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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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IL CONTO È CHIUSO (Stelvio Massi/I 1976)


Zitat entfällt.

Il Conto È Chiuso (In den Klauen der Mafia) ~ I 1976
Directed By: Stelvio Massi


Der vagabundiere Ex-Söldner Marco (Carlos Monzón) kommt in eine norditalienische Stadt (mutmaßlich Mailand), die von den zwei konkurrierenden Gangstern Manzetti (Luc Merenda) und Belmondo (Mario Brega) beherrscht wird. Sein resolutes Auftreten verschafft Marco umgehend eine Anstellung bei Manzetti, doch Marco spielt nicht ganz fair. Er informiert Belmondo über Manzettis geplante Aktionen und sorgt so dafür, dass beide Bosse übervorteilt sind. Manzetti ahnt nicht, dass Marco noch eine alte Rechnung mit ihm offen hat.

Auch im eigenen Lager wussten die Italiener mitunter erfolgreich zu wildern: "Il Conto È Chiuso" ist im Grunde nichts anderes als ein inoffizielles, in die Moderne transferiertes "Django"-Remake, wobei Corbuccis Film (wie "Per Un Pugno Di Dollari") ja wiederum lose auf "Yojimbo" basiert. Auch in diesem besonders gegen Ende recht derben Gangsterdrama geht es um einen schweigsamen Fremden mit zunächst undurchsichtigen Motiven, der nur den Niedrigsten vertraut und sich die bösen Reichen zunächst zu Freunden und dann zu Todfeinden macht. Ansonsten unterscheidet sich Massis Film wenig von den ähnlich geratenen Produktionen jener Tage. Es geht hart zu und auch der gewisse Funke Sozialkritik bleibt stets gewahrt (hier etwa in der Form, dass staatliche Instanzen wie die Polizei nie auftauchen, fast so, als seien sie gar nicht existent).
Luc Merenda beeindruckt als charismatischer Sadist, Monzóns Charakterbirne ist ganz eindeutig eine lateinamerikanische. Macht aber nix, als zielsicherer Messerwerfer ist der Typ anyway große Klasse.

6/10

Stelvio Massi Europloitation


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MÄN SOM HATAR KVINNOR (Niels Arden Oplev/SE, DK, NO, D 2009)


Zitat entfällt.

Män Som Hatar Kvinnor (Verblendung) ~ SE/DK/NO/D 2009
Directed By: Niels Arden Oplev


Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist), investigativer Journalist und Chefredakteur des sozialkritischen Stockholmer Blattes "Millenium", muss wegen einer erfolgreich gegen ihn erhobenen Verleumdungsklage für drei Monate ins Gefängnis. Um dem Renommee seiner Zeitschrift nicht zu schaden, legt er seinen Beruf dort nieder. Da engagiert ihn der Altindustrille Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube). Jenem macht der bereits vierzig Jahre zurückliegende Mord an seiner Lieblingsnichte Harriet zu schaffen, der nie aufgeklärt wurde, zumal von einer Leiche jede Spur fehlte. Allerdings erhält Vanger weiterhin jedes Jahr zu seinem Geburtstag eine Trockenblume, Harriets traditionelles Geschenk an ihn. Vanger möchte diese höhnischen Aktionen endlich eingestellt wissen. Den Hauptverdächtigen wähnt er unter seinen nächsten Verwandten, allesamt ziemlich gierige Patrone. Unerwartete Hilfe bei seinen Recherchen erhält Blomkvist von der jungen Hackerin Lisbeth (Noomi Rapace), die selbst ein dunkles Geheimnis umgibt.

