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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE SUM OF ALL FEARS (Phil Alden Robinson/USA, D 2002)


"This can't be happening."

The Sum Of All Fears (Der Anschlag) ~ USA/D 2002
Directed By: Phil Alden Robinson

Eine im Jom-Kippur-Krieg verlustig gegangene Atombombe wird von ein paar syrischen Bauern ausgegraben und für einen Minimalbetrag an den Waffenhändler Olson (Colm Feore) verschebelt. Dieser verkauft sie an ein wohlhabendes Netzwerk von Neonazis unter der Führung des fanatischen Dressler (Alan Bates) weiter, der damit einen verspäteten Weltkrieg zwischen Russland und den USA auslösen will. Tatsächlich scheint Dresslers Plan aufzugehen: Die Bombe wird, getarnt als Zigarettenautomat, unter dem Football-Stadion von Baltimore getarnt und während eines Spiels gezündet. Der dort anwesende US-Präsident Fowler (James Cromwell) kann durch die Intervention des jungen CIA-Analysten Jack Ryan (Ben Affleck) in letzter Sekunde vor dem Anschlag in Sicherheit gebracht werden, doch halb Baltimore liegt in Schutt und Asche. Da der neue russische Präsident Nemerov (Ciarán Hinds) wegen eines just angeordneten Militärschlags gegen Tschetschenien ohnehin unter höchster kritischer Begutachtung durch die USA steht, lastet man ihm den Anschlag an. Ein von einem von Dresslers Partnern durchgeführter Angriff auf einen Flugzeugträger der Navy scheint letzte Zweifel zu beseitigen: Auf beiden Seriten werden die Bomben scharf gemacht. Nur Ryan durchschaut die Hintergründe. Kann er den Dritten Weltkrieg rechtzeitig verhindern?

Ein unzweideutiges Bekenntnis zur political fiction sowie zum suggestiven 007-Charakter moderner Agententhriller und somit der bis dato beste Jack-Ryan-Film, ganz unabhängig davon, dass der charismatische Harrison Ford keine Lust mehr auf die Rolle hatte und Ryans Rolle in dem ganzen Spektakel stark zurückgestutzt und auf den jungen Ben Affleck zugeschnitten werden musste. Ryan ist hier urplötzlich wieder in seinen Anfangstagen bei der CIA, lernt gerade erst seine zukünftige Frau Cathy (Bridget Moynahan) kennen und hat noch einen anderen Boss namens Cabot (Morgan Freeman als nicht ganz ebenbürtiges James-Earl-Jones-Substitut). Darüberhinaus gibt es ein Wiedersehen mit John Clark, der diesmal nicht von Willem Dafoe, sondern von Liev Schreiber gegeben wird. Ansonsten stark von der Story des kurz nach dem Kalten Krieg veröffentlichten Romans abweichend wird hier kurzerhand ein neu aufflammendes Misstrauen zwischen den Weltmächten heraufbeschworen; der Russe ist und bleibt eben undurchsichtig und das Nuklearwaffenpotenzial reicht nach wie vor locker aus, um sich gegenseitig auf den Mond zu schießen. Im Roman sind islamische Terroristen für die Verschwörung zuständig, was im Falle einer Einszueins-Übertragung so kurz nach 2001 natürlich eine recht "geschmacklose" Filmdramaturgie bedingt hätte. So haben wird es jetzt mit wahnsinnigen Neonazis zu tun, ein universelles und angedenk einer international erfolgreichen Rezeption vor allem dankbares Feindbild. Der Film ist anders als die ursprünglichen drei Ryan-Filme also ohne eine betonte Realitätsanbindung zu verstehen und bringt sich damit vor allem um den Ballast des tierischen Ernstes. Eine Atompilz über Maryland, das ist schon ein starkes Stück. Hier aber haben wir ihn, live und in graugelber Farbe. Daraus erwächst zum Finale hin der spannendste Film des letzten Jahrzehnts, ein ungeheurer Nägelkauer, und das bei ohnehin völlig gewissem Ausgang. Als Regiearbeit Phil Alden Robinsons ist "The Sum Of All Fears" in dramaturgischer Hinsicht ein kleines Meisterk, makellos und fesselnd. Mag sein, dass die Geschichte mich persönlich anspricht, weil die Befürchtung, aktiv Zeuge eines Nuklearkriegs zu werden, eine meiner frühkindlichen Urängste widerspiegelt. Doch auch sonst fällt mir aus den letzten zehn Jahren kein anderer Film ein, der die Schweißtreiberei beim Publikum mit solch akribischer Perfektion verfolgt.

