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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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MARLOWE (Paul Bogart/USA 1969)


"I do like her, but why should she get all of the goodies?"

Marlowe (Der Dritte im Hinterhalt) ~ USA 1969
Directed By: Paul Bogart

Auf der Such nach dem Aussteiger Orrin Quest (Roger Newman), dessen Schwester Orfamay (Sharon Farrell) ihn engagiert hat, stößt Philip Marlowe (James Garner) alsbald auf die ersten Leichen seines neuesten Falles, allesamt Kleingangster, die mit einem Eispickel im Genick enden. Außerdem trifft er die allseits beliebte Fernsehschauspielerin Mavis Wald (Gayle Hunnicutt), die eine Affäre mit dem stadtbekannten Gangsterboss Sonny Steelgrave (H.M. Wynant) pflegt und durch prekäre Fotos, die beide gemeinsam zeigt und die Mavis' Karriere schlagartig beenden könnten, erpresst wird. Marlowe steht bald zwischen allen Fronten und muss sich mehrfach seiner Haut erwehren, bis er die wahren Hintergründe des Puzzles aufgelöst hat.

Nach immerhin ganzen 22 Jahren Pause fand Chandlers Privatdetektiv Philip Marlowe in der Gestalt James Garners wieder auf die Leinwand zurück. Was als Startschuss für eine mögliche Kino- oder, noch passender, als Pilot für eine TV-Serie hätte stehen können, ging aus naheliegenden Gründen ziemlich sang- und klanglos unter. Die Hauptschuld dafür würde ich ganz nonchalant bei Bogarts Inszenierung verorten. Um es pointiert zu formulieren: Dass der Mann in erster Linie fürs Fernsehen arbeitete, ist unverkennbar. "Marlowe" findet sich überraschungsarm, schmucklos und vor allem überaus "gängig" inszeniert; dass da gerade irgendwo 'New Hollywood' dämmerte, lässt sich bestenfalls an der Wahl des Stoffs sowie anhand des unverhältnismäßig qualitätsbewusster verfassten Scripts (Stirling Silliphant) ablesen.
Was ein befähigterer Regisseur aus der Geschichte gemacht hätte, lässt sich wie so oft bloß mutmaßen; wie jedoch ein zeitgenössischer Chandler auszusehen hatte, ließen Robert Altman und Dick Richards relativ kurz darauf miterleben. Dabei ist James Garner in der Titelrolle gar nicht mal verkehrt, wenn auch bestimmt kein Bogey oder Elliott Gould. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich die Fußnote, dass Bruce Lee sich als henchman zwei Auftritte liefert (die, bei einer Netto-Screentime von vielleicht sechs Minuten, noch heute für eine geringfügig etikettenschwindlerische DVD-Vermarktung als "ein echter Bruce Lee" missbraucht werden): Im ersten zerlegt er lautstark Marlowes Büro, im zweiten stellt er sich dann im Zweikampf mit Garner so dumm an, dass er mit Anlauf vom Dach fliegt. "Kentucky Flied Movie" lässt glüßen.

7/10

Paul Bogart Philip Marlowe Raymond Chandler Los Angeles Hollywood film noir neo noir hard boiled


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LE CLAN DES SICILIENS (Henri Verneuil/F 1969)


Zitat entfällt.

Le Clan Des Siciliens (Der Clan der Sizilianer) ~ F 1969
Directed By: Henri Verneuil

Weil er ein großes Ding, nämlich die Existenz unschätzbar wertvoller Juwelen auf internationaler Museustournee, im Knast aufgetan hat, wird der Häftling Sartet (Alain Delon) von dem Gangsterpatriarchen Manalese (Jean Gabin) während eines Gefangenentransports befreit. Den fanatischen Bullen Le Goff (Lino Ventura) wegen Sartet stets dicht auf den Fersen, entwickelt Manalese mit seinem alten Freund Nicosia (Amedeo Nazzari) einen spektakulären Plan für den Raub der Klunker. Diese werden an Bord einer Passagiermaschine von Rom nach New York geflogen, die Sartet, Manalese und Komplizen entführen und auf einem Highway in der Nähe des Bestimmungsflughafens landen. Fast sieht es so aus, als wäre dieser grandiose Coup auch folgenlos durchgeführt worden, da jedoch kommt heraus, dass Sartet mit Manaleses Schwiegertochter (Irina Demick) ein kurzes Techtelmechtel hatte...