Die immens erfolgreiche "Millenium"-Trilogie des Romanciers Stieg Larsson ist einer der jüngeren Auswüchse der florierenden schwedischen Kriminalliteratur, deren Trilogie-Status sich allerdings unvorhersehbar und recht ad hoc einstellte. Als Larsson nämlich 2004 überraschend an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben war, hatte er erst drei Bücher eines geplanten zehnbändigen Zyklus fertiggestellt. Die Verfilmung derselben, die in Deutschland unter streng genommen inadäquat übersetzten Titeln veröffentlicht wurden (aus "Männer, die Frauen hassen" wurde eben "Verblendung"), war aufgrund ihres internationalen Bestseller-Status eine Frage der Zeit. In "Män Som Hatar Kvinnor" werden die Hauptfiguren Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander etabliert, einander vorgestellt und in einen höchst prekären Fall verwickelt, in dem es neben Mord noch um Rassismus und Altnazismus, Vergewaltigung, Misshandlung und die sich ja im Titel findende Misogynie geht. Dass all das Teil der dunklen Vergangenheit einer gesellschaftlich hochgestellten Industriellenfamilie ist, verleiht auch dieser Geschichte jenen leicht kritischen Blick, der zum schwedischen Krimi gehört wie seine hohe Leichenquote.
Der Film "Män Som Hatar Kvinnor" komprimiert das umfangreiche, besonders auf die Auslage der vanger'schen Familienverästelungen bedachte Vorbild in halbwegs probater Weise, ist ergo überlang und spannend erzählt, bewegt sich dabei jedoch unzweifelhaft in den Konventionen jener ähnlich gelagerter Hollywood-Produktionen, die ihre ästhetischen Ursprünge bei den zahlreichen Serienkillerflmen der neunziger Jahre haben. Und nicht von ungefähr erscheint wohl in den Anfangscredits das ZDF als Mitproduzent - "Män Som Hatar Kvinnor" ist trotz Scope und mancher Empörungseinstellung am Ende halt doch mehr Fernsehen als Kino.

7/10

Millenium-Trilogie Familie Journalismus Niels Arden Oplev Stieg Larsson Schweden


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THE NIGHT OF THE HUNTER (Charles Laughton/USA 1955)


"It's a hard world for little things."

The Night Of The Hunter (Die Nacht des Jägers) ~ USA 1955
Directed By: Charles Laughton


Zur Zeit der Großen Depression begegnet der irrsinnige Wanderprediger und Frauenmörder Harry Powell (Robert Mitchum), als er wegen einer Lappalie ins Gefängnis muss, dem Räuber Ben Harper (Peter Graves). Dieser hat seine letzte Geldbeute bei seiner Frau Frau Willa (Shelley Winters) und den zwei Kindern John (Billy Chapin) und Pearl (Sally Jane Bruce) zurücklassen müssen. Powell erfährt davon und ermordet Ben im Schlaf. Nach seiner Entlassung bricht Powell über die verwitweten Harpers herein wie ein böser Sturm: Zunächst macht er sich Willa gefügig, um dann auch sie zu töten und quält und erpresst hernach die beiden Kinder, um von ihnen das Versteck des Geldes zu erfahren. Doch den beiden gelingt die Flucht und nach einer Zeit des Darbens gelangen sie in die Obhut der warmherzigen Rachel Cooper (Lilian Gish).

Nach dem Genuss von "The Night Of The Hunter", Charles Laughtons einziger Regiearbeit, bedaure ich jedesmal aufs Neue, dass der wohlbeleibte Brite nicht mehr Filme inszeniert hat. Doch sein Film dürfte insbesondere in Anbetracht des zeitgenösischen Kontextes, schlicht zu sperrig, zu gewagt und zu kunstambitioniert, - kurzum: zu anspruchsvoll für das damalige Publikum gewesen sein. Wie ein böser, schwarzromantischer Traum umfängt einen die finstere Atmosphäre dieser zutiefst säkularen Fabel, die Bigotterie und religiöse Naivität als uramerikanische Gesellschaftsprinzipien denunziert und einen gewissen arroganten, altweltlichen Blick auf die provinzielle Einfalt der US-Bürger wirft. Auch dies mit Sicherheit ein Grund für die damalige mangelnde Wertschätzung des Films. Doch schätzt und bewundert Laughton zugleich die geheimnisumwobene Naturwelt der Appalachen und des Ohio und lässt die Kamera symbolträchtige, nächtliche Bilder von exotischer Flaura und Fauna einfangen, die keinesfalls unbeabsichtigt auch die Seiten eines Märchenbuchs illustrieren könnten. Überhaupt wandelt sich die zunächst noch konventionell gehaltene Erzählung mehr und mehr zu einer sich bewusst selbst infantilisierenden, freudianischen Mär, die tief verwurzelte Kindheittraumata beschwört und Harry Powell mehr und mehr zu einem fast überirdischen Racheengel stilisiert. Da steckt trotz Mitchum mehr von einem "Wizard Of Oz" drin als etwa von einem "Cape Fear".
Ein Film wie kein zweiter.

