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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TATORT - DUISBURG-RUHRORT (Hajo Gies/BRD 1981)


"Scheiße."

Tatort - Duisburg-Ruhrort ~ BRD 1981
Directed By: Hajo Gies

Die Duisburger Kommissare Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) müssen den Mord an einem Binnenhafenarbeiter namens Petschek aufklären. Nachdem sie Verbindungen des promisken Petschek zu einem kriminellen Schiffseigner (Max Volkert Martens) und türkischen Waffenschiebern festgestellt haben und bereits eine großangelegte Verswchwörung wittern, müssen die beiden Ermittler einsehen, dass die tatsächliche Auflösung des Falls höchst lapidar ist.

Richtig ikonographisch geht's los: Die Kamera fährt langsam aus einer Fensterperspektive über die schmierige Duisburger Skyline zurück in eine kleine Hochhauswohnung und nimmt eine etwas zottigen Mann von links ins Bild. Dazu dudelt das Radio "Leader Of The Pack" von den Shangri-Las. Der von den Ereignissen des Vorabends sichtlich angeschlagene Mann sammelt ein paar leere Bierflaschen ein und genießt zum Frühstück zwei rohe Eier. Bühne frei für Horst Schimanski. Dessen erster Tatort-Fall bildete eine Zäsur nicht nur für die zu diesem Zeitpunkt bereits leicht tradierte, 125 Folgen umfassende Krimireihe, sondern auch für die bundesrepublikanische TV-Landschaft en gros. Nachdem der Ruhrpott bereits den Essener Kommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy) kredenzt bekommen hatte, der jedoch nach nur sechs Jahren bereits seinen vorzeitigen Ruhestand einreichte, betraten 1981 Götz George und eberhard Feik die Szene. Authentizität wurde nunmehr nicht nur groß, sondern gleich komplett blockletternförmig geschrieben. Schimanski, stets unterwegs in Jeans, ausgebeulten Pullis und dem legendären beigefarbenen Windanorak, besaß kaum mehr etwas vom klassischen deutschen Fernsehbullen. Er soff wie ein Loch, hatte One-Night-Stands, war laut, vulgär und unverschämt, die proletarischen Wurzeln unübersehbar. Als "Mann des Volkes" eroberte "Schimmi" hernach selbst viele Herzen erklärter Autoritäts- und Uniformgegner, und das absolut verdient. Wären alle Bullen so wie Horst Schimanski, die Welt wäre ein besserer Ort.
Speziell an "Duisburg-Ruhrort" reizt insbesondere das Binnenhafenmilieu, das in jenem Duisburger Stadtteil, einer Art Miniaturausgabe von St. Pauli, heute, zu Zeiten des Strukturwandels, längst nicht mehr so floriert wie noch vor gut 31 Jahren. Damals hatte der Pott noch seinen stinkigen Pommesbudencharakter, war dreckig, aber ehrlich. Als Zeitzeugnisse dieser Ära sind ganz besonders die frühen Schimanski-Filme, und damit natürlich auch der vorliegende, ein unverzichtbares, praktisch dokumentarisches Gut.

8/10

Tatort Schimanski Duisburg TV-Film Ruhrpott Hafen Hajo Gies


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UOMINI SI NASCE POLIZIOTTI SI MUORE (Ruggero Deodato/I 1976)


Zitat entfällt.

Uomini Si Nasce Poliziotti Si Muore (Eiskalte Typen auf heißen Öfen) ~ I 1976
Directed By: Ruggero Deodato

Die beiden einer Spezialeinheit angehörenden Polizisten Fred (Marc Porel) und Tony (Ray Lovelock) schießen grundsätzlich erst, bevor sie fragen. Jeder Gewaltverbrecher, der ihnen in die Finger kommt, wird kurzerhand vor Ort abgeurteilt und erledigt. Der Gangsterboss Pasquini (Renato Salvatori) jedoch entpuppt sich als härtere Nuss als die beiden gewohnt sind - gut, dass ihr väterlicher Chef (Adolfo Celi) ein wachsames Auge auf sie hat.

