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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SUPERNOVA (Walter Hill/USA 2000)


"We die, so stars may be reborn."

Supernova ~ USA 2000
Directed By: Walter Hill


Die sechs Mitglieder umfassende Crew eines zu interdimensionalen Sprüngen in der Lage befindlichen Raumkreuzers empfängt einen Notruf aus den Tiefen des Alls. In der Nähe einer Minenkolonie sitzt der als Glücksritter und Ex-Junkie berüchtigte Karl Larson in irgendeiner Falle. Nachdem das Sciff den Dimensionssprung vollzogen hat, nimmt es den etwas derangiert wirkenden Sohn (Peter Facinelli) Larsons an Bord. Dieser hat ein eigenartiges Artefakt, das angeblich den Zugang zu neuen Technologien ermöglicht, an Bord seiner Rettungskapsel. Als sich der medizinische Assistent Penalosa (Lou Diamond Philips) daran zu schaffen macht und Captain Vanzant (James Spader) gar dafür plädiert, es über Bord zu werfen, reagiert Larson sehr ungehalten...

"Supernova" eilt gemeinhin der Ruf einer filmischen Katastrophe voraus - eine eher an den Entstehungsumständen denn am fertigen Produkt festzumachende Aussage. Insgesamt vier Regisseure dokterten daran herum - neben Hill waren noch Geoffrey Wright, Jack Sholder und Francis Ford Coppola, der die undankbare Aufgabe hatte, den Film umzumontieren, an ihm beteiligt. In den Credits findet sich nurmehr der Name "Thomas Lee", offizieller Nachfolger des mittlerweile zu symbolischem Grabe getragenen Alan Smithee. Bei MGM war man mit der Arbeit Hills offenbar in höchstem Maße unzufrieden, weshalb Coppola im Nachhinein engagiert wurde, um wenigstens ein paar der Kastanien aus dem Feuer zu holen. Dass sich eine solche Prozedur - spätestens, so sie einmal ans Ohr der Öffentlichkeit gelangt ist - stets als höchst nachteilig für den kommerziellen Erfolg eines Projekts erweist, scheint bei den zuständigen executives nicht angekommen zu sein.
Nun, eine gewisse Inkohärenz betreffs der vorliegenden Schnittfassung lässt sich tatsächlich nicht von der Hand weisen, wenn man "Supernova" ansichtig wird. Vieles, wie der frühe Tod des von Robert Forster gespielten Captain Marley, wird angeschnitten und in Rekordkürze abgehandelt, was einen insgesamt unsauberen Eindruck hinterlässt. Andererseits ist "Supernova" immer noch recht ausgesucht bebildert, temoreich, unterhaltsam und hier und da sogar spannend. Es wäre jedoch wünschenswert, dass Hill eines Tages noch seinen DC veröffentlichen darf, um dem gehaltenen Publikum zumindest die Chance zu offerieren, einmal einen Vergleich anstellen zu können.

6/10

Jack Sholder Francis Ford Coppola Walter Hill Raumschiff Mutant


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THE BLOB (Chuck Russell/USA 1988)


"What about the civilians?" - "They're expendable."

The Blob ~ USA 1988
Directed By: Chuck Russell


Ein scheinbar außerirdisches Artefakt in Form eines Meteoriten landet in einem kleinen Wäldchen in Louisiana. Ein Landstreicher (Billy Beck), der in Berührung mit dessen Innerem, einer pinkfarbenen, gallertartigen Masse, kommt, wird bald darauf buchstäblich verschlungen. In Kürze gerät die ganze benachbarte Kleinstadt in Aufruhr, da das Wesen alles an Organischem absorbiert, was ihm in die Quere kommt. Das sich in Windeseile einschaltende Militär erweist sich als alles andere als hilfreich. Nun schlägt die große Stunde des stadtbekannten Delinquenten Brian Flagg (Kevin Dillon).

