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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE VENGEANCE OF FU MANCHU (Jeremy Summers/UK, BRD, IE, HK 1967)


Zitat entfällt.

The Vengeance Of Fu Manchu (Die Rache des Dr. Fu Man Chu) ~ UK/BRD/IE/HK 1967
Directed By: Jeremy Summers

Fu Manchu (Christopher Lee) und Lin Tang (Tsai Chin) haben sich tief in die chinesische Bergwelt zurückgezogen und sämtliche öffentlichen Verkehrswege zu ihrer Festung gesprengt. Von hier aus plant der Supergangster, mithilfe des amerikanischen crime king Ronny Moss (Horst Frank) ein global umspannendes Netzwerk des Verbrechens zu organisieren und sämtliche Gegner in aller Welt durch die Taten willenloser Doppelgänger in Misskredit zu bringen. Darunter auch Nayland Smith (Douglas Wilmer), der soeben dabei ist, an der Gründung von Interpol teilzunehmen. Bei dem darauffolgenden Irland-Urlaub wird Smith unbemerkt durch sein Double ersetzt, das sich fortan völlig apathisch gibt, bis es Smiths armes Hausmädchen (Mona Chong) stranguliert. Alle Welt hält natürlich Smith für den Mörder, der sich längst in Fu Manchus Gewahrsam befindet. Ebenso wie der Chirurg Lieberson (Wolfgang Kieling), der gezwungenermaßen die Gesichtstransplantationen übernimmt, dessen Tochter (Suzanne Roquette) und die Nachtclubsängerin Ingrid (Maria Rohm), Moss' Exfreundin.

Paradoxerweise ist "The Vengerance Of Fu Manchu" der am saubersten inszenierte und zugleich unaufregendste Beitrag der Reihe, da mit Jeremy Summers offenbar ein überaus routinierter Regisseur gefunden ward, der sich um die inhärent campige Attitüde des Serials nicht weiter scherte, sondern bloß seinen Job möglichst sauber und pointiert über die Bühne bringen wollte. Dies, so muss man ihm neidlos zugestehen, gelang Summers auch um einiges erfolgreicher als Don Sharp bei seinem Erstesequel, das im Direktvergleich um einiges billiger und schludriger erscheint. "Vengeance" ist somit ein wirklich hübscher, äratypischer Eurokrimi mit gewohnter Bond-Spoof-Atmosphäre, dem es auf der anderen Seite ein wenig an jener Grellheit fehlt, die Streifen dieser Art zu einem spezifischen Zeitzeugnis machen. Was den Film allerdings wirklich aufwertet, ist der Auftritt des wie immer phantastischen Horst Frank, dessen Präsenz sowieso jedes noch so schwache Produkt adelt. Lee indes wird sich mit Spitzbart und Augenprothesen mittlerweile zunehmend blöd vorgekommen sein. Ein Megaterrorist, dessen Welteroberungspläne regelmäßig in die Binsen gehen, ist so 'mega' vielleicht dann doch nicht...

6/10

Fu Manchu Sax Rohmer Harry Alan Towers period piece China Shanghai


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THE BRIDES OF FU MANCHU (Don Sharp/UK, BRD 1966)


Zitat entfällt.

The Brides Of Fu Manchu (Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu) ~ UK/BRD 1966
Directed By: Don Sharp

Fu Manchu (Christopher Lee) und Tochter Lin Tang (Tsai Chin) haben die Zerstörung des tibetanischen Bergklosters überlebt und im libanesischen Tempel von Karna ein neues Versteck gefunden. Von hier aus plant der Massenmörder seinen neuen Coup: Die Umformung gewaltiger Sprengkraft in Radiowellen und damit die Möglichkeit, an jedem beliebigen Punkt der Erde gewaltige Explosionen erzeugen zu können. Diverse Wissenschaftler, deren Töchter der Lump entführt und sich zu Willen gemacht hat, stehen unter Fu Manchus erpresserischem Einfluss. Doch wie immer ist ihm sein alter Feind Nayland Smith (Douglas Wilmer) bereits auf der Spur. Behilflich sind ihm diesmal mehrere Assistenten, darunter der wackere Chemiker Franz Baumer (Heinz Drache).