"Uomini Si Nasce Poliziotti Si Muore" ist genau das, was man in Ermangelung komparativen Vokabulars so gern als "Wahnsinn auf Stelzen" bezeichnet: Ein absolut rückhaltloser Bastard von einem Film, der nicht nur zynisch und beiläufig gewaltverliebt bis in die Haarspitzen ist und den Poliziottesco sozusagen bis auf die letzte denkbare Konsequenz herunterschält, sondern auch noch das Männlichkeitsbild des mediterranen maschillista böse ad absurdum führt. Wie jedes Genre hat ja auch der Actionfilm seine mehr oder weniger verhüllten Schwulenepen und Deodatos Film führt jene Liste ganz weit vorne mit an. Fred und Tony machen alles zusammen, heizen stets gemeinsam und eng umschlungen auf einer Enduro durch Roms Straßen (wobei Tony stets den Sozius belegt), hausen zusammen in einer Wohnung wie ein altes Ehepaar und baggern zum Schein die Sekretärin des Chefs mit schmierigen Sprüchen an. Als sich ihnen eine dralle blonde Nymphomanin (Sofia Dionisio) feilbietet, über die sie beide in geradezu verpflichteter Weise rüberrutschen, scheinen sie im Nachhinein eher angewidert denn glücklich und erledigen den "Job" im Prinzip sowieso nur, um ihrem Erzfeind Pasquini eins auszuwischen - die Begattete ist nämlich dessen Tochter. Ich weiß nicht, ob die zwei Süßen ein wenig an "Starsky & Hutch" gemahnen sollten, in jedem Fall ist dies bislang der erste und einzige (tatsächlich nicht nur latent) schwule Poliziottesco, den ich kennenlernen durfte. Eine ziemlich spezielle Erfahrung...

7/10

Buddy Movie Fernando Di Leo Europloitation Rom Ruggero Deodato Poliziottesco


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DEATH WISH (Michael Winner/USA 1974)


"This is gun country."

Death Wish (Ein Mann sieht rot) ~ USA 1974
Directed By: Michael Winner

Nachdem seine Frau (Hope Lange) infolge eines Überfalls durch ein paar Straßengangster ihr Leben lassen muss und seine Tochter (Kathleen Tolan) katatonisch zurückbleibt, ohne dass die Täter gefasst werden können, verschafft der New Yorker Architekt Paul Kersey (Charles Bronson) sich auf eigene Weise Befriedigung seiner Rachegelüste: er greift zur Waffe und provoziert nächtens Räuber, um sie dann zu erschießen. Während die Öffentlichkeit den Vigilanten zum heimlichen Helden stilisiert, versucht die Polizei in Person von Detective Ochoa (Vincent Gardenia), ihn zu überführen und abzuschieben.

