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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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COVER UP (Manny Coto/UK, IL 1991)


"What station is this?"

Cover Up ~ UK/IL 1991
Directed By: Manny Coto


Der Pressejournalist Mike Anderson (Dolph Lundgren) kommt nach Tel Aviv, um über einen Anschlag auf eine US-Militärbasis berichten. Rasch findet Anderson heraus, dass es sich bei dem Urheber um die arabische Terrororganisation "Black October" handeln muss. Kurz nach dieser Feststellung wird Andersons Freund, der Militärattaché Cooper (John Finn) ermordet und auch er selbst sieht sich diversen Anschlägen gegenüber. Schließlich muss Anderson erkennen, dass er die ganze Zeit einer großen Narretei aufgesessen ist und der eigentliche Coup erst bevorsteht.

In "Cover Up" machte Lundgren den Versuch, sein soeben erst mühsam manifestiertes Image des ballernden Muskelhelden aus der Abteilung B wieder etwas zu relativieren. Der Reportertypus in Krisengebieten, wie ihn besonders Filme wie Spottiswoodes "Under Fire" und Stones "Salvador" in den achtziger Jahren popularisiert haben, implizierte neben einem außergewöhnlichen beruflichen Ehrgeiz sowie einer schon ehrenhalber linksliberalen Grundeinstellung auch stets eine latente äußere Schludrigkeit nebst ungesundem Lebenswandel. Soviel Unpässlichkeit mochte der schwedische Kleiderschrank sich dann aber doch nicht auferlegen lassen; er sieht in "Cover Up" ständig aus wie aus dem Ei gepellt und wenn er in einer Riesenportion Schokoladeneis herumlöffelt, sich mit Vodkapinneken zulaufen lässt und ständig dicke Zigarren qualmt, dann wirkt das bestenfalls als putziges Traditions-Zugeständnis.
Cotos Film rettet sich derweil nie über ein gepflegtes Mittelmaß, die Inszenierung reicht von betulich bis schlampig, der Plot dümpelt stets in der Vorhersehbarkeit. Richtig spannend wird's erst zum Ende hin, als Lundgren zum Messias samt Spieß in der Seite stilisiert wird, der parallel zu einem nachgestellten Passionsspiel höchstpersönlich den halben symbolischen Weg nach Golgatha zurücklegt, um die Menschen in der Stadt im Zuge eines schamlos an "Vertigo" angelehnten Showdown vor einer biblischen Katastrophe zu bewahren - das so größenwahnsinnige wie entlarvendes Finale eines ansonsten bedeutungslosen Films.

4/10

Journalismus Independent Manny Coto Dolph Lundgren Nahost-Konflikt Terrorismus


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REMO WILLIAMS: THE ADVENTURE BEGINS (Guy Hamilton/USA 1985)


"I can see the deadly hamburger has done its evil work."

Remo Williams : The Adventure Begins (Remo - Unbewaffnet und gefährlich) ~ USA 1985
Directed By: Guy Hamilton

Nach einem vorgetäuschten Anschlag auf sein Leben findet sich der New Yorker Polizist Samuel Macon (Fred Ward) in den Händen der Geheimorganisation C.U.R.E. wieder, die ihn auserkoren hat, zu ihrer Waffe Nummer 1 zu werden. Ein paar kosmetische Eingriffe, eine neue Identität und ein intensives Training bei dem koreanischen Sinanju-Meister Chiun (Joel Grey) machen aus Macon den Superagenten Remo Williams, dessen erster Auftag vorsieht, einen schurkischen Waffenhändler (Charles Cioffi) dingfest zu machen.

Der Untertitel suggeriert unzweideutig, dass Remo Williams eigentlich vorgesehen war, zum Figurpaten einer ganzen Reihe von Agentenabenteuern zu werden. Leider hielt sich der kommerzielle Erfolg des Films in überschaubaren Grenzen, so dass mit Ausnahme des sang- und klanglos abgeschmierten Piloten einer TV-Serie die implizit versprochenen Sequels bis heute auf sich warten lassen. Dies ist angesichts der Qualität von Hamiltons Film recht schade. "Remo Williams" versuchte die Gratwanderung zwischen einem superheldischen James-Bond-Charakter und dem harten Actionkino der Achtziger, eine Fusion, die wahrscheinlich angesichts ihrer vermeintlichen Unentschlossenheit keinen besonderen Publikumsandrang erzielte. Dabei setzten die Produzenten mit Guy Hamilton sogar auf ein recht renommiertes Pferdchen; immerhin handelte es sich um den Regisseur von vier Bond-Filmen, darunter das Franchisehighlight "Goldfinger". Dennoch blieben einige der narrativen Prämissen mysteriös, so ist der eigentliche Star des Films gar nicht der Titelheld, sondern dessen von Joel Grey gespielter Ausbilder (das Verhältnis der beiden Charaktere profitiert von einer ganz ähnlichen Ausgangslage wie das von Daniel und Mr. Miyagi in "The Karate Kid"), der für beeindruckende Wendungen und diverse wirklich komische dialogische Schlagabtäusche sorgt.
Hat mir sehr viel Freude bereitet, dieses alte Kleinod nach langen Jahren einmal wiederzusehen.

7/10

Guy Hamilton Martial Arts New York Bond-Spoof


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ON DEADLY GROUND (Steven Seagal/USA 1994)


"What does it take to change the essence of a man?"

