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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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HOMEFRONT (Gary Fleder/USA 2013)


"Whatever you're thinking - rethink it."

Homefront ~ USA 2013
Directed By: Gary Fleder

Um nach seinem letzten Undercover-Auftrag in der Rockerszene unerkannt zur Ruhe zu kommen, zieht sich der verwitwete FBI-Mann Phil Broker (Jason Statham) mit seiner kleinen Tochter Maddy (Izabela Vidovic) in die Provinz zurück. Doch selbst dort zieht er den Ärger an wie Scheiße die Fliegen: Nachdem Maddy in der Schule Streit mit ihrem Klassenkameraden Teddy (Austin Craig) hat, schalten sich dessen Eltern ein. Zufällig ist Teddys Onkel Gator Bodine (James Franco) der ungekrönte Drogenzar der Gegend, der nicht nur Brokers wahre Identität herausfindet, sondern auch noch versucht, diese Information gewinnbringend für sich einzusetzen. Doch da hat er nicht mit Brokers buchstäblicher Hatnäckigkeit gerechnet...

Good old fashioned genre movie, nicht zuletzt der Scriptkünste Sylvester Stallones wegen, der "Homefront" dereinst als "Rambo"-Film geplant hatte. Auch so mutet Fleders lediglich durch modische Schnittrasanz aufgepeppte Film ganz wie ein Kinorelikt der Spätachtziger oder Frühneunziger an, respetive wie ein späteres DTV-Projekt, in dessen Vaterrolle man sich auch vortrefflich Seagal, Van Damme oder Lundgren vorstellen könnte. Letzterer war ja sogar tatsächlich auch mal an einer Verfilmung interessiert. Bleibt mit Statham ja irgendwie doch alles in der Familie - der Gute teilt aus wie weiland der gute Steven, haut seine ungelenken Redneckgegner massenweise kaputt und darf am Ende dann auch die gute, alte, großkalibrige Schrotflinte auspacken. Coole Sau, die er nunmal ist, erinnern seine Aufräumarbeiten und der entsprechende Auslöser nicht ganz von ungefähr an einen gewissen, muskulösen Film namens "Commando", der die faktisch selbe Story schonmal vor 28 Jahren berichtete - mit geringfügig mehr Mut zur Selbstironie allerdings.

7/10

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PRONTO AD UCCIDERE (Francesco Prosperi/I 1976)


Zitat entfällt.

Pronto Ad Uccidere (Tote pflastern seinen Weg) ~ I 1976
Directed By: Francesco Prosperi

Der römische Polizist Massimo Torlani (Ray Lovelock) lässt sich, getarnt als Juwelendieb, ins Gefängnis einschleusen, um dort die Bekanntschaft und das Vetrauen des Gangsters Giulianelli (Martin Balsam) zu gewinnen und dessen Organisation zu zerschlagen. Torlani wird dabei von einer höchst persönlichen Motivation angetrieben: Einst haben zwei der dazugehörigen Laufburschen seine Mutter (Anna Tadei) zum Krüppel geschossen. Nach ihrer gemeinsamen Flucht aus dem Knast muss Torlani jedoch feststellen, dass Giulianelli keinesfalls einer der ganz Großen im Rauschgiftgeschäft ist, sondern dass ihm noch einige geachtete Großbürger überstehen. Zudem zieht im Hintergrund jemand Unbekanntes seine eigenen Fäden und räumt einen nach dem anderen der Bosse aus dem Weg.

