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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ADIEU L'AMI (Jean Herman/F, I 1968)


Zitat entfällt.

Adieu L'Ami (Bei Bullen "singen" Freunde nicht) ~ F/I 1968
Directed By: Jean Herman

Erst bei ihrer Ankunft in Marseille lernen sich die beiden Algerienkriegsveteranen Dino Barran (Alain Delon) und Franz Propp (Charles Bronson) kennen. Barran ist Arzt und durch die versehentliche Erschießung seines besten Freundes in Depressionen verfallen, Propp indes ein lebenslustiger Gauner, der vor keiner Möglichkeit, schnelles Geld zu machen zurückschreckt. Als Barran die geheimnisvolle Isabelle (Olga Georges-Picot) kennenlernt, veranlasst diese ihn zu einem Bruch bei einem Pariser Multi. Doch anstatt den Safe leerzuräumen, soll Barran zuvor entwendete Dokumente wieder darin platzieren. Während des Jobs taucht plötzlich auch Propp auf und beide werden im Safe eingesperrt. Nachdem ihnen viele Stunden später die Flucht glückt, gerät Propp in die Fänge der Polizei. Doch an ihm hat der ermittelnde Inspektor Méloutis (Bernard Fresson) eine harte Nuss zu knacken...

Bronson in Europa, Bronson in Frankreich. Hier hat der polnischstämmige US-Akteur einige seiner schönsten und stilvollsten Filme hinterlassen, die einerseits Wegbereiter für sein späteres Hartarsch-Image abgaben, andererseits jedoch in formal krassem Gegensatz im Besonderen zu seinem darstellerischen Werk in den Achtzigern stehen. In "Adieu L'Ami" ist er ein Sonnyboy, der als unwesentlich mehr denn als Stichwortgeber für den damals weitaus größeren Star Alain Delon fungiert. Die beiden als buddies zu besetzen, die sich, wie es sih ziemt, zunächst an die Kehle gehen, um dann höchsten Respekt und Vertrauen gegenüber dem jeweils Anderen zu entwickeln, zeugt jedoch von einigem Gespür. Der robuste, rustikale Bronson und der charmante gentilhomme Delon formulieren reizende Gegensätze, die ihre unfreiwillig beginnende Partnerschaft umso glaubwürdiger erscheinen lassen.
Dem gegenüber stehen einige mitunter seltsam anmutende Volten, die Script und Inszenierung vollziehen und aus denen ich nicht immer schlau werde. Die Schlusseinstellung etwa repräsentiert dies vorzüglich. Jene vermögen jedoch den positiven Gesamteindruck, den "Adieu L'Ami" resümierend hinterlässt, nicht wesentlich zu trüben.

7/10

Jean Herman Marseille Paris Buddy Movie Heist femme fatale Fremdenlegion


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DEFIANCE (John Flynn/USA 1980)


"You ever show your ugly face 'round here again, I'm gonna kick your ass."

Defiance (Die Schläger von Brooklyn) ~ USA 1980
Directed By: John Flynn

Der Matrose Tommy (Jan-Michael Vincent) ist unfreiwillig zu einem längeren Aufenthalt in New York gezwungen, bevor er seine nächste Heuer erhält. Höchst enerviert kommt Tommy in der East Side unter, wo er neben einigen netten Nachbarn wie der über ihm lebenden Marsha (Theresa Saldana) oder dem etwas großmäuligen, aber herzlichen Carmine (Danny Aiello) auch rasch die üble Schlägertruppe 'Souls' kennenlernt, der der Chicano Angel Cruz (Rudy Ramos) vorsteht. Die Leute in Tommys Straße kuschen vor Cruz und seinen Jungs; jeder Versuch der Gegenwehr wird mit noch heftigerem Terror beantwortet. Als Tommy endlich ein Platz auf einem Dampfer in Aussicht gestellt wird, muss er Farbe bekennen: Raus aus der Stadt oder doch zu seinen neuen Freunden halten und ein für allemal mit den Souls abrechnen...?