10/10

Charles Laughton Fanatismus Erwachsenenmaerchen Great Depression Parabel


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DIE KATZE (Dominik Graf/BRD 1987)


"Das Leben ist 'ne Sau - gut, wenn sie manchmal geschlachtet wird."

Die Katze ~ BRD 1988
Directed By: Dominik Graf


Von einem Düsseldorfer Luxushotel aus steuert der Profiverbrecher Probek (Götz George) eine Geiselnahme in der gegenüberliegenden Bank. Diese führen sein Partner Junghein (Heinz Hoenig) und dessen Adlatus Britz (Ralf Richter) durch. Probek hat die Aktion schon im Vorhinein minutiös geplant und unter anderem die Frau (Gudrun Landgrebe) des Bankdirektors Ehser (Ulrich Gebauer) für seine Zwecke eingespannt. Außerdem verfügt er über modernste Abhörtechnik und weiß so über jeden geplanten Schritt des zuständigen Beamten Voss (Joachim Kemmer) Bescheid. Das Geiseldrama entwickelt sich zu einem technisierten Tauziehen zwischen Polizei und Gangstern.

1988 war der deutsche Genrefilm so gut wie tot, während die übrigen Kinobeiträge von hierzuland irgendwo im Sumpf des Gelangweilt-prätentiösen dahindümpelten. Da kam der seinerzeit noch recht frische Regisseur Dominik Graf daher und spendierte dem Kino einen lupenreinen Thriller aus nationaler Produktion. Ein beinahe revolutionäres Geschenk. Götz George, der schon in den Jahren zuvor einen neuerlichen Popularitätsschub durch seine "Tatort"-Engagements als Kommissar Schimanski hatte verbuchen können, wurde nach "Abwärts" bereits zum zweiten Mal innerhalb dieser Karriereperiode abseits seines ewigen Klischeeparts besetzt. Als Probek ist er ein eiskalter und zäher Profi, dem kaum etwas eine mimische Regung abringt, der sein Metier als eine Art Sport begreift und der so gar nichts mehr hat von jenem etwas prolligen Parka-Ermittler aus dem Pott. Die Figur Probek darf vielmehr als Eherbietung an große französischen Vorbilder aus der Ecke Melville betrachtet werden. Und auch Grafs kernige Inszenierung bewegt sich weit abseits vom TV-Einerlei dieser Tage. Sie liefert exakt die pointierte Kühle und Berechnung, die ein Film dieser Kuleur benötigt, den schmissigen "Titel"-Song "Good Times" von Eric Burdon nicht zu vergessen.
Die aktuell unter dem Schirm einer FAZ-Reihe erschiene DVD bietet im Gegensatz zu der letztjährig veröffentlichten Fassung endlich eine Abtastung im Originalformat (wenn auch nur von einer etwas angegriffenen Kinokopie, was aber nicht wesentlich stört) und ist erstmals ungekürzt. Ein heißer Tipp für die gegenwärtig kühlen Tage.

8/10

Dominik Graf Heist Kidnapping


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THIEVES LIKE US (Robert Altman/USA 1974)


"You liar! You cheated on me!"