Grundsolider Poliziotteso, in dem Ray Lovelock sich einige Sprüche wegen seines hübschen Äußeren gefallen lassen muss. Dass der gut aussehende, junge Mann mit der charateristischen Schneidezahnlücke nichtsdestotrotz auch ordentlich austeilen kann, stellt er mehrfach nachhaltig unter Beweis, wobei seine Methoden - zum Unwillen seines Vorgesetzten Commissario Sacchi (Riccardo Cucciolla) - häufig die Grenzen zur Selbstjustiz überschreiten. Dennoch gelingt es Torlani, in den rechten Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren und seine Mission ohne besondere Hilfe des ihn beäugenden Polizeiapparats im Alleingang zu vollenden. Bleibt am Ende freilich die letzte Hürde, einen unerwarteten Gegner stellen zu müssen, was Prosperi als bedeutungsschwangeres Knallbonbon bildeinfriert, obschon damit von langer Hand zu rechnen war. Ansonsten bleibt "Pronto Ad Uccidere" erfreulich längenfrei, wobei noch besonders eine beachtlich inszenierte Verfolgungsjagd durch die ligurischen Serpentinen Erwähnung finden soll und in Erinnerung bleibt. Da bekommt man gleich Fernweh.

7/10

Francesco Prosperi Rom Genua San Remo Rache Mafia undercover Gefängnis Poliziottesco


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WOLF CREEK 2 (Greg Mclean/AU 2013)


"Welcome to Australia, British cocksucker!"

Wolf Creek 2 ~ AU 2013
Directed By: Greg Mclean

Der irre Serienmörder Mick Taylor (John Jarratt) mordet sich weiter unbehelligt durchs Outback. Nachdem er zwei Cops (Shane Connor, Ben Gerrard) und ein deutsch-holländisches Rucksack-Touristenpärchen (Shannon Ashlyn, Philippe Klaus) hopps genommen hat, widmet er sich dem englischstämmigen Aussteiger Paul (Ryan Corr), den er nach einer umständlichen Jagd doch noch fangen kann und in seinen hauseigenen Katakomben zu einem gemeinen Spiel einlädt...

Da "Wolf Creek 2" die etwas umständlich formulierte Exposition des Erstlings fehlt und er, im besten Bewusstsein, dass Mick Taylor sich mittlerweile seinen Platz im Olymp der großen Kinopsychopathen eingenommen hat, gleich zur Sache kommt, ist er über seine gesamte Distanz deutlich temporeicher und spannender als das Original. Mcleans Sequel bietet ehrlichen, respektlosen Fun-Splatter mit einer großzügigen Dosis schwarzen Aussi-Humors und unterstreicht nochmals den breitgestreuten Irrsinn Mick Taylors, der im ersten Moment nach wie vor wie ein typischer, kauzig-freundlicher Kangarooboy wirkt, um sein Gegenüber dann schon im nächsten fachmännisch auszuweiden und zu zerlegen. Im letzten Viertel erhalten wir dann noch Einblick in Taylors katakombenartigen Folterkeller, dessen Ausstattung uns zudem ein wenig Laien-Profiling betreffs Taylor erlauben. Dieser leidet nämlich ganz offensichtlich unter pathologischer Misogynie und einem bösen Sexualkomplex, da nahezu all seine schwer durch die Mangel gedrehten Opfer - und derer gibt es eine großzügige Anzahl - junge Frauen sind. So erinnert Taylors Kellerlabyrinth wohl nicht von ungefähr akut an das der Sawyer-Familie unter dem texanischen Freizeitpark in "TCM 2".
"Wolf Creek 2" ist somit einen guten Schlag kränker als der Vorgänger, was ihm wirklich gut tut.

7/10

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MANIAC COP 3: BADGE OF SILENCE (William Lustig/USA 1993)


"I don't like your sense of humor. Better go and help these people!"

Maniac Cop 3: Badge Of Silence ~ USA 1993
Directed By: William Lustig

Durch die Beschwörungen eines Voodoo-Priesters (Julius W. Harris) erwacht der Horror-Polizist Matt Cordell (Robert Z'Dar) zu neuem Leben und begibt sich auf eine weitere Mission zur Tilgung unflätigen Unrechts. Die als schießwütig geltende Nachwuchs-Polizistin Kate Sullivan (Gretchen Becker) muss sich bei einem Einsatz gegen die Räuber (Jackie Earle Haley, Vanessa Marquez) zur Wehr setzen, wird selbst schwer verletzt und sieht sich danach öffentlich in den Medien, denen ein gezielt verstümmeltes Tape der Aktion zugespielt wird, verleumdet. Kates Mentor ist jedoch Detective McKinney (Robert Davi), der mit Cordell bereits seine Erfahrungen gemacht hat und nun alles daran setzt, Kate vor dem aktionistischen Zombiecop zu beschützen.

