DAS FINSTERE TAL (Andreas Prochaska/AT, D 2014)
von Funxton ·
03. Oktober 2014, 11:48
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"Gimme the gun!" - "Woas?"
Das finstere Tal ~ AT/D 2014
Directed By: Andreas Prochaska
Südtirol, irgendwann im 19. Jahrhundert: Ein aus Amerika kommender Fremder namens Greider (Sam Riley) mietet sich in einem einsamen Taldorf für den Winter als Logiergast bei einer Bäuerin (Carmen Gratl) und ihrer Tochter (Paula Beer) ein.
Wie sich herausstellt, wird das Dorf noch althergebracht-feudalistisch regiert: Über allem ragt bedrohlich der Schatten des wohlhabenden Holzbauern Brenner (Hans-Michael Rehberg) und seiner sechs Söhne, die hier tun und lassen, was ihnen beliebt. Doch mit der Ankunft Greiders im Tal beginnt ihre lokale Allmacht zu bröckeln. Nachdem bereits zwei der Brenner-Söhne tödlichen Unfällen zum Opfer gefallen ist, wird klar, dass nur Greider den Mut besitzen kann, gegen den Despoten aufzubegehren. Und tatsächlich hat der schweigsame, jedoch wild entschlossene junge Mann eine viele Jahre zurückliegende Rechnung zu begleichen...
Die im Zusammenhang mit dem Film vielfach verwendete Kategorisierung als "Alpenwestern" trifft "Das finstere Tal" in der Tat hervorragend. Wobei man das "Alpen-"-Präfix auch einfach weglassen könnte und ihm immer noch vollends gerecht würde. Denn natürlich ist Prochaskas erfrischend lichtferner Film ein in der Tradition vor allem von Leone und Corbucci stehender Euro-Western, der eben ausnahmsweise auch einmal vor Ort spielt und in dem die Leute mit Südtiroler Dialekt sprechen. Ansonsten sind die figurale Ausstattung, die Geschichte mitsamt ihren sanften politischen Implikationen und selbst die Landschaft durchweg als unverwechselbare Genre-Medien identifizierbar. Der karg kommunizierende Fremde, der als personifizierter Tod in die Einöde kommt, um als Erlöserfigur die armen Menschen vom Joch ihrer Usurpatoren und verlogenen Vergangenheit zu befreien - traditionsbewusster geht es ja kaum. Wobei das in solch einem Falle der Außenwelt-Abschottung akute Problem von Zwangsinzest und Blutlinienfortführung hier meines Wissens erstmals so unzweideutig umrissen wird.
Entsprechend knüppelhart pflanzt sich des Greiders Rache-Odyssee - auch Verrat und Bigotterie bleiben nicht ungesühnt - bis zu ihrem unvermeidlichen Ende hin fort, vom Jüngsten hinauf bis hin zum Ältesten, sozusagen. Dann kommt der Frühling ins Tal und mit ihm die längst überfällige Chance auf einen Neubeginn.
8/10
Andreas Prochaska Österreich Berge Südtirol Rache period piece Winter Brüder Familie
Das finstere Tal ~ AT/D 2014
Directed By: Andreas Prochaska
Südtirol, irgendwann im 19. Jahrhundert: Ein aus Amerika kommender Fremder namens Greider (Sam Riley) mietet sich in einem einsamen Taldorf für den Winter als Logiergast bei einer Bäuerin (Carmen Gratl) und ihrer Tochter (Paula Beer) ein.
Wie sich herausstellt, wird das Dorf noch althergebracht-feudalistisch regiert: Über allem ragt bedrohlich der Schatten des wohlhabenden Holzbauern Brenner (Hans-Michael Rehberg) und seiner sechs Söhne, die hier tun und lassen, was ihnen beliebt. Doch mit der Ankunft Greiders im Tal beginnt ihre lokale Allmacht zu bröckeln. Nachdem bereits zwei der Brenner-Söhne tödlichen Unfällen zum Opfer gefallen ist, wird klar, dass nur Greider den Mut besitzen kann, gegen den Despoten aufzubegehren. Und tatsächlich hat der schweigsame, jedoch wild entschlossene junge Mann eine viele Jahre zurückliegende Rechnung zu begleichen...
Die im Zusammenhang mit dem Film vielfach verwendete Kategorisierung als "Alpenwestern" trifft "Das finstere Tal" in der Tat hervorragend. Wobei man das "Alpen-"-Präfix auch einfach weglassen könnte und ihm immer noch vollends gerecht würde. Denn natürlich ist Prochaskas erfrischend lichtferner Film ein in der Tradition vor allem von Leone und Corbucci stehender Euro-Western, der eben ausnahmsweise auch einmal vor Ort spielt und in dem die Leute mit Südtiroler Dialekt sprechen. Ansonsten sind die figurale Ausstattung, die Geschichte mitsamt ihren sanften politischen Implikationen und selbst die Landschaft durchweg als unverwechselbare Genre-Medien identifizierbar. Der karg kommunizierende Fremde, der als personifizierter Tod in die Einöde kommt, um als Erlöserfigur die armen Menschen vom Joch ihrer Usurpatoren und verlogenen Vergangenheit zu befreien - traditionsbewusster geht es ja kaum. Wobei das in solch einem Falle der Außenwelt-Abschottung akute Problem von Zwangsinzest und Blutlinienfortführung hier meines Wissens erstmals so unzweideutig umrissen wird.
Entsprechend knüppelhart pflanzt sich des Greiders Rache-Odyssee - auch Verrat und Bigotterie bleiben nicht ungesühnt - bis zu ihrem unvermeidlichen Ende hin fort, vom Jüngsten hinauf bis hin zum Ältesten, sozusagen. Dann kommt der Frühling ins Tal und mit ihm die längst überfällige Chance auf einen Neubeginn.
8/10
Andreas Prochaska Österreich Berge Südtirol Rache period piece Winter Brüder Familie