Ein großes Hallo bot die zweite "Fu Manchu"-Adaption von Towers und der Constantin zumindest auf der Leinwand: "Wallace"-Standard Heinz Drache gab es zu bewundern, "Winnetou"-Fans freuten sich über Marie Versini und Harald Leipnitz und selbst Clouseaus Hausdiener Burt "Kato" Kwouk findet sich drunten in Fu Manchus Geheimquartier. Über die vor Blödheit strotzende Geschichte macht man sich am besten ebensowenig Gedanken wie über die alberne Dreitonfolge, die jedesmal erklingt, wenn Fu Manchu eine neue Bedrohung ausstößt oder über die Tatsache, warum in einem Tempel im Libanon ägyptische Götterstatuen herumstehen. Schön dämlich auch der Subplot um die dreizehn hübschen, wundersamerweise allesamt gleichaltrigen und stets im Unterrock umherspalkenden Wissenschaftler-Töchter, mit denen unser Fiesling seine unfreiwilligen Helfershelfer erpresst: Gut allerdings für den geneigten männlichen Zuschauer, dass keine der hohen Kapazitäten einen hässlichen Filius um die fünf zu haben scheint. In der deutschen Synchronfassung ersparte man dem Publikum (einen Film lang) die Verwirrung, sich an einen "neuen" Nayland Smith gewöhnen zu müssen: Bei uns heißt Douglas Wilmer 'Dennis Spencer'. Dass dieser rein zufällig ebenfalls mit dem freundlichen Dr. Petrie (Howard Marion-Crawford) als Kollegen aufwartet und ein asiatisches Hausmädchen (Francesca Tu) beschäftigt, scheint niemanden ernstlich gewundert zu haben.

5/10

Dr. Fu Manchu Don Sharp Harry Alan Towers Sax Rohmer period piece Libanon London Fremdenlegion


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THE FACE OF FU MANCHU (Don Sharp/UK, BRD 1965)


Zitat entfällt.

The Face Of Fu Manchu (Ich, Dr. Fu Man Chu) ~ UK/BRD 1965
Directed By: Don Sharp

Da anstelle des wirklichen Superterroristen Dr. Fu Manchu (Christopher Lee) lediglich ein Dopuble hingerichtet wurde, muss sich die Welt gegen neue Untaten des Asiaten wappnen. In alten Munitionsgängen unter der Themse hat er sein neues Hauptquartier errichtet und plant von dort aus die Unterjochung des Globus mithilfe eines aus tibetanischem Mohn gewonnen Gifts. Doch Fu Manchus alter Gegner Nayland Smith (Nigel Green) von Scotland Yard ist dem Meisterverbrecher bereits auf der Spur.

Ein weiteres deutsch-internationales Standbein des Sechziger-Kriminalfilms neben den Wallace-Verfilmungen , "Dr. Mabuse", "Jerry Cotton" und "Kommissar X" wurde die von der Constantin mitproduzierte und verliehene "Fu Manchu"-Reihe, die zwischen 1965 und 1969 entstand und insgesamt fünf Teile umfasst. Wie bei den beiden ganz ähnlich gelagerten "Sumuru"-Filmen handelt es sich um eine in dder Hauptsache von Harry Alan Towers beschirmte Sax-Rohmer-Adaption, die von einer diffusen "Asiophobie" seitens des Autors zeugt: Dr. Fu Manchu eint all die Westängste vor der mysteriösen Fernost-Kultur, die, gegen die westliche Welt gewandt, von allerhöchster Bedrohlichkeit sein muss! Fu Manchu, das weiß man als Kinofreund bereits seit dem schönen Karloff-Klassiker, ist ein kriminelles Genie und zudem ein sadistischer Meister der Folter, dem sein paraphiles Töchterlein (hier: Tsai Chin) in nichts nachsteht. Doch jede klassische Seriengestalt, ob Held oder Schurke, benötigt seinen ewigen Widerpart. Wie Holmes seinen Moriarty und Dracula seinen Van Helsing ist dies im Falle Fu Manchus der erzbritische Nayland Smith, der mit Nigel Green in der leider einzigen Verkörperung der Figur zugleich auch seine denkwürdigste erhielt. Für uns Krauts fuhr man in gewohnten Rollen noch Blacky Fuchsberger als wackerer Semiheld und die gute Karin Dor als Kidnapping-Opfer auf, womit sich "The Face Of Fu Manchu" endgültig quasi-teutonisierte.