Der letzte Klapp der "Maniac Cop"-Reihe fällt gegenüber den beiden Vorgängern etwas ab. Eine allseitige Müdigkeit betreffs des ansonsten sicherlich durchaus serienkompatiblen Franchise zeichnet sich ab; der Bezug zum bislang Geschehenen, das sich ja auf immerhin zwei Filme ausdehnen ließ, wird durch den etwas halbgaren Voodoo-Plot um jenseitige Gerechtigkeitssuche verwässert und die Figur Matt Cordells für meinen Geschmack allzu weit in die hinteren Reihen drängt. Dafür wird Cordell, der durch seine Braterei im letzten Film jetzt endgültig wie Jason Voorhees ausschaut, zum Slasher hochgepusht, der seinen Opfern mit einfallsreichen Methoden (zum Beispiel einem Defibrillator oder einer Überdosis Röntgenstrahlung) zu Leibe rückt. Lustigs und Cohens Einsatz bleibt vergleichsweise verhalten. Dennoch fügt dieses Finale der Serie weder Schaden noch Schande zu und trägt sie halbwegs würdig zu Grabe. Mit seiner kleinen Freundin an der verbrutzelten Seite sollte Matt Cordell ja nun auch seinen lang verdienten Frieden gefunden haben; trotz verdächtiger letzter Zuckungen auf der Bahre.

6/10

William Lustig Larry Cohen New York Rache Voodoo


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MANIAC COP 2 (William Lustig/USA 1990)


"You're the prettiest one in my collection so far..."

Maniac Cop 2 ~ USA 1990
Directed By: William Lustig

Der Killer-Cop Matt Cordell (Robert Z'Dar) kann dem Tod ein weiteres Mal von der Schippe springen und "patrouilliert" wieder durch Manhattan. Noch wütender auf sein ehemaliges Department unterstützt Cordell ab jetzt sogar gezielt Kriminelle und lässt stattdessen brave Bürger über die Klinge springen. Zudem rächt er sich umgehend an Jack Forrest (Bruce Campbell) und Teresa Mallory (Laurene Landon), die das letzte Duell gegen ihn gewonnen hatten. Doch der hartgekochte Detective Sean McKinney (Robert Davi) und die Polizeipsychologin Susan Riley (Claudia Christian) sind bereits zur Stelle, um den Kampf gegen den nicht tot zu bekommenden Cordell aufzunehmen. Dieser bleibt derweil nicht untätig und sucht sich in dem irren Serienkiller Steven Turkell (Leo Rossi) einen willfährigen Adlatus.

Eigentlich seltsam, aber der Verzicht von James Glickenhaus, dem Franchise weiterhin treu zu bleiben, sorgt nochmals für einen Qualitätsanstieg, so dass "Maniac Cop 2" den Höhepunkt der Trilogie um den nunmehr endgültig zum Zombie-Polizisten deklarierten Matt Cordell bildet. Das Sequel ist über weite Strecken deutlich temporeicher als der Erstling, der Humor etwas subtiler, der Kamerastil wesentlich eloquenter. Wo das Original oft großzügig ausgeleuchtet war, gibt es jetzt noireske Schattierungen, erlsene, neonlichtdurchflutete Schauplätze (wie Turkells schickes Souterrain-Appartment), eine interessantere Charakterriege und darüber hinaus eine dem Vorgänger nicht nachstehende, edle Besetzung. Zudem fallen zwei offene Liebeserklärungen an das Genrekino der ausklingenden Dekade ins Auge: Gleich zu Beginn gibt es eine Variation der Eingangssequenz aus "Cobra", mit Marco Rodríguez in einer (unkreditierten) Reprise seiner vormaligen Rolle als übergeschnappter, schrotflintenbewährter Supermarktkiller, im weiteren Verlauf überfällt der unaufhaltsame Matt Cordell, wie weiland der Terminator, ein Polizeirevier und lässt dabei keinen Stein auf dem anderen. Das Gefängnisfinale bietet schließlich einen Overkill spektakulärer Actionsequenzen.
Ein durchweg toller Film ergo, der in der deutschen Fassung ferner (wie schon der Vorgänger) durch seine sorgfältige Synchronisation aus dem Rahmen fällt. Und eines der seltenen Beispiele einer gegenüber ihrem Original ambitionierteren Fortsetzung.