Thieves Like Us (Diebe wie wir) ~ USA 1974
Directed By: Robert Altman


Misissippi zur Depressionszeit: Die drei Lebenslänglichen Bowie (Keith Carradine), Chicamaw (John Schuck) und T-Dub (Bert Remsen) fliehen aus dem Staatsgefängnis und rauben im gesamten Süden der USA zahlreiche Banken aus. Besonders Chicamaw geht dabei zunehmend gewalttätig vor. Als Bowie sich in die unbedarfte Jungfrau Keechie (Shelley Duvall) verliebt, beginnt er ansatzweise, seine kriminelle Existenz zu hinterfragen, kann und will jedoch nicht über seinen Schatten springen, was ihn schlussendlich das Leben kostet.

In den USA der dreißiger Jahre Bankräuber zu sein, bedeutete angesichts der ökonomischen Verhältnisse zugleich Rebellion als oberstes Existenzprinzip sowie eine besonders harsche Form der Systemfeindlichkeit; erst einige Dekaden später wurden aus den grimmigen Schattenwesen hinter den Tommy Guns echte Menschen, die in der Populärkultur bis heute eine nachträgliche Mythisierung erfahren. Im Gegensatz zu Bonnie und Clyde oder John Dillinger sind die "Helden" in Altmans "Thieves Like Us", jener nach Rays gut 25 Jahre älterem "They Live By Night" bereits die zweite Verfilmung von Edward Andersons gleichnamigem Roman, derweil Gegenstände reiner Fiktion, die eine starke Verwurzelung in der historischen Realität allerdings nicht verleugnen können. Der unweigerliche Moralisierungsfaktor ist zwar auch hier evident, jedoch verdeutlicht Altman durch stetige kleine Hinweise die schon damals allgegenwärtige Einflussnahme der Massenmedien, in diesem Fall des Radios. Permanent laufen im Hintergrund die damals beliebten Rundfunkserien wie "The Spirit" und "The Shadow", die das Bandenunwesen staatlich legitimiert und in höchstem Maße naiv bis in seine Grundfesten verdammen und der öffentlichen Ächtung preisgeben, als eine Art stiller Kommentar. Dabei bestand seinerzeit für den "kleinen Mann" eine der wenigen Chancen, zu etwas Flüssigem zu kommen, darin, den göttlichen Pfad der Tugend zu verlassen. Altman versäumt es trotz bewusster Aussparung von offensichtlichem Sozialkitsch nicht, darauf hinzuweisen. Müßig zu erwähnen, dass "Thieves Like Us" stilistisch eindeutig als einer seiner Filme identifizierbar ist.

8/10

New Hollywood period piece Suedstaaten Great Depression Robert Altman Couple on the Loose


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THE BIG SLEEP (Howard Hawks/USA 1946)


"You don't look like a man who'd be interested in first editions." - "I collect blondes in bottles, too."

The Big Sleep (Tote schlafen fest) ~ USA 1946
Directed By: Howard Hawks


Der Privatdetektiv Philip Marlowe (Humphrey Bogart) erhält von seinem Klienten General Sternwood (Charles Waldron) den Auftrag, sich um eine Erpressungsepisode seine jüngere Tochter Carmen (Martha Vickers) betreffend zu kümmern und wenn möglich den Aufenthaltsort von Sternwoods verschwundenem Freund Sean Regan ausfindig zu machen. Marlowe stößt schnell auf die einfältige Erpresserbande, muss dann jedoch feststellen, dass auch Sternwoods andere Tochter Vivian (Lauren Bacall) in die Klauen eines Erpressers gefallen ist.