6/10

London Tibet Themse Harry Alan Towers Sax Rohmer Dr. Fu Manchu Don Sharp period piece


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ZOMBIE NIGHTMARE (Jack Bravman/CA 1987)


"What are you looking at? Eat your ice cream!"

Zombie Nightmare ~ CA 1987
Directed By: Jack Bravman

Nachdem der brave, aber bärenstarke Baseball-Fan und Muttersohn Tony Washington (Jon Mikl Thor) von dem durchgedrehten Jim (Shawn Levy) und seinen Freunden über den Haufen gefahren wurde, sieht seine Mama nurmehr einen Ausweg: Mithilfe der Voodoo-Priesterin Molly (Manuska Rigaud), die Tonys Vater (John Fasano) dereinst unter Einsatz seines Lebens vor einer Vergewaltigung bewahrt hat, wird Tony zu neuem Leben erweckt und nimmt grausame Rache an seinen Mördern, was dem ermittelnden Captain Churchman (Adam West) aus persönlichen Gründen alles andere als in den Kram passt...

"Zombie Nightmare" befindet sich in der imbd-Bottom-100 auf dem stolzen 44. Platz. Ob er dort wirklich hingehört, halte ich für streitbar, denn als unfreiwilliges Trash-Klamöttchen, dessen imbeziles Script, Laiendarstellungen und dilettantische Produktion jeden zum Direktvergleich herangezogenen Misthaufen wie gesponnenes Gold erscheinen lässt, ist er ein kleines Schätzlein, das man nicht alle Tage auszubuddeln in den Genuss kommt. Konzipiert offenbar als eine Art Horrorfilm für "Heavy-Metal-Fans", der im Titelvorspann großkotzig mit (den ohnehin just laufenden) Motörhead, Girlschool, Fist und natürlich Thor prahlt, muss sich jeder, dem ein solch' Ding zugedacht ist, eigentlich schamerfüllt nach Südamerika absetzen. Dem Publikum von "Zombie Nightmare" gestand man jedenfalls keine allzu umfassende Intellektsspanne zu - oder man wollte es wahlweise zu inflationärem Gelächter anspornen, was wiederum ganz schön abgefeimt, aber völlig okay wäre. Jedenfalls habe ich mich so köstlich schon lang nicht mehr amüsiert, wobei auch die mit einiger Münchener Prominenz aufwartende, deutsche Synchronfassung alles andere als von schlechten Eltern ist: "Ich würde ja gern noch weiter mit euch Intelligenzbestien plaudern, aber ich muss mir mal eben 'ne Portion Titten und Arsch bestellen." Joa sog', koann's denn nocha wos Schenres geb'n?

5/10

Jack Bravman John Fasano Voodoo Rache Zombies Trash Independent


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A FISH CALLED WANDA (Charles Crichton/UK, USA 1988)


"I love robbing the English, they're so polite."