8/10

William Lustig Larry Cohen New York Rache Serienmord


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MANIAC COP (William Lustig/USA 1988)


"He'll kill again... he enjoys killing."

Maniac Cop ~ USA 1988
Directed By: William Lustig

Ein Killer in Polizeiuniform macht Manhattan unsicher. Hauptverdächtiger ist der Streifenpolizist Jack Forrest (Bruce Campbell), der sich nicht ganz zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort befand. Doch der emsige Ermittler Frank McRae (Tom Atkins) ist bereits der Wahrheit auf der Spur: Der totgeglaubte Cop Matt Cordell (Robert Z'Dar), der einst von den Stadtoberen verladen und nach Sing-Sing verfrachtet wurde, um dort von seinen früheren Verhaftungsopfern schwer misshandelt zu werden, lebt noch, hat jedoch den Verstand verloren und befindet sich auf einem Rachefeldzug gegen die gesamte Stadt. Als McRae selbst zum Opfer Cordells wird, stehen nurmehr Forrest und seine Freundin Theresa (Laurene Landon) gegen den Wahnsinnigen.

William Lustig, Larry Cohen, James Glickenhaus - drei Namen, bei denen Aficionados hocherfreut die Ohren klingeln, und nicht nur diese. Alle drei sind sie bekannt für großartiges New Yorker Genrekino aus dem eher zwielichten Bereich und haben jeweils Einiges an Liebhaberstücken auf dem Kerbholz. Für "Maniac Cop", den man durchaus als frühes "happening movie" bezeichnen könnte, wie sie ja heute Gang und Gebe sind, vereinten die drei Kollegen ihre kreative Power (Glickenhaus als Produzent, Cohen als Autor und Lustig als Regisseur) und schufen einen ironisch konnotierten Hybriden aus Action- und Horrorfilm, der zudem eine angemessen genrebeflissene Besetzung mit mancherlei klangvollen Namen aufweisen konnte - und, bei diesem Hinter-Kamera-Trio wenig verwunderlich, eine große Liebeserklärung an den urbanen Moloch New York darstellte. Zudem hat man einige Trümpfe in der Hinterhand, wenn man etwa den zuvor als Haupthelden charakterisierten Tom Atkins frühzeitig aus dem Film nimmt und Bruce Campbell gezielt zu seinem Nachfolger deklariert, oder auch insofern, als dass man Matt Cordells entstelltes Antlitz erst gegen Ende frontal der Linse offeriert.
Ein witziger, sehenswerter kleiner Klassiker, für jeden Freund eines der oben Genannten (wobei, wahrscheinlich wird jeder, der einen von ihnen mag auch die beiden anderen mögen -) sowieso Pflichtprogramm.

7/10

William Lustig James Glickenhaus Larry Cohen New York Madness Rache


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BORN AMERICAN (Renny Harlin/USA, FIN 1986)


"Sleep, my little friend. You deserve a better world."

