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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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WHITE LINE FEVER (Jonathan Kaplan/USA 1975)


"Stop him before the gates - by all means necessary!"

White Line Fever (Straße der Gewalt) ~ USA 1975
Directed By: Jonathan Kaplan

Frisch zurück von der Air Force, plant der junge Carol Jo Hummer (Jan-Michael Vincent), mit seinem neu erworbenen Truck die nötigen Dollars für die gewünschte Familiengründung einzufahren. Doch gleich sein erstes Anklopfen bei der Spedition des Ganoven Buck (L.Q. Jones) konfrontiert ihn mit der bitteren Realität: Nicht nur, dass Buck seine Fahrer auf eigenes Risiko geschmuggelte Zigaretten und Spielautomaten transportieren lässt, er hat auch noch die mächtige Trucker-Gewerkschaft des Gangsters Cutler (Don Porter) im Rücken. Carol Jo weigert sich, die illegale Ware zu fahren und beschwört damit einen Konflikt herauf, der mit immer härteren Bandagen bis hin zur Eskalation geführt wird...

"Convoy" hat vielleicht Peckinpah und Kris Kristofferson, "White Line Fever" jedoch hat die feisteren Eier. Und zwar gehörig. Die Trucker-Rebellion geschieht hier weniger als Kreuzzug gegen Staatsgewalt und als Symbol für Freiheit denn aus existenziellem Eigennutz; Carol Jo Hummer will als frisch verheirateter Jungmalocher mit Nachwuchs im Anzug nämlich bloß sein verdientes Schärflein einfahren, seine Bankraten tilgen und dabei ehrlich bleiben. Dass dies einigen Firmenbossen und Kollegen bereits zuviel ist und man daher recht urplötzlich beginnt, mit unfairen Bandagen zu hantieren, dafür kann der Held nichts - gefallen lässt er sich allerdings ebenso wenig. Doch in diesem Falle hat David wenig Chancen gegen Goliath, auch wenn er hier und da ein paar gezielte Treffer landet. Am Ende besteht Carol Jo zwar als moralischer Sieger mit gewaltigem Feedback, was ihm vielleicht die Gründung einer eigenen Gewerkschaft (und, wenn man spekulieren möchte, vielleicht früher oder später auch den Abstieg in die Korrumpiertheit) ermöglicht, die dafür gezahlten preise jedoch rechtfertigen seine Dickköpfigkeit kaum bis gar nicht. Dieser Mut zur Entromantisierung des Proletariermilieus ist Kaplan gar nicht hoch genug anzurechnen.

8/10

Jonathan Kaplan Trucker Rache Arizona


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AVALANCHE EXPRESS (Mark Robson/USA, IE 1979)


"I didn't love you when I involved you."

Avalanche Express (Lawinenexpress) ~ USA/IE 1979
Directed By: Mark Robson

Nachdem der hochgestellte sowjetische General Marenkov (Robert Shaw) die Gegenseite bereits seit längerem mit Insider-Informationen über die sowjetischen Agentenbewegungen im Westen unterrichtet hat, beschließt er, endgültig überzulaufen - aufgrund Marenkovs umfassender Kenntnisse eine überaus wertvolle Chance. Mit der Transferaktion, die Marenkov mit dem 'Atlantikexpress' von Italien aus über die Alpen bis an die Nordsee bringen soll, wird der Spezialist Wargrave (Lee Marvin) betraut. Unterwegs versuchen die Killer von Marenkovs früherem Genossen Bunin (Maxmilian Schell) immer wieder, den Überläufer zu liquidieren, selbst unter Inkaufnahme diverser Kollateralschäden. Schließlich muss sogar eine deutsche Terrororganisation für Bunin in die Bresche springen...

