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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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I WAS A TEENAGE WEREWOLF (Gene Fowler Jr./USA 1957)


"What's one life compared to such a triumph?"

I Was A Teenage Werewolf (Der Tod hat schwarze Krallen) ~ USA 1957
Directed By: Gene Fowler Jr.

Tony Rivers (Michael Landon) ist ein zu explosiven Aggressionen neigender Teenager, der jeden noch so kleinen Disput nur mittels einer Schlägerei zu lösen geneigt ist. Als sein Problem endgültig Überhand nimmt, hört er auf die Bitten von Detective Donovan (Barney Phillips) sowie die seiner Freundin Arlen (Yvonne Fedderson) und wird beim Therapeuten Dr. Brandon (Whit Bissell) vorstellig. Bei diesem handelt es sich jedoch mitnichten um einen seriösen Vertreter seiner Zunft: Brandon sucht vielmehr ein humanes Versuchsobjekt, an dem er sein selbstentwickeltes Serum testen kann, das Menschen in ihr atavistisches Ich zurückverwandelt und zu willenlosen Marionetten ihrer eigenen Triebhaftigkeit macht. Tony verwandelt sich daraufhin in einen blutrünstigen Werwolf, der in seinem animalischen Zustand auf Beutezug geht...

Allerbestes Drive-In-Kino der Spätfünfziger, ein wahres Vorzeigeexemplar seiner Gattung. Ausgerechnet der junge Michael Landon, der später als liebenswerter TV-Farmpatriarch und dann als noch liebenswerterer TV-Engel auszog, die Menschheit zu retten, gibt hier die personifizierte Destrudo. Als 2nd-Hand-Heir von Brando und Dean ist er ein rebellischer Youngster, dessen alleinerziehender Vater (Malcolm Atterbury) an seinem Filius verzweifelt, der schon mit seinen jungen Jahren polizeibekannt ist und den Eltern (John Launer, Doroth Crehan) seiner Freundin Kopfzerbrechen bereitet; einer, der gern üble Streiche spielt, dessen eigene Lunte jedoch milimeterkurz ist. Ein willkommenes Versuchskaninchen für den natürlich obligatorischen, geisteskranken Akademiker, der die Welt verändern will, indem er die Menschheit in Tiere zurückverwandelt. Eine Anbindung an den folkloristischen Werwolf-Topos, wie ihn gut zehn Jahre zuvor noch Lon Chaney Jr. im Kino inkarnierte, bleibt vage Behauptung - der lykanthrope Tony Rivers ist vielmehr ein 'misfit of science', einer, der für seine ausgelebte Monstrosität nichts kann, dennoch mit dem Leben bezahlen muss und damit eine umso tragischere Figur ist. "It's not for man to interfere in the ways of God", schließt sein vormaliger, polizeilicher Frühsprecher den ungewöhnlichen Fall und subsummiert somit gleichermaßen die Irrwege des üblichen, diabolischen Forschungsdrangs verrückter Filmwissenschaftler als auch jene einer delinquenten Rebellion "ohne Grund".

8/10

Gene Fowler Jr. Werwolf Monster Teenager mad scientist


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THE NESTING (Armand Weston/USA 1981)


"You're free to leave!"

The Nesting ~ USA 1981
Directed By: Armand Weston

Die New Yorker Autorin Lauren Cochran (Robin Groves) leidet unter einer agoraphobischen Störung, der sie entgegenwirken will, indem sie für einige Zeit in de Provinz zieht. Lauren mietet sich in ein sie gleich bei der ersten Besichtigung vereinnahmenden, achteckigen Landhaus ein, um dort ihren neuesten Roman zu schreiben. Schon bald befällt sie jedoch das Gefühl, dass es in dem dem alten Colonel LeBrun (John Carradine) gehörenden Haus umgeht: Merkwürdige Träume, Visionen und Flashbacks in vergangene Zeiten bemächtigen sich ihrer und bald gibt es höchst seltsame Todesfälle zu beklagen. Daniel (Michael David Lally), der just heimgekehrte Enkel des Colonels, betreibt Nachforschungen über die Vergangenheit des Hauses und findet bald höchst Obskures heraus...

