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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE EXPENDABLES 3 (Patrick Hughes/USA, F 2014)


"How hard can it be to kill ten men?"

The Expendables 3 ~ USA/F 2014
Directed By: Patrick Hughes

Nachdem das Expendables-Mitglied Hale Caesar (Terry Crews) bei einem gescheiterten Auftrag in Mogadischu schwer verwundet wird, löst Barney Ross (Sylvester Stallone) aus Sorge um seine Freunde die alte Truppe auf und verschafft sich mithilfe des "Söldner-Agenten" Bonaparte (Kelsey Grammer) vier Jungspunde (Kellan Lutz, Ronda Rousey, Glen Powell, Victor Ortiz), um seine jüngste Mission doch noch zu erfüllen: Ross soll den milliardenschweren Waffenschieber Stonebanks (Mel Gibson), zugleich ein ehemaliger, totgeglaubter Expendable, der einst seine Freunde verraten hat, in Rumänien dingfest machen und dem internationalen Gerichtshof in Den Haag zustellen. Gerade als alles schon erfolgsversprechend zu enden scheint, wird Ross' neues Kumpanen-Quartett von Stonebanks gefasst und in Geiselhaft genommen, Ross selbst kommt knapp mit dem Leben davon. Zusammen mit seiner gefeuerten, jedoch unermüdlichen Altherrentruppe kehrt er zurück in die alte Welt, um Stonebanks endgültig zu zeigen, was eine Harke ist.

Großes Aufatmen nach dem doch eher lauwarmen Erstsequel: Zwar verzichtet der jüngste "Expendables"-Streich zugunsten des gefürchteten PG-13-Ratings auf explizite Gewaltdarstellungen (was im Grunde lediglich bedeutet, dass man keine Einschüsse in Nahaufnahme zeigt und kein Blut mehr spritzen lässt, in keinster Weise aber analog dazu den Bodycount-Faktor herabsenkt), die unangenehm alberne, postmodernistische Selbstreferenzialität des unmittelbaren Vorgängers lässt man ergänzend dazu weitgehend unter den Tisch fallen. Rein stimmungsmäßig ist "The Expendables 3" wieder viel dichter beim Original angesiedelt; er singt sein nimmermüdes, ungebrochen sympathisches Hohelied auf Altherren-Machismo mit gleichbleibend kräftigem Bariton und beschwört neuerlich all die lieblichen Söldnerwerte, wie wir sie seit eh und je so liebgewonnen haben. Ein paar flauere Gags hätte man sich getrost sparen können, dafür gibt es aber auch ganz entscheidende Revisionen: Den ohne Zweifel grandiosesten Bösewicht der Trilogie etwa in Person von Mel Gibson, der mit einigem Elan aufspielt und eigentlich sowieso das Beste ist am ganzen Film. Auch Harrison Ford bildet gegenüber dem absenten Bruce Willis eine dankenswerte figurale Ergänzungskomponente, ebenso wie die - hoffentlich an Bord bleibenden - Expendables-Neuzugänge Snipes und Banderas. Schwarzeneggers appearance nimmt sich diesmal, das ebenfalls erfreulich, weit weniger wichtig als gewohnt. Er ist, ganz ohne Trara, einfach da. Gut so, weiter so.
Ich hatte zuvor die stetig wachsende Befürchtung, dass ich nach diesem Trilogie-Vollzug fürs Erste keinen weiteren "Expendables"-Streifen mehr würde sehen wollen, was sich im Nachhinein glücklicherweise als trügerisch erwies. "The Expendables 3" bot mir guten, gesunden Spaß; ich täte zu einer möglicherweise noch folgenden, expliziteren Schnittfassung nicht Nein sagen und plädiere zudem für Auftritte von Michael Dudikoff, Mark Dacascos, Olivier Gruner, Jeff Speakman, David Bradley, Jeff Wincott, Steven Seagal, Carl Weathers, Sam Jones, Wings Hauser, Miles O'Keeffe und natürlich Reb Brown als Rollstuhlbrigadiers im nunmehr wieder freudig antizipierten, vierten Teil.

