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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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DAY THE WORLD ENDED (Roger Corman/USA 1955)


"The secret's in the water..."

Day The World Ended (Die letzten Sieben) ~ USA 1955
Directed By: Roger Corman


Nach dem nuklearen Holocaust finden sich auf der Farm von Maddison (Paul Birch) in den kalifornischen Bergen noch sechs weitere Menschen ein: Maddisons hübsche Tochter Louise (Lori Nelson), der Geologe Rick (Richard Denning), der Gangster Tony Lamont (Touch Connors) und seine Begleiterin, die Nachtclubsängerin Ruby (Adele Jergins), der alte Prospektor Pete (Raymond Hatton mit seinem Esel Diablo und schließlich der bereits verstrahlte Radek (Paul Dubov), der unentwegt nach rohem Fleisch giert. Die Spannungen innerhalb der Gruppe steigen von Tag zu Tag, besonders Tony, dem es nicht passt, dass die hübsche Louise mit dem schnittigen Rick anbendelt, wird immer bösartiger. Als dann noch ein Atommutant (Paul Blaisdell) in den Wäldern um das Haus auftaucht, wird die Lage noch brenzliger...

Die diffusen Menschheitsängste vor einem Atomkrieg im Allgemeinen und vor der Bombe im Speziellen lockten nur zehn Jahre nach Hiroshima und Nagasaki und angesichts der Kernwaffentests im Bikini-Atoll bereits die geschäftstüchtigen Billigfilmer auf den Plan. Jene, wie hier Roger Corman (bzw. der Vorlagenautor Lou Rosoff), ließen ihrer Fantasie freien Lauf und stellten allerlei bizarre Spekulationen an, welche Auswirkungen die Menschheit nach einem nuklearen Konflikt zu erwarten habe. "Day The World Ended", dessen Artikel auf dem Weg ins Kino irgendwo abhanden gekommen sein muss, arbeitet dabei mit besonders farbigen Hypothesen: Eine kräftige Dusche und ein paar frische Klamotten, und die Strahlung ist erstmal wieder weg vom Fenster, die Unglücklicheren indes fangen an zu mutieren und entwickeln umgehend eine physische Strahungsimmunität, allerdings um den Preis totaler körperlicher Deformation (die sich folgendermaßen äußert: Urplötzlich bekommt man eine stählerne Haut, viele Körperhaare, ein drittes Auge auf der Stirn nebst einigen Fühlern, rudimentäre Arme wachsen einem aus den Schultern, derweil Füße und Hände sich in Klauen und Tatzen mit messerscharfen Metallkrallen verwandeln. Der Verlust der menschlichen Sprache im Austausch mit Grunzlauten und telepathischen Fähigkeiten macht die Sache perfekt.). Doch bis auf den schleichenden Wahnsinn haben die Belagerten nichts zu fürchten: Der nur wenige Wochen nach der Katastrophe einsetzende Regen ist kein Fall-Out, sondern reiner als Felsquellwasser. Der arme Mutant hingegen hat ziemlich viel Scheiße am Hacken; er schmilzt nämlich flugs dahin im Kontakt mit dem sauberen Himmelsnass.
Ich muss schon sagen: Wäre ich anno 55 schon auf Erden gewandelt und hätte Cormans Film gesehen - die Angst vor der Bombe hätte mir nichts mehr anhaben können. Im Gegenteil - wer hat schon was gegen flotte Mutanten und drei Wochen Urlaub auf der Berghütte mitsamt Branntwein, Weib und Gesang, wenn danach alles wieder in Butter ist?

6/10

Zukunft Apokalypse Atombombe Mutant Monster Roger Corman Kalter Krieg


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PLANET OF THE APES (Tim Burton/USA 2001)


"Is there a soul in there?"

Planet Of The Apes (Planet der Affen) ~ USA 2001
Directed By: Tim Burton

Das Raumschiff Oberon, an dessen Bord unter anderem Testreihen mit genetisch veränderten Affen gemacht werden, kreuzt den Weg eines gigantischen Energiesturms oberhalb eines offenbar bewohnbaren Planeten. Nachdem zunächst der Schimpanse Hercules durch den Strudel geschickt wird und verschwindet, fliegt dessen Herrchen Captain Davidson (Mark Wahlberg) ungenehmigterweise hinterher und landet auf dem Planeten bruch. Dort findet sich eine Kultur intelligenter Affen, die die Menschen in Sklaverei und Knechtschaft leben lassen.