Ein arg verhackstückter Spionagethriller, bei dem es fast schon verwundert, dass er angesichts seiner turbulenten Produktionsgeschichte überhaupt fertiggestellt und vermarktet werden konnte. Sowohl Regisseur Robson als auch Hauptdrsteller Robert Shaw segneten während der Postproduktion infolge von Herinfarkten das Zeitliche - im Falle Shaw bedeutete dies vor allem Probleme mit dem Studio-Dubbing, Robson wurde für die benötigten Nachdrehs durch den zu dieser Zeit immens unterbeschäftigten Monte Hellman ersetzt, der jedoch unkreditiert blieb. "Avalanche Express" hebt sich kaum von den diversen Cold-War- und Espionage-Dramen der Siebziger ab, die häufig nach Vorlagen von Robert Ludlum, Ken Follett, Frederick Forsyth oder John Le Carré entstanden und sich vor allem durch gewichtig erscheinende Blicke hinter die vermeintlichen Kulissen der sich wechselseitig ausspionierenden Kontrahenten sowie eine oft minutiöse, konzentrierte Dramaturgie auszeichneten. Die in "Avalanche Express" (basierend auf einem Roman von Colin Forbes) ausgewalzte Überläufer-Story macht da keine Ausnahmen; selbst die kurze Liebäugelei mit dem Katastrophengenre, der der Film seinen Titel verdankt, hebt ihn nicht hervor. Am bemerkenswertesten ist noch die denkwürdige Besetzung, die internationale Darsteller aller Sparten und Couleurs vereinigt: Neben Marvin, Shaw und Schell bekommt man Linda Evans, Horst Buchholz, Claudio Cassinelli, Sky Dumont, Günter Meisner und David Hess (als verklausulierten Andreas Baader) zu Gesicht. Damit findet sich dann zumindest eine Form der Sensationsgier gestillt.

5/10

Mark Robson Kalter Krieg Alpen Zug Monte Hellman Abraham Polonsky Terrorismus


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MEGAFORCE (Hal Needham/USA, HK 1982)


"It's all on the wheel, it all comes around."

Megaforce ~ USA/HK 1982
Directed By: Hal Needham

Wenn's kriselt und nichts mehr hilft, muss die 'Megaforce' her - eine geheime, aufeinander eingespielte Eliteeinheit von Supersoldaten, die mit unfassbarem technischen Equipment Herr jeder Lage wird. Um die Krise zwischen den beiden Wüstenstaaten Sardun und Gamibia beizulegen, ruft man die Megaforce unter Commander Ace Hunter (Barry Bostwick) ins Feld. Als dieser erfährt, dass sein alter Söldnerkumpel Guerera (Henry Silva) die gegnerischen Truppen befehligt, freut er sich bereits auf ein Wiedersehen.

Was dazumal noch jeden Kindergeburtstag bereicherte, zumal aufgrund der (eventuellen, hier hatten wir sie) Indizierung ein hübsch heißes Eisen, kann sich anno itzo eines ziemlich käsigen Aromas nicht erwehren. Man kennt das als entsprechender Generationsvertreter ja zur Genüge; ein für diese Art der Entzauberung dermaßen akutes Beispiel wie Hal Needhams "Megaforce" jedoch begegnet einem nur alle Jubeljahre mal. Dieser Film, entstanden zwischen den beiden "Cannonball Run"-Epen und wiederum mit Produktionsflanke von Golden Harvest in Hong Kong, lässt einen wahlweise mit zerstörtem Kortex oder offenem Mund (möglicherweise auch beidem) zurück. Obschon das Ganze in der Gegenwart angesiedelt ist, ziehen die Helden mit Geländefahrzeugen wie aus den Endzeitfilmen ins Feld, arbeiten mit Laserstrahlern, Hologrammen und fliegenden Motorrädern und kleiden sich wie zum Gang in die Schwulendisco in hautenge, goldene Spandex-Anzüge. Rainer Brandt hat wieder mal erkannt (sic!) was die Stunde geschlagen hat und das Ganze mit einer wundervoll affigen Flapsvertonung garniert, wobei "Megaforce" sich wohl auch schon im Original nicht allzu bierernst genommen haben wird. Dass sich das Wesen des Krieges hierin völlig gewaltlos und infantilisiert zum Abenteuerspiel für Heranwachsende im Grundschulalter simplifiziert findet, an dessen Ende sich zwei Kumpels nochmal grinsend zusammenraufen, wird der eigentliche Grund für das langfristige Verharren dieses wahrlich albernen Trashtakels auf dem deutschen Index gewesen sein. Als hätte Needham vorsätzlich die damals frisch gegründeten Grünen ärgern wollen. Heutzutage noch sehr viel undenkbarer als das allermeiste Andere aus jenen Jahren.

