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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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HEAT (Michael Mann/ USA 1995)


"I don't know how to do anything else." - "Neither do I."

Heat ~ USA 1995
Directed By: Michael Mann


Lt. Vincent Hanna (Al Pacino) vom LAPD gilt als besonders verbissener Ermittler, worunter auch seine Ehe - bereits die dritte - stark zu leiden hat. Als er auf den Profiräuber Neil McCauley (Robert De Niro), Kopf einer straff organisierten Gang, aufmerksam wird, enspinnt sich zwischen den beiden sehr ähnlichen Männern ein Duell, dessen tosende Auswirkungen die Stadt bis in ihre Grundfesten erschüttern.

"Police & thieves in the streets..." falsettierte Junior Murvin in seinem berühmten, von Lee "Scratch" Perry produzierten Reggae-Dub-Klassiker von 1976 und lieferte damit eine eigentlich großartige, textliche Vorlage für Michael Manns opus magnum. Schade, dass das Stück im fertigen Film gar nicht zum Einsatz kommt, es hätte einen zentralen Platz verdient gehabt.
Dieses Remake seines eigenen, sechs Jahre älteren Fernsehfilms "L.A. Takeover" demonstriert wiederum Manns große Könnerschaft: Nicht nur, dass er sich rühmen konnte, die beiden italoamerikanischen Schauspiel-Giganten Pacino und De Niro gemeinsam auf die Leinwand gebracht zu haben, bleibt von "Heat" rückblickend vor allem seine allseitige Perfektion, das minutiöse Vermeiden von schwachen Momenten, ganz so, als sei es darum gegangen, ultimatives Kino zu erschaffen. Dabei steht der Titel des Films im Kontrast zu seinem Wesen. Das wäre nämlich besser mit "Cool" tituliert worden.
Was an "Heat" so gefällt, ist sein blindes Vertrauen in Bilder und Stimmungen; Worte, Dialoge, Verbales erscheinen fast unwichtig angesichts seiner alles überwältigenden Visualität. Auch hängt der Film noch deutlich an der Vordekade und führt vor Augen, dass Mann eigentlich ein ewiges Kind der Achtziger ist. Und was das Duell Pacino - De Niro anbelangt? Entscheidet nach meinem Dafürhalten klar zweiterer für sich. Nicht nur, dass McCauley durch seinen lauernden, schweigsamen und fast durchweg besonnenen, klar an klassischen Melville-Gestalten orientierter Charakter als klar Überlegener der Rivalen dasteht, geht mir Pacinos luzides, offensiv-bekokstes Gestikulieren und Fingergeschnippe zuweilen schon fast auf den Zeiger. Wenn, das Ende ist ja bekannt, in einer besseren Welt stets der Cop als Gewinner aus dem ewigen Spiel Gut gegen Böse hervorgehen muss, dann hätte ich mir zumindest dieses eine Mal eine schlechte herbeigewünscht. Wenn McCauley, die schöne Amy Brenneman an seiner Seite, am Ende doch noch die scharfe Kehre zugunsten seiner dummen Rache macht, rutscht mir jedesmal wieder das Herz in die Hose. Dieser... Idiot.

9/10

Los Angeles Michael Mann Remake Heist Duell


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L.A. TAKEDOWN (Michael Mann/USA 1989)


"All I am is what I'm going after."

L.A. Takedown (Showdown In L.A.) ~ USA 1989
Directed By: Michael Mann


Der beinharte Cop Vincent Hanna (Scott Plank) wird auf eine straff organisierte Gang aufmerksam, die ihre minutiös geplanten Raubzüge in ganz L.A. abwickelt. Hannas beruflicher Fanatismus macht sich wiederum in seinem Privatleben bemerkbar. Derweil plant Patrick McLaren (Alex McArthur), der Kopf der Gangster, seinen letzten Coup durchzuziehen, um sich dann zur Ruhe setzen zu können. Da lernen sich die beiden Antagonisten per Zufall kennen...

