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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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NINJA ASSASSIN (James McTeigue/USA, D 2009)


"This is not my family. You are not my Father. And the breath I take after I kill you will be the first breath of my life."

Ninja Assassin ~ USA/D 2009
Directed By: James McTeigue


Der abtrünnige Ninja Raizo (Rain) will Rache an seinem Clan und seinem einstigen Ausbilder (Shô Kosugi), die jegliche Form der Menschlichkeit buchstäblich mit Füßen treten. In Berlin begegnet Raizo der Ermittlerin Mika (Naomie Harris), die zusammen mit ihrem Partner (Ben Miles) dem Ninja-Kult auf der Spur ist. Zeitgleich taucht Raizos "Bruder" Takeshi (Rick Yune) in der einstigen Mauerstadt auf, um sämtliche Feinde zu eliminieren.

Ninjas in Berlin? Keine schlechte Idee eigentlich, wobei nicht ganz neu, s. Blumenbergs in Hamburg angesiedelter "Der Sommer des Samurai". Aber wie dem auch sei, das ästhetische Konzept von "Ninja Assassin", für das er im Grunde eigens lebt, hat mir jedenfalls sehr gut gefallen. Gemäß der Tradition des Ninja-Subgenres spielen Inhalte hier keine wesentliche Rolle; letzten Endes geht es bloß um die schwarz eingewickelten Männer, die wie Geister über ihre Opfer herfallen und nach leiser Attacke nurmehr Blut und Verstümmelung hinterlassen - und ihren Aktionismus, natürlich. McTeigue ist sich dessen vollkommen bewusst und lässt seinen Relaunch wirken wie ein buntes Comicheft, in dem das Blut zwar literweise, aber erkennbar computergeneriert und wie rote karminrote Deckenfarbe durch die Szenerie spritzt. Das verleiht dem Film trotz aller Gemetzel eine gewisse Leichtigkeit und lässt ihn wesentlich weniger gewalttätig erscheinen. Schon durch die paar entsprechenden Szenen in "V For Vendetta" hat McTeigue erahnen lassen, dass ihm etwas liegt an der stilisierten Inszenierung von Kampf und Tod. Mit "Ninja Assassin" gewährt er dieser Ambition die Perfektion.

7/10

Japan Rache Martial Arts Ninja Berlin Profikiller James McTeigue


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TOP SECRET! (David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker/USA 1984)


"I know a little German. He's sitting over there."

Top Secret! ~ USA 1984
Directed By: David Zucker/Jim Abrahams/Jerry Zucker


Um die Welt von ihrer wesentlichen Schlechtigkeit abzulenken, veranstalten die Parteiinternen der DDR ein Kulturfestival, auf dem als vorgebliches Zeichen des internationalen Öffnungswillens der amerikanische Rock'n'Roll-Star Nick Rivers (Val Kilmer) auftreten soll. Dieser gerät prompt in eine Spionageaffäre, wird zum Staatsfeind Nr. 1 und hilft einer Untergrund-Brigade gegen das Regime.

Der erste ZAZ-Film nach dem formvollendeten Gag-Feuerwerk "Airplane!" ist zwar nicht ganz so toll wie der Quasi-Vorgänger, prangt in seiner kompromisslosen Bereitschaft zum totalen Schwachsinn und jedem noch so abgeschmackten visuellen Gag aber immer noch als ein Juwel in der Krone des späten Slapstick. "Top Secret!" berichtet dabei auch viel über die USA, die der Film als ebenso kulturhermetisch wie den real existierenden Sozialismus denunziert und einen schmierigen, verblödeten Elvis-Epigonen (mutig: Kilmer) der Kategorie B zum potenziellen Retter der östlichen (Kommie-)Welt deklariert. In der Arbeiter- und Bauernstaatsfantasie von ZAZ, deren Zielobjekt in "Top Secret!" auch nichts anderes markiert als eine unverbesserliche Fortsetzung des Dritten Reichs und dessen Darstellung ebensowenig mit Authentizität zu tun hat wie das sich automatisch öffnende Garagentor einer Bambushütte, steht die (Film-)Zeit seit Dekaden still und zur formvollendeten Subversion genügt bereits eine knallrote E-Gitarre. Omar Sharif in der vermutlich entwürdigendsten Rolle seiner gesamten Karriere tummelt sich dazwischen, zusammen mit den britischen Gruselveteranen Michael Gough und Peter Cushing (der als Ehrerbietung die wahrscheinlich famoseste Einstellung des Films abbekommen hat). Das hat Klasse, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht überhaupt gar nicht danach aussieht.