5/10

Hal Needham Trash Wüste


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DILLINGER (John Milius/USA 1973)


"I rob banks for a living, what do you do?"

Dillinger (Jagd auf Dillinger) ~ USA 1973
Directed By: John Milius

Während der Depressionszeit machen Bankräuber wie John Dillinger (Warren Oates) nebst seiner Gang, Pretty Boy Floyd (Steve Kanaly) oder Baby Face Nelson (Richard Dreyfuss) den Mittleren Westen unsicher. Das darbende Volk himmelt die Gentleman mit ihren bleispritzenden Thompsons als Rebellen an, die sich trotz der gestreckten Wirtschaftskrise ein schönes Leben machen, für das FBI, allen voran Agent Melvin Purvis (Ben Johnson), sind jene Gangster bloß Outlaw-Abschaum. Insbesondere der clevere Dillinger avanciert zu Purvis' erklärtem Todfeind, zumal es dem dreisten Gauner immer wieder gelingt, der Staatsgewalt zu entwischen.

Milius' erster Langfilm ist gleich ein Schmuckstück der gleich in Legionsstärke antretenden Depressions-Gangsterfilme der New-Hollywood-Jahre. Als ebenso luftiges wie hartes Pasticcio unterschiedlicher inhaltlicher und stilistischer Einflüsse hat Milius das Glück, mit Warren Oates, dessen Physiognomie tatsächlich der Dillingers ähnelte, einen herrlich charismatischen Titeldarsteller beschäftigen zu können, in seinem Gefolge um Harry Dean Stanton, Geoffrey Lewis und John P. Ryan (leider recht früh per Bauchschuss aus dem Szenario getilgt) kaum minder phantastische Akteure. Ben Johnson, der vier Jahre zuvor in Peckinpahs "The Wild Bunch" noch Oates' Bruder gespielt hatte, gibt hier den deklarierten Antagonisten. Da Dillingers und Purvis' Geschichten historisch und biographisch betrachtet untrennbar miteinander verwoben sind, erhält diese Paarung gleich noch einen zusätzlichen Reiz. Zeitsprünge und -raffungen über die erzählte Zeit zweier Jahre werden gern mit Überschriften und Leitartikeln aus Zeitungen überbrückt, derweil Purvis zusätzlich noch als Off-Erzähler fungiert. Den berühmten Banküberfall von Warsaw und die sich anschließende, endgültige Zersprengung der Dillinger-Bande inszenierte Milius als unglaublich dichtes, zudem technisch bravouröses Kabinettstück des Actiongenres. Spätere Belagerungs-, Shoot-Out- und Verfolgungsszenen werden sich hieran zu messen haben.

8/10

John Milius New Hollywood Great Depression Biopic FBI Duell Indiana Chicago Freundschaft Historie period piece


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TORNADO (Antonio Margheriti/I 1983)


Zitat entfällt.

