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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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PHANTASM IV: OBLIVION (Don Coscarelli/USA 1998)


"Some cops can be real assholes."

Phantasm IV: Oblivion ~ USA 1998
Directed By: Don Coscarelli

Mike (A. Michael Baldwin) und Reggie (Reggie Bannister) werden wieder einmal getrennt: Während Reggie neuerlich durch den Südwesten tuckert auf der Suche nach weiterem Ärger mit dem Großen Mann (Angus Scrimm), fährt Mike in die Wüste, wo er eine ganze Legion von Dimensionsportalen entdeckt. Auch Jody (Bill Thornbury) taucht wieder auf, nur dass seine Absichten noch mysteriöser sind als zuvor. Mike entlarvt derweil die wahre Herkunft des Großen Mannes: Vor über 140 Jahren war er ein Arzt und Metaphysiker namens Jebediah Morningside (angus Scrimm), der sich mit der Möglichkeit der Existenz außerirdischer Dimensionen befasste und irgendwie dem Bösen verfallen ist. Nach einem mal wieder eher unangenehm endenden Techtelmechtel mit einer unterwegs aufgelesenen Blondine (Heidi Marnhout) findet Reggie schließlich Mike wieder und versucht ihm im letzten Duell mit dem Großen Mann beizustehen.

Der unzugänglichste (und mit Abstand am schlampigsten synchronisierte) Teil der "Phantasm"-Serie ist dieses überaus eigene Drittsequel, in dessen Untertitel die römische IV sichtlich perfekten Platz fand. "Oblivion" ist eigentlich nurmehr ein Film für eingefleischte Zuschauer der Serie, die hinlänglich wissen, was sie prinzipiell erwartet oder sich zumindest nicht mehr sonderlich überrascht zeigen, wenn nicht jede Fügung zwingend einem logischen Kausalitätsschema entspringt. Coscarelli setzt voraus, dass sich mit "Phantasm IV" zumindest weitestgehend ausschließlich ein Publikum befasst, das mit Figuren und Narrativik hinreichend vertraut ist und somit von allzu großer Verwunderung verschont bleibt. Nichtsdestotrotz wirft "Oblivion" im Laufe seiner Spielzeit sicherlich mehr inhaltliche Fragen auf als dass er welche beantwortet und wäre daher, trotz der eigentlich vorzüglich konludierenden Tatsache, dass vom Original noch einiges an unverwendetem Material bereitstand, welches sich hier hervorragend verwenden und einbinden ließ, als Finalteil sehr unbefriedigend ausgefallen. Dennoch sah es jahrelang so aus, dass nichts Neues mehr käme, bis sich mit "Phantasm: Ravager" eine weitere Fortsetzung angekündigt fand, die im nächsten Jahre Premiere feiern soll, nochmal die Originalbesetzung [darunter den mittlerweile knapp neunzigjährigen (!) Angus Scrimm] vereint und erstmals von einem "Fremdregisseur", einem Kinodebütanten zudem, der zuvor vornehmlich halbgare Kinder-Cartoons fürs Fernsehen gemacht hat, inszeniert wird. Das könnte megalomäßig in die Hose gehen oder ebensogut ein zutiefst unerwarteter Geniestreich werden - es ist wohl alles drin. Also bis dann, Großer Mann.

6/10

Don Coscarelli Sequel Wüste Surrealismus


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PHANTASM III: LORD OF THE DEAD (Don Coscarelli/USA 1994)


"It's never over!"

Phantasm III: Lord Of The Dead (Das Böse III) ~ USA 1994
Directed By: Don Coscarelli

Für den früheren Eisverkäufer Reggie (Reggie Bannister) setzt sich die Odysse durch das innerlich von den Armeen des Großen Mannes (Angus Scrimm) zerfressenen Amerika fort, nachdem Mike (A. Michael Baldwin) nach weiteren Scharmützeln vom Großen Mann persönlich entführt wird; sein großer Bruder Jody (Bill Thornbury) lebt indes unvermutet weiter in Form einer schwarzen Sphäre. Auf der Suche nach Mike geht es für Reggie neuerlich durch verlassene und leergefegte Kleinstädte und mysteriöse Mausoleen. Dabei trifft er auf den wehrhaften, kleinen Tim (Kevin Connors) und die amazonenartige Rocky (Gloria Lynne Henry), ein Ass am Nunchaku. Mit dieser Verstärkung zieht Reggie zur Rettung Mikes aus - nur ist dieser überhaupt noch zu retten?