8/10

David Zucker Satire Jim Abrahams Jerry Zucker ZAZ Parodie Groteske Kalter Krieg Slapstick Spionage Widerstand DDR


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INCEPTION (Christopher Nolan/USA, UK 2010)


"Whose subconscious are we going through exactly?"

Inception ~ USA/UK 2010
Directed By: Christopher Nolan


Cobb (Leonardo DiCaprio) versteht sich auf eine ganz besondere Form der Industriespionage: Extractions. Dabei schaltet er sich in die Traumwelt des zu bespitzelnden Subjektes ein, um aus dessen Unterbewusstsein bestimmte Geheimnisse herauszulösen. Als der japanische Magnat Saito (Ken Watanabe) auf Cobb aufmerksam wird, engagiert er diesen gegen einen verführerischen Preis für ein besonderes professionelles Wagnis: Cobb soll mit einem eigens zusammengestellten Team eine 'Inception' vornehmen, die Verankerung einer vorab konstruierten Fremdidee im Hirn seines Opfers. Als Gegenleistung soll Cobb durch Saitos Verbindungen von den US-Fahndungslisten gelöscht werden, auf denen er wegen Mordes an seiner Frau (Marion Cotillard) steht.

Weder der große, als solcher versprochene Überfilm, noch die satanische, nicht minder vollmundig garantierte Kino-Nemesis, stellt "Inception" sich als nicht mehr und nicht weniger vor denn als recht schick anzuschauender Genrefilm, der ebensowenig durch sonderliche inhaltliche Komplexität auffällt wie durch erwähnenswerte formale Extravaganzen. Damit reiht er sich dann auch recht nahtlos in das übrige, spießbürgerlich-risikoarme Nolan-Œuvre ein, dem unbedarftere Filmkucker zwar regelmäßig gern ein Taj Mahal nach dem anderen aus dem Boden stampfen, das tatsächlich aber nichts mehr repräsentiert als so stilsicheres wie konventionelles Unterhaltungskino. Die vielgepriesene Doppelbödigkeit des Films konnte ich jedenfalls zu keiner Sekunde ausmachen, allerhöchstens zunächst groß aufgezogene und dann nicht eingelöste narrative Prämissen erschienen mir augenfällig. Der gedankliche Ansatz, (inhaltlich) die Pforte zum einem Traum innerhalb eines Traums zu öffnen und somit (dramaturgisch) einen szenischen Zugriff auf mehrere parallele Realitäten zu erhalten, ist jedenfalls keineswegs so bahnbrechend wie "Inception" sie uns zu verkaufen trachtet, genauso wenig wie der scheinbar unbedingte Wunsch, ebendieses Konzept nonchalant zu Tode zu reiten.
Dass die Welt des Traums beim gegelten Anzugträger Nolan im negativen Sinne höchst linear erscheint und u.a. ausschaut wie das alpine Actionszenario eines Bond-Films, entlarvt indessen rasch die offenbar traurig eng gesteckten imaginären Grenzen ihres Ersinners. Viel klüger arrangiert als ein "Surrogates" von dem wesentlich weniger klangvoll prononcierten Jonathan Mostow ist das auch nicht, bloß etwa doppelt so lang und doppelt so wichtigtuerisch.

