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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TWELVE MONKEYS (Terry Gilliam/USA 1995)


"There's no right, there's no wrong, there's only popular opinion."

Twelve Monkeys ~ USA 1995
Directed By: Terry Gilliam


In nicht allzu ferner Zukunft hat ein virologischer Kampfstoff den größten Teil der Menschheit ausgelöscht. Die letzten Reste von Überlebenden können nurmehr unter der Oberfläche existieren, wo sie das für Tiere ungefährliche Virus nicht erreicht. Wissenschaftler vermuten, dass ein paar militante Öko-Aktivisten, die sich selbst "Army Of 12 Monkeys" nannten, für die Freisetzung des Virus verantwortlich waren und schicken den Sträfling James Cole (Bruce Willis) per Zeitreise in die Vergangenheit, um ihre Gegner zu sondieren. Coles erster Trip geht schief; er landet sechs Jahre zu früh und kommt in eine psychiatrische Klinik, in der er jedoch notwendige Kontakte knüpfen kann. Eine weitere Rückreise, diesmal ins korrekte Jahr, zeigt Cole und seinen Entsendern, dass Zeitabläufe unabänderlich und karmisch festgelegt sind.

Wieder pure Exzellenz von Terry Gilliam, diesmal immerhin ein zumindest ansätzlich sehr an etablierten Strukturen entlangschlitterndes Zeitreise-Abenteuer. Natürlich setzt sich Gilliam mitsamt seiner verqueren Blickwinkel durch, repetiert mannigfaltige Motive aus seinen vorherigen Arbeiten und lässt einmal mehr eine gleichsam von Irrsinn wie von kalter Logik geprägte Welt vom Stapel, die ihr Ende verdient hat und es ob ihrer Dysfunktionalität mit Kusshand aufnehmen sollte, anstatt daran zu verzagen. Angesichts der Zukunftsoptionen wünschte man sich vielmehr, der Urheber des Armageddon würde seine Arbeit noch etwas gründlicher bzw. flächendeckender verrichten. Ein wenig reaktionär mag diese Konsequenz schon erscheinen, bisweilen vielleicht sogar etwas radikal, aber Gilliam wäre nicht Gilliam, wenn es ihm nicht gelänge, uns zumindest ein bisschen auf seine Seite zu ziehen. Am Ende läuft, wie bei Zeitreisefilmen üblich, alles auf die Hinterfragung quantenphilosophischer Wahrscheinlichkeit hinaus, sicherlich einhergehend mit der Entdeckung ein paar wissenschaftlich-theoretischer Unmöglichkeiten- Doch sollte man sich davon erst gar nicht jucken lassen. Es würde den visuellen und atmosphärischen Hochgenuss von "Twelve Monkeys" nur unverdientermaßen trüben.

10/10

Zukunft Zeitreise Terry Gilliam Madness Groteske Terrorismus Psychiatrie Virus Dystopie Apokalypse


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THE BEING (Jackie Kong/USA 1983)


"Welcome to Pottsville, potato capital of the Universe!"

The Being ~ USA 1983
Directed by: Jackie Kong


In Pottsville, Idaho, verschwinden diverse Menschen spurlos. Nur ein paar bunte Pfützen zeugen davon, dass etwas nicht ganz Alltägliches das Städtchen heimsucht. Schon bald findet sich der Urheber der mysteriösen Vorkommnisse: Ein aus radioaktiven Abfällen und menschlicher DNS entstandenes Monster, hochintelligent, brutal und verfressen, aber auch stark lichtempfindlich.

Eine Rarität, wenn Damen wie Jackie Kong im Genrefilm tätig werden; heute, da die gute Kathryn Bigelow endlich ihren verdienten Regie-Award erhalten hat, aber hoffentlich ein Ansporn. Und eine willkommene Gelegenheit für den ollen Monsterheuler "The Being", eine ziemlich irrsinnige Quatschmär mit einer Menge freiwilligem und auch etwas unfreiwilligem Humor. Viel passiert nicht außer dem üblichen Schmu in dieser Art Trashbeschau. Ein paar nette Ekeleffekte hier, ein paar sozialkritische Seitenhiebe dort. Nichts Aufregendes. Deutlich spendabler erscheint da schon das Trio abgehalfterter Ex-Hollywood-Größen: Martin Landau, José Ferrer und Dorothy Malone werden alle an oberster Stelle genannt, obgleich ein bärtiger Mime namens Rexx Coltrane die Hauptgeige spielt. Aber so war das damals, man war alt, brauchte das Geld und wusste eben nicht, dass man sich besser gar keinen Gefallen tut als einen solchen. Immerhin stieg Landau bald darauf mit brillanten Rollen wie der Bela Lugosis wie Phönix aus der Asche.