Russells Remake des gleichnamigen Monsterklassikers von 58 zollt dem Original Respekt, findet dabei jedoch noch genug eigene Ansätze, um als modernisierte Variation bestehen zu können. Kleinere Änderungen, die auf zwischenzeitlich Entstandenes wie Romeros "The Crazies" Bezug nehmen und harsche Militärkritik üben (es wird sogar unterstellt, der Blob sei ein fehlgeschlagenes Regierungsexperiment), dürfen als durchaus sinnvoll erachtet werden. Wirklich begeisternd aber sind die gekonnten, wunderbar schleimigen F/X, die es ordentlich krachen lassen und immer dann besonders hoch punkten, wenn die Opfer des Blobs in dessen Innerem dabei gezeigt werden, wie sie gerade lebendig verdaut werden. Ekel deluxe.

7/10

Splatter Kleinstadt Chuck Russell Monster Remake Teenager


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SURROGATES (Jonathan Mostow/USA 2009)


"It appears, at least for now, that we are on our own."

Surrogates ~ USA 2009
Directed By: Jonathan Mostow


Im Jahre 2056 pflegen fast sämtliche Menschen ihre Wohnungen nicht mehr zu verlassen und ihren Alltag stattdessen mittels ihres jeweiligen "Surrogate" zu bewältigen. Bei diesem handelt es sich um einen geistig und sensitiv komplett von zu Hause aus gelenkten Roboter, der als Avatar fungiert. Für die Menschen selbst besteht somit keinerlei Gefahr mehr durch äußere Einflüsse oder Faktoren und da sie nur noch als ihre künstliche Version auftreten, sehen sie permanent aus wie aus dem Ei gepellt. Auch der seit dem Tode seines kleinen Sohnes depressive Cop Tom Greer (Bruce Willis) hat einen 'Surrey', wie die Stellvertreter-Androiden liebevoll bezeichnet werden. Als er den Mord an Unternehmersohn Canter jr., der via seinen Surrey (James Francis Ginty) getötet wurde, aufklären muss, gerät er an die Anti-Surrogate-Bewegung der "Dreads" und ihren prophetischen Führer (Ving Rhames).

Was inhaltlich zunächst wie eine Story von Dick oder Asimov anmutet, basiert tatsächlich auf einer kleinen, noch jungen Comicserie, die die oberflächlich verlockende Idee, sich nurmehr in Form eines robusten, wunderhübschen Ersatzkörpers durch die Welt bewegen zu können, kultiviert. Die Schattenseiten einer solchen "Realität der versteckten Leiber" werden selbstverständlich ganz schnell offenbar. Die daheim in ihren abgedunkelten Räumen verschanzten, echten Menschen verlieren vollkommen den Bezug zur Außenwelt und werden zu kränklichen Schatten ihrer selbst. Als Tom Greer erstmals nach langer Zeit persönlich ans Tageslicht treten muss, weil sein Surrey zerstört wurde, wird er umgehend das Opfer böser Angstzustände. Dass er sich im Nachhinein zu einem gemäßigteren, unvorhergesehenen Agenten bzw. Handlanger des Oberbösewichts machen lässt und die komplette Menschheit zum cold turkey nötigt, wirkt angesichts seiner vorgelaufenen Charakterzeichnung zwar etwas abenteuerlich, steht dem in eine ähnliche Kerbe wie Proyas' "I Robot" schlagenden "Surrogates" jedoch summa summarum ganz gut zu Gesicht. Das größte Problem von Mostows Film dürfte sein, dass er viel zu kurz geraten ist. Die inhaltliche Prämisse hätte durchaus das Potenzial zu mehr Komplexität gehabt, die mutmaßlich zugunsten von Straffungsgründen fallen gelassen wird. Ansonsten bleibt der Film bis auf die sehr brauchbare Vorstellung Willis' eigenartig aseptisch. Der seltsam dumpfe Farbfilter wirkt leicht befremdlich, möchte aber nicht ausschließen, dass er bei späterer Betrachtung noch seine Geltung entfalten wird.