A Fish Called Wanda (Ein Fisch namens Wanda) ~ UK/USA 1988
Directed By: Charles Crichton

Ein amerikanisch-britisches Gauner-Quartett, bestehend aus dem manierierten Georges (Tom Georgeson), seinem Schützling Ken (Michael Palin), seiner Geliebten Wanda (Jamie Lee Curtis) und deren heimlichem Liebhaber Otto (Kevin Kline) überfällt einen Londoner Juwelier. Im Wissen um die Verschlagenheit seiner Kompagnons versteckt Georges die Beute in einem geheihemen Schließfach, bevor er, von Wanda und Otto verraten, in Untersuchungshaft landet. Um doch noch an die Beute zu kommen, becirct Wanda den steifen Advokaten Archie Leach (John Cleese), Georges' Verteidiger, mit dem Ziel, dass dieser seinem Mandanten das Diamantenversteck entlocke. Doch dann schlägt die Liebe zu.

Eine brillante Komödie klassischen britischen Zuschnitts, mittlerweile wohl einer der global meistgesehenen Filme überhaupt und somit bekannt (und beliebt) bei Hinz und Kunz. Mit Fug und Recht! Der altehrwürdige Charles Crichton, der damals bereits stolze 77 Lenze auf dem Buckel hatte, inszenierte mithilfe des Co-Autors John Cleese eine ganz wunderbar straighte, oftmals absurde Krimikomödie, die primär von ihren brillanten Situationsgags lebt. Alle vier von Cleese, Curtis, Kline und Palin gespielten Protagonisten, jeder auf seine Weise irgendwann ein Verräter an der persönlichen Existenzmaxime und dazu noch höchst verschlagen, erarbeiten sich einen komödiantischen Ikonenstatus - Curtis erotisch-verrucht, Cleese zwischen bedauerns- und liebenswert umherpendelnd und Kline und Palin ums Beknacktheitsgold wetteifernd. Die Szenen, in denen der stotternde Tierliebhaber Ken die einzige Zeugin (Patricia Hayes) des Bruchs zu beseitigen versucht, dabei jedoch zu seiner eigenen, größten Bestürzung immer nur einen weiteren ihrer Yorkshire-Terrier erwischt, sind jede für sich ein Brillant in der komödiantischen Kaiserkrone der Dekade. Wer erinnert sich nicht mit ankonditioniertem Schmunzeln an Klines Talent, in Fettnäpfchen zu treten und sich mittels typisch amerikanischer Dummdreistigkeit wieder daraus zu befreien oder Cleeses fabulöse Überraschung, als ihm nach einem artistischen Striptease die Nachmieterfamilie seines Liebesnests gegenübersteht? Momente für die Ewigkeit, wie eigentlich der ganze Film. Zudem ein einsamer Höhepunkt gelungener deutscher Synchronarbeit (Arne Elsholtz).

10/10

Charles Crichton London Heist culture clash Courtroom John Cleese


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SINGAPORE SLING (Nikos Nikolaidis/GR 1990)


"Now I can smoke."

Singapore Sling ~ GR 1990
Directed By: Nikos Nikolaidis

Ein Privatschnüffler verfolgt die Spur eines verschwundenen Mädchens namens Laura bis hin zu einem feudalen Haus in Seenähe, das von Mutter (Michele Valley) und Tochter (Meredyth Harold) bewohnt wird. Die beiden Frauen, die hier in der Abgelegenheit Serienmord, Paraphilie, Rollenspiele und andere Merkwürdigkeiten in vielen Facetten durchspielen, nehmen den angeschossenen und teils bewegungsunfähigen Detektiv gefangen und taufen ihn aufgrund eines Cocktailrezepts in seiner Tasche 'Singapore Sling'. Der Mann wird zum mehr oder weniger willfährigen Opfer der Perversionen der zwei Frauen, bis er schließlich selbst den Verstand zu verlieren droht.