7/10

Identitaetskrise Christopher Nolan Traum


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ARTISTS & MODELS (Frank Tashlin/USA 1955)


"I never met a lady cartoonist before." - "All lady cartoonists are extremely grateful."

Artists & Models (Maler und Mädchen) ~ USA 1955
Directed By: Frank Tashlin


Die beiden Bohémiens Rick Todd (Dean Martin) und Eugene Fullstack (Jerry Lewis) hausen zusammen in Greenwich Village und halten sich mit kleinen Gelegenheitsjobs über Wasser, da weder Ricks Malerei noch Eugenes ausufernde Fabulierlust zum großen Erfolg führen. Als die Cartoonistin Abby (Dorothy Malone) und ihre Freundin Bessie (Shirley MacLaine) über ihnen einziehen, winkt Rick und Eugene zumindest schonmal das Glück der trauten Zwei- bzw. Viersamkeit, die von feindlichen Agenten allerdings kurz mal durcheinandergebracht wird.

Leider scheint "Artist & Models" der einzige Martin/Lewis-Film zu sein, den es bei uns auf DVD gibt - eine Schande, denn diese kleine Komiker-Sondersektion des Rat Pack ist mir noch vielfach in bester Ferbseherinnerung aus Kindheitstagen. Mit ihren diversen Live- und TV-Shows waren Martin und Lewis einst ein Renner im US-Showgeschäft, der sowohl für gleichermaßen gekonnte wie bizarre Blödeleien als auch für sein musikalisches Potenzial berühmt war. Irgendwann in der zweiten Hälfte der Fünfziger trennte man sich dann im Streit und ließ künftig die Finger voneinander.
"Artists & Models", wie viele Filme des Duos vom eigenwilligen Comedy-Auteur Frank Tashlin inszeniert, ist besonders aufgrund seines prachtvollen VistaVision ein echtes Liebhaberstück. Ich kenne nur wenige Filme, die nach über fünfzig Jahren noch so brillant und farbkräftig aussehen; alles scheint förmlich zu bersten vor lauter buchstäblicher Bildorgiastik. Da geraten Martins und Lewis' nichtsdestotrotz höchst charmant choreographierte Träller- und Albereien fast ins Hintertreffen. Aber nur fast: Die Szene, in der Lewis und seine Partnerin MacLaine zusammen im Treppenhaus "Innamorata" singen und tanzen, ist allerbestes Entertainment, ebenso wie die Comic-Gala im Showdown.

8/10

Frank Tashlin Slapstick New York Comic Satire Martin/Lewis Musik Jerry Lewis


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IN LIKE FLINT (Gordon Douglas/USA 1967)


"An actor? As president???"

In Like Flint (Derek Flint - Hart wie Feuerstein) ~ USA 1967
Directed By: Gordon Douglas

Diesmal muss Z.O.W.I.E.-Superagent Derek Flint (James Coburn) gegen eine Truppe naiver Feministinnen namens 'Fabulous Face' antreten, die einen weltweiten Politputsch planen, um sämtliche relevanten Ämter ausschließlich mit Frauen besetzen zu können. Dummerweise verlassen sich die Damen bei der Durchführung ihrer Pläne auch auf männliche Mithilfe, was ihnen schnell das Kreuz bricht. Der als Doppelgänger des US-Präsidenten (Andrew Duggan) eingesetzte Schauspieler Sebastian (Andrew Duggan) und der verrückte General Carter (Steve Ihnat) übernehmen nach Flints erster Intervention die Führung und können nur von Flint und der von ihm umgedrehten Blondine Lisa (Jean Hale) gestoppt werden.

