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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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RICCO (Tulio Demicheli/I, E 1973)


Zitat entfällt.

Ricco (Der Clan der Killer) ~ I/E 1973
Directed By: Tulio Demicheli

Als der delinquente Turiner Ricco (Chris Mitchum) aus dem Knast entlassen wird, muss er feststellen, dass sein Vater (Luis Induni), einer der obersten Syndikatschefs von Turin, von einemr Konkurrenten ermordet wurde. Außerdem hat sich der für ebendiese Tat primär in Frage kommende Don Vito (Arthur Kennedy) Riccos Liebchen Rosa (Malisa Longo) unter den Nagel gerissen. Mithilfe des mysteriösen Cyrano (Eduardo Fajrdo) und eines alternden Geldfälschers (Tomás Blanco) beginnt Ricco einen Kleinkrieg gegen Don Vito, der sich in immer eskalierendere Höhen schraubt...

Ganz vortrefflicher Gangsterkracher aus der imediterranen Blütezeit des Genres, der mit einer internationalen Besetzung, die den wie üblich schelmisch grinsenden Mitchum-Filius Christopher mit Pisspott-Frisur und einen gewohnt souverän agierenden Arthur Kennedy verbuchen kann. Daneben gibt es launigen Sex und einige für die damalige Zeit Aufsehen erregende Gewaltspitzen, die neben anderen üblen Mordpraktiken auch einen Säurekessel beinhalten, der sogar gut genug war, um den amerikanischen Titel ("The Cauldron Of Death") zu stiften. Besonders gegen Ende geht es derb zur Sache und Ricco sieht sich gezwungen, Rache auf italienisch zu üben, wobei sein eigenes Leben gleich im Vorhinein verwirkt ist. Das Unkraut rottet sich gegenseitig aus und die zuvor noch mahnende Polizei muss nurmehr die Leichensäcke stiften.
Die Motivlage des Films um rivalisierende Kriminelle und ihre Parajustiz ähnelt ziemlich der des Spaghetti-Western, aus dem ein im Prinzip typischer Plot in die Gegenwart und zurück in die alte Welt transferiert wurde. Die spätere, oftmals systemkritische Komponente des Genres, die etwa Polizeikorruption und Machthierarchien sezierte, fehlt bei Demicheli noch. Dafür bietet er ehrliches, knackiges Handwerk ohne falschen Stuck.

7/10

Tulio Demicheli Sleaze Europloitation Turin Rache Selbstjustiz


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THE WORLD'S END (Edgar Wright/UK, USA, J 2013)


"Drink up. Let's Boo-Boo."

The World's End ~ UK/USA/J 2013
Directed By: Edgar Wright

Nach 23 Jahren kommt der ewig pubertierende Gary (Simon Pegg) auf die Idee, eine dereinst angesetzte und nie vollendete Kneipentour endlich zu ihrem verdienten Abschluss zu bringen. Also mobilisiert er seine vier Kumpels von damals, mittlerweile allesamt fest im Establishment verankert, zu einem zünftigen Bier-Revival. Die eher skeptischen buddys Andy (Nick Frost), Oliver (Martin Freeman), Steven (Paddy Considine) und Peter (Eddie Marsan) treten dennoch an zur Unsichermachung der "Goldenen Meile" ihrer einstigen Heimatstadt Newton Haven, an deren Ende der legendäre Pub "World's End" auf sie wartet. Doch Newton Haven ist zu einem von 2000 terrestrischen Invasionsankern einer interplanetarischen Wirtschafts-Ägide geworden, die nicht nur das globale Kommunikationsnetz stiftet und kontrolliert, sondern auch den Planeten in ihre Galaktische Union eingemeinden will. Wer sich wehrt oder aufmuckt, wird durch einen blaublütigen Androiden ersetzt. Für Gary und Andy ein unhaltbarer Zustand.