5/10

Jackie Kong Independent Trash Monster Splatter


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BRAZIL (Terry Gilliam/UK 1985)


"An empty desk is an efficient desk."

Brazil ~ UK 1985
Directed By: Terry Gilliam


In einem nicht näher bezeichneten totalitären Staat des vergangenen Jahrhunderts, der allerdings frappierend einem dystopischen England gleicht, entdeckt der unbedeutende Büroangestellte Sam Lowry (Jonathan Pryce) die Fehleranfälligkeit des Systems, für das er buckelt. Statt eines freischärlenden, des Terrorismus verdächtigten Heizungsingenieurs (Robert De Niro) wird ein braver Familienvater in die grausamen Verhörmühlen des Großen Bruders Mr. Helpmann (Peter Vaughan) gezwängt. Zusammen mit der sich rebellisch gebenden Jill (Kim Greist) begehrt Sam zugleich gegen die ihn umfangenden systemischen und matriarchalischen Diktaturen auf - und scheitert jeweils kläglich.

Gilliams Meisterwerk, ein ungeheuer vielschichtiges, monströses, zugleich enthusiastisches und grausiges Horrorszenario über die Macht der Träume und das, was einem letztlich niemand stehlen kann: Das tief verborgene, innere Selbst. "Brazil", entstanden im Orwell-Jahr 1984, führt in zugleich satirischer und höchst glaubwürdiger Weise die Schrecken eines absoluten Überwachungsstaats vor Augen, in dem die menschliche Population nicht mehr zu leben, sondern nur noch zu funktionieren hat. Die emotionale Wahrheit hat hier längst jeglichen Wert verwirkt, alles verkommt zu verlogener Hörigkeit einer grotesken Obrigkeitsidee. Gut hat es hier nur, wer "jemanden kennt", so wie Sams fürchterliche Mutter (Katherine Helmond), ein Vorzeigeprodukt der unter überreifen Damen hochaktuellen Verjüngungschirurgie. Allein durch ihren Einfluss, respektive den von Sams bereits verstorbenem Vater, fällt der kleine kafkaeske Held die Treppe des innersystemischen "Erfolges" herauf bis ins "Ministerium für Informationenwieder-beschaffung". Ein paar Etagen höher findet sich hier auch Sams alter Freund Jack Lint (Michael Palin), oberster Verhörspezialist und Folterknecht von Mr. Helpmann, der, innerlich und äußerlich blutbesudelt und -berauscht, seine eigene Familie nicht mehr identifizieren kann. Dem armen Sam ist schlussendlich immerhin eine romantische Liebesnacht mit seiner Jill vergönnt, bevor er selbst auf Lints Stuhl sitzt und ihm nur noch die Flucht in die (Un-)Tiefen seiner eigenen Traumwelt bleibt, so tief hinab freilich, dass ein Wiederhervorkommen unmöglich ist. "He's got away from us", bleibt es Mr. Helpmann, dem heimlichen (und unheimlichen) obersten Kopf des vielgliederigen Bürokratiestaats, da nur noch mit höhnischem Bedauern zu konstatieren. Der bittere Sieg des kleinen Mannes.

10*/10

Zukunft Parabel Farce Traum Dystopie Terry Gilliam Satire Terrorismus


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TIME BANDITS (Terry Gilliam/UK 1981)


"So that's what an invisible barrier looks like."

Time Bandits ~ UK 1981
Directed By: Terry Gilliam


Der kleine Kevin (Craig Warnock) gerät eines Abends von seinem Bett aus in die Gesellschaft von sechs Zwergen (David Rappaport, Kenny Baker, Malcolm Dixon, Mike Edmonds, Jack Purvis, Tiny Ross), die von ihrem Arbeitgeber, dem "Obersten Wesen" (Ralph Richardson), eine Karte gestohlen haben, welche Unregelmäßigkeiten in der Schöpfung dokumentiert. Diese Unregelmäßigkeiten gestalten sich als Löcher im Zeitgefüge. Die Zwerge wollen ebendiese Löcher nutzen, um reiche Beute zu machen, stellen sich dabei jedoch ziemlich unbeholfen an. Stets verfolgt von ihrem Boss und dem "Absolut Bösen" (David Warner), landen die sieben Freunde nacheinander bei Napoleon (Ian Holm), Robin Hood (John Cleese), Agamemnon (Sean Connery) (der sich sogar als Adoptivvater für Kevin anbietet), auf der Titanic kurz vor ihrem Untergang und schließlich in der Parallelwelt der Legenden, wo das Absolut Böse sich ihrer zu entledigen plant.

