die gesamte Welt wartet gespannt auf das nächtliche Passieren des periodisch vorbeiziehenden Halleyschen Kometen. Dessen stellarer Einfluss hinterlässt jedoch sehr unschöne Folgen: Wer sich unter freiem Himmel befand, hat sich wahlweise in roten Calcium-Staub aufgelöst oder sich in ein ansteckend irrsinniges, zombieähnliches Wesen verwandelt. Regina (Catherine Mary Stewart), ihre jüngere Schwester Samantha (Kelli Maroney) und der Trucker Hector (Robert Beltran) bleiben jedoch verschont, ebenso wie ein in einer Wüstenbasis operierendes Forscherteam, das bereits emsig nach einem Heilmittel gegen die Seuche sucht. Schon bald kommt es zum Konflikt zwischen den Parteien.

Ein kleines Kronjuwel des subversiven Achtziger-Genrefilms ist dem ohnehin stets zuverlässigen Thom Eberhardt mit "Night Of The Comet" gelungen. Ebenso wie Tobe Hoopers ungerechtfertigterweise ungleich bekannterer "Lifeforce" macht der Film sich die damals grassierende (entsprechende Generationen werden sich erinnern) Manie um den Halleyschen Kometen zunutze, der sich tatsächlich für 1986 anschickte, uns mal wieder "Hallo" zu sagen und dessen angekündigtes Erscheinen ungefestigteren Zeitgenossen Anlass zu gottesfürchtigen Spekulationen gab. Als Protagonistinnen wählte man zwei überaus ordinäre kalifornische teenage girls, die von ihrem militärisch engagierten Vater zufälligerweise in Waffenkunde geschult sind. Die bei Romero noch etwas subtiler gehandhabte Studie einer selbst angesichts des Untergangs noch konsumgeilen Menschheit wird bei Eberhardt zur offenen Satire umgestaltet, wie es überhaupt einige vorzügliche Gags gibt, die die omnipräsente Weltungergangsstimmung prima aufhübschen.
Eigentliches Highlight sind jedoch die Bilder des leergefegten, von einer orange-roten Atmosphäre überlagerten Los Angeles, die wiederum stark an "The Omega Man" gemahnen. Uneingeschränkt ein Klassefilm, international jetzt gleich mehrfach in exzellenten Editionen erschienen und damit zur frohen Wiederentdeckung bereitgestellt.

8/10

Apokalypse Thom Eberhardt Virus Los Angeles Schwestern


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CAPTAIN AMERICA: THE WINTER SOLDIER (Anthony Russo, Joe Russo/USA 2014)


"Even when I had nothing, I had Bucky."

Captain America: The Winter Soldier (The Return Of The First Avenger) ~ USA 2014
Directed By: Anthony Russo/Joe Russo

Im Zuge eines Einsatzes im Indischen Ozean stellen Steve Rogers (Chris Evans) aka Captain America und Natasha Romanoff (Scarlett Johannson) aka Black Widow einen Datenträger mit geheimnisvollem Inhalt sicher. Zurück im S.H.I.E.L.D.-Hauptquartier weigert sich Nick Fury (Samuel L. Jackson), genauere Informationen über den Stick preiszugeben, wird dann jedoch umgehend von feindlichen Agenten attackiert und, nachdem er Rogers im letzten Moment den Datenträger zuspielen kann, scheinbar sogar ermordet. Nach einem Vorsprechen bei dem S.H.I.E.L.D.-Obersten Alexander Pierce (Robert Redford) steht Rogers plötzlich auf der Abschussliste der Organisation. Mithilfe seiner Freundin Natasha und der des Jung-Veterans Sam Wilson (Anthony Mackie) findet Rogers Unglaubliches heraus: Seit Jahrzehnten wird S.H.I.E.L.D. von der Nazi-Organisation 'Hydra', allen voran dem mittlerweile verstorbenem, jedoch immer noch als Künstliche Intelligenz (auf dem Stick) präsenten Wissenschaftler Arnim Zola (Toby Jones) infiltriert und schürt gezielt Krisensituationen in aller Welt, um sich selbst unentbehrlich zu machen. Das soeben im Angang befindliche "Projekt Insight" dient dabei zu nichts anderem, als dem bösen Pierce ein Werkzeug zu satellitengesteuertem Massenmord zu verschaffen. Zudem entpuppt sich Pierces Hauptwerkzeug, der Superagent 'Winter Soldier', als Rogers' totgeglaubter, bester Freund Bucky Barnes (Sebastian Stan), der Hydra seit Ende des Zweiten Weltkriegs als untote Killermaschine dient. Zusammen mit dem mittlerweile genesenen Nick Fury räumt das Superhelden-Trio mit der verfaulten S.H.I.E.L.D. auf und macht sich dann daran, Bucky zu suchen.