Nach wieder mal sehr fruchtbaren Betrachtungen der ersten beiden Filme der "Phantasm"-Reihe (besonders das Original wusste mich zu verzücken wie eh und je) schob man diesmal auch die von mir stets als etwas anstrengender empfunden Teile III und IV hinterdrein. Resümierend muss ich "Lord Of The Dead" nun als den bislang schwächsten Beitrag zur Reihe verorten. Die Hauptschuld daran tragen weniger die sich geflissentlich ausreizenden Ideen um Sphären und Dimensionstore, sondern das von Coscarelli offensichtlich zur Auflockerung und Familienfreundlichkeit bereitgestellte Figuren-Inventar, allen voran Reggies Sidekicks Tim und Rocky. Ein kleiner, verwaister Junge mit Super-Schießfertigkeiten, der alles unverhältnismäßig witzig und humorig nimmt und versucht, wie ein Erwachsener aufzutreten; dazu eine Blaxploitation-Kriegerin im Grace-Jones-Gedächtnislook und einem permanent flotten Emanzenspruch in der Backe? Falls das witzig gemeint sollte: Ist es nicht. Tatsächlich nervt diese Combo-Erweiterung schon nach kurzer Zeit ungemein, beraubt die stets so wunderbar ihrer spezifischen Traumlogik gehorchenden "Phantasm"-Realität sogar um Einiges ihrer Mystizität und versucht, "Phantasm" nach dem eher für ältere Teenager konzipierten gothic splatter des unmittelbaren Vorgängers wieder für Kids interessant zu machen. Leider geht dieser Schuss bei aller sonst nach wie vor lobzupreisenden Innovativität, zu der etliche visuelle Einfälle und Neuerungen (so halten nunmehr etwa auch Zombies Einzug in die Armeen des Großen Mannes) zählen, recht sparsam nach hinten los. Mag sein, dass es Leute gibt, die mit "Phantasm III" riesigen Spaß haben; mich nervt er über allzu weite Strecken einfach zu sehr an, um seinem Franchise reell Ehre zu machen.

5/10

Don Coscarelli Sequel Surrealismus Traum Duell Road Movie


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SÜPERSEKS (Torsten Wacker/D 2004)


"Sisse, Wichsleitungen gehen wieder."

Süperseks ~ D 2004
Directed By: Torsten Wacker

Weil er beim Altonaer Paten, seinem Onkel Cengiz (Meray Ülgen) mit einer Menge Patte in der Kreide steht und ihm als Garantie das Haus seiner in der Türkei lebenden Mutter (Sevgi Özdamar) verpfändet hat, braucht der Taugenichts Elviz (Denis Moschitto) dringend eine zündende Idee. Die kommt ihm, durch eine ehefrustrierte Aktion seines älteren, ihn aushaltenden Bruders Tarik (Hilmi Sözer): Zusammen mit seinem in Comuterfragen beflissenen Kumpel Olaf (Martin Glade) zieht er eine ausschließlich für türkische Anrufer konzipierte Telefonsex-Hotline auf. Das entsprechende Kapital stammt von dem etwas eigenen Porno-Schneyder (Peter Lohmeyer). Die Sache lässt sich auch tatsächlich super an, bis Elviz' Schwarm Anna (Marie Zielcke) in dem Laden anfängt und den eifersüchtigen Schwerenöter völlig durcheinanderbringt. Am Ende erfährt die türkische Gemeinde von dem ganzen versauten Geschäft und reagiert höchst ungehalten. Alles scheint verloren, doch ausgerechnet Olaf hat noch ein letztes Ass im Ärmel...