Born American ~ USA/FIN 1986
Directed By: Renny Harlin

Die drei jungen amerikanischen Freunde Savoy (Mike Norris), Mitch (Steve Durham) und K.C. (David Coburn) bereisen Europa. In der finnischen Provinz, in die sie zum Jagen gekommen sind, sitzen sie aus einer bierseligen Laune heraus auf der verhängnisvolle Idee auf, aus reinem Jux die sowjetische Grenze zu überschreiten, hinter der sie sich dann prompt verirren. In einem nahe gelegenen Dorf hält man sie für die Mörder eines erst kurz zuvor getöteten Mädchens und es kommt zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, bei der sich das Trio gegen flugs anrückende Militärs zur Wehr setzen muss. Man wird gefasst und landet in einem desolaten Gefängnis. Mitch verfrachtet man in den Trakt mit den Verrückten, der schwer verletzte K.C. wird von einem Mitgefangenen "erlöst". Savoy trifft auf den geheimnisvollen 'Admiral' (Thalmus Rasulala), einen politischen US-Gefangenen im Besitz vieler brisanter Geheimnisse um CIA und KGB. Mit seiner Hilfe soll Savoy aus jenen gräulichen Mauern und zurück über die Grenze fliehen.

Sein Langfilmdebüt, ein wütendes, offen populistisches Pamphlet gegen das damalige "Reich des Bösen", brachte Renny Harlin erwartungsgemäß zunächst nur wenige Freunde auf liberaler Seite ein. In einer mehr oder weniger eindeutigen Replik auf und zu Alan Parkers "Midnight Express" ließ Harlin die Söhne von Chuck Norris und James Coburn in russische Gefangenschaft geraten, deren Methodik die Menschenrechte dem Vernehmen nach ebenso mit Füßen trat wie die türkische weiter südlich. Wer hier keine Beziehungen oder einen übermächtig starken Willen besitzt, der ist unausweichlich zum Tode verdammt; sei es durch Kälte, Hunger, äußere Gewalt oder, am Wahrscheinlichsten, das schiere Abdriften in den Wahn.
Mike Norris als Savoy Brown (toller Rollenname) wird gleich von Beginn an als besonnenster und stärkster des Freundetrios charakterisiert, der Grund, warum er auch als einziger am Leben bleibt. Die kick moves hat er sich beim berühmten Papi abgeschaut und auch der zielsichere Umgang mit der Uzi und anderem Feuerwerk deutet auf dessen stramme häusliche Erziehung hin.
Ansonsten scheinen mir die durchaus ambitionierte, zu einiger Dramatik neigende Inszenierung und das vergleichsweise tendenziöse Script nicht immer in homogener Weise zu arbeiten; man glaubt häufig zu spüren, dass Harlin doch mehr wollte, als er es letztlich zu formulieren im Stande war. Nichtsdestotrotz ein beachtliches Zeitporträt auf Augenhöhe mit Milius' gesinnungsgenössischem "Red Dawn".

5/10

Renny Harlin Finnland Helsinki Russland Kalter Krieg Gefängnis Flucht UDSSR


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ROBOCOP (José Padilha/USA 2014)


"What have you done to me?"

RoboCop ~ USA 2014
Directed By: José Padilha

Die nahe Zukunft: Die Weltpolizisten USA setzen mittlerweile weltweit Roboterdrohnen als Ersatz für humane Militärkräfte ein. Der Rüstungskonzern OCP unter dem Management des Machtstrategen Raymond Sellars (Michael Keaton) plant, seine mechanischen Killer auch großflächig an die inländische Polizei zu verkaufen, doch es weht ein starker Gegenwind aus der liberalen Politik. Als der Detroiter Cop Alex Murphy (Joel Kinnaman) einer bis in höchste Abteilungskreise reichenden Verschwörung auf die Schliche kommt, jagt man ihn mit einer Autobombe in die Luft. Damit hat Sellars das perfekte populistische Sprungbrett: Einen Milliarden-Dollar-Cyborg zwischen menschlicher Vernunft und automatisiertem Verhaftungsprocedere. Doch selbst mit einem minimalen Rest von altem Fleisch lässt sich Murphy, der fortan als RoboCop in Detroit patroulliert, nicht instrumentalisieren...