6/10

Roboter Jonathan Mostow Kunstmensch Zukunft Dystopie Comic Androiden


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PANIC IN YEAR ZERO! (Ray Milland/USA 1962)


"It's gonna get rough from now on."

Panic In Year Zero! (Panik im Jahre Null) ~ USA 1962
Directed By: Ray Milland


Kurz nachdem sie zu einem beschaulichen Angelausflug aufgebrochen ist, sieht die Familie Baldwin aus der Entfernung das Unfassbare: Über Los Angeles explodiert die Atombombe. Radiomeldungen geben die Gewissheit - der Dritte Weltkrieg hat begonnen. Während die Bevölkerung kopflos in das Landesinnere strömen, bleibt Vater Harry Baldwin (Ray Milland) besonnen - kurzerhand werden diverse, zum Überleben wichtige Dinge, in einem Provinznest eingekauft. Danach verschanzen sich die Baldwins unter Aufwendung immer fragwürdigerer Mittel in einer abgelegenen Höhle und harren von dort aus der Re-Zivilisierung der Dinge.

Vorzügliche Kalter-Kriegs-Paranoia, die ausnahmsweise in erster Instanz keine internationalen Feindbilder (sprich: die Sowjets) bemüht, sondern des Menschen Wolf unmittelbar vor der eigenen Haustür sucht und findet. "Panic In Year Zero!" liefert als einer der ersten in einem realistisch gezeichneten, postapokalyptischen Szenario angelegten Filme die wenig überraschende Erkenntnis, dass sich in ernstzunehmenden Krisensituationen ein jeder selbst der Nächste ist. Von Patriotismus und Solidarität scheinen urplötzlich selbst die besten Amerikaner nichts gehört zu haben, solange nichts zu fressen auf dem Campingteller liegt und der radioaktive Fallout bedrohlich nahekommt. Die ältesten sozialen Grundfesten scheinen beinahe lustvoll über Bord geworfen zu werden: Plünderung, Raub, Vergewaltigung und Mord - in einem Wort, totale Anarchie, überzieht stattdessen binnen kürzester Zeit das Land.
Einer latenten Naivität im Umgang mit seinem Sujet entbehrt zwar auch Millands Regiearbeit nicht, die Verseuchungsproblematik etwa wird nahezu komplett übergangen, dennoch dürfte bis auf ein paar Ausnahmen die Konsequenz, mit der das Script verfährt, insbesondere im genealogisch-historischen Genrevergleich, maßgeblich sein.

8/10

Atombombe Dritter Weltkrieg Kalter Krieg Ray Milland Apokalypse


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BEHEMOTH THE SEA MONSTER (Eugène Lourié, Douglas Hickox/USA, UK 1959)


"He can stay underneath the surface for an age, and now he comes to the top!"

Behemoth The Sea Monster (Das Ungeheuer von Loch Ness) ~ USA/UK 1959
Directed By: Eugène Lourié/Douglas Hickox


Ein durch Atombombentests hochgeschreckter und mutierter Meeressaurier bedroht nach ersten Sichtungen im Atlantik die Stadt London. Die emsigen Wissenschaftler Karnes (Gene Evans) und Bickford (André Morell) versuchen der Kreatur Einhalt zu gebieten, ohne nachhaltige Folgen für die Bevölkerung zu verursachen.