Innerhalb der zweiten Welle der rein "hauseigen" hergestellten Marvel-Filme (wie man weiß, finden sich, was für Kontinuitätsfreunde wie mich ganz besonders ärgerlich ist, nicht alle Verfilmungsrechte da, wo sie eigentlich hingehörten - nämlich unter einem Dach: "Spider-Man" liegt bei Columbia, die "X-Men" bei Fox und wo die revisionistisch angekündigten "Daredevil" und "Fantastic Four" momentan umherkreuchen - keine Ahnung. Eigentlich doch ein Unding) ist "Captain America: The Winter Soldier" der, der mir bislang am Besten gefallen hat. Auch "Iron Man 3" und "Thor - The Dark Kingdom" waren gute bis sehr gute Happening-Filme, "Cap 2" jedoch ist mit seinem sehr straight vorgetragenen, erwachsenen Plot zu einem wahren Leckerbissen geworden, nicht nur für Fans. Die die Spionageabwehr-Organisation S.H.I.E.L.D., bis dato stets als trautes Heim Nick Furys und verlässlicher Wahrer für globale Sicherheit ins narrative Feld geführt, entpuppt sich in Wahrheit nämlich als ganz fauler Apfel, der im Prinzip seit seinem Bestehen ein gewaltiges Lügenkonstrukt ist, einzig erschaffen zur nachträglichen Nazifizierung der Welt. In diesem Zuge erhält man sogar die (vermutlich auf ewig) einmalige Chance, Robert Redford als Superbösewicht zu sehen. Wer hätte damit noch gerechnet?
Die Geschichte fußt im Wesentlichen auf der bereits 1988 erschienen Miniserie "Nick Fury Vs. S.H.I.E.L.D.", in der Fury (freilich in seiner Original-Inkarnation als weißes Schlachtross mit graumelierten Schläfen) auf schmerzliche Weise selbst heraus finden muss, dass sein "Laden" längst von dem Alntnazi Baron von Strucker unterwandert und übernommen wurde. Für das "Captain America"-Sequel wurde sie entsprechend umgeschrieben und modernisiert; natürlich unter Berücksichtigung des während der Comic-Episode um Caps Tod eingeführten 'Winter Soldier' (merke: nahezu kein Comicsuperheld stirbt wirklich für immer) elementare Nebenfiguren wie Caps alter Kumpel "Falcon" (Sam Wilson, dessen Haupt-Markenzeichen, sein treuer Falke Redwing, ihm im Film leider vorenthalten wird) oder Sharon Carter werden eingeführt und die charmante Black Widow ist erfreulicherweise auch wieder, in ihrem bislang großzügigsten Part sogar, vertreten. Exzellent choreographierte, erdige Actionszenen, ein von Chris Evans bis aufs Härchen perfekt inkarnierter Comicheld und einige wohl platzierte nerd hinds (der Name Steven Strange fällt etwa - bahnt sich da in der Zukunft etwas an?) runden die ganze Chose ab und, besonders erfreulich, zeigen signifikant, dass mit erstklassigen Superhelden-Filmen weiterhin zu rechnen sein wird.

