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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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GANGSTER SQUAD (Ruben Fleischer/USA 2013)


"Welcome to Hollywood, ma'am!"

Gangster Squad ~ USA 2013
Directed By: Ruben Fleischer

Los Angeles, 1949: Weil der Gangsterboss Mickey Cohen (Sean Penn) seine Geschäfte mittlerweile allzu rücksichtslos vorantreibt und etliche Polizisten und Politiker in der Tasche hat, lässt der verbissene Chief of Police Bill Parker (Nick Nolte) eine sechsköpfige, inoffiziell agierende Polizeieinheit, die 'Gangster Squad' von der Leine. Der Kriegsveteran John O'Mara (Josh Brolin) rekrutiert mithilfe seiner Frau (Mireille Enos) fünf garantiert unbestechliche Kollegen: seinen ranggleichen Kollegen Jerry Wooters (Ryan Gosling), den farbigen Detective Coleman Harris (Anthony Mackie), den in technischen Dingen versierten Conway Keeler (Giovanni Ribisi), sowie den modernen Revolverhelden Max Kennard (Robert Patrick) nebst seinem jüngeren Faktotum Navidad Ramirez (Michael Peña). Die Gangster Squad führt einen Guerillakrieg gegen Mickey Cohen und lässt diverse seine Geschäfte und Geldquellen platzen, bis er herausfindet, wer hinter den Anschlägen steckt. Nun wird aus dem Kleinkrieg eine Privatfehde.

Seinen katastrophal beschissenen "Zombieland", soviel vorweg, hat Nachwuchsregisseur Ruben Fleischer mit "Gangster Squad" schonmal teilweise wieder wett gemacht. Wenngleich die Idee einer paraoffiziell agierenden Gruppe unbestechlicher Cops mitten im Gangland, die mit breitkrempigen Hüten großen Widersachern an den Kragen gehen, keineswegs neu ist - man denke vornehmlich an "The Untouchables" und den gern unterschlagenen "Mulholland Falls" (ebenfalls mit Nick Nolte) - ringt Ruben Fleischer ihr zumindest ein paar neue Nuancen ab, indem er dem Ganzen den Aufzug eines astreinen Actionfilms verleiht. "Gangster Squad" ist vor allem schnell, brutal und kommt ohne große Umwege zur Sache, verneigt sich jedoch stets vor seinem großen Pool aus Vorbildern und müht sich, eine für gegenwärtige Rezeptionsgewohnheiten flott aufbereitete Melange aus denselben zu liefern. Dass ausgerechnet Warner Bros. in halbwegs regelmäßigem Rhythmus ein period gangster movie ausspeit mag ein Zufall sein oder auch nicht. Nach "L.A. Confidential" (in dem die Figur des Mickey Cohen ebenfalls auftrat, allerdings gespielt von dem weitaus weniger glamourösen Paul Guilfoyle) und "Black Dahlia" ist es nunmehr an "Gangster Squad", diese noch junge Studiotradition fortzusetzen. An jene beiden, nun, "Quasi-Vorgänger" reicht er freilich nicht heran, dazu fehlt dem Ruben Fleischer dann vermutlich doch die Versiertheit und Professionalität, die deren Regisseure auszeichnen. Immerhin fasziniert er in Maßen durch seine wunderhübsche Einfärbung und seine wie erwähnt derbe Ausgestaltung. Man erwarte jedoch kein Aha-Erlebnis, es sei denn, ein in Maßen frustriertes.

7/10

Ruben Fleischer Los Angeles period piece Duell


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FULL ECLIPSE (Anthony Hickox/USA 1993)


"No word for what I am now."

Full Eclipse ~ USA 1993
Directed By: Anthony Hickox

Der L.A.-Cop Max Dire (Mario Van Peebles) staunt nicht schlecht, als sein zusammengeschossener Partner Crane (Tony Dension) nicht nur urplötzlich und völlig gesundet wieder vor ihm steht, sondern bei der nachfolgenden Verbrecherjagd auch noch unglaubliche akrobatische Kunststücke vollführt. Doch nur wenige Tage später jagt sich Crane in aller Öffentlichkeit eine Kugel durch den Kopf. Was ist mit dem einst so glücklichen Mann geschehen? Die Antwort erhält Max umgehend und ohne viel eigenes Zutun: Der mysteriöse Adam Garou (Bruce Payne) ist der Kopf einer inoffiziell arbeitenden Eliteeinheit beim LAPD. Diese "Spezialpolizisten" putschen sich durch eine spezielle Droge auf, werden befristet zu einer Art Monster mit Reißzähnen und Krallen und erhalten Superkräfte. Allerdings macht das Serum auch schwer abhängig. Mehr oder weniger freiwillig wird Max Teil von Garous Truppe, erkennt jedoch noch rechtzeitig, was für ein Monster dieser wirklich darstellt.