9/10

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CLEAR AND PRESENT DANGER (Phillip Noyce/USA 1994)


"The world is gray, Jack!"

Clear And Present Dangerous (Das Kartell) ~ USA 1994
Directed By: Phillip Noyce

Als sich herausstellt, dass der auf seiner Yacht mitsamt seiner Familie erschossen aufgefundene Freund des US-Präsidenten Bennett (Donald Moffatt) nicht nur unheilige Verbindungen zu dem kolumbianischen Drogenkönig Escobedo (Miguel Sandoval) hatte, sondern auch von diesem hingerichtet wurde, gibt der höchste Mann im Staate rachsüchtigerweise den inoffiziellen Befehl zu einer militärischen, gegen die Drogenkartelle in Kolumbien geführten Operation namens 'Reciprocity'. Der kurzerhand zum stellvertretenden CIA-Chef ernannte Jack Ryan (Harrison Ford) bekommt davon zunächst nichts mit. Dafür wird der altgediente Profikiller John Clark (Willem Dafoe) angeheuert, der ein paar Marines mit ins Feld nimmt. Als Escobedos schurkische rechte Hand Cortez (Joaquim de Almeida), der sich seit Längerem mit einer Übernahme des Unternehmens seines Chefs trägt, mit Bennetts Berater Cutter (Harris Yulin) eine Art "Regulierungsplan" aushandelt, werden die im Feld befindlichen Söldner kurzerhand im Stich gelassen. Als Ryan davon Wind bekommt, hilft er Clark bei der Befreiung seiner Männer und bei einem Schlag gegen Cortez. Zurück in Amerika stellt er den Präsidenten zur Rede.

Flaggenpathos, America, the Beautiful, der Präsident, ein windiges Arschloch. Dass selbst höchstgestellte Staatsmänner niemals Dreck am Stecken haben, konnte man 1994 längst keinem mehr weismachen und so hatte der bis hierher unerschütterlich systemgläubige Jack Ryan diesmal gegen seinen härtesten Gegner, den US-Präsidenten in Person nämlich, anzutreten. Zwar ist sich Bennett gewisser staatsmännischer Kniffe bewusst, zeigt sich jedoch als nicht weitsichtig genug, die Konsequenzen für vorschnelle, emotionale Eintscheidungen abzusehen und sägt somit munter an dem moralisch ohnehin schwer vorbelasteten Amtsast, auf dem er hockt. Gegen den windigen Bennett sind sogar die Drogengangster aus Kolumbien im Prinzip Waisenknaben, denn die stehen wenigstens zu dem, was sie tun. So hat Ryan diesmal eine ganze Latte unliebsamer Personen mit legalen und illegalen Mitteln zu bekämpfen. Erstmals tritt hier der in Clancys Romanuniversum stets präsente Killer John Clark auf, einer, der schmutzige Jobs nicht deshalb erledigt, weil er sie gern tut, sondern weil er es gut kann. So wird er als heimlicher Held und sympathischer Charakter angelegt, der Ryan mehr als einmal den Hintern rettet. Von allen bisherigen Ryan-Filmen sieht "Clear And Present Danger" am Besten aus. Seine knackigen, bunten Bilder vom sonnendurchfluteten Kolumbien sind eine Augenweide und es gibt grandios inszenierte feuergefechte und Explosionen. Auch sonst gewinnt der Film gegenüber seinen Vorgängern deutlich an Profil. Ryans nach wie vor naives Weltbild wird abgelöst durch einen wesentlich komplexeren Blick auf die Dinge, Helden und Schurken lassen sich nunmehr nicht immer klar voneinander trennen.
Als Actionthriller für die Neunziger ist "Clear And Present Danger" großartig.