Der etwas familienkompatiblere Selbstjustiz-Film. Wie so häufig in den Siebzigern spielt Vincent hier den eher bodenständigen Arbeitertypen, der höchst wenig Gefallen daran findet, sich mit den ihm umgebenden, asozialen Elementen in Konflikt zu setzen und letzten Endes auf die immer noch denkbar diplomatischste Weise für sein Recht und das seiner Mit-Involvierten kämpft. Anders als etwa ein Paul Kersey, der einige Jahre später in "Death Wish 3" auf die denkbar brachialste Weise gegen den New Yorker Bandenterror vorgeht, indem er die unbelehrbaren, delinquenten Kids sogar bewusst zu Straftaten motiviert, um sie dann abknallen zu können, ist Tommy der sukzessive hochgeschaukelte Wutbürger, der seine neuen Nachbarn und Freunde gegen Ende zu einer Art "Zweckmiliz" mobilisieren und damit den Frechdachsen Einhalt gebieten kann. Immerhin überlässt er die Rüpel nach einer gehörigen Tracht jedoch der staatlichen Exekutive. So ist "Defiance" auf ebenbütiger Ebene auch die Geschichte einer Sesshaftwerdung nach jahrelanger Ruhelosigkeit und damit im Grunde traditioneller Westernstoff. Das einzige humane Opfer bleibt dem rührenden Lenny Montana vorbehalten, der als retirierter polnischer Boxer mit etwas breitgeschlagener Birne einen letzten großen Märtyrer-Akt vollziehen und damit den Stein des Anstoßes zur Rettung seines Viertels geben darf.
"Defiance" lässt sich somit trotz des kontroversen Topos als überraschend stilles, humanes und sogar warmherziges Werk verorten, das seinem Regisseur zu größter Ehre gereicht. Ferner eine Blaupause nicht nur für den erwähnten, dritten "Death-Wish"-Beitrag, sondern auch für thematisch analog Gelagertes wie Robbins' "Batteries Not Included" oder Hensleighs "The Punisher"-Variation (respektive die ihr zugrunde liegenden Comicstrecke von Garth Ennis).

8/10

John Flynn New York Selbstjustiz Rache Freundschaft


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DRUM (Steve Carver/USA 1976)


"If my niggers stop fornicatin', we stop eatin'!"

Drum (Die Sklavenhölle der Mandingos) ~ USA 1976
Directed By: Steve Carver

Der mittlerweile gealterte Plantagenbesitzer Maxwell Hammond (Warren Oates) kommt nach New Orleans, um sich neben ein paar neuen Sklaven auch eine weiße Hausfrau auf seinen Besitz zu holen. In dem Mandingo Drum (Ken Norton), Sohn eines afrikanischen Stammeshäuptlings und der weißen Bordellbesitzerin Marianna (Isela Vega) wird er ebenso fündig wie in der entehrten High-Class-Lady Augusta Chavet (Fiona Lewis). Zurück auf Falconhurst entwickelt sich Drum schnell zum vorbildlichen Vorarbeiter und Aufseher, in dem der weit weniger angepasste Blaise (Yaphet Kotto) einen guten Freund findet. Als Blaise beschuldigt wird, Hammonds verdorbene Tochter Sophie (Rainbeaux Smith) zu belästigen, spitzt sich die Situation dramatisch zu: Am Verlobungsabend von Hammond und Augusta startet der in Ketten gelegte Blaise einen Sklavenaufstand. Drum muss sich für eine Seite entscheiden...