7/10

Söldner Sequel Patrick Hughes Freundschaft Rumänien Bukarest Somalia


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GODZILLA (Gareth Edwards/USA, J 2014)


"Nature has an order. A power to restore balance. I believe he is that power."

Godzilla ~ USA/J 2014
Directed By: Gareth Edwards

Der in Japan tätige Wissenschaftler Joe Brody (Bryan Cranston) ist bereits seit Jahrzehnten einer mysteriösen Naturgewalt auf der Spur, die sich immer wieder durch seismische, unterseeische und unterirdische Aktivitäten bemerkbar macht und der einst seine eigene Frau Sandra (Juliette Binoche) zum Opfer gefallen ist. Sein mittlerweile erwachsener, im Militärdienst befindlicher Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) hält seinen alten Herrn für einen Spinner, der lediglich Sandras Tod nicht verkraften kann und daher einem Hirngespinst nachjagt. Doch die folgenden, sich überschlagenden Ereignisse geben Brody Senior Recht: In den Ruinen des Atomkraftwerks, für das er einst gearbeitet hat, schlüpft aus einer Art Kokon ein riesenhaftes, flügelbewährtes Ungetüm, das Ähnlichkeit mit einer gigantischen Gottesanbeterin hat. Dieses "MUTO" getaufte Wesen, das sich von radioaktiver Strahlung ernährt und alle Arten von Elektrizität lahmlegen kann, macht sich auf seinen zerstörerischen Weg via Hawaii bis an die Pazifikküste der USA. Dort will es sich mit seinem weiblichen Gegenstück, das in der Wüste Nevadas erwacht, paaren. Doch es gibt noch ein drittes Monster, um den eine geheime Wissenschaftlerloge namens 'Monarch' bereits seit langer Zeit weiß: Den Godzilla, einen riesigen Urzeitdrachen, der auf die beiden MUTOs losgeht. Ford hat alle Hände voll zu tun, die Monster zu bekämpfen und seine Familie zu beschützen.

Wenngleich ich den Edwards' Remake in punkto Zeitmanagment leider sehr ungünstig zuvorgekommen "Pacific Rim" von Guillermo del Toro spaßiger fand, ist "Godzilla" eine ordentlich gerierte Monstermär, die, anders als Emmerichs Variante von 1998, deutlich mehr Respekt für die Ikonografie des Originals aufbringt und diesem mental sehr viel näher steht. Die Japaner haben ihren "Gojira" ja im weiteren Verlauf seiner Filmkarriere einen beinahe messianisch gefärbten Retterstatus zukommen lassen, der zwar stets wenig Rücksicht auf humankulturelle Errungenschaften und entsprechende Kollateralschäden nahm, die Welt jedoch nicht selten vor sehr viel böseren Monstern oder gar Aliens bewahren konnte. In dieser Tradition steht auch diese jüngste Inkarnation des "king of monsters", dem, das zeichnet sich zum Ende des Films bereits ab, vielleicht eine neuerliche Karriere als popkulturelles Artefakt bevorsteht. Godzilla kommt, sieht und siegt, hält ein Schläfchen in den Trümmern von Frisco, um dann wieder in der Tiefsee zu verschwinden, von wo er zum kurzen Besuch an die Oberfläche kam. Der 'Monarch'-Wissenschaftler Serizawa (der bereits im Original als Erfinder der Godzilla bezwingenden Superwaffe vorkam und hier von Ken Watanabe gespielt wird) fasst es in Worte: Godzilla ist nichts anderes als ein Abgesandter von Mutter Natur, der den spezifischen Auftrag hat, den Globus (respektive das Leben auf im) vor archaischen Gefahren zu schützen, derer er (bzw. es) sich selbst nicht erwehren kann. Ohne viel auf die ihn umschwirrenden Ameisen zu geben, die ihn mit ihren kleinen Helikoptern, Panzern und Raketen beharrlich belästigen, bahnt sich der Monsterkönig seinen Weg durch den Ozean bis in die unreiwillige Kampfesarena, um die beiden MUTO zu plätten. Doch auch die Menschheit muss nicht komplett untriumphal ausgehen: Ford Brody gelingt es immerhin, zum Leidwesen der stolzen Mama, die MUTO-Brut zu zerstören.
Gareth Edwards als Regisseur bildet eine glückliche, vielleicht sogar die glücklichste Wahl für "Godzilla" 2014, hat der Brite doch bereits mit seinem "Monsters" unter Beweis stellen können, dass er hinreichend Respekt für bedrohliche Viecher, die zwischen und über uns hinwegstapfen wie riesige Abgötter, aufzubringen imstand ist. Was für Emmerich letzthin alles bloß groß und spaßig und Alibi für desaströse Spielereien war, erhält heuer zumindest einen gesunden Prozentsatz an Sujet- und vor allem Selbstachtung.