Der zweite Flint-Film ist noch um Einiges witziger als der erste, strapaziert gegen Ende jedoch seine Laufzeit etwas über. Nachdem der Agent bereits im Original als unanfechtbarer Tausendsassa verkauft wurde, sehen wir ihn hier u.a. bei der Konversation mit seinem Hausdelfin Eric. Berühmt wurde der als nichts weniger denn prophetisch zu bezeichnende Kommentar Flints (s. obiges Zitat), mit dem er völlig fassungslos die Neuigkeit kommentiert, dass der echte Präsident durch einen Schauspieler ersetzt wurde. Ansonsten wird die feministische Bewegung zur gnadenlosen Zielscheibe des herzlich maskulinen Spotts erklärt: Die drei Köpfe von 'Fabulous Face' sind allesamt alte Teetantchen, die - Frauen halt - überhaupt nicht in der Lage sind, ihre Pläne zur Gänze zu überblicken. Zur globalen Oktroyierung ihrer Pläne wollen sie Haartrockner einsetzen, die zugleich Gehirnwäschemaschinen sind - alle unfreiwilligen Mitstreiterinnen werden derweil kryogenisch eingefroren. Es gibt also wieder eine Menge zu schmunzeln. Besonders hervorhebenswert sind die musikalischen Klänge von Jerry Goldsmith, der es hier mit Erfolg seinen etwas schwungvolleren Kollegen Lalo Schifrin und Henry Mancini gleichtut.

7/10

Kalter Krieg Derek Flint Gordon Douglas Karibik Bond-Spoof


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OUR MAN FLINT (Daniel Mann/USA 1966)


"It can't be..." - "Of course it can, that's why he's Flint!"

Our Man Flint (Derek Flint schickt seine Leiche) ~ USA 1966
Directed By: Daniel Mann

Derek Flint (James Coburn), Lebemann und Top-Agent des amerikanischen Geheimdienstes 'Z.O.W.I.E.', wird herbeigerufen als die Terrororganisation 'Galaxy' die führenden Nationen der Welt mittels ihrer Wettermanipulationsmaschine dazu zwingen will, sämtliche Nuklearwaffen zu vernichten. Ihr an sich hehres Ziel versucht Galaxy jedoch mittels faschistischer Indoktrinationsmethoden zu erreichen, was Flint überhaupt nicht mag. Nachdem er die feindliche Agentin Gila (Gila Golan) becirct hat, ist es ihm ein Leichtes, Galaxy zur Strecke zu bringen.

Während die meisten Bond-Plagiate in den Sechzigern aus Europa, vornehmlich aus italienischer Coproduktion, kamen, versuchte sich Hollywood an vergleichsweise wenigen Rip-Offs der Abenteuer des britischen Agenten. Jene wiesen dann auch zumeist eine satirische oder gar unverhohlen parodistische Form auf. Die beiden "Derek Flint" - Filme wählten den lässigen Weg des Witzes, um 007 an der Kinokasse in seine Schranken zu weisen: Flint ist (noch) mehr Supermann als Mensch und jeder Situation ohne äußere Anstrengung gewachsen. Er beherrscht sämtliche Kampftechniken, ist eine wandelnde Enzyklopädie und außerdem Ballett-Virtuose, bekommt ausnahmslos jede Frau ohne den geringsten Widerstand ins Bett und verzichtet auf den Einsatz von Feuerwaffen. Außerdem pflegt er ein gesundes Maß an Arroganz, was seinen Chef Lloyd Cramden (Lee J. Cobb) regelmäßig zur Verzweiflung treibt. Seine Gegner findet Flint jeweils in einer Gruppe von fehlgeleiteten Weltverbesserern, die gerade so gefährlich sind, weil sie einen gesellschaftlichen Umbruch durchsetzen wollen. In "Our Man Flint" handelt es sich dabei um drei der Friedensbewegung verpflichtete Wissenschaftler (Benson Fong, Rhys Williams, Peter Brocco), die bei aller technischen Raffinesse verkennen, dass ihre Methoden nicht besser sind als die ihrer erklärten Erzfeinde.
Als Moderelikte ihrer Zeit und als Coburn-Vehikel sind die zwei Flint-Abenteuer auch heute noch recht gut genießbar - insbesondere für kompromisslose Sixties-Enthusiasten, die bei flotter Innenarchitektur, perfekt sitzenden Anzügen, hochgesteckten Frisuren und Easy-Listening-Sounds in ungebremste Verzückung geraten.