Das Sequel zu Richard Fleischers denkwürdigem Camper "Mandingo" wandelt auf deutlich anderen Pfaden denn das Original. Von dessen beiden vorgezeichneten Pfaden verzichtet "Drum" nahezu völlig auf den transgressiven; verbannt das bei Fleischer noch bestimmende, skandalöse, schockierende Element ebenso aus seinem Rahmen wie dessen künstlerische Ambitionen. Es bleibt ein eindeutiges Bekenntnis zur Exploitation, das nicht allein durch die Besetzung von Yaphet Kotto und Pam Grier, sondern zudem in Form eines Übermaß' weiblicher Nacktheit entsprechende Ambitionen belegt. Die Gewaltsszenen bleiben, mit Ausnahme der manuell vorgenommenen Kastration des eklig-bösen John Colicos durch Ken Norton (die sich allerdings auch noch verhalten präsentiert), in domestizierte Bahnen. Die einzige Darstellerin, die in derselben Rolle von "Mandingo" nach "Drum" überlebt, ist die füllige Lillian Hayman als stets verlässliche Haus-Mammy Lucretia Borgia. Perry King, der seinerzeit den noch deutlich unbeherrschteren Maxwell Hammond verkörperte, wird, einen größeren Handlungs-Zeitsprung zwischen den beiden Filmen implizierend, durch Warren Oates ersetzt. Mit Oates, der sich ein neuerliches Stelldichein mit Isela Vega, seiner Partnerin aus "Bring Me The Head Of Alfredo Garcia" gibt, ändert sich auch das Persönlichkeitsbild des Charakters völlig: Aus dem zur Barbarei neigenden Soziopathen wird ein lustiger Lebemann, dessen tiefsitzender Rassismus eher einer persönlichen Bildungsschwäche denn Generationen intrafamiliären Zerfalls zugeschrieben werden darf. So entsteht gar ein gewisses Freundschaftsband zwischen Drum und seinem Master, das am Ende die (sogar eher unfreiwillige) Flucht der Titelfigur ermöglicht. Susan Georges vormalige Rolle pflanzt sich hier in der von Rainbeaux Smith fort; denn in einen waschechten Sklavenfilm gehört von jeher auch ein kleines, pervertiertes weißes Luder. Inszenatorisch hält sich "Drum" eher auf TV-Niveau - weder der ursprüngliche regisseur Burt Kennedy, noch sein spätes Substitut, der vormalige Corman-Schützling Carver (welcher unfairerweise als alleiniger Regisseur kreditiert wird) leisten sich - offenbar ganz bewusst - keinerlei Extravaganzen.

6/10

Steve Carver Burt Kennedy Sklaverei Südstaaten New Orleans Louisiana ethnics Rache Sequel Blaxploitation


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L'ULTIMA PARTITA (Fabrizio De Angelis/I, USA 1991)


Zitat entfällt.

L'Ultima Partita (The Last Match - Der letzte Fight) ~ I/USA 1991
Directed By: Fabrizio De Angelis

Susan (Melissa Palmisano), die achtzehnjährige Tochter des Football-Cracks Cliff Gaylor (Oliver Tobias), wird auf einer militärisch regierten Karibikinsel irrtümlich wegen Drogenschmuggels verhaftet und landet in einem hiesigen Gefängnis mitsamt sadistischem Direktor (Henry Silva). Sämtliche Bemühungen des sofort anreisenden Vaters, sein Herzblut aus dem Knast zu holen, scheitern, einerseits angesichts der Engstirnigkeit der lokalen Behörden, viel mehr jedoch infolge der Arroganz gegen US-Staatsbürger. Cliffs gesamte Mannschaft und vor allem der betagte Trainer Keith (Ernest Borgnine) fackeln jedoch nicht lang und rücken an, um ihrem Runningback zu Hilfe zu kommen - mit gewaltiger Firepower im Gepäck!

Soweit ich das übersehen kann, der letzte Film, für den Fabrizio De Angelis alias Larry Ludman noch einmal eine kleine Garde gestandener Gast-Schauspieler zusammentrommeln konnte, um sie für eines seiner mehr oder weniger liebevoll hergestellten Billigwerke vor die Kamera zu holen. Neben Borgnine und Silva, die in sehr ähnlich gelagerten Rollen gemeinsam bereits in "Cane Arrabiato" agierten, geben sich diesmal noch Charles Napier und Martin Balsam die Blöße Ehre.
Die Grundidee von "L'Ultima Partita" plagiiert zu etwa gleichen Teilen "Midnight Express" und "Missing", wobei bei De Angelis grantiert jedwede politische Implikation außen vor bleibt, denn bei dem handlungszentrierten, junta-regierten Eiland handelt es sich um eine betont fiktive, westfeindliche Nation, in der wohl so manch politisches Schindluder getrieben wird. Costa-Gavras für den Kleinen Mann, sozusagen. Wirklich bizarr wird der Film in der zweiten Hälfte, wenn Borgnine und die Jungs anrücken und man in kompletter Football-Tracht eine schießwütige, nichtsdestotrotz gepflegt unspektakulär inszenierte Befreiungsaktion vom Stapel lässt. Den Gipfel erreicht "L'Ultima Partita" schließlich mit der obligatorischen Befreiung eines einheimischen, neunjährigen Steppkes: Zwar wird sein Vater vor seinen Augen von den soldados abgeknallt, aber dafür kann er künftig nordamerikanische Footballspiele sehen und Hot Dogs mampfen. Kein schlechter Tausch, zumindest nach Fabrizio De Angelis' Logik! Unmotivierte Zeitlupen, ein, gelinde gesagt, zutiefst enervierender Synthesizer-Score (Guglielmo Arcieri) runden diese bizarre Trash-Oper ab. Ludman vor, noch ein Tor!

