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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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PHANTOM LADY (Robert Siodmak/USA 1944)


"You hate him, don't you?" - "Yes. I hate him."

Phantom Lady (Zeuge gesucht) ~ USA 1944
Directed By: Robert Siodmak

Der Ingenieur Scott Henderson (Alan Curtis) flaniert nach einem Streit mit seiner Frau durch die New Yorker Nacht. In einer Bar lernt er eine nicht minder verzweifelt scheinende Frau (Fay Helm) kennen und geht kurzerhand mit ihr in eine Nachtclub-Revue. Danach trennt man sich freundschaftlich und - anonym. Wieder zu Haus wartet bereits die Polizei auf Scott - seine Frau wurde erdrosselt. Da alle Indizien gegen ihn sprechen, seine mysteriöse Bekanntschaft unauffindbar bleibt und ihn keiner der übrigen Zeugen wiedererkennen will, wird Scott nach einem Mordprozess zum Tode verurteilt. Seine ihn liebende Sekretärin Carol (Ella Raines) setzt jedoch alles daran, Scotts Alibi, die 'Phantom-Lady', wiederzufinden und setzt dabei auch auf die Hilfe von Scotts bestem Freund Jack Marlow (Franchot Tone) - nicht ahnend, dass dieser wahnsinnig ist...

Mein liebster Film von Robert Siodmak und ergo auch einer meiner liebsten films noirs. Die Gründe dafür sind eher persönlicher Natur: Ich kenne "Phantom Lady" bereits seit vielen Jahren und er hatte somit ausgiebig Zeit, sich mit Widerhaken in meinem Gedächtnis festzuklammern. Mit Ella Raines, deren überaus bewusste erotische Ausstrahlung mich jedesmal wieder voll in Beschlag nimmt, wenn ich den Film sehe, bietet Siodmak eine der bezauberndsten Darstellerinnen jener Tage auf, mit Franchot Tone einen der besten Kinopsychopathen; mit Alan Curtis einen gezielt farblos gehaltenen, schwächlichen Helden in der Todeszelle, wie geschaffen für eine faszinierende Geschlechterreduktion, der ohne den haltlosen Wagemut und den Einsatz einer ihn Liebenden termingerecht auf dem Stuhl zu brutzeln hätte; mit dem wie immer bedauenswert kleinen Elisha Cook Jr. als orgiastisch aufspielenden Drummer bei einer versoffenen Jam-Session, in der mit der Raines ohne Körperkontakt koitiert, eine weitere bombastische Performance. Dazu gibt es von Woody Bredell vorzügliche photographierte, hochkonzentrierte Impressionen des nächtlichen Molochs Manhattan, hier wäre zuvorderst die absolut monolithische Bahnhofsszene zu nennen. Ein Meisterwerk in allen Belangen, jetzt endlich auf DVD zu haben.

10/10

Robert Siodmak Cornell Woolrich New York Madness film noir


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PASSION (Brian De Palma/D, F 2012)


"I confess."

Passion ~ D/F 2012
Directed By: Brian De Palma

Als ihre Untergebene Isabelle (Noomi Rapace) eine bahnbrechende Idee für einen Handy-Werbespot hat, reagiert die Agenturleiterin Christine Stanford (Rachel McAdams) höchst biestig: Sie gibt den Einfall als ihren eigenen aus. Die zunächst schwer geschockte Isabelle jedoch, die zugleich ein Verhältnis mit Christines Lover Dirk (Paul Anderson) pflegt, dreht den Spieß um. Nun ist Christines Rache nicht mehr aufzuhalten: Sie macht Isabelle vor sämtlichen Kollegen lächerlich und diffamiert sie in aller Öffentlichkeit. Isabelle lässt sich Schlaftabletten verschreiben und scheint sehr aus der Spur zu geraten. Als Christine dann eines Nachts in ihrem Haus ermordet wird, steht Isabelle zunächst erwartungsgemäß unter dringendem Tatverdacht. Doch sie hat für die Tatzeit ein wohlfeiles Alibi...