8/10

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PATRIOT GAMES (Phillip Noyce/USA 1992)


"I want back in!"

Patriot Games (Die Stunde der Patrioten) ~ USA 1992
Directed By: Phillip Noyce

Jack Ryan (Harrison Ford) hat sich mittlerweile aus der CIA verabschiedet und hält nun Vorträge und Seminare in der Militärausbildung ab. Bei einer Reise nach London wird er zufällig Zeuge, wie der IRA-Terrorist Sean Miller (Sean Bean) auf offener Straße ein Familienmitglied (James Fox) der Windsors kidnappen will. Ryan verhindert den Anschlag und tötet dabei Millers ihn begleitenden, jüngeren Bruder (Karl Hayden). Miller schwört Rache, setzt sich mit einigen Kameraden (u.a. Patrick Bertgin, Polly Walker) vom gemäßigten Teil der IRA ab und startet, nachdem er bei einem Gefangenentransport fliehen kann, einen Privatfeldzug gegen Ryan und seine Familie (Anne Archer, Thora Birch). Der einzige Weg, um den zunehmend irrsinnig handelnden Miller aufzuhalten, führt für Ryan geradewegs zurück zur CIA...

In einer deutlich erdiger angelegten, wenngleich wiederum eindimensional abgespulten Action-Politthriller-Melange überführt der Australier Phillip Noyce Jack Ryan in seine nächste Film-Inkarnation - rund zwanzig Jahre älter aber mit einem nur geflissentlich älteren Töchterchen als im "Vorgängerfilm" beginnt Ryan hier noch nichtmal mehr als etwas unbeholfener Agent, sondern als steifer Bücherwurm, der in Ohnmacht fällt, wenn er im Nahkampf angeschossen wird und dicke Krokodilstränen am Krankenbett seiner Kleinen vergiest. Mann, ist der Mann männmenschlich! Dennoch: Als Miller seinen Liebsten an den Kragen will, greift Ryan zu entschlossener Kompromisslosigkeit. Er hetzt eine ganze Abteilung von CIA-Mitarbeitern gegen Miller und seine terroristische, längst von allen Idealen abgewichene Splittergruppe und wird schließlich via Satellitenübertragung Zeuge, wie die SAS ein libysches Terroristencamp, in dem Ryan seine Gegner vermutet, ausradiert. Hier erreicht "Patriot Games" ein nicht nur bei Ryan Gänsehaut erzeugendes, dem Film ansonsten eigentlich gar nicht zukommendes, kritisches Reflexionsniveau über moderne Kriegsführung und Militärmanagement. "Patriot Games" ist anders als "Red October", aber zumindest auch geflissentlich aufregender: Er versteht es, den Zuschauer emotional deutlich zwingender zu involvieren, macht Ryans persönliche Sache zugleich zu der des Publikums und hält Selbiges damit gut bei der Stange. Der recht brutale Showdown sorgt dann endgültig für eine deutliche Emanzipation dieses Films gegenüber McTiernans: Jack Ryan schlägt zu!

7/10

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THE HUNT FOR RED OCTOBER (John McTiernan/USA 1990)


"Wars have begun that way, Mr. Ambassador!"

The Hunt For Red October (Jagd auf Roter Oktober) ~ USA 1990
Directed By: John McTiernan

Im Jahre 1984 wird der junge CIA-Analyst John 'Jack' Ryan (Alec Baldwin) Hals über Kopf zu einer Krisensitzung nach D.C. beordert, als eines seiner "Studienobjekte", der sowjetische Kapitän Ramius (Sean Connery) sich mit dem von ihm kommandierten U-Boot "Roter Oktober" von der Flotte absetzt und sich durch den Nordatlantik Richtung Amerika vorarbeitet. Während die ihn bereits mit großen Flottenteilen verfolgenden Russen verlauten lassen, der noch nicht lange verwitwete Ramius habe einen Nervenzusammenbruch erlitten, sei nun völlig außer Kontrolle und habe dem Kreml in einem Brief mitgeteilt, dass er die Ostküste der USA bombardieren wolle, hält Ryan all das für ein Ablenkugsmanöver. Er ist überzeugt, dass Ramius mitsamt seinem Führungsstab und der Roter Oktober überlaufen will. Ryan riskiert Kopf und Kragen, um seine Theorie zu beweisen und Ramius vor der Paranoia seiner Landsleute zu retten.