Am Ende sind sie alle fällig - immerhin ist die Familienehre wieder hergestellt. Ich wäre ja lieber mit den Steinen bzw. dem Erlös durchgebrannt und hätte mir eine solch absehbar folgenreiche Vendetta eraspart. Aber ich bin schließlich auch kein Sizilianer und noch weniger Mafioso. Im Gegensatz zu Jean Gabin, der in "Le Clan Des Siciliens" einen der wahrscheinlich liebenswertesten Cosa-Nostra-Patriarchen überhaupt spielt, einen richtig netten, gewitzten Opa, der die ganze Härte, zu der er fähig ist, dann auch erst zum Ende hin ausspielt. Allerdings ist Verneuil kein Melville und sein Gangster-Epos entsprechend leichtfüßiger. Den ganz großen Existenzialismus versagt sich "Le Clan" und beschränkt sich darauf, ein ausgebufftes Genrestück zu liefern, in dem es weniger um die unausweichliche Folge des zwangsläufigen Scheiterns geht (das trotz des hoffnungsvollen Eingangszitats ohnehin als moralisch unausweichliche Folge feststeht), denn um das aufregende Abenteuer Kriminalität.

8/10

Henri Verneuil Mafia Heist Rache Paris Rom New York


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X-MEN: DAYS OF FUTURE PAST (Bryan Singer/USA, UK 2014)


"Erik was right. Humanity does this to us."

X-Men: Days Of The Future Past (X-Men - Zukunft ist Vergangenheit) ~ USA/UK 2014
Directed By: Bryan Singer

Die Zukunft, 2023: Menschen und Mutanten stehen endgültig im Krieg gegeneinander. Die Sentinels, Kampfdroiden, die die Fähigkeit besitzen, sich auf die Kräfte eines jeden Mutanten einzustellen und diesen dadurch zu besiegen, finden und töten alle der mittlerweile im Untergrund lebenden Mutanten, derer sie habhaft werden können. Charles Xavier (Patrick Stewart) und Erik Lehnsherr (Ian McKellen) kommen auf die Idee, die Fähigkeiten von Kitty Pryde (Ellen Page) zu nutzen, um Logans (Hugh Jackman) Geist fünf Jahrzehnte in die Vergangenheit in seinen damaligen Körper zurückzuschicken, um jenen schicksalhaften Moment zu verhindern, der zu dieser furchtbaren Gegenwart führte: Die Ermordung des Wissenschaftlers und Sentinel-Konstrukteurs Bolivar Trask (Peter Dinklage) durch die rachsüchtige Mystique (Jennifer Lawrence). Dazu jedoch bedarf Logan einer Re-Allianz der jüngeren Ichs von Professor X (James McAvoy) und Magneto (Michael Fassbender)...

Auch diese X-Story basiert auf einer eigentlich recht betagten Comic-Strecke, die Chris Claremont und John Byrne bereits 1981 kreiert haben. Der Film hält dieser gegenüber einige Änderungen betreffs inhaltlicher Details bereit, die nicht zuletzt daher rühren, dass durch einzelne Facetten innerhalb der früheren Adaptionen - wie etwa die des Todes von Senator Kelly im ersten Film - bereits der eine oder andere Weg verbaut wurde. Man müht sich hier und da um Kontinuitätsanbindung, dennoch sind diverse Schlampereien, die in ihrer beinahe schon arroganten Redundanz vermeidbar gewesen wären, zu beklagen, angefangen bei der Figur des Bolivar Trask, die eigentlich bereits in "X-Men - The Last Stand" eingeführt und darin noch von Bill Duke gespielt wurde - nicht allein in rein physischer Hinsicht so ziemlich das diametrale Gegenteil von Peter Dinklage. Zudem fehlt eine ordentliche Anbindung an den Abspann-Appetizer aus "The Wolverine": Hier fallen mal kurzerhand zehn Jahre Historie unter den Tisch. Solch störender "Kleinigkeiten" finden sich schlicht zu viele, um in ihrer Ballung als unbedeutende Faux-pas durchgewunken werden zu können. Dass durch die "Erfüllung" von Logans Mission zudem die gesamte filmische X-Historie wandelt und diverse Ereignisse ungeschehen gemacht werden, dürfte künftig für noch mehr Konfusion und Ungenauigkeit sorgen.
Auf rein solipsistischer Ebene betrachtet ist vor allem die Rückkehr von Bryan Singer auf den Regiestuhl sicherlich als Gewinn zu werten. Das Franchise erhält durch ihn eine gewisse frühere Note zurück, die durch die jüngeren Abenteuer "("First Class" ausgenommen) etwas aufgegeben schien. Ein gehöriges Ambitionsplus macht sich bemerkbar, wenngleich besagte Ignoranzen nicht wegzuleugnen sind. Ansonsten geschieht in "Days Of Future Past" so viel und ist ein solcher Affekt-Reichtum vorhanden, dass eine größere Enttäuschung glücklicherweise ausbleibt und der Film sich als gelungenerer Eintrag in die Reihe verbuchen lässt. Man muss sich wohl damit abfinden, dass die Fox im Gegensatz zur Marvel-Redaktion wenig Wert auf kreative briefings und die entsprechende Sorgfalt legt.