Ein überraschend gelungenes, schön comiceskes Remake hat José Padilha da vorgelegt, wenngleich es en tout betrachtet der intellektuell-satirischen Kraft des Originals natürlich nicht die krause Stirn zu bieten vermag. Die Stärken des neuen Films liegen vor allem hinter der wohlweislichen Entscheidung, nicht zu kopieren, sondern zu variieren und die Perspektive auf andere Aspekte zu schwenken. Diesmal ist es weniger eine wohlfeil getarnte, faschistische Militärregierung denn vielmehr das Interesse an der persönlichen Entwicklung Murphys, die den Motor des Gesamtwerks antreibt: Michael Keaton ist kein größenwahnsinniger Kapitalverbrecher wie dereinst Ronny Cox, sondern "lediglich" ein Allerweltsmanager, der wie alle Konzernrepräsentanten vor allem daran interessiert ist, eine möglichst effektive Gewinnmaximierung zu erzielen. Als sein Sprachrohr dient der rechtslastige TV-Populist Pat Novak (Samuel L. Jackson), der leidenschaftlich Reklame für Sellars' Roboter-Exekutive betreibt. Hier ist Alex Murphy außerdem noch weiterhin Herr seiner Sinne und seiner Erinnerungen und muss seine Persönlichkeit nicht erst wiederentdecken. Frau (Abbie Cornish) und Sohnemann (John Paul Ruttan) bleiben ihm treu und gewogen, wenngleich die von Padilha in Betracht gezogene Vorstellung, Murphy als Familienvater zu reinstallieren, etwas ziemlich Lächerliches hat. So übertreibt es der Film hier und da mit seinen Zwangshommages und schlicht unzeitgemäßem Humor, worin sich die Kritik an ihm jedoch zugleich erschöpft. Padilhas "RoboCop" bietet die respektable, keinesfalls stupide Variation eines Klassikers, deren leider erst ganz am Schluss ausgepackte, ätzende Satirekeule etwas prägnanter gern auch schon vorher in Aktion getreten haben mochte.

8/10

José Padilha Zukunft Familie Freundschaft Frankenstein Cyborg Militär Detroit


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TERMINUS (Pierre-William Glenn/F, BRD 1987)


Zitat entfällt.

Terminus ~ F/BRD 1987
Directed By: Pierre-William Glenn

Im Jahr 2037 spalten sich die Erdmächtigen in zwei Lager: Zum Einen gibt es die faschistisch organisierten "Grauen", zum anderen die nicht minder straff durchsetzten, rebellierenden "Klone" unter ihrem Anführer Sir (Jürgen Prochnow). Die Klone organisieren regelmäßig öffentlich als "das Spiel" deklarierte Truck-Reisen durch die militarisierten Zonen, eine Aktion, deren geistiger Herr der kindliche Klon Mati (Gabriel Damon) ist. Jener hat ein Betriebssystem namens 'Monster' entwickelt, das den gewaltigen Truck zusammen mit einem humanoiden Fehrer lenkt. Aktuell brettert die toughe Gus (Karen Allen) durchs Feindesland, wird jedoch von dem brutalen 'Major' (Dominique Valera) überwältigt und zu Tode gefoltert. An ihrer Statt übernimmt der Einzelkämpfer Stump (Johnny Halliday) die Weiterfahrt mit Monster, an Bord eine mysteriöse, bline Passagierin - das Mädchen 'Princess' (Julie Glenn).