Die durchaus kompetent arrangierte, formale Eleganz von Hickox' Film korreliert leider nicht gänzlich mit dem ziemlich einfältigen Script. Dessen Holzhammerdialoge trägt die recht typisierte Genrebesetzung mit viel vermeintlicher Verve vor, das macht sie, mit Ausnahme der schnieken Patsy Kensit, aber auch nicht wesentlich sympathischer. "Full Eclipse" ist also, um innerhalb der Semiotik des Titels zu bleiben, keine wirklich 'runde' Angelegenheit. Er besitzt jedoch auch seine Stärken: Hickox macht einen ziemlich vortrefflichen Job, der damals in den USA gerade schwer angesagt John Woo findet sich durch einen beidhändig feuernden und dabei fliegenden Helden hofiert, die unübersehbaren Comic-Book-Avancen - die Werwolf-Cops tragen bei ihren nocturnen Einsätzen "X-Men"-artige Uniformen und wirken dadurch noch superheldenhafter als ohnehin schon - erfreuen und Gary Changs atmosphärischer Score reißt Vieles heraus. So gut wie vor zwanzig Jahren, als ich ihn zum letzten Mal sah, fand ich "Full Eclipse" ergo nicht mehr, als launiges, hybrides Kasperltheater war er jedoch noch immer ganz witzig.

6/10

Anthony Hickox TV-Film Los Angeles Werwolf HBO


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GORKY PARK (Michael Apted/USA 1983)


"Girls like screwing foreigners, don't they? It's almost as good as travel."

Gorky Park ~ USA 1983
Directed By: Michael Apted

Im winterlichen Moskauer Gorky Park werden drei Leichen gefunden, die von ihrem Mörder unidentifizierbar gemacht wurden, indem er ihnen die Gesichtshaut abgetrennt hat. Für den Polizeioffizier Arkady Renko (William Hurt) eine harte Nuss: Wer steckt hinter dem eiskalten Verbrechen und was war sein Motiv. Als er tiefer bohrt, stößt Renko auf ein Wespennest aus Korruption und Verrat, auf einen US-Sheriff (Brian Dennehy), der in Moskau auf eigene Faust ermittelt sowie auf den zwielichtigen amerikanischen Pelzhändler Jack Osborne (Lee Marvin).

Tadelloser Thriller, der einem allein aufgrund James Horners unverkennbarer, percussionlastiger Musik sogleich das vertraute Gefühl des 'Nachhausekommens' vermittelt. Vornehmlich in Finnland als Moskau-Substitut gedreht, ist Apted mit "Gorky Park" ein schnörkelloser Genrebeitrag und darüberhinaus sein wahrscheinlich bester Film geglückt, dessen kleiner philosophischer Gehalt, eine Meditation über Sinn und Unsinn von Systemtreue, in den letzten Einstellungen nochmal einen bravourösen Aufschwung nimmt. Doch auch in seiner dichten Schilderung der interfiguralen Entwicklungen, die, mit Aiusnahme der Heldenfigur natürlich, ganz klassisch von der Undurchsichtigkeit in die manchmal unangenehme Luzidität führen, ist der Film beispielhaft inszeniert. Und der große Lee Marvin adelt ihn gleich nochmal mit seinen spärlichen, aber umso heller scheinenden Auftritten.

8/10

Michael Apted UDSSR Russland Moskau Verschwörung Martin Cruz Smith


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DREDD (Pete Travis/UK, USA, IN, SA 2012)


"Judgement time."