Einer von Hawks' schönsten Filmen und eines der großen Meisterwerke des klassischen film noir, das zudem die filmische Inkarnation des hardboiled p.i. ausdefiniert. Für Bogart bedeutete der Part des Philip Marlowe, nachdem er ja für Huston bereits Hammetts Sam Spade gespielt hatte, die coolste Rolle seiner Leinwandkarriere. Marlowe ist ein Typ, den absolut nichts anficht und der selbst bei höchster Gefahr für Leib und Leben noch Herr der Lage bleibt. Auf schnippische Kommentare zu seiner Person, besonders solche, die auf seine Körpergröße abzielen oder ihn anderweitig aus der Reserve locken sollen, hat er stets die passende Antwort parat. Wie "To Have And Have Not" ist auch "The Big Sleep" vorneweg ein Vehikel für die Paarung Bogart/Bacall. Ansonsten erweist er sich als großer Triumph singulärer Bestandteile über die Gesamtkohärenz. Trotz des brillanten Dialogscripts, das vor wundervollen, zitierfähigen Zeilen nur so wimmelt, ist die Story in ihrer Gesamtheit nicht vollends nachvollziehbar. Selbst wenn man sich mit einem Notizblock danebensetzte und bunte mind maps anfertigte, würde man vermutlich nicht restlos jede Plotwendung erfassen können, so dermaßen verworren und konfus läuft das Ganze ab. Der eigentliche Kniff liegt aber eben darin, diese vermeintliche Schwäche durch die vielen übrigen Stärken zu egalisieren. Sogar die erst relativ spät entstandene Synchronisation macht dem Film trotz mancher Soundtrackpfuschereien keine Schande. Arnold Marquis, der auf Bogart besetzt war, lieferte eine seiner allerbesten Vorstellungen.
Ich persönlich finde es nur jedesmal, da ich mir die knappen zwei Stunden mit diesem prachtvollen Film schenke, schade, dass meiner Lieblingsfigur, nämlich dem alten General Sternwood, nicht etwas mehr screentime eingeräumt wurde.

10/10

hardboiled Howard Hawks Raymond Chandler film noir Philip Marlowe William Faulkner Los Angeles


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THIS GUN FOR HIRE (Frank Tuttle/USA 1942)


"Who trusts anybody?"

This Gun For Hire (Die Narbenhand) ~ USA 1942
Directed By: Frank Tuttle


Weil der Profikiller Philip Raven (Alan Ladd) für seinen jüngsten Job mit Blüten bezahlt wird, will er sich an seinem Auftraggeber, dem feisten Nachtlubbesitzer Gates (Laird Cregar), rächen. Jener gerät zur selben Zeit ins Visier des Geheimdiensts, denn er arbeitet für einen Industriellen, der Waffen und Kampfstoffformeln an Kriegsgegner verhökert. Die schöne Ellen Graham (Veronica Lake), Verlobte des Polizisten Crane (Robert Preston), soll Gates aushorchen und kommt Raven in die Quere.

"This Gun For Hire" etablierte den vielbeschworenen Typus des Auftragsmörders im Trenchcoat als einsamer Wolf des Großstadtdschungels. Ausgerechnet der häufig wegen seines Untalents verspottete, nur knapp über einssechzig messende Alan Ladd verkörperte diese später als ikonische Abbildung in die Kinoannalen eingegangene Figur mit stoischer Mine und schmerzlicher Gleichmut. Obgleich erst an vierter Besetzungsstelle gelistet - Ladd war bis dato nur in Nebenrollen aufgetreten - ist "This Gun For Hire" ganz sein Film, respektive der des neu erfundenen Paars Ladd/Lake, das noch drei weitere Male zusammen auftreten und vielerorts als "Bogart/Bacall des kleinen Mannes" bezeichnet werden sollte. Die Lake, von Raymond Chandler abschätzig 'Moronica Lake' genannt, war noch um einige Zentimeter kleiner als Ladd und für ihn somit in gewisser Beziehung relativ unproblematisch als Partnerin zu handhaben.
Und trotz alledem gilt: als film noir mit einer ausnahmsweise sehr hellsichtigen Story und relativ kinetischen Spannungsszenen muss "This Gun For Hire" den ohnehin haltlosen Unkenrufen zum Trotze als nachhaltiger Glücksfall bezeichnet werden.

8/10

film noir Profikiller Frank Tuttle WWII


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THE GENERAL (John Boorman/IE, UK 1998)


"You never own things. The things own you."