Ein hochpoetisches Gedicht von einem Film, bedingungslos konsequent in seiner zwischen oberflächlicher und verschlammter Schönheit delirierenden Ästhetik. Man kann den Blick kaum abwenden von all dem Ungeheuerlichen, was Nikolaidis seinem - durchaus elitär anvisierten - Publikum in "Singapore Sling" auftischt. Von grenzpornographischen Bildern über die gegenseitige Besprenkelung mit diversen Körperflüssigkeiten, die Auslebung multipler Fetische bis hin zu harten Gewalteruptionen reicht die Palette seiner Visualitäten. Ein Statement, möglicherweise eine künstlerische Sublimierung tiefverwurzelter, unausgelebter Obsessionen. So schön und zeigefreudig sich die Protagonistin Meredyth Harold auch gibt, Nikolaidis zeigt den Voyeuren unter seinen Zuschauern immer wieder die rote Karte, indem er stimulierend beginnende Szenen durch matschige Hemmungslosigkeiten enterotisiert.
Dabei ist "Singapore Sling" natürlich erst in zweiter Instanz ein transgressives, herausforderndes Kunstwerk, primär bietet er ein Panoptikum von Nikolaidis' umfassender Einflussbasis: Angefangen bei Premingers "Laura", von dem "Singapore Sling" ein Semi-Remake darstellt, über Swing, Chandler, Wyler, Losey, Pasolini, Hopper und Hooper reicht die Skala der vielen Zitatwurzeln, die der auteur hierin abgrast: Eine kompromisslose Fundgrube für offenherzige Filmliebhaber.

9/10

Nikos Nikolaidis film noir neo noir Hommage Transgression Groteske Madness Nacht hardboiled


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SIDE EFFECTS (Steven Soderbergh/USA 2013)


"Everybody knows everything."

Side Effects ~ USA 2013
Directed By: Steven Soderbergh

Der vielbeschäftigte Psychiater Jonathan Banks (Jude Law) gerät an die suizidale Patientin Emily Taylor (Rooney Mara), die unter schweren Depressionen leidet. Nachdem sich mehrere Alternativpräparate als wirkungslos erwiesen haben, verschreibt ihr der an einer hochdotierten Versuchsreihe beteiligte Banks den neuen SSRI 'Ablixa', der bei Emily jedoch die Nebenwirkung des Schalfwandelns hervorbringt. Dennoch bleibt das Medikament weiterhin angesetzt, bis Emily eine Tages im somnambulen Zustand ihren Ehemann (Channing Tatum) ersticht. Doch wer ist wirklich für den Todesfall verantwortlich - Patientin oder Arzt? Banks, dessen Renommee schwer unter dem Fall zu leiden hat, forscht nach und stößt auf immer neue Spuren rund um Emilys Vergangenheit...

Nach Danny Boyles "Trance" noch ein weiterer Thriller um die Psychotherapie als Mittel für durchtriebene, mehr oder weniger kriminelle Superpläne. Vielfilmer Soderbergh geht das Ganze sehr konventionell und umweglos konsumierbar für den Endverbraucher an. Ich hatte eigentlich eine etwas tendenziösere Auseinandersetzung mit der billionenschweren Psychopharmaka-Industrie erwartet, doch letzten Endes geht es in "Side Effects" gar nicht um Serotonin fördernde Präparate und Konsorten, sondern um einen klassischen Suspense-Plot, in dem Protagonist und Zuschauer lange an der Nase herumgeführt werden, bis am Ende schließlich alles einen zufriedenstellende, taghellen Ausgang nimmt.
Geradezu klassisch aufbereitetes Genrekino, das inmitten all des gegenwärtigen, sensations- und innovationssüchtigen Filmwerks, das sich in zumeist panischer Erfolgssucht wahlweise an neue Erfolgskonzepte zu hängen versucht oder sich zwanghaft neu erfinden will, eine ihre Berechtigung findende Wohltat darstellt. Saubere Kurzweil, garantiert ohne jedwede Form von Nebenwirkungen.

7/10

Steven Soderbergh Psychiatrie Pharmaindustrie Courtroom Verschwörung New York


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YOU'RE NEVER TOO YOUNG (Norman Taurog/USA 1955)


"This is a girls' school!" - "That's why I like it here."