Einer der vielen um diese Zeit entstandenen Spukhaus- und Geisterfilme, der sich betreffs der Kreierung von Atmosphäre und Mysterium relativ nahtlos in das Gros der Welle einfügt. Durch seine Liebäugeleien mit exploitativen Elementen und einige seltsame dramaturgische Kapriolen verschafft "The Nesting" sich dann aber doch ein unikales Element: Bei dem Spukhaus handelt es sich nämlich um ein ehemaliges Bordell, in dem zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs vornehmlich G.I.s auf Heimaturlaub "verkehrten" und das durch ein ungesühntes Verbrechen verflucht ist. Die damals per Auftrag von einem örtlichen Hillbilly-Trio in wildem Blutrausch erschossenen Huren (die Puffmutter wird von einer seltsam wenig gealterten Gloria Grahame gespielt) bemächtigen sich Lauren als willkürlichem Rache-Medium und geben, nachdem sie ihre Vergeltung gehabt haben, auch schon wieder Ruhe. Westons Film schließt daraufhin höchst wichtigtuerisch mit Bach, lässt einige offene Fragen kurzerhand unbeantwortet und darf sich durch sein chaotisches, selbstsicheres Auftreten sicher sein, beim Zuschauer zumindest zwei bis drei Widerhaken hinterlassen zu haben. Mission erfüllt.

6/10

Armand Weston Spuk Haus Geister Standesdünkel Rache


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PRAXIS DR. HASENBEIN (Helge Schneider/D 1997)


"Achtung, achtung. Eine wichtige Durchsage: Seit drei Sekunden ist Kriech. Un getz weiter mit Musik."

Praxis Dr. Hasenbein ~ D 1997
Directed By: Helge Schneider

Dr. Angelika Hasenbein (Helge Schneider) ist alleinerziehender Vater seines rückwärts alternden Sohnes Peterchen (Peter Berling) und in seiner Straße eine medizinische Institution. Ansonsten passiert nicht viel, mit Ausnahme einer glamourösen Kinopremiere ["Ruck Ruck, der Taubenmensch" des großen Filmemachers Tortellini (Buddy Casino) wird uraufgeführt] sowie der Geburtstag der Waisenhauspatriarchin Tante Uschi (Andreas Kunze), die allerdings überschattet wird von einem unglückseligen Unfall: Hermi, der Hamster der Waisenhaus-Kinder, fällt einem furchtbaren Missverständnis zum Opfer. Am Ende muss Dr. Hasenbein in den Krieg und kehrt erst nach dreißig Jahren in seine Heimat zurück. Dort hat sich alles ein bisschen viel verändert und der Doktor zieht in das vom Waisenhaus zum Altersheim umgemodelte Nachbarhaus, wo er Jazz spielt.

Helge Schneiders poetischster Film ist eine Liebeserklärung an alte Zeiten, als die Welt noch unschuldig und die EC-Automaten noch lebendig waren. Nach "00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter" mindert Helge sich doch um Einiges an Brachialkomik und lässt nun eher leise, intime Zwischenmenschlichkeit aufkommen. Wie eh und je sind die Nebenfiguren, von denen die meisten natürlich altbekannt sind, von eminentester Bedeutung für das Gesamtbild. Doch auch frische Charaktere wie der Schneider Voss (Norbert Losch), der Tabakverkäufer (Horst Mendroch) von nebenan oder der Waisenjunge Carlos (Carlos Boes) entwickeln sich rasch zu wohlgelittenen Bekannten des Zuschauers. Charlie Weiss und Helmut Körschgen sind infolge nachlassender Gesundheitszustände leider nicht mehr dabei, dafür hat Peter Berling seinen größten Schneider-Auftritt und Andreas Kunze erweist sich neuerlich als unverzichtbar. Ansonsten bleibt "Dr. Hasenbein" mit seinem open-air-theateresken Schauplatz, der sich nur selten in die Interieurs (als da wären des Doktors Haus und Praxis, Kneipe, Kino und Waisenhaus) verschwenkt, be- und überschaulich bzw. -bar und enthält sich geradezu sklavisch jedweder Bedeutung von erzählter- und Erzählzeit.
Meine schönste und bleibendste Erinnerung an den Film steht im Zusammenhang mit dem damaligen Kinobesuch im Weseler Comet, in dem man zu der Zeit noch rauchen durfte. Etwa ein Drittel der rund zwanzig Besucher, vornehmlich die anwesenden Pärchen, verließ nach nur wenigen Minuten in Kurzabständen gesittet und nur leise raunend den Saal, derweil mein Kumpel Sascha und ich, besoffen und uns konstant bepissend, vom Sessel rollten. Da wusste ich mal wieder: Der Helge, der ist schon was ganz Besonderes.