8/10

Bryan Singer X-Men Superhelden Zeitreise Zukunft period piece mad scientist Comic Mutanten Marvel


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BREAKFAST AT TIFFANY'S (Blake Edwards/USA 1961)


"She's a crazy. I mean, a phony. A real phony, you know."

Breakfast At Tiffany's (Frühstück bei Tiffany) ~ USA 1961
Directed By: Blake Edwards

Bei seinem Einzug in ein neues Appartment lernt der erfolglose New Yorker Autor Paul Varjak (George Peppard) seine exaltierte Nachbarin Holly Golightly (Audrey Hepburn) kennen. Die beiden teilen auf den zweiten Blick manche Gemeinsamkeit: Holly ist das, was man ein "Party-" oder "Glamour-Girl" nennt, eine in gehobenen Kreisen verkehrende Frau, die sich von ihren zahlreichen, männlichen Bekanntschaften aushalten und auf deren spendablen Händen durchs Leben tragen lässt - gegen die eine oder andere "Gefälligkeit", versteht sich. Auch Paul lässt sich von seiner "Mäzenin" 2-E (Patricia Neal) seinen nicht unexklusiven Alltag finanzieren und prostituiert sich damit auf eine ganz ähnliche Weise wie Holly. Diese hat jedoch noch ein weitaus größeres Problem in Form akuter Bindungsängste. Sobald sie beginnt, aufrichtige Gefühle für einen Mann zu empfinden, läuft sie vor diesem davon und stürzt sich unbesehen ins nächste Abenteuer. Erst, als Paul endgültig bereits ist, sie aufzugeben, begreift sie, was sie an ihm hat.

Jede große Hollywood-Ikone hat ihren einen Film mit diesem einen besonders definierenden Moment. Im Falle Audrey Hepburn mögen es beider sogar mehrere sein; dennoch lässt sich wohl unbestreitbar konstatieren, dass "Breakfast At Tiffany's" und gleich die Eingangssequenz, in der Holly Golightly mit Sonnebrille morgens um 6 auf der menschenleeren Fifth Avenue aus einem Taxi steigt und vor der Auslage von Tiffany's Croissant und Kaffee einnimmt, eine höchstcharakteristische, archetypische Spitze darstellt. Blake Edwards' Film ist demnach nicht nur einer jener Kino-Glücksfälle, in denen alles von vorn bis hinten sich findet, passt und im Fluss bleibt, sondern auch ein Monument für seine Hauptaktrice. Vermutlich weiß jeder Normalverbraucher, der "Breakfast" gesehen hat, daran, dass Audrey Hepburn darin ist, indes aber werden wenige sich an George Peppard erinnern - natürlich unverdient, aber bestimt ein empirisches Faktum für den Beweis, dass manche Projekte eigens für ein bestimmtes Personal stehen. Glücklicherweise für Edwards bleibt es nicht bei der Hepburn als solitärem, prägnanten Merkmal des Stücks. Ebenso hervorstechend sind Henry Mancinis Sound mitsamt dem immergrünen tearjerker "Moon River", Mickey Rooney als cholerischer, japanischer Nachbar Yunioshi, Hollys stets stilvollendete Garderobe, ihre durchgedrehte Party, ihr symbolträchtiger Kater und auch die vielen weiteren, spleenig aufspielenden Nebendarsteller von Martin Balsam bis hin zu John McGiver. Und wem am Ende, passend zum Manhattaner Regen, nicht die Tränen herabkullern, in dessen Brust schlägt kein Herz.