Ich geb's zu: Ein guilty pleasure. Ich käme ja nie auf die Idee, mir eine dieser mich schon von Weitem abstoßenden RomComs von und mit Till Schweiger oder Matthias Schweighöfer anzusehen und mache mich im Gegenteil nur allzu vorliebig über den Pöbel lustig, der sich mit derlei abgibt. Weil ich aber Marie Zielcke so schön finde und sie, ganz nebenbei, noch immer vom Fleck weg heiraten täte, und diese hier als Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe antritt, habe ich mir damals "Süperseks" angeschaut. Und fand ihn wider Erwarten superwitzig, denn sowohl die Darstellung der als auch die Seitenhiebe auf die in Deutschland lebende, türkische Gemeinde sind von einiger hellsichtiger Brillanz und Wahrheit.
"Süperseks" ist darüberhinaus heute vielleicht sehr viel politischer als noch vor zehn Jahren, denn er zeigt auf ebenso ironische wie liebenswerte Weise falsche Wege auf: Forcierte Selbstghettoisierung, Selbstverleugnung, Bigotterie, religiöse Verlogenheit und die Wahrung eines längst obsolet gewordener Traditionen. Natürlich sind die Türken, die Süperseks zeigt, fast durchweg Klischeetypen: Der junge Deutschtürke zwischen den Welten, der fleißige, etwas bldungsferne Arbeiter, der insgeheim unter dem Omatriarchat steht (die Büyükanne, die Großmutter ist tatsächlich das heimliche Oberhaupt und graue Eminenz vieler türkischer Familien) und auf kitschige, anatolische "Heimatfilme" aus den Siebzigern steht, die insgeheim längst emanzipierte, türkische Ehefrau, der studierte Emporkömmling, der mit allen Mitteln westeuropäisch wirken möchte; dazu der altbekannte, uns Deutsche so befremdende Tand um Plüsch und Glitzerzeug. Klischees werden jedoch benötigt, um Satire machen zu können und sind damit probat.
Das Schöne an dem Film ist aber vor allem, dass er bei aller analytischen Freude keine didaktische, tendenziöse Allgemeinlösung propagiert, sondern für freie Entscheidung, Toleranz und ein friedfertiges Miteinander wirbt. Damit ist er ein kleines Original und mit einer Nasenlänge vorn, heute vielleicht mehr denn je.

8/10

Torsten Wacker Hamburg Telefonsex Brüder Satire


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THE LONG GOOD FRIDAY (John Mackenzie/UK 1980)


"It's Good Friday. Have a Bloody Mary."

The Long Good Friday (Rififi am Karfreitag) ~ UK 1980
Directed By: John Mackenzie

Harold Shand (Bob Hoskins) kontrolliert seit Jahren die Londoner Unterwelt. Macht und Reichtum lassen ihn mittlerweile mit sehr viel weitläufigeren Zielen liebäugeln; so sieht sein aktueller Plan eine umfassende, gewinnträchtige Modernisierung des maroden Hafenviertels voraus, unter Beteiligung amerikanischer Mafia-Investitionen. Daher lädt Harold einen Repräsentanten (Eddie Constantine) der Übersee-Konkurrenz pünktlich zum Karfreitag nach London ein, um ihn von seinen Plänen zu überzeugen. Doch jemand pfuscht Harold in die Karten: Sein bester Freund Colin (Paul Freeman) und weitere seiner langjährigen Angestellten werden auf spektakuläre Art ermordet, der von Harold geschmierte Stadtrat Harris (Bryan Marshall) benimmt sich sonderbar aufmüpfig. Seine eilends angestellten Recherchen veranschaulichen Harold bald den Grund für all die Unbill: Eine Racheaktion der IRA und Verrat in den eigenen Reihen durchkreuzen Harolds Absichten und lassen ihn lernen, dass auch er nicht allmächtig ist.

Einer der großen, britischen Gangsterfilme, in einer Phalanx stehend mit "Villain", "Get Carter" und "The Krays" und sie alle an Komplexität und realistischer Perspektive vielleicht noch übetreffend. "The Long Good Friday" ist nicht bloß das Portrait eines kurz vor seinem großen Scheitern stehenden, entmachteten Gangsterbosses, sondern zudem eine Bestandsaufnahme des London der Spätsiebziger, das weg will von seinem etwas muffigen Industrie-Image, sich der Welt öffnen und Internationalität beweisen will und als vordringlichen Repräsentanten für jene Ambitionen ausgerechnet einen aus proletarischen Verhältnissen stammenden Gangster bereithält. Harold Shand, von Bob Hoskins unnachahmlich perfekt interpretiert, ist das wunderbare Exempel eines Gernegroß, der es geschafft hat, sich aus der Gosse zur Unterwelt-Nummer-Eins hochzuarbeiten. Dass man dafür einen Killerinstinkt und extrem Gewaltbereitschaft benötigt, kann Harold auch im weißen Nadelstreifen-Anzug nicht verhehlen; zwar ist er heuer etwas vorsichtiger in der Wahl seiner Mittel, die Betätigung der entsprechenden Tasten kann ihn jedoch noch immer zum Berserker machen. Harold Shand ist und bleibt ein Gangster, so sehr er sich auch in der Rolle des progressiven, mondänen Geschäftsmannes gefällt. Und wie ein Gangster hat er am Ende abzutreten, zusammen mit den per Blitzstreich in Asche gelegten Resten seiner vormals mächtigen Organisation. Vor politischem Terror und Bomben muss selbst ein Harold Shand in die Knie gehen. Das Ende des Films, in dem er, auf der Rückbank eines ihn entführenden Wagens sitzend, mit der Ausweglosigkeit seiner Situation konfrontiert wird, in ihm die Wut brodelt und sich zugleich die Erkenntnis des endgültigen Versagens ihren Weg in seine Miene bahnt, derweil ihm ein kalt lächelnder, von Pierce Brosnan gespielter IRA-Killer die Pistole vors Gesicht hält und ihm Zeit gibt, sich auf sein baldiges Ableben einzustellen, wird wiederum getragen von Hoskins' großer Schauspielkunst.
Dazu das tolle, schmissige Titelthema von Francis Monkman und genussfertig ist a most delicious cinematic dish.

9/10

John Mackenzie London Mafia IRA


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BOYHOOD (Richard Linklater/USA 2014)


"Life doesn't give you bumpers."

Boyhood ~ USA 2014
Directed By: Richard Linklater

Der kleine Mason (Ellar Coltrane) wächst, nachdem sich seine Eltern getrennt haben, zusammen mit seiner älteren Schwester Samantha (Lorelei Linklater) bei seiner Mutter (Patricia Arquette) in Texas auf. Seinen Dad (Ethan Hawke) sieht er zwar regelmäßig, aber nicht oft genug. Im Laufe der folgenden Jahre stehen ihm mehrere Umzüge bevor, eine zweimalige Heirat seiner Mutter mit zum Alkoholmissbrauch neigenden Neurotikern nebst jeweils folgender Scheidung und eine nicht immer einfach Schullaufbahn, die er als intelligenter, aber leicht verschrobener Sonderling bis zum College meistert.

Linklaters ehrgeiziges Projekt ist ja schon allein deshalb so grandios, weil es über einen Zeitraum von zwölf Jahren hinweg an seinen Protagonisten "entlangwächst", und entgegen der üblichen filmischen Praxis, die für differierende Altersabstufungen unterschiedliche Darsteller bemüht, seine Figuren quasi beim Altern beobachtet und verfolgt. Ferner ließ er den Darstellern großen Freiraum bei der Mitgestaltung ihrer Charaktere, so dass ein möglichst authentisches Bild von Kindheit, Jugend und auch des erwachsenen Lebensweges gewährleistet ist.
Entsprechend des Epos, dass jedwede Biographie für sich betrachtet ja darstellt, entfaltet sich "Boyhood" dann auch in einer über die Norm dieser Art Film hinausreichenden Erzählzeit von zweidreiviertel Stunden und wirkt selbst damit noch deutlich zu kurz. Nicht zuletzt infolge des auf den ersten Blick vielleicht weithin ereignislos scheinenden Dahinplätscherns des Ganzen: Mason ist ein ganz normaler amerikanischer Junge, ein Generationsrepräsentant, der mit all dem aufwächst und von all dem beeinflusst wird, was außer ihm auch Millionen anderer Kids seines Geburtsjahrgangs und Alters durchmachen mussten und durften: Die dysfunktionale Familie mit sich erweiternden Stiefeltern-Konstellationen, Segen und Fluch der massenmedialen Vernetzung, die Anschläge von 2001 und deren Einfluss auf die politische Landschaft der USA. Dazu die "unwesentlichen", persönlichen Probleme und Problemchen vom wachsende Interesse an den Mädchen über die erste große, letztlich enttäuschende Liebe, das Andersseinwollen, die Liebäugelei mit der (so längst zur Illusion gewordenen) Alternativkultur, die schwierige Erkenntnis des permanent unzufriedenen Selbst, Erweckungsgedanken von der großkapitalistischen Weltverschwörung bis hin zur zwangsläufigen Adaptierung an jede x-beliebige Teenager-Vita. Am Ende landen wir alle im großen Mühlrad.
Linklater erzählt damit, insbesondere für seine Verhältnisse, die eine ähnliche Studie (die "Before..."-Serie) ja bereits beinhalten, ganz gewiss nichts bahnbrechend Neues oder Besonderes, möchte das offenkundig aber auch gar nicht. Allein die Art des Berichtens, die unbedingte, stete Nähe zum Personal zeichnet "Boyhood" als etwas bislang Einzigartiges aus.

9/10

Richard Linklater Coming of Age Familie Vater & Sohn Mutter & Sohn Texas Biopic


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STARSHIP (Roger Christian/AU, UK 1984)


"What are you doing, Lorca?"

Starship (Redwing - Flucht vor den schwarzen Droiden) ~ AU/UK 1984
Directed By: Roger Christian

In ferner Zukunft hat die Menschheit weite Teile des Alls erschlossen und arbeitswillige Kolonisten zu entlegensten Planeten entsendet, um dort unter unzumutbaren Bedingungen Rohstoffe abzubauen. Zeitgleich schreitet die Entwicklung künstlicher Intelligenzen voran. Eine neue Droiden-Generation ist den mittlerweile aufbegehrenden Arbeitern hinsichtlich ihrer Effektivität deutlich überlegen: Sie ist stärker, loyaler, benötigt weder Versorgung noch Entgelt und stellt vor allem keine Fragen. Man beginnt somit, gewerkschaftlich organisierte Arbeitskräfte zu "entsorgen", indem man wenige von ihnen zur Erde zurückschickt und die, "die nicht vermisst werden", großflächig zu liquidieren. Der junge Lorca (John Tarrant), seine Freundinnen Abbie (Donogh Rees) und Suzi (Cassandra Webb) und der kleine Droid Grid (Deep Roy) stellen sich gegen den bösen Jowitt (Ralph Cotterill), den Kopfgeldjäger Danny (Hugh-Keays-Byrne) und ihre Droiden-Armee.

Ob "Starship" nun unter dem Siegel 'Ozploitation' firmiert oder nicht, ist ja eigentlich unerheblich. Als sehr klein budgetierter Sci-Fi-Film, der zumindest stellenweise von hehrer Ambition zeugt, lässt er sich jedenfalls noch heute ganz ordentlich an. Seiner sozialistisch orientierten Geschichte, die vom ewigen Kampf der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter berichtet und die für ein "Star Wars"-geschultes, tolerantes Genrepublikum aufbereitet wurde, ist jedenfalls keine Kritik entgegenzubringen. Die australische Ödnis mitsamt ein paar gigantischen LKW gibt eine knorke Kulisse ab, die wenigen Weltraum-Sequenzen sehen vernünfig aus. Zwar fehlt dem Nachwuchshelden mit seinem kleinen, schwatzhaften Droiden (unter dessen Rüstung sich der unverwüstliche Deep Roy verbirgt) eine graue Eminenz vom Schlage eines Alec Guinness und auch sonst wirkt das Ganze doch sehr viel kleinformatiger, sein Herz jedoch trägt "Starship" stets am rechten Fleck. Als Zeugnis außerdem, was noch vor dreißig Jahren im Kino gezeigt werden durfte, ohne sich von den Leuten als unmöglicher Exot verlacht zu finden (ich erinnere mich noch lebhaft an die Aushänge in unserer Lichtburg), ist "Starship" ein unverzichtbarer Kulturspiegel.

6/10

Roger Christian Zukunft Roboter


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A TOWN CALLED HELL (Robert Parrish/UK, E 1971)


"Where is Aguila?"

A Town Called Hell (Kein Requiem für San Bastardo) ~ UK/E 1971
Directed By: Robert Parrish

Um 1894 kämpfen zwei Männer, ein irischer Aussteiger (Robert Shaw) und ein mexikanischer Rebell (Martin Landau), Seite an Seite gegen das feudalistische Regime unter Präsident Diáz. Besonders auf reiche Grundbesitzer und Kirchenvertreter haben sie es abgesehen unter wüten unter diesen wie Berserker. Zehn Jahre später ist der Ire selbst Priester in einer kleinen, verlotterten Stadt. Eine mysteriöse Frau namens Alvira (Stella Stevens) kommt mit einem Begleiter (Dudley Sutton) nebst Leichenwagen in die Stadt und bietet eine hohe Geldsumme für die Denunziation des geheimnisvollen Aguila, der ihren Mann auf dem Gewissen haben soll. Der vor Ort das Heft haltende Bandit Don Carlos (Telly Savalas) erpresst die Stadtbevölkerung, doch erfolglos. Nachdem sein Kompagnon Bomba (Al Lettieri) ihn erschossen hat, rückt der damalige Genosse des Iren, mittlerweile Offizier im Staatsdienst, mit seinen Männern ein. Auch er ist auf der Suche nach jenem geheimnisvollen Aguila.

"A Town Called Hell", einer der vielen um diese Zeit entstandenen, harten und pronociert humorlosen Western, die unter hauptsächlich britischer Produktionsbeteiligung in Almería gedreht wurden, hatte es nie leicht. Zu überfrachtet sei er, viel zu anspruchsvoll gegenüber sich selbst und dabei doch bedeutungslos, langweilig und kleingeistig. Selbst Joe Hembus, der in vielem sonst negativ Beleumundetem noch ein Fünkchen brauchbarer Füllnis aufzufinden pflegte, urteilte hart gegenüber Parrishs Film. Nun, vieles von dem Gesagten und Geschriebenen kann ich bestätigen. Zuallererst ist "A Town Called Hell" ein überaus hässlicher Film, und das weniger aufgrund seines bewusst kargen, schmutzigen Äußeren, sondern weil er ganz einfach dahingeschludert und herzlos wirkt. Die Hauptschuld dafür ist sicherlich Robert Parrish anzulasten, der es nicht versteht, seine wirklich vorteilhaften Ressourcen zu optimieren bzw. daran möglicherweise gar nicht interessiert war. Es gibt vor allem ein großartiges Hauptdarsteller-Quintett bei bester Spiellaune sowie eine betont metatextuelle, nicht unintelligente Analyse des mexikanischen Revolutionswesens. Dass der Film trotzdem über weite Strecken langweilig, zerfahren und insbesondere formal beinahe amateurhaft bleibt, ist in Anbetracht dieser Voraussetzungen nicht nur schade, sondern unentschuldbar.
Für vollständigkeitsbeflissene Chronisten von Revolutions- und Eurowestern bildet "A Town Called Hell" trotz alledem eine Pflichtveranstaltung, der man sich jedoch eher ungern wiederholt aussetzt. Nicht eben das vorteilhafteste Resümee.

5/10

Robert Parrish Mexikanische Revolution Mexiko period piece Rache Parabel Irving Lerner


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DÈMONI 2... L'INCUBO RITORNA (Lamberto Bava/I 1986)


Zitat entfällt.

Dèmoni 2... L'Incubo Ritorna (Dämonen) ~ I 1986
Directed By: Lamberto Bava

In einem modernen Hochhaus-Neubau mit Namen 'The Tower' neigt sich der Tag dem Abend: Die enervierte Teenagerin Sally (Coralina Cataldi-Cassoni) feiert ihre Geburtstagsparty mit Freunden, die hochschwangere Nannah (Nancy Brilli) erwartet ihren im Examensstress befindlichen Mann George (David Edwin Knight) und im ersten Stock schwitzen die Muskelmänner in Hanks (Bobby Rhodes) Fitness-Studio. Derweil läuft im Fernsehen ein Film um eine Gruppe Jugendlicher, die auf der Spur verblichener Dämonen sind, die einst die Welt unsicher machten. Eines der Monster erwacht und bahnt sich den Weg in die Realität, wo es die just zuschauende Sally anfällt, die sich daraufhin selbst in einen Zombie verwandelt und ihre Gäste attackiert. Bald wimmelt der ganze 'Tower' von infizierten Dämonen und George und Hannah versuchen mit Mühe und Not, aus dem verbarrikadierten Gebäude zu entkommen.

Lamberto Bavas Sequel zu seinem "Dèmoni" wurde, ein altbekannter Hut, bei uns als erster Teil der Dublette verkauft und im Kino aufgeführt, derweil das eigentliche Original als Videopremiere erschien und das erwähnte Beschlagnahme-Schicksal erleiden musste. "Dèmoni 2" verliert gegen den Vorgänger leicht nach Punkten, wobei ich wohl zu den Wenigen gehöre, die auch das Sequel sehr schätzen. Zum Einen schmeckt mir die hierin verwendete Songauswahl, die diesmal eher in den britischen Alternative-/Gothic-Bereich linst, nochmal deutlich besser, zum anderen perfektioniert die S-F/X-Abteilung rund um Sergio Stivaletti hier gewissermaßen ihre bereits im Erstling eindrucksvoll dargebrachte Kunst. Zwar wirkt der Nachfolger in seiner Gesamtheit visuell etwas weniger drastisch, ein paar schöne Appetitlosigkeiten jedoch gibt es auch hier: Ein kleiner Junge (Marco Vivio) verwandelt sich in einen fiesen Zombie, nur, um dann aus seinen Innereien ein fieses Mini-Exemplar der dämonischen Seuchenvögel "herauszugebären", der ein wenig an die damals einigen plagiatorischen Impact hinterlassenden "Gremlins" erinnert. Bobby Rhodes ist, als einziger "Wiedergänger" aus "Dèmoni" neuerlich als großer Superchecker zu sehen, der zwar spitzenmäßige Ideen zur Verteidigung herumbellt und nach dessen lauter Pfeife alle tanzen, der aber natürlich trotzdem großmäulig ins Gras beißen muss. Schließlich ist die elfjährige Asia Argento in ihrer ersten Spielfilmrolle zu sehen und muss darin gleich miterleben, wie nacheinander beide Eltern der dämonischen Invasion zum Opfer fallen. Impazziro Papa Dario kannte eben schon damals keine Gnade mit dem Töchterlein...
Dass nach der zum Ende des Vorgängers hin bereits angedeuteten Zombie-Apokalypse plötzlich alles wieder im Lot sein soll und "Dèmoni 2" auch noch mit einem Happy End daherkommt, habe ich indes nie begriffen. Tut aber auch nichts zur Sache.

6/10

Lamberto Bava Dario Argento München Hochhaus Fernsehen Zombies Dämonen Splatter Europloitation


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STEREO (Maximilian Erlenwein/D 2014)


"Du bist hier der Böse!"

Stereo ~ D 2014
Directed By: Maximilian Erlenwein

Dem auf dem Lande lebenden Motorrad-Mechaniker Erik (Jürgen Vogel) geht's eigentlich gut: Er hat eine nette Freundin (Petra Schmidt-Schaller) mitsamt süßer Tochter (Helena Schoenfelder) aus einer früheren Beziehung. Doch es ziehen dunkle Wolken auf: Ein Kapuze tragender Mann (Moritz Bleibtreu), den nur Erik sehen und hören kann und der sich als 'Henry' vorstellt, erscheint wie aus dem Nichts und weicht kaum mehr von Eriks Seite. Dieser ist sich nicht sicher, ob er von einer Psychose oder einem Geist heimgesucht wird, sicher ist jedoch, dass er Henry irgendwoher kennt. Als ein Osteuropäer (Mark Zak) auftaucht und Erik etwas von einem gewissen 'Keitel' vorfaselt, begreift dieser zunächst gar nichts. Ein Treffen in einem Berliner Untergrund-Club, zu dem Erik sich bereitwillig lotsen lässt, soll die Wahrheit ans Licht bringen...

So richtig Neues, Innovatives gibt's ja kaum mehr im Kino und daher kann sich selbst die im nationalen Kino grundsätzlich positive Ausnahmeerscheinung eines kernigen Genre-/Gangsterfilms kaum rühmen, eine gänzlich exklusive Geschichte zu erzählen. Ich möchte es vielleicht einmal so formulieren: Wer "A History Of Violence" und "Fight Club" noch halbwegs präsent hat, der wird in "Stereo" höchstwahrscheinlich nicht sein vielleicht lang herbeigesehntes Mindfuck-Heil finden. Wem es derweil genügt, eine nicht immer ganz geradlinige, etwas umständlich erzählte, nichtsdestotrotz jedoch straight abgefasste Gangster- und Rache-Story serviert zu bekommen, der sollte sich einigermaßen gut bedient finden. Freunden von Vogel und Bleibtreu sei "Stereo" darüberhinaus ausdrücklichst ans Herz gelegt, denn die beiden Herren durchdringen mit ihren allgegenwärtigen Personae förmlich den gesamten Film. Dennoch war zumindest für mich die positivste darstellerische Überraschung des Films der Wiener Georg Friedrich, der als gehandicapter Gangsterboss mit herrlichem Schmäh einem jeden Tarantino-Kosmos zur Ehre gereichte. Vielleicht nicht der ganz große Wurf, aber allemal ein Schritt in die richtige Richtung.

7/10

Maximilian Erlenwein Rache Madness Persönlichkeitsstörung Berlin Brüder


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EDGE OF TOMORROW (Doug Liman/USA, AU 2014)


"You see, this isn't the first time."

Edge Of Tomorrow ~ USA/Australien 2014
Directed By: Doug Liman

In nächster Zukunft werden große Teil der Erde von aggressiven Aliens mit Kollektiv-Bewusstsein, den sogenannten 'Mimics' überrannt. Der Krieg gegen die Invasoren, der bereits das gesamte europäische Festland kostete, ist auch ein Medienereignis: Der Ex-Werbefachmann Bill Cage (Tom Cruise) schlachtet den Konflikt medienwirksam aus und betätigt sich erfolgreich als Propaganda-Offizier - bis er selbst zur Front verdonnert wird. Dort trifft er auf einen "Alpha-Mimic" - was ihn nur für eine Schrecksekunde das Leben kostet, denn danach erlebt Cage diesen selben, schicksalhaften Tag immer aufs Neue - bis er endlich einen, nur überaus schwierig zu erreichenden - Ausweg aus seiner persönlichen Zeitschleife findet.

Die Zeitschleife ist schon seit längerem ein beliebtes, mehr oder weniger regelmäßig reaktiviertes Science-Fiction-Motiv, das sich aufgrund seiner häufig komisch kontextualisierten Missgeschicke ebensosehr für schwarzhumorige Exkursionen anbietet. Das gelungenste Beispiel für dieses kleine Subgenre bleibt Harold Ramis' "Groundhog Day", in dem Bill Murray erst den durchweg perfekten Tag gestalten und die Abkehr von seinem Zynismus meistern muss, um dem Zeitschleifen-Fluch zu entrinnen. Auch in "Edge Of Tomorrow" hängt der Ausweg mit der Erfüllung einer Mission zusammen - wobei dies lediglich im transzendenteren Sinne der Fall ist; im Prinzip genügt bereits eine Bluttransfusion, um die "Fähigkeit" der Zeitrückstufung, wie Limans Film sie verkauft, einzubüßen. Doch soll gerade dies eben nicht passieren, oder zumindest darf die Figur des Bill Cage nicht mit dieser Option liebäugeln, denn er ist, wie sich herausstellt, die letzte und einzige Hoffnung der Menschheit, trotz deren Übermacht doch noch gegen die Mimics reüssieren zu können. Diese beziehen ihre gewaltige Übermacht nämlich just aus der Fähigkeit ihres Zentralgehirns, des "Omega"-Mimic, die Zeit zurückdrehen zu können und besitzen somit einen steten, strategischen Vorteil ihren Gegnern gegenüber. Doch Bill Cage - und ebenso seine Gespielin Rita Vrataski (Emily Blunt) - wissen ebenfalls um die Vorteile jener Gabe und nutzen sie gegen den Feind. Man könnte diese interessante Plotline auch böszungig auf ihren eigentlichen Kern herunterbrechen: Tom Cruise, Sonnenschein wie eh und je, ist noch derselbe "Maverick" wie in "Top Gun" 28 Jahre zuvor, ein opportunistischer Nachwuchs-Macho, der erst Bußfertigkeit lernen muss, um zum Mann zu werden. Als Bill Cage, der Mann in der Zeitschleife, genügt dies jedoch nicht ganz: Anders als Bill Murray, der den perfekten Tag zu durchleben hatte, liegt Tom Cruises Aufgabe darin, vom arroganten, feigen Selbsträsonisten zum perfekten Soldaten zu werden. Erst durch perfektes, unzählige Male durchexerziertes Training, das sich selbst vom Tod nicht einschränken lässt, gelingt es Bill Cage, seine schicksalhafte Mission, die Rettung der Erde nämlich, zu erfüllen. Ein Schelm, wer da hubbard'sches Erlösertum wittert; seinen ätzenden Pro-Militarismus, der ein bisschen daherkommt wie "Starship Troopers" ohne Subebene, kann der Film allerdings auch vermittels seiner glänzenden, technischen Perfektion nicht verhehlen. Man unterhält sich vortrefflich, unleugbar dumpf und schal aber ist das alles nichtsdestotrotz, besonders nach dem letzten Vorhang.

7/10

Doug Liman Aliens Invasion Militär Zeitschleife London Paris





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