"World's End" - das war bis dato in meinem persönlichen inneren Lexikon der präfinale Abschnitt von Neil Gaimans "Sandman-Zyklus, in dem der reisende Angestellte Brant Tucker infolge eines Realitätssturm in einen Autounfall und dann in das titelgebende Gasthaus gerät, um sich dort Geschichten verschiedenster (Fabel-)Individuen aus unterschiedlichen Realitssphären erzählen zu lassen. Diese Geschichte mündet schließlich in die Ereignisse um Morpheus' Tod.
Ob der Abschluss von Edgar Wrights so genannter "Blood-&-Ice-Cream"-Trilogie von Gaimans einzigartiger Fabulierkunst beeinflusst wurde, lässt sich lediglich mutmaßen, der Schluss jedoch liegt nahe. Wrights Film jedenfalls hat mir, soviel vorweg, nicht gut gefallen. Die allermeisten Gags wollten bei mir nicht zünden und erschienen mir wie tausendmal vorgekaut und abgespult, was jedoch noch schwerer wog, war das latente Gefühl, dass alles, wovon der Film im Kern erzählt-, die verjährte Freundschaft der Helden, ihre Kleinstadtwurzeln, ihre Weiterentwicklung in der großen Welt, ihr Alkoholkonsum und insbesondere die vorgeblich komische, insgeheim jedoch dramatische und kritische Beurteilung von Garys stoischem Lebenswandel, - viel mehr bloße Behauptung bleibt denn herzliche Involvierung. Das Ganze zu einem Invasionsfilm mit zombieesken Androiden aufzublähen, denen man ihrer Künstlichkeit wegen, geschmackssicher und stets lustig die Gliedmaßen und Häupter zwangsamputieren kann, ohne dass die Freundin gleich das Kino verlassen möchte, ist vielleicht die größte Verschwendung der Filmgeschichte. Hätte man es bei der Kneipentour belassen, die die Jungs bis zum Ende unter zotigem Philosophieren über das Erwachsenwerden natürlich bis zum Ende hätten durchstehen müsen - der Film wäre vermutlich toll geworden. Das was er in seiner endgültigen Form darstellt, mitsamt all seinem satirischen Gebahren über Zwangsglobalisierung und Bankenimperialismus, hinterlässt einen überaus faden Nachgeschmack.
Dabei ist die Songauswahl des Soundtracks sowas von traumhaft, ein repräsentatives Rave-On- und Brit-Pop-Revival der goldenen Jahre dieser Musik zwischen 89 und 91, dem nur The Farm fehlt. Wrights Film indes gibt kaum mehr her denn ein Manifest tragisch verschenkter Ressourcen.

4/10

Edgar Wright England Freundschaft Alkohol Aliens Invasion Apokalypse Androiden Satire Groteske


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BLACK SHAMPOO (Greydon Clark/USA 1976)


"So you're that hairbender..."

Black Shampoo ~ USA 1976
Directed By: Greydon Clark

Mr. Jonathan (John Daniels) besitzt nicht nur einen funky barbershop, er steht im Hinterzimmer desselben auch vornehmlich weißen, gut betuchten und einsamen Damen mit speziellen, alternativen Dienstleistungen zur Verfügung. Wirklich verliebt ist er allerdings in seine neue Empfangsdame Brenda (Tanya Boyd), eine echte Gazelle vor dem Herrn. Doch Tanya ist leider auch die Ex von Gangsterboss Mr. Wilson (Joe Ortiz) und selbiger lässt sich nicht gern die Fäden aus der Hand nehmen. Also verbimst er Jonathans Friseur Artie (Skip E. Lowe) und lässt den Laden zu Klump hauen. Brenda ist derweil nicht faul und tut so, als käme sie zu Wilson zurück - nur um ihm dessen Terminkalender zu klauen, der Wilsons sämtliche kriminellen Aktivitäten offenbart. Der Fiesling lässt sich selbiges nicht gefallen und es geht Mann gegen Mann...