9/10

Hele Schneider Groteske Surrealismus Arzt Jazz


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WOLFCOP (Lowell Dean/USA 2014)


"Could you once again report what happened?" - "Yeah. It was a big fuckin' wolf."

WolfCop ~ USA 2014
Directed By: Lowell Dean

Der versoffene Kleinstadt-Cop Lou Garou (Leo Fafard) wacht eines morgens und ohne Erinnerung an die Nacht zuvor mit einem großen, eingeritzten Pentagramm auf der Brust auf. Bei Aufzug von Vollmond und Sonnenfinsternis verwandelt sich Lou schon in der nächsten Nacht um Punkt 10 p.m. in einen Werwolf. Mithilfe des durchgeknallten Waffenladenbesitzers Willie (Jonathan Cherry) hebt der im lykanthropen Zustand noch immer bei Bewusstsein befindliche daraufhin erstmal das örtliche Nest von Crystal-Meth-Rockern aus und pimpt sein Polizeiauto zum Wolfsmobil auf. Doch sein Zustand kommt nicht von ungefähr: Das Provinznest wird nämlich schon seit Jahrhunderten unerkannt von einer echsenhaften Gestaltwandler-Sippe beherrscht, die alle 32 Jahre frisches Werwolfsblut benötigt um ihren Fortbestand zu sichern...

Ein liebenswertes kleines Fun-Splatter-Flick von Fans für Fans, gut sichtbar mit durchweg handgemachten, nostalgieverhafteten Latexeffekten ausgestattet, manchmal etwas über-albern, doch in der Regel durchaus cool, lässig und gewitzt. Der kreative Kopf hinter "WolfCop", Lowell Dean, hat dabei vor allem seine Hausaufgaben betreffs adäquater Genre-Verwurzelung bravourös erledigt: Aus diversen Gattungsbeiträgen der letzten Jahrzehnte finden sich kleine und große hints, von der "Howling"-Reihe über "Teen Wolf" bis hin zu "Full Eclipse". Der bereits präventiv als Serienheld angelegte Antiheld Lou Garou (eine Texttafel am Schluss verkündet groß: "WolfCop will return in 2015") macht in seiner origin dabei eine katapultartige Entwicklung vom versoffenen Dümmling hin zum haarigen Supermann durch, der üble kriminelle und/oder paranormale Elemente wahlweise anpisst, unter Pistolenfeuer nimmt, oder gleich um teils lebenswichtige Gliedmaßen erleichtert. Eine comiceske Figur, wie geschaffen für weitere Abenteuer. Nun, solange diese weiterhin so amüsant eingestielt sind, bin ich gern dabei.

6/10

Lowell Dean Independent Splatter Groteske Werwolf Monster Hommage Trash


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R.E.M. BY MTV (Alex Young/USA 2014)


"We were the first ones with their band name consisting of just three letters."