Ein radikaler Gegenentwurf zum linksliberalen Hollywoodflügel der bärtigen Bombenleger-, Verzeihung, Filmemacherclique, die mit ihrem sozialkritischen Autorenkino die Leinwände der Welt eroberten. Bei Michael Winner geht es derweil rigoros zurück zu den alten Pioniertugenden; jeder sollte das Recht auf Waffe und Selbstverteidigung haben, um im neuen "Wilden Areal" der Großstadtdschungel das persönliche Überleben zu sichern. Nun ja, dies ist zugegebenermaßen etwas überspitzt-polemisch formuliert. Im ersten Teil der inhaltlich und dramaturgisch später zunehmend bizarr und phantastisch werdenden "Death Wish"-Reihe setzt Winner noch halbwegs auf die freie Entscheidungsfindung des Rezipienten. Er räumt ein, dass sein "Held" unter einem posttraumatischen, psychischen Defizit zu leiden hat, das im Prinzip dem seiner Tochter gar nicht unähnlich ist, bloß, dass es sich eben diametral, in exponentiell exponierter Weise äußert und sich leider in höchster Weise gewaltkriminell gestaltet. Bronson meistert diese charakterliche Ambiguität unerwartet gut, man kann hier betreffs seiner Wenigkeit gar ausnahmsweise von "differenziertem Spiel" sprechen. Das eigentlich Skandalöse des Films liegt in der gesellschaftlichen und vor allem politischen Reaktion auf Kerseys Vorgehen. Sein Beispiel beginnt Schule zu machen und denunziert die Stadtgewaltigen zwangsweise als passiv und unfähig. Andererseits will man keinen Märtyrer und lässt Kersey daher am Ende ziehen und in Amt und Gnaden verbleiben. Das Schicksal will es, dass er in den klassischen amerikanischen Sündenpfuhl, nämlich Chicago, zu ziehen hat (wenngleich das Sequel ihn in L.A. situiert). Das unzweideutige Ende lässt denn keinen Zweifel mehr zu: Auch hier wird Kersey gehörig durchkehren und sich verdammt gut dabei fühlen.
Winners Film ist reaktionär, daran sollte wohl kein Zweifel bestehen. Doch er wahrt zugleich selbstironische Distanz und präsentiert sich als formales Bravourstück mit großartigem Schnitt und einem Score (Herbie Hancock) von höchsten Gnaden. Zudem ist er für einen hlbwegs vollständigen popkulturellen Überblick über sein Jahrzehnt unverzichtbar.

9/10

Michael Winner New York Rache Vigilantismus Skandalfilm


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TRAFFIC (Steven Soderbergh/USA, D 2000)


"They talk like they're conspiring to conspire."

Traffic ~ USA/D 2000
Directed By: Steven Soderbergh

An allen möglichen nordamerikanischen Fronten tobt der Krieg gegen und für Kokain und Crack aus Mexiko: Ein ehrgeiziger Politiker (Michael Douglas) wird mit den Schrecken der Sucht in Person seiner eigenen, kinderjährigen Tochter (Erika Christensen) konfrontiert, ein Polizist (Benicio Del Toro) aus Tijuana wandelt beständig auf dem schmalen Grat zwischen Angst und Gewissen, zwei US-Cops (Don Cheadle, Luis Guzmán) beschützen einen wichtigen Kronzeugen (Miguel Ferrer), der gegen einen der wichtigsten Koks-Importeure (Steven Bauer) Kaliforniens aussagen soll, dessen Gattin (Catherine Zeta-Jones) sich angesichts der Enthüllungen um ihren Mann und existenzieller Bedrohungen vom biederen Hausmütterchen zur knallharten Gangsterbraut entwickelt, ein mexikanischer General (Tomas Milian) plant, selbst in das wohlkorporierte Geschäft mit harten Drogen einzusteigen.

In Soderberghs Ensemblefilm kreuzen sich irgendwann mal die Wege fast aller Beteiligten; ohne, dass sie jeweils gerade ahnen, wer ihnen entgegenkommt, sind das jeweils schicksalhafte Begegnungen. Überstilisierung hat man dem Regisseur vorgeworfen, der hier mit grobkörnigen Filtern und tiefen Primärfarben arbeitet, mit DV-Kamera und Jump Cuts herumhantiert, als gelte es, die Nouvelle Vague auf amerikanischem Grund verspätet lobzupreisen. Dabei soll doch bloß Realismus Trumpf sein, die wesentliche Sinnlosigkeit des ewigen Kriegs gegen die Schwemme harter Opiate aufgezeigt werden, die man, so das nüchterne Fazit des Films, mit rechtsstaatlichen Mitteln niemals gänzlich in den Griff bekommen wird. Dabei geht es Soderbergh weniger um gezielte Milieueinblicke, nein, eine großangelegte, sämtliche Facetten und Charaktere abdeckende Bestandsaufnahme hatte er im Sinn, mit scheinbar unwillkürlich und rein zufällig beteiligtem Personal, das jeweils reale Pendants sein Eigen nennen darf. So kommt es schließlich, dass die abgefuckte Cracknutte hier ausnahmsweise mal nicht der Ethnie XY entstammt, sondern just des vom Senat obersten Drogenbeauftragten Töchterlein ist. Realismus? Vielleicht doch nicht so ganz...
Aber dann gibt es da ja noch die umso lohnenswertere zwingend-tolle Episode um Milian als ultrabösem Sith Lord des globalen Drogenimperiums und Benicio Del Toro als dessen tapferem Widersacher, so wie eigentlich das gesamte, atemberaubende, mit mindesten sechzehn großen Namen auftrumpfende Ensemble einfach nur bombastisches Spiel präsentiert. "Qualitätskino", sicher, aber welches von der Sorte, das sich gefallen zu lassen nicht weh tut.