Ein mit eher hausbackenen Effekten angereicherter Monsterfilm, der sich wie viele andere seiner Zunft aus diesen Tagen vor allem die diffusen Ängste vor der Bombe zunutze macht, um seinem Titelobjekt eine abgesehen von seiner ohnehin ungeheuerlichen Physis irrationale Bedrohlichkeit zu verabreichen. Ein riesiger Dinosaurier ist ja schon schlimm genug - ein riesiger Dinosaurier aber, der seine Opfer durch den Ausstoß atomarer Mikrowellen ins Jenseits schickt... was muss das erst für eine Bestie sein! Tatsächlich ist der seinen Namen aus der abendländischen Mythologie beziehende 'Behemoth', eine Mischung aus Plesio- und Brontosaurus, ein recht possierlich anzuschauendes Tierchen, das eher durch seine ungestüme Statur als durch sein putziges Gesicht Urängste auslösen dürfte. Während die Stop-Motion-Sequenzen noch halbwegs ordentlich aussehen, gestalten die Miniatureffekte sich eher peinlich. Seinen eigentümlichen Reiz bezieht "Behemoth", bekanntermaßen das kleine Geheimnis der meisten B-Movies, eher aus dem, was er ist denn aus dem, was er zu sein vorgibt. Die "Loch-Ness"-Anspielung im deutschen Titel ist natürlich blanker Unfug.

5/10

Cornwall Douglas Hickox Dinosaurier Atombombe Eugène Lourié London Monster


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UNFORGETTABLE (John Dahl/USA 1996)


"Ain't you proud a bit?"

Unforgettable ~ USA 1996
Directed By: John Dahl


Der Gerichtsmediziner Dr. Krane (Ray Liotta) ist besessen davon, den wahren Mörder seiner Frau (Stellina Rusich) zu finden, nachdem man ihn zunächst selbst des Mordes an ihr verdächtigt hat, er jedoch wegen Indizienmangels wieder freigelassen werden musste. Diesem Umstand kommt eine Entdeckung der Wissenschaftlerin Dr. Briggs (Linda Fiorentino) zugute: Diese hat herausgefunden, dass ein aus dem Gehirn einer Ratte extrahiertes Rückenmarksflüssigkeit CSF zugleich als Wahrnehmungsspeicher fungiert und in Kombination mit einer bestimmten Droge ganze Erinnerungswelten auf ein anderes Tier übetragen kann. Krane verschafft sich die Substanz, entnimmt einem Opfer des vermeintlich echten Mörders (Kim Coates) etwas CSF und begibt sich auf einen mentalen Trip in die Vergangenheit - nur der Auftakt zu einer Verkettung ungeheurer Ereignisse.

Filme nach Songs von Nat King Cole zu benennen, ist offenbar nicht die schlechteste Methode für die Auferlegung eines tendenziellen Qualitätsmerkmals - siehe Neil Jordans großartigen "Mona Lisa". Jedenfalls begab sich John Dahl nach seinen beiden neo noirs "Kill Me Again" und "Red Rock West" auf das für ihn eher ungewöhnliche Terrain des Thrillers mit phantastischem Einschlag. 'Medical Fiction' wäre wohl eine halbwegs zutreffende Kategorisierung. "Unforgettable" bemüht die literarischen Welten eines Phillip K. Dick und eines William Gibson, allerdings ohne die Tragweite oder gar die Konsequenzen der Übertragung von Gedanken und Identitäten aus einem Rezeptionsmilieu in ein anderes in Augenschein zu nehmen. Dafür bleibt der Film allzu oberflächlich und primär an konsumierbaren Schauwerten interessiert. Der einzige Nachteil, den die Verabreichung des Stimulanz hat, ist angeblich eine nachhaltige Herzschwäche; der Effekt auf das Probandengehirn wird nicht weiter verfolgt. Dabei hätte gerade dort das Potential gelegen, aus "Unforgettable" einen hochklassigen Diskursfilm zu machen - so bewegt er sich in den abgesicherten Thrillerbahnen. Durchaus spannend zwar, unterhaltsam und gut, aber eben doch bloß im Rahmen der Konevention. Hervorstechendstes Merkmal des Films sind weniger Regie und Buch denn die sympathischen Darsteller. Ray Liotta sehe ich ohnehin stets gern.

6/10

Medizin Seattle John Dahl


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CLASS OF 1999 (Mark L. Lester/USA 1990)


"Education at its finest."