Neben "Trance" und "Side Effects" nun also ein weiterer, doppelbödiger Thriller um hinterfotzige Weibsbilder und ihre sinistren Konspirationen. "Passion" besitzt gegenüber den beiden Erstgenannten allerdings den Vorteil, mit Brian De Palma der ungekrönte Meister solch vordergründig abgeschmackter Kriminalstorys als Mastermind und Dirigenten aufweisen zu können. "Passion" beginnt wie das campige Kinoabbild einer x-beliebigen Daily Soap; die Werbebranche, stets gern als Kulisse für Erfolgs- und Zickenkrieg genutzt, trägt auch hier die Wurzel allen Übels. Berlin, London, New York, die Glitzermetropolen reicher, selbstverständlich ausnahmslos mänlicher Managementsäcke und lüsterner Emporkömmlinginnen, stehen Pate für das gnadenlose Ausblutungsbusiness. Bei De Palma kann man jedoch wohlfeil davon ausgehen, dass er solch offensichtlich durchtriebenes Gebuhle höchst satirisch aufarbeitet. Die Bluttat folgt auf dem Fuße und Traum, Realität und Schuldkomplexe verschwimmen zu einem künstlerisch gefilmten Vexierspiel mit all den wohlfeilen Kabinettstückchen: split screen, subjektive Kameraperspektiven, schräge Aufnahmewinkel.
Dass ich die Vorlage "Crime D'Amour" nicht kannte, habe ich im Nachhinein nicht bereut. Kann sowieso nicht besser sein als ein Werk des Meisters.

8/10

Brian De Palma Berlin Werbung Mobbing femme fatale neo noir Remake


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THE SEVEN-PER-CENT SOLUTION (Herbert Ross/UK, USA 1976)


"But my readers - what will I tell them?"

The Seven-Per-Cent Solution (Kein Koks für Sherlock Holmes) ~ UK/USA 1976
Directed By: Herbert Ross

Nach einer längeren kriminalistischen Pause erkennt Dr. Watson (Robert Duvall), dass sein alter freund Sherlock Holmes (Nicol Willliamson) in zunehmend Besorgnis erregendem Maße der Kokainsucht und mit dieser einhergehend, einer obsessiven Fixierung auf den Lehrer Moriarty (Laurence Olivier) anheim gefallen ist, von dem Holmes behauptet, er sei eine Art 'kriminelles Genie', das bei sämtlichen großen Verbrechen der Zeit die Fäden im Hintergrund ziehe. Zusammen mit Holmes' Bruder Mycroft (Charles Gray) schafft Watson den verwirrten Meisterdetektiv unter einem Vorwand nach Wien, um ihn dort von dem Psychololgen Sigmund Freud (Alan Arkin) behandeln zu lassen. Nach einem harten, kalten Entzug stellt sich Holmes und Watson sogleich ein neuer Fall: Freuds Patientin Lola Deveraux (Vaness Redgrave) wird entführt und soll in den Orient verschleppt werden...

Eine interessante Alternative zu den klassischen Doyle-Geschichten um Holmes und Watson, die ausnahmsweise den Detektiv und seine fragil gewordene Persönlichkeit in den Mittelpunkt des Geschehens stellt und mit Sigmund Freud einen realen Zeitzeugen jener Tage mit Holmes 'verkuppelt'. Wie "A Study in Terror", "The Private Life Of Sherlock Holmes" und dem später noch folgenden "Murder By Decree" nutzt "The Seven-Per-Cent Solution" den ikonischen Bekanntheitsgrad des Duos Holmes/Watson, um ihn realen bzw. alternativen folkloristisch-bellestristischen Figuren und/oder Begebenheiten gegenüberzustellen, seien es Jack The Ripper oder das Loch-Ness-Monster. In diesem Falle trifft Holmes auf den just habilitierten Sigmund Freud, der auf Hypnose-Therapie schwört und ebendiese nutzt, um Holmes bei seinem Kokain-Entzug beizustehen. Nach den im Film geschilderten Ereignissen zieht sich Holmes dann ins Privatleben zurück, um mit der just geretteten Miss Deveraux eine Liebschaft zu begehen, ein reizvoller Brückenschlag zum bereits längst installierten Prosa-Tod des Detektivs, den Moriarty zusammen mit Holmes "angeblich" an einem Rheinfall in der Schweiz gefunden hatte. So wahrt "The Seven-Per-Cent Solution" (dessen Titel sich auf die von Holmes bevorzugt injizierte Kokainlösung bezieht) nicht nur formal sondern auch inhaltlich eine kompromisslose Anbindung an die Holmes-Ikonographie.

