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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TIE HOU ZI (Chen Kuan-Tai/HK, TW 1977)


Zitat entfällt.

Tie Hou Zi (Die Schule des Shaolin) ~ HK/TW 1977
Directed By: Kuan-Tai Chen

Nachdem sein unter dem Verdacht, ein Rebellenanführer zu sein stehender Vater (Chi Ma) nebst der gesamten übrigen Familie von dem regierenden, bösen Prinzen Ching (Kuan-Chun Chi) gefangen genommen und exekutiert wird, schwört der Älteste (Kuan-Tai Chen) blutige Rache. Er lässt sich in einem buddhistischen Kloster von Shaolin-Mönchen in der Kunst des Kampfes unterweisen und perfektioniert schließlich den gefürchteten "Stil der Affenfaust". Jener Stil gilt als unbesiegbar, es sei denn durch einen Gegner, der den "Stil der Adlerkralle" beherrscht. Fertig ausgebildet, lässt der sich mittlerweile stolz "Eiserner Affe" nennende, junge Mann scheinbar von der Leibgarde des Prinzen Ching anheuern und wartet auf den Tag, an dem es all seinen Feinden heimzahlen kann - nicht ahnend, dass Prinz Ching ein Experte der "Adlerkrallen"-Technik ist...

Dieser so weit ich das übersehen kann, recht ordentlich beleumundete Eastern präsentiert den bis heute aktiven Chinesen Kuan-Tai Chen in Personalunion als Regisseur und Hauptdarsteller. Mit gediegener Choreographie und nicht allzu blutiger Visualisierung erfreut "Tie Hou Zi" vor allem durch den gänzlichen Verzicht auf humorige Zwischenspiele. Dadurch bezieht er eine staubtrockene Ernsthaftigkeit, die ihn auch für mich als eher vereinzelten Besucher des ostsiatischen Kinos sehenswert machen. Es steht komplett die lange Rache-Geschichte des Eisernen Affen im Zentrum, der selbst recht rücksichtslose Wege wählt, um sein Ziel zu verwirklichen (zwischenzeitlich lässt er sich tatsächlich als Auftragsmörder von seinen Feinden instrumentalisieren, um seine Tarnung nicht zu gefährden), dafür am Ende jedoch mit einem Mönchsgelübde geradesteht.
Die sich durchaus ernst nehmende Synchronisation stammt aus dem "renommierten" Münchener Studio Uwe Schiers, der speziell zu dieser Arbeit wohl eine besondere Beziehung gehabt haben soll. Zu hören sind darin Ivar Combrinck, Michael Brennicke, Gernot Duda, Rüdiger Bahr und natürlich Christian Marschall - allesamt Namen, die jedes Synchro-Enthusiasten-Herz hüpfen lassen sollten.

7/10

Chen Kuan-Tai Martial Arts Rache Shaolin Schule Duell


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MERCENARY FIGHTERS (Riki Shelach Nissimoff/USA, SA 1988)


"Be the good guys for once..."

Mercenary Fighters (Freedom Fighters) ~ USA/SA 1988
Directed By: Riki Shelach Nissimoff

Die eigentliche Macht im zentralafrikanischen Kleinstaat Shinkasa(!) besitzt keineswegs der Präsident (Leslie Mongezi), sondern der Militärchef Colonel Kyemba (Robert DoQui). Um profitäre Interessen durchsetzen zu können, muss Kyemba sich zunächst der lästigen Guerilla unter deren Führer Jaunde (Henry Cele) entledigen, für die er jedoch eingeschworene Experten in Sachen Krieg, sprich: Söldner benötigt. Zusammen mit einem siebenköpfigen Team nimmt sich der gewissenlose Virelli (Peter Fonda) der Sache an. Für Virelli zählt nur, dass die Kasse stimmt, ansonsten besitzt er keinerlei Ideale. Anders als die beiden von ihm angeheuerten Freunde T.J. Christian (Reb Brown) und Cliff Taylor (Ron O'Neal): Diese lassen sich zwar zunächst kommentarlos einspannen, doch T.J. entdeckt sein Herz für die idealistische Krankenschwester Ruth (Joanna Weinberg), die die Rebellen mit Leib und Seele unterstützt. Auch in Jaunde findet T.J. einen durchaus sympathischen Vertreter für bessere Ziele. Er und Cliff stellen sich schließlich gegen Virelli und Kyemba, der mittlerweile einen Staatsstreich plant...