9/10

Blake Edwards Truman Capote New York


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THE TERROR WITHIN (Thierry Notz/USA 1989)


"It can't be! It mustn't be!"

The Terror Within (Good Night Hell) ~ USA 1989
Directed By: Thierry Notz

Nach einem schwerwiegenden Unfall in einer biochemischen Fabrik ist die Erde fast gänzlich entvölkert und die Oberfläche nahezu unbewohnbar. Von unterirdischen Labors aus betreibt der Rest der Menschheit seine Forschungen. Unter der Mojave-Wüste lebt der alte Hal (George Kennedy) zusammen mit sieben Assistenten in einem geräumigen Komplex. Kurze Ausflüge an die Oberfläche sind möglich und liefern den Wissenschaftlern wertvolle Informationen. Bei einer dieser Exkursionen sterben zwei der Männer, nachdem sie von 'Gargoyles', schrecklichen, humanoiden Mutantenmonstern, angegriffen wurden. David (Andrew Stevens) verfolgt ihre Spur und findet außer den zerrissenen Leichen eine Frau (Yvonne Saa), die er mit in den Komplex nimmt. Karen, wie sie heißt, erweist sich als hochschwanger. Das "Baby" jedoch stellt sich als die Brut eines Gargoyle heraus, tötet die Mutter bei der zwangseingeleiteten Geburt und flieht in den Komplex. Die Truppe wird einer nach dem anderen von dem rasch wachsenden Monster dezimiert und schließlich obliegt es David, das Vieh im Duell zu besiegen.

Schamloses "Alien"-Rip-Off aus der Corman-Factory, das sich im Groben lediglich durch das subterrestrische Szenario vom Orginial unterscheidet sowie die Tatsache, dass die Monstren ihre Nachkommen auf "herkömmliche" Weise, nämlich koital, in ihre menschlichen Wirte einpflanzen. Natürlich ist der 'Gargoyle' dementsprechend der größte Hingucker. Dessen humanoide Gestalt ermöglichte es, einen Schauspieler in einen Gummianzug zu stecken, dessen ungeschlacht-fleischiges Hackepeter-Äußeres allerdings flott gestaltet ist und ordentlich ausschaut. Überhaupt überkommt einen, abgesehen von der innovationsfreien Geschichte, nur selten der Eindruck, einer ausnehmenden Billigveranstaltung beizuwohnen. Sonst hat mir noch der putzige Pitbull Butch gefallen, der trotz Monsterattacke überleben darf, sowie der neuerliche Beweis für die Annahme, dass sich (der in diesem Falle vermutlich für allerhöchstens drei Drehtage engagierte) George Kennedy in den Achtzigern aber auch für gar nichts zu schade war.

5/10

Thierry Notz Roger Corman Apokalypse Monster Wüste


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SABOTAGE (David Ayer/USA 2014)


"Your people don't seem like cops."

Sabotage ~ USA 2014
Directed By: David Ayer

John Wharton (Arnold Schwarzenegger), genannt 'Breacher' und sein neunköpfiges Team gelten als die härteste Undercover-Truppe der DEA. Nach einem Einsatz, bei dem ein mexikanischer Kartellboss hochgenommen wird, verschwindet eine Riesenmenge Drogengeld, von dem die Truppe zumindest einen ordentlichen Obolus abzuschöpfen plant. Doch auch dieser scheint, zuvor sorgfältig versteckt, plötzlich unauffindbar. Breacher und seine Leute werden des Diebstahls verdächtigt und beschattet, dürfen nach einer langwierigen, ergebnislosen Unterschung jedoch wieder ins Feld. Da ermordet ein Unbekannter plötzlich einen nach dem anderen aus der Truppe auf höchst unapptetitliche Weise. Zusammen mit der FBI-Agentin Caroline (Olivia Williams) versucht Breacher, den oder die Täter zu finden.