7/10

Derek Flint Daniel Mann Kalter Krieg Marseille Rom Bond-Spoof


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PICASSO TRIGGER (Andy Sidaris/USA 1988)


"Give 'em a lei - blow 'em away."

Picasso Trigger (Hawaii Connection) ~ USA 1988
Directed By: Andy Sidaris


Nur kurz nachdem der Supergangster Alejandro Salazar (John Aprea), genannt 'Picasso Trigger', in Paris von einem unbekannten Attentäter ermordet wurde, beginnt sein früherer Konkurrent Ortiz (Rodrigo Obregón) einen zuvor angekündigten Rachefeldzug gegen alle, die am Tode von Ortiz' Bruder Schuld haben, darunter vornehmlich Regierungsangestellte. Darauf wird bald der schmucke Superagent Travis Abilene (Steve Bond) aufmerksam, der daraufhin seine vornehmlich aus drallen Playmates bestehende Elitetruppe zusammentrommelt und sich Ortiz und seine Baggage vorknöpft. Dabei hat Abilene die ganze Zeit eine dunkle Ahnung: Ist Picasso Trigger wirklich tot?

Sidaris mochte es groß: Die Handfeuerwaffen seiner muskulösen Darsteller mussten ebenso volumninös sein wie die Brustumfänge der jeweils im Gros eingesetzten Protagonistinnen. Sidaris' locations waren ausnahmslos exotische Sonnenareale, in denen - wenn überhaupt - Hawaii-Hemden getragen wurden, seine sonstigen Utensilien schicke Sportwagen und schnelle Boote, große Explosionen und gewaltsame Morde, verübt von hämisch grinsenden Attentätern, die auch noch zumeist als Zuschauersympathisanten fungierten. Der Mann kultivierte seinen betont maskulinen, etwas hölzern anmutenden Geschmack regelmäßig mit diebischer Freude, was dazu führt, dass seine Filme sich allesamt frappierend ähneln und fast wie Episoden einer TV-Serie mit wechselnden Hauptdarstellern und Figuren wirken. Dabei legte Sidaris offenkundig großen Wert darauf, dass seine Arbeiten eben nicht nach Fernsehen, sondern stets nach professionellem Kino aussahen; er drehte nach eigenem, stolzen Bekunden nur auf 35mm, setzte wenn möglich keine Miniaturen oder ähnliche Effektkunst ein und ließ seine fraglos vorhandene technische Versiertheit stets an vorderster Front walten, so dass man sein Werk aller Beschränktheit zum Trotze durchweg als eye candy bezeichnen darf.
"Picasso Trigger" veranschaulicht so eindrucksvoll wie nachdrücklich, wie unwesentlich Narration für einen Sidaris ist. Sofern man überhaupt von einer Geschichte sprechen möchte - er variiert als Quasi-Remake von "Seven" nur unwesentlich den Plot dieses leider nicht in der von Sidaris selbst zu Lebzeiten aggressiv beworbenen DVD-Collection enthaltenen Klassikers: ein Spitzenagent mobilisiert eine Truppe von mord- und bumslustigen Übermenschen, die sich jeweils eines von mehreren Zielen auf der anderen Seite zu kümmern - sprich, diese zu liquidieren - haben und zwischendurch gemeinsam duschen, im Whirlpool sitzen oder in die Kiste hopsen. Und DAS sind nur die Guten!
Als Katerfilm an heißen Sommermorgen ist das ausgesprochen exquisites Premiumprogramm!

5/10

Las Vegas Independent Hawaii Andy Sidaris Exploitation Trash


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WILD GEESE II (Peter Hunt/UK, AU 1985)


"But... I deserve being imprisoned!"