Class Of 1999 (Die Klasse von 1999) ~ USA 1990
Directed By: Mark L. Lester


Im Jahre 1999 finden sich die amerikanischen Schulen nicht mehr in sozialen Brennpunkten, sie sind selbst zu sozialen Brennpunkten geworden. Das Militär hat eine Einheit speziell für Schulinterna abgestellt, was die Kids der Zukunft jedoch nicht davon abhält, sich innerhalb der pädagogischen Institutionen noch säuischer aufzuführen als in ihren Klubhäusern. Der soeben aus dem Knast entlassene Cody Culp (Bradley Gregg) sieht sich neben dieser unhaltbaren Situation noch mit einer ganz neuen Sorte Problem konfrontiert. An seiner High School werden drei rein äußerlich als solche unidentifizierbare Androiden (Patrick Kilpatrick, Pam Grier, John Ryan) als Lehrer eingesetzt, die sich bald munter durch die Schülerreihen metzeln und denen ihr Elektronengehirn bald die folgerichtige Lösung beschert: Wenn die Schüler zum Problem werden, müssen die Schüler weg...

Mark L. Lester, ein Mann fürs buchstäblich Grobe, legte mit "Class Of 1999" die inoffizielle Fortsetzung seines Terror-Klassikers "Class Of 1984" nach, in dem seinerzeit der kreuzbrave Pauker Perry King von seinen Schülern bis aufs Blut getriezt und aus der Reserve gelockt wurde. Ging Lester damals nur zwei Jahre in die Zukunft und lieferte eher einen konservativen, überreaktionären Kommentar zum status quo, entwirft er mit "Class Of 1999" einen an bekannzen SciFi-Modellen orientiertes, dystopisches Bild der Zukunftspädagogik, das sich ganz konträr zu seinem Vorgänger auf die Seite der renitenten Schüler schlägt und den didaktischen Zukunftsalbtraum auf Lehrerseite verortet. Sein Held ist demzufolge ein Schüler, die (veritablen) Gegner kommen gleich als Trio daher: Die B-Movie-Garde Kilpatrick, Grier und Ryan als Sprüche kloppende Killerlehrer sind so ziemlich das Heißeste, was sich im Actionjahr 1990 auf der Leinwand einfand. "1999" sollte nicht unbedingt mit "1984" verglichen werden, er ist vielmehr lupenreines Genrekino und blanke Satire, verzichtet auf den trüben Versuch, so etwas wie Besorgnis zu evozieren, muss sich daher aber gleichermaßen den Vorwurf gefallen lassen, den Stellenwert seines Vorgängers nicht ankratzen zu können. Ich vermute aber, dazu ist er auch gar nicht gedacht.

6/10

Teenager Cyborg Kunstmensch Zukunft Schule Dystopie Mark L. Lester Roboter Androiden


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UNIVERSAL SOLDIER (Roland Emmerich/USA 1992)


"These shitheads, these yellow traitoring motherfuckers! They're everywhere! And I, Sergeant Andrew Scott of the US Army, I'm gonna teach 'em all!"

Universal Soldier ~ USA 1992
Directed By: Roland Emmerich


Die beiden G.I.s Deveraux (Jean-Claude Van Damme) und Scott (Dolph Lundgren), die sich während des Vietnamkriegs infolge eines Disputs gegenseitig abgeknallt haben, werden im Zuge eines geheimen Militärprojekts zu "Universal Soldiers" umfunktioniert. Dabei handelt es sich um eine Truppe für tot erklärter Soldaten, deren Gedächtnis vermeintlich komplett ausgelöscht ist und die jeglichen Befehl roboterhaft ausführen. Deveraux und Scott jedoch erinnern sich unplanmäßigerweise an ihre früheren Existenzen sowie ihren Todeskampf und setzen diesen in der Gegenwart fort.