The General ~ IE/UK 1998
Directed By: John Boorman


Am 18. August 1994 wird der Dubliner Gangster Martin Cahill (Brendan Gleeson) direkt vor seinem Haus von einem Attentäter erschossen, nachdem er ein mehr als ereignisreiches Leben geführt hat. Schon als Jugendlicher rebelliert der ewige Dickkopf im berüchtigten Hollyfield-Viertel, einem Sinnbild des Sozialabbaus aufwachsende Cahill gegen die Polizei-Obrigkeit. Jene symbolisiert für ihn nichts weiter als staatliche Repression. Später weigert er sich trotzig, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen oder Steuern zu bezahlen, outet sich in aller Öffentlichkeit als Berufskrimineller und bezieht regelmäßig seine Arbeitslosenstütze, obwohl er an Einbrüchen mit Millionenbeute beteiligt ist. Im Privatleben führt Cahill eine rundum akzeptierte Dreiecksbeziehung mit seiner Frau (Maria Doyle Kennedy) und deren Schwester (Angeline Ball). Seine ihn nicht vor Diabetes bewahrende Enthaltsamkeit und Diszipliniertheit tragen ihm den Spitznamen "The General" ein. Als er wertvolle Gemälde an eine protestantische Untergrundorganisation verhehlt, gerät er ins Schussfeld der IRA.

Der farbenfrohe Charakter Martin Cahills stand Pate für zwei fast zeitgleich entstandene Filme. Der erste und wesentlich bedeutsamere davon ist Boormans "The General", dem zwei Jahre später "Ordinary Decent Criminal" mit Kevin Spacey folgte. Dieser verwendete jedoch andere Namen und gestaltete bestimmte Fakten geflissentlich um. Boorman brachte seinen Film in kunstvollem Schwarzweiß-Scope in die Kinos, die meisten der später auf Heimmedien erschiedenen Kopien waren dann eingefärbt. Eine Schande, da sich die ganze Substanz und Brillanz von "The General" tatsächlich nur mittels des Ursprungsmaterials erfassen lässt. Der Regisseur macht für seine Inszenierung Gebrauch von einer großen emotionalen Bandbreite. In erster Linie überwiegen allerdings die komischen Elemente, etwa, wenn Cahill in diversen Szenen die irische Polizei narrt oder mit ungeheurer Dreistigkeit einmal mehr Gesetzeslücken ausnutzt, um einer drohenden Haftstrafe zu entgehen. Dieser Humor übersieht allerdings nicht die teils tragischen Persönlichkeiten der Cahill umgebenden Individuen, geschweige denn seine eigene. Der von allen Seiten kommende, ungeheure Druck macht aus dem einst so stolzen Dissidenten schließlich einen nervösen Paranoiker und der 'Robin Hood von Dublin' nimmt seinen unmittelbar nahenden Tod mit einem fast dankbaren Gesichtsausdruck in Kauf.
Ein famoser Film, vermutlich der beste, den Boorman in den letzten zwanzig Jahren zustande gebracht hat.

9/10

Irland Biopic IRA John Boorman Working Class Heist Nordirland-Konflikt


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THE HOUND OF THE BASKERVILLES (Sidney Lanfield/USA 1939)


"God bless you, Mr. Holmes!"

The Hound Of The Baskervilles (Der Hund von Baskerville) ~ USA 1939
Directed By: Sidney Lanfield


Holmes (Basil Rathbone) und Watson (Nigel Bruce) erhalten von dem besorgten Dr. Mortimer (Lionel Atwill) aus der Gegend von Dartmoor den Auftrag, sich um die Sicherheit des Millionenerben Sir Henry von Baskerville (Richard Greene) zu kümmern - Mortimer fürchtet um das Leben seines jungen Protegé, da auf dessen künftigem Wohnsitz Baskerville Hall ein uralter Fluch liegen soll, der einen mörderischen Hund beinhaltet, welcher angeblich jeden Familiennachkommen zur Strecke bringt. Der durch und durch säkulare Holmes jedoch glaubt nicht an Gespenster.