Sechs Jahre vor "Heat" (demnächst in diesem Theater) entwickelte und realisierte Michael Mann bereits die Idee um zwei Widersacher auf entgegengesetzten Gesetzesseiten, die sich tatsächlich als sympathisch und ebenbürtig wahrnehmen und deren Duell daher umso tragischer wird. Die erste Variation entstand allerdings fürs Fernsehen und erweist sich schon aufgrund der korsettierten Lauflänge und der diversen anderen medialen Einschränkungen als dem großen Remake keinesfalls ebenbürtig. Dennoch lohnt "L.A. Takedown" den Blick, zumal als schicker Genrefilm seiner Zeit und insbesondere als jeweilige Zeitzeichen illustrierender Bestandteil der Mann'schen Filmographie. Diverse der ihm wichtigen, immer wieder bemühten Topoi werden hier gestriffen: Kriminelle Ehrenkodexe, professionelle Integrität, Freundschaft, Verrat. "Heat" brachte die formale Perfektion und trifft einige umwegsamere oder auch ganz andere Handlungsentscheidungen, im Großen und Ganzen aber bildet "L.A. Takedown" fraglos das entsprechende Saatgut. Dazu gibt's außerdem eine von Billy Idol eingesungene, flotte Coverversion von "L.A. Woman" (die sich in Wahrheit allerdings etwa ebensoweit vom Original bewegt wie der Film selbst von seiner Wiedererweckung).

7/10

Heist TV-Film Michael Mann Los Angeles Duell


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NIAGARA (Henry Hathaway/USA 1953)


"Too bad they can't play it for you now, Rose."

Niagara ~ USA 1953
Directed By: Henry Hathaway

Die frisch verheirateten Polly (Jean Peters) und Ray Cutler (Max Showalter) lernen in ihren Flitterwochen bei den Niagara-Fällen das eher dysfunktionale Paar Rose (Marilyn Monroe) und George Loomis (Joseph Cotten) kennen. Während die lebenslustig scheinende Rose es liebt, die Blicke der Männer auf sich zu ziehen und bald von Polly bei einem Tête-à-tête mit einem Fremden (Richard Allan) entdeckt wird, leidet ihr sich misanthropisch gebender Mann scheinbar unter einen Nervenschwäche und einem (dabei kurioserweise vollkommen berechtigten) pathologischen Eifersuchtssyndrom. Als Rose und ihr Liebhaber versuchen, George aus dem Weg zu räumen, schlägt dieser gnadenlos zurück - und bringt dabei auch Polly in tödliche Gefahr.

Marilyn Monroe macht Männer madig! Das ist speziell in der Rückschau nichts Neues; dass sie ihre Gespielen jedoch zu mörderischer Gegenwehr veranlasst, das gab's nur selten. Zu Zeiten von "Niagara" war man bei Fox gerade erst dabei das spätere, legendäre Image der blonden Sexbombe zu kreieren und hatte die romantisch-komödiantische Seite der Darstellerin, die unlängst in einer gewaltigen Welle bunter Scope-Produktionen über die Welt hereinbrechen sollte, noch nicht ausdefiniert. "Niagara" ist dennoch ein cineastischer Sonderfall: Ein klassischer film noir in Technicolor nämlich. Und wie wichtig die Farbe ist für diesen melodramatischen Krimi, zeigt sich ohne Umschweife - man denke nur an die kirschroten Lippen der Monroe oder an die dazu analoge Szene, in der Loomis, kurz nachdem er Rose erwürgt hat, ihren glitzernden Lippenstift findet. Überhaupt, diese Mordsequenz mit den stillstehenden Glocken, die zuvor noch Roses verräterisches Liebeslied zu spielen pflegten - welch eine wunderbar morbide Ästhetik ihr zugrunde liegt... Wie "Niagara" generell ein ganz wunderbarer Film ist.

9/10

Madness Henry Hathaway film noir Ehe


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BASIC INSTINCT (Paul Verhoeven/USA 1992)


"Games are fun."

Basic Instinct ~ USA 1992
Directed By: Paul Verhoeven


Detective Nick Curran (Michael Douglas) soll den Fall eines während des Koitus mittels eines Eispickels ermordeten Rockstars (Bill Cable) untersuchen. Alles deutet auf Catherine Tramell (Sharon Stone), Kriminal-Romancieuse und Freundin des Toten, als Täterin hin. Wie sich noch zusätzlich herausstellt begleiten das Leben der eiskalten Blondine eine Kette seltsamer Analogien zwischen ihren Büchern und ihrer Biographie. Als Curran eine Affäre mit Catherine beginnt, begibt er sich auf dünnstes Eis...