Diesmal habe ich den neuen "Planet Of The Apes" so vorurteilsfrei angeschaut, wie es mir für eine mehrfach wiederholte Betrachtung überhaupt noch möglich erscheint und versucht, ihn nicht im Kontext der alten Reihe bzw. als Boulle-Adaption wahrzunehmen, sondern als Bestandteil des burton'schen Œuvres. Leider scheitert der Film auch in Anbetracht dieser Prämisse ziemlich kläglich, denn von der sonst regelmäßig in Augenschein nehmbaren Exzentrik und Autorenschaft des Regisseurs fehlt hier nahezu jede nachvollziehbare Spur. Ein kleines Hereinhören in den Audiokommentar, den ein oftmals ratlos herumdrucksender Filmemacher bestreitet, wirkt sich auf diese Eindrücke nurmehr bestätigend aus. Das Script strotzt vor logischen Untiefen und ist angesichts seines Erbes kaum mehr als die große Gemengelage eines rein kommerziellen Unternehmens. Doch, und jetzt kommt's, hat mir der Film noch nie so gut gefallen wie aktuell. Als technisch versiertes, kompetentes Actionkino erscheint er mir nämlich keineswegs medioker oder gar misslungen, sondern im Gegenteil sogar hochklassig. In zahlreichen, vornehmlich formal bewertbaren Punkten (Musik, Maske, Kostüme, Kulisse, Schnitt etc.) gibt es eine teils an Irrsinn grenzende, überaus luststiftende Detailfreude, sofern man nur bereit ist, sich von all dem Alpdruck, den die diversen Schwächen des Films hinterlassen mögen, weitgehend freizustrampeln. Dann entdeckt man nämlich unter der Oberfläche ein zwar teures, aber durchaus einem längst verjährten, naiven Genregeist verpflichtetes SciFi-Abenteuer, das zwar jegliche mentale Diskutierbarkeit ausspart, dabei jedoch eine rührende, dem Sujet im Prinzip überhaupt nicht (mehr) angemessene Ernsthaftigkeit walten lässt; einen Genrefilm der fünfziger Jahre im visuell zeitgenössischen Gewand einer modernen Mainstreamproduktion. Und somit schließt sich der Kreis dann doch, man ist wieder bei Burtons Umtrieben angekommen und ahnt zumindest, was ihn an der Aussicht, hier Regie zu führen, trotz des an und für sich enttäuschenden Endergebnisses gereizt haben wird. Dass sich da, ganz besonders angesichts des vollkommen sinnentleerten Endes, nun leider nicht nur die traditionsbewussten "Affen"-Fans verprellt vorkommen mussten, sondern auch junge Kinogänger in Erwartung eines problemlosen Blockbusters, liegt auf der Hand und damit auch der für Burton in jeder Weise ungewohnte Misserfolg.
Ich glaube indes, dass ich vorletzte Nacht endlich einen entscheidenden Rezeptionsschritt weitergekommen bin und freue mich sehr darüber.

7/10

Remake Tim Burton Affen Planet Of The Apes


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MARS ATTACKS! (Tim Burton/USA 1996)


"Mon Dieu."

Mars Attacks! ~ USA 1996
Directed By: Tim Burton


Die Erde wird von bösen kleinen Marsmännern attackiert, die alles kurz und klein schießen und schließlich nur mit einer alten Slim-Whitman-Schnulze wieder vertrieben werden können.