Spaßiger, trotz seiner eher für Genre-Knappsereien berüchtigten darstellischeren Dublette großbudgetierter Actionfilm mit kalkuliertem Hang zur Selbstironie. Emmerich macht keinen Hehl aus seiner stoischen Negation jeglicher Subtilität oder gar Klugheit auf der Leinwand und lässt es wie eh und je gehörig krachen, bindet hier und dort einige schon recht stark an der Peinlichkeit kratzende Gags ein, erfreut sich verzückt an Van Dammes eingeöltem Knackarsch (der hier ausnahmsweise mal nicht zum Spagat gespreizt werden muss) und an der Option, ein bisschen was inmitten der kalifornischen Provinz kaputt machen zu dürfen. Die wahre Schau des Films ist allerdings Dolph Lundgren, der auf sehr witzige Art beweist, dass man ihn viel öfter als einen solch veritablen Bösewicht hätte einsetzen sollen.
Das altbekannte "Frankenstein"-Thema des in der Identitätskrise befindlichen Kunstmenschen bzw. Techno-Zombies, das in den Jahren zuvor etwa "RoboCop" und "Terminator II: Judgement Day" diskursiv bereichern konnten, verkommt bei Emmerich respektive seinem Stammautoren Dean Devlin erwartungsgemäß zu bloßer Staffage und zum Mittel zum Zweck. Ist man sich dessen zur Gänze bewusst, kann "Universal Soldier" (dessen Titel mit dem gleichnamigen Protestsong von Buffy Sainte-Marie in etwa so viel zu tun hat wie Da Vincis "Vitruvianischer Mensch" mit Strichmännekes) einem aber 'ne Menge Amüsement liefern.

5/10

Kunstmensch Roland Emmerich Vietnamkrieg Militaer


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THINGS TO COME (William Cameron Menzies/UK 1936)


"All the universe? Or nothingness? Which shall it be?"

Things To Come (Was kommen wird) ~ UK 1936
Directed By: William Cameron Menzies


Die englische Stadt Everytown wird im Jahre 1940 in den Strudel eines zweiten großen Krieges gezogen, der mehrere Jahrzehnte andauert. Danach bemächtigt sich ein machthungriger Hasardeur, der 'Boss' (Ralph Richardson), der in mittelalterliche Verhältnisse zurückgebombten Stadt. Die Ankunft John Cabals (Raymond Massey), eines ehemaligen, gealterten Bürgers der Stadt, der sich unterdessen im Nahen Osten der technisierten, friedliebenden Gruppe der 'Flieger' angeschlossen hat und 1970 mit futuristisch anmutendem Fluggerät in Everytown landet, verheißt jedoch eine Änderung: Nachdem der Boss gestürzt werden kann, erblüht die Stadt zu einem Paradies des technologischen Fortschritts, das 2036 als leuchtendes Beispiel für den wissenschaftlichen Eifer der Menschheit steht. Als zu guter Letzt auch der Weltraum erobert werden soll, bildet sich eine neue Widerstandsbewegung unter dem Systemkritiker Theotocopulos (Cedric Hardwicke), dem die allgegenwärtige Technokratie längst ein Dorn im Auge ist.

H.G. Wells' bereits legendäre Zukunftsvisionen, die häufig einen Mittelweg aus Utopie und Dystopie einschlugen und bei allen Annehmlichkeiten, die die der Menschheit ureigene, unaufhörliche forscherische Progression zu offerieren vermag, auch deren Schattenseiten für ihre weitere Existenz herausstellten, beflügelten die Phantasie seiner umfassenden Leserschaft. Wie es so ist mit den meisten futuristischen Hypothesen: Die Realität lässt sich weder voraussehen, noch -planen und so wirkt "Things To Come" in Anbetracht seiner mutigen Prognosen nunmehr recht naiv. Unterdessen wurden Geschichte und Film überdies noch etliche weitere, gewichtigere Kritikpunkte vorgeworfen: Der faschistoide Charakter des zukünftigen Everytown etwa, das darüberhinaus kaum mehr Platz für Grün zu haben und in dem nurmehr alles aus Funktionalität und kantenloser, weicher Architektur zu bestehen scheint. Wells und sein Illustrator Menzies erachten diese Zustände jedoch keinesfalls als nachteilig, sondern empfinden sie als unerlässlich, um nicht zu sagen notwendig für den Fortbestand des Menschengeschlechts.
Was "Things To Come" auch nach so vielen Jahren noch als wirklich beeindruckend dastehen lässt, sind seine brillant gefertigten Bauten und Effekte, die mit Langs "Metropolis" gleichzuziehen suchenden Massenszenen sowie sein überbordender, in seiner geradezu kindlichen Begeisterung noch immer ungebrochen scheinender Visualismus.