Söldner in Afrika geben seit Jack Cardiffs "The Mercenaries" stets einen dankbaren Topos im Actionfilm ab. So hat das Genre über die Jahrzehnte viele denkwürdige jener Sub-Beiräge hervorbringen können, darunter auch einige kleinere, weniger beachtete. Zu ebendiesen zählt auch der Exot "Mercenary Fighters", den die Cannon in ihrer späteren Phase vom Stapel ließ. Nicht unbedingt interessant nimmt sich bei diesem Film die wenig bemerkenswerte Inszenierung aus, sondern vielmehr die illustre Besetzung: Peter Fonda, dessen Stern sich um diese Zeit im Sinkflug befand und der des Öfteren für kleines Geld in Abschreibeproduktionen zu sehen war, spielt den leicht sadistisch veranlagten, vor allem jedoch völlig gewissenlosen Oberbösewicht Virelli, Robert Mitchums Ältester Jim ist als sein kaum minder schießwütiger Kumpan Wilson Jeffords an Bord. Allein diese ihren berühmten Vätern wie aus den gesichtern geschnittenen Charakterköpfe besorgen bereits die halbe Miete. Doch damit längst nicht genug: "Superfly" Ron O'Neal (ungebührlicherweise als 'O'Niel' kreditiert) ist der hero's best friend, ein Wiedersehen mit "Shaka Zulu" Henry Cele bringt diesen wiederum als patriotischen Partisanen. Schließlich der stets liebenswerte Muskelbär Reb Brown, zwischenzeitlich back from Italia, der sich Sly Stallones windschiefes Baller-Antlitz aus "Rambo: First Blood Part II" nahtlos zu eigen gemacht hatte und dies in nahezu jedem seiner Filme, so auch diesem hier, auszustellen pflegte. Brown ist gewiss kein guter Schauspieler, seine beeindruckende und zugleich liebenswerte Präsenz jedoch macht ihn immer wieder zum Gewinn. So auch in "Mercenary Fighters", in dem er dem beliebten Archetypen des sich vom Opportunisten zum Idealisten wandelnden good guy revisioniert, später, in einer die Grenzen der Albernheit rigoros durchbrechenden 7-Minuten-Szene gar die Erbfolge des sterbenden Rebellenführers antritt und die Fieslinge mit seinem Kumpel Superfly schlussendlich samt und sonders abserviert.
Ein unbedingter Schlager aus früheren Tagen und klassisches Achtziger-Genrekino zum Angewöhnen.

6/10

Cannon Riki Shelach Nissimoff Afrika Söldner Freundschaft


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BREAKDOWN (Jonathan Mostow/USA 1997)


"You the fella looking for his wife?"

Breakdown ~ USA 1997
Directed By: Jonathan Mostow

Auf ihrer Reise nach San Diego haben die aus Massachusetts stammenden Jeff (Kurt Russell) und Amy Taylor (Kathleen Quinlan) eine Autopanne in der Wüste. Ein anhaltender Trucker (J.T. Walsh) nimmt Amy mit - angeblich zum nächsten Diner, um von dort aus den Reparatur-Service anzufordern. Nachdem Jeff den Wagen selbst flott bekommen hat und zu dem Restaurant fährt, will dort niemand Amy gesehen haben. Und noch schlimmer: Der kurz darauf wieder auftauchende LKW-Fahrer behauptet in Anwesenheit eines Highway-Polizisten, weder Jeff noch Amy je begegnet zu sein. Bald findet Jeff herus, was hinter dem Albtraum steckt: Der Trucker ist der Oberkopf einer hiesigen Gang, die in der Gegend ahnungslose Touristen überfällt, erpresst, ausnimmt und "verschwinden" lässt - und dies offenbar im großen Stil. Doch Jeff ist eindeutig verbissener als deren bisherige Opfer...

Dynamisch inszeniertes Genrekino auf dem Punkt, von mitreißender Spannung sowie einer hervorragenden Inszenierung getragen. Die in "Breakdown" aufgetischte Story bietet zwar wenig Neues und zehrt von ähnlich konstituierten Vorgängern von "Duel" bis "The Road Killers", rettet auf seine überaus versierte Weise jedoch zumindest wesentliche Elemente des klassischen Terrorkinos in dieses ansonsten ja eher maue Filmjahrzehnt. Die Tatsache, dass sich hinter dem sich im Vergleich zum üblichen Hillbilly-Gezücht vordergründig als freundlicher Fernfahrer und Familienvater ein heimtückischer Gewaltverbrecher verbirgt, der ganz nebenbei offenbar Serienmord im großen Stil und aus rein profitären Zwecken betreibt, wird in "Breakdown" beinahe beiläufig geschildert. Viel mehr konzentriert er sich ganz auf das immer privater werdende Duell Russell-Walsh und deren sich über mehrere Runden erstreckenden Verlauf. Dabei ist auch die Wahl Russells für die Protagonisten-Rolle eminent, denn ihm nimmt man den erschrockenen und vor Angst gelähmten Spießbürger ebenso ab wie den über sich hinauswachsenden Action-Heros, in den sich Jeff Taylor forcierterdings verwandelt. Der eigentliche Star jedoch ist der auteur Jonathan Mostow, der wirklich tadellose Arbeit abliefert, ja, es sogar versteht, mit seiner konzentrierten Suspense-Action-Melange höchsten Ansprüchen zu genügen. Ein Jammer, dass er sich später an so mediokre Stoffe verschwendet hat.

