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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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CASABLANCA (Michael Curtiz/USA 1942)


"Of all the gin joints, in all the towns, in all the world, she walks into mine."

Casablanca ~ USA 1942
Directed By: Michael Curtiz

Das in Marokko liegende Casablanca dient 1942 als Zwischenstation für Nazi-Flüchtlinge, die von hier aus via Lissabon in die Staaten reisen wollen. Dafür benötigt man jedoch Pässe, Ausweise und Papiere die auf dem hiesigen Schwarzmarkt nur für teures Geld zu bekommen sind. Einer der Hauptumschlagsplätze ist "Rick's Café", ein beliebter Nachtclub, der von dem undurchsichtigen und als höchst arrogant geltendem Amerikaner Rick Blaine (Humphrey Bogart) geführt wird. Von dem Kleinganoven Ugarte (Peter Lorre) erhält Rick eines Abends kurz vor dessen Verhaftung zwei von ermordeten deutschen Kurieren gestohlene Transit-Visa, die ungehindertes Geleit nach Lissabon garantieren. Jene sind gedacht für den flüchtigen Widerständler Victor Laszlo (Paul Henreid) und seine Frau Ilsa Lund (Ingrid Bergman). Doch Rick, der einst in Paris eine Affäre mit Ilsa hatte und sich von ihr sitzengelassen glaubt, weigert sich aus trotzigem Stolz, ihnen die Visa zu überlassen. Für Laszlo wird die Situation derweil zunehmend brenzlig: Der Gestapo-Major Strasser (Conrad Veidt) ist ihm auf den Fersen. Ilsa liebt Rick noch immer und will zu ihm zurückkehren, wenn er zumindest Victor Laszlo eines der Visa überlässt. Doch gerade noch rechtzeitig erwacht in dem herzlosen Zyniker Rick der alte, rebellische Widerstandsgeist und sein verdorrtes Herz beginnt wieder zu schlagen...

"Casablanca" ist Meta-Kino in seiner denkbar pursten Form und eine gar nicht oft genug zu genießende, unerlässliche Lektion, wenn man etwas über den amerikanischen Film und Film per se zu lernen wünscht; und dies nicht allein, weil seine vielen Dialogzeilen, Standfotos, Songs und Filmplakate solitär in ganz besonders ihrer geballten Form an Einfluss beispiellose Bestandteile des popkulturellen Kanons sind. "Casablanca" ist sehr viel mehr: die vielleicht schönste Liebesgeschichte des Kinos; in jedem Falle die schönst unerfüllte; er ist ein leuchtendes Fanal für den Sieg von Integrität über Opportunismus; hat den coolsten Protagonisten aller Kinofilme und dazu eine Ménagerie zumeist zwielichtiger, aber, bis auf den Nazi Strasser, durchweg liebenswerter Charaktere. Selbst der ölige Gauner und Kriecher Ugarte erhält seinen Platz im Herzen des Publikums; immerhin hatte er hinreichend Chuzpe, zwei deutsche Funktionäre zu ermorden und ist im Grunde auch nur einer der vielen Träumer in Casablanca, zumindest aber einer, der (vielleicht unbedachten) Aktionismus lähmender Passivität vorzieht. Ferner darf man nicht vergessen: Ugarte ist der eigentliche Motor der geschilderten Ereignisse. Dann wäre da der dicke Sidney Greenstreet als Signor Ferrari, Besitzer des "Blue Parrot", ein unverwechselbarer Typ, der vielleicht älter und unbeweglicher ist als sein Geschäftskonkurrent Rick, ansonsten jedoch ein recht exaktes mentales Pendant zu diesem darstellt. Oberhaupt des ideologisch nebulösen Tribunals ist Louis Renault, der hiesige Polizei-Präfekt, der, wie er selbst eingesteht, sein Fähnchen stets nach dem Wind zu hängen pflegt. Ein ungewöhnlicher Repräsentant einer vormals revolutionären, stolzen Nation, durch die infolge des unglückseligen Teufelspakt Henri Philippe Pétains ein tiefer Riss verläuft: Irgendwo in Renault schlummert noch der ruhmreiche Patriotismus seiner Väter, sein Hang zu Spiel, Alkohl und schönen Frauen jedoch macht ihn zu einem noch unsteteren Wendehals als Rick. So gewinnt "Casablanca" zum Abschluss dann doch noch sein (vielleicht ohnehin einzig denkbares) Happy End - zwei einstmals schätzenswerte Individuen haben zu ihrer alten Klasse zurückgefunden und können mit wechselseitiger Unterstützung einen neuen Lebensabschnitt beginnen, über dem, soviel ist sicher, insbesondere wegen Männern wie ihnen eines Tages nicht mehr die Hakenkreuz-Flagge wehen wird.