Im ansonsten nicht sonderlich informativen, retrospektiven Making-Of der DVD sagt Alec Baldwin einen interessanten Satz: "Wenn man um 90 in der Business Class reiste", so Baldwin, "konnte man beobachten, dass acht von zehn der mitfliegenden Anzugträger einen Clancy-Roman in der Hand hatten". Pointierter kann man die Leserschaft des Gottvaters des trivialen Techno-Thrillers wohl kaum subsumieren. Männlich, betucht, gepflegt, konservativ. Vermutlich weiß dazu und, im Zweifelsfall, Republikaner.
"The Hunt For Red October" erschien 1984 und führte den CIA-Sesselpuper Jack Ryan als Heldenfigur ein, die mittlerweile durch rund dreizehn Romane Clancys spukt, es in deren Parallelrealität bereits zum amerikanischen Präsidenten gebracht hat und dessen Sohnemann ihn protagonistisch mittlerweile als deutlich kreglerer Jungspund abgelöst hat. Im Gegensatz zur reibungslosen Chronolgie der Bücher hatte es Ryan bezüglich der hollywoodschen Kontinuität der Drehbuch-Dinge nicht eben leicht und wurde binnen vier Kinoabenteuern einmal deutlich älter gemacht und später dann wiederum ordentlich verjüngt. In McTiernans Film, einer starbesetzten Kalter-Kriegs-Fabel, die mit ihrer globalpolitischen Schilderung trotz entsprechender Hinweise auf eine sich zurückdatierenden Erzählzeit etwas spät dran war, spielt Alec Baldwin als Jack Ryan eher die zweite Geige. Der von einem weißgraumelierten Sean Connery gespielte, litauische Seewolf Marko Ramius steht als genialischer Gefechtsstratege und Experte in Sachen maritime Schlachten deutlich im Vordergrund und hat denn auch diverse Gelegenheit, seine wohlüberlegten, Schachzügen ähnelnden tricks und Finten auszuspielen. Amerikaner und Russen werden genarrt, es geht schließlich um den Ritt geradewegs durch die Barrieren des Eisernen Vorhangs. Zwar kommt es dabei zu einigen Kollateralschäden, die entsprechenden Opfer sind aber garantiert allesamt selbst dran schuld. Im Gegensatz zu der physischen Action seiner beiden vorzüglichen Genreklassiker "Predator" und "Die Hard" war McTiernan hier auf die mittelbare Darstellung von Zweikampf und Duell angewiesen, was der Zugkraft seines Films nicht immer bekommt. Irgendwie scheinen sich die Emotionen hinter dicken Stahlwänden und Millionen Tonnen Wasser leichter abkühlen zu können, der klaustrophobischen, submarinen Enge der paradoxerweise trotzend. Möglicherweise liegt es auch schlicht an der zwangsläufigen Statik der Figuren, die eben nicht viel mehr tun können als schwitzen und Befehle bellen. Insgesamt ein recht spannend vorgetragener Film, wenngleich auch ein recht biederer.

7/10

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THE MILLION EYES OF SU-MURU (Lindsay Shonteff/UK 1967)


"I hate men."

The Million Eyes Of Su-Muru (Sumuru - Die Tochter des Stans) ~ UK 1967
Directed By: Lindsay Shonteff

Die verrückte Supergangsterin und Erz-Emanze Sumuru (Shirley Eaton) will mithilfe ihrer Mädchen-Armee die Welt unterjochen und das Patriarchat durch eine Amazonengesellschaft ersetzen. Dazu plant sie, die Mächtigen des Globus nach und nach zu stürzen. Aktuell steht Boong (Klaus Kinski), der weibstolle Präsident des ostasiatischen Staats Sinonesien auf ihrem Speiseplan. Und ausgerechnet der britische Agent Nick West (George Nader) soll Sumuru helfen, an Boong heranzukommen. Doch da hat sich die Gute mächtig in den Finger geschnitten, denn sie vergisst um Wests geradezu magnetische Verführungsqualitäten...