4/10

Fabrizio De Angelis Football W.I.P. Mission Freundschaft Europloitation Trash Gefängnis


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THUNDER III (Fabrizio De Angelis/I 1988)


Zitat entfällt.

Thunder III ~ I 1988
Directed By: Fabrizio De Angelis

Dem armen Thunder (Mark Gregory), vormals Navajo, jetzt Cheyenne (Larry Ludman macht's möglich), ist einfach keine Ruhe vergönnt: Eine Gruppe asozialer Wochenendsoldaten, in ihrem Alltagsleben durchweg unbescholtene Geschäftsleute einer nahegelegenen Kleinstadt, knallen zwei Pferde (eines davon ein Fohlen) ab, schießen Tunders Wohnwagen-Siedlung zu Klump und töten um ein Haar sogar Thunders Freund, den 'Kleinen Raben' (Jeffrey Domo). Das kann der nach wie vor edle Krieger nicht auf sich beruhen lassen und fordert Schadenersatz bei den Übeltätern. Diese verspotten ihn jedoch ganz nach alter Tradition, was Thunder mit Feuer und Explosionen vergilt.

Der dritte und letzte Beitrag zur "Thunder"-Reihe, die De Angelis unter seinem lustigen Leib-Pseudonym 'Larry Ludman' in die Welt entließ, besitzt noch denselben, unwiderstehlichen Charme der beiden Vorgänger; ist allerdings, das muss man einräumen, nochmals deutlich billiger produziert und sogar noch etwas einfältiger gescriptet. Der alten Maxime, dass Thunder zwar alles Mögliche in die Luft jagt, aber niemanden über die Klinge springen lässt, bleibt auch "Thunder III" treu, weshalb er, abgesehen von seinem ansonsten schön schmierigen Gestus vielleicht, als durchaus familientauglich durchgeht. Anstelle von Harmstorf hat es diesmal Werner Pochath und John Phillip Law löst Bo Svenson als Kleinstadt-Sheriff ab. Hinzu kommt noch der in erster Linie als Synchronsprecher bekannte Horst Schön, dessen Stimme einst Leslie Nielsen, Robert Loggia und Richard Burton ihr unverwechselbares deutsches Timbre spendierte. Hier ist er en persona als ein gewisser 'Colonel Bill Magnum' zu sehen, der aus der Armee ausgestoßen wurde und nun auf dem Lande den dicken Max markiert. Natürlich synchronisiert er sich selbst, wie überhaupt einmal mehr erst die hiesige Vertonung "Thunder III" erst richtig goutierbar macht - neben den effektiv in Brand gesteckten Miniaturbauten freilich, deren spektakulär eingefangenes Lodern immer wieder ein verklärtes Grinsen auf des Zuschauers Antlitz zaubert. Sowas konnte man anno 88 eben noch verkaufen. Superwitziges Ding.

5/10

Fabrizio De Angelis Selbstjustiz Arizona Indianer Rache Europloitation Trash Neowestern


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HEATED VENGEANCE (Edward D. Murphy/USA 1985)


"It's too late."

Heated Vengeance (Cambodscha Connection) ~ USA 1985
Directed By: Edward D. Murphy

Zehn Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs kehrt Lieutenant Hoffman (Richard Hatch) nach Südostasien zurück, da seine damalige Geliebte Michelle (Jolina Mitchell-Collins), wie er erst kürzlich erfahren hat, einen gemeinsamen Sohn (J.C. Bernardo) mit ihm hat. Dummerweise erkennt ihn in Laos Bingo (Ron Max), ein alter Bekannter aus Kriegstagen wieder, den Hoffman einst wegen Vergewaltigung und Missbrauchs einer einheimischen Minderjährigen ins Militärgefängnis stecken ließ. Bingo, der mittlerweile eine lukrative Heroinfabrik im Dschungel betreibt, will die Gelegenheit nutzen, sich an Hoffman zu rächen. Er entführt seinen früheren Richter und sperrt ihn ein, doch Hoffman gelingt die Flucht. Im nun folgenden, erbarmungslosen Ein-Mann-Guerillakrieg gegen die Dealer erinnert er sich rasch bewährter Kampfesfinten...