Tornado (Im Wendekreis des Söldners) ~ I 1983
Directed By: Antonio Margheriti

In den letzten Tagen des Vietnamkrieges hat der heldenhafte Sergeant Maggio (Giancarlo Prete) so seine liebe Not mit seinem vorgesetzten Offizier Harlow (Antonio Marsina). Bei diesem handelt es sich nämlich um einen ehernen Fanatiker, der glaubt, dass Politik nicht in den Hallen der Mächtigen geschrieben wird, sondern auf dem Schlachtfeld und der den Krieg noch lange nicht verloren wähnt. Um seine rücksichtslosen Ziele immer neuer erfolgreicher Einsätze zu erreichen, schickt er diverse G.I.s unnötig in den Tod, lässt sie im Stich oder nimmt in Kauf, dass sie zu Krüppeln werden. Nachdem Maggio Harlow attackiert und wegen einer erfolgenden Disziplinarstrafe in den Knast wandert, kann er fliehen. Er gerät jedoch in die Gefangenschaft des Vietcong und muss sich den Weg zurück in die Freiheit erkämpfen.

Margheritis Abschluss seiner inoffiziellen Vietnamkriegstrilogie, die er unter der Ägide des Produzenten Gianfranco Couyoumdjian inszenierte und die mit "L'Ultimo Cacciatore" und "Fuga Dall'Archipelago Maledetto", zwei Filmen mit David Warbeck ind der Hauptrolle, begonnen hatte Letzterer wies im Vergleich zum Vorgänger einige deutliche Schwächen auf, was befürchten ließ, das der noch folgende "Tornado", zumal mit Giancarlo Prete besetzt, einen nochmaligen Qualitätsabstieg bedeuten könne. Dem ist jedoch mitnichten so. Tatsächlich ist "Tornado" sogar einer der am versiertesten inszenierten Actionfilme Margheritis, von der ghanzen Könnerschaft des Regisseurs zeugend, spürbar ambitioniert, deutlich weniger albern als viele noch nachfolgende Vietnam-Italiener, knackig brutal und mit gigantischen Pyro-Einlagen versehen, schließlich mit Prete über einen überraschend aussagekräftigen Helden verfügend. Erwin C. Dietrich brachte "Tornado" in den deutschsprachigen Verleih und verpasste ihm in kommerzieller Erwägung den völlig schwachsinnigen Titel "Im Wendekreis des Söldners", der einen höchst farbenprächtigen Brückenschlag zwischen Henry Miller und James Glickenhaus suggerierte, jenes Versprechen allerdings leider nicht zu halten wusste. Von Söldnern oder auch nur einem davon natürlich keine Spur.
Der wie zumeist vorzüglichen Berliner Synchronisation tut dies allerdings keinen Abbruch und als Bindeglied zu der kurz darauf folgenden (diesmal tatsächlich als solche firmierenden) Söldner-Trilogie, die Margheriti für Dietrich inszenieren sollte, ein wirklich lohnender, kerniger Genrebeitrag.

7/10

Antonio Margheriti Europloitation Vietnam Vietnamkrieg period piece Militär


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THE CONCORDE... AIRPORT '79 (David Lowell Rich/USA 1979)


"They don't call it the cockpit for nothing, honey."

The Concorde... Airport '79 (Airport '80 - Die Concorde) ~ USA 1979
Directed By: David Lowell Rich

Joe Patroni (George Kennedy) ist zurück! Und, kaum zu glauben: diesmal fliegt er selbst, und zwar mit seinem Mitpiloten Paul Metrand (Alain Delon) eine Concorde von Washington D.C. über Paris nach Moskau zu den dort stattfindenden Olympischen Spielen. An bord befindet sich auch die Journalistin Maggie Whelan (Susan Blakely), die just festgestellt hat, dass ihr schwerreicher Lover Kevin Harrison (Robert Wagner) seine industriellen Finger in allerlei illegalen Waffenverkäufen an Amerikas schlimmste Feinde drinstecken hat. Um Maggie daran zu hindern, ihrer Recherche-Ergebnisse rechtzeitig zu veröffentlichen, verübt Harrison diverse Anschläge auf die Concorde - doch er hat nicht mit dem Können der beiden Superpiloten Patroni und Metrand gerechnet!

Der vierte und letzte "Airport", verzichtend auf leinwandtaugliches Scope und endlich auch Personal vom Schlage Sylvia Kristels, Sybil Dannings und Avery Schreibers vereinigend, dokumentiert den endgültigen formvollendeten Abstieg des Franchise in den lupenreinen Camp. Das Regieniveau befindet sich bestenfalls auf dem dem zeitgenössischer TV-Serien, die wenigen Spezialeffekte, sich zumeist in Luftaufahmen und Explosionen erschöpfend, sind schmerzvoll schlecht und der ganze Plot mitsamt seines dramaturgischen Fortlaufs ist von blühender Einfalt: natürlich muss, um eine einzelne Person zu meucheln, gleich ein ganzes Passagierflugzeug samt Insassen vom Himmel geholt werden (obschon es genügend andere Gelegenheiten zuhauf für den singulären Anschlag gäbe) und natürlich werden dafür spektakulärste Mittel wie Kampfdrohnen und Phantom-Jets benutzt (mit denen George Kennedy allerdings spielend fertig wird). Dazu kommen gar wunderhübsche Nuancen von Misogynie und Chauvinismus, die schon damals großflächiges Kopfschütteln ausgelöst haben sollten. Das Katastrophenepos und sein dramödischer Abgesang, in Farbe. Und als großer Filmfoto-Roman in BRAVO!

6/10

Paris Flugzeug David Lowell Rich Verschwörung Olympia Camp


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AIRPORT '77 (Jerry Jameson/USA 1977)


"Beauty is in the eyes of the beholder."

Airport '77 (Verschollen im Bermuda-Dreieck - Airport '77) ~ USA 1977
Directed By: Jerry Jameson

An Bord seines sündhaft teuren Privat-Luxusjets befinden sich nicht nur die zur Neueröffnung seines Museums geladenen Gäste des Multimillionärs Philip Stevens (James Stewart), sondern auch diverse Kunstobjekte, Delikatessen und anderer edler Tand. Darauf ist auch eine Gruppe von Ganoven, darunter Co-Pilot Chambers (Robert Foxworth) scharf, die sich als Crew-Mitglieder getarnt an Bord begibt und den Flieger Richtung Karibik umlenkt. Beim Versuch, das Radar zu unterfliegen, setzt Chambers jedoch auf dem Meer auf und der Jet versinkt oberhalb eines Tiefsee-Grabens. Für den heldenhaften Piloten Don Gallagher (Jack Lemmon) und die Fluggäste bleiben nur wenige Stunden zur Initiierung einer Rettungsaktion.

Das zweite "Airport"-Sequel ist wohl der einzige Beitrag der Reihe, der unter den wirklich maßgeblichen Katastrophenfilmen der Siebziger firmieren darf - nicht nur, dass er von allen vier Filmen die beeindruckendsten Hollywood-Grandseigneurs vereint, er findet sich zudem von Jerry Jameson, wenngleich sehr routiniert, überaus sauber und spannend inszeniert und spart sich die schlimmeren Flachnummern des direkten Vorgängers. Wie dort ist die Rettung der Verunglückten in erster Linie auch hier ein Wettlauf gegen die Zeit gegen gnadenlose Außenbedingungen: Der enorme Wasserdruck droht, die Hülle des Jets zum Zerbersten zu bringen, derweil durch diverse kleine Risse bereits Meerwasser eindringt. Zudem verknappt sich der Sauerstoff. Heldentode dürfen auch hier gestorben werden, darunter ein besonders pittoresker von Christopher Lee, der mit weit aufgerissenen Glubschern seine Todesszenen als "Dracula" revitalisiert. Und: Es ist kaum zu glauben, aber Jack Lemmon als physisch überaus präsenter Actionheld macht eine astreine Figur.

7/10

Jerry Jameson Sequel Atlantik Flugzeug Luftfahrt Heist Seenot


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AIRPORT 1975 (Jack Smight/USA 1974)


"My life's a surprise, one surprise after another."

Airport 1975 (Giganten am Himmel - Airport '75) ~ USA 1974
Directed By: Jack Smight

Auf dem Weg von Washington D.C. nach Los Angeles kollidiert ein Boeing-747-Passagierflugzeug mit 120 Fluggästen an Bord frontal mit einer Privatmaschine, deren Pilot (Dana Andrews) eine Herzattacke erlitten hat. Zwei der Piloten (Roy Thinnes, Erik Estrada) sterben bei dem Unfall, der dritte (Efrem Zimbalist jr.) wird schwer verletzt. Nun ist es an der tapferen Stewardess Nancy Ryor (Karen Black), die Boeing so lang in der Luft zu halten, bis der Bodencrew eine Lösung einfällt. Diese naht in der Person von Nancys Wochenend-Lover, des heldenhaften Alan Murdock (Charlton Heston)...

Die vielen Katastrophenfilme der siebziger Jahre sind ja vor allem eines: Ein markanter Hilferuf der angesichts von New Hollywood ratlosen Filmstudios, die versuchten, mit derlei Edeltrash den seltsam existenzialistischen Strömungen, die all die vollbärtigen Filmstudenten und Autoren urplötzlich als status quo hinstellten, Paroli zu bieten. Die Rezeptur war dabei stets dieselbe: Ein Altstar-Aufgebot, wie es zwanzig, dreißig Jahre zuvor undenkbar gewesen wäre, wurde Seite an Seite mit TV-Serien-Darstellern von heute herbeizitiert; große Namen von güldenem Klang säumten die credits neben unbedeutenden Vertragsakteuren und ein zwar arrivierter, jedoch noch nicht ganz so alter Spund hatte die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Während die Fox den megalomanisch veranlagten Irwin Allen für sich tanzen ließ, setzte Universal auf ein bereits etabliertes trademark: Arthur Haileys Roman "Airport" hatte bereits 1970, als noch alle unwissenderdings glaubten, ein 'disaster movie' sei so etwas wie ein Megaflop Marke "Cleopatra", für volle Kassen gesorgt - vier Jahre später wurde jener Titel dann im Zweijahrestakt weiterverbraten. Losen inhaltlichen Zusammenhalt erfuhr die gesamte Serie durch den stets wiederkehrenden Charakter des von George Kennedy gespielten Ingenieurs Joe Patroni, der dafür bürgte, dass man es auch wirklich mit einem waschechten "Airport" zu tun hatte.
"Airport 1975" kann niemand, der irgendwann einmal "Airplane!" des ZAZ-Trios gesehen hat, mehr für voll nehmen. Speziell dieses erste Sequel um thermische Nöte wurde darin nämlich gnadenlos gespooft, das nierenkranke Teenager-Mädchen, die Klampfe spielende Nonne - sie alle finden sich in Smights unverfroren kitschiger Luttragödie. Dazwischen hat man das Vergnügen mit diversen Früh-ProtagonistInnen des Golden Studio Age, angesichts deren Auftritten man etwas verwundert ist, dass die anno 74 überhaupt noch lebten, geschweige denn so luftdicht geschminkt werden konnten. Nerben dem erwähnten Andrews ist Myrna Loy mit an Bord und sogar Gloria Swanson, die sich selbst spielt. Faszinierende Randerscheinungen der Filmhistorie.

6/10

Jack Smight Sequel Flugzeug Luftfahrt


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THE FIRST GREAT TRAIN ROBBERY (Michael Crichton/UK 1978)


"You look a sight."

The First Great Train Robbery (Der große Eisenbahnraub) ~ UK 1978
Directed By: Michael Crichton

London, 1855. Der gewiefte Halunke Edward Pierce (Sean Connery) plant etwas bisher nie Dagewesenes: Den Überfall auf einen fahrenden Zug. Als Beute soll die Soldkasse für die auf der Krim stationierten Soldaten, die wöchentlich von london abtransportiert wird und stets 25.000 Pfund enthält, herhalten. Zuvor gilt es jedoch, vier voneinander unabhängig aufbewahrte Schlüssel nachzubereiten, um damit den sprengsicheren Tresor öffnen zu können. Mithilfe diverser Komplizen, allen voran seiner Geliebten Miriam (Lesley-Anne Down) und dem Trickbetrüger Agar (Donald Sutherland) arbeitet sich Pierce trotz diverser Unwägbarkeiten immer weiter an das Ziel seiner Bemühungen vor...

Auf seinem eigenen Roman basierend inszenierte Michael Crichton dieses schelmisch grinsende Ganoven-Stück, das sich trotz diverser Spannungsmomente (sowie einer etwas eklektisch wirkenden Szene, in der ein Verräter grausam abgestraft wird) seine Lockerheit und seinen Witz stets bewahrt und die eher fröhlichen Seiten der Viktorianischen Ära hervorkehrt. Eine Art britisches Pendant zu George Roy Hills meisterhaftem "The Sting" ist das Resultat.
In allen erforderlichen, narrativen Nuancen berichtet Crichton von der minutiösen Vorbereitung und Durchführung des Coups, der sich sogar als handfeste Kritik an der Empire-Politik festmachen lässt: Der Aufmarsch gegen die Russen in Osteuropa wird durch den Diebstahl eines kompletten Wochensolds für die königliche Armee finanziell empfindlich geschwächt. Natürlich entspringt all dies Crichtons gewitzter Fabulierkunst; die Tatsache jedoch, dass der Film von der Pike auf ganz sein persönliches Baby ist, lässt sich anhand der runden, charmanten Erscheinung desselben stets deutlich wahrnehmen.

8/10

period piece Michael Crichton London Heist Zug Victorian Age


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ZULU (Cy Endfield/UK 1964)


"Why is it us? Why us?" - "Because we're here, lad. Nobody else. Just us."

Zulu ~ UK 1964
Directed By: Cy Endfield

Nach der vernichtenden Schlacht von Isandhlwana im Januar 1879 rückt eine Abteilung Zulu-Krieger gegen eine kleine Missionsstation bei Rorke's Drift vor, die von knapp 140 Briten, darunter auch Verletzte und Arretierte, gehalten wird. Unter herben Verlusten bewältigen die Soldaten das Unglaubliche: Sie verteidigen das Areal erfolgreich gegen 4000 Zulu, die sich nach rund 36 Stunden Belagerungs- und Stellungskrieg schließlich unter lautstarker Ehrerbietung ihrer Feinde geschlagen geben und zurückziehen.

Der unabhängig produzierte "Zulu" markiert einen großen Meilensrein des britischen Kinos, das sich mit diesem Film in der Tadition der Kordas und der von Powell/Pressburger neuerlich erfolgreich mühte, an Hollywood-Standards zu kratzen und auch einmal abseits von einem David Lean großes und edles Historienkino auf Weltniveau zu kredenzen. In gebührender Breite und mit allem gebotenen Glanz und Gloria berichtet "Zulu" von der Zähigkeit einiger weniger Soldaten, die in einen unerklärten Krieg verwickelt werden, mit dem sie nur insofern zu tun haben, als dass ihre eigene Armee ihn sinnloserweise angezettelt hat und es nunmehr mit den unabwendbaren Konsequenzen zu tun bekommen. Dem strategischen Geschick und der Unerbittlichkeit der im Kampf eigentlich unerfahrenen Offiziere Bromfield (Michael Caine) und Chard (Stanley Baker) ist es letzten Endes zu verdanken, dass die Briten als Sieger aus jenem Scharmützel hervorgehen. Endfield inszeniert die klaustrophobische Spannung, die dieser eigentlich hoffnungslosen Situation auf britischer Seite innewohnen musste, mit allem gebührenden dramaturgischen Geschick, lässt hinreichend Platz für ausführliche Charakterzeichnung und malt seine Bilder in leuchtenden Farben, flankiert von John Barrys famoser Musik.
Gibt nichts, was an diesem Meisterstück zu optimieren wäre; es ist und bleibt in seiner beeindruckenden Form perfekt.

10/10

Cy Endfield Historie period piece Kolonialismus Afrika Südafrika





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