8/10

Herbert Ross Sherlock Holmes Sigmund Freud buddy movie Victorian Age Wien London Drogen Kokain Psychiatrie Nicholas Meyer


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FRAILTY (Bill Paxton/USA 2001)


"There is no God."

Frailty (Dämonisch) ~ USA 2001
Directed By: Bill Paxton

Eines Abends schneit ein Mann (Matthew McConaughey), der sich als Fenton Meiks ausgibt, in das Büro des FBI-Agenten Wesley Doyle (Powers Boothe) und eröffnet diesem, er könne ihn zum gesuchten "Hand-Gottes-Killer" führen, einem Serienmörder, der seine Taten offenbar in spirituellem Auftrag vollzieht. Während eines langen Gesprächs berichtet Fenton von seiner Kindheit, in der er (Matt O'Leary) und sein jüngerer Bruder Adam (Jeremy Sumpter) unter ihrem fanatischen Vater (Bill Paxton) aufwachsen mussten, der sich eines Tages als "von Gott erleuchtet" wähnt und behauptet, der Herr habe ihn beauftragt, eine ganze Liste von Dämonen in menschlicher Gestalt zu vernichten. Fenton wird unweigerlich Zeuge, wie sein Vater sich zum Serienkiller entwickelt und sieht den einzigen verbleibenden Ausweg, ihn aufzuhalten, darin, ihn zu töten. All das ist viele Jahre her - wer also hat dann die jüngsten Taten begangen?

Sauber inszeniert, mitreißend erzählt und für das Regiedebüt eines Schauspielers ganz bestimmt beachtlich, entwickelt "Frailty" sogar hinreichend Zugstärke, um inmitten ausgetretener Genrepfade als etwas nicht ganz Alltägliches bestehen zu können. Sein auf sich selbst ausgeübter Zugzwang führt jedoch dazu, dass der Film sich irgendwann zu seinem selbst gesäten Mummenschanz von dem auserwählten Gotteskiller bekennt. Die irren Landeier, die in himmlischer Mission die Axt schwingen und eigenmächtig Leute von der Platte putzen, die Spinner, die ihre Kinder im Keller einsperren, auf dass sie geläutert werden mögen, diese verrückten Erzwahnsinnigen werden doch allen Ernstes legitimiert! Ihre gottgegebene Fähigkeit, das Böse im Menschen durch Handauflegen zu identifizeren, ist gar keine Erfindung und (fast) alle Ermordeten sind lediglich ihrer göttlich gerechten Strafe zugeführt worden. Dieser Punkt hat mich an "Frailty" schon immer gestört, hätte das Script doch zumindest den Mut besessen, ihn im Vagen zu lassen und die Herren Killer Vater und Sohn nicht auf Glaubensebene zu rehabilitieren. Hier verliert "Frailty" völlig unnötig viel von seiner vorherigen Stärke, indem er sich einer geisteskranken Moralität öffnet. Damit kann man zwar leben, zumal der "liebe" Gott sich, wie schon in DeMilles "The Ten Commandments" selbst einmal mehr als "böser" Gott veräußert, aber manchmal ist ein gewisse erläuternde Zurückhaltung ja auch von einigem Wert für das Gesamtwerk.

7/10

Bill Paxton Südstaaten Fanatismus Serienmord Vater & Sohn Familie


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THE CHANGELING (Peter Medak/CA 1980)


"That house is not fit to live in. It doesn't want people."

The Changeling (Das Grauen) ~ CA 1980
Directed By: Peter Medak

Nach den Unfalltoden von Frau (Jean Marsh) und Tochter (Michelle Martin) wagt der depressive Komponist und Musiklehrer John Russell (George C. Scott) einen Neuanfang an der Westküste. Vor den Toren von Seattle mietet er ein feudales Anwesen, in dem einst die Familie des wohlhabenden Senators Carmichael (Melvyn Douglas) lebte. Bald schon stellt John fest, dass in dem Haus einiges nicht mit rechten Dingen zugeht; regelmäßiges nächtliches Hämmern weckt ihn aus dem Schlaf, in einer verrammelten Dachkammer finden sich Hinweise auf ein früheres Kinderzimmer. Eine Séance bringt schließlich etwas mehr Licht in die Sache: Der Geist eines kleinen Jungen namens Joseph geht hier um und findet aus bestimmten Gründen keine Ruhe. Jene Ursachen aufzudecken, dafür hat Joseph John auserkoren...