On Deadly Ground (Auf brennendem Eis) ~ USA 1994
Directede By: Steven Seagal


Forrest Taft (Steven Seagal), Experte für die Eindämmung von Bohrunfällen aller Art mit nebulöser Vergangenheit, holt alle naselang die Kastanien für seinen Chef Jennings (Michael Caine) aus dem sprichwörtlichen Feuer. Dieser ist jedoch in Wahrheit ein haltloser Umweltsünder, der bei genügend Profit auch die komplette Verpestung von Alaska in Kauf nimmt, indem er mangelhafte Sicherheitsventile an seinen Förderstationen installiert. Als Taft davon Wind bekommt, will Jennings ihn um jeden Preis ausschalten und engagiert sogar eine Truppe beinharter Söldner zu jenem Zweck. Doch Taft entpuppt sich als unschlagbarer Einzelkämpfer, der, zudem mit mythischer Absegnung durch einen uralten Eskimohäuptling (Chief Irvin Brink), gnadenlos zurückschlägt.

Wer mal wieder richtig herzhaft lachen möchte, der sollte sich Steven Seagal als Rainbow Warrior in Eigenregie geben. "On Deadly Ground" ist so unglaublich peinlich und doof, dass sich die Balken biegen und dermaßen von vorne bis hinten durchsetzt von geistigen Schwachheiten, dass es ein wahres Vergnügen ist. Ob man da bei Seagals Fransenlederjacke anfängt, bei seiner schlagkräftigen Predigt an einen respektlosen Indianerklatscher (Mike Starr) oder bei seiner breit ausgespielten Wiederergeburt als Bärenkrieger, die er nur fünf Filmminuten darauf wieder als unbedeutende Nichtigkeit revidiert, spielt da eine sehr untergeordnete Rolle; fest steht, dass der gute Steven es keinesfalls an den üblichen Sauereien mangeln lässt und seine Feinde in teils unflätigster Manier gleich dutzendfach niedermäht und -kloppt (und ebendas will man ja letztlich sehen, schaut man sich schonmal einen Seagal an), womit der Hauptauftrag schließlich bestens erfüllt wäre. Über die blanke Hohlköpfigkeit dieses Films, die ihren Gipfel in der Schlusssequenz findet (nach einem umfassenden Massenmord erläutert Taft mit wichtiger Miene den Wert des Lebens und des ökologischen Gleichgewichts auf Erden), sollte man sich dabei nicht das eigene Haupt zerbrechen, sondern sich ihr einfach freudestrahlend hingeben. Sowas gibt's wahrlich nicht zweimal!

4/10

Alaska Umweltverschmutzung Steven Seagal


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NO ESCAPE (Martin Campbell/USA 1994)


"You really don't want to hear what the second prize is."

No Escape (Flucht aus Absolom) ~ USA 1994
Directed By: Martin Campbell


Im Jahre 2022 sind Gefängnisse zu einem eigenständigen Wirtschaftszweig geworden, daher überbieten sich die privatisierten Institutionen gegenseitig mit ihren Hochsicherheitsmaßnahmen. Der Ex-Offizier Robbins (Ray Liotta), der nach einem mörderischen Kriegseinsatz seinen Vorgesetzten erschossen hat, kommt nach einem Zwischenfall schließlich auf die offiziell nicht existente Gefängnisinsel Absolom. Dort kämpfen die 'Insider', eine Gruppe so zivilisiert wie möglich lebender Sträflinge, und die 'Outsider', brutale Kopfjäger und Kannibalen, um die Vorherrschaft. Robbins schließt sich den Insidern an, die eigentlich unmögliche Flucht von Absolom permanent im Hinterkopf.

Ganz respektable Mischung aus Sci-Fi- und Knastfilm, der seine Ursprünge unverkennbar findet im Szenario von "Escape From New York" und sich der kleinen Welle ähnlich gelagerter Genrefilme aus den frühen Neunzigern um "Fortress", "Wedlock" und "Alien³" an, denen jeweils die Idee gemeinsam ist, dass die Menschen im Rahmen einer absolutistisch orientierten, futuristischen Haftsituation eine Art evolutionäre Umkehr hin zu atavistischen Zuständen vollziehen. Das Überleben wird zur obersten Maxime, das Selbst der beste Verbündete, eine brisante Situation insbesondere in einem Rahmen bestehend aus ausschließlich kriminellen Individuen. Diese Grundsituation macht sich also auch "No Escape" zunutze und jagt seinen von vornherein als überharten Knochen präsentierten Helden durch seine persönliche kleine urweltliche Hölle. Robbins' Entkommen bekommt dabei mit zunehmender Erzählzeit mehr und mehr Gewicht, denn es gibt gleich zwei Geheimnisse, die es publik zu machen gilt.
Die Qualitäten von Campbells Arbeit als Actionfilm bleiben in eher mäßigen Bahnen; "No Escape" holt viel heraus durch seine relative Rüpelhaftigkeit. Dafür hat man selten den Eindruck, dass auch nur einer der Beteiligten das Projekt so ernst genommen hat, wie es ihm eigentlich zukäme. Immerhin sind Spaß und Amüsement gewährleistet.

6/10

Martin Campbell Gefaengnis Dystopie Zukunft





Filmtagebuch von...

Funxton

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