Hal Ashbys "Shampoo" ist eine hellsichtige New-Hollywood-Komödie um einen straighten hairdresser on fire, dessen Gigolo-Qualitäten ihn noch um einiges erfolgreicher agieren lassen. Auf der Suche nach fruchtbar zu plagiierenden Topoi stieß das Blaxploitation-Kino dann irgendwann auf Ashbys Society-Satire und funktionierte sie zu einem veritablen, kleinen B-Klassiker um, der in seinen intellektuell eingeschränkten Grenzen durchaus für sich bestehen kann. Der zunehmend sleaziger werdende Habitus jener Subkategorie bediente sich darin wesentlich offenherzigerer Sex-Elemente, die den Film besonders im ersten Drittel hier und da wie einen Softporno wirken lassen, um später deutlich handfester Crime-Elemente in den Vordergrund zu rücken. Der Showdown schließlich macht Gebrauch von Kettensäge, Beil und Billard-Queue als tötliche Waffen und auch sonst keine Gefangenen. Mancher Szenenwechsel wird schnieke eingeleitet durch Einfrier- und Negativierungstechniken, was den Streifen zusätzlich hip erscheinen lässt, hinzu kommt eine erstklassige deutsche Synchronfassung aus München. Interessant ferner, dass ein schwules Tuckenpaar ausgerechnet in diesem sonst eher testosteronträchtig-homophoben Milieu als Sympathieträger und hero's best friends auftaucht, noch interessanter Clarks unbestechliches Auge bei der Besetzung des sich zu entkleidenden Weibsvolks. Tanya Boyd jedenfalls ist nichts weniger denn atemberaubend.

6/10

Greydon Clark Los Angeles Kalifornien Blaxploitation Sleaze


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INVISIBLE AGENT (Edwin L. Marin/USA 1942)


"Are you insane?" - "No, just transparent."

Invisible Agent (Der unsichtbare Agent) ~ USA 1942
Directed By: Edwin L. Marin

Gestapo und Japaner versuchen vereint, Frank Raymond (Jon Hall), dem Enkel des legendären "Unsichtbaren Mannes" Jack Griffin, die revolutionäre Formel seines Großvaters abzuluchsen. Raymond weigert sich heldenhaft, erkennt jedoch, dass sein Familiengeheimnis in den richtigen Händen kriegsentscheidend sein kann. Im Auftrag der Briten nimmt Frank den Unsichtbarkeitstrunk zu sich und reist im Geheimen nach Berlin, um von den neuesten Eroberungsplänen der Nazis zu erfahren. Dort lernt er die Agentin Maria (Ilona Massey) kennen und lieben, kämpft gegen übles Gesocks wie Gestapochef Stauffer (Cedric Hardwicke), und dessen Buckler Heiser (J. Edward Bromberg) sowie den geheimnisvollen Japaner Ikito (Peter Lorre) und erfährt, dass Hitler in die USA einmarschieren will.

Ein loser Eintrag in das "Invisible"-Franchise der Universal, sowie der einzige Fall, in dem sich einer der klassischen Monsterzyklen des Studios mit dem hollywood'schen Propagandafilm jener Tage kombiniert fand. Die Geschichte ist natürlich schlüssig: Die einst von Wells ersonnene Unsichtbarkeitsformel muss die Phantasie eines jeden Kriegsstrategen in höchstem Maße beflügelt haben und bot somit auch Platz für eine entsprechende Kinophantasie. Hier ist von dem buchstäblichen Irrsinn, der die früheren Konsumenten des Serums noch binnen kurzer Zeit befiel, nichts mehr verlautbart; der Unsichtbare, dargestellt von Universals B-Flynn der Vierziger, Jon Hall, ist der Held ein strahlender Abenteuer, dessen Scherze gegen das dekadente Herrenmenschenpack, allen voran den ebenso feisten wie geilen Kleiser, der die Eroberung der Anrainer-Staaten vor allem zur Aufbesserung seines kulinarischen Arsenals nutzt, sogar mit dem Screwball-Fach liebäugeln. Von dem in "The Invisible Man Returns" immerhin noch ansätzlich nachvollziehbaren Horrorwurzeln der Story ist bei Marin und Siodmak derweil nichts mehr zu spüren. "Invisible Agent" ist nicht mehr und nicht weniger denn ein wohllauniger, kleiner Reißer, der auf komische Weise Front gegen Hitler und seine Schergen macht und mit Peter Lorre die erwartungsgemäß größte personelle Stärke aufbietet.

6/10

Edwin L. Marin Curt Siodmak George Waggner Universal-Monster Nationalsozialismus WWII Unsichtbarkeit Berlin Spionage Propaganda


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SEARCH AND DESTROY (William Fruet/CA, USA 1979)


"Won't you interject them?" - "The hell I will!"

Search And Destroy (Der Mann, der aus dem Dschungel kam) ~ CA/USA 1979
Directed By: William Fruet

Einst von seiner aus Green Berets bestehenden Eskorte im Stich gelassen, weil sie seinen Egoismus verabscheuten, sucht ein südvietnamesischer Offizier (Jong Soo Park) zehn Jahre nach dem Kriegseinsatz vor Ort Rache bei den Schuldigen. Nachdem er bereits zwei der Veteranen getötet hat, stößt er auf die Freunde Buddy Grant (Don Stroud) und Kip Moore (Perry King), die in Niagara Falls als Mechaniker arbeiten. Nachdem der Attentäter Buddy angeschossen und fast zu Tode geprpügelt hat, ist Kip klar, dass er den Fanatiker nurmehr im Duell Mann gegen Mann stellen muss. Die örtliche Polizei, allen voran Sheriff Fusqua (George Kennedy), steht den Ereignissen eher hilflos gegenüber.

Was ein wunderbar knackiger Action-Exploiter hätte sein mögen, nimmt sich bei Fruet eher harmlos und auch ein wenig verschenkt aus. Anders als etwa Paul Schrader und John Flynn, die mit "Rolling Thunder" zuvor einen wahrlich deftigen Heimkehrer-Knaller gemacht hatten und von den vielen, vielen "Nachfolgern", allen voran "The Exterminator", gar nicht zu sprechen, bleibt "Search And Destroy" harmlos in seinem Habitus; es wird über den Krieg gesprochen, jedoch weniger als Neurosen- und Trauma-Verursacher, sondern vielmehr als Möglichkeit, dem Es freien Lauf zu lassen - gerade die Möglichkeit der kombattanten Anarchie habe ihn damals gereizt, konstatiert Kip Moore im Gespräch mit seiner ratlosen Freundin Kate (Tisa Farrow). Der vietnamesische Racheengel personfiziert derweil das (inhaltlich immens konstruierte), symbolische Echo des überflüssigen US-Engagements ind Südostasien, den Konterschlag auf die imperialistische Arroganz einer Großmacht. Man hätte ihm mehr Erfolg gewünscht bei seiner Mission.

5/10

William Fruet Vietnamkrieg Niagara Veteran Duell Rache


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THOR: THE DARK WORLD (Alan Taylor/USA 2013)


"Are you mad?" - "Possibly."

Thor: The Dark World (Thor - The Dark Kingdom) ~ USA 2013
Directed By: Alan Taylor

Nach den Ereignissen um Lokis (Tom Hiddleston) gescheiterte Erden-Invasion bringt Thor (Chris Hemsworth) seinen Adoptivbruder heim nach Asgard, wo er von Odin (Anthony Hopkins) ins Gefängnis gesteckt wird. Ferner hat der Donnergott allerlei damit zu tun, die neun Welten zu befrieden, während sich die "Konvergenz", ein nur alle paar tausend Jahre auftretender Dimensonsriss zwischen den Planeten Yggdrasils, nähert. Damit lauert auch die heiß ersehnte Chance für den Dunkelelfen-Herrscher Malekith (Christopher Eccleston), der mithilfe einer furchtbaren Waffe, des "Äther", das gesamte Universum in Dunkelheit zu stürzen und zu beherrschen trachtet. Thors Geliebte Jane Foster (Natalie Portman) unterstützt Malekiths Streben unbewusst durch ihre wissenschaftliche Neugier. Thor bleibt nur eine Möglichkeit, aus dem von seinem Vater hermetisch abgeriegelten Asgard zu entkommen und gegen Malekith zu ziehen: er muss sich mit dem verschlagenen Loki verbünden...

Ein ordentlicher Popcorn-Film, laut, knallig und audiovisuell ohne Unterlass affizierend, wenngleich hier und da etwas zu vehement nach den jüngst von mir geschauten, späteren "Star-Trek"-Filmen duftend. Romulaner, Remaner, Dunkelefen? Alles irgendwie ein Süppken. Als zweiter Film der zweiten Welle von Marvel-Abenteuern, die wohl im nächsten Jahr mit "The Avengers: The Age Of Ultron" einen hoffentlich wiederum glorreiches Finale erleben wird, fällt "The Dark World" eigentlich eher weniger ins Gewicht, wobei ich einräumen muss, dass mich Thor von allen Marvel-Helden stets mit am wenigsten interessiert hat. Dennoch hat mir der über sich selbst staunende Vorgänger leicht besser gefallen.
Dass der wiederum brillante Tom Hiddleston nicht nur die interessantere Rolle spielt, sondern im Vergleich zu Hemsworth auch der wesentlich charismatischere (und befähigtere) Schauspieler ist, wird neuerlich deutlich, wie der Film auch sonst auf eine sympathische Figuren- und Darstellerriege präsentiert. Aber das ist eben das verschlungene Comic-Wurzelwerk; dessen unerschöpfliches Potenzial an Geschichten, Querverweisen und Charakteren machen es den qualitativ nicht oder nur unwesentlich nachlassenden Marvel-Adaptionen in Kombination mit der wirklich liebevollen Produktion fast unmöglich, größflächig zu scheitern. Etwas gestört haben mich die dummen Witzchen und Sprüchelchen, für die in erster Instanz Portmans sidekick Kat Dennings (so heißt tatsächlich nicht die Figur, sondern die Actrice) zuständig ist. Gewohnt witzig dafür wie üblich der Cameo von unser aller Großmeister Stan "The Man". Excelsior!

7/10

Alan Taylor Marvel Comic Superhelden Thor Götter Aliens London Sequel


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FAUST: LOVE OF THE DAMNED (Brian Yuzna/E 2000)


"I am the pornography that gets you hot!"

Faust: Love Of The Damned ~ E 2000
Directed By: Brian Yuzna

Der Künstler John Jaspers (Mark Frost) verliert seine Holde (Jennifer Rope) durch den überraschend auf ihn und sie verübten Gewaltakt einer übler Gang. Um seine Vergeltung zu bekommen, besiegelt er voller Verzweiflung einen Pakt mit dem mysteriösen M (Andrew Divoff), der einer geheimen Sekte namens "The Hand" vorsteht. Jaspers verwandelt sich fortan bei Bedarf in einen metzelnden Racheengel, der alles filetiert, was ihm vor die Klingen kommt. Geliebt von der schönen Psychologin Jade (Isabel Brook) und beschattet von dem eifrigen Lieutenant Margolies (Jeffrey Combs) bahnt sich Jaspers seinen blutigen Weg durch den kriminellen Untergrund. Auch der sinistre M, der eine dämonische Entität, den 'Homunculus' auf die Erde rufen will, muss sich Jaspers mittelfristig stellen.

Faustische Superhelden II: Ganze fünf Jahre älter als Spawn ist der noch um einiges weniger jugendfreie Faust, erdacht von den beiden Autoren Tim Vigil (Illustrationen) und David Quinn (Storys), veröffentlicht vom Underground-Verlag Rebel/Avatar. Die in schwarz-weiß publizierten Geschichten erschienen in keiner regelmäßigen Frequenz und wurden bei einer Gesamtzahl von lediglich fünfzehn Ausgaben über einen Zeitraum von 25 Jahren veröffentlicht. Wie der Name der Titelfigur berreits verrät, ist "Faust" ein direkter Nachkomme der goetheschen Gestalt, deren Antagonist Mephistopheles sich in Comic und Film zeitgenössisch als 'M' abkürzt. Yuzna wählte die Adaption als Eröffnungsstück seiner neu gegründeten, spanischen Produktionsgesellschaft Fantastic Factory, die als Subfirma des Filmax-Verleihs bis 2005 nur acht Filme herstellte und dann wieder einschlief. Gefilmt wurde in und um Barcelona - immerhin geschickt genug, um nie den Eindruck zu verwischen, es handele sich um eine amerikanische Großstadt. Der Soundtrack wurde, gemäß einer neunziger-typischen Tradition, von harten Bands geliefert, die allesamt beim Label Roadrunner unter Vertrag standen. Der Connaisseur weiß, was das bedeutet: Palaver, aber deluxe! So weit, so eigen. "Faust: Love Of The Damned" ist ein vielgehasster, vielgeschmähter Film, dessen höchst eigenwilliges Auftreten es einem tatsächlich nicht eben leicht macht. Dennoch glaube ich, hinter all dem verschrobenen, merkwürdig pastiche-artigen Gewimmel, das einer akut spürbaren Komik nicht entbehrt, eine spezifische Konzeption ausmachen zu können, den Willen dazu, etwas anderes, eigenes zu liefern ohne die direkte Tendenz der Publikumsanbiederung. Bei aller campigen Pappnasigkeit sitzt da irgendwo noch was im Verborgenen, das, wenn ich es in ferner Zukunft irgendwann benennen kann, ich hier veröffentlichen werde. Bis dahin bleibt mir bloß die Einordnung im Mittel.

5/10

Brian Yuzna Satan Comic Camp


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SPAWN (Mark A.Z. Dippé/USA 1997)


"Just get me to a hospital."

Spawn ~ USA 1997
Directed By: Mark A.Z. Dippé

Der CIA-Profikiller Al Simmons (Michael Jai White) wird von seinem Boss Jason Wynn (Martin Sheen) gelinkt und während der Erfüllung eines Auftrages in Nordkorea ermordet. Simmons fährt geradewegs hinab ins Inferno, schließt mit dem Höllenfürsten Malebolgia jedoch einen Pakt: Um nur noch einmal seine geliebte Frau Wanda (Theresa Randle) sehen zu können, wird er zu einem 'Hellspawn', einem Satanssoldaten, der die höllischen Heerschaaren im Krieg gegen den Himmel anführen muss. Fünf Jahre später - für Simmons ist kein Tag vergangen - landet der untote Veteran schrecklich verbrannt wieder in New York - ausgestattet mit übermenschlichen Kräften und einem mit einem Eigenleben versehenen Symbionten als gepanzertem Kostüm. Während ein infernalischer Dämonenclown (John Leguizamo) Spawn die Hölle schwermacht, findet er in seinem ausrangierten Vorgänger Cogliostro (Nicol Williamson) einen väterlichen Freund, der ihm gegen den machtbesessenen Wynn und gegen Malebolgia beisteht.

Faustische Superhelden I: Die Geschichte der Comicfigur 'Spawn' ist zugleich die ihres Erfinders Todd McFarlane. Der exzentrische Zeichner und Autor hatte bereits häufig für die beiden Großen Marvel und DC gearbeitet, bevor er, sich kreativ beschnitten, eingeschränkt und gemaßregelt fühlend, seinen eigenen Verlag Image Comics gründete. Dessen Flaggschiff bildete in den frühen Neunzigern Spawn, jener untote Superheld, der sich infolge eines mephistophelischen Kontrakts seinem Schicksal fügen musste und gegen allerlei höllische, himmlische und irdische Gegner, vom ordinären Gangsterboss über Sektenstifter, Serienkiller und Super-Cyborgs bis hin zu Engeln und Dämonen anzutreten hatte. Al Simmons war darüberhinaus ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlicher Superheld und unterschied sich deutlich von den Archetypen: Dunkelhäutig, furchtbar entstellt und vernarbt, unter Obdachlosen lebend, schnell mit der Waffe zur Hand und überaus gewalttätig, außerdem nicht allzu clever und stark instinktgesteuert. Die Serie läuft seit mittlerweile fast 22 Jahren und hat sich ihr populäres Renommee im Medium bewahrt.
Bereits vier Jahre nach erscheinen der Erstausgabe war es beschlossene Sache für McFarlane, sein mittlerweile auch im Actionfigurensektor angelangtes Franchise auch ins Kino zu bringen. Mit New Line ward eine Produktionsgesellschaft gefunden, die McFarlanes Einfälle wohl weithin zu dessen Zufriedenheit zum Leben erweckte. Weit weniger blutig als der Comic und in der Kinoversion mit einem PG-13-Rating versehen, ist "Spawn" vor allem eines: Bizarr. Mit teilweise schaurigen CGIs versehen, die zwischen grandios misslungen und ausnehmend beschissen changieren und deren Limitation insbesondere in der Animation Malebolgias sichtbar wird, einem viel zu weit ins Zentrum gerückten, unentwegt käsige Witzchen kloppenden Violator bzw. Clown, an dessen Interpretation John Leguizamo wohl seine Freude gehabt haben wird, die irgendwann aber nurmehr tödlich nervt, einem imbezilen Drehbuch und ansonsten mäßigen Darstellern, wirkt der Film dennoch merkwürdig ambitioniert, gerade so, als würde er sich seinem Scheitern bewusst stellen und dieses im Zuge einer Art anarchischer Abrissparty in Grund und Boden feiern. So kommt "Spawn" nie zur Ruhe, seine Aufzüge sind minimalst kurz, ständig passiert irgendwo etwas und audiovisuell ist Dauerbefeuerung angesagt. Daher und infolge seiner Herkunftsgeschichte mag ich das Ding auch irgendwie, wenngleich das zeitgleich produzierte, achtzehnteilige Animationsserial vielfach exponentiell besser ist und ein jeder, der diesen Film verwünscht und auf dem Scheiterhaufen zu exorzieren trachtet, richtiger liegt als ich. Manchmal muss es eben Käse sein.

5/10

Mark A.Z. Dippé New York Hölle Satan D.C. Camp Comic


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INFERNO IN DIRETTA (Ruggero Deodato/I 1985)


Zitat entfällt.

Inferno In Diretta (Cut And Run) ~ I 1985
Directed By: Ruggero Deodato

Die in Miami tätige TV-Journalistin Fran Hudson (Lisa Blount) stößt im Zuge einer ausgedehnten Recherche im Drogendealer-Milieu auf eine Fotografie des totgeglaubten Colonel Brian Horne (Richard Lynch), einst die rechte Hand des berüchtigten Sektenstifters Jim Jones. Sie findet heraus, dass Horne irgendwo in Kolumbien leben muss und allerlei Intrigen spinnt, die sich gegen die von dort aus operierenden Kokainkartelle richten. Weil der Senderchef Allo (Richard Bright) in Hornes Umfeld auch seinen vermissten Sohn Tommy (Willie Aames) vermutet, schickt er Fran und ihren Kameramann Mark Ludman (Leonard Mann) zur Live-Berichterstattung in den Amazonasdschungel. Gleich bei ihrer Ankunft geraten die beiden in den just eskalierenden Drogenkrieg und stoßen bald auch auf den völlig wahnsinnig gewordenen Horne, der mit Hilfe gutgläubiger Indios das Kokainmonopol in Amerika an sich bringen will.

Ein zumindest in der unzensierten Fassung erstklassiger Italoploiter von allerbester Reife. Deodato ist ein saubererer Arbeiter als viele seiner Kollegen und besitzt zuweilen durchaus den Ehrgeiz, Qualität von international konkurrenzfähigem Rang zu liefern, was wohl auch die Mitwirkung der vielen US-Darsteller (neben den erwähnten finden sich noch Eriq La Salle und der stets für einen Scherz gute Michael Berryman als monströser Ober-Indio ein), sowie den Vor-Ort-Dreh an unwirtlichen, eines Werner Herog würdigen Schauplätzen erklärt. Auch zwei europäische Lieblingsgesichter sind dabei, Gabriele Tinti nämlich und John Steiner, die beide herrlich spektakuläre Tode sterben müssen. Besonders Steiners Aufesehen erregendem Ableben, bei dem er von einem sich auseinander ziehenden Flaschenzug in zwei Hälften zerrissen wird, verdankt "Inferno In Diretta" natürlich seinen nachhaltigen Ruf. Doch auch sonst geht es gehörig zur Sache, mehrere Enthauptungen und sonstige Macheteneinsätze sorgen für großes Hallo bei den entsprechenden Liebhabern. Dass Deodato sich freimütig bei Conrads "Heart Of Darkness" bedient und seinen Colonel Horne als unschwer erkennbares Abbild des verrückten Kurtz konstruiert hat, ist eine nette, literarische Randnotiz. Der Versuch allerdings, an die durchgängige Treffsicherheit des großen "Cannibal Holocaust" anzuschließen und eine ähnlich medienkritische Aufbereitung des Themas zu wiederholen, muss als bestenfalls 'halbherzig' umgesetzt durchgewunken werden und geht am Ende tatsächlich sogar nach hinten los. Dennoch: En gros ein prima Reißer mit allem, was da so hineingehört.

7/10

Ruggero Deodato Europloitation Kolumbien Florida Miami Kokain Sekte Drogen Splatter Journalismus Dschungel


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VAN HELSING (Stephen Sommers/USA 2004)


"Why does it smell like wet dog in here?"

Van Helsing ~ USA 2004
Directed By: Stephen Sommers

Den vom Vatikan beschäftigten Monsterjäger Gabriel Van Helsing (Hugh Jackman) umgibt selbst eine trübe Vergangenheit, der er ständig auf der Spur ist. Zwischendurch legt er zeitgenössische Unholde wie den Amok laufenden Mr. Hyde (Robbie Coltrane) auf Eis und erfreut sich stets neuer Gimmicks, die ihm der klösterliche Waffenschmied Carl (David Wenham) zur Verfügung stellt. Als es sich in Transsylvanien zusammenbraut, schickt man Van Helsing und Carl geradewegs in den Krisenherd: Graf Dracula (Richard Roxburgh), seine drei Vampirbräute, diverse Werwölfe und Frankensteins Monster (Shuler Hensley) bekriegen sich und terrorisieren eine dörfische Gemeinschaft. Zusammen mit der schönen Anna (Kate Beckinsale), deren Bruder (Will Kemp) ebenfalls von einem Werwolf infiziert wurde, findet Van Helsing den Grund für die Unruhe heraus: Dracula hat sich des Schlosses Frankenstein nebst dessen Dienerschaft bemächtigt, um das Geheimnis der Unsterblichkeit zu erlangen. Seine mit seinen Bräuten gezeugte Brut überlebt nämlich immer nur für Minuten und taugt daher nicht viel für eine Invasion. Die Frankenstein-Kreatur jedoch ist der wahre Schlüssel zu Draculas sinistrem Vorhaben...

Was eine Revitalisierung des 'golden age gothic horror' aus dem Hause Universal hätte werden können - oder sollen - (immerhin widmet der Regisseur seinen Film im Abspann hochtrabend seinem Vater) geriet zu einem albernen Disneyland-Fahrgeschäft, einer von Effekteleim notdürftig zusammengehaltenen Halbgarnis, in der der coole Superheld Wolverine und die wehrhafte Amazone aus "Underworld" es mit einem peinlich halbgar interpretierten Dracula (Roxburghs Interpretation ist eine Schande für diese altehrwürdige Figur), Computerwerwölfen und einem wohl nicht ganz zufällig eher nach Peter Boyle denn nach Boris Karloff aussehenden Frankenstein-Monster zu tun bekommen. Flaue Witzchen und nerdige Sprüche begleiten den Weg der kleinen Heldengemeinschaft durch die West-Karpathen und auch eine fein arrangierte, jedoch kläglich inszenierte Polanski-Reminiszenz sowie diverse weitere Behauptungen, bezüglich der Genre-Historie ein firmes Auge zu besitzen, tragen eher zum tosenden Untergang dieses hochbudgetierten, seelenentleerten Hülsenfilms bei. Und welch eine nutzlose Verschwendung von Ressourcen, zumal die kreativen Köpfe hinter der visuellen Gestaltung teils Höchstleistungen vollbrachten: Wunderbar grazil etwa die drei weißen Vampirfauen, wie sie durch die gräuliche Dämmerung flattern, opulent ausgestattet die Budapester Ballszene, hübsch maskiert das ewige Labor-Faktotum Igor (Kevin J. O'Connor) und selbst die vielen CGIs in ihrer comicesken Überzogenheit fand ich noch überwiegend charmant. Doch all das bleibt bloß zur Schau gestellte Makulatur eines letztlich hoffnungslos ausgehöhlten, von übrzogenen Erwartungen getragenen Kinofurzes ohne Blut in den Adern, dessen Nachhall sich in etwa so rasch verliert wie ein Schwefelhauch in der Silvesternacht. Dennoch nicht ganz das noch viel ärgere Volldebakel, dass Sommers zuvor mit seinen erbärmlichen "Mummy"-Filmen vom Stapel ließ.

4/10

Stephen Sommers period piece Hommage Werwolf Vampire Frankenstein Dracula Transsylvanien Rumänien Universal-Monster Crossover





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Funxton

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