Ein vergleichsweise leiser, bald kammerspielartiger "Haunted House"-Film, der sich allzu früh um seine eigene Wirkung bringt, indem er einen Schwenk vom Auftreten der übernatürlichen Geschehnisse hin zur investigativen Arbeit John Russells vollzieht. Tatsächlich geht es ab etwa der Hälfte des Films eigentlich gar nicht mehr darum, dass es im Carmichael-Anwesen spukt, sondern nurmehr darum, warum es dort spukt und wie man den entrückten Ereignissen Abhilfe leisten kann. Es stellt sich heraus, dass der altehrwürdige Senator nur ein Schattenmann ist, der einst im Kindesalter die Rolle des von seinem Vater ermordeten, weil behinderten, echten Joseph Carmichael angenommen und über die Jahrzehnte hineg ein falsches, verlogenes Leben mit einem fremden Vermögen geführt hat. Diese ungerechte Scharte will Joseph, der Geist, endlich ausgewetzt sehen.
Für meinen Geschmack lässt sich Medak allzuviel Zeit mit der Klärung jenes Falls, was dafür sorgt, dass "The Changeling" sich in der zweiten Hälfte hin zum parapsychologisch konnotierten Detektivkrimi wendet und einen Großteil seiner zuvor so eifrig evozierten, unheimlichen Atmosphäre einbüßt. Darstellerisch und formstilistisch präsentiert der Film sich allerdings als durchweg erlesen.

6/10

Peter Medak Seattle Haus Spuk Geister


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THE PLACE BEYOND THE PINES (Derek Cianfrance/USA 2012)


"Not since Hall and Oates has there been such a team."

The Place Beyond The Pines ~ USA 2012
Directed By: Derek Cianfrance

Der lose vor sich hin lebende, umhervagabundierende Kirmesschausteller Luke Glanton (Ryan Gosling), bekannt für seine waghalsigen Motorradstunts, wird Vater ohne es zunächst zu wissen. Als er zufällig von der Geburt seines Söhnchens Jason (Anthony Pizza) erfährt, drängt er sich der eigentlich funktionalen Patchworkfamilie um Jasons Mutter Romina (Eva Mendes) und deren Lebensgefährten Kofi (Mahershala Ali) auf. Er will für Jason ein guter, treusorgender Vater werden. Lukes Weg dies zu erreichen besteht jedoch darin, Banken mit seinem Kumpel Robin (Ben Mendelsohn) auszurauben. Dabei wird er eines Tages von dem Streifencop Avery Cross (Bradley Cooper) gestellt und von ihm aufgrund seiner Nervosität erschossen. Gegenüber Romina und ihrem Baby hat Avery zwar ein schlechtes Gewissen, andererseits jedoch alle Hände voll damit zu tun, seine korrupten Kollegen anzuprangern.
Fünfzehn Jahre später begegnen sich Lukes und Averys Söhne Jason (Dane DeHaan) und AJ (Emory Cohen) in der High School und entwickeln eine oberflächliche Freundschaft. Jason ist nie darüber hinweggekommen, seinen richtigen Vater nicht kennengelernt zu haben, derweil AJ gegen seinen mittlerweile als Bezirksanwalt hochangesehenen Vater aufbegehrt. Als Jason erfährt, wer der unbescholtene Avery Cross wirklich ist, entschließt er sich zur Rache.