Dredd ~ UK/USA/IN/SA 2012
Directed By: Pete Travis

Dredd (Karl Urban), der härteste und gefürchteste 'Judge' in Mega-City One, muss eine Eintages-Bewertung über die Rekrutin Anderson (Olivia Thirlby) vornehmen. Anderson ist eine hellseherisch begabte Mutantin und daher trotz ihrer schlechten Abschlussnoten eine wichtige Einsatzkraft für das Zukunftsgesetz. Zusammen gehen die beiden einem Dreifachmord im Slum 'Peach Trees' nach. Dort haust im obersten Level eines gigantischen Wohnkomplexes die Gangchefin 'Ma-Ma' (Lena Headey), die von hier aus ein verbrecherisches Matriarchat betreibt, das unter anderem die Verbreitung der Droge 'Slo-Mo' beinhaltet. Nachdem Dredd und Anderson das Gebäude betreten haben, lässt Ma-Ma den gesamten Wolkenkratzer hermetisch abriegeln und stiftet die Einwohner an, Jagd auf die beiden Judges zu machen. Doch niemand rechnet mit der Zähigkeit der zwei Supercops.

Nach Danny Cannons Erstadaption von vor 18 Jahren, die viel Schelte einzustecken hatte, erneuern Pete Travis und Danny Boyles Hausautor Alex Garland die sarkastische Dystopie mit Unterstützung der jüngeren Errungenschaften des Genres, die vor allem einen wesentlich höheren Gewaltpegel beinhalten. Die Stimmen, die noch anno 95 über die angeblich faschistoiden Tendenzen von Cannons Verfilmung ereiferten, dürften angesichts der radikalen Methoden des 12er-"Dredd" vor Erbleichung verstummen. Ganz wie in John Wagners herrlich apokalyptischen Comicvisionen kann Judge Dredd seine multipel einsetzbare Kanone nun zur Geltung kommen lassen und seine Gegner nicht nur reihenweise, sondern auch noch in schönster Varianz hinrichten. Das macht gigantisch Laune, weil es sich bei aller Extremität seine notwendige, jedoch nie aufdringliche Ironie bewahrt (ein comic relief wie Rob Schneider schenkt man sich heuer unter allgemeinem Aufatmen) und die Intelligenz des Zuschauers nicht beleidigt. Die Erfindung der Designerdroge 'Slo-Mo', die "der Wahrnehmung eine Verlangsamung der Realzeit auf ein Prozent vorgaukelt", gibt derweil Anlass zu allerlei hübschen visuellen Spielereien, die mitunter sogar unappetitlichstes Sterben zu einem ästhetischen Genuss verklären.
Cooler Film jedenfalls.

8/10

Judge Dredd Pete Travis Alex Garland Dystopie Comic Zukunft Reboot 3-D


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THE PROPHECY (Gregory Widen/USA 1995)


"Never trust a fucking angel."

The Prophecy (God's Army) ~ USA 1995
Directed By: Gregory Widen

Einst wurde im Himmel unter dem Erzengel Gabriel (Christopher Walken) ein gigantischer Krieg losgetreten, der mittlerweile bereits seit vielen Tausenden Jahren wütet. Anlass dafür war die Eifersucht der Engel auf etwas, das Gott seiner jüngsten Kreation, dem Menschen, im Gegensatz zu ihnen verehrte: Seelen. Nun scheint sich eine entscheidende Wende im Himmelskrieg einzustellen, herbeigeführt durch den Tod des unendlich bösen Korea-Veteranen Hawthorne, dessen Seele sich Gabriel unbedingt unter den Nagel reißen will. Der vom Glauben abgefallene Polizist Daggett (Elias Koteas) bekommt durch Gabriels Konkurrent Simon (Eric Stoltz) jedoch Wind von den himmlischen Geschicken und versucht, Hawthornes Seele, die sich mittlerweile im Körper eines kleinen Mädchens (Moriah Shining Dove Snyder) befindet, vor Gabriel in Sicherheit zu bringen.

Ein Film, reich an hübschen Ideen und überbordernder Phantasie, dem es auch ohne große Effektarbeit zu beträchtlicher Atmosphäre gereicht. Dafür verantwortlich ist neben Gregory Widens nonchalanter Schreiberei, die bereits "Highlander" auf dem Kerbholz hatte, natürlich die generöse Besetzung, die auch einen Tarantino glücklich gemacht hätte und besonders für Christopher Walken einen dankbaren Part bereithält. Ansonsten sind Adam Goldberg als Gabriels suizidaler Sklave und Viggo Mortensen als blumenfressender Luzifer die Attraktionen dieses Films, der sich nicht nur in punkto Besetzung sehr dem Zeitgeist verpflichtet fühlt. Knackige Oneliner und Dialoge halten selbst den an Fantasyhorror sonst eher uninteressierten Betrachter bei Laune und auch die Engel, die sich mit langen Mänteln, modischen Frisuren und Bärtchen eher wie Mafiabosse und Grungemusiker ausnehmen, passen hervorragend nach 1995. Doch vergesse man bei aller Ironie in Wort und Bild nicht, dass der Film sein Sujet insgesamt erfreulich ernst nimmt, mit Elias Koteas zumindest eine völlig unsarkastische Hauptfigur in sein Zentrum stellt und seine ungewöhnliche Geschichte plausibel und mit unablässiger Spannung darbringt.