"The Hound Of The Baskervilles" bildete den Auftakt der legendären, insgesamt vierzehnteiligen Filmreihe um den berühmten Detektiv, die nach nur zwei Filmen den Bewirtschafter wechselte und von der Fox zu Universal umzog. Rathbone und Bruce hielten dennoch tapfer durch und hatten später gegen so epochale Anachronismen wie Nazis und dergleichen zu bestehen. Angesichts der gotischen Elemente dieses ersten Rathbone-Holmes scheint es denn auch geradezu verwunderlich, dass das Franchise nicht unmittelbar von der Universal gestartet wurde - Kulissen und Atmosphäre sind eindeutig bei deren Horrorzyklus entlehnt, wallende Nebel, lange Schatten und fröstelndes Grauen bestimmen das Bild dieses keineswegs lupenreinen Kriminalfilms. Dennoch werden die Hauptcharaktere wohlfeil auf die Leinwand übertragen; Holmes hält es mit Fidel und Pfeife, nur sein guter Freund Kokain erwies sich als abwesend.
Der Film selbst ist mithin besonders Freunden des klassischen 30er-Gruselfilms zu empfehlen und exponiert mit Rathbone, Atwill und John Carradine gleich drei Galionsfiguren ebendieser Ära. Möchte dennoch nicht verschweigen, dass die bunte Hammer-Version von 59 mit Peter Cushing und André Morell mir stets die liebste bleiben wird.

8/10

Expressionismus England Sherlock Holmes


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THE BIG COMBO (Joseph H. Lewis/USA 1955)


"I think Mr. Diamond needs a drink."

The Big Combo (Geheimring 99) ~ USA 1955
Directed By: Joseph H. Lewis


Mit verbissener Härte versucht Lieutenant Diamond (Cornel Wilde), den skrupellosen Gangsterboss Mr. Brown (Richard Conte) festzunageln. Dieser jedoch windet sich aus jeder noch so ausweglos scheinenden Sackgasse und wird dabei immer dreister in seinen Methoden. Diamonds große Chance ergibt sich, als er mithilfe von Browns Freundin Susan (Jean Wallace) die unter neuer Identität lebende Noch-Ehefrau (Helen Walker) des Verbrecherkönigs ausfindig macht.

Joseph H. Lewis' "The Big Combo" markiert den neben Langs "The Big Heat" zweiten harten Polizeifilm der frühen Post-Noir-Jahre. Die Grundfesten der Story gerieren sich wie bei Lang: Ein unbestechlicher Polizist macht den Kampf gegen das organisierte Verbrechen, respektive gegen eine dieses symbolisierende Schlüsselfigur zu seinem Privatkrieg, der selbst unter größten persönlichen Einbußen geführt wird. Wie in "The Big Heat", in dem Lee Marvin seiner Freundin das Gesicht mit kochendem Kaffee verbrüht, gibt es auch in "The Big Combo" eine denkwürdige Gewalt- bzw. Foltersequenz, in der Diamond von Mr. Brown und seinen Vasallen mittels eines Hörgeräts und Hochprozentigem traktiert wird. Den Part des furchteinflößenden Asphaltsatans übernimmt hier Richard Conte, des öfteren in films noirs zu sehen und in seinen späten Tagen häufiger Gast als altehrwürdiger Mafiaboss. Seinerzeit unerhörte Themen wie Homosexualität (das von Lee van Cleef und Earl Holliman gespielte Killerpärchen ist offensichtlich schwul) und sexuelle Hörigkeit (der Grund, warum Susan nicht von Mr. Brown loskommt) werden in Lewis' Film angeschnitten, ohne sie ausbeuterisch zu gestalten.
All das sind Gründe dafür, dass "The Big Combo" trotz seines Status als kleine B-Produktion mittlerweile auch großflächig als veritabler Klassiker gilt.

8/10

hardboiled film noir Independent Joseph H. Lewis





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