Gewohnt solide Qualität von David Ayer, andererseits nach seinem wirklich phantastischen "End Of Watch", der den Autoren wohl auf seinem Zenit präsentierte, jedoch wiederum auch ziemlich regressiv geraten. "Sabotage" ist auf (s)eine ziemlich prollige Weise sicherlich spaßig, versagt sich jedoch jegliches Gewicht und liebäugelt stattdessen unentwegt damit, eine alternde Ikone gewinnbringend auszustellen. Schwarzenegger passt sich analog dazu dann auch gleich der filmischen Postmoderne an: Noch nie hat die Kamera um ihn herum so halbdokumentarisch gewackelt, gezoomt und an der Schärfe herumreguliert, noch nie hat Arnie in einem Film dermaßen oft 'fuck' in allen möglichen Variationen sagen dürfen, geschweige denn so viele Kubaner qualmen. Mit gestrenger Gestapo-Frisur stürzt sich der alte Mann ins Geschehen und macht natürlich doch alles richtig. Seine Leinwandeinnahme erweist sich trotz diverser Falten und zunehmend akuter Dickfälligkeit als ungebrochen und es macht weiterhin Freude, ihm bei der Arbeit zuzuschauen. Entsprechend eminent für Ayers Film ist Schwarzeneggers bloßer Anwesenheitsfaktor; mit einem weniger präsenten Hauptdarsteller hätte "Sabotage" die Durchschnittsmarke kaum knacken mögen.

7/10

David Ayer Korruption Georgia Atlanta Südstaaten Freundschaft Rache


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CRY BLOOD, APACHE (Jack Starrett/USA 1970)


"That's the way it was back then."

Cry Blood, Apache (Schreit, wenn wir verrecken) ~ USA 1970
Directed By: Jack Starrett

Der alte Pitcalin (Joel McCrea) kommt zurück an jenen Ort, an dem er einst beinahe ums Leben gekommen wäre und erinnert sich: Zusammen mit vier anderen Outlaws, dem Kartentrickser Charlie (Robert Tessier), dem verrückten Prediger Deacon (Jack Starrett) und den Dawson-Brüdern Benji (Don Henley) und Billy (Rick Nervick) ist er viele Jahre zuvor als junger Mann (Jody McCrea) im Apachengebiet unterwegs. Die Männer quälen und töten eine schutzlose Indianerfamilie, derweil deren Oberhaupt Vittorio (Dan Kemp) unterwegs ist. Einzig Vittorios Schwester Jemme (Marie Gahva) lassen sie am Leben, weil sie vorgibt, das Versteck größerer Goldvorkommen zu kennen. Zu diesem macht man sich alsbald auf den Weg. Inzwischen findet der heimgekehrte Vittorio seine ermordete Familie und verfolgt die Weißen unbarmherzig...

Ähnlich minimalistisch und karg wie die beiden Hellman-Western "The Shooting" und "Ride In The Whirlwind" und diesen gewissermaßen mental nachspürend, wenngleich weithin um ihre Kryptik erleichtert, inszenierte Jack Starrett diesen sträflich unterbewerteten Indie-Western, der zudem, obschon personell und auch sonst deutlich reduziert, Michael Winners "Chato's Land" antizipiert. Auch in "Cry Blood, Apache" obliegt es einem sich der weißen Zivilisation verweigernden Indianer, Rache an einer Gruppe sadistischer, feiger Mörder zu nehmen, die Schande über sein Heim gebracht haben. Einzig Pitcalin versündigt sich nicht und steht der gekidnappten Jemme nicht nur bei, sondern hält seine schützende Hand über sie, was ihm am Ende wiederum als Einzigem das Leben rettet. Vittorios Mordmethoden sind hübsch perfid, wobei sich zumindest deren graphische Drastik in Grenzen hält. Trotzdem möchte wohl keiner sterben wie die vier von ihm abgestraften Verbrecher.
Starretts Regie arrangiert sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und lässt seinem faktischen No-Budget-Western"Cry Blood, Apache" trotz ökonomischer Widernisse Ambition und Eigenständigkeit nie ausgehen.