9/10

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PROGRAMMED TO KILL (Allan Holzman, Robert Short/USA 1987)


"First napalm, then Agent Orange and now this!"

Programmed To Kill (Retaliator) ~ USA 1987
Directed By: Allan Holzman/Robert Short

Nachdem eine arabische Terrorgruppe um die eiskalte Killerin Samira (Sandahl Bergman) zwei amerikanische Kinder entführt, ist es an dem Spezialisten Eric Mathews (Robert Ginty), die Sache wieder ins Lot zu bringen. Mathews kann die Kinder befreien und Samira ausschalten, wird jedoch selbst schwer verwundet. Zurück in den USA findet Mathews, halbwegs wiedr genesen, Unglaubliches heraus: Eine für die Regierung arbeitende Firma unter der Leitung von Dr. Brock (James Booth) hat Samiras Körper zu einer superstarken, programmierbaren Kampfmaschine umoperiert und will sie nun gegen ihre alten Verbündeten einsetzen. Doch kurz nach dem Einsatz brennen ihr die Sicherungen durch und Samira wendet sich gegen ihre "Schöpfer" - wozu sie im weiteren Sinne auch Mathews zählt...

Die CIA und der Scheiß, den sie im internationalen "Berater- und Interventions-"Geschäft so baut, ist Gegenstand vieler Genrefilme der achtziger Jahre. Dazu gehört auch "Programmed To Kill", der Knautschgesicht Robert Ginty und die androgyne Körperfrau Sandahl Bergman kombiniert, leider nicht in romantischer Hinsicht, sondern als erbitterte, sich gegenseitig jagende Feinde.Eric Mathews ist zwar ein Handlanger des amerikanischen Weltpolizei-Apparats, immerhin jedoch einer, der das Denken nicht ganz verlernt hat und dessen Frau (Louise Caire Clark) und Sohn (Paul Walker) trotz gravierender Bedenken Erics Sicherheit betreffend, hinter ihm stehen. So zeichnet sich dann auch ab, dass der Fall 'Samira' der vorläufig letzte sein wird, für den Mathews in die Bresche springt. Samira indes vereint in sich genau jenen unbändigen Hass und todbringenden Fanatismus, den der Westen nach wie vor hinter jedem orientalischen Gotteskrieger vermutet. Vor allem die Tatsache, dass sie als Frau recht weit oben in der Führungshierarchie ihrer Gruppe agiert, macht sie dabei unberechenbar und zu einer überaus interessanten Figur innerhalb der erweiterten Genre-Genealogie.
Natürlich verkneift sich Holzman nicht jedwede Zugeständnisse an den unweigerlich zu erwartenden "Terminator"-Spoof: Als Samira, zur buchstäblich rot sehenden Mensch-Maschine umfunktioniert, wieder auf eigene Rechnung zu arbeiten beginnt, gibt es einige Szenen und Momente (Kleideraneignung, unflätige Reaktionen), die wohl zumindest ihren Einfluss nicht verleugnen können.
Die, wie ich eben mit Schrecken registrierte, gegenwärtige imdb-Wertung von 3,8 ist allerdings kaum mehr denn ein ganz übler Witz und völlig daneben.

6/10

Allan Holzman Nahost-Konflikt Cyborg CIA Militär Familie Rache Libanon Terrorismus Duell


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THE AMAZING SPIDER-MAN 2 (Marc Webb/USA 2014)


"I just wanted everybody to see me..."