Der wegen ein paar Nacktszenen damals als Semiporno gehandelte (und vornehmlich aus diesem Grunde unrechtmäßig erfolgreiche) "Basic Instinct" kann mit dem Abstand der Jahre nicht verleugnen, kaum mehr als heiße Luft zu produzieren. Besonders im Vergleich zu den beiden voreangegangenen Schätzchen "RoboCop" und "Total Recall" erweist sich dieser laue Erotikthriller, der immerhin filmhistorisch von vordergründigem Interesse ist als einer jener Filme, die als Auslöser eines ganzen Erdrutsches von Epigonen und Plagiaten dastehen, als herb enttäuschendes Durchschnittsfabrikat. Verglichen mit dem deutlich intelligenteren "De Vierde Man", der bereits Jahre zuvor eine ganz ähnliche Richtung einschlug und zum Thema Suspense deutlich mehr zu sagen wusste, verzichtet das Script des Trivialschreibers Eszterhas sogar noch auf das geringste Quentchen Irrealis - vermutlich, um sein Publikum nicht durch drohende Überforderung zu vergrätzen. Das einzige, was neben Michael Douglas' wie immer solider Leistung an diesem Versuch, an Hitchcocks Thron zu kratzen, auch rückblickend noch zur Gänze zu überzeugen vermag, ist die Musik von Jerry Goldsmith.
Als merkwürdig leeres Hochglanzprodukt der orientierungslosen Frühneunziger nach wie vor faszinierend, als Verhoeven-Film jedoch in dessen unterem Schaffenssegment.

6/10

Madness femme fatale neo noir Literatur Paul Verhoeven San Francisco Joe Eszterhas Amour fou Serienmord


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THE LADY FROM SHANGHAI (Orson Welles/USA 1947)


"It's a bright, guilty world."

The Lady From Shanghai (Die Lady von Shanghai) ~ USA 1947
Directed By: Orson Welles


Der arbeitslose Seemann Michael O'Hara (Orson Welles) lässt sich von dem verkrüppelten Staranwalt Bannister (Everett Sloane) anheuern, um dessen Yacht als Skipper auf einen Törn durch den Golf von Mexiko zu lenken. Michael hat gleich ein ungutes Gefühl bei der Sache, da Bannisters Frau Elsa (Rita Hayworth) ihm schon zuvor schöne Augen gemacht hat. Als der verdrehte Mitreisende Grisby (Glenn Anders) Michael bittet, ihn gegen stattliches Entgelt zum Schein zu ermorden, fängt für den unbedarften Iren der Schlamassel erst richtig an.

Wie die meisten von Welles' Filmen wurde auch dieser von den studio executives stark gekürzt und verändert, so dass von der urprünglichen Vision des Regisseurs kaum mehr etwas erkennbar blieb. Immerhin: die höchst poetisch eingesprochenen Off-Texte, die exaltierten Kameraperspektiven (man beachte speziell die berühmte Aquariumssequenz) und die noch betrachtbaren Fragmente des sorgfältig arrangierten Finales im Vergnügungspark, dem Herzstück des Films, das die emotionale Irrfahrt des Protagonisten verdeutlichen sollte, heben "The Lady From Shanghai" letzten Endes deutlich ab von anderen film noirs dieser Tage. Rita Hayworth als femme fatale zu besetzen war indes schon damals nichts bahnbrechend Neues mehr und es scheint im Nachhinein mehr als offenkundig, dass Welles hier nichts weniger abzubilden gedachte als die komplizierte Beziehung zu seiner nicht zu bändigenden Ehefrau. Obschon er zuweilen recht sperrig und zugangsverweigernd erscheint, darf und muss "The Lady From Shanghai" dem zentralen Werk Welles' zugeordnet werden. Meisterlich geraten ist er ja doch, so oder so.