Wild Geese II (Wildgänse 2) ~ UK/AU 1985
Directed By: Peter Hunt


Alex Faulkner (Edward Fox), Bruder des verstorbenen Söldners Allen Faulkner und ebenfalls vom Fach, bekommt von einer britischen Mediengesellschaft das Angebot, für eine stattliche Summe den über neunzig Jahre alten Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß (Laurence Olivier) aus seinem Gefängnis in Spandau zu befreien - die anschließende Sensation, so versichert man ihm, wäre ohnegleichen und Hess könne diverse brüskierende Geheimnisse über die Supermächte preisgeben. Faulkner lehnt das irrsinnige Unterfangen zunächst ab, empfiehlt aber seinen Kollegen Haddad (Scott Glenn), der den Auftrag dann auch tatsächlich annimmt. Nachdem Haddad auch Faulkner überredet hat, einzusteigen, bekommt er es in Berlin mit einem ominösen Terror-Netzwerk und den Sowjets zu tun, noch ehe er die Planung zu Heß' Befreiung auch nur konkretisieren kann.

Nachdem nicht weniger als sechs Söldner- und Kriegsfilme, davon mindestens einer lange vor McLaglens "The Wild Geese" entstanden waren, häufig solche aus der Produktions- oder Verleihschmiede des Schweizers Erwin C. Dietrich (unter zumeist italienischer Beteiligung), und das erfolgreiche "Wildgänse"-Trademark verwurstet hatten, beendete dieses einzige reguläre Sequel das entsprechende title dropping ziemlich unversehens. Für "Wild Geese II" krallte sich der Produzent Euan Lloyd den Vorlagenautor des ersten Teils, Daniel Carney, der extra für den zweiten Film einen Roman anfertigte, den Original-Scriptautor Reginald Rose und den Kompositeur Roy Budd. Zunächst sollte auch Richard Burton noch einmal als Allen Faulkner antreten, doch seine extrem unstete Lebensweise brachte ihn ganz kurz vor der Umsetzung dieser Pläne leider ins frühe Grab. Die Originalplakate zeugen noch von Burtons geplanter Mitwirkung; eine Pre-Title-Sequenz, die einige Szenen des Vorgängers zusammenfasst, versichert uns schließlich den hochoffiziellen Status des vorliegenden Films. Da Lloyd keinen einfachen Ersatz für Burton wünschte, wurde das Script kurzerhand zugunsten Edward Fox' Bruderrolle umgedichtet und mehr Gewicht auf Scott Glenns Part gelegt. Zudem gab es im Vergleich zum Vorgänger ein weiteres Novum: Besetzt von Barbara Carrera, die in den frühen und mittleren Achtzigern häufig im Actionfilm anzutreffen war, kam eine relativ gewichtige Frauenrolle hinzu. Einige Stars aus der zweiten Reihe, darunter Ingrid Pitt, John Terry und Robert Webber, gaben sich ein Stelldichein in Gastauftritten. Für Laurence Olivier, der, seine zwischen wacklig und rührend pendelnden Auftritte zeugen davon, ebenfalls bereits mit einem Bein in der Kiste zu stehen scheint und der in den späten Karriejahren ja so oder so häufig mit dem Nazifach in Verbindung trat (s. "Marathon Man" und "The Boys From Brazil"), war dies eine der letzten appearances - eine ganz schöne, wohlgemerkt.
Als eigenständiger Söldnerfilm geht "Wild Geese II" in Ordnung. Zwar fehlt das exotische Ambiente des Erstlings und der Dietrichs, die Mauerstadt mitten im Kalten Krieg und ein paar gelungener filmischer Verweise auf ihren damaligen Enklavenstatus (in einer Szene steht Scott Glenn auf einer Empore und blickt ungläubig in den Ostteil der Stadt herüber) aber wirken sich sogar recht seriös aus. Ziemlich daneben geht es, wenn der Film notgedrungen versucht, den Charme des Originals zu repetieren, etwa in der Person des Schleifers (Paul Antrim). Das landet völlig in der Hose und wäre eher zu vermeiden gewesen. Wie stets in seinen stoischen Eighties-Performances - ich denke da besonders gern an "Man Of Fire" - ist Scott Glenn ein erfreulich wortkarger Held und Roy Budds Musik immerhin fast so gut wie die fürs Original. Insgesamt gibt's wohl geringfügig mehr auf der Habenseite; für "The Wild Geese", den ich zu meinen Lieblingsfilmen zähle, bedeutete Hunts Fortsetzung jedoch niemals auch nur den Hauch einer Gefahr.