8/10

Gregory Widen Engel Satan Arizona Indianer


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POLISSE (Maïwenn/F 2011)


Zitat entfällt.

Polisse (Poliezei) ~ F 2011
Directed By: Maïwenn

Die Auftragsphotographin Melissa (Maïwenn) begleitet einige Monate lang die Abteilung Kinder- und Jugendschutz der Pariser Polizei. Was sie hier zu sehen und hören bekommt, verschlägt ihr nicht selten die Sprache. Ebenso bewegend sind jedoch die Strategien der höchst unterschiedlichen Polizistinnen und Polizisten, mit ihrem Arbeitsalltag umzugehen und fertigzuwerden.

Nicht ganz unkritisch hat man diese dritte Regiearbeit von Maïwenn Le Besco (die ihren Nachnamen, aus welchen Gründen auch immer, stets unterschlagen wissen möchte) beäugt: Allzu populistisch sei ihre Herangehensweise gewesen, die die mitunter schwer täterverachtende, emotionale Polizeiarbeit teils zu glorifizieren scheint und impulsiv bis gewalttätig agierende Staatsdiener zu Helden deklariert. Nun, dem ist zu entgegnen, dass harte, emotional affizierende Polizeifilme sich seit jeher kontroversen Diskursen auszusetzen haben und nicht unbedingt stets als Meinungsmale ihrer Urheber zu werten sind. Zuallererst einmal ist "Polisse" nämlich ein guter Ensemblefilm, der sicherlich Anlass zur Kritik bietet, die ich aber weniger in seiner Mentalität als in formalen Streitpunkten suchen würde. Das Thema und der Umgang finden sich hinreichend sensibel und packend dargestellt, werden trotz aller visuellen Dezenz möglicherweise bei manch einem Erträglichkeitsgrenzen ausloten, zumal der Film gleich zu Beginn bereits verbal in medias res geht. Soweit alles im oberen grünen Bereich. Ansonsten: Maïwenn sieht gut aus, und sie weiß es auch. Oder sie weiß es nicht, oder will es nicht wissen, oder möchte es möglichst oft hören, denn ihre Art, sich selbst zu inszenieren, einerseits hintergründig und zurückhaltend, andererseits jedoch durchaus zentriert und sich wichtig nehmend, lässt darauf schließen. Seit Eastwood habe ich keine(n) FilmemacherIn mehr erlebt, der sich selbst auf eine dermaßen narzisstische Weise ablichtet. Außerdem erscheint mir der wackelige Digicam-Stil einmal mehr als manieristisch. Er ordnet sich zwar weithin der Dramaturgie unter, bleibt aber dennoch omnipräsent. NachwuchsregisseurInnenen scheinen dem Irrglauben zu unterliegen, diese Wahl der Form sei ein Signal für Innovation und Frische. Nö. Trotzdem, "Polisse" ist sehr sehenswert und eine Zier für sein Genre.

8/10

Maïwenn Paris Pädophilie Ensemblefilm


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THE FRIENDS OF EDDIE COYLE (Peter Yates/USA 1973)


"Everybody oughta listen to his mother."

The Friends Of Eddie Coyle (Die Freunde von Eddie Coyle) ~ USA 1973
Directed By: Peter Yates

Der alternde Gauner Eddie Coyle (Robert Mitchum) erledigt kleinere Jobs für die wirklich schweren Jungs in und um Boston. Weil er in New Hampshire noch einen Prozess und damit einhergehend eine Verurteilung erwartet, lässt er sich jedoch von dem Schatzbeamten Foley (Richard Jordan) ködern, der Coyle für die Aussicht auf Strafmilderung ein paar Namen entlocken will. Tatsächlich macht derzeit eine Bankräubertruppe um den Gangster Jimmy Scalise (Alex Rocco), für den Coyle Waffen besorgt, Massachusetts unsicher. Dann ist da noch Coyles Lieferant Brown (Steven Keats), für den der ergraute Ganove sowieso nichts übrig hat. Doch Coyle ist nicht der Einzige, der mit den Cops paktiert und vor allem nicht derjenige, der das intrigante Spiel um Verrat und Freundschaft durchschaut...