10*/10

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THE SANDPIPER (Vincente Minnelli/USA 1965)


"What would you do, in my shoes?" - "Wear them."

The Sandpiper (...die alles begehren) ~ USA 1965
Directed By: Vincente Minnelli

Die hippieeske, libertinäre Künstlerin Laura Reynolds (Elizabeth Taylor) lebt abgelegen an der nordkalifornischen Küste. Dort erzieht sie ihren Sohn Danny (Morgan Mason) allein, selbstständig und frei. Durch Dannys nonkonformistisches Verhalten gerät der gebildete Junge jedoch immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, bis Laura von einem Richter (Torin Thatcher) dazu verdonnert wird, ihn auf die Privatschule des Episkopal-Pfarrers Edward Hewitt (Richard Burton) zu schicken. Zunächst weigert sich Laura, sich mit dieser Auflage zu arrangieren, findet jedoch bald gesteigerte Sympathie an dem ausgeglichen scheinenden Geistlichen. Ungeachtet der Tatsache, dass dieser selbst Familie hat, beginnen er und Laura eine stürmische Affäre, die jedoch bald auffliegt. Für Hewitt heißt es nun, sich für oder gegen sein früheres Leben und auch Laura zu entscheiden...

Ein typisches Taylor-/Burton-Vehikel; von der MGM produziert, von Vincente Minnelli flamboyant und mit ausufernder Verve inszeniert. Stürmisch wie die Gezeiten des Pazifik geht die kurze, von vornherein zu bösem Scheitern verdammte Beziehung der zwei garantiert nicht füreinander geschaffenen Liebenden vonstatten, und Minnelli scheut keine Gelegenheit, diesen blumigen Vergleich auch gleich in Bilder zu fassen. Wie eigens für sie verfasst, bekommen die beiden Katastrophen-Eheleute starke Dialoge verehrt, an denen unter anderem Dalton Trumbo mitgefeilt hat: Man lernt Verständnis füreinander und noch sehr viel mehr Lebensinhaltliches voneinander. Die Metaphorik erscheint derweil vielleicht etwas aufgesetzt literarisch: Der titelspendende "Strandläufer" ist ein kleiner Vogel mit gebrochenem Flügel, der von Laura zärtlich gesundgepflegt wird und sich seiner wiedergewonnen Freiheit zunächst unschlüssig ist. Ein klares Bild für Burtons Reverend Hewitt: Ein längst der gesellschaftlichen Korruption anheim gefallener Kirchen-Obmann, der sich wesentlich mehr um den finanzträchtigen Erhalt seiner Schule kümmert denn um geistliche Belange, gewinnt erst durch die Liebe zu Laura seine frühere Entschlusskraft, sprich: mentale Reinheit zurück. Burton ist also "der Sandläufer" ("Der Schluckspecht" wäre vielleicht auch etwas zu offensichtlich gewesen).
Zudem bekommt man hier die einmalige Gelegenheit, Charles Bronson (mit der deutschen Stimme von Günther Pfitzmann) als ebenso trinkfesten wie intellektuell ausbalancierten Bohèmien zu bewundern; eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Schöner Film ansonsten.

8/10

Vincente Minnelli Kalifornien amour fou Ehe Bohème Dalton Trumbo Taylor/Burton


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AGNES OF GOD (Norman Jewison/USA 1985)


"I feel as I've eaten glass!"

Agnes Of God (Agnes - Engel im Feuer) ~ USA 1985
Directed By: Norman Jewison

Die junge Nonne Agnes (Meg Tilly) hat in einem Kloster in der Nähe von Montreal ein Baby zur Welt gebracht, das daraufhin erdrosselt in einem Mülleimer in ihrem Zimmer gefunden wird. Nun gilt es für die Staatsanwaltschaft zu klären, wer an dem Tod des Säuglings die Schuld trägt und ob Agnes gegebenenfalls überhaupt schuldfähig ist. Dem soll die Gerichtspsychologin Martha Livingston (Jane Fonda) nachspüren, indem sie Agnes vor Ort befragt. Die junge Nonne stellt sich als eine völlig weltentlehnte Frau dar, die in ihrer Kindheit offenbar Schlimmes erlebt hat und glaubt, göttliche isionen zu empfangen. Von der Oberin Mutter Miriam Ruth (Anne Bancroft), einer durchaus liebenswerten Frau, werden Martha derweil immer wieder Steine in den Weg gerollt bei ihren Versuchen, Agnes' Vertrauen zu erwerben und ihr so näherzukommen. Dennoch warten zwei dringliche Fragen auf ihre Lösung: Wer ist der Vater des toten Babys und wer sein Mörder?

Norman Jewison geht über die Distanz seines Films ganz mit seiner von einer großartigen Jane Fonda gespielten Protagonisten einher: von der fest in der säkularen Welt verhafteten Zynikerin, die vor langer Zeit aufgrund persönlicher Erfahrungen mit der Institution Kirche abgeschlossen hat, verwandelt sich Martha Livingston aufgrund ihrer Bekannt- und Freundschaft zu den zwei ungleichen Nonnen Agnes und Mutter Ruth in eine Frau, die zumindest akzeptiert, dass spirituelle Geisteshaltungen mit zum Weltgeschehen gehören, vielleicht sogar gehören müssen. Zu Beginn des Films antizipiert man natürlich, wie in "Kirchenthrillern" üblich, eine skandalöse Enthüllung gegen Ende, eine erschütternde Auflösung, die das alte Klischee vom machtmissbrauchenden, geistlichen Oberhaupt füttert. Darauf jedoch verzichtet "Agnes Of God" wohlweislich wie ebenfalls glücklicherweise darauf, überhaupt irgendeine tendenziöse Richtung vorzugeben. Freilich wird die Kette rauchende Martha Livingston nie selbst eine Heilige werden; dazu hat sie auch zuviel erlebt; aber auch für sie bedeutet das Verfahren um die verwirrte Agnes eine große Lebenslektion: Sie lernt, Andersdenkendes, andersgläubiges in seiner möglicherweise sogar notwendigen Koexistenz zu respektieren.

7/10

Norman Jewison Montreal Kloster Nonnen Freundschaft Psychiatrie based on play Mutter & Tochter


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POLICE ACADEMY 3: BACK IN TRAINING (Jerry Paris/USA 1986)


"Kiss my what?"

Police Academy 3: Back In Training (Police Academy 3... und keiner kann sie bremsen) ~ USA 1986
Directed By: Jerry Paris

Eine der beiden städtischen Polizei-Akademien soll geschlossen werden, entweder die des altehrwürdigen Commandant Lassard (George Gaynes) oder die deutlich straffer geführte des mittlerweile beförderten Commandant Mauser (Art Metrano). Um sich aus der Patsche zu helfen, mobilisiert Lassard seine Ehemaligen rund um Ctry Mahoney (Steve Guttenberg) und die anderen, auf dass diese als Ausbilder für eine neue Generation durchgedrehter Rekruten einspringen. Bald haben die "Neuen" die Chance sich zu beweisen, als der Gouverneur (Ed Nelson) von einer Gruppe Krimineller gekidnappt wird...

Bis hierhin soll's mir vorläufig erst einmal reichen mit den Jungs und Mädels aus der Police Academy - die Gags, vor allem die halbwegs gelungenen, sind fast ausschließlich Reprisen aus den ersten beiden Teilen, derweil manche Witze und Einstellungen einem fast schon Kopfschütteln machenden Leerlauf frönen. Die alte Garde um Steve Guttenberg, Michael Winslow, Bubba Smith und David Graf scheint, mit Ausnahme des Letzteren vielleicht, ihrer darzustellenden, wiederkehrenden Albernheiten zunehmend müde zu werden und überlassen den heurigen Löwenanteil an Lachern den beiden liebenswerten Fiesmöppen Art Metrano und seinem idiotischem Faktotum Proctor (Lance Kinsey) respektive dem abermals komplett überzüchtet auftretendem Bobcat Goldthwait, dessen verrückter Rocker Zed nunmehr Polizist werden will, sowie seinem Komplementär Tim Kazurinsky als duckmäusigem Anwärter Sweetchuck. Wenn als Behelf eine Großzahl aus Kalauern aus der deutschen Synchronfassung rekurriert (mutmaßlich von Guttenberg-Sprecher Arne Elsholtz verfasst), was die ersten beiden Filme noch längst nicht in diesem Maße nötig hatten, dann ist zudem Obacht geboten. Der Nostalgie-Faktor (als Kind habe ich den Film geliebt) spielt noch mit herein, dennoch ist dies ein eher flaues Klamöttchen.

5/10

Jerry Paris Paul Maslansky Police Academy


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POLICE ACADEMY 2: THEIR FIRST ASSIGNMENT (Jerry Paris/USA 1985)


"Never fool with a fuzz ball."

Police Academy 2: Their First Assignment (Police Academy 2... Jetzt geht's erst richtig los!) ~ USA 1985
Directed By: Jerry Paris

Pete Lassard (Howard Hesseman) sitzt in der Klemme: Das von ihm geleitete Polizeirevier leidet unter einer viel zu hohen Misserfolgsquote, schlechter Öffentlichkeitsarbeit und vor allem seiner miesen Lage. Es steht daher zu befürchten, dass im Falle weiterer Misserfolge Lassard binnen 30 Tagen seinen Posten an seinen schleimigen Vize Mt. Mauser (Art Metrano) und dessen Speichellecker Proctor (Lance Kinsey) abgeben muss. In seiner Not wendet sich Lassard an seinen älteren Bruder, den Direktor der Polizei-Akademie (George Gaynes). Dieser schickt dem Junior seine just graduierten Eleven rund um Sonnyboy Cary Mahoney (Steve Guttenberg), die in ihrem neuen Revier mit altgedienten KollegInnen auf Streife geschickt werden. Schon bald schließt man Bekanntschaft mit der Wurzel allen hiesigen Übels: Dem verrückten Rocker Zed (Bobcat Goldthwait) und seiner Gang...

Der Titel des Sequels stimmt ja schonmal nicht richtig, denn hier geht es nicht mehr um die Polizei-Akademie itself, sondern um den weiteren Werdegang der zuvor kennengelernten Vollchaoten, die trotz mancher Minderbemittlung allesamt ihren Abschluss mit Bravour erhalten haben. So nimmt der Originalitätsfaktor denn auch bereits an dieser Stelle um einige Einheiten ab. Fürderhin um manch beliebten Charakter erleichtert, wenn teils auch lediglich vorübergehend, etabliert "Police Academy 2" immerhin auch einige neue Figuren mit kapitaler Schräglage, allen voran natürlich den retardierten Zed, der von dem grundsätzlich gewöhnungsbedürftigen comedian Bobcat Goldthwait interpretiert wird und dessen abrupt aufkeimender Beliebtheitsgrad ihm noch zwei Folgeauftritte innerhalb der Reihe bescheren sollte. Als Lt.-Harris-Substitut bekommen wir Art Metrano als Mauser, der nicht ganz so lustig aufspielt wie sein Quasi-Vorgänger, infolge der ihm von Mahoney verpassten Streiche aber wiederum die besten Gags des Films abbekommt: Das beim Duschen gegen Plastikkleber ausgetauschte Shampoo und die proktologische Zwangsntersuchung durch eine sadistische Krankenschwester (Diana Bellamy) zählen zu den ungebrochenen humoristischen Großmeisterlichkeiten der gesamten Serie.

6/10

Jerry Paris Paul Maslansky Police Academy undercover Rocker Subkultur


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POLICE ACADEMY (Hugh Wilson/USA 1984)


"You make me sick." - "Thank you, sir. I make everybody sick."

Police Academy ~ USA 1984
Directed By: Hugh Wilson

Durch einen Erlass der neuen Bürgermeisterin darf sich nunmehr jeder Bürger der Stadt zur Polizei-Ausbildung melden, ungeachtet von Herkunft, Vorbildung, körperlicher Konstitution, Geschlecht und Geisteszustand. Entsprechend bunt gemischt ist das Trüppchen, das Lt. Harris (G.W. Bailey) und Sgt. Callahan (Leslie Easterbrook) von der Police Academy binnen vierzehn Wochen stählen sollen. Das inoffizielle Ziel ist es, die allerfaulsten Eier möglichst lautlos herauszumobben, wofür sich Harris der denunziatorischen Qualitäten der zwei Schleicher Copeland (Scott Thomson) und Blankes (Brant von Hoffman) bedient. Doch unsere Rekruten schlagen sich wackerer als von aller Welt erwartet.

War inklusive seiner ersten beiden Sequels ein Riesenhit damals und Pflichtübung für jedes echte VidKid. Hightower (Bubba Smith), Hooks (Marion Ramsey), Jones (Michael Winslow), Tackleberry (David Graf), Callahan und der demente Commandant Lassard (George Gaynes) - das sind Namen und Figuren, die ihrer Hauptklientel von annu dazumal garantiert noch immer ein abruptes Grinsen ins Gesicht zaubern; Typen, die einem im Nullkommanichts ihre ihnen entsprechenden Porträts vor das geistige Auge zaubern. Steve Guttenberg, der heldenhafte Anführer der Truppe, hielt, im Vergleich zu manchem Kollegen, nicht das gesamte Franchise über durch, weil er - diese Erklärung liegt zumindest nahe - als verschmitzter Till Eulenspiegel des Szenarios seiner Figur irgendwann nichts mehr hinzuzufügen hatte und anders als seine FreundInnen kein spezifisches Humorkennzeichen vorzuweisen hatte. Möglicherweise wurde es ihm auch irgendwann einfach zu blöd. Mein persönliches personelles Highlight zumindest des Startschusses der Reihe ist und bleibt G.W. Bailey als Lieutenant Harris. Nicht nur, dass der Mann die besten Gags des gesamten Films abbekommen hat (man denke nur an das Megafon oder die Sache mit dem Pferdearsch), er spielt auch so unglaublich temperiert und witzig, dass es regelmäßig ein Höchstvergnügen ist, ihm zuzuschauen. Für die nächsten beiden Filme fiel er leider aus. Ein ganz spezielles Evergreen natürlich auch die Sache mit der "Blue Oyster Bar", in der knackige, schwule Rocker gleich jeden zum Tango bitten, der aus Versehen zur Tür reinkommt.
Ein Hohelied singen darf man in diesem Falle auch einmal betreffs der deutschen Synchronfassung, die ihr Bearbeitungsobjekt nicht nur unbeschädigt lässt, sondern es sogar vortrefflich ergänzt. Immer noch most typical 80s; immer noch super.

8/10

Hugh Wilson Police Academy Paul Maslansky


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DEADLY PREY (David A. Prior/USA 1987)


"I like being on the winning side. It's a lot healthier."

Deadly Prey (Tödliche Beute) ~ USA 1987
Directed By: David A. Prior

75 Meilen südöstlich von Los Angeles betreibt der frühere Schleifer Hogan (David Campbell) eine private Söldner-Trainingsschule, deren Hauptmanöver darin besteht, willkürlich von der Straße wegentführte Passanten durchs Gehölz zu jagen und zu töten. Als man eines Morgens versehentlich Hogans früheren Schützling Danton (Ted Prior) in den Van stopft um zum Freiwild deklariert, verzettelt man sich jedoch gehörigst: In Danton, einem schlafendem Elite-Killer vor dem Herrn, erwachen umgehend die alten Instinkte und weder Mann noch Maus sind vor ihm sicher.

Wem "First Blood" zu moralinsauer und "Commando" zu inhaltskomplex war, der sollte anno 87 in dem herrlich schundigen "Deadly Prey" seine wahre Erfüllung gefunden haben. In diesem hat der schmalzige Bodybuilder Ted Prior unter der schroffen Regie seines Bruders David A. die Aufgabe, eine ganze Armee von Pappkameraden zu plätten, wobei einige Dialogsprengsel und Einstellungen aus den genannten "Vorbildern" zweckerneuert werden. Dass "Deadly Prey" unmöglich ernst genommen werden kann und zudem doof ist wie Hulle, gehört zu seiner grundgenialischen Konzeption. Es beginnt mit dem Auftritt Ted Priors: Dieser, mit der untrüglichen Physiognomie und Frisur eines Manta-Fahrers ausgestattet, läuft die meiste Zeit in engen Hotpants als ausschließlichem Kleidungsstück und mit der defensiven Körperhaltung eines grantigen Silberrückens durch die Szenerie. Wenn er mit dem MG feuert, brüllt er und bewegt sich bei seinen Zweikämpfen so langsam, dass selbst ich ihn mühelos ausschalten könnte. Glücklicherweise passen sich seine Kombattanten jeweils Priors Quasi-Zeitlupen-Bewegungen an, so dass er sich, wenn die Dramaturgie es verlangt, auch mal gefangennehmen lässt. Ansonsten gibt es ein ewiges Hin und Her vor wenig dichter Wald- und Wiesen-Szenerie, dessen narrativer Aufbau selbst einen lernbehinderten Vorschüler unterfordern dürfte. Cameron Mitchell und Troy Donahue schauen jeweils kurz vorbei, werden zum Dank dafür an den ersten Besetzungsstellen genannt und wohl jeder fürstlich mit einer Flasche Bourbon entlohnt worden sein.
Dem Vizechef der Bösen (Fritz Mathews) haut der rachedurstige Danton gegen Ende den linken Arm mit einer Machete ab, um ihn dann mit selbigem Extrakt totzuschlagen und hernach zu skalpieren. Was er indes ganz am Ende bzw. im Off des Abspanns mit seinem Intimfeind Hogan anstellen wird, das war dann wohl einfach zu schrecklich, um es uns auch noch zuzumuten. Wie ich eben gesehen habe, hat man dem Film vorletztes Jahr ein Sequel spendiert.
Meine Mission: Dieses finden und aufessen. Ende.

6/10

David A. Prior Manhunt Independent Trash Rache Kidnapping


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DER FLUCH (Ralf Huettner/AU, BRD 1988)


"Mama, wo gehen eigentlich die toten Kinder hin?"

Der Fluch ~ AU/BRD 1988
Directed By: Ralf Huettner

Ein verhängnisvoller Ausflug ins Gebirge: Zusammen mit ihren Eltern (Dominic Raacke, Barbrara May) begeht die kleine Melanie (Romina Nowack) einen zwecks Kurzwanderung geplanten Trip in die nahegelegenen Vor-Alpen. Doch mit Beginn der Ankunft im kleinen Kurort Silberhorn beginnt Melanie, sich seltsam zu verhalten: Sie verdreht Wegweiser und lässt nach dem Besuch einer einsamen Bergkapelle die Wanderkarte verschwinden. Man verläuft sich und ist zur Übernachtung in einer abgelegenen Hütte gezwungen, in deren Nähe Melanie eine halbgefrorene Mädchenleiche entdeckt. Drei weitere Mädchen wandern in der Ferne singend im Mondlicht auf dem Berg herum. Um die seltsamen Vorkommnisse zu entschlüsseln, bleibt Vater Rolf in der Gegend und unterhält sich mit dem Ortshistoriker (Gerd Lohmeyer). Dieser berichtet von vier vor rund 130 Jahren von ihren Eltern verpfändeten Mädchen, für deren "Tausch" in der Gegend Silber gefunden wurde, dass die Leute in der Gegend zwar reich, aber unglücklich zurückließ. Und heuer sieht es so aus, als forderten die Seelen jener kindlichen Opfer von einst ihren Tribut...

Ralf Huettners poetischen Horrorfilm, ein Kleinod der deutschen Kinolandschaft, habe ich zum ersten und bis dato letzten Mal bim Zuge einer gefühlte Ewigkeiten zurückliegenden TV-Ausstrahlung gesehen. Ich erinnere mich noch, dass der Film ganz normal im Abendprogramm lief und am nächsten Tag Gesprächsthema Nummer 1 in der Schule war - die ungewohnt grauselige Stimmung, die schließlich in einer kleinen Prophezeiungs-Apokalypse mündet und sich damit überaus böse auflöst, hatte uns Blagen insgeheim mehr mitgenommen als jeder hin und her getauschte Video Nasty. Ich habe mich an "Der Fluch" im Laufe der Jahrzehnte mehr oder weniger regelmäßig immer wieder erinnert und bin jetzt endlich dazu gekommen, ihn mir wieder anzuschauen. Man ist ja nun um einige rezeptorische Erfahrungen reicher, doch die Faszination, die Huettner damals bei mir ausgelöst hatte, konnte erfreulicherweise (in modifizierter Form selbstverständlich) mühelos reaktiviert werden. "Der Fluch" hält sich so weit als möglich streng an die Erlebens-Perspektive der achtjährigen Melanie, die bei einem Schulfreund zwar gewohnheitsmäßig harte Horror-Videos schaut, in deren Welt die realis um Tod und Sterben jedoch noch Begriffe von höchster Abstraktion sind. Nur selten wechselt Huettner den Blickwinkel, etwa, wenn er zu einer offenbar medial begabten, halbwahnsinnigen Frau (Ortrud Beginnen) schaltet, die mit Melanie am Abend vor ihrer Reise einen kleinen Verkehrsunfall hat und die unweigerliche Todesdetermination des Kindes erkennt, oder zum Vater, der dem Geheimnis um die gesichteten Geistermädchen nachspürt. Dass sich am Ende alles zu einem schauerlichen Gesamtbild fügt, in dem der titelgebende "Fluch", Rache, Katastrophe, Erfüllung, Schicksalhaftigkeit und auch Erlösung zu einer beunruhigend sinnstiftenden Conclusio geführt werden, vollendet diesen mit offensichtlichen und doch wirkungsvollsten Mitteln gefertigten Mini-Klassiker.
Baldige DVD-Veröffentlichung unumgänglich.

9/10

Ralf Huettner Alpen Fluch Kinder Geister Berg


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MALLRATS (Kevin Smith/USA 1995)


"That kid is back on the escalator again!"

Mallrats ~ USA 1995
Directed By: Kevin Smith

Ein mieser Tag für TS (Jeremy London) und seinen besten Kumpel Brodie (Jason Lee): Ihre Freundinnen Brandi (Claire Forlani) und Rene (Shannen Doherty) geigen ihnen jeweils vehement die Meinung und lassen sie daraufhin sitzen. Was tun? Erstmal in die örtliche Mall, da ist immer was los. Der langfristige Plan ist natürlich, die beiden Damen zurückzugewinnen, was zumindest in TS' und Brandis Fall ein schwieriges Unterfangen wird, da Brandi einen ziemlich fiesen Dad (Michael Rooker) hat und dieser sein Töchterlein in einer spießigen Romantik-Gameshow neu zu verkuppeln trachtet. Aber da gibt's ja noch Jay (Jason Mewes) und Silent Bob (Kevin Smith), die Potheads für alle Fälle...

Nach "Chasing Amy" bekam ich Lust, mir auch "Clerks." und "Mallrats" mal wieder anzuschauen. Während ersterer noch immer das größte Monument in Smiths filmischem Schaffen darstellt, hatte "Mallrats", den Smith für die Universal mit einem im Vergleich zum Vorgänger exponenziell höheren Budget machen "durfte", es stets weniger leicht. Es beginnt wohl bereits damit, dass er eine Abwendung vom unbestechlichen rotzigen Indie-Feeling des Erstlings darstellt und zugleich probiert, diesen offenbar bereits im Produktionsvorfeld antizipierten "Makel" durch die Erweiterung des Schauplatzes (statt zweier benachbarter kleiner Shops dient diesmal eben gleich ein ganzes Einkaufszentrum als Kulisse) sowie der Bemühung etwas klamaukigerer und zugleich massenkompatiblerer Gags wettzumachen. Das bedeutet jedoch nicht, dass "Mallrats" völlig missraten wäre. Als mittleres Bindeglied der New-Jersey-Trilogie lässt er sich noch immer recht gut an: Es gibt zahlreiche hübsch spinnerte bis unangenehme Nebenfiguren und Cameos, darunter natürlich den unschlagbarsten des Maestro himself, Stan Lee, damals noch nicht jene große Koryphäe, auf deren Gastauftritt jeder im neuesten Marvel-Film hinfiebert. Der umfassend misanthropische Habitus von Jason Lees Figur Brodie verrät eine Menge Authentisches über das Mitt-Neunziger-Slackertum und der Michael Rooker, der sich, heimlich zum TV-Obernazi mutiert, genüsslich die Schokoladenkeks-Finger ableckt, bringt jeden zum Brüllen. Doch, auch "Mallrats" kann was.

7/10

Kevin Smith Comics Freundschaft Mall New Jersey


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WHO FRAMED ROGER RABBIT (Robert Zemeckis/USA 1988)


"A laugh can be a very powerful thing. Sometimes in life, it's the only weapon we have."

Who Framed Roger Rabbit (Falsches Spiel mit Roger Rabbit) ~ USA 1988
Directed By: Robert Zemeckis

In einer alternativen Realität sind all die beliebten Toons reale Lebewesen, die, ebenso wie ihre menschlichen Pendants, als hart arbeitende Schauspieler im Hollywood der vierziger Jahre jobben und ihren Tummelplatz in der Parallelstadt Toon Town haben. Einer der größten Stars unter ihnen ist das Zeichentrickkaninchen Roger Rabbit. Der abgehalfterte Privatdetektiv Eddie Valiant (Bob Hoskins), der sämtliche Toons hasst, seit einer von ihnen Eddies Bruder ermordet hat, wird von dem Studioboss Maroon (Alan Tilvern) angeheuert, um kompromittierende Fotos von Rogers Frau Jessica zu machen, einer gezeichneten Nachtclub-Schönheit, die angeblich mit dem Toon-Town-Gründer Marvin Acme (Stubby Kaye) pussiert. Auf die folgende Eröffnung reagiert Roger Rabbit erwartungsgemäß ungehalten, doch ist er auch der folgenden Ermordung Marvin Acmes schuldig, wie alle Welt annimmt? Tatsächlich ist all dies lediglich eine gewaltige Finte, um Acmes Testament verschwinden zu lassen. Dabei spielt der verrückte Richter Doom (Christopher Lloyd) eine ganz besondere Rolle...

Brillante Trick-/Realfilm-Legierung voller phantastischer Einfälle, mit ganz viel Tempo und von kompetenter Hand hergestellt. Als eine große Liebeserklärung an das Hollywood der Vierziger muss man "Who Framed Roger Rabbit" in erster Linie erachten, eine ebenso schuldige wie unschuldige Zeit, in der das Film-Business noch in Magnatenhand und wohlhierarchisiert war, in der Jazz, zwielichtige Spelunken und exklusive Nachtclubs Hochsaison hatten und in der trenchcoatbewährte P.I.s verruchten Damen hinterherschnüffelten. Stellt man sich in Addition zu alldem noch jene erinnerungsstilisierte Welt in Kombination mit "echten" Cartoon-Charakteren vor, offeriert sich natürlich eine ganz neue Welt der Möglichkeiten. Für "Roger Rabbit" traf man die intelligente Entscheidung, daraus einen atmosphärisch dichten neo noir zu flechten, der eine wunderbare Hommage an die porträtierte Ära mit dem waghalsigen Tempo eines Tex-Avery-Cartoons verquickt. Dass diese merkwürdige Rechnung zur Gänze aufgeht, dass man für kurze Zeit sogar zu glauben bereit ist, Roger, Jessica oder gar der albtraumhafte Richter Doom (einer der diabolischsten Bösewichte des gesamten Filmjahrzehnts) wären wirklich und echt, liegt an der fabulösen Könnerschaft aller Beteiligten. Noh immer ein Ereignis.

10/10

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