Albernes Bond-Plagiat, das mit Shirley Eaton immerhin das ikonische, vergoldete Mädchen aus "Goldfinger" eine direkte Verwandtschaft zum großen Vorbild aufweist. Ansonsten kann man dem vorliegenden Film allerdings kaum vorwerfen, sich um jedwede Form gepflegter Eleganz verdient zu machen. Vielmehr war man sich hier - zumindest augenscheinlich - längst um die autoparodistischen Elemente der vielen Agentenheuler dieser Tage bewusst und gab sich diesen dann auch entsprechend gelassen hin. So ist "The Million Eyes Of Su-Muru" auch eher als eines der vielen medialen Camp/Pop-Artefakte seiner Zeit genießbar denn als der formaltechnisch letztlich dilettantische Versuch eines Genrefilms, den er nüchtern betrachtet darstellt. Schmalzsänger Frankie Avalon ("Why"), besetzt als Nick Wests Buddy und Millionenerbe Tommy Carter, diente wohl vornehmlich der Erschließung zusätzlicher weiblicher Publikumsschichten, wobei ich bezweifeln möchte, dass dieser Plan aufgegangen sein mag. Wie so oft in seinen legionären Stuss-Auftritten bildet hier Kinski immer noch den größten Hingucker. Der Rest ist Lärm.

5/10

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THE LITTLE DRUMMER GIRL (George Roy Hill/USA 1984)


"I believe in things. I believe in helping end the suffering."

The Little Drummer Girl (Die Libelle) ~ USA 1984
Directed By: George Roy Hill

Der Mossad wird auf die in London tätige US-Theater-Schauspielerin Charlie (Diane Keaton) aufmerksam, die sich bezüglich Nahost-Konflikt-Fragen öffentlich und überdeutlich auf Seiten der Palästinenser positioniert. Dennoch gelingt es den Israelis mit spezieller Unterstützung des charismatischen Agenten Joe (Yorgo Voyagis), in den sich Charlie verliebt, die junge Frau auf ihre Seite zu ziehen. Charlie soll dem Mossad dabei helfen, den arabischen Terroristen Khalil (Sami Frey) und dessen Operationsbasis zu enttarnen. Zu diesem Zweck muss sie sich unerkannt von der PLO anwerben lassen und Khalids Vertrauen gewinnen, was ihr auch gelingt. Dass am Ende der vertrackten Mission ihr eigener psychischer Zusammenbruch stehen könnte, ignoriert Charlie im Vorhinein konsequent...

John Le Carrés Thriller-Beitrag zur ewig schwelenden Nahost-Krise, von George Roy Hill gediegen und fast gänzlich unter Verzicht auf oberflächliche Schaueffekte verfilmt sowie die Intelligenz seines Publikums fordernd statt beleidigend. Diane Keaton einmal fernab von Clinch-Situationen mit Woody Allen zu beobachten bzw. von ihr nicht das amerikanische Hausmütterchen mit schneidigem Verstand aufs Erdnussbutter-Sandwich gelegt zu bekommen, ist ebenfalls eine Wohltat, ebenso wie einen fast domestiziert erscheinenenden Kinski, der einen ungewohnt entspannten Eindruck hinterlässt und seine Regieanweisungen tatsächlich angenommen haben dürfte. Dass er nahezu jede Szene, in der er auftritt, allein durch seine Präsenz souverän dominiert, gehört eben zur Natur dieses Irrwischs. Die einzigen mir erwähnenswert scheinenden Schwächen des durchaus auch als Allegorie auf abendländisches Unverständnis bezüglich orientalischer Mentalitätskonflikte lesbaren Films liegen in seiner etwas klischierten und vor allem allzu ausgewalzten Präsentation des Verhältnisses zwischen Charlie und Joe. Diese mag vielleicht inhaltlich von elementarer Bedeutung sein, inszenatorisch hätte hier jedoch durchaus auch gern auch mal Schmalhans Küchenmeister sein dürfen.