Mit "The Friends Of Eddie Coyle", vermutlich seinem Meisterstück, schaffte Peter Yates, was bis heute außer ihm nur wenigen gelungen ist: Er transportierte die existenzialistische Kühle der Gangster- und Polizeidramen Melvilles erfolgreich auf neuweltlichen Boden. Boston, die Metropole irischer Einwanderer, dient ihm dabei als Schauplatz für seine messerscharf erzählte, heldenlose Story um einen Personkreis armer Teufel, die allesamt viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um noch Ehr- und Moralbegriffe walten zu lassen. Dabei bleibt die Aggression stets latent, die figuralen Konnexionen nicht immer ganz durchschaubar. Nur eins ist sicher: Robert Mitchum als Eddie Coyle ist so weit weg wie selten von seinem von ihm selbst über Jahrzehnte geprägten maskulinen Archetypus, von Anfang an ist er der große Verlierer des Spiels und wird am Ende sauber und plangemäß abserviert. Ohne jede Melancholie schildert Yates dieses gewissermaßen sogar verdiente Schicksal mit minutiöser, bald dokumentarischer Exaktheit, stets auf dem Punkt und so sicher wie, mit Ausnahme vielleicht von "Bullitt", keinen anderen seiner mir bekannten Filme. Ein großes Werk, wirklich und wahrhaftig.

10/10

Peter Yates Boston Freundschaft Verrat Heist Herbst New Hollywood George V. Higgins


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SERBUAN MAUT (Gareth Evans/ID, USA 2011)


Zitat entfällt.

Serbuan Maut (The Raid) ~ ID/USA 2011
Directed By: Gareth Evans

Ein offiziell unautorisierter Polizeieinsatz sieht vor, dass eine zwanzigköpfige Einheit unter dem Offizier Wayhu (Pierre Gruno) durch ein vom Druglord Tama (Ray Sahetapy) kontrolliertes Hochhaus mitten im Slum bis zur obersten Etage hochkämpft, wo von wo aus Tama relativ gut beschützt das gesamte Gebäude überwacht und kontrolliert. Auf seinen Aufruf hin setzen sich fast sämtliche Mieter im Haus gegen die Polizisten zur wehr, was eine rasche Dezimierung derer Gruppenstärke zur Folge hat. Einzig der perfekt trainierte Elitekämpfer Rama (Iko Uwais) kämpft sich behende durch die Stockwerke.

Ich mag keinen Zirkus. Mit Körperartistik kann ich nichts anfangen. Mit selbstzweckhafter Filmgewalt hingegen schon. Wie also reagieren, wenn beides zusammenfällt? Im Grunde begreiftt sich "Serbuan Maut" wohl als eine Art postmoderner Form des grand guignol ostasiatischer Prägung (ich weiß nicht, nennt man's Peking-Oper?), die vor allem auf Staunen und offene Münder abzielt, auf die forcierte Betäubung des Publikums durch möglichst pausenlose Kinetik. Der Handlungsschauplatz, ein grauer Betonklotz mit kargem Interieur, könnte dafür zweckdienlicher nicht sein; die Notwendigkeit der überschaubaren Raumkonstruktion hebt sich trotz des streng begrenzten set piece vollkommen auf und ermöglicht so eine anonyme Abfolge von Kampfszenen, in denen Stich- und Schusswaffen gleichrangig eingesetzt werden. In der Brachialität und Choreographie seiner unzähligen Duelle zählt Evans' Film mit Sicherheit zum Besten am Markt, eine Seele, und diese möchte der Film gern besitzen, das wird vor allem gegen Ende deutlich, versagt sich "Serbuan Maut" jedoch infolge seiner übereifrig verzierten Oberfläche auf ganzer Linie. Mir daher unsympathisch und bedeutungslos.

4/10

Gareth Evans Indonesien Hochhaus Martial Arts Brüder


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WENN ES NACHT WIRD AUF DER REEEPERBAHN (Rolf Olsen/BRD 1967)


"Diesmal bin ich präpariert wie Django!"

Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn ~ BRD 1967
Directed By: Rolf Olsen

Hotte (Jürgen Draeger), Till (Fritz Wepper) und ein paar ihrer Kumpels haben ein florierendes Geschäft am Laufen: Sie setzen ihre Schulfreundinnen unter LSD, so dass sie sich ungehemmt geilen alten Böcken aus der Hamburger Schickeria hingeben. Als ihre ruchlosen Aktionen ein erstes Todesopfer fordern, wird der Journalist Danny Sonntag (Erik Schumann) hellhörig: Der LSD-Clique gehört das unverantwortliche Handwerk gelegt! Till verliebt sich zudem in die brave Lotti (Marianne Hoffmann) und verspricht ihr, dem kriminellen Sumpf den Rücken zuzukehren. Doch da überschlagen sich die Ereignisse...

Die rücksichtslose Jugend schlägt wieder zu, mit ihren viel zu schnellen Flitzern, üblem Rauschgift aus dem Chemielabor und dazu auch noch versaut bis nach Kairo! Am Schlimmsten sind, man weiß das, die Vernachlässigten, aus reichen Elternhäusern, der Senior mit 'nem dicken Mercedes und der Filius zu faul zum Arbeiten. Das Weltbild von "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" ist so hausbacken wie verlogen - auf der einen Seite die semiehrlichen Kleinluden mit der harten Faust und der verbeulten Birne, die sich zwar manchen Fehlgriff leisten, das Herz aber garantiert am rechten Fleck tragen (ein solches Hamburger Original kann nur und muss ergo natürlich von Heinz Reincke gespielt werden), die unbestechlichen Reporter vom "Abendblatt" und die seriösen Polizisten, auf der anderen das schmierige Reichenpack; die verdorbenste Kaste deutschen Witschaftsgebahrens! Solch brachial vorgetragener Linkskonservativismus ist Olsen pur - und natürlich St.-Pauli-Kino, wie die ausgehenden Sechziger und frühen Siebziger es so liebten.
Hämburch is schon eine Sünde wert, aber stets dran denken: Sag was wahr ist, iss was gar ist und trink was klar ist! Prrroust!

8/10

Rolf Olsen Hamburg St. Pauli Kiez LSD Prostitution Teenager Europloitation


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IL CINICO, L'INFAME, IL VIOLENTO (Umberto Lenzi/I 1977)


Zitat entfällt.

Il Cinico, L'Infame, Il Violento (Die Gewalt bin ich) ~ I 1977
Directed By: Umberto Lenzi

Nachdem sein alter Erzfeind Maietto (Tomas Milian), genannt 'Der Chinese', einen Mordanschlag auf Commissario Tanzis (Maurizio Merli) Leben verübt hat, muss dieser untertauchen. Offiziell als tot geltend verzichtet Tanzi jedoch darauf, wie ursprünglich mit seinem Boss (Renzo Palmer) verabredet, im fernen Lausanne unterzutauchen, sondern bleibt stattdessen in Rom. Hier macht er sich für seinen Privatfeldzug gegen die Mafia die wachsende Rivalität zwischen dem Chinesen und dem Gangsterboss Di Maggio (John Saxon) zunutze...

Für "Il Cinico, L'Infame, Il Violento", nach "Roma A Mano Armata" der zweite Film um die Figur des römischen Ermittlers Tanzi, nimmt Umberto Lenzi etwas den Fuß vom Gaspedal. Merli, seiner Polizeimarke entledigt und auf Privatfeldzug, schießt hier nicht gleich, sondern verteilt erstmal gehörig schallende Backpfeifen und Tritte in Weichteile, was den Film zwar nicht gleich zur Familienveranstaltung macht, die Kompromisslosigkeit früherer Poliziottesci aber irgendwie doch vermissen lässt. Die Elemente 'Korruption' und 'Übermacht der Gesetzlosen' weichen einer eher possierlichen Rotlichtromantik, ansonsten bleibt aber alles beim genretypischen Alten: Der Held hat gleich auf mehreren, parallelen Baustellen zu tun, vermag jedoch infolge seiner professionellen Cleverness, diese alle unter einen Hut zu bringen und zur Wahrung der allgemeinen Sicherheit zufriedenstellend zu finalisieren. Dass er am Ende dafür selbst als Vigilant verhaftet und in den Bau gesteckt wird, nimmt Tanzi kommentar- und widerstandslos hin. Immerhin ist ja dem moralischen Recht Genüge getan.

6/10

Umberto Lenzi Poliziottesco Rom





Filmtagebuch von...

Funxton

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