Everything is dream beim Filmauteur Terry Gilliam, der mit "Time Bandits" endgültig seine weitere Identität als Regisseur definierte. Das relativ kostengünstig hergestellte, seine endgültige Veröffentlichung wie viele andere britische Produktionen dieser Zeit primär dem großen George Harrison (respektive dessen Unternehmen 'Handmade Films') verdankende Zeitreiseabenteuer exponierte Gilliam für alle, die es bis dahin noch nicht verstanden hatten, als Geschichtenerzähler, der die Grenzen der Konvention missachtete und alle störenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten kurzerhand aushebelte, um seine bisweilen höllischen Visionen in eine halbwegs massenkompatible Form zu bringen. Gilliam ist ein im besten Sinne "literarischer Filmemacher", der seiner Rezipientenschaft trotz aller von ihm erschaffenen audiovisuellen Vorgaben noch immer großzügigen Platz für die eigene Imagination lässt. Sein bereits zu Monty-Python- Zeiten unverwechselbarer, greller Stil ist mit Ausnahme der für seine Verhältnisse luziden Auftragsarbeit "The Brothers Grimm" stets unverwechselbar geblieben. "Time Bandits" mag im Nachhinein als erster Teil einer Träumer-Trilogie betrachtet werden, die mit "Brazil" (Dystopie) und "The Adventures Of Baron Munchhausen" (umgeschriebene Geschichte) in der Dritt- und Erstgeneration fortgeführt wurde.
Der aus mittleren englischen Verhältnissen stammende Kevin wächst in einem Elternhaus auf, dessen existenzielle Erfüllung im Erwerb praktischer Küchenmaschinen und im Konsum stupider Gameshows im Fernsehen besteht. Der Junge träumt sich fort aus diesem grauen Alltag, um mit seinen Zwergenfreunden bzw. ihrer Karte als Medium den historischen Helden seiner Phantasie begegnen zu können, die sich dann freilich allesamt selbst demontieren: Napoleon entpuppt sich als grenzwahnsinniger, unter seinem Kleinwuchs leidender Profilneurotiker, Robin Hood als tuckiger Pseudoheld, dessen Almosen an die Armen nach ihrer Schenkung sogleich wieder an ihn selbst abgeführt werden und Agamemnon als einsamer, zuneigungsentwöhnter Diktator, der sein kleines Seelenheil in billigen Taschenspielertricks findet.
Für den Kinderfilm, der er eigentlich sein soll, ist "Time Bandits" wohl eine Spur zu finster, vielleicht auch zu abstrakt geraten. Als Parabel über die Freiheit der Träume und über altersunabhängige Selbstbestimmung hingegen erweist er sich - sei dies als gilliam'sche Maßlosigkeit zu verstehen - als unendlich wertvoll.

9/10

Napoleon Agamemnon Mittelalter Robin Hood Satan Historie Antike Terry Gilliam Zwerg Zeitreise Kinder


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LAND OF THE LOST (Brad Silberling/USA 2009)


"Captain Kirk's nipples!"

Land Of The Lost (Die fast vergessene Welt) ~ USA 2009
Directed By: Brad Silberling


Der von allen Seiten belächelte, selbsternannte Quantenpaläontolge Dr. Marshall (Will Ferrell) entwickelt einen Teilchenbeschleuniger, der seinen Benutzer an einen paralleldimensionalen Ort führt, an dem sich die Zeitströme treffen. Zusammen mit seiner Assistentin Holly (Anna Friel) und dem Wüstennepper Will (Danny McBride) gerät Marshall per Unfall in ebenjene Parallelwelt, in der Dinosaurier, Urmenschen und sogar Außerirdische ihr Unwesen treiben. Unterstützt von dem haarigen Priaten Chaka (Jorma Taccone) erlebt das Trio einige haarsträubende Abenteuer.