Nach meinem persönlichen Lieblingsfilm von Tim Burton, "Ed Wood", kam auch schon jenes Werk von ihm, das, wie ich aktuell wieder feststellen musste, mir am wenigsten gefällt. Ich bin schon kein besonders großer Freund von "Independence Day" und empfand "Mars Attacks" bereits im Kino in seinem Bombast, der die unendliche humanistische Sensibilität von Burtons kleiner Reminszenz an den legendären Schlockregisseur völlig vermissen lässt, als einen "würdigen" Emmerich-Nachfolger. Dies relativiert sich in der Retrospektion doch stark, denn natürlich sind Anlage und Geisteshaltung dieses Films jeweils völlig anders gewichtet als beim schwäbischen Spielberg - "Mars Attacks!" basiert, wie man vielleicht weiß, auf einer alten Trading-Cards-Serie aus den Sechzigern, die wohl entscheidend Burtons geschmäcklerische Auswüchse mitprägte. Allein diese Idee ist ja hinreichend wahnwitzig; dazu kommen aber noch andere groteske Augenblicke wie die unzweideutige Militarismuskritik, die popkulturellen Persiflages, die sadistischen Feixereien der großhirnigen Marsmännchen und nicht zuletzt natürlich die ungeheuerliche Tatsache, dass ein als Verlierer belächelter, tatsächlich etwas tumber White-Trash-Junge (Lukas Haas) im Verbund mit seiner senilen Großmutter (Sylvia Sidney) rein zufällig das Allheilmittel für die extraterrestrische Pest entdeckt. Die Grundstruktur des mit eher flauen Witzchen arbeitenden Scripts bleibt aber wie alle der jüngeren Invasions- und Katastrophenfilme dem teuren Studiobombast geschuldet, und genau das finde ich eher langweilig. "Mars Attacks!" ist bis in die letzte Nische mit Stars vollgepfropft, die sich ihren luxuriösen Spaß daraus machen, ihre Kollegen in punkto exzentrischen Performances gegenseitig an die Wand zu spielen und sich regelrecht darin sonnen, in einem potenziell und prätentiös als "Megatrash" und "Kultfilm" angelegten Großprojekt auftreten zu können. Ein Burton mit geflissentlich schalem Beigeschmack, hier und da sicherlich ganz gut, in seiner Gesamtheit aber kaum meine Art Comedy.

6/10

Mars Aliens Tim Burton Hommage Las Vegas


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THE BRAIN FROM PLANET AROUS (Nathan Juran/USA 1957)


"You'd rather consider my orders seriously..."

The Brain From Planet Arous (Die Augen des Satans) ~ USA 1957
Directed By: Nathan Juran


Die beiden Atomphysiker Steve March (John Agar) und Dan Murphy (Robert Fuller) finden am benachbarten Mystery Mountain eine urplötzlich entstandene Höhle. Darin lauert ein außerirdischer Krimineller namens Gor vom Planeten Arous, der das Aussehen eines riesigen Gehirns hat und sich bei Gelegenheit dematerialisieren kann. Gor ergreift von Steve Besitz und tötet Robert. Steves merkwürdiges Verhalten fällt bald seiner Verlobten Sally (Joyce Meadows) und deren Vater (Thomas B. Henry) auf - glücklicherweise werden sie mit der Situation nicht allein gelassen, denn der ebenfalls von Arous stammende Vol, der Gor dingfest machen soll, eilt ihnen zur Hilfe. Vol benutzt den Familienschäferhund als Wirt, um Steve respektive Gor unbemerkt auskundschaften zu können. Dessen sinistre Pläne sehen nichts weniger vor als die Weltherrschaft...

Ein Jahr bevor in Crabtrees "Fiend Without A Face" extraterrestrische Gehirne auf Beutezug gingen, schlug bereits der böse Gor in unseren Galaxisgraden zu; in einer Art frühem Vorgänger von "Critters", "The Hidden" und "Dark Angel", in denen ja ebenfalls die außerirdischen Terrorstifter von intergalaktischen Polizisten verfolgt und hierzuplaneten gestellt werden sollten. Der immerhin von John Ford und Jack Arnold kommende John Agar, der später abonniert war auf phantastische Filme und Western der Kategorie B und dessen Augen hier bei besonderer Erregung jeweils eine kontaktlinsenunterstütze, gruslig-silbrige Färbung annehmen (daher der deutsche Titel) gibt eine rührende Vorstellung ab als hilfloser Atomphysiker in der Bessenheitsbredouille. Leider erfahren wir Ende nicht, wie er sich den zuvor erpressten Staatsvertretern klarzumachen gedenkt, dass er kurz zuvor noch die Marionette eines bösen Weltraumgehirns war und jetzt ganz bestimmt keine Radioaktivanschläge mehr zu verüben gedenkt. Schade aber auch!
Für den Projektleiter Nathan Juran, der zuweilen - so bei "The Brain From Planet Arous" - auch als Nathan Hertz unterwegs war, kein unwesentlicher Entwicklungsschritt hin zu "The 7th Voyage Of Sinbad", der spätestens alle Unken Lügen strafen sollte, die den Regisseur für einen unseriösen Billigheimer hielten.

6/10

Aliens Independent Trash Nathan Juran


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ON THE BEACH (Stanley Kramer/USA 1959)


"I love Americans. They're so naive."