8/10

Steven Soderbergh Drogen Kalifornien Mexiko Politik Crack Kokain Ensemblefilm


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LA POLIZIA RINGRAZIA (Steno/I, BRD, F 1972)


Zitat entfällt.

La Polizia Ringrazia (Das Syndikat) ~ I/BRD/F 1972
Directed By: Steno

Der römische Commissario Bertone (Enrico Maria Salerno) hat alle Hände voll damit zu tun, der sich immer höher auftürmenden Verbrechenswelle in der Stadt Herr zu werden und gleichzeitig das öffentliche Bild der Polizei in den Medien zu präservieren. Als zeitgleich ein flüchtiger junger Raubmörder (Jürgen Drews) ein Mädchen (Laura Belli) kidnappt und immer wieder eine offenbar von höchsten Würdenträgern finanzierte Vigilanten-Organisation zuschlägt, wird Bertone mit dem Stress kaum mehr fertig.

Einer der ersten Poliziottesci, der mitbestimmend war für das Bild jenes nationalspezifischen italienischen Subgenres. Bevor die zunehmend actionbetonte Inszenierung dieser Filme begann, mehr und mehr in Exploitationgefilden zu wildern und sich dem nicht minder beliebten italienischen Gangsterfilm immer mehr anglich, bis nurmehr schwerlich eindeutige Trennlinien gezogen werden konnten und Helden wie Maurizio Merli, Henry Silva, Fabio Testi oder Franco Gasparri das Feld übernahmen, war noch der sozialpolitische Subtext vorrangiges Element und der Polizeifilm näher an den Politthrillern von Damiani und Petri. Es gab daher auch einen tapferen, zu Beginn noch allzu systemtreuen und verblendeten Staatsanwalt (Mario Adorf), der am Ende sozusagen die Heldenfackel weiterzutragen hat. Später ging es dann nurmehr darum, den unbestechlichen Polizisten als einsamen Stadtwolf und Superhelden zu verklären. Ganz interessant die Besetzung, die durchblicken lässt, dass an der Produktion auch der deutsche Dieter Geissler maßgeblich beteiligt war: Mario Adorf in einem seiner nicht mal seltenen Auftritte im italienischen Genrefilm der Siebziger hat es da und natürlich den Sonnyboy Drews in einem ungewohnten, gerade deshalb jedoch sehenswerten Auftritt.

8/10

Steno Poliziottesco Rom


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PERRAK (Alfred Vohrer/BRD 1970)


"Und das ist dann wohl der Beichtstuhl?"

Perrak ~ BRD 1970
Directed By: Alfred Vohrer

Kommissar Perrak (Horst Tappert) von der Hamburger Polizei muss den Mord an einem jungen Transvestiten (Art Brauss) aufklären. Als sich erweist, dass das Opfer sich nebenbei als Erpresser betätigt hat, vergrößert sich schlagartig der Verdächtigenkreis: Steckt womöglich der russische Diplomat Oblomov hinter der Gewalttat? Der brutale Gangster Kaminsky (Herbert Suschka)? Der undurchsichtige Manager Bottke (Werner Peters)? Oder gar der reiche Geschäftsmann Imhoff (Hans Schellbach)? Der unbestechliche Perrak lässt sich nicht beirren, selbst dann nicht, als sein Sohn (Georg M. Fischer) entführt wird, um ihn aufzuhalten...