7/10

Jack Starrett Indianer Rache Gold Manhunt Independent New Mexico


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LUNG JI YAN CHE (Corey Yuen/HK, J 1982)


Zitat entfällt.

Lung Ji Yan Che (Ninja Kommando) ~ HK/J 1982
Directed By: Corey Yuen

Der abtrünnige Ninja-Kämpfer Jin-wu (Hiroyuki Sanada) will den Tod seines Vaters rächen und reist zu diesem Zwecke nach China, wo er den Schuldigen in Person des Eremiten Lee (Hiroshi Tanaka) vermutet. Dieser wird jedoch von seinem Neffen Jay (Conan Lee), einem wahren Kung-Fu-Ass, beschützt. Nachdem Jin-wu und Jay die Wahrheit übereinander erfahren und ihre Differenzen beigelegt haben, müssen sie gemeinsam mit einem bösen Magier (Jang Lee Hwang) fertig werden...

Viel Artistik und Choreographie hat es in diesem eher leicht lasierten Martial-Arts-Spektakel, das einen der ersten Filme von Corey Yuen darstellt. Viel von ihrem Reiz bezieht die geschichte aus der Konfrontation der chinesischen mit der japanischen Kultur, die zugleich ein Aufeinanderprallen der filmischen Differenzen beinhaltet. Conan Lee und noch mehr sein duller Kumpel Charlie (Po Tai) repräsentieren gewissermaßen das junge, neue Hong-Kong-Kino, in dem neben erhöhter Rasanz auch Slapstick und infantile Gags zum Räderwerk gehören, während Hiroyuki Sanada den Bierernst japanischer Ehrenkodexe herauskehrt und für die unweicheren Momente des Films zuständig ist. Der umfangreiche Showdown kombiniert dann in einer großen Zirkusvorstellung beide Komponenten und lässt sie über einen an sich übermächtigen Hexer triumphieren. Darin liegt natürlich auch ein gerüttelt' Maß Völkerverständigung.
Manch einer wird sich vielleicht erinnern: Im frühen, noch nicht gänzlich von der Godfrey-Ho-Maschinerie okkupierten Ninja-Subgenre bildete "Lung Ji Yan Che" vor allem für jüngere bundesdeutsche Zuschauer eine willkommene Abwechslung, denn er war, im Gegensatz etwa zu den Filmen der Cannon, bereits für Jugendliche ab 16 freigegeben und stand deswegen oft einsam und verlassen in den Familienvideotheken herum. Die deutsche, von Arne Elsholtz gescriptete Synchronfassung lässt sich in diesem Zusammenhang allerdings gut an, unterstreicht sie doch nochmals den fixen Irrsinn des Dargebotenen.

7/10

Corey Yuen China Japan Ninja Rache martial arts


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SCHWARZER MARKT DER LIEBE (Ernst Hofbauer/BRD 1966)


"Seltsam, diese afrikanischen Zigaretten..."

Schwarzer Markt der Liebe ~ BRD 1966
Directed By: Ernst Hofbauer

Harald (Claus Tinney) und sein Kumpel Rolf (Rolf Eden) ziehen einen mehr oder minder florierenden Mädchenhandel auf, den sie etwas umwegsam gestalten: Wahlweise lockt man die Opfer mit dem Angebot, in Nahost eine Tanztournee zu begehen. Oder lädt sie in das mondäne Hause einer lesbischen Gräfin (Tilly Lauenstein) ein, wo allenthalben exzessive Drogenpartys von teils hochrangigen Gesellschaftsvertretern gefeiert werden und offeriert der finanziell liquiden Altjungfer die unschuldigen Opfer. Die internationale Konkurrenz allerdings schläft nicht und so kommt es zu manchem Scharmützel, bis die zwei Unholde ihre gerechte Strafe ereilt. Das rettet die nette, unschuldige Birgit (Li Hardes) jedoch auch nicht mehr vor ihrem Freitod aus Schande...