R.E.M. By MTV ~ USA 2014
Directed By: Alex Young

Ein vom Musiksender MTV initiierter, collagenhafter Abriss der Bandhistorie von R.E.M., die sich 2011, nach 31-jährigem Bestehen und der Veröffentlichung von vierzehn regulären Studioalben, auflöste. Anders als die meisten aktuelleren Musiker-Dokus rekurriert "R.E.M. By MTV" nicht auf aktuelle, retrospektiv geführte Interviews sondern führt einen Zusammenschnitt von Gesprächen mit Mitgliedern und direkt an dem Werdegang der Truppe Beteiligten aus nahezu sämtlichen Phasen ihrer Erfolgsgeschichte zusammen. In Kombination mit den ebenfalls aus unterschiedlichsten Epochen stammenden, chronologisch zunehmend größer werdenden Gigs, durch die Bank Archiv-Material des Senders, ergibt dies das recht kompakte Bild jenes kleinen, alternativ bis bescheiden beginnenden Künstlerkollektivs, deren Geschichte zu Lebzeiten stets eng mit der von MTV verknüpft war.
Dabei hat R.E.M. im direkten Vergleich mit anderen Supergroups eine eher nulllinienhafte Entwicklung zu verzeichen, die eigentlich lediglich zwei kurze Zäsuren aufweist: Den Drei-Viertel-Ausfall der Truppe während der 95er-"Monster"-Tour, in dessen Verlauf nacheinander Bill Berry, Mike Mills und Michael Stipe in mehr oder weniger lebensbedrohlichen Angelegenheiten operiert werden mussten und natürlich die Spekulationen um Stipes sexuelle Ausrichtung, die zwischendurch auch mal hartnäckige Gerüchte um eine AIDS-Infektion beinhalteten und der Stipe nach einigen Jahren zumindest teilweise mit der ihm eigenen, kryptischen Art begegnete, indem er sich nicht as 'gay', sondern 'queer' outete. Ansonsten keine Drogenexzesse, keine Entzugskuren, keine Toten, keine Skandale. Stattdessen freundliche PR-Arbeit, leise Verschrobenheiten vielleicht, später ökologisches, karitatives, politisches Engagement. Überaus prominente soft skills, die sie bei etlichen Musikfreunden mit Underground-Tendenzen geflissentlich langweilig bis unmöglich machten.
In meiner eigenen Vita bilde(te)n R.E.M. eine recht stolze Konstante, die sich zudem als eine der längsten omnipräsenten behaupten konnte. Ihr Anwachsen zur immer erfolgreicher werdenden Superstar- und Stadion-Band hat mich dabei ebensowenig interessiert wie ihr nerdig gefärbtes, verschrobenes College-Boy-Image, das eine feste subkulturelle Zuordnung dereinst eigentlich unmöglich machte. Mein Lieblingsalbum von R.E.M. ist nach wie vor das allererste, "Murmur", eine der wichtigsten Platten meines Lebens, dicht gefolgt allerdings von gleich sechs bis sieben weiteren Longplayern, die entscheidende und/oder prägende Phasen meines Lebens musikalisch untermalten und etlichen Songs, darunter Covers und B-Sides, die nie auf einer regulären Studio-Scheibe erschienen sind. Zugegeben, beginnend mit dem 98er "Up" wurden R.E.M. eher zur biographischen Begleiterscheinung für mich, die ebenso ver- wie unerlässlich war, sich jedoch "wichtigeren" musikalischen Dingen zu fügen hatte. Ihre vorherige Bedeutung ist jedoch mit Gold nicht aufzuwiegen. Insofern gilt meine Bewertung der vorliegenden Doku auch eher dem persönlichen Band-Status denn ihr selbst.

8/10

Alex Young Musik


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MIDWAY (Jack Smight/USA 1976)


"They sacrifice themselves like samurai, these Americans."

Midway (Schlacht um Midway) ~ USA 1976
Directed By: Jack Smight

Im Juni 1942 planen die Japaner nach Pearl Harbor einen weiteren Überraschungsschlag gegen die USA: Diesmal sollen die Midway-Inseln in die Hiruhitos Hand fallen. Vier Flugzeugträger werden insgeheim in das nordpazifische Gebiet entsandt. Doch Admiral Nimitz (Henry Fonda) bekommt Wind von den gegnerischen Plänen und schickt drei Träger nach Midway, die die kaiserliche Armee vor Ort erwarten. Eine dreitägige Schlacht tobt, aus der die US Navy schließlich als absoluter Sieger hervorgeht.

Einer jener typischen "Behelfsfilme", mit denen die Studios und traditionell arbeitende Produzenten wie der im Falle "Midway" federführende Walter Mirisch versuchten, altehrwürdiges und großkotziges Starkino gegen das unverstandene New Hollywood zu setzen und die Publikumsmasse für sich zu mobilisieren. Waren sonst primär Katstrophenfilme für diese Art Kino tonangebend, kam hier und da auch immer wieder der eine oder andere Kriegsfilm hervorgestoben. "Midway" orientierte sich in diesem Zuge an "Tora! Tora! Tora!", der den Angriff auf Pearl Harbor nebst der amerikanischen Reaktion zum Thema hatte und die Ereignisse aus dualperspektivischer Sicht, nämlich der der Japaner und der der Amerikaner zeigte. Auch in "Midway" werden die japanischen Soldaten als adrette, ehrenvolle Krieger porträtiert, die eben nur den Nachteil hatten, gegen den falschen Gegner einzustehen. Die Internierungswelle, die in jenen Tagen viele japanischstämmige US-Bürger erfasste, wird erwähnt, wenn auch wenig kritisch beäugt. Dem Film geht es vornehmlich darum, seine faltigen Altstars zu inszenieren, die mit Ausnahme des heldenhaft in Aktion tretenden USAF-Piloten Matt Garth (Charlton Heston) hohe Offiziere darstellen und daher stets in körperlich wenig spektakulären Strategie- und Planungssituationen zu betrachten sind. Die Besetzungsliste fällt entsprechend Ehrfurcht gebietend aus, wenngleich sich die Auftritte des Personals jeweils nur auf eine limitierte Szenenanzahl begrenzt findet. Duke Wayne, James Stewart und Richard Widmark hätten noch zum Stelldichein reinschauen müssen.
Die - wenngleich recht trefflich umgesetzte - Kombination von gefilmtem und Archiv-Material hatte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls längst Schule gemacht, so dass "Midway"mit Sicherheit als einer der am wenigsten innovativen Studio-Filme seiner Dekade betrachtet werden muss. Vielleicht gebührt ihm in diesem Falle sogar die Goldmedaille.

6/10

Jack Smight WWII Pazifikkrieg Vater & Sohn


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IL GIUSTIZIERE DELLA STRADA (Giuliano Carnimeo/I, E 1983)


Zitat entfällt.

Il Giustiziere Della Strada (The Executor - Der Vollstrecker) ~ I/E 1983
Directed By: Giuliano Carnimeo

Nach dem Großen Knall ziehen marodierende Bande durch die Wüstenei, die permanent auf der Suche nach Wasser sind, welches in der verdorrten Zukunft zum höchsten Überlensgut wird. Auch der mit seinem getunten Wagen 'Exterminator' umherziehende Renegat Tiger (Robert Ianucci) arbeitet vornehmlich auf eigene Rechnung. Doch unter der opportunistischen schlägt ein weiches Herz: Tiger nimmt sich des halbverwaisten Jungen Tommy (Luca Venantini) an und rauft sich mit seiner Rivalin Trash (Alicia Moro) zusammen geht, als es darum geht, ein zuvor unentdecktes Reservoir gegen den bösen Crazy Bull (Fernando Bilbao) und seine Leute zu verteidigen...

Eins der vielen "The Road Warrior"-Plagiate, die wie eben auch "Il Giustiziere Della Strada" zum Großteil aus italienischer Fertigung stammten, dabei erstaunlicherweise jedoch zumeist ihr spezifisches Profil zu wahren wussten. In Carnimeos Film eilt der Einzelkämpfer allerdings keiner zivilastionskonservierenden Gemeinde zur Hilfe und scheint auch wenig daran interessiert, den Fortbestand der Menschhet sichern zu helfen. Tiger (im Original: Alien) geht es einzig darum, seinen Durst löschen zu können. Treibstoff respektive Öl ist in diesem Stadium der Endzeit längst kein Thema mehr; jetzt geht es nurmehr, wie übrigens in einigen anderen postapokalyptisch eingebetten Exploitern auch, um lebensspendendes H₂O, das infolge ausbleibenden Regens und Verdunstung aller stehenden und fließenden Gewässer zum letzten Mangelartikel avanciert ist. Jeder Film des Subgenres benötigt sein motorisierendes MacGuffin, seien es besagtes Wasser, fossile Brennstoffe, Fruchtbarkeit, Liebe, Pflanzen und Tiere, die Zivilisiertheit selbst oder gar mystische Artefakte - irgendeiner Sache jagen sie hier immer nach. In "Il Giustiziere Della Strada" mimt ein Dressman namens Robert Ianucci den in diesem Falle sehr auf Franco Nero gebürsteten Titelhelden, eines seiner wenigen Leinwand-Engagements. Ergänzend fanden noch Eduardo Fajardo und vor allem der obligatorische Luciano Pigozzi ihren Weg in diesen unschuldigen, kleinen Film, der mit wenigen, gezielten Gewaltspitzen und seiner üblichen gattungsimmanenten Naivität viel Freude macht.

5/10

Giuliano Carnimea Apokalypse Europloitation Wasser Kind


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GUARDIANS OF THE GALAXY (James Gunn/USA 2014)


"I am going to die surrounded by the biggest idiots in the galaxy."

Guardians Of The Galaxy ~ USA 2014
Directed By: James Gunn

Am Todestag seiner krebskranken Mutter (Laura Haddok) wird der kleine Peter Quill (Wyatt Oleff) von einem außerirdischen Raumschiff eingesackt und mitgenommen, nur im Besitz eines Walkman mitsamt 70s-Mixtape. Die Erde sieht er nie wieder. Als Erwachsener (Chris Pratt) nennt sich Peter "Star-Lord" und ist als Söldner und Artefakthändler in den Weiten der Galaxie unterwegs. Als er das 'Orb' findet, eine kleine Metallkugel, die einen der legendären sechs Infinty-Steine enthält, welche ihrem Besitzer, so er ihren gleichfalls unheilvollen Kräften standhalten kann, gewaltige Macht verleihen, werden sowohl seine vormaligen Kameraden, die Ravagers, unter Führung des Renegaten Yondu Odonta (Michael Rooker) auf ihn aufmerksam als auch der rachsüchtige Kree-Diktator Ronan (Lee Pace), der mit dem wahnsinnigen Thanos von Titan (Josh Brolin) zusammenarbeitet. Auf seiner nun folgenden Flucht gerät Peter an das intergalaktische Polizeikorps der Nova, das auf dem Planeten Xandar stationiert ist. Er kommt ins Gefängnis, zusammen mit dem mutierten Waschbären Rocket (Bradley Cooper), dem Baumwesen Groot (Vin Diesel) und der Kriegerin Gamora (Zoe Saldana). Dort ergänzt sich die Truppe um den etwas unterbelichteten Drax (Dave Bautista). Gemeinsam macht man sich auf, das Orb zu sichern und gegen den mittlerweile in dessen Besitz befindlichen Ronan zu Felde zu ziehen, der droht, Xandar zu vernichten...

Viel zu berichten gibt es über dieses erste Marvel-Projekt, das in die Weiten des Universums blickt und die bekannten irdischen Figuren erstmals komplett ausspart, eigentlich nicht. Abgesehen davon, dass es sich bei James Gunns Film um die Adaption eines eher unsteten und international weniger bekannten Serials handelt, bewegt sich "Guardians Of The Galaxy" sicher in den Bahnen traditioneller Mainstream-Unterhaltung. Viele der einstmals in gezeichneter Form höchst geheimnisvoll bis finster angelegten Figuren wie Drax, The Destroyer, Gamora oder der Collector werden dabei wahlweise zu vor allem witzigen Humor-Zielscheiben umgeformt, tauchen gar nicht erst auf (Adam Warlock, Mar-Vell) oder erhalten gezielt putzige Gesichter (Racoon, Groot). Der von gewaltigen Entitäten, interplanetarischen Ränken und Machtspielen wimmelnde, außerweltliche Marvelkosmos wird da zu einem geradezu göttlichen Tummelplatz für eher komisch ausgelegte, kindgerechte Unterhaltung, in der sich mehr oder weniger flaue Oneliner und ein multipel ausgespieltes Reverenzmaß bezüglich diverser klassischer Genremotive als tonangebend erweisen. Sicher, "Guardians Of The Galaxy" entwirft vorzüglich aussehende CGI-Welten, macht fairen Spaß und wird vor allem jenen Stimmen, die die zunehmend dunkle, existenzialistische Konnotation der jüngeren Verfilmungen als allzu selbstgefällig und nerdy aburteilten, durchaus erfreuen mögen. In meinem persönlichen Falle kombinieren sich die obligatorische Freude über jede neuerliche Comic-Adaption mit der gewissermaßenen Ernüchterung, dass nicht zwangsläufig alle Marvel-Verfilmungen sich als echte Volltreffer erweisen müssen und der akuten Gemahnung und Rückbesinnung darauf und daran, dass es der profitorientierten Disney-Produktionsschmiede eben nicht, wie man etwa nach "The Avengers" zwischenzeitlich zu glauben geneigt war, primär um adäquate Adaptionen geht, sondern darum, neue, sprich: junge Publikumsschichten aufzutun, die ihr Taschengeld in die Konzernkassen tragen.

6/10

James Gunn Marvel Comic Aliens Superhelden


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EDUCAZIONE SIBERIANA (Gabriele Salvatores/I 2013)


"All creatures belong to heaven."

Educazione Siberiana (Sibirische Erziehung) ~ I 2013
Directed By: Gabriele Salvatores

Noch zu Zeiten der Sowjetunion werden alle großen Gangsterclans in die Kleinrepublik Transnistria verfrachtet, wo sie vom Rest der Sowjet-Staaten weitgehend abgeschirmt sind und ihre jeweils strengen Sitten und Gebräuche weiterverfolgen können. Als härtester der Clans gelten die Sibirier. Schon als Kinder lernen die besten Freunde Kolyma (Arnas Sliesoraitis) und Gagarin (Pijus Grude) den Umgang mit dem Messer und wie man Transportfahrzeuge ausraubt. Bis Gagarin erwischt wird und für sieben Jahre ins Gefängnis muss. Mit seiner Rückkehr kommt auch die reizende, geistig behinderte Xenja (Eleanor Tomlinson) in die von Kolyma und seinem ehrwürdigen Großvater Kuzya (John Malkovich) beherrschte Unterstadt. Die Zeit im Knast hat Gagarin verändert und als er ein unaussprechliches Verbrechen verübt, bleibt Kolyma nur, ihn unerbittlich zu verfolgen.

Ein sehr literarisch besetzter Entwicklungsroman in Filmform, eine italienische Produktion mit italienischem Stab in englischer Sprache und mit internationaler Besetzung, die auf ex-sowjetischem Boden spielt (vornehmlich jedoch in Italien und nur teilweise in Litauen gedreht wurde). Die Geschichte, die auf autobiographischen Erlebnissen beruhen soll, erinnert zuweilen stark an Sergio Leones "Once Upon A Time In America": Vier Freunde lernen bereits in der Kindheit, sich durch ein hartes, von Regeln und Kodexen geprägtes Leben zu schlagen; die beiden im Zentrum stehenden Jungen verfeinden sich durch den Verrat des Einen am Anderen, bis eine späte, forcierte Wiederbegegnung Schuld und Sühne ausgleicht. Dazu gibt es eine merkwürdige, verschrobene Dame, die beide reizt, an der Ungestümheit des Einen jedoch zerbrechen wird. Ansonsten kleidet Salvatores sein Freundschaftsporträt in sehr lyrische, formvollendete Bilder mit vielen blendend schönen Szenen (wie einer am Kettenkarussell, die von Bowies wunderbarem "Absolute Beginners" vortrefflich untermalt wird), die "Educazione Siberiana" bei aller Parallelität zu Vorangegangenem noch immer die notwendige Eigenständigkeit verleihen, um als ausgereiftes Kunstwerk für sich stehend überzeugen zu können. Kein ganz großer Wurf, aber bestimmt ein sehenswerter Film.

7/10

Gabriele Salvatores Familie Russland UdSSR Biopic Freundschaft Rache ethnics Russenmafia


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ALL CHEERLEADERS DIE (Lucky McKee, Chris Sivertson/USA 2013)


"Bitches go!"

All Cheerleaders Die ~ USA 2013
Directed By:: Lucky McKee/Chris Sivertson

Das hat sich die High-School-Elevin Maddie (Caitlin Stasey) anders vorgestellt: was als großangelegte Racheaktion an dem hiesigen Football-Ass Terrie (Tom Williamson) geplant war, ewtwickelt sich nämlich nunmehr zu einem veritablen Horrortrip! Maddies ursprüngliche Idee sieht vor, sich in die oberflächiche, von Maddie eigentlich höchst gering geschätzte Cheerleader-Clique der 'Bitches' einzuschleichen, um auf diese Weise Terrys Freundin Tracy (Brooke Butler) gegen ihn aufzuhetzen. Doch ehe sie es sich versieht, stirbt Maddie zusammen mit Brooke und zwei weiteren Mädels einen durch Terry forcierten Unfalltod. Nicht jedoch für lang, denn die Maddie anhimmelnde Teenagerhexe Leena (Sianoa Smit-McPhee) entwickelt das Quartett mittels magischer Juwelen wieder zum Leben. Die Zombie-Cheerleader benötigen allerdings stets frisches Blut, um ihren Verfallsprozess aufzuhalten, wovon bald auch Terry Wind bekommt. Dieser hätte die Wundersteinchen gern allesamt für sich selbst...

Nach seinem bösen Meisterwerk "The Woman" machte sich Lucky McKee zusammen mit seinem Kollegen Chris Sivertson an dieses von mir wieder als deutlich rückschrittig empfundene Remake ihres eigenen Low-Budget-Films von 2001. Aufgrund dessen schwieriger Verfügbarkeitslage kann ich mir kein kompaktes Bild dazu machen, welchen Sinn und welche künstlerische Räson jener Neuverfilmungsansatz haben mag - am naheliegendsten erscheint mir, dass McKee und Sivertson es wohl als eine Art Schuldigkeit gegenüber sich selbst erachteten, mit höherem Etat, frischem Wind und Kinoeinsatz eine Revision ihres Debüts vorlegen wollten. Bei diesem handelt es sich jedenfalls um eine nicht unbedingt originelle High-School-Splatter-Stoner-Comedy Marke "Idle Hands", die mit viel groteskem, um nicht zu sagen: bekifftem Humor angereichert ist und die typischen Themen jener Filme von der dem amerikanischen Schulsystem immanenten Cliquenhierarchisierung bis hin zur Sexualitätsfindung streift. Hinzu kommt ein nicht allzu überbordender Voyeurismus, der vor allem den knackigen Hauptdarstellerinnen frönt, ein wenig Liebäugelei mit Comic- und Superhelden-Mythen und fertig. Da die Endtitel den Zusatz "Part 1" tragen, dürften Fortsetzungen um das schlussendlich noch romantisch verwobene Paar Maddie/Leena zum festen Plan gehören. Ob diese allerdings tatsächlich sein müssen, würde ich zum jetzigen Zeitpunkt mal dahin gestellt lassen. McKee kann's in jedem Fall auch besser.

6/10

Lucky McKee Chris Sivertson Remake Zombies Schule Teenager Freundschaft Splatter





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Funxton

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