Vier Jahre vor "Derrick" war erstmal "Perrak", und dass es mir da keine Verwechslungen gibt. Alfred Vohrer wagte sozusagen eine 'home invasion' in die maßgeschneiderten Arbeitsviertel von Jürgen Roland und Rolf Olsen und lieferte mit "Perrak" einen schön sleazigen Kiezfilm ab, der dem Rest Deutschlands mit staunend offenstehendem Mund vorführte, welche sexuellen Abartigkeiten im Rotlichtmilieu der Hansestadt auf dem Tagesplan stehen. Einen "pulvertrockenen Sittenreißer" versprach das Kinoplakat. Die Ex-Hure "Trompeten-Emma" (Judy Winter), mittlerweile zur Puffmutter aufgestiegen, ermöglicht in ihrem (Blankenesener?) "Heim der betenden Schwestern" allerlei Perversionen hinter gediegener Fassade: Von Rollenspielen über S/M bis hin zur Pädophilie gibt es hier einfach alles. Und dann die Drag Queens, die allenthalben ihre illustren Auftritte haben (Zitat eines Show-Besuchers: "Kaum zu glauben, dass das in Wirklichkeit ein Mann ist!"). Als "Perrak" dann die südprovinziellen Bahnhofskinos enterte, gab es somit für den ortsansässigen Bauern Dimpflmoser noch gehörig was zu lernen! Zwar hätte man sich auch über Curd Jürgens als "Perrak" gefreut, aber wer weiß, vielleicht wäre dem deutschen TV-Publikum dann eine künftige Legende erspart, äh, verwehrt geblieben. "Bimbo, hol' schonmal den Wagen!"

7/10

Kiez Alfred Vohrer Sleaze Hamburg


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DETROIT 9000 (Arthur Marks/USA 1973)


"She even has a university exam..." - "What in? Screwin'?"

Detroit 9000 ~ USA 1973
Directed By: Arthur Marks

Nachdem eine Wahlkampfveranstaltung des farbigen Detroiter Politikers Clayton (Rudy Challenger) überfallen wurde, raufen sich das schwarzweiße Cop-Duo Bassett (Alex Rocco) und Williams (Hari Rhodes) zusammen, um den mehr und mehr zum Politikum hochkochenden Fall aufzuklären. Tatsächlich ist die Lösung weitaus weniger spektakulär als sich manch einer erhofft...

Frühe, superlässige Variation rund fünfzehn Jahre später ganz normativer Buddy Movies, in dem die Zeit für eine echte gemischtrassige Partner- und Freundschaft, wie sie etwa später in der "Lethal Weapon"-Serie für alltäglich erklärt werden sollte, noch nicht reif war. Bassett und Williams schaffen es - vor allem aufgrund des unüberwindlichen Misstrauens von Bassetts Seite - nicht, sich gänzlich zusammenzuraufen und den gemeinsamen Fall auch zu einem gemeinsamen Ende zu bringen. Überhaupt scheint Marks, der zu dieser Zeit mehrere Blaxploiter inszenierte, den hellhäutigen Part des Duos lediglich als den großen, tragischen Verlierer mit einzubeziehen. Bassett leider unter mangelhaftem Selbstwertgefühl und sozialen Ängsten, seine behinderte, rassistische Ehefrau treibt ihn fast zum Wahnsinn. Williams derweil kann es sich ganz bequem machen auf dem Zelluloid-Diwan des farbigen Supermachos - in jeder Hinsicht omnipotent und rein äußerlich kaum von den pimps zu unterscheiden, denen er Löcher in die Samtanzüge pustet.
In jedem Falle halte ich "Detroit 9000" für einen der sehenswerteren Vertreter seiner Art; atmosphärisch so unaufgeregt wie knochentrocken herausgeputzt, sowie mit einer absolut sympathischen Besetzung und vor allem einer erstklassigen Synchronisation ausgestattet.