9/10

San Francisco Mexiko New York film noir femme fatale Orson Welles


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DARK CITY (Alex Proyas/USA, AU 1998)


"Do you know the way to Shell Beach?"

Dark City ~ USA 1998
Directed By: Alex Proyas

Eines Nachts erwacht John Murdoch (Rufus Sewell) in einer Badewanne - ohne jegliche Erinnerung an seine bisherige Existenz. Es scheint, dass er ein flüchtiger Serienmörder ist und von der Polizei gesucht wird. Nach und nach macht sich John mit den näheren Umständen seiner Amnesie vertraut. Die namenlose Stadt, in der er lebt, scheint sich auf einem hermetisch abgeschlossenen Areal zu befinden; niemals wird es dort Tag und jeweils zur zwölften Stunde verändern sich ihre gesamte Physis und Infrastruktur. Damit nicht genug werden die Geschicke der Stadt offenbar von ein paar kahlköpfigen, dunkel gewandeten Herren gelenkt.

Mit "Dark City" gelang dem ohnehin stets einen deutlichen Hang zu düsterem Bombast aufweisenden Alex Proyas sein bislang größter visueller Triumph. Besonders die traditionsverpflichtete Prämisse, eine SciFi-Story mit der typischen Optik des film noir zu kreuzen, trägt dem Rechnung. Proyas ließ eine manische Sorgfalt walten bei der Ausstattung und Beleuchtung seiner Innenräume, die der Kreierung einer möglichst authentischen Atmosphäre dienlich sein sollten. Das unterschwellig-latente Gefühl, im Rahmen seines Films unter einer Art gigantischer Kuppel zu existieren, stellt sich auch ohne die entsprechende Gewissheit rasch ein und genau darin liegt Proyas' Verdienst. Die inhaltlichen Versatzstücke, die sich in weiten Teilen klassischer Genremotive bedienen, müssen als reine Transporteure von Proyas' Vision erachtet werden. Er mag vielleicht sogar ein wenig Ende gelesen haben, denn seine Fremden sind unschwer identifizierbare, nahe Verwandte der Grauen Herren, die als uniformiert erscheinende Eminenzen aus dem Hintergrund ebenfalls wenig Gutes mit den Menschen im Sinn hatten.
Ob (und wenn ja, warum) der nun von mir gesehene Director's Cut der ursprünglichen Kinofassung prinzipiell vorzuziehen ist, kann ich leider nicht zur Gänze feststellen, da die letzte Betrachtung der Normalversion nunmehr allzu lange zurückliegt. Angesichts der notierten Änderungen und Proyas' leidenschaftlichen Plädoyers für seinen nachträglich erstellten Wunschschnitt dürfte aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen sein.

8/10

neo noir Alex Proyas Weltraum Director's Cut Zukunft Aliens David S. Goyer


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EXPERIMENT IN TERROR (Blake Edwards/USA 1962)


"So you're in danger."

Experiment In Terror (Der letzte Zug) ~ USA 1962
Directed By: Blake Edwards


Ein Unbekannter bedroht die Bankangestellte Kelly Sherwood (Lee Remick) - sie solle 100.000 Dollar mitgehen lassen und ihm übergeben. Andernfalls ginge es Kelly oder ihrer jüngeren Schwester Toby (Stefanie Powers) schlecht. Kelly wendet sich vertrauensvoll ans FBI und findet in John Ripley (Glenn Ford) einen versierten Ermittler.

Dieses Experiment fällt mir deutlich zu schleppend und vor allem zu lang aus. Anstatt die Story mit ihrer cleveren Prämisse auch in ein formal strenges Korsett zu bringen und zügig abzuwickeln, ergeht sich das Script in diversen unwesentlichen Nebensträngen, die für manchen dramaturgischen Durchhänger sorgen und "Experiment In Terror" so zeitweilig das mitunter Schlimmste angedeihen lassen, was man einem Film nachsagen kann: Er langweilt. Ein wenig heraus reißen das Ganze dann wieder die prächtige Schwarzweißkamera, Henry Mancinis wie immer brillanter Score und Edwards' zuweilen konzentrierte Mise-en-scène, die etwa das Finale in einer zum Rest des Films unverhältnismäßigen technischen Brillanz erstrahlen lässt.
Dennoch: Der Mann ist und bleibt ein Komödienregisseur. Punktum.