Der letztjährige Ferrell-Nonsens fällt gegenüber seinen Vorgängern etwas ab; dem auf einer alten TV-Serie basierenden "Land Of The Lost" fehlt ganz offensichtlich ein wirklich dominanter Regisseur, sowie ein Ferrell ebenbürtiger Quatschmacher wie etwa John C. Reilly. Dennoch gibt es versöhnlicherdings noch immer hinreichend zu lachen, um mehr recht als schlecht über die Runden zu kommen. Einige spezielle humoristische Feinheiten ergeben sich etwa durch Dr. Marshalls hanebüchene Einfälle, darunter der, sich mit Saurierpisse einzureiben, um den fortwährenden Attacken eines hochintelligenten Tyrannosaurus Rex zu entgehen, mit dem Marshall bald nach seiner Ankunft eine besondere Intimfeindschaft verbindet. Der ewig hungrige, überkandidelte Akademiker macht sich in einem Anfall zivilisatorischer und intellektueller Arroganz außerdem nicht nur den Urmenschen Chaka zu seinem persönlichen Diener, sondern vertraut seinem selbstgefilmten Handytagebuch im Geheimen auch gleich an, ihn bei Nahrungsknappheit unbedingt verspeisen zu wollen ("We WILL cook and eat Chaka"). Der heimliche Höhepunkt des Films präsentiert sich schließlich in einem Mezcalrausch, der auf einer von Chaka geernteten Flüssigkeit aus einer Art vorsintflutlicher Agave basiert. Das gibt dann endlich die wohlfeil genutzte Gelegenheit zu einer echt formidablen Ferrell-Szene ("Marco"..."Polo").
Doch, "Land Of The Lost" ist bei Licht betrachtet schon ziemlich lustig, zumindest für Ferrell-Fans.

6/10

Will Ferrell Brad Silberling Drogen Nonsens Dinosaurier


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DREAMCATCHER (Lawrence Kasdan/USA, AU 2003)


"I Duddits!"

Dreamcatcher ~ USA 2003
Directed By: Lawrence Kasdan


Seitdem die vier Freunde Henry (Thomas Jane), Jonesy (Damian Lewis), Beaver (Jason Lee) und Pete (Timothy Olyphant) vor zwanzig Jahren den geistig behinderten Jungen Duddits (Andrew Robb) vor einigen Schlägern gerettet haben, verfügen sie allesamt über telepathische Kräfte und eine mentale Verbindung zueinander. Ihr diesjähriger Jagdausflug wird überschattet von einem schweren Unfall Jonesys. Damit nicht genug werden sie, in den Wäldern von Maine angekommen, Zeugen einer außerirdischen Invasion. Das Militär stellt die Gegend unter Quarantäne und schlägt die Aliens zu großen Teilen zurück, eines jedoch, kryptisch "Mr. Gray" betitelt, verschmelzt sich mit Jonesy und will seine Mission unbedingt zu Ende bringen. Henry und der mittlerweile erwachsene Duddits (Donnie Wahlberg) sind die einzigen, die es aufhalten können.

Lawrence Kasdan scheint mit seiner King-Adaption nicht besonders glücklich zu sein; eine solch lange Regiepause wie seither hat er in seiner verhältnismäßig kurzen Karriere im Filmfach jedenfalls noch nie walten lassen. Allerdings äußern auch die Publikumsstimmen zu großen Teilen unmutig bis verärgert über den Film, wofür sich mir die Gründe jedoch verschließen. Ich muss gleich dazu einräumen, dass ich mir "Dreamcatcher" zum zweiten Mal angesehen habe, weil mich erst unlängst das unbestimmte Gefühl beschlich, ich hätte bei der Erstbetrachtung manches übersehen. Gesichert ist wohl, dass es sich nach (so man diesen fragwürdigen Terminus überhaupt bemühen möchte) 'allgemeinen Qualitätskriterien' um keinen ernstzunehmend guten Film, oder, pointierter gesagt, um eine verschenkte Chance handeln dürfte. Die äußeren Faktoren erschienen mir noch immer weitgehend stimmig - sieht man vielleicht von der Besetzung Morgan Freemans als durch schief aufgeklebte Theo-Waigel-Gedenkbrauen entstellter Militärhardliner ab - inhärent jedoch erweist sich der Film als zerfasernd und hilflos. Nach einem recht gelungenen Beginn, der sich spätestens mit der Einführung der Kampfeinheit in weite Strecken der Substanzlosigkeit veabschiedet, erfahren wir, dass die schleimigen E.T.s bereits seit Dekaden immer wieder versuchen, die Erde zu erobern, dank der US-Streitkräfte aber stets erfolglos und vor allem unbemerkt (!) in ihrem Tun blieben. Es schließt sich eine überaus konventionelle SciFi-Invasionsstory an, bei deren Beschau man ncht von ungefähr daran denken muss, dass Kasdan einst das Script zu "Return Of The Jedi" verfasst hat. Selbst die durch Bildverschiebungen eingeleiteten Szenenwechsel rufen eher Assoziationen zum "Star Wars"-Franchise denn zum kammerspielartigen Prolog des Films. Dieses waghalsige Amalgam geht dann auch nicht auf. Kasdan scheint irgendwann einfach den Faden verloren und nicht mehr wiedergefunden zu haben. Schade, denn es bleiben immer noch diverse unbestreitbar schätzenswerte Ansätze.

6/10

Militaer Monster Lawrence Kasdan Stephen King Aliens


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THE FIRST MAN INTO SPACE (Robert Day/UK 1959)


"I gotta be... the first man into space!"

The First Man Into Space (Rakete 510) ~ UK 1959
Directed By: Robert Day


Obwohl der Astronaut Lt. Dan Prescott (Bill Edwards) bereits bei seinem letzten Testflug ins All eine Art Weltraumkoller erlitten hat, schickt ihn die Kommandantur nochmals nach oben - sehr zum Unwillen von Dans höherrangigem Bruder Charles, der Dans Bodenteam leitet. Und tatsächlich geht etwas schief, Dan ignoriert Charles' Befehle, fliegt außerhalb der Kontaktzone weiter und weiter und gerät schließlich in eine eigenartige Wolke von Meteoritenstaub. Später findet man in New Mexico nurmehr das Wrack seiner Rakete vor - von Dan selbst fehlt jede Spur. Dafür mehren sich in der Gegend diverse grausige Morde, bei denen den Opfern das Blut ausgesaugt wurde...

Der sich bereits zum Ende der fünfziger Jahre abzeichnende Wettlauf um die erste bemannte Weltraumexpedtion erhielt rasch das - irrationale - Renommee eines der vorrangigen Machtindizien der Großmächte. Dass schließlich die Sowjets die Lorbeeren dafür einheimsen konnten, versetzte den Amerikanern ein nachhaltiges Trauma. 1959 war der westlichen Welt jedenfalls noch glasklar, dass der erste Mann im Weltraum nur ein US-Bürger sein könne. Im Film erhielt Dan Prescott dann diese Ehre - und drehte gleich durch angesichts der unendlichen Weiten vor seinen ungläubigem Blick. Die Quittung folgt dafür auf dem Fuße - Dan kehrt zurück als eine Art Weltraumvampir, überzogen mit einer Schicht außerweltlichen Schutzstaubs, die auf der Erde jedoch einen tödlichen Effekt hat. Der Ärmste ist nicht mehr Herr seiner Sinne, erstickt allmählich und sieht auch noch aus, als sei er soeben in eine Jauchegrube gefallen. Böses Schicksal für einen braven amerikanischen Helden, aber ein notwendiger Pflasterstein auf der Straße zu wissenschaftlichem Ruhm und Ehre, wie uns Dr. von Essen (Carl Jaffe), die wie so oft teutonischstämmige, geistige Autorität des Films, versichert.
Dass die Amalgamated für "The First Man Into Space" nicht zu knapp bei dem denn auch deutlich packenderen "The Quatermass Experiment" von der Konkurrenz abgeschaut hat, sei ihr verziehen.

6/10

Trash Amalgamated Robert Day Independent


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UP (Pete Docter, Bob Peterson/USA 2009)


"Adventure is out there!"

Up (Oben) ~ USA 2009
Directed By: Pete Docter/Bob Peterson


Für den 78-jährigen Witwer Carl Fredericksen läuft es nicht allzu gut: Ein Baukonzern pflastert alles um sein beschauliches Häuschen herum mit Wolkenkratzern zu und will ihn aus seinem Eigenheim vertreiben. Der letzte notwendige Vorwand ist gefunden, als Carl einem der Arbeiter eins mit der Gehhilfe verpasst. Bevor man ihn aber ins Senioreheim verfrachten kann, lässt Carl sein Haus mithilfe tausender Luftballons in Richtung Südamerika, zu den legendären Paradiesfällen. Der Pfadfinderjunge Russell reist als zunächst blinder Passagier mit. Am Reiseziel angelangt trifft Carl dann auf sein Jugendidol, den Abenteurer und Kryptozoologen Charles Muntz, der sich als gar nicht so heldenhaft erweist, wie Carl ihn sich immer vorgestellt hat.

Das schwammige Prädikat "rundum liebenswert" ist trotz seiner mangelnden Aussagekraft vielleicht das eheste, das man mit Pixar-Filmen in Verbindung zu bringen geneigt ist. Mit ihren letzten Werken stieg die Animationsschmiede zunehmend in den Arthousesektor auf, die Storys wurden gewagter und irrwitziger, ebenso die Gewandung der Filme, deren Fantasiehorizont man mit Fug und Recht zwischen 'überbordernd' und 'endlos' ansiedeln darf.
Als gerontologische Studie angelegt, fragt man sich bezüglich "Up" darüberhinaus zunächst einmal, inwiefern selbiger überhaupt noch unbefleckt als Kinderfilm durchzuwinken ist. Nach der Betrachtung des Films jedoch wird die Sache einleuchtender: Der Versuch, Kindern die Umstände, Charakteristika und Probleme des Altwerdens nahezubringen bzw. transparent zu machen, ist als Grundgedanke bereits durchaus ehrbar, die Umsetzung schließlich, wie man respektvoll anerkennen muss, wunderbar gelungen. "Up" spielt mit Symbolen und Zeichen, schlägt eine Brücke zwischen den Generationen und schafft all das mit jener Pixar eigenen, luftigen Leichtigkeit, die in diesem Falle sogar als physikalisches Phänomen zutage tritt.

8/10

Parabel Bob Peterson Kinder Disney Pete Docter Pixar


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NO ESCAPE (Martin Campbell/USA 1994)


"You really don't want to hear what the second prize is."

No Escape (Flucht aus Absolom) ~ USA 1994
Directed By: Martin Campbell


Im Jahre 2022 sind Gefängnisse zu einem eigenständigen Wirtschaftszweig geworden, daher überbieten sich die privatisierten Institutionen gegenseitig mit ihren Hochsicherheitsmaßnahmen. Der Ex-Offizier Robbins (Ray Liotta), der nach einem mörderischen Kriegseinsatz seinen Vorgesetzten erschossen hat, kommt nach einem Zwischenfall schließlich auf die offiziell nicht existente Gefängnisinsel Absolom. Dort kämpfen die 'Insider', eine Gruppe so zivilisiert wie möglich lebender Sträflinge, und die 'Outsider', brutale Kopfjäger und Kannibalen, um die Vorherrschaft. Robbins schließt sich den Insidern an, die eigentlich unmögliche Flucht von Absolom permanent im Hinterkopf.

Ganz respektable Mischung aus Sci-Fi- und Knastfilm, der seine Ursprünge unverkennbar findet im Szenario von "Escape From New York" und sich der kleinen Welle ähnlich gelagerter Genrefilme aus den frühen Neunzigern um "Fortress", "Wedlock" und "Alien³" an, denen jeweils die Idee gemeinsam ist, dass die Menschen im Rahmen einer absolutistisch orientierten, futuristischen Haftsituation eine Art evolutionäre Umkehr hin zu atavistischen Zuständen vollziehen. Das Überleben wird zur obersten Maxime, das Selbst der beste Verbündete, eine brisante Situation insbesondere in einem Rahmen bestehend aus ausschließlich kriminellen Individuen. Diese Grundsituation macht sich also auch "No Escape" zunutze und jagt seinen von vornherein als überharten Knochen präsentierten Helden durch seine persönliche kleine urweltliche Hölle. Robbins' Entkommen bekommt dabei mit zunehmender Erzählzeit mehr und mehr Gewicht, denn es gibt gleich zwei Geheimnisse, die es publik zu machen gilt.
Die Qualitäten von Campbells Arbeit als Actionfilm bleiben in eher mäßigen Bahnen; "No Escape" holt viel heraus durch seine relative Rüpelhaftigkeit. Dafür hat man selten den Eindruck, dass auch nur einer der Beteiligten das Projekt so ernst genommen hat, wie es ihm eigentlich zukäme. Immerhin sind Spaß und Amüsement gewährleistet.

6/10

Martin Campbell Gefaengnis Dystopie Zukunft





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