7/10

Zukunft William Cameron Menzies H.G. Wells


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AVATAR (James Cameron/USA, UK 2009)


"It seems diplomacy has failed."

Avatar ~ USA/UK 2009
Directed By: James Cameron


Der verkrüppelte Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington) kommt auf den Planeten Pandora, um dort mithilfe eines Avatars, eines von Wissenschaftlern gezüchteten Körpers, der dem einheimischen Volk physiologisch gleicht, aber mit einem menschlichen Geist "gefüllt" werden muss, den Wirtschaftsbossen den Weg zu wertvollen Bodenressourcen zu ebnen, den die 'Na'vi' genannten Planetenbewohner nicht ohne Weiteres hergeben würden. Scully erschleicht sich in mühevoller Arbeit das Vetrauen der Na'vi und insbesondere das der Prinzessin Neytiri (Zoe Saldana), ist jedoch bald selbst so unerschütterlich von deren streng ökologischer und spiritueller Lebensweise fasziniert, dass er die Seiten wechselt, nach einigem Hin und Her auch mental einer von ihnen wird und zusammen mit ihnen den Kampf gegen seine früheren Verbündeten aufnimmt.

Ich musste leider auf das Vergnügen verzichten, "Avatar" mit 3D-Brille ausgerüstet auf der großen Leinwand zu sehen - kurzum, weil er mich für einen Kinobesuch nicht hinreichend gereizt hatte. Immerhin blieb so der - wenn auch möglicherweise anzuzweifelnde - "Vorteil" des auf klassische Qualitätsmaßstäbe und -merkmale reduzierten Filmerlebnisses. Ohne das mir ohnehin fadenscheinig anmutende evokative Brimborium des 3D-Effekts bleibt ein urtypisches Cameron-Werk, das einerseits zwar keinesfalls wesentlich schlechter ausfällt als frühere Arbeiten wie etwa "The Abyss" oder auch "Aliens" (zu dem ohnehin etliche formale und inhaltliche Parallelen bestehen), das auf der anderen Seite aber auch mit geradezu exaltierter Offensivität die Limitierungen seines Regisseurs aufzeigt.
Was "Avatar" im Kern liefert, ist ein durch und durch amerikanisches, aus diversen kulturellen Bezugsquellen gespeistes Öko-Märchen, das trotz seiner überwältigend schönen Bilder nie Gefahr läuft, ein recht niedriges Substanzlevel zu überschreiten oder gar ernsthafte diskursive Sphären auch nur anzukratzen. Im Prinzip ist der Film eine Art "Star Wars" für die gegenwärtig junge Generation, enthält einiges an Fortsetzungspotential und könnte vielleicht eines zukünftigen Tages einen ähnlichen Status genießen, wie ihn Lucas' Film jetzt für die heute Erwachsenen zwischen etwa dreißig und fünfundvierzig Jahren erfüllt. "Avatar" als ein solcher zu sehen, wohlgemerkt unter Aussparung der "vollen Effektbandbreite", bereitet zwar durchaus bisweilen kindliche Freude und geizt keineswegs mit nicht zu unterschätzenden Entertainment-Werten, spielt aber längst nicht in der Liga dessen, was noch den immer rarer werdenden Aha-Effekt auszulösen vermag. Ich hatte meinen Spaß, ganz bestimmt. Viel mehr war aber nicht drin.

7/10

Militaer James Cameron Aliens Monster 3-D





Filmtagebuch von...

Funxton

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