5/10

Kidnapping Erpressung FBI Blake Edwards Heist


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RESURRECTION (Russell Mulcahy/USA 1999)


"There are fifty ways to fuck up a crime and if you can think of twenty of them, you're a genius."

Resurrection ~ USA 1999
Directed By: Russell Mulcahy


Polizei-Detective Prudhomme (Christopher Lambert) wird mit einem sich als religiöser Fanatiker entpuppenden Serienmörder konfrontiert. Offenbar plant der Täter, pünktlich zu Ostern eine Christus-Gestalt aus verschiedenen Körperteilen zusammenzusetzen, die jeweils von modernen Pendants der Apostel entnommen wurden. Als der Killer gewahr wird, wer ihm auf den Fersen ist, beginnt er, Prudhomme privat zu attackieren.

Ein aus zahlreichen, wohlbekannten Versatzsstücken bestehendes Serienkiller-Derivat mit überdeutlichen "Seven"-Anleihen, das eher durch Mulcahys Ästhetik an Interesse gewinnt denn durch seine x-mal durchgekaute Story. Der Held ist ein so intelligenter wie bereits durch biographische Facetten (er gibt sich die Schuld für den Unfalltod seines kleinen Sohnes) angreifbarer Polizist, der die Welt nunmehr als einen einzigen Sündenfall begreift, sein Partner wird von Leland Orser gespielt, nebenbei ein weiteres Verbindungsglied zu "Seven" (Orser spielte seinerzeit den Freier mit dem Dolchdildo), der in vielen Filmen der Neunziger - und so auch hier - als jammervolle Opferfigur auffindbar war. Mulcahys d.p. spielt gerne am Sucher und am Zoomdreher herum, was manchmal ziemlich manieristisch wirkt; der fortwährende Chicagoer Regen kam dem Team ganz bestimmt wie gerufen. Abseits des Gemeckeres bleibt ein wegen seiner ansprechend inszenierten Formalia dennoch überdurchschnittlicher Thriller, der mir schon aufgrund seines Hanges zum derben Naturalismus schon immer deutlich besser gefallen hat als der übliche zeitgenössische Krempel wie "Copycat", "The Bone Collector" oder die beiden Cross-Filme mit Morgan Freeman. Außerdem gibt David Cronenberg sich die Ehre in einer Nebenrolle als katholischer Priester.

6/10

Russell Mulcahy Fanatismus Serienmord Madness Chicago Profiling


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SHALLOW GRAVE (Danny Boyle/UK 1994)


"Victory is the same as defeat. It's giving in to destructive competitive urges."

Shallow Grave (Kleine Morde unter Freunden) ~ UK 1994
Directed By: Danny Boyle

Auf der Suche nach einem vierten WG-Mitglied stoßen die Edinburgher Freunde Alex (Ewan McGregor), Juliet (Kerry Miller) und David (Christopher Eccleston) auf den integer scheinenden Hugo (Keith Allen). Dieser jedoch stirbt gleich in der ersten Nacht nach seinem Einzug, anscheinend an einer Überdosis illegaler Betäubungsmittel. Der Koffer voll Banknoten, den er bei sich hat, wollen die drei Untervermieter allerdings nur ungern der Polizei übergeben und entscheiden sich daher, Hugos Leiche unkenntlich zu machen und verschwinden zu lassen. Trotzdem haben sie bald die Polizei und zwei brutale Gauner (Peter Mullan, Leonard O'Malley) auf dem Hals. Zudem fängt David an, durchzudrehen und Juliet hegt geheime Ausstiegspläne. Alles läuft aus dem Ruder.