The Amazing Spider-Man 2 ~ USA 2014
Directed By: Marc Webb

Spider-Man (Andrew Garfield) liebt New York und New York liebt Spider-Man. Allerdings hat der Netzschwinger starke Gewissensbisse, wenn es um die Beziehung zu seiner Freundin Gwen Stacy (Emma Stone) geht, deren Polizisten-Vater (Dennis Leary) durch den zur Echse mutierten Curt Connors getötet wurde. Doch schon zieht weiterer Ärger auf, in dessen Zentrum einmal mehr das Unternehmen 'Oscorp' steht: Der Senior (Chris Cooper) segnet das Zeitliche und vermacht seinem Sohnemann Harry (Dane DeHaan) nicht nur die Firmenleitung, sondern auch das fatale genetische Erbe des 'Green Goblin'. Außerdem kommt es durch einen Unfall im hauseigenen Kraftwerk zu einer Kettenreaktion, in deren Zentrum der einsame Ingenieur Max Dillon (Jamie Foxx) steht. Dillon verwandelt sich in das Starkstrom-Wesen 'Electro' mit der Fähigkeit, sämtliche elektrischen Kräfte für sich nutzbar zu machen und wird so von einem vormaligen Bewunderer zum tödlichen Gegner Spider-Mans. Kaum dass dieser Electro zusammen mit Gwen zu Fall gebracht hat, taucht der neue Green Goblin auf - mit einer tödlichen Botschaft für sein verhasstes Gegenüber...

Den wunderhübsch aussehenden, lila-weiß-orange-farbenen Stromstößen, die Max Dillon/Electro durch die Nacht schickt, könnte man stundenlang verzückt zuschauen. Ebenso ist sonst formaltechnisch alles auf allerhöchstem State-Of-The-Art-Niveau in diesem Sequel eines Reboots. Spider-Mans Turnübungen inmitten der Hochhausschluchten Manhattans gewinnen immer noch mehr an tricktechnischer Perfektion wie überhaupt der ganze Film ein Triumph der Gestalter und Macher ist. Leider aber auch nur dieser. "The Amazing Spider-Man 2" begibt sich inhaltlich wie narrativ nämlich auf rutschiges Terrain. Er erinnerte mich an die nicht nur wenig farbüberreizten Schumacher-"Batmen" sowie an den dritten Raimi-"Spider-Man", in denen ein Gegner längst nicht mehr ausreichend ist, die vollgepfropft sind mit gehaltvollen Ingredienzien und verführerisch wie eine erlesene Dessert-Süßspeise, aber, man ahnt es, von ebensolcher Nachhaltigkeit. Die Grenzen zwischen Völlegefühl und Übelkeit angesichts der völligen Übersättigung verschwimmen da rasch. Vieles hat mir an diesem neuen "Spider-Man" nicht gefallen: Seine zwanghafte Atemlosigkeit, die trotz knapper zweieinhalb Stunden Laufzeit kaum mehr Raum und Möglichkeit lässt für wirklich differenziertes Erzählen. Die Motivationslagen der (natürlich) tragischen Schurkenfiguren, allen voran die von Electro, fungieren eher als Alibi für pseudo-komplexe Charakterstudien (wie toll war im Direktvergleich doch einst Alfred Molina als Doc Octavius), und Paul Giamatti als 'Rhino' in einem grenzlächerlichen Mechanik-Anzug sorgt am Ende (das nebenbei bereits ankündigt, dass die künftigen Spidey-Gegner von Doc Ock bis Vulture allesamt, ächz, 'Oscorp'-"Produkte" sein werden - Kingpin anyone?) für ein eigentlich höchst vermeidbares, langgezogenes 'Hmnaja'. Schließlich und schlussendlich hat der Peter Parker anno 14 einen fürchterlichen Musikgeschmack, wo sein gezeichnetes alter ego von vor 35 Jahren noch auf Elvis Costello stand. Bezeichnend...
Als audiovisuelles Spektakel und für Superhelden-Fans ohnehin unverzichtbar. Wer einen guten Film zu sehen wünscht, sollte indes geflissentlich auf der Hut sein.

6/10

Marc Webb Spider-Man Marvel Comic New York Sequel Duell Superhelden 3-D





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