Völlig irregeleiteter Unfug der schönen Rezeptionskategorie "Das Gehirn gibt auf". Als französisch-deutsche Koproduktion mit internationaler Besetzung, der der exaltierte Pariser Schlagerstar Johnny Halliday, Jürgen Prochnow und Karen Allen vorstanden (Kinderstar Gabriel Damon gab später noch das fiese Dealerbalg Hob in "RoboCop 2"), hängte sich der Genrefilm einst an die aktuelle, weithin erfolglose Welle dystopischer B-Action, zu der auch anderes Entfesseltes wie "Solarbabies" oder "Cherry 2000" zählte. "Terminus" unterbietet jedoch die meisten Artgenossen in annähernd jeglichem Aspekt - im Prinzip kann man kaum von einem stringenten Plot sprechen, geschweige denn einer dramaturgischen Struktur. Alles hangelt sich lose durch einen Lianenwald der Konfusion und dazu kloppt der auf K.I.T.T. getrimmte Monstertruck halbgare Sprüche unterster Kajüte. Ein paar wenige Actionszenen wirken wie Fremdkörper und kurze Gewaltausbrüche stehen in eigenartigem Kontrast zur sonstigen, eher kindlichen Gestalt des Films. Jener zerfasert dan auch bereits nach Minuten wie eine Rolle Klopapier bei Starkregen und hinterlässt ebensolche Nutzbarkeit.
All das spricht selbstverständlich für einen Pflichtfilm für Freunde des Abseitigen - "Terminus" gehört nämlich mit Sicherheit zu den versponnensten, miesesten Werken seiner Dekade und erobert sich somit einen echten Sehenswert. Vorausgesetzt, man besitzt ein Faible für groben Unfug.

3/10

Pierre-William Glenn Apokalypse Dystopie car chase Klone Zukunft Trash


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DE LA PART DES COPAINS (Terence Young/F, I, B 1970)


"Killing him wouldn't be murder. It would be like cleaning a cesspool."

De La Part Des Copains (Kalter Schweiß) ~ F/I/B 1970
Directed By: Terence Young

Der Indochina-Veteran und entflohene Ex-Knacki Joe Martin (Charles Bronson) hat sich bereits vor längerem mit Frau Fabienne (Liv Ullman) und Stieftochter Michèle (Yanick Delulle) an der Côte D'Azur niedergelassen, wo er mit einigem Erfolg reichen Amateurkapitänen das Navigieren auf See beibringt. Eines Tages tauchen jedoch seine vier früheren Mitgefangenen Katanga (Jean Topart), Ross (James Mason), Gelardi (Luigi Pistilli) und Whitey (Michel Constantin) nebst dem Gangsterblondchen Moira (Jill Ireland) auf. Joe hatte sie einst während des Ausbruchs in dem deutschen Militärgefängnis zurücklassen und ohne sie türmen müssen. Nun folgt die Abrechnung: Nachdem Joe den Vorboten Whitey erledigen kann, nehmen die verbleibenden Finsterlinge Fabienne und Michèle als Geiseln. Joe soll die Gangster mit seinem Boot in die Ägäis bringen. Doch der wehrhafte Familienvater lässt sich nicht beugen.

Schnörkelloser Eurokrimi, der eine frühe Paraderolle für Bronson transportiert und von Terence Young pointiert inszeniert wurde. Weg vom noch künstlerisch beflisseneren Genrekino der letzten Jahre silhouettiert "De La Part Des Copains" bereits Bronsons kommenden Archetypus - den des unerbittlichen, kantigen Helden, der sich mit wenigen Worten seinen Weg bahnt und der Bedrohungen der eigenen Person und vor allem der Familie mit doppelter Münze vergilt. Dem vorausgeschickten Whitey bricht Joe nach einem Zweikampf das Genick, den besonders boshaft (da misogyn, pädophil, und egozentrisch) charakterisierten Katanga setzt er am Schluss in Flammen. Dass Young an existenzialistischer Schwere nicht explizit interessiert ist, zeigen andererseits vergleichsweise versöhnliche Momente: Die zurückkehrende Besonnenheit des verblutenden James Mason angesichts des nahenden Todes etwa, der sich doch noch gegen seine Kumpane stellt oder die Schlussminute, die dem besorgten Zuschauer gewissermaßen garantieren soll, dass den Martins trotz der schweren Stunden zuvor ein untraumatisiertes, glückliches Weiterleben garantiert ist. Brosons privates Rennen gegen die Zeit und zwei Motorrad-Flics in einem roten Granada-Cabrio über die Provinz-Serpentinen ist ein kleines Meisterstück zeitgenössischen Actionkinos.

7/10

Terence Young Familie Kidnapping Côte dAzur car chase





Filmtagebuch von...

Funxton

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