8/10

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CHAIN OF COMMAND (David Worth/USA 1994)


"No problem."

Chain Of Command ~ USA 1994
Directed By: David Worth

Der Ex-Green-Beret Merrill Ross (Michael Dudikoff) arbeitet nunmehr für die 'Western Oil Co.' in dem arabischen Kleinstaat Qumir. Nachdem scheinbare Terroristen die Raffinerie eines Abends überfallen, sämtliche US-Mitarbeiter bis auf Ross gekidnappt und die Einheimischen gnadenlos erschossen werden, begibt sich der gnadenlose Einzelkämpfer auf eine Solo-Mission, um die Geiseln zu befreien. Dabei stößt er auf die qumirische Untergrundorganisation QLI, die den Verdacht der Täterschaft bezüglich des Überfalls von sich ablenken will. Tatsächlich findet Ross heraus, dass der Western-Oil-Geschäftsführer Benjamin Brewster (R. Lee Ermey) das Attentat höchstselbst ausgeheckt hat, um die politische Lage in Qumir zusätzlich zu instabilisieren und sich letzten Endes den gesamten staat in die Tasche stecken zu können. Zusammen mit der Mossad-Agentin Maya (Keren Tishman) durchkreuzt Ross jedoch auch diese sinistren Pläne.

Strukturell dem etwa drei Jahre älteren "The Human Shield" nicht unähnlich, weist "Chain Of Command" korrelativ zu seinem erhöhten Mut zur Selbstironie und zu gepflegtem Minimalwahnsinn gleichfalls einen höheren Entertainmentgrad auf als das biedere "Vorgängermodell". Der in "The Human Shield" noch eher farblose Dudikoff wird hier zur coolen Sau emporstilisiert, darf Kette rauchen, saufen (für eines der durchtrainierten Achtziger-Heroenrelikte durchaus ungewöhnlich) und coole Sprüche bellen. Den strahlend bösen Bösewicht hat auch "Chain Of Command"; und derer sogar gleich zwei: der reizend-sardonische Todd Curtis (gesegnet in der deutschen Fassung mit der Gewinnerstimme Thomas Dannebergs) spielt seine durchgedrehten, kleinen Sadismen mit wallender Löwenmähne aus und auch die paar Kurzauftritte R. Lee Ermeys geben dem finalen Produkt einen zusätzlichen Hauch von Edelschimmel. Die überaus schöne Keren Tishman ist eine Augenweide und die dargestellte Gewalt nicht von Pappe. Zudem weicht die für meinen Geschmack etwas zu reaktionäre politische Agenda aus "The Human Shield" hier einem eher phantastischen Intrigenspiel, das manchmal zwar seine eigene Übersichtlichkeit aufs Spiel setzt, in seiner reizend-banalen Art jedoch zu gefallen weiß.
Nachdem sein Vetter Menahem Golan sich mit seiner "21st Century" bereits in die Konkurrenz hinein selbstständig gemacht hatte, bedeutete "Chain Of Command" eine der allerletzten Produktionen für Yoram Globus' klamme Cannon Films. Was rückblickend schade ist, denn der Film holt nochmal all die guten alten Attribute der illustren Kleinfilmschmiede zum Vorschein. Zurück bleiben zwei weinende Äuglein.

6/10

David Worth Cannon Kidnapping


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CONFESIONS OF A DANGEROUS MIND (George Clooney/USA, UK, D 2002)


"When you're in a relationship, it means you are obligated to give a shit."

Confessions Of A Dangerous Mind (Geständnisse - Confessions Of a Dangerous Mind) ~ USA/UK/D 2002
Directed By: George Clooney

Der Werdgang des Game-Show-Erfinders und angeblichen CIA-Killers Chuck Barris (Sam Rockwell), basierend auf dessen "unautorisierter Autobiographie" gleichen Titels.