Ein zwei Generationen umfassendes, komplex aufgebautes Beziehungsstück zweier sich schicksalsbedingt immer wieder tangierender Vater-/Sohn-Paare. Narrativ wagt Cianfrance dabei den Kniff, die Erzählperspektive gleich zweimal komplett zu verlagern und den Film so in drei sich klar voneinander abgrenzende Akte aufzuteilen: Zunächst berichtet "The Place Beyond The Pines" von dem unsteten Luke, einem bildungsfernen, aber durchsetzungsbewussten Proleten, der seine Ziele, so er denn ersteinmal welche hat, mit eherner Sturheit verfolgt. Als ihm die ihm zuteil werdende Ablehnung seiner Kindesmutter bewusst wird - die natürlich auf seine bisherige Anpassungsverweigerung zurückgeht - empfindet er sein Weiterleben als überflüssig und wählt eine Art 'passiven Freitod' durch den noch recht naiven, unerfahrenen Polizisten Avery. Lukes Erschießung bedingt einen beispiellosen Karriereaufstieg, der über die tödliche Ergreifung jenes gesuchten Motorrad-Bankräubers über die Aufdeckung einer sich im Filz suhlenden, durch und durch korrupten Polizeiabteilung geradewegs hinein in das Büro des Staatsanwalts führt. Doch Averys Karrierebesessenheit rächt sich - sein eigener, vernachlässigter Sohn AJ (widerlich: Cohen) liebäugelt mit diversen Betäubungsmitteln und lernt, ganz zu Averys persönlichem Unwillen, Lukes Sohn Jason kennen. Die sich daraus entspinnende, eher oberflächliche Freundschaft führt über Umwege fast zu einer erzwungenen, späten Sühne Averys, dessen schlussendlich jedoch aufrichtig geäußertes Bedauern für allseitigen Frieden sorgt. Jason kann in die Fußstapfen seines Vaters treten.
Wirklich gepackt hat mich dieses unterhaltsame Hyperdrama nicht, dafür sorgen unumstößlich bereits die geradezu feinsensorisch nach ihrem hohen Unsympathielevel gecasteten Darsteller. Gosling trifft sicherlich eine stets gute Rollenauswahl und mag mit seinem kultivierten Stoizismus ein ordentlicher Schauspieler sein, persönlich sehe ich in ihm mit jedem weiteren Film mehr und mehr einen möchtegerncoolen Schönling mit Schlafzimmerblick und Babygesicht. Bradley Cooper sehe ich lieber als Komödianten, der verkaterte Spinner wie den aus "The Hangover" spielt, DeHaan scheint mir ein legitimer DiCaprio-Nachfolger, neben der analogen Physiognomie passt auch zu ihm besser der Fiesling als der Romantiker und zu Emory Cohen (Brusttoupetträger oder Frühreifer?) habe ich mich ja oben schon geäußert. Weit und breit also niemand zum Gernhaben, dem Film, der irgendwo im Niemandsland zwischen respektabel und sülzköpfig umherirrt, ganz ähnlich.

6/10

Derek Cianfrance Heist Vater & Sohn Familie New York Drogen Rache


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DARK PLACES (Don Sharp/UK 1973)


"Everything alright, Edward?"

Dark Places (Das Grab der lebenden Puppen) ~ UK 1973
Directed By: Don Sharp

Edward Foster (Robert Hardy) erbt Anwesen und Vermögen des just verstorbenen Geriatrie-Insassen Andrew Marr (Carleton Hobbs). Es gibt jedoch zwei Haken: Marrs stattliches Haus ist völlig verwittert und verwahrlost und das Geld an einem unbekannten Ort versteckt. Zudem beschleicht Andrew das Gefühl, dass die dereinst verschwundenen Kinder (Jennifer Thanisch, Michael McVey) im Hause umgehen. Andrews neue Nachbarn Mandeville (Christopher Lee) und Prescott (Herbert Lom) wissen ebenfalls um Marrs monetäre Hinterlassenschaft und versuchen, über Andrew an diese zu gelangen. Jener benimmt sich indes immer seltsamer: Ein im Hause hängendes Porträt des jungen Marr weist hohe Ähnlichkeit mit Andrew auf und seltsame Flashbacks führen ihn immer wieder in die Vergangenheit seines Gönners, bis sich gegenwärtige und einstige Realität für Andrew endgültig vermischen.

Was in einem der zeitgleich und mit teils identischem Personal entstandenen Amicus-Omnibusse zu einer zwanzigminütigen Episode gereicht hätte, baut Don Sharp in "Dark Places" zum Plot eines kompletten Filmes aus. Entsprechend viel Leerlauf bringt sein Werk mit sich, wobei die herbstliche, urenglische Landtristesse seiner blassen Bilder immer wieder von hervorragend gestalteten Szenen durchbrochen wird: Virulentes Kinderlachen im Haus, unvermutete Sprünge zwischen Damals und Jetzt und das gegenüber dem langen Vorlauf deutlich an Fahrt gewinnende Finale zeigen immer wieder das "Dark Places" innewohnende Potenzial auf. Auf der anderen Seite werden mit Lee und Lom zwei fabulöse, um diese Zeit aber wohl doch allzu vielbeschäftigte Darsteller mehr oder weniger ideenlos verheizt. Veritable Atmosphäre ins undurchsichtige Spiel bringen stattdessen vielmehr die (allerdings durchweg separaten) Auftritte des weiblichen Trios Joan Collins, Jane Birkin und Jean Marsh, die die ihrer männlichen Kollegen durchweg erschreckend locker in die Tasche stecken.

6/10

Don Sharp Haus Madness Erbe


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TRUE BELIEVER (Joseph Ruben/USA 1989)


"Everybody else was wrong, the one fucking lunatic was right."

True Believer (Das dreckige Spiel) ~ USA 1989
Directed By: Joseph Ruben

Der frisch graduierte Advokat Roger Baron (Robert Downey jr.) staunt nicht schlecht, als er sein großes Studienvorbild Eddie Dodd (James Woods), dereinst liberaler Vorreiter im Kampf gegen staatliche Bevormundung, in persona aufsucht, um sich ihm als Sozius anzudienen: Dodd ist nunmehr ein in Greenwich Village hausender, permanent kiffender Nihilist, der vornehmlich für in Drogendelikte verwickelte Mandanten für ein Mini-Entgelt arbeitet. Da kommt der neueste Fall gerade recht: Der koreanischstämmige Shu-Kai Kim (Yuji Okumoto) sitzt wegen Mordes bereits seit sieben Jahren im Gefängnis - angeblich unschuldig. Nun steht Kim neuerlich unter Anklage, weil er einen Mithäftling getötet haben soll. Für Dodd und Baron hinreichend Grund, den einstigen Mordprozess neu aufzurollen und den damaligen Ankläger (Kurtwood Smith) genauer unter die Lupe zu nehmen...

Netter Gerichtsthriller, entstanden in studioflankierter Nachfolge zu Rubens heimlichem kleinen Meisterwerk "The Stepfather". Eine dankbare Heldenrolle für James Woods findet sich darin, die er, garniert mit ungewohnter Pferdeschwanzfrisur, passend formidabel ausfüllt. Ansonsten hätte das Sujet mit all seinen kreuzverweisenden Spitzfindigkeiten sich ebensogut bei Sidney Lumet anfinden können; der Schauplatz New York, ein desillusionierter Ankläger, der von den Stadtgewaltigen wegen seiner unverbesserlichen Unkonventionalität einerseits belächelt, insgeheim jedoch gefürchtet wird, ein korrupter Staatsanwalt als Gegner in einem bereits in der Erstverhandlung merkwürdig löchrig durchgeführten Prozess. Allerdings kommt hier am Ende alles ins Lot, der Anwalt findet einen brauchbaren Kollegen mit nunmehr erweiterter Weltperspektive und vor allem ein großes Stück Rehabilitation, das unschuldige Justizopfer ist gerettet, der vielgepriesene Politschausteller entthront. Und der Zuschauer um eineinhalb versöhnliche Unterhaltungsstunden ohne erwähnenswerte Magenverdrehungen reicher.

7/10

Courtroom New York Chinatown Joseph Ruben Verschwörung


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THE CASTLE OF FU MANCHU (Jess Franco/UK, BRD, I, E, LI 1969)


Zitat entfällt.

The Castle Of Fu Manchu (Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu) ~ UK/BRD/I/E/LI 1969
Directed By: Jess Franco

Nachdem er sich den Palast eines anatolischen Opiumbarons unter den Nagel gerissen hat, plant Fu Manchu (Christopher Lee), mithilfe der geheimnisvollen Kristalle des Wissenschaftlers Professor Henderson (Gustavo Re), die den Aggregatzustand von Wasser ändern können, neuerlich die Unterjochung der Welt. Zusammen mit dem Herzspezialisten Kellner (Günther Stoll) und seiner Assistentin Marie (Maria Perschy) können Nayland Smith (Richard Greene) und Dr. Petrie (Howard Marion-Crawford) des Doktors sinistren Plan zunichte machen.

Opiumpfeifen, der Bosporus und Jess Franco in person als lethargischer, Kette rauchender, türkischer Polizeichef: Wenngleich die imdb-Wertung eine andere Sprache spricht, findet das "Fu Manchu"-Franchise mit seinem letzten Beitrag nochmal einen kleinen, finalen Höhepunkt. Zwar fällt die billige Exposition des Films durch schamlose Verwurstung auf (das Finale von "The Brides Of Fu Manchu" wird einfach gegen die Sinkszenen aus "A Night To Remember" geschnitten), spätere in Istanbul gefilmte Szenen kunden jedoch davon, dass Señor Manera sich vor Ort keineswegs unwohl gefühlt haben dürfte. Die an Bava gemahnende, violett-grüne Beleuchtung in Fu Manchus "Folterkammer" (wobei es eine solche überhaupt nicht gibt) baut noch weitere Assoziationen zum velvet underground auf; allerdings hat man ihm wohl die nackten Miezen aus "Blood" wieder verboten. Schade, aber nichtsdestotrotz bildet "The Castle Of Fu Manchu" einen wie erwähnt würdigen Abschluss.

6/10

Jess Franco Fu Manchu Sax Rohmer Harry Alan Towers Türkei Istanbul Sleaze


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THE BLOOD OF FU MANCHU (Jess Franco/UK, BRD, E, USA 1968)


Zitat entfällt.

The Blood Of Fu Manchu (Der Todeskuss des Fu Man Chu) ~ UK/BRD/E/USA 1968
Directed By: Jess Franco

Fu Manchu (Christopher Lee) hat sich diesmal in einem halbverfallenen Inka-Palast, der 'verlorenen Stadt', im lateinamerikanischen Dschungel abgesetzt, wo er junge Mädchen mit dem für sie selbst ungefährlichen Gift einer Schlange infiziert. Jeder von ihnen verabreichte Kuss wirkt mittelfristig tödlich auf die männlichen Opfer, wobei jene erst erblinden, um dann beim nächsten Vollmond das Zeitliche zu segnen. Weltweit sollen nun Fu Manchus Feinde mit dem 'Todeskuss' behandelt werden. Auch der arme Nayland Smith (Richard Greene) wird zum Opfer. Seinem Partner Dr. Petrie (Howard Marion-Crawford) bleibt nicht viel Zeit, um ein Heilmittel zu finden. Vor Ort hadert Fu Manchu derweil mit weiteren Gegnern und Semi-Verbündeten: Smiths Sonderagent Jansen (Götz George) ist dem Bösewicht auf der Spur und der dicke Desperado Sancho Lopez (Ricardo Palazios) kann sich nicht recht für eine Seite entscheiden...

Mit Franco kommt der Sleaze zu Fu Manchu - oder Fu Manchu zum Sleaze, je nach Belieben. Urplötzlich hüpfen diverse nackte Schönheiten durch des chinesischen Gangsters Kellergewölbe oder balzen mit beleibten Revolverhelden. Götz George, von Francos exzentrischen Manierismen sichtlich genervt, macht wie immer alle Stunts selbst und dabei dennoch eine nicht ganz so propere Figur wie in den Karl-May-Filmen. Er fühlte sich offenbar tatsächlich spürbar unwohl. Umso strahlender Ricardo Palazios als mexianischer (oder guatemaltekischer, das weiß wohl niemand so recht) Pistolero, der seinen Wanst schwungvoll durchs brasilianische Grünareal bewegt und "The Blood Of Fu Manchu" eine gute Portion Launigkeit verleiht. Ansonsten kann man der Reihe attestieren, bei aller francoüblichen Albernheit nochmal die Kurve bekommen zu haben, denn sein erster Beitrag macht wirklich gehörig Spaß und wirft einiges an des Regisseurs individuellem Flair mit in die Waagschale: Ein bisschen verrückt, das Ganze, aber für Franco- und Europloitation-Komplettisten unbedingt sehenswert.

6/10

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Filmtagebuch von...

Funxton

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