8/10

Jonathan Mostow Wüste Kalifornien Terrorfilm Kidnapping Serienmord


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LONE SURVIVOR (Peter Berg/USA 2013)


"No sky too high, no sea too rough, no muff too tough."

Lone Survivor ~ USA 2013
Directed By: Peter Berg

Afghanistan, Sommer 2005: Eine Navy-SEALS-Einheit hat den Auftrag, in der Provinz Kunar den Taliban-Kopf Ahmad Shah (Yousuf Azami) zu lokalisieren und unschädlich zu machen. Die vier SEALS Lutrell (Mark Wahlberg), Murphy (Taylor Kitsch), Dietz (Emile Hirsch) und Axelson (Ben Foster) stoßen ins Feindesgebiet vor, machen Shah tatsächlich ausfindig und treffen auf dem Berg auf drei Ziegenhirten (Nicholas Patel, Daniel Arroyo, Zarin Rahimi). Man entscheidet sich, sie gehen zu lassen - ein tödlicher Fehler. Als besonders nachteilig erweist sich zudem der der permanent gestörte Funkverkehr zur Basis. In Windeseile werden die Taliban benachrichtigt, die das Quartett prompt einkesseln und binnen weniger Stunden gnadenlos aufreiben. Einzig Lutrell gelingt schwer verletzt die Flucht. Ein afghanischer Dörfler versteckt ihn und verteidigt ihn gegen die heranrückenden Taliban, bis Lutrell endlich von der Kommandatur geborgen und gerade noch gerettet werden kann.

Ein höchst zwiespältiger Film, der über die Jahre sicherlich fairer wird beurteilt werden können. Formal ist Peter Berg mit "Lone Survivor" ein veritables Meisterwerk gelungen. Ich bin mit den Regiearbeiten Bergs bis auf wenige Ausnahmen infolge zumeist thematischen Desinteresses wenig vertraut und kann mir insofern kein umfassendes Urteil darüber bilden, wie sehr er sich mit "Lone Survivor" seinem kreativen Zenit annähert - die zwingende klaustrophobische Atmosphäre allerdings, mit der er sich der authentischen Ereignisse um die Operation "Red Wings" annimmt, vermag die Situation von Soldaten im Einsatz für den Zuschauer zumindest nachvollziehbar zu gestalten. Was da passierte und später von Marcus Lutrell (der sich im Film per Cameo die Ehre gibt) als Aufarbeitung seines Traumas in Buchform gepresst wurde, ist tatsächlich albtraumhaft und wird ebenso unkomfortabel auch von Berg wiedergegeben: Den Tod permanent vor Augen, von der endgültigen Verzweiflung nurmehr durch indoktrinierten Männlichkeitsglauben bewahrt, sausen den belagerten Soldaten die Projektile um die Ohren und treffen sie hier und da, so lange, bis sie ins Gras beißen.
Unabhängig von der ganz intimen Grauenhaftigkeit jener Ereignisse bleibt natürlich ihre Sinnhaftigkeit nebulös: "Lone Survivor" versteht sich vermutlich nicht als Werbefilm für die Navy, der Rahmen allerdings, in dem deren existenzielle Notwendigkeit, ihr eingeschworener Kameradschaftskodex (die Soldaten bezeichnen sich stets als "Brüder") und ihre sie zu Elitekämpfern stählende Ausbildung stilisiert werden, kann sich von eindeuztig tendenziösen Elementen nicht freisprechen. Zudem sollte man nie vergessen, dass Lutrell und seine tragischerweise verstorbenen Freunde Berufssoldaten sind bzw. waren, die sich freiwillig zum Bestandteil der Weltpolizei gemacht haben. Dies mag ihren Tod weder rechtfertigen noch beschönigen, es veranschaulicht jedoch - und dies "vermeidet" "Lone Survivor" geflissentlich zu erwähnen, seine traurige Sinnlosigkeit.

7/10

Peter Berg period piece Afghanistan Militär Historie Freundschaft


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THE 6TH DAY (Roger Spottiswoode/USA 2000)


"That's enough philosophy for now."