8/10

Arthur Marks Detroit Blaxploitation Buddy Movie


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ZEROKA NO ONNA: AKAI WAPPA (Yukio Noda/J 1974)


Zitat entfällt.

Zeroka No Onna: Akai Wappa (Der Tiger von Osaka) ~ J 1974
Directed By: Yukio Noda

Die wegen ihrer gewalttätigen Methoden gescholtene Undercover-Polizistin Rei (Miki Sugimoto) gilt als Frau für besonders harte Fälle. Als die Tochter des einflussreichen Präsidentschaftskandidaten Nagumo (Tetsurô Tanba) von ein paar Kleingangstern entführt wird, heuert jener Rei an, um das Mädchen zu befreien und sämtliche der Verbrecher in den Tod zu schicken. Kaum, dass die Affäre publik zu werden droht, verlangt Nagumo zusätzlich den "Unfalltod" seiner eigenen Tochter, was Rei sich jedoch nicht gefallen lässt.

"Zeroka No Onna: Akai Wappa" gilt ja hierzuland als populäres Vorzeigebeispiel für den aus Japan kommenden Schmierfilm der Siebziger, nicht zuletzt, weil ihm in unseren Breitengeraden eine wahrhaft kostbare Synchronisation zuteil wurde. Auf welche Sublevel sich damals noch heuer populäre Sprecher in den Berliner und Münchener Studios herablassen und mit welchem Vokabular da aus wohlfeilen Mündern wie dem Thomas Dannebergs noch ganz unbeschwert um sich geschossen wurde, das ist heute kaum mehr vorstellbar. Doch soll dies die originären, unleugbaren Qualitäten des Films nicht in den Schatten stellen. Schick und durchaus geschmackvoll inszeniert ist er nämlich und mit einem flotten Score versehen. Die sehr ansehnliche Miki Sugimoto als feministischer Todesengel lebt darin in einer Welt, in der ausnahmslos jeder Mann sein unseliges Dasein wahlweise als ekelhafter Vergewaltiger oder als rücksichtsloser Karrierist zu begehen scheint und es daher für die mit roten Stacheldrahthandschellen bewaffnete Schönheit, die selbst ihren Sex als emotionslose Waffe einsetzt, massig zu tun gibt. Das Blut von Reis Opfern spritzt jeweils in sekundenlangen Fontänen, wie man es von Japanern gewohnt ist und am Ende sitzen die Finsterlinge samt und sonders in der Hölle oder zumindest auf dem sozialpolitischen Abstellgleis. Hat auch keiner von ihnen anders verdient. Man muss wohl wahrlich froh sein, wenn man dieser Rei niemals im wahren Leben begegnet. Auf Leinwand und Glotze indes immer wieder gern.

7/10

Yukio Noda Japan Sleaze Exploitation Kidnapping


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THE ENFORCER (Bretaigne Windust/USA 1951)


"What's wrong with the law that we can't touch him?"

The Enforcer (Der Tiger) ~ USA 1951
Directed By: Bretaigne Windust

Staatsanwalt Martin Ferguson (Humphrey Bogart) sitzt in der Klemme: Am nächsten Morgen landet der einer Auftragsmord-Organisation vorstehende Mendoza (Everett Sloane) vor Gericht und ausgerechnet Fergusons Hauptbelastungszeuge Rico (Ted de Corsia) hat es mit der Angst bekommen und ist zu Tode gestürzt. Für Mendoza, dessen Unternehmungen Dutzende Menschen das Leben gekostet haben, bedeutet diese Fügung aller Wahrscheinlichkeit nach den Freispruch. Zusammen mit seinem Partner Nelson (Roy Roberts) geht Ferguson dieErmittlungsakten nochmal Stück für Stück durch - und entdeckt tatsächlich eine letzte, erfolgversprechende Lücke...