War Mitte der Achtziger schon aufgrund seines reißerischen VHS-Covers ein automatisches Muss für den kleinen Funxton, dessen Mama ihm stets derlei Zeug aus den Achtzehner-Regalen der hiesigen Videotheken fischen musste. Seit schätzungsweise gut 28 Jahren nicht mehr gesehen, kamen bei der heiß erwarteten Wiederbetrachtung, wie das eben immer so ist, nun gleichsam Ernüchterung und nostalgische Gefühle zueinander. Klar, das Ganze ist mental schlicht gehaltenes, dschungelgrünes B-Action-Kino der Indie-Klasse; selbstredend vornehmlich auf den Philippinen gefertigt und mit einigen mittlerweile bekannt und familiär gewordenen Gesichtern, unter anderem denen von Michael J. Pollard, Cameron Dye und Dennis Patrick, aufgebrezelt. Im Gegensatz zu den meisten, finster konnotierten Ex-Vietnam-Guerreros dieser Zeit ist der unmuskulöse Richard Hatch übrigens geradezu ein Sonnenschein: Mit schicken Hawaii-Hemd und nahezu permanent breit grinsend ist er nicht ganz der kombattante Tausendsassa vom Schlage eines Braddock oder Rambo: Mal setzt er sich versehentlich in ein Wespennest, mal balanciert er unbehende über einen Felsgrat. Doch gerade diese Verweigerung einer Übermenschenzeichnung verleiht "Heated Vengeance" sein gewisses Etwas.

5/10

Vietnam Thailand Laos Edward D. Murphy Vietnamkrieg Rache Heroin Independent


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JOHN CARTER (Andrew Stanton/USA 2012)


"Did I not tell you he could jump!"

John Carter ~ USA 2012
Directed By: Andrew Stanton

Einige Jahre nach der Beendigung des Sezessionskrieges soll der junge Edgar Rice Burroughs (Daryl Sabara) das Erbe seines Onkels John Carter (Taylor Kitsch) in Empfang nehmen, der im Kriege als Captain der Konföderierten gedient hat und nun einem urplötzlichen, rätselhaften Tod erlegen, in seinem Mausoleum bestattet ist. Die Lektüre von Carters Tagebuch klärt Burroughs über die tatsächlichen Umstände um das "Versterben" seines Onkels auf: Von einer geheimen Höhle in Arizona aus wurde Carter im Zuge einer Fluchtaktion vor den Unionisten einst mithilfe eines außerirdischen Artefakts auf den Mars transportiert. Dort geriet er in die Wirren eines weiteren, lokalen Bürgerkriegs unter Beteiligung mehrerer Parteien: Der vierarmigen, archaisch lebenden Tharks, der humanoiden, fortschrittlicheren Bürger der Städte Helium und Zodanga sowie der rätselhaften Therns. Carter, der unter den atmosphärischen Bedingungen des Mars Superkräfte erlangte, gelang es damals im Zuge vieler Abenteuer, die verfeindeten Parteien zu befrieden, bevor er unfreiwillig wieder zurück zur Erde transportiert wurde.

Schade, dass "John Carter" so bös gefloppt ist, aber es ist offensichtlich so: Wenn effektvolles, teures Mainstreamkino einmal wirklich auf risikoreicher Basis und weniger einem kalkulierten Reißbrettmuster folgend entsteht, wird dies entweder, wie im vorliegenden Falle, gar nicht oder wenn, dann lediglich in Ausnahmefällen belohnt.
Stantons Film setzt sich ganz bewusst zwischen Stühle; er adaptiert eine rund einhundert Jahre alte, auf durchaus gewöhnungsbedürftigem Storykonstrukt fußende Pulp-Serie, lässt sich nicht eben unkompliziert folgen aufgrund des überfordernden Kontingents von Namen, Völkern und Beziehungsgeflechten, in das Carter auf dem Mars (oder, nach hiesiger Bezeichnung 'Barsoom') unversehens hineingeschubst wird und erfordert zudem den elementaren good will eines begeisterungsfähigen Publikums, sich bereitwillig auf jahrzehntealte Mythengeflechte und kindesbeinige Spinnereien einzulassen. Wenn CGI wie hier wenig selbstzweckhaft, sondern durchaus phantasievoll und das Gesamtkonzept unterstützend eingesetzt werden, dann habe ich ferner überhaupt nichts dagegen. "John Carter" hätte im besten Falle der Startschuss für ein schönes, neues Franchise geben können, steckt in der Geschichte um den schlussendlich freiwillig Gestrandeten doch noch massig Potenzial. Die Welt jedoch war offenbar anderer Ansicht. Und das ist verdammt schade.

8/10

Andrew Stanton Sezessionskrieg Edgar Rice Burroughs Mars Aliens period piece Pulp 3-D


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SQUADRA VOLANTE (Stelvio Massi/I 1974)


Zitat entfällt.

Squadra Volante (Die gnadenlose Jagd) ~ I 1974
Directed By: Stelvio Massi

Der unkonventionelle Interpol-Ermittler Tomas Ravelli (Tomas Milian) kennt nur noch ein Ziel: Den Mörder seiner Frau zu fassen, einen französischen Bankräuber namens Marseille (Gastone Moschin), der einst im Zuge einer Fluchtaktion ein paar Querschläger auf Ravellis Gattin abgab. Marseille, der gerade wieder ein großes Ding in Multimillionenhöhe durchgezogen hat und bereits im Vorhinein insgeheim plant, seine Komplizen abzuservieren, tritt nun erneut in Erscheinung. Daraufhin verbeißt Ravelli sich gnadenlos in dessen Verfolgung.

Tomas Milian in einer Vorstudie für Nico Giraldi - zwar noch ohne dessen loses Mundwerk und exaltierte Gestik, dafür jedoch bereits mit unverwechselbaren Kennzeichen wie Baskenmütze und abgebranntem Zigarrenstummel im Mundwinkel zu Werke gehend. Doch egal wie und wodurch, der Mann ist sowieso stets eine Bank. Der markant bekieferte Gastone Moschin, den man noch aus Di Leos "Milano Calibro 9" in allerbester Erinnerung hat, markiert einen tollen Antagonisten für Milian. Leider gibt sich die schnittige Stefania Cassini als Moschins gieriges Liebchen hier etwas zugeknöpft, dafür hält Massi andernorts nicht hinterm Berg. Ich bin unglücklicherweise noch nicht mit so vielen seiner Werke vertraut, der mit allen Mitteln eines sauberen Poliziescho operierende "Squadra Volante" zumindest ist mir eines der bisher liebsten.

7/10

Stelvio Massi Duell Jagd Rache Poliziottesco


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SURVIVAL QUEST (Don Coscarelli/USA 1988)


"Shit, what a zoo!"

Survival Quest (Camp der verlorenen Teufel) ~ USA 1988
Directed By: Don Coscarelli

Eine Gruppe von sechs Freizeitsportlen (Dermot Mulroney, Traci Lind, Catherine Keener, Paul Provenza, Dominic Hoffman, Ben Hammer) aus der Großstadt gibt sich vertrauensvoll in die Hände des Survival-Spezialisten Hank (Lance Henriksen), um ein vierwöchiges Überlebenstraining im kalifornischen Hinterland zu absolvieren. Zeitgleich bricht der Ex-G.I. Jake (Mark Rolston) zum Drill einem Team tumber Pseudo-Soldaten in das gleiche Areal auf. Während Hank seine Leute mit Sympathie und Vertrauensübungen auch psychologisch anleitet, setzt Jake auf Erniedrigung und puren Militarismus. Es dauert nicht lange, bis beide Gruppen erstmals aufeinanderprallen. Weitere Begegnungen verschärfen die Situation, bis schließlich Raider (Steve Antin), einer von Jakes Männern, durchdreht und einen Privatkrieg mit echten Automatikgewehren beginnt.