Huh - es wird verrucht. Kriminelles Volk, Brutalinskis galore, Skrupellosigkeit, Prostitution, übler Schacher, Marihuana- und Heroin-Zigaretten, exzessives Bongospiel, eine heiße Beatversion von "Shotgun" (Junior Walker & The Allstars) und Rolf Eden sorgen für ein klassisches Sechziger-Halbwelt-Ambiente oder zumindest für das, was sich der gemeine Kolportage-Filmer, in diesem Falle Ernst Hofbauer, darunter vorzustellen pflegte. Die Lektionen, die Hofbauers gesottener Streifen bereithält, ergeben allerdings die eigentliche Sensation. Ohne die gesetzt-dakadente High Snobiety in Ost und West nämlich, die, die's sich leisten können, ihren abgründigen Gelüsten freien Lauf zu lassen, würde es Schweinereien wie die hier gezeigten gar nicht geben. Harald und Rolf wären vielleicht Schlagersänger geworden, oder Schauspieler. Und die putzige Birgit wäre noch am Leben, unversaut durch Heroinkippen und Tilly Lauensteins welke Finger, und hätte ihren Märchenprinzen mitsamt Schimmel doch noch getroffen. Aber: wir lebten (und leben) in einer Scheißwelt, was irgendwie auch ganz cool ist, denn dieser Umstand gab und gibt Menschen wie dem stets in semiinvestigativen Untiefen rührigen Ernst Hofbauer die Möglichkeit, schonungslose Aufklärung zu betreiben und uns all die Unbill der Existenz vor Augen zu führen. S. auch: "Wenn die prallen Möpse hüpfen". Danke dafür, Ernst.

6/10

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STRANGE BEHAVIOR (Michael Laughlin/USA, AU, NZ 1981)


"And now, Pete: Kill your father!"

Strange Behavior (Die Experimente des Dr. S.) ~ USA/AU/NZ 1981
Directed By: Michael Laughlin

Im Kleinstädtchen Galesburg geht offenbar ein wahnsinniger Serienmörder um, der vornehmlich Teenager aus dem Leben schlitzt. Polizeichef John Brady (Michael Murphy) steht auf dem Schlauch, wenngleich ihn bald eine unheilvolle Ahnung beschleicht. Derweil begeht ausgerechnet Bradys Sohn Pete (Dan Shor) den folgenschweren Fehler, sich, dem Beispiel seines Kumpels Oliver (Marc McClure) folgend, an der der Stadt angeschlossenen Uni als freiwilliger Proband für psychologische Experimente zur Verfügung zu stellen...

Ein richtig formvollendeter, kleiner Genrebrillant, von dem ich erst kürzlich durch eine via Facebook verlinkte Liste erfuhr. Flugs die DVD ins Haus geholt und nicht enttäuscht worden: "Strange Behavior", der auch unter dem Titel "Dead Kids" firmiert, erinnert atmosphärisch durchaus an die einstigen Genreexkursionen Steven Spielbergs zwischen "Jaws" und "Poltergeist" (wobei letzterer freilich erst noch her musste) - in das gemütliche, nicht unironisch präsentierte Ambiente einer typischen US-Kleinstadt platzt das Böse hinein in Form - und da erfolgt dann die Kehre zum spaßorientierten Flügel B - ferngesteuerter, zwangskonditionierter Jugendlicher, die von einem totgeglaubten, verrückten Wissenschaftler (Arthur Dignam) als Rachewerkzeuge missbraucht werden. Vor dieser inhaltlichen Grundierung entwickelt der Film eine geradezu provokative Unaufgeregtheit und Lakonie, die selbst potenzielle Spannungssituation sich völlig relaxt ausspielen lässt. Dp Louis Horvath macht einigen, klugen Gebrauch vom Dolly, wie überhaupt sich Condons und Laughlins Ideenfundus als reichhaltig erweist.
Laughlin hat eine interessante Karriere hinter sich: Einst war er mit Leslie Caron verheiratet, machte sich vormals als Produzent einiger bedeutender Klassiker einen Namen, führte dann in den Achtzigern bei nur drei Filmen Regie, um sich dann, nach einem letzten Versuch, mit einigen New-Hollywood-Streitern anno 2001 einen Erfolg als Autor zu landen ("Town & Country"), aufs hawaiianische Altenteil zurückzuziehen. Sieht man "Strange Behavior", glaubt man diese kunterbunte Biographie unbesehen.

8/10

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