Nachdem sein Script zu Michel Gondrys "Human Nature" verfilmt worden war, ergab sich als nächstes diese Adaption des unter seinen Kennern vornehmlich als bizarr kategorisierten Barris-Buchs, dessen Wahrheits- bzw. Legendengehalt bis heute nicht auf den Grund gegangen werden konnte. Dem Vernehmen nach machte Barris, als er mit dem Schreiben seiner Autobiographie beschäftigt war, eine "schwere Lebenskrise" durch, was sich ja in vielerlei Ausprägung interpretieren lässt. Chuck Barris' erstes Geschenk an die Popkultur bildete der von Freddy Cannon eingesungene Hit "Palisades Park". Später wagte sich dann die ABC an seine teils trashigen Showformate wie "The Dating Game" oder "The Gong Show", die später sogar international adaptiert wurden und die basalen Wurzeln für die noch heute das Fernsehen beherrschenden "Talentshows" legten, welche natürlich nicht dazu dienen, Talente ausfindig zu machen, sondern primär dafür geschaffen sind, einsame Öffentlichkeitssuchende großflächig zu denunzieren. Irgendwann im Anfangsstadium seiner Erfolge will Barris dann von einem CIA-Mann angeworben worden und zum Profikiller ausgebildet worden sein. Im Laufe seiner "Parallelkarriere" im Nachrichtendienst hat Barris dann angeblich 33 Menschen getötet, als letztes einen weiblichen "Maulwurf" (Julia Roberts), der diverse andere Mitarbeiter der "Firma" ausgeschaltet hatte.
Barris' zusammenfabulierter Biographiewahnsinn schreit natürlich nach einer Verfilmung, zumal wenn ein fertiges Drehbuch von Charlie Kaufman dafür vorliegt. George Clooney wählte den Stoff mit großzügiger Schützenhilfe von Miramax und seinem Kumpel Soderbergh als sein Regiedebüt und machte seine Sache soweit in Ordnung. Allerdings muss man ganz klar sehen, dass Clooney sich in ebenjener Unterstützung durch Freunde und Kollegen förmlich suhlt und seine Eigenständigkeit sich in Bildmanipulationen erschöpft. Ansonsten gehört der Film ganz dem wie immer phantastischen Rockwell und natürlich Charlie Kaufman, für dessen Verhältnisse "Confessions" allerdings recht konventionell daherkommt.

7/10

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MODESTY BLAISE (Joseph Losey/UK 1966)


"I'm the one and only scoundrel in this drama!"

Modesty Blaise ~ UK 1966
Directed By: Joseph Losey

Die englische Superagentin Modesty Blaise (Monica Vitti) hat sich eigentlich zur Ruhe gesetzt, doch ihreem früheren Chef Sir Gerald (Harry Andrews) gelingt es, sie für einen weiteren Auftrag zu gewinnen: Modesty soll, zusammen mit ihrem Lieblingspartner Willie Garvin (Terence Stamp) den sicheren Transport einer wertvollen Diamantenladung in den Nahen Osten sichern. Jenen hat nämlich zugleich der exzentrische Supergangster Gabriel (Dirk Bogarde) auf dem Kieker...

Rein inhaltlich und dramaturgisch kommt "Modesty Blaise" beinahe einer Tortur gleich; es geschieht im Prinzip nichts von Belang, alles reine Genre-Etikette, Parodie, Geschwätz, Schall und Rauch. Hauptsache, es ist schön grell und möglichst ausgeflippt. Als Artefakt für Popkulturforscher wäre "Modesty Blaise" indes unverzichtbar und er dürfte am Schönsten anzuschauen sein, wenn er in irgendeinem Soul-&-Easy-Listening-Club parallel zum Liquid Wheel läuft. Visuell ist Loseys Film nämlich ein wahrter Gedichtband psychedelischer Sechziger-Kunst, auch wenn er an einen "Danger: Diabolik" nicht heranreicht. Die Stars um "Nasenfrau" Monica Vitti werden vermutlich auch ihren bekifften Spaß gehabt haben - kein Wunder angesichts solch beknackter Dialoge wie denen im Script, die vom Rezipienten annähernd Decodierungsfähigkeiten einfordern. Spaßig und anstrengend zugleich - das gibt's nicht oft.