The 6th Day ~ USA 2000
Directed By: Roger Spottiswoode

In naher Zukunft gehört die Klontechnologie zum Alltagsgeschäft. Sowohl Nahrungsmittel als auch Organe und sogar Haustiere können bei Bedarf mühelos und in Windeseile durch künstlich produzierte, dem Original jedoch durchweg ähnelnde Substitute ersetzt werden. Einzig gegen das Konen von Menschen gibt es einen gesetzlichen Erlass; so flexibel ist selbst die zukünftige Ethik noch nicht. Der Wissenschaftler Weir (Robert Duvall) und der Magnat Drucker (Tony Goldwyn) jedoch setzen sich insgeheim längst über dieses Verbot hinweg - der eine aus privaten Gründen, um seine geliebte Frau (Wanda Cannon) nicht verlieren zu müssen, der andere mit dem möglichen Wirtschaftsmonopol im Hinterkopf. Als Drucker das Attentatsopfer eines Antiklon-Fundamentalisten wird, droht sein größtes Geheimnis aufzufliegen: Er hat sich bereits selbst geklont und kann dies mithilfe von Memo-Discs beliebig wiederholen. Davon droht jedoch der Mietpilot und Familienvater Adam Gibson (Arnold Schwarzenegger) Wind zu bekommen, weshalb auch er als Zeuge beseitigt werden muss - und natürlich durch einen lupenreinen Klon ersetzt wird. Als Original-Gibson und Klon-Gibson Wind von Druckers Machenschaften bekommen, setzen sie sich im Doppelpack zur Wehr...

Unintelligent waren die SciFi-Filme, in denen Schwarzenegger auftrat, vom zweiten "Terminator"-Sequel vielleicht einmal abgesehen, eigentlich nie so ganz; tatsächlich verbarg sich hinter ihnen oftmals sogar eine sophistische Doppelbödigkeit, die, mal mehr ("Total Recall") mal weniger ("The Running Man") subtil dafür Sorge trug, dass jene Genrewerke als die wohl nachhaltigsten in Schwarzeneggers Œuvre Bestand pflegen.
Im Falle von "The 6th Day" fällt zunächst allerdings einmal deutlich auf, dass er, seinen betont diskursiv angelegten main plot ausgeklammert, wenig Eigenständigkeit besitzt. Vor allem Verhoevens "Total Recall" verdankt Spottiswoodes Film eine Menge, vom Design bis hin zum situativen Einstieg: Ein gesetzter Ehemann/Familienvater hadert mit sich, nach einem gewöhnlich anmutenden Arbeitstag eine kommerziell ausgerichtete, gleichermaßen jedoch fragwürdige Institution aufzusuchen (hier: "Re-Pet" statt "Rekall"), kommt hernach heim und findet seine gewohnte Existenz in Scherben. Die Geburtstagsfeier, die der ungläubige Adam Gibson hier durchs Fenster beobachtet, ist nicht die eigene, sondern die seines Klons (dessen Welterblicken ganz zufällig auf denselben Tag datiert), der hier fröhlich und unbedarft mit Frau, Kind, Familie, Freunden und geklontem Hund an der Torte nascht. Dabei ist Gibson bloß das Opfer einer dummen Verwechslung geworden und hätte normalerweise völlig ungeschoren aus der Sache herauskommen mögen, wäre da nicht sein vorlauter Arbeitskollege Hank Morgan (Michael Rapaport), der sich ausnahmsweise für Gibson ausgegeben hatte. Kompliziert, verwirrend, semi-suspenseful - und dabei doch nicht unschwer zu folgen. Erwartungsgemäß folgt gegen Ende noch ein großes Verwechslungsrätsel in Bezug darauf, wer denn nun der Klon ist und wer das Original. Selbst den Zuschauer überrascht der doppelte Arnold da noch mit doppeltem Arnold-Schmalz. Allzu ausgiebiges Philosophieren jedoch, das lässt er kurz und bündig verlauten, liegt ihm selbst im Zwiegespräch mit sich selbst nicht.

7/10

Roger Spottiswoode Klone mad scientist Buddy Zukunft


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END OF DAYS (Peter Hyams/USA 1999)


"How do you expect to defeat me when you are but a man, and I am forever?"

End Of Days ~ USA 1999
Directed By: Peter Hyams

Der Silvesterabend des Jahres 1999 naht. Ein alltäglicher Auftrag wird für den Ex-Cop und Personenschutzangestellten Jericho Cane (Arnold Schwarzenegger) zum Auftakt einer Kette unheimlicher Ereignisse. Es scheint, als habe Luzifer persönlich sich einen menschlichen Wirt (Gabriel Byrne) gesucht, um mit einer Auserwählten namens Christine York (Robin Tunney) seinen irdischen Sohn zu zeugen und damit die ganze Welt in Dunkelheit und Chaos zu stürzen. Für den seit der Ermordung seiner Familie zum Atheisten gereiften Cane eine nur schwerlich zu begreifende Angelegenheit. Dennoch findet und schützt er Christine sowohl vor den satanischen Heerscharen als auh vor einer Gruppe radikaler, vatikanischer Ordensritter, die die junge Frau ermorden wollen, bevor sie die Teufelsbrut empfangen kann. Doch gegen den Gehörnten nutzt selbst die größte Feuerkraft nichts, wie Cane feststellen muss. Hier bedarf es etwas mehr...

Dem damals grassierenden Y2K-Hype begegnete die stets spürnasige Studios Ende der Neunziger mit einer ganzen Kohorte mehr oder minder gelungener Teufels- und Dämonenfilmen, darunter "End Of Days", in dem Arnold Schwarzenegger mit viel Firepower gegen His Satanic Majesty persönlich antrat. Wie die meisten Filme von Peter Hyams genießt auch "End Of Days" keinen besonderen Leumund, wie den meisten Filmen von Hyams geschieht ihm damit Unrecht - vor allem retrospektiv betrachtet, da man ihn halbwegs losgelöst von der besagten Welle betrachten kann.
Die PR-Maschine ließ damals stolz verlauten, Schwarzenegger spiele gegen sein Image an, was auf den zweiten Blick natürlich Blödsinn ist. Er soll einen verzeifelten und infolge dessen verlotterten Ex-Polizisten geben, der Alkoholiker ist und zudem akut depressiv und selbstmordgefährdet. Das haut erwartungsgemäß nicht hin. Wenngleich Cane sich in seiner ersten Szene verkatert eine Knarre an die Stirn hält und sich danach einen Ekel-Frühstücks-Shake mixt, den nur ein Abartiger genießen kann, sieht er kurz darauf schon wieder aus wie aus dem Ei gepellt, die athletische Figur unter dem Mantel mühselig verbergend und präsentiert sich im Zuge der entbrennenden Verfolgungsjagd auf einen Attentäter fitter als ein Turnschuh. Ein Dreitagebart reicht eben nicht ganz aus zum Verkauf von Verwahrlosung. Kurzum spielt Arnold also einmal mehr seinen gewohnten Typus, diesmal vielleicht etwas problembehafteter und somit ausdifferenzierter als gewohnt. Damit arrangiert läuft dieser Hybrid aus Action und Horror ganz gut rein; inszenatorisch leistet Hyams keinerlei Schnitzer und der unter anderem von Stan Winston betreute Effektezauber sieht noch immer ordentlich aus. Das streng christlich konnotierte Ende, an dem Jericho Cane sich als moderne Christus-Inkarnation quasi für die Sünden der Welt opfert und ins Schwert stürzt, muss man gezwungenermaßen hinnehmen. Gegen Luzifer hilft eben auch der dickste Granatwerfer nichts, selbst, wenn Schwarzenegger ihn bedient. Da kann nur wahres Märtyrertum Abhilfe schaffen. Hätte man sich dieses forcierte Happy End geschenkt, "End Of Days" wäre richtig knorke geworden. So gefällt er mir immerhin noch gut.

7/10

Peter Hyams New York Y2K Silvester Satan Kirche Verschwörung Glauben Apokalypse


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TRUE LIES (James Cameron/USA 1994)


"Kids... 10 seconds of joy, 30 years of misery."

True Lies ~ USA 1994
Directed By: James Cameron

Harry Tasker (Arnold Schwarzenegger) arbeitet seit vielen Jahren als Spitzenagent für den US-Geheimdienst 'Omega', ohne dass seine Frau Helen (Jamie Lee Curtis) etwas davon ahnt. Sie hält Harry für einen biederen Angestellten in der Computerbranche. Während Harry alle Hände voll mit der ergreifung des arabischen Terroristen Aziz (Art Malik) zu tun hat, ist Helen dabei, auf den hochstapelnden Windhund Simon (Bill Paxton) hereinzufallen, dessen Masche ausgerechnet darin besteht, sich als Spion auszugeben, um gelangweilte Ehefrauen ins Bett zu bekommen. Somit muss Harry gleich an zwei Fronten parallel für Sicherheit sorgen: An der nationalen, vor allem aber an der privaten.