On The Beach (Das letzte Ufer) ~ USA 1959
Directed By: Stanley Kramer


1964 ist fast die gesamte bewohnte Welt einem Atomkrieg zum Opfer gefallen. Nur die südliche Hemisphäre ist teilweise verschont geblieben und Australien der letzte noch bewohnbare Kontinent. Der US-Navy-Kapitän Towers (Gregory Peck) kommt mit seinem U-Boot 'Sawfish' nach Melbourne, um den Wissenschaftler Osborne (Fred Astaire) und den jungen Verbindungsoffizier Holmes (Anthony Perkins) an Bord zu nehmen. Man soll in Erfahrung bringen, ob die von Norden heranziehende radioakative Wolke tatsächlich so gefährlich ist wie vermutet. Ferner empfangen die Funkstationen ein wirres Morsesignal aus San Diego. Die Erkundungsreise präsentiert sich als mehr als ernüchternd für Towers und seine Mannschaft. Jeder entwickelt seine persönliche Methode, um das endgültige Ende der Menschheit in Empfang zu nehmen...

Einer der ersten großangelegten Versuche Hollywoods, die Ängste vor den möglichen Folgen des Kalten Krieges zu thematisieren respektive die desolaten Folgen eines Atomkriegs darzustellen. Dabei hebt der Film sich wohltuend von überflüssiger Paranoia ab; vormalige Feindbilder und bereits die bloße Frage danach, wer denn eigentlich "angefangen" habe, sind im Angesicht des Armageddon nurmehr irrelevant. Die Menschheit wird als Ganzes begriffen, als vermeintlich vernunftbegabte Spezies, die im Angesicht höchster Krisenstände doch nicht davor zurückgeschreckt hat, sich selbst zu richten. Kramer präsentiert die Apokalypse als Kammerspiel: Wenn Gregory Peck und Ava Gardner, die zu dieser Zeit als jeweils sehr auf bestimmte Typen festgelegte Ensembledarsteller, etwa in Hemingway-Verfilmungen, bekannt waren, aufeinandertrafen, dann bedeutete das zumeist große Dialoge und große Gefühle. So auch hier: Abgesehen von ein paar wenigen Bildern menschenleerer Großstädte verzichtet "On The Beach" auf grelle Darstellungen von Leichenbergen, Strahlenopfern, wirren Mutanten oder gar eines in die Archaik zurückfallenden Zivilisations-Reboots. Diese Menschen nehmen ihr Ende mit Würde entgegen, trinken einen letzten Sherry, nehmen ihre Todeskapsel und "verkriechen sich zum Sterben, ganz so, wie es todkranke Hunde tun". Arme Welt, leere Welt.

8/10

Apokalypse Zukunft Kalter Krieg Atombombe Stanley Kramer U-Boot


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BATMAN (Leslie H. Martinson/USA 1966)


"Some days, you just can't git rid of a bomb."

Batman (Batman hält die Welt in Atem) ~ USA 1966
Directed By: Leslie H. Martinson

Die vier Supergangster Pinguin (Burgess Meredith), Joker (Cesar Romero), Riddler (Frank Gorshin) und Catwoman (Lee Meriwether) kidnappen den Nautikforscher Commodore Schmidlapp (Reginald Denny) und reißen sich dessen Erfindung unter den Nagel: Den Dehydrator, eine Maschine, mit der man jedem Lebewesen sämtliche Flüssigkeit entziehen und es in ein Häuflein bunten Staubes verwandeln kann - natürlich nur, solange Bedarf herrscht, danach kann das Opfer auch wieder rehydriert werden. Batman (Adam West) und Robin (Burt Ward) haben alle Hände voll zu tun, dem Kleeblatt des Bösen einen Strich durch die Rechnung zu machen.