7/10

Gareth Edwards Japan Pazifik San Francisco Monster Kaiju Godzilla


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AHÍ VA EL DIABLO (Adrián García Bogliano/MEX 2012)


Zitat entfällt.

Ahí Va El Diablo (Here Comes The Devil) ~ MEX 2012
Directed By: Adrián García Bogliano

Ein Besuch in der benachbarten Provinz erweist sich für Sara (Michele Garcia) und Adolfo (Alan Martinez), die Kinder von Sol (Laura Caro) und Felix (Francisco Barreiro) als verhängnisvoll. Denn als die Geschwister einen eigenständigen Ausflug zu einem Berg und einer auf diesem gelegenen Höhle unternehmen, bleiben sie nicht nur gute zwölf Stunden verschwunden, sondern kommen danach auch seltsam verändert zurück. Sie wirken fortan teilnahmslos und lethargisch und schwänzen, wie Sol herausfindet, täglich die Schule, um immer wieder zu der Höhle zurückzukehren. Zudem scheint Sara während ihrer Abwesenheit Opfer eines mysteriösen, koitalen Aktes geworden zu sein. Felix und Sol verdächtigen prompt den vor Ort angetroffenen Lieferanten Lucio (David Arturo Cabezud) der Vergewaltigung und fühlen sich bestätigt, als sie Saras am bewussten Tag verlorene Unterhose bei ihm zu Hause finden. Die beiden machen sich eines furchtbaen Selbstjustiz-Verbrechens an Lucio schuldig und werden erst, als es bereits viel zu spät ist, gewahr, dass Sara und Adolfo möglicherweise gar nicht mehr sie selbst sind...

Ein zumindest im Ansatz durchaus ansprechender, vor allem infolge seiner stilistischen Traditionsverbundenheit beachtenswerter Film, der am Ende jedoch, und damit teilt er das Schicksal vieler Genrestücke, unter akuter, dabei allerdings redundanter Erklärungsnot leidet und sich genötigt sieht, eine forciert wirkende Conclusio für die zuvor ausgespielten, mysteriösen Ereignisse herbeizuzaubern. Es bleibt dann nicht mehr viel übrig an Phantasie-Freiräumen, wie sie zu Beginn noch in kompetenter Weisse von Bogliano evoziert werden. Da steht eine erotische, gewalttätig endende Prätitel-Sequenz in zunächst unerklärlichem Kausalität zu der sich im Folgenden entrollenden Story um eine zerbrechliche Familie, die durch die erwachende Geschlechtsreife der Tochter in eine tiefe Krise gestürzt wird. Man ahnt zunächst nicht recht, wo das Ganze hinführen mag und lässt sich insofern von den folgenden, unangenehmen Teilenthüllungen mitsamt dem barbarischen Mord an einem Unschuldigen, willkürlich einspinnen. Bis das Ganze dann schlussendlich von einem geschwätzigen, jedoch im Bilde befindlichen Tankwart (!) in eine vergleichsweise schematische Richtung geführt wird mitsamt dämonischem, zumindest jedoch erfreulich effektarmem Body-Snatcher-Trara. Hier wäre ein klares 'Weniger' wünschenswert gewesen. Peter Weir hat in seinem "Picnic At Hanging Rock", von dem Bogliano fraglos und großzügig zehrt, immerhin siebenundrreißig Jahre zuvor gezeigt, wie so etwas weithin makellos zu deichseln ist.