6/10

Nationalsozialismus Berlin Kalter Krieg Soeldner Peter Hunt Daniel Carney


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TOTAL RECALL (Paul Verhoeven/USA 1990)


"Open your mind."

Total Recall (Die totale Erinnerung) ~ USA 1990
Directed By: Paul Verhoeven


Im Jahre 2084 werden die Planeten nach ihrer Kolonisierung im großindustriellen Maßstab ausgebeutet. Auf dem Mars baut man wertvolles Turbiniumerz ab. Der raffgierige Politiker Cohaagen (Ronny Cox) verwaltet dieses Milliardengeschäft und "versorgt" die Arbeiter im Gegengzug mit wegen der lebensfeindlichen planetaren Atmosphäre existenznotwendigen Kuppeldächern, die allerdings von billigster Konstruktion sowie nicht strahlenresistent sind und daher für Mutationen bei den Kindern sorgen. Derweil träumt der Bauarbeiter Doug Quaid (Arnold Schwarzenegger) auf der Erde von einem Marsbesuch. Da ein solcher in der Realität allzu umständlich erscheint, entscheidet sich Quaid für einen Besuch bei der Erinnerungsimplantierungsfirma REKALL, um sich zumindest eine lebensechte, wenn auch gefälschte Erinnerung an den Mars zu erkaufen. Sein persönliches Kundenpaket sieht außerdem vor, dass Doug für die Dauer des Egotrips aus seinem Alltag als Arbeiter entkommen und seine Ferien als Geheimagent verbringen kann. Die Implantation scheint jedoch schiefzugehen und urplötzlich sieht sich Quaid mit zahlreichen waffenstarrenden Gegnern und einer falschen Identität konfrontiert. Seine Frau (Sharon Stone) will ihn töten und bald landet er tatsächlich auf dem Mars, wo er zum Revolutionshelden wird.

Mit "Total Recall" verbinde ich ganz besondere biographische Erinnerungen: Ich hatte das große Glück, den Film damals mit vierzehn Jahren auf der Leinwand sehen zu können, eine Kinoerfahrung, die mich so dermaßen übergebügelt hat wie nichts Vergleichbares zuvor. Überhaupt sind die Latenz- bzw. Pubertätsphasen ja für den möglichst unbefangenen Genuss von Eventmovies das beste Alter, man hat das Staunen noch nicht verlernt und ist perzeptiv betrachtet andererseits noch naiv genug, um auf mediale Affektevozierung halbwegs widerstandslos eingehen zu können. In dieser Phase also hatte Verhoeven mich mit seiner brillanten Reflexion um ein möglicherweise auch innerhalb der Filmrealität rein imaginäres Abenteuer erwischt, und zwar kalt. Diesem Erlebnis konnte danach wie erwähnt zunächst mal gar nichts das Wasser reichen, bis dann irgendwann Ridley Scotts Director's Cut von "Blade Runner" kam (sicher nicht ganz zufällig ebenfalls eine Dick-Verfilmung mit sich sukzessive auftürmenden Identitäts- und Realitätsfragen). Auf die sagenhafte technische Fertigung von "Total Recall", mit all seinen topographischen Konstruktionen und Szenarien, seiner kompromisslosen (jedoch rein visuellen) Brutalität und dem hypnotisierenden Goldsmith-Score einzugehen lohnt kaum, das ist ja sowieso alles hinlänglich bekannt. Was indes bis heute rückhaltlos fasziniert, ist die um die verschiedenen möglichen, dabei ungeklärten Realitätsebenen kreisende Metastruktur. Die Frage danach, ob sich all das, was er und wir mit ihm erleben, tatsächlich nur um Quaids Egotrip handelt, ob er einer "schizoiden Embolie" zu erliegen droht, wie man ihm zwischendurch weiszumachen versucht oder ob Quaid tatsächlich den Mars rettet, lässt sich, von Verhoeven ganz bewusst arrangiert, bis zum Schluss nicht eindeutig beantworten - wenngleich die ungewöhnliche Weißblende zum Abschluss schon stellvertretend für eine gewisse inszenatorische Tendenz betrachtet werden kann. Neben "The Terminator" dürfte "Total Recall" somit das intelligenteste Lichtspiel sein, in dem Schwarzenegger je das Glück hatte aufzutreten. Vor allem lebt dieser Film ausnahmsweise nicht von Arnolds Physis, sondern von der bloßen narrativen Substanz des Scripts. Es mag - wie öfter bei mir - reaktionär anmuten, aber für mich ist "Total Recall" ein Zeugnis aus besseren Kinotagen.