"Batman" war damals Teil eines Fox-Werbefeldzugs, der die Serie auch in Übersee populär machen und dort Abnehmer auftun sollte. Der Kinofilm entstand zwischen der ersten und der zweiten Staffel der Reihe und unterschied sich nur insofern von ihr, als dass es eine andere (sehr schicke) Titelsequenz gab und etwas mehr Patte zur Verfügung stand, mit der man unter anderem den "Bat-Copter" und ein "Bat-Boot" kreierte. Ansonsten blühte der Blödsinn weiter vor sich hin.
"Batman" '66 ist ein zweischneidiges Schwert: Für den heutigen Liebhaber der Comics und ihres atmosphärischen Kerns ist diese Variation indiskutabel und erscheint zuweilen wie eine Tortur; andererseits ist sie ein unbedingter Wegbereiter für die Slapstick-Grotesken von Mel Brooks und der ZAZ-Truppe sowie ein maßgeblicher Repräsentant der bonbonfarbenen Sixties-Popkultur, die den Dunklen Ritter eben damals nach allen Regeln der Kunst vergewaltigt hat. Ergo geht es mir, in dessen meiner Brust, ach, genau diese zwei widerstreitenden Seelen wohnen, dabei trotz wiederholter Betrachtung regelmäßig so, dass ich zunächst nie weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Erfreulicherweise gewinnt zumeist der Nonsensfreund und tobt sich hundert Minuten lang aus, derweil der Batfan sich in den dunklen Schattenbereichen meines Geistes zur Verfügung hält.
Heilige Diversifikation!

6/10

Leslie H. Martinson Batman Comic Superhelden Slapstick Groteske DC


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WATCHERS (Jon Hess/CAN 1988)


"Trust me. We're the good guys."

Watchers ~ CAN 1988
Directed By: Jon Hess


Dem Provinzjugendlichen Travis Cornell (Corey Haim) läuft ein Golden Retriever zu, der sich als genmanipuliert und hochintelligent entpuppt. Jener Hund ist allerdings nicht die einzige Kreatur, die aus einem niedergebrannten Regierungslabor entkommen konnte - der sogenannte Oxcom, ein ausschließlich zum Zwecke des Tötens gezüchtetes Monster, das telepathisch mit Travis' neuem Freund verbunden ist, eliminiert gnadenlos alles und jeden, der mit dem Hund in Verbindung steht.

Kurioser kleiner Monsterfilm aus der Corman-Factory, der, obgleich für ein augenscheinlich sehr junges Publikum hergestellt, hierzulande in seiner ungekürzten Fassung noch immer indiziert ist. Zu "verdanken" hat Hess' unterhaltsame Koontz-Adaption dies einzig und allein drei, vier etwas blutrünstigeren Szenen. Ansonsten wird der "Lassie"-Faktor des so putzigen wie schlauen tierischen Protagonisten dermaßen hoch angeschrieben, dass die meisten Zuschauer jenseits des dreizehnten Lebensjahres vermutlich nur ein müdes Lächeln für "Watchers" als Gesamtwerk übrig haben dürften. Ich selbst hänge an "Watchers", weil sich mein Erstkontakt mit ihm an den seinerzeit veröffentlichten Fotoroman in der "Bravo" datiert und ich den Film kurz darauf dann auch flugs aus der Videothek besorgt bekam und in der Folge etwa alle zwei Wochen einmal schaute. Heute haut er mich zugegebenermaßen nicht mehr so ganz vom Hocker, der Nostalgiefaktor jedoch beweist nach wie vor ein erfreuliches Stehvermögen.

6/10

Jon Hess Roger Corman Dean R. Koontz Hund Monster Mutant


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SOYLENT GREEN (Richard Fleischer/USA 1973)


"Soylent Green is people!"

Soylent Green (...Jahr 2022... die überleben wollen...) ~ USA 1973
Directed By: Richard Fleischer


Im New York des Jahres 2022 grassieren grauenhafte Zustände. Der Treibhauseffekt hat die Umwelt weitestgehend zerstört und sorgt für andauernde Hitzewellen, der Überbevölkerung wird man nicht mehr Herr, die Fronten zwischen Arm und Reich sind unüberbrückbar und die akute Nahrungsmittelver-knappung schließlich hat die gesamte Menschheit fest im Griff. Frische Lebensmittel sind nurmehr zu astronomischen Preisen erhältlich. Der global operierende Konzern 'Soylent' versorgt die Leute mit den Produkten "Soylent Red" und "Soylent Yellow", die geschmacklos und in Plättchenform ausgegeben werden und zumindest den gröbsten Hunger stillen. Die neueste Variante "Soylent Grün" wird angeblich aus "in Überfluss vorhandenem, nahrhaftem" Meeresplankton hergestellt und in den Medien fleißig beworben. Da wird William Simonson (Joseph Cotten), ein Ex-Mitglied des Soylent-Aufsichtsrats, in seinem teuren Appartment ermordet. Der Polizist Thorn (Charlton Heston) und sein ihm zugeteilter Helfer Sol Roth (Edward G. Robinson) untersuchen den Fall und stoßen auf eine furchtbare Wahrheit.