You're Never Too Young (Man ist niemals zu jung) ~ USA 1955
Directed By: Norman Taurog

Weil sie einem gewalttätigen Diamantendieb (Raymond Burr) in die Quere kommen, kommen Mädchenschullehrer Bob Miles (Dean Martin) und Friseurlehrling Wilbur Hoolick (Jerry Lewis) bald ziemlich in die Bredouille. Besonders für den armen Wilbur, dessen Sakko als unfreiwilliges Versteck für den geraubten Klunker herhalten muss, wird es eng. So gibt er sich kurzerhand als Vierzehnjähriger aus und avanciert - zunächst unerkannt - zum Schützling von Bobs Freundin und Kollegin Nancy (Diana Lynn). In der Mädchenschule fühlt sich Wilbur sogar sichtlich wohl, doch der Verbrecher ist ihm auf den Fersen.

Hübsch durchgreschossener Martin/-Lewis-Spaß, der die Ikonographie beider Figuren durch ihre Rollen noch weiter vorantreibt. Lewis als camouflierter, flausenköpfiger Teenager und Martin als Sportlehrer in einer Mädchenschule - das kam fst schon einem Treppenwitz gleich und war darüberhinaus brillantester Metahumor. Dabei war das Duo bereits sichtlich dabei, sich mehr und mehr zu zerstreiten. "You're Never Too Young" zeigt das so anschaulich wie kaum ein anderer Film der beiden; Martin wird des Öfteren zum Opfer von Lewis' fiesen Scherzen, wird von einem Friseurstuhl durch die Gegend geschleudert und sogar noch am Ende, als er bereits sicher vor ihm zu sein glaubt, im Zug überrascht. Ich neige durchaus zu der Überzeugung, dass Martins genervtes und Lewis' vor heimlichem Sadismus leuchtende Gesichter dabei keinesfalls reine Staffage sind. Anyway, Taurogs bester Film um die zwei Entertainer bleibt für mich "Living It Up", wenngleich auch dieser eine buchstäbliche Schau darstellt.

7/10

Norman Taurog Jerry Lewis Slapstick Schule Freundschaft Sidney Sheldon Zug Martin/Lewis


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DIE TOTENSCHMECKER (Ernst Ritter von Theumer/BRD 1979)


"Es gibt wos zu feiern, also hol wos zum saufn!"

Die Totenschmecker ~ BRD 1979
Directed By: Ernst Ritter von Theumer

Eine durchaus wohlhabende Bauernfamilie haust auf einer bayrischen Alm. Allerdings besteht das ländliche Heimat-Idyll bloß vordergründig: Der patriarchalische Gutsherr (Peter Jacob) führt ein strenges Regime und zwei seiner Söhne (William Berger, Herb Andress) wetteifern bereits um ihr Erbteil, derweil der dritte, geistig behinderte Sohn Franz (Klaus Fuchs), jedem bloß Angst einjagt. Die Jüngste, Tochter Anna (Maria Beck), ist hier ganz offensichtlich falsch aufgehoben, was deutlich wird, als sie sich in einen Zigeunerjungen (Sony Kaikoni) verliebt, der mit seiner Sippe in der Nähe campiert. Dem fahrenden Volk schlägt die ganze Verachtung der Bauersfamilie entgegen und bald kommt es zu exzessiven Gewalttaten, die jedoch gegen die Initiatoren zurückwallen.