Megalomanisch, gigantomanisch... in jedem Falle irgendwie manisch. Nach "Terminator 2: Judgment Day" wurde es für James Cameron sozusagen verpflichtende Ehrensache, jeweils seinen eigenen Rekord des teuersten bis dato hergestellten Films einzustellen, Inflationsbereinigung ausgeklammert. Das Budget für "True Lies" überragte das des Vorgängers nochmals um gute zehn Millionen Dollar und der Film avancierte somit zu einem Wegbereiter für die sich immer weiter potenzierenden Investitionsirrsinn Hollywoods. Mittlerweile rangieren nurmehr "Titanic" und "Avatar" unter den hundert Kostspieligsten, wobei 98 Prozent davon nicht älter als fünfzehn Jahre sind. Diesbezügliche Bedenklichkeiten hin oder her ist Cameron mit "True Lies" ein wirklich ordentlicher Film geglückt, wenngleich die basale Idee bekanntermaßen keine originäre ist, sondern auf dem nur drei Jahre zuvor entstanden "La Totale!" von Claude Zidi fußt.
1994 hatte es seit immerhin fünf Jahren keinen neuen Bond-Film mehr gegeben, unter anderem, da das Franchise mit dem Fall des Eisernen Vorhangs zum geflissentlichen Anachronismus geworden war. Neue Feindbilder waren jedoch rasch zur Hand in Form radikalmuslimischer Nahost-Terroristen, wobei insbesondere die noch in den republikanischen Nachwehen liegende US-Regierung darin ihre stets existenznotwendige Nemesis ausmachte. Zeit also für einen amerikanischen James Bond, der eine neue political correctness ganz im Sinne guten alten US-Konservativismus' personifizierte: Daheim ein ordinärer, spießiger Familienvater mit allen dazugehörigen Sorgen und Nöten, der gemeinsam mit Frau und Tochter (Eliza Dushku) am Abendbrottisch sitzt, sich im Feldeinsatz jedoch zur unaufhaltsamen Killermaschine wandelt mit mehr Toten auf dem Konto als John Rambo. Natürlich, so versichert Harry Tasker seiner mittlerweile unsanft erwachten Gattin im späteren Verlauf des Films, handele es sich dabei ausschließlich um "böse Jungs".
Der primäre Grund dafür, warum "True Lies" trotzdem über die gesamte Distanz hinweg delektabel bleibt, ist seine sanfte Ironie. Camerons Film fungiert trotz aller überdimensionaler, in unglaublicher Perfektion dargebrachter Aktion in erster Linie durchweg als klassisch arrangierte, herzige Komödie, die viele wirklich charmante Situationen und Figuren in sich vereint. Selbst der Bösewicht geriert zur Karikatur eines Terroristen, der ständig mit Allerweltsproblemen zu tun hat, wie einer batterieentleerten Kamera während seiner obligatorischen Feindesansprache. Dann der kittende Kuss der Traskers vor dem Atompilz: Beinahe ein Schlüsselbild. Als main comic relief zog man den Komiker Tom Arnold heran, der mit seinen schnippischen Sprüchen zwar Schwarzeneggers oneliner nicht überflüssig werden lässt, sie in punkto deftigen Humors jedoch locker überflügelt. Ganz toll sind auch Bill Paxton, der nach meinem Dafürhalten den besten Part des Films abbekommen hat und ihn auch entsprechend ausfüllt, sowie Jamie Lee Curtis und Eliza Dushku, die die rare Vorstellung eines zugleich rotzigen und nichtnervenden Teenagers zum Besten gibt.

8/10

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LAST ACTION HERO (John McTiernan/USA 1993)


"I'm the famous comedian Arnold Braunschweiger."

Last Action Hero ~ USA 1993
Directed By: John McTiernan

Für den kleinen, allein von seiner meist arbeitenden Mutter Irene (Mercedes Ruehl) erzogenen New Yorker Danny Madigan (Austin O'Brien) ist Arnold Schwarzenegger der Größte. Am meisten mag Danny seine "Jack Slater"-Reihe, von denen der aktuellste Teil 4 in Kürze seine Weltpremiere erleben wird. Der alte Vorführer Nick (Robert Prosky) versteht als einziger wirklich Dannys Leidenschaft und schenkt ihm für eine mitternächtliche Sondervorführung des noch ungesehenen Reißers eine magische Eintrittskarte, die er selbst einst von Harry Houdini erhalten hat. Das Ticket befördert Danny unversehens auf die Leinwand und mitten hinein in das neue Slater-Abenteuer, in dem die Realität einzig und allein hollywoodschen Drehbuchklischees gehorcht. Im nun folgenden Abenteuer bemerkt Slaters Erzfeind Benedict (Charles Dance) folgerichtig, dass es da, wo ein Eingang existiert, auch einen Ausgang geben muss und beschließt, mit Slater endgültig Schluss zu machen, indem er dessen Darsteller in der realen Welt kaltstellt. Slater hingegen muss akzeptieren lernen, dass er selbst lediglich eine Phantasiefigur in einer sich verselbstständigenden Irrealis ist.