7/10

Adrián García Bogliano Berg Höhle Kinder Geschwister Familie Mexiko Selbstjustiz Rache Ehe


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THE BUTTERFLY EFFECT (Eric Bress, J. Mackye Gruber/USA 2004)


"You can't play God, son."

The Butterfly Effect ~ USA 2004
Directed By: Eric Bress/J. Mackye Gruber

Der Student Evan Treborn (Ashton Kutcher) blickt auf eine Vergangenheit mit vielen schlimmen Erlebnissen zurück, die seltsamerweise stets mit einem Blackout bei ihm verbunden sind. Sein Vater (Callum Keith Rennie) sitzt schon seit Evans Geburt in einer geschlossenen, psychiatrischen Anstalt. Als Evan sich seiner Jugendliebe Kayleigh (Amy Smart) erinnert und sie aufsucht, endet dies mit Amys Selbstmord. Durch Zufall entdeckt Eva in der Folge Unglaubliches: Er besitzt die Fähigkeit, bei der Lektüre seiner alten Tagebücher in seiner eigenen Geisteswelt zurück in die Vergangenheit zu reisen und zwar just in jene Momente, in denen er seinerzeit einen seiner Blackouts hatte. Dies gelingt allerdings jeweils nur einmal, dann ist die entsprechende Erinnerungslücke gefüllt. Evan versucht, die diversen Fehler in seiner Vergangenheit nach und nach wieder gutzumachen, ruft dadurch jedoch jedesmal prompt eine neuerliche Katastrophe hervor, die mit seiner Biographie in Verbindung steht. Zudem bleibt jedes seiner alternativ gelebten Leben in seinem Geist bestehen, was einen ähnlichen Wahnsinn hervorzurufen droht, wie ihm sein Vater aufsitzt; Evans Fähigkeit entpuppt sich als Familienfluch. Am Ende bleibt Evan lediglich die insgeheim längst offensichtliche, einzig logische Schlussfolgerung: Um die Menschen in seinem Umfeld zu schützen, darf er nie exististiert haben...

What if...?
Ich hab's ja sonst nicht so mit Ashton Kutcher und empfand den jungen Herrn (zumal aufgrund seiner physiognomischen Ähnlichkeit mit einem alten Schulkameraden) umwillkürlich immer als ein bisschen beschränkt. Mit der Rollenauswahl betreffs "The Butterfly Effect" hat er jedoch wirklich einmal ein großes Los gezogen. Der Film ist, zumindest im Director's Cut, der glaube ich, einige konsequente Modifikationen gegenüber der komplexitätsreduzierten, versöhnlicheren Kinofassung aufweist, eine fesselnde, an Capras "It's A Wonderful Life" gemahnende Moritat mit einem für Hollywood-Verhältnisse ungewöhnlich philosophisch-diskursivem Überbau: Welche Funktion erfüllt der Einzelne im globalen, sozialen Gefüge; was würde sich ändern, hätte er in bestimmten Situation wohlweislicher gehandelt, was gar, hätte es ihn nie gegeben? Capras Klassiker fand für letztere Frage noch eine versöhnliche, eben weihnachtliche Antwort: Ohne George Bailey würde Bedford Falls zum Teufel gehen, er ist Herz und Seele der Stadt, wird gebraucht. Anno 2004 sieht die Sache da schon wesentlich düsterer aus: Evan Treborn muss die furchtbare Erfahrung machen, dass er ein Mensch ohne Lebenslinie und ohne Seele ist, einer, der nie dazu bestimmt war, auf die Welt zu kommen, einer, der all jene, die mit ihm zu tun haben, wenn auch unwillkürlich, verletzt und langfristig verdammt. So bleibt ihm, anders als George Bailey, nur eine Alternative: Er muss aus dem Gefüge des Schicksals verschwinden, sich selbst aus der Welt tilgen, bevor es ihn überhaupt geben kann. Durch sein Opfer fügt sich dann tatsächlich alles zum Guten. Eine starke, nicht unböse Lebensreflexion der beiden Autoren Bress und Gruber, fein, geschickt und durchdacht inszeniert, wenngleich mit der allzu sehr in die Länge gezogenen, klischierten Knastsequenz etwas übers Ziel hinausschießend und somit nicht ganz perfekt. Dennoch einer der nachhaltigsten US-Filme der letzten Dekade.