Zwischen all den "Phantasm"-Filmen (von denen jetzt ein fünfter naht - *lechz*) fertigte Don Coscarelli ganz still und heimlich diesen recht freundlichen Abenteuerfilm an, der zumindest in der ersten Hälfte eine fast liebenswerte Disney-Atmosphäre verbreitet, bis er dann im zweiten Teil doch zur handfesten Action übergeht, die sich mit Ausnahme des knalligen Showdown allerdings halbwegs moderat visualisiert findet. Obgleich durchaus klassische Backwood- und Terrorfilm-Elemente eine Rolle spielen, stehen doch der Teamgeist und die durchweg sympathisch gezeichnete Truppe von Lance Henriksen, mit seiner unverwechselbaren Physiognomie verlässlicher Genredarsteller dieser Tage und wieder einmal als knorriger Patriarch zu bewundern, im Vordergrund des Geschehens. Wie sie Zusammenhalt, Vertrauen und Freundschaft und Naturliebe lernen, das scheint Coscarelli weitaus mehr zu bewegen als boshafte Duelle mit ihren Zwangs-Kombattanten und so endet sogar der zu Beginn als höchst fieser Zeitgenosse eingeführte Rolston, der nach "Aliens", in dem er analog als harter Marine auftrat, ein Klassentreffen mit "Bishop" Henriksen begehen darf, durchaus versöhnlich. Schon damals sehr sehenswert auch Catherine Keener als heimliche Protagonistin, die ehedem noch mehr Ähnlichkeit mit der jungen Pam Grier besaß denn mit ihrem eigenen, späteren Ich und in der Folge wohl einige Besuche beim Kieferorthopäden absolviert hat.
Klein, aber fein.

7/10

Don Coscarelli Kalifornien Freundschaft Duell


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EXECUTIVE DECISION (Stuart Baird/USA 1996)


"Colonel, were not gonna make it!" - "You are!"

Executive Decision (Einsame Entscheidung) ~ USA 1996
Directed By: Stuart Baird

Unter dem Vorwand, seinen Kompagnon Jaffa (Andreas Katsulas) freizupressen, entführt der Terrorist Nagi Hassan (David Suchet) eine Passagiermaschine von Athen nach Washington D.C.. Tatsächlich plant Hassan jedoch, den Flieger über der Hauptstadt abstürzen zu lassen und somit eine an Bord versteckte, riesige Menge Nervengas freizusetzen, die große Teil der Ostküste verseuchen würde. Der Terrorbekämpfungsexperte Austin Travis (Steven Seagal) mit seinen Männern sowie der CIA-Analytiker David Grant (Kurt Russell) wolle sich über ein kompliziertes Andock-Manöver in der Luft an Bord des Jets schmuggeln und Bombe und Terroristen lahmlegen. Der Plan jedoch geht geflissentlich schief, Travis kommt ums Leben und der in Feldaktionen unerfahrene Grant muss mithilfe der nunmehr führungslosen Gruppe von Seals, der Stewardess Jean (Halle Berry) sowie dem Techniker Cahill (Oliver Platt) versuchen, die verfahrene Situation zu retten.

Einer der besten Genrebeiträge der Neunziger, der angesichts seiner traditionsbewusst-handgemachten und trotz des spektakulären Sujets nie über Gebühr albern wirkenden Inszenierung selbst den meisten aktuellen Actionfilmen noch eine lange Nase zu drehen vermag. Der vornehmlich als Cutter tätige Stuart Baird hat im Falle "Executive Decision" wirklich alles richtig gemacht: Zum Einen werden klassische Werke der Gattung wie "The Delta Force" eingehend zitiert und erfahren eine schöne Ehrerbietung, zum anderen ist dieser mit Herz und Seele abgefasste Film durch eine unablässige Verkettung von Suspense-Elementen, die sich in erster Linie darauf rekurrieren, dass die heimlich an Bord befindlichen Retter nicht von den Terroristen entdeckt werden, so unglaublich spannend und straff, dass die knapp 130 Minuten Laufzeit einem kaum halb so lang erscheinen. Ferner halte ich den Einfall, Seagal dem Heldentod zu überantworten, bevor es überhaupt richtig losgeht und stattdessen den als Salonlöwen eingeführten Krawattenträger Russell, der sich zudem erst den nötigen Respekt von Travis' Crew erwirtschaften muss, den Tag retten zu lassen, immer noch für pures Ideengold.

9/10

Stuart Baird Terrorismus Kidnapping Luftfahrt Flugzeug





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Funxton

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