Wenngleich Anspruch und Umsetzung im Falle "Last Action Hero" so recht leider keinen gemeinsamen Nenner (mehr?) teilen wollen, so besitzt das Ergebnis zumindest noch Reste von Klasse und Intelligenz. Gestaltet als eine Art rückwärtsgewandte Genre-Version von Woody Allens "The Purple Rose Of Cairo", in dem ebenfalls ein interdimensionaler Brückenschlag zwischen Kino und Realität (wenngleich hier ohne kausale Erläuterungen) stattfindet, vergisst "Last Action Hero" über seinen hochbudgetierten Happening-Charakter mitsamt teueren Effekten, Dutzenden von Cameos und intertextuellen Referenzen hinaus leider oftmals seine mutmaßlich semi-didaktische, ursprüngliche Intention: Jene nämlich, die Leinwand als einen Hort der Träume und der Überlebensgröße zu zeigen, die als industrielles Unterhaltungsmedium zwar ihre unbedingte Berechtigung besitzt, jedoch nie als letzte Antwort von Realitätsflucht fungieren kann. Bei McTiernan ist die ursprüngliche Kinomagie, wie sie Allens Film noch inbrünstig beschwor, längst der postmodernistischen Kalkulationslüge Hollywood gewichen; einem Konglomerat aus immer wiederkehrenden, luziden Mustern und Schemata, in dem selbst der halbbeschlagene (kindliche) Zuschauer längst vorhersehen kann, was als Nächstes passiert. Schwarzenegger symbolisiert, teils offenbar unbewusst, eben jene etablierte Struktur wie kaum ein anderer, indem ihm etwa seine altbekannten, längst halbgaren Oneliner als vornehmliches Charakteristikum zugeschrieben werden. Hier meinte der Darsteller ganz offensichtlich, eine weitere (damals von ihm ja noch häufiger beabsichtigte) Möglichkeit der augenzwinkernden Selbstparodie zu erhalten, ohne dabei gleich in auratische Dekonstruktion münden zu müssen. Eine etwas naive Annahme, denn genau dorthin führt "Last Action Hero" seinen unschlagbar selbstbewussten Zweitprotagonisten letzten Endes. So kehrt dann die eigentliche, verloren geglaubte Prämisse auf subtile, vielleicht unbeabsichtigte Weise doch wieder zurück in den Film; die Filmstadt und ihr Personal entlarven sich selbst als kompromissloss kommerziell ausgerichtetes Räderwerk. Da erscheint auch die finale Besinnung auf Allens Vorbild durch die Bemühung des von der Leinwand herabschreitenden Todes (hier in Person von Ian McKellen) als ziemlich hilflos und redundant, ebenso wie die eklektisch eingebundene Masse der parodistischen, an ZAZ orientierten Gags übrigens, von denen sich letztlich nurmehr ein Bruchteil als wirklich gelungen erweist.

7/10

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X-MEN: DAYS OF FUTURE PAST (Bryan Singer/USA, UK 2014)


"Erik was right. Humanity does this to us."

X-Men: Days Of The Future Past (X-Men - Zukunft ist Vergangenheit) ~ USA/UK 2014
Directed By: Bryan Singer

Die Zukunft, 2023: Menschen und Mutanten stehen endgültig im Krieg gegeneinander. Die Sentinels, Kampfdroiden, die die Fähigkeit besitzen, sich auf die Kräfte eines jeden Mutanten einzustellen und diesen dadurch zu besiegen, finden und töten alle der mittlerweile im Untergrund lebenden Mutanten, derer sie habhaft werden können. Charles Xavier (Patrick Stewart) und Erik Lehnsherr (Ian McKellen) kommen auf die Idee, die Fähigkeiten von Kitty Pryde (Ellen Page) zu nutzen, um Logans (Hugh Jackman) Geist fünf Jahrzehnte in die Vergangenheit in seinen damaligen Körper zurückzuschicken, um jenen schicksalhaften Moment zu verhindern, der zu dieser furchtbaren Gegenwart führte: Die Ermordung des Wissenschaftlers und Sentinel-Konstrukteurs Bolivar Trask (Peter Dinklage) durch die rachsüchtige Mystique (Jennifer Lawrence). Dazu jedoch bedarf Logan einer Re-Allianz der jüngeren Ichs von Professor X (James McAvoy) und Magneto (Michael Fassbender)...