Nach "Planet Of The Apes" und "The Omega Man" markiert "Soylent Green" die dritte große der innerhalb weniger Jahre entstandenen Dystopien, in denen Charlton Heston jeweils einen mehr oder weniger irregeleiteten Endzeitkämpfer spielt, der jeweils zu einem mehr oder weniger messianischen Wahrheitsfinder avanciert. Aus dem Trio gefiel mir "Soylent Green" immer am besten, weniger wegen Heston, sondern mehr aufgrund der stark realitätsverbundenen, durchaus schockierenden Konsequenz, mit der die Geschichte erzählt wird. Die im Film angesprochenen Probleme, insbesondere jenes der wachsenden ökonomischen Kluft, sind ja teils heute noch akut; letztlich ein Indiz für seine irgendwie doch zwingende Hellsichtigkeit.
Fleischer wächst sozusagen über sich selbst hinaus, wenn er einige der markantesten und großartigsten Bilder des Genres schafft. Dazu zählen besonders die treffenden Zeichnungen der künftigen Zustände: Heston steigt in seinem Hausflur über diverse Obdachlose hinweg, Müllbagger räumen Aufständische aus dem Weg, ein lethargisches Kind ist mit Handschellen an seine verhungerte Mutter gekettet. Primär mitverantwortlich für das Gelingen des Films ist außerdem der wirklich wunderbar aufspielende Robinson, der sich an einem einzelnen Salatblatt und an einem bereits abgeschleckten Löffel mit Erdbeermarmelade delektiert, als handle es sich um die größten Köstlichkeiten des Planeten und der in Tränen ausbricht, als Heston ihm ein unterschlagenes Steak vor die Nase hält. Gar großartig seine finale Szene, in der er sich, endgültigend resignierend angesichts der allgemeinen Zustände und erschüttert von seinen letzten Recherchen, zu seiner "Einschläferung", einer Möglichkeit für Alte, einen "schönen Freitod" zu erleben, begibt und vor einer riesigen Leinwand zu Griegs "Morgenstimmung" das Zeitliche segnet. Eine letzte Minute längst vergessen geglaubter Glückseligkeit.

9/10

Dystopie Richard Fleischer Zukunft Kannibalismus


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TRIANGLE (Christopher Smith/UK, AU 2009)


"You're schizo!"

Triangle ~ UK/AU 2009
Directed By: Christopher Smith


Jess (Melissa George), überforderte Mutter eines kleinen autistischen Sohnes (Joshua McIvor), lässt sich von einem Bekannten (Michael Dorman) zu einem Segeltörn auf seiner Yacht 'Triangle' einladen, bei dem noch vier weitere Teilnehmer dabei sind. Während der anfangs sonnigen Fahrt gibt es eine urplötzliche Flaute, ein gewaltiges Unwetter zieht auf und die Triangle kentert. Eine der Mitfahrerinnen (Emma Lung) wird unbrettbar über Bord gespült. Nach einiger Zeit wird in der Ferne ein großer Oceanliner sichtbar, von dem man sich Rettung verspricht. Als die fünf Schiffbrüchigen diesen betreten, scheint er, mit Ausnahme einer im Hintergrund umherhuschenden Person menschenleer. Bloß warum hat Jess das untrügliche Gefühl, das alles schonmal erlebt zu haben?