Danny Boyles erste Kinoregie steht ganz in der Tradition diverser schwarzer Komödien, die um die Mitte der neunziger Jahre entstanden und sich mit der fachgerechten Entsorgung von Unfalleichen sowie den Folgen für deren pietätlose Urheber befassten. Trotz ihrer regelmäßig geschmacksentgleisten Erscheinung erwiesen sich jene Filme nur allzu häufig als in guter alter Noir-Tradition stehende Moralreflexionen, da es den als unbedarft in die Narration eingestiegenen Protagonisten gegen Ende in der Regel schlecht erging - göttliche, psychologisch-ethische oder höchst irdische gesetzliche Instanzen machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Hier hat zumindest ein Teil des Trios gut lachen, selbstverständlich derjenige, der die wenigsten Übervorteilungsgedanken gegen seine Freunde hegt und erst ganz am Ende mit kühler Cleverness auf deren Meutereien reagiert. Boyles unkonventioneller Stil, der im "Shallow Grave" - Nachfolger "Trainspotting" in voller Blüte erstrahlen wird, beginnt sich bereits hier zu entfalten: Eine zu beatlastiger, elektronischer Musik synchrone Montage, Zeitraffer und eine insgesamt rotzfrech wirkende dramaturgische Basis, die sich selbst in der Inszenierung niederschlägt. Nichtsdestotrotz sollen seine nachfolgenden Arbeiten mitunter noch wesentlich besser werden.
All in all reicht "Shallow Grave" immer noch zu einem sehr pflegeleichten Minikrimi, dessen tragende Figuren nach fünfzehnjähriger Pause aber doch stark zeitverwurzelt und im Nachhinein bisweilen unsympathisch auf mich gewirkt haben. Aus deren bornierter Mitbewohner-Selektierungs-Maschinerie würde ich mich glaube ich schon freiwillig extrahieren...

7/10

Schottland Danny Boyle neo noir Schwarze Komödie Madness WG


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NO WAY OUT (Roger Donaldson/USA 1987)


"You have no idea what men of power can do."

No Way Out ~ USA 1987
Directed By: Roger Donaldson


Für den Navy-Offizier Tom Farrell (Kevin Costner) brechen scheinbar sonnige Zeiten an - er verliebt sich Hals über Kopf in die schöne Susan (Sean Young) und wird in den Washingtoner Privatstab des Verteidigungsministers Brice (Gene Hackman) beordert. Was Tom zunächst nicht ahnt: Auch der verheiratete Brice pflegt eine geheime Beziehung mit Susan und reagiert ziemlich eifersüchtig, als er von seinem Nebenbuhler (jedoch nicht von dessen Identität) erfährt. Im Streit stürzt Susan zu Tode. Die Intervention seines machtgierigem Sekretär Pritchard (Will Patton) hält Brice davon ab, sich den Behörden zu stellen. Stattdessen soll der Vorfall vertuscht werden und ein angeblich im Pentagon ansässiger sowjetischer Maulwurf als Sündenbock herhalten. Ausgerechnet Tom wird den Ermittlungen betraut...

Ein Mann jagt sich selbst - und muss verhindern, aufzufliegen: Dieses Motiv ist klassischer Suspensestoff und wirkt nicht von ungefähr nicht mehr ganz taufrisch. Kenneth Fearings zugrunde liegender Krimi "The Big Clock" wurde von John Farrow bereits 1948 verfilmt, damals mit den Atagonisten Ray Milland und Charles Laughton, wobei Milland einen Reporter gab, der in derselben Klemme steckt wie später dann Kevin Costner in "No Way Out". Für Costner bedeutete dieser seinerzeit einen wichtigen Popularitätspflasterstein; für einen Genrefilm bietet Donaldson gehobenen Dekadenstandard, formal untadelig, schlüssig, spannend und nicht unclever erzählt. Da um diese Zeit viele recht hochklassige Thriller entstanden, darf diese Einschätzung durchaus als vorderklassig betrachtet werden. Eine gewisse, wenn auch schwammige Systemkritik ist hier immanent, was ja besonders in US-Filmen (und nicht nur dort) grundsätzlich begrüßenswert ist. Die Paarung Costner-Young sorgt für eines der innerhalb solcher Filme raren, echten Knistergefühle, Gene Hackman ist sowieso immer gut und antizipiert die genau zehn Jahre später bei Eastwood wiederholte Rolle des gewissenlosen, brutalen und feigen Regierungsschergen.
Bestes, wenn auch absolut oberflächliches Abendentertainment mit erstaunlichem final twist.

7/10

Militaer Roger Donaldson neo noir Remake





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Funxton

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