9/10

Eric Bress J. Mackye Gruber Zeitreise D.C. Gefängnis College Freundschaft


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MAMULA (Milan Todorovic/SER 2014)


Zitat entfällt.

Mamula (Nymph - Mysteriös. Verführerisch. Tödlich.) ~ SER 2014
Directed By: Milan Todorovic

Die beiden amerikanischen Freundinnen Kelly (Kristina Klebe) und Lucy (Natalie Burn) machen Ferien an der montenegrinischen Adria, wo sie ihren früheren Kommilitonen Alex (Slobodan Stefanovic) besuchen, mit dem Lucy einst liiert war. Zusammen mit Alex' Verlobter Yasmin (Sofija Rajovic) und dem Abenteurer Boban (Dragan Micanovic) besuchen sie, trotz eingehender Warnungen des mysteriösen Alten Niko (Franco Nero) Mamula, eine ehemalige, verlassene Gefängnisinsel vor der Küste. Dort entdecken die Freunde Unglaubliches: Ein älterer Fischer (Miodrag Krstovic) wirft abgetrennte, menschliche Gliedmaßen in einen Brunnen und macht, nachdem er sich ertappt wähnt, Jagd auf die Clique; unter den Ruinen gibt es Wasserzugänge, aus denen Töne hervordringen, die nur die beiden Männer hören und es scheint dort ein schönes Mädchen (Zorana Kostic Obradovic) gefangen zu sein...

Monströse Meerjungfrauen sind ein tolles Fantasy-/Horror-Sujet, wie ich finde. Leider gibt es bis dato kaum wirklich ansprechende, filmische Umsetzungen zum Thema - "Las Garras De Lorelei" fiele mir da gerade mal spontan ein. Auch "Mamula", der zuallererst einmal ein durchaus redliches Unterfangen markiert als ein weiterer Versuch der serbischen Filmkultur, sich durch Genrekino einen internationales Renommee zu erarbeiten, bildet bestimmt keinen diesbezüglichen, unerlässlichen Meilenstein. Aufsehen erregt der Film sicherlich durch seinen Besetzungscoup mit Franco Nero, der einen um den Skylla-Mythos im Bilde befindlichen, rettenden Helden spielt, und dies durchaus ansehnlich. Tatsächlich heben sich jene Szenen, die er mit seiner Präsenz anreichert, deutlich vom Rest des Films ab. Das erste, lediglich der Figureneinführung dienende Drittel lässt bereits eine mittlere Katastrophe befürchten. Natalie Burn ist zwar nett anzuschauen, ihr Schauspielvermögen jedoch ist, ebenso wie das ihrer Kolleginnen und Kollegen von beängstigender Bescheidenheit. Selbiges gilt für das extrem dulle Dialogscript und die keine Ruhe findende Kamera. Im weiteren Verlauf erstarkt der Film dann glücklicherweise allmählich - wenngleich weiterhin stete Mängel zu beklagen bleiben -, bis er zum Showdown hin (in dem auch Neros 'Niko' endlich eine gewichtige Rolle spielt) gar eine geflissentlich poetische Ebene ankratzt. Wäre der gesamte Film von ebendieser atmosphärischen Qualität, er könnte sich rühmen, im Genre-Einerlei etwas Besonderes abzubilden. In seiner nunmehr bestehenden Form bleibt er unterdurchschnittlich.

4/10

Milan Todorovic Serbien Insel Monster Nixe Splatter Montengero Mittelmeer


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NICHT MEIN TAG (Peter Thorwarth/D, NL 2014)


"Mann, do!"

Nicht mein Tag ~ BRD/NL 2014
Directed By: Peter Thorwarth

Der Bankangestellte Till Reiners (Axel Stein) ist eigentlich tiefunglücklich. Für ein angