THE ADVENTURES OF BARON MUNCHHAUSEN (Terry Gilliam/UK/BRD 1988)
von Funxton ·
01. März 2010, 15:57
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"It's all logic and reason now. Science, progress, laws of hydraulics, laws of social dynamics, laws of this, that, and the other. No place for three-legged cyclops in the South Seas. No place for cucumber trees and oceans of wine. No place for me."
The Adventures Of Baron Munchhausen (Die Abenteuer des Baron Münchhausen) ~ UK/BRD 1988
Directed By: Terry Gilliam
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, zur Zeit der Aufklärung: Eine nicht näher bezeichnete, mitteleuropäische Küstenstadt wird von einem aufgebrachten türkischen Sultan (Peter Jeffrey) und dessen Armee belagert. Zur gleichen Zeit gastiert innerhalb der Stadtmauern der Theaterimpresario Henry Salt (Bill Paterson) und lenkt die Bewohner mittels leichter Unterhaltung von den Gedanken an ihr unvermeidliches Ende ab. Eine seiner Komödien dreht sich um den Lügenbaron Münchhausen und dessen Abenteuer. Eines Abends platzt der Baron (John Neville) persönlich in eine von Salts Vorstellungen, empört sich über deren vermeintlichen Realitätsverdrehungen und erzählt eine angeblich wahre Geschichte, die zufällig davon handelt, wie eine von einem türkischen Sultan belagerte Stadt von ihm und seinen Freunden (Eric Idle, Charles McKeown, Jack Purvis, Winston Dennis) befreit wurde...
Gilliams "Brazil"-Nachfolger verbuchte seinen nachhaltigen Bekanntheitsgrad vor allem als legendärer Budgetsprenger. Wie schon nach der Fertigstellung der letzten Arbeit musste das Ex-Python-Mitglied zermürbende Grabenkämpfe betreffs seiner künstlerischen Vision mit Verleihern und Produzenten austragen; diesmal legte ihm neben den studio executives, dem frühzeitig abgesprungenen Arnon Milchan sowie einer sich verprellt fühlenden britischen Filmversicherungsgesellschaft der Karlsruher Finanzmeister Thomas Schühly diverse Steine in den Weg. Schühly trieb es soweit, dass er am Ende zu Erpressungszwecken die Filmdosen stahl, um von Columbia seine Gage zu erhalten. Die wiederum bösen Rivalitäten führten dazu, dass "Münchhausen" nur sehr unzureichend promotet wurde und bei einem für damalige Verhältnisse riesigen Budget an den Kassen unterging wie das Seeungeheuer, aus dessen Bauch Münchausen und seine Mitstreiter sich mittels einer Prise Schnupftabak befreien. Das alles einem unzureichend gestalteten viralen Marketing zuzuschreiben wäre jedoch verlogen; Gilliam macht schlicht keine Filme für die breite Masse und im Grunde war (und ist) es aus rein kommerzieller Warte Wahnsinn, den Mann zur Verwirklichung seiner überbordernden Visionen knappe 40 Millionen Dollar verpulvern zu lassen. Für Gilliam-Freunde ist "Münchhausen", wie auch "Time Bandits" und "Brazil" eine große Fabel über den Wert geistiger Freiheit in Zeiten strenger Logik, ein Hochgenuss, ein manchmal infernalisches, schwarzes Märchen, das trotz seiner vordergründig kindlichen Aufmachung auch bizarre und finstere Motive wie einen schwarzen Todesengel (der auf der Jagd ist nach Münchhausens 'spirit' und damit nach der Essenz aller Märchen und Geschichten), ein verrücktes Mondehepaar oder rollende Sarazenenköpfe nicht ausspart. Physikalische Gesetzmäßigkeiten interessieren Gilliam indes genausowenig wie seine Titelfigur - wenn unser Erdtrabant von hier aus wie eine Sichel ausschaut, dann muss er wohl auch eine sein.
Eigentlich ist es doch so: Gilliam und Münchhausen sind ein- und desselben Geistes Kinder, große Geschichtenerzähler und Unterhalter, Könige ihrer eigenen Welten.
9/10
Kinder Groteske Parabel Maerchen Terry Gilliam Historie Megaflop
The Adventures Of Baron Munchhausen (Die Abenteuer des Baron Münchhausen) ~ UK/BRD 1988
Directed By: Terry Gilliam
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, zur Zeit der Aufklärung: Eine nicht näher bezeichnete, mitteleuropäische Küstenstadt wird von einem aufgebrachten türkischen Sultan (Peter Jeffrey) und dessen Armee belagert. Zur gleichen Zeit gastiert innerhalb der Stadtmauern der Theaterimpresario Henry Salt (Bill Paterson) und lenkt die Bewohner mittels leichter Unterhaltung von den Gedanken an ihr unvermeidliches Ende ab. Eine seiner Komödien dreht sich um den Lügenbaron Münchhausen und dessen Abenteuer. Eines Abends platzt der Baron (John Neville) persönlich in eine von Salts Vorstellungen, empört sich über deren vermeintlichen Realitätsverdrehungen und erzählt eine angeblich wahre Geschichte, die zufällig davon handelt, wie eine von einem türkischen Sultan belagerte Stadt von ihm und seinen Freunden (Eric Idle, Charles McKeown, Jack Purvis, Winston Dennis) befreit wurde...
Gilliams "Brazil"-Nachfolger verbuchte seinen nachhaltigen Bekanntheitsgrad vor allem als legendärer Budgetsprenger. Wie schon nach der Fertigstellung der letzten Arbeit musste das Ex-Python-Mitglied zermürbende Grabenkämpfe betreffs seiner künstlerischen Vision mit Verleihern und Produzenten austragen; diesmal legte ihm neben den studio executives, dem frühzeitig abgesprungenen Arnon Milchan sowie einer sich verprellt fühlenden britischen Filmversicherungsgesellschaft der Karlsruher Finanzmeister Thomas Schühly diverse Steine in den Weg. Schühly trieb es soweit, dass er am Ende zu Erpressungszwecken die Filmdosen stahl, um von Columbia seine Gage zu erhalten. Die wiederum bösen Rivalitäten führten dazu, dass "Münchhausen" nur sehr unzureichend promotet wurde und bei einem für damalige Verhältnisse riesigen Budget an den Kassen unterging wie das Seeungeheuer, aus dessen Bauch Münchausen und seine Mitstreiter sich mittels einer Prise Schnupftabak befreien. Das alles einem unzureichend gestalteten viralen Marketing zuzuschreiben wäre jedoch verlogen; Gilliam macht schlicht keine Filme für die breite Masse und im Grunde war (und ist) es aus rein kommerzieller Warte Wahnsinn, den Mann zur Verwirklichung seiner überbordernden Visionen knappe 40 Millionen Dollar verpulvern zu lassen. Für Gilliam-Freunde ist "Münchhausen", wie auch "Time Bandits" und "Brazil" eine große Fabel über den Wert geistiger Freiheit in Zeiten strenger Logik, ein Hochgenuss, ein manchmal infernalisches, schwarzes Märchen, das trotz seiner vordergründig kindlichen Aufmachung auch bizarre und finstere Motive wie einen schwarzen Todesengel (der auf der Jagd ist nach Münchhausens 'spirit' und damit nach der Essenz aller Märchen und Geschichten), ein verrücktes Mondehepaar oder rollende Sarazenenköpfe nicht ausspart. Physikalische Gesetzmäßigkeiten interessieren Gilliam indes genausowenig wie seine Titelfigur - wenn unser Erdtrabant von hier aus wie eine Sichel ausschaut, dann muss er wohl auch eine sein.
Eigentlich ist es doch so: Gilliam und Münchhausen sind ein- und desselben Geistes Kinder, große Geschichtenerzähler und Unterhalter, Könige ihrer eigenen Welten.
9/10
Kinder Groteske Parabel Maerchen Terry Gilliam Historie Megaflop