Von Theumers Film blickt auf eine interessante Umtitelungsgeschichte zurück: Nach dem Originaltitel "Das Mädchen vom Hof", der mir durchaus respektabel scheint, wurde er unter anderem als "Der Irre vom Zombiehof" und "Die Totenschmecker" wiederaufgeführt - gelinde gesagt irreführende Benennungen. Zombies oder Ghouls gibt es nämlich keine in von Theumers (der hier übrigens unter dem urgermanischen Heimatfilmerpseudonym 'Richard Jackson' firmiert) schlichtem Almheuler, wohl aber ein paar Irre, wobei sich mittlerer Titel wohl auf Klaus Fuchs als blaubemannten, geifernden Inzestidioten kapriziert. Bei näherem Hinsehen hat man dann auch ganz schnell heraus, dass "Die Totenschmecker" eigentlich einen Western mit niederbayrischem Dialekt und vor pittoresker Bergkulisse markiert; ein wenig erinnert er zu gleichen Teilen an "The Unforgiven" oder "The Broken Lance", in denen ebenfalls die Hauptmotive 'Xenophobie' und 'Dynastiewechsel' tonangebend sind. William Berger schließlich in einer der Hauptrollen, ein Veteran des genreübergreifenden Italoploiters, bürgt für ein gewisses Maß cineastischen Klassizismus'.
Als ein Stück bundesrepublikanischen Dunkelkinos aus der Mottenkiste wiederentdeckens- und somit sehenswert.

6/10

Ernst Ritter von Theumer Bayern Zigeuner Inzest Familie


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SHARKY'S MACHINE (Burt Reynolds/USA 1981)


"You all right, partner?" - "Of course not, you asshole. I'm shot."

Sharky's Machine (Sharky und seine Profis) ~ USA 1981
Directed By: Burt Reynolds

Nachdem bei der Verfolgung eines Pushers (John Arthur) ein Busfahrer erschossen wurde, wird Atlanta-Cop Tom Sharky (Burt Reynolds) zur Sitte versetzt. Dort werden er und seine Kollegen mit der Observierung der Edelhure Dominoe (Rachel Ward) betraut. Sharky verliebt sich unbekannterweise in die Schöne, die Kontakte zu dem hohen Politiker Hotchkins (Earl Holliman) und einem obskuren Geschäftsmann namens Scorelli (Vittorio Gassman) pflegt. Als Dominoe vermeintlich erschossen wird - tatsächlich handelt es sich bei dem Opfer um ihre Mitbewohnerin Tiffany (Aarika Wells) - setzt Sharky alles an die Identifizierung der Übeltäter. Da wird er gewahr, dass die Ahnungslose doch noch am Leben ist - und somit eine wertvolle Kronzeugin gegen Scorellis Menschenhandelsorganisation.

Reynolds' dritte Arbeit als Regisseur ist zugleich seine beste, ein ebenso eigenbrötlerisches wie stilsicheres Stück Schwellenkino zwischen den Dekaden. "Sharky's Machine" verbindet hervorstechende Elemente aus beiden Welten der Siebziger und Achtziger; den angeschmuddelten Blick auf das Copdasein, wie ihn die wichtigen Gattungsbeiträge des Vorjahrzehnts pflegten und die gewalttätige Comicaction der herandämmernden Dekade. Sharky tritt mit seinen titelgebenden Partnern, die eigentlich doch bloß als Staffage für seinen ikonischen Alleingang herhalten müssen, weil er nämlich im Alleingang am effektivsten arbeitet, gegen übermächtige Gegner an; korrupte, wenngleich stützende Systempfeiler, mit deren Festsetzung durch den kleinen Vice-Squad-Cop ein Stück urbane Sozietät wegbrechen wird. Sharky wird verraten und gefoltert, kämpft gegen zwei brutale Chin-Killer (Dan Inosanto, Walter Levy) und gegen einen drogenpsychotischen Henry Silva, jener als overfiend ohnehin bekanntlich ein kommender, elementarer Mosaikstein des Achtziger-Actionkinos. Dabei nimmt sich Reynolds, der Regisseur alle Zeit der Welt für die Schilderung dder aufkeimenden Beziehung zwischen Cop und Callgirl (wobei er uns die Beschau von Rachel Wards aparter Auslage leider schuldig bleibt), reminisziert den klassischen film noir, direkt und vor allem Premingers "Laura" und scheint überhaupt stets Herr der Lage. Toller, sogar ganz toller Film.

9/10

Atlanta Georgia Burt Reynolds Prostitution Duell Menschenhandel





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

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