Ein ganz nettes Verwirrspiel, das durchaus manche positive Aspekte in sich vereint, in mancherlei, vor allem logischer Hinsicht, aber auch sehr inkonsequent verfährt. Letzten Endes geht es darum, dass die bedauernswerte Jess in einer Zeitschleife gefangen ist, wie man sie aus "Groundhog Day" und "12:01" kennt. Allerdings ist unsere Protagonistin nur begrenzt, respektive zeitweilig in der Lage, ihre Situation zu durchschauen und aktiv zu beeinflussen, kann daher keinen Ausweg finden und bleibt somit hoffnungslose Gefangene ihres Zeittraumas. Möglicherweise ist sie auch selbst Autistin oder irgendwie andeweitig in psychische Mitleidenschaft gezogen und erlebt dieselben Ereignisse immer wieder bloß in ihrem Geiste. Entsprechende Hinweise darauf könnten aus dem narrativen Schema heraus gedeutet werden.
Dann allerdings werfen sich rasch ein paar evidente Fragen auf: Da Jess ein Opfer der Unendlichkeit geworden ist, dürften nicht mehr die physischen Relikte von vorherigen Ereignissen sichtbar sein (ein ausgesprochen dummer Fehler, den der Film auch noch mehrfach begeht); zudem sind die, zweifelsohne ausschließlich aus Gründen der Publikums-Irreführung eingeflochtenen Unregelmäßigkeiten in Jess' Verhalten, innerhalb des Realitätsgefüges des Films als kaum mehr denn blanker Blödsinn zu erachten. Smith verrennt sich selbst in seinem Bemühen, gleich mehrere verschiedene Jesses zur selben Zeit in Aktion treten zu zu lassen (was physikalisch betrachtet ohnehin als no go gilt) und lässt seinen ansonsten durchaus interessanten inhaltlichen Ansatz damit frontal vor die Wand rennen. Dass "Triangle" trotzdem recht spannend sowie von erlesener Form ist und seine mysteriöse Storyprämisse bis zu einem gewissen Gradmaß auch ordentlich ausfüllt, möchte ich allerdings nicht unerwähnt wissen. Sicherlich sehenswert für Freunde guter Unterhaltung, für ambitionierte Logiker oder Relativitätstheoretiker indes vermutlich eine veritable Tortur.

7/10

Zeitschleife Ozean Christopher Smith Seenot


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DAY OF THE ANIMALS (William Girdler/USA 1977)


"You see what you want you take - you take it! And I am going to do just that!"

Day Of The Animals (Panik in der Sierra Nova) ~ USA 1977
Directed By: William Girdler


Ein paar Tage in der Zukunft hat das Ozonloch bereits eine beträchtliche Größe erreicht und sämtliche ab einer bestimmten Höhe lebenden Tiere fangen aufgrund der ungefilterten UV-Strahlung urplötzlich an durchzudrehen. Besonders in den höher gelegenen Ortschaften der Rocky Mountains sind die Leute ihres Lebens kaum mehr sicher: Außer von Greifvögeln, Klapperschlangen, Pumas und Wölfen werden sie selbst von gewöhnlichen Haushunde und Ratten attackiert. Der Wanderführer Steve Buckner (Christopher George) und sein Freund Santee (Michael Ansara), die eine Handvoll Wochendabenteurer durchs Gebirge führen, haben alle Hände voll zu tun, ihre Kunden vor den animalischen Übergriffen zu schützen. Als dann sogar die ersten Mitreisenden größenwahnsinnig werden, scheint das Ende nahe.

Wie man weiß, sind Scriptautoren, besonders solche, die sich vornehmlich als Spezialisten im Ersinnen etwas günstigerer Produktionen hervortun, stets etwas schlauer als die Herren Aklademiker von der Wissenschaftsfront. Das gilt besonders für Paläontologen und Behavioristen. Anno 1977 wurde die Leinwand längst bevölkert von Monstren und Mutanten, die aufgrund nuklearer Katastrophen oder anderer, auf die endlose Unvernunft der Menschheit rückschließbarer Ereignisse entstanden waren. Als Mitteende Siebziger dann die Sache mit dem FCKW und der angegriffenen Ozonschicht die großflächige Runde machte, zögerte man nicht lange und erkor jene zum Sündenbock für eine mögliche bevorstehende Änderung im Verhalten unserer tierischen Gefährten und Mitbewohner. In Girdlers Quasi-"Grizzly"-Sequel "Day Of The Animals" spielen sich ausgerechnet die majestätischen Bergfalken als heimliche Chefs und Koordinatoren eines großangelegten Massenangriffs auf uns Zerstörer ihrer Umwelt auf. Als dann inmitten der aggressiven Bären und Großkatzen plötzlich auch noch Leslie Nielsen anfängt auszurasten, schließlich mit gebleckter Brust und irrem Blick während eines gewaltigen Unwetters einen Nebenbuhler (Andrew Stevens) aufspießt und mit blumigen Worten eine bevorstehende Vergewaltigung einleitet, weiß man ganz sicher: Um die Menschheit steht es schlecht. Glücklicherweise kommt am Ende das Militär in schicken silbernen Glitzeroveralls vorbei und rettet ein kleines, sozusagen doppelt und dreifach verwaistes Mädchen, das Ozonloch schließt sich wieder von selbst und die wahnsinnigen Tiere fallen durch die Bank tot um. Nochmal Glück gehabt, Freunde.

6/10

Independent Tierhorror Trash William Girdler





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