6/10

Joseph Losey Bond-Spoof Amsterdam Diamanten


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TOPAZ (Alfred Hitchcock/USA 1969)


"I love the Cubans. They are so wild!"

Topaz (Topas) ~ USA 1969
Directed By: Alfred Hitchcock

Herbst 1962, kurz vor der Kuba-Krise: Der sowjetische Überläufer Kusenov (Per-Axel Arosenius), einst ein hochrangiger KGB-Beamter, hält für seine westlichen Asylstifter einige überraschende Eröffnungen bereit: Zum Einen weiß er, wie in Erfahrung zu bringen ist, wo genau auf Kuba die Russen ihre Raketen stationeren wollen, zum anderen kennt er eine strenggeheime Organisation französischer Doppelagenten namens "Topas", in die sogar Regierungsmitglieder verstrickt sind. Der Agent Deveraux (Frederick Stafford), ein Mann für alle Fälle, beschafft die wichtigen Informationen über die Sowjets und lässt Topas auffliegen.

Offenbar nicht unbeeindruckt vom Erfolg der James-Bond-Reihe, ließ sich Hitchcock zunächst von Leon Uris selbst ein Treatment zu dessen gleichnamigem Erfolgsroman schreiben, dass dann jedoch noch mehrfach modifiziert wurde. "Topaz" stellte für den Regisseur in vielerlei Hinsicht einen "Zäsurfilm" dar; er beschäftigt sich mit einem realen Ereignis der jüngeren Globalhistorie, verzichtet auf Hollywood-Stars, zerfällt in eine fast episodische Struktur, die lediglich durch das Deckelthema und die Hauptfigur Andre Deveraux verknüpft ist und bildet zudem Hitchcocks erste, unfreiwillige Gehversuche bezüglich improvisatorischer Inszenierung. Der sonst als eherner Kontrollfreak bekannte Meister hatte hier keine Zeit für das Erstellen großzügiger Storyboards und übriger Planungen, da das zu drehende Material in der von Samuel Taylor umgeschriebenen Fassung in Schriftform teils erst kurz vor Drehbeginn eintrudelte. Das stark zerfaserte, emotional seltsam entleerte Resultat spricht Bände. Selbst in der von Hitch persönlich gestrafften Fassung ist der Film noch deutlich zu umwegsam und hangelt sich an einzelnen, wie immer sicherlich gelungenen Szenen und Einstellungen entlang, die jedoch allesamt ins Nirvana führen. Am Ende fühlt man sich, als hätte man irgendeiner x-beliebigen, zweistündigen Dauerberieslung beigewohnt, nicht aber einem Film von Alfred Hitchcock. Ein weiterer großer Faux-pas besteht nach meinem Dafürhalten darin, dass "Topaz" schlicht hässlich aussieht. In memoriam so meisterhafter wie wunderschöner Lehrstunden in Farbdramaturgie von "Under Capricorn" über "To Catch A Thief" bis hin zu "Vertigo" fragt man sich, was eigentlich auf dem Wege passiert sein mag. Nun, Robert Burke war verstorben, aber dieses blasse, mit Weichfiltern übersäte, zwischen plüschigem Beige und rebellischem Olivgrün pendelnde Einerlei von Jack Hildyard ist tatsächlich nicht bloß unansehnlich, sondern langweilig noch dazu. Einem Mann, der einst vor Professionalität strotzte und nichts oder kaum etwas dem Zufall überlassen hat, dabei zuzuschauen, wie er aus Alters- und Gesundheitsgründen kreativ niederzugehen droht, ist summa sumarum alles andere als ein Vergnügen. Das übliche Cameo zeigt Hitch, wie er von einer Krankenschwester im Rollstuhl zu einem Flughafen-Terminal gebracht wird. Symbolischer hätte es wahrlich kaum ausfallen können.

4/10

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