10/10

Splatter Mutant Zukunft Philip K. Dick Paul Verhoeven Mars Weltraum Identitaetskrise


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THE DOLL SQUAD (Ted V. Mikels/USA 1973)


"What about some antidot for our friends?" - "In our business you have no friends!" - "Of course, I neither have any. I just wanted to ask in place of people having friends. Me, I surely have none."

The Doll Squad (Das Kommando der Frauen) ~ USA 1973
Directed By: Ted V. Mikels

Um den irren Erpresser und Globalgangster Eamon O'Reilly (Michael Ansara), der plant, mit Pestviren infizierte Ratten an internationale Terroristen zu verscherbeln. dingfest zu machen, befleißigt man sich der Super-Agentin Sabrina Kincaid (Francine York) und ihrer nicht minder taffen 'Doll Squad'. Mit vereinten Kräften stöbern die Damen O'Reilly, der pikanterweise zugleich einer von Sabrinas Ex-Liebhabern ist, auf und machen ihm einen dicken Strich durch die Rechnung.

Gammelkino aus der zweiten Schublade von unten, das nunmehr, da ja alles, was nach retrochic, grindhouse, cheesiness, camp, drive-in blablabla riecht, eine bevorzugte Zuwendung erfährt. Das rüttelt aber nichts daran, dass der Billigregisseur Mikels hier einen echten Stinker vom Stapel gelassen hat, der wohl schon damals primär von verklemmten Herren im Trenchcoat frequentiert wurde. Als Gegenentwurf zu James Bond und anderen Spionagehelden sollte clevererweise eine in Sachen Kampfeskraft geschulte Damenriege herhalten, die sich allerdings erwartungsgemäß aus bloßen Bikiniständern rekrutierte und sich durch eine von Halbidiotie zerfressene Story quälte. Dabei sind ein paar nette Ideen dabei: Unter anderem ist die Doll Squad im Besitz eines Pülverchens, das, dem Gegner verabreicht, zur kurzfristigen Explosion desselben führt. Was hätte man daraus machen können und wie schlapp wurde es letztlich umgesetzt! Da nützt auch die symbolträchtige Durchbohrung des Oberbösewichts mit einem überdimensionalen Schwert nichts mehr. Leider kein Sündenfall, allerhöchstens für die feministische Bewegung, die sich durch Filme wie diesen böse zurückgeworfen gefunden haben dürfte. Dann lieber gleich 'nen Sidaris, der wusste, wo die Glocken höngen, äh, hingen.

3/10

Ted V. Mikels Trash Independent





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Funxton

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