Auch diese X-Story basiert auf einer eigentlich recht betagten Comic-Strecke, die Chris Claremont und John Byrne bereits 1981 kreiert haben. Der Film hält dieser gegenüber einige Änderungen betreffs inhaltlicher Details bereit, die nicht zuletzt daher rühren, dass durch einzelne Facetten innerhalb der früheren Adaptionen - wie etwa die des Todes von Senator Kelly im ersten Film - bereits der eine oder andere Weg verbaut wurde. Man müht sich hier und da um Kontinuitätsanbindung, dennoch sind diverse Schlampereien, die in ihrer beinahe schon arroganten Redundanz vermeidbar gewesen wären, zu beklagen, angefangen bei der Figur des Bolivar Trask, die eigentlich bereits in "X-Men - The Last Stand" eingeführt und darin noch von Bill Duke gespielt wurde - nicht allein in rein physischer Hinsicht so ziemlich das diametrale Gegenteil von Peter Dinklage. Zudem fehlt eine ordentliche Anbindung an den Abspann-Appetizer aus "The Wolverine": Hier fallen mal kurzerhand zehn Jahre Historie unter den Tisch. Solch störender "Kleinigkeiten" finden sich schlicht zu viele, um in ihrer Ballung als unbedeutende Faux-pas durchgewunken werden zu können. Dass durch die "Erfüllung" von Logans Mission zudem die gesamte filmische X-Historie wandelt und diverse Ereignisse ungeschehen gemacht werden, dürfte künftig für noch mehr Konfusion und Ungenauigkeit sorgen.
Auf rein solipsistischer Ebene betrachtet ist vor allem die Rückkehr von Bryan Singer auf den Regiestuhl sicherlich als Gewinn zu werten. Das Franchise erhält durch ihn eine gewisse frühere Note zurück, die durch die jüngeren Abenteuer "("First Class" ausgenommen) etwas aufgegeben schien. Ein gehöriges Ambitionsplus macht sich bemerkbar, wenngleich besagte Ignoranzen nicht wegzuleugnen sind. Ansonsten geschieht in "Days Of Future Past" so viel und ist ein solcher Affekt-Reichtum vorhanden, dass eine größere Enttäuschung glücklicherweise ausbleibt und der Film sich als gelungenerer Eintrag in die Reihe verbuchen lässt. Man muss sich wohl damit abfinden, dass die Fox im Gegensatz zur Marvel-Redaktion wenig Wert auf kreative briefings und die entsprechende Sorgfalt legt.

8/10

Bryan Singer X-Men Superhelden Zeitreise Zukunft period piece mad scientist Comic Mutanten Marvel


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SABOTAGE (David Ayer/USA 2014)


"Your people don't seem like cops."

Sabotage ~ USA 2014
Directed By: David Ayer

John Wharton (Arnold Schwarzenegger), genannt 'Breacher' und sein neunköpfiges Team gelten als die härteste Undercover-Truppe der DEA. Nach einem Einsatz, bei dem ein mexikanischer Kartellboss hochgenommen wird, verschwindet eine Riesenmenge Drogengeld, von dem die Truppe zumindest einen ordentlichen Obolus abzuschöpfen plant. Doch auch dieser scheint, zuvor sorgfältig versteckt, plötzlich unauffindbar. Breacher und seine Leute werden des Diebstahls verdächtigt und beschattet, dürfen nach einer langwierigen, ergebnislosen Unterschung jedoch wieder ins Feld. Da ermordet ein Unbekannter plötzlich einen nach dem anderen aus der Truppe auf höchst unapptetitliche Weise. Zusammen mit der FBI-Agentin Caroline (Olivia Williams) versucht Breacher, den oder die Täter zu finden.

Gewohnt solide Qualität von David Ayer, andererseits nach seinem wirklich phantastischen "End Of Watch", der den Autoren wohl auf seinem Zenit präsentierte, jedoch wiederum auch ziemlich regressiv geraten. "Sabotage" ist auf (s)eine ziemlich prollige Weise sicherlich spaßig, versagt sich jedoch jegliches Gewicht und liebäugelt stattdessen unentwegt damit, eine alternde Ikone gewinnbringend auszustellen. Schwarzenegger passt sich analog dazu dann auch gleich der filmischen Postmoderne an: Noch nie hat die Kamera um ihn herum so halbdokumentarisch gewackelt, gezoomt und an der Schärfe herumreguliert, noch nie hat Arnie in einem Film dermaßen oft 'fuck' in allen möglichen Variationen sagen dürfen, geschweige denn so viele Kubaner qualmen. Mit gestrenger Gestapo-Frisur stürzt sich der alte Mann ins Geschehen und macht natürlich doch alles richtig. Seine Leinwandeinnahme erweist sich trotz diverser Falten und zunehmend akuter Dickfälligkeit als ungebrochen und es macht weiterhin Freude, ihm bei der Arbeit zuzuschauen. Entsprechend eminent für Ayers Film ist Schwarzeneggers bloßer Anwesenheitsfaktor; mit einem weniger präsenten Hauptdarsteller hätte "Sabotage" die Durchschnittsmarke kaum knacken mögen.

7/10

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