Spannender kleiner Thriller aus späteren Bogey-Tagen, der den Star in einer typischen Rolle als erbitterten Streiter gegen das Verbrechen zeigt, wo er noch fünfzehn Jahre zuvor auf der Gegenseite gestanden hätte. Zwar war "The Enforcer" zunächst Windusts Baby, der Broadway-Regisseur fiel jedoch wegen schwerer Krankheit aus, so dass der Film auf Bogarts Intervention hin von Raoul Walsh fertiggestellt wurde. Walsh verzichtete jedoch auf offizielle Nennung, da er seinen Job eher als Freundschaftsdienst empfand. Dennoch trägt das sehr konzentriert gefertigte und permanent unter Druck stehende Resultat viel von Walshs Handschrift.
"The Enforcer" verhandelt ein für seine Entstehungszeit äußerst finsteres Thema mit wenig zimperlichen Notenanschlägen - immerhin geht es um eine sich Mord als Geschäft widmende Verbrecherklitsche, deren Opferzahl ins Gros zu gehen scheint; eine entsprechende Szene, in der ein Leichensumpf ausgehoben wird, lässt jedenfalls darauf schließen. Ansonsten bietet "The Enforcer" mit Sloanes Albert Mendoza einen der großen Crime-Overlords des 20. Jahrhunderts auf; einen vollends skrupellosen Typen, der geradewegs aus der Hölle entsprungen scheint und dessen Mythos wesentlich größer gewachsen ist als seine physische Gestalt. Eine Art früher Urahn von Keyser Söze, sozusagen.

8/10

Bretaigne Windust Raoul Walsh film noir


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JENNIFER 8 (Bruce Robinson/USA 1992)


"I'm running out of questions... and you're running out of lies."

Jennifer 8 ~ USA 1992
Directed By: Bruce Robinson

Der großstadtflüchtige, privat frustrierte Cop John Berlin (Andy Garcia) stößt auf die Spur eines bereits seit längerer Zeit umtriebigen Serienkillers, der es ausschließlich auf blinde Frauen abgesehen hat. Zusammen mit seinem Partner und besten Freund Freddy Ross (Lance Henriksen) verfolgt er die Fährte des Mörders zu einem Blindeninstitut, wo er die sensible Helena (Uma Thurman) kennenlernt und sich in sie verliebt. Als Berlin und Ross ausgerechnet in der Weihnachtsnacht und angetrunken zum Institut fahren und dort nach dem Killer suchen, wird Ross von diesem erschossen. Der Verdacht fällt auf Berlin, dessen Hauptsorge jedoch Helena gilt, die als Zeugin nunmehr in besonderer Gefahr schwebt.

Wie Robinson verlauten lässt, bereitete ihm diese vorletzte seiner aktuell auf vier angestiegenen Regiearbeiten wenig Vergnügen. "Jennifer 8" bedeutete nämlich den nicht selten frustrierenden Schritt heraus aus der künstlerischen Autarkie und hinein ins Studiosystem, was eine Vielzahl von Einmischungen und Änderungszwängen nach sich zog, die sich zu einer erbitterten Kopfschere ausgewachsen haben müssen. Als Prä-"Se7en"-Serienkillerfilm enthält sich "Jennifer 8" einer später verpflichtenden Düternis und legt deutlich mehr Gewicht auf die Silhouettierung seiner Hauptfiguren, wobei mit Ausnahme des wie immer brillanten, leider jedoch nur as Joker eingesetzten John Malkovich, kein darstellerisches Schwergewicht zu erwarten ist. Die Enthüllung der Identität des Killers ist ganz offensichtlich der nur allzu selten durchbrochenen Konvention geschuldet, dass jener sich aus dem der Zuschauerschaft bekannten Figurenkreis zu rekrutieren hat. Entsprechend unglaubwürdig und verquer ist seine Motivik und entsprechend uninteressant letzten Endes der eigene Fall. Reizvoller erscheinen da eher der innere Stoizismus und die ungestörte Ruhe, mit der "Jennifer 8" seinem Erzählfluss nachgeht - offensichtlich ein gutes trademark Robinsons.

7/10

Kalifornien Bruce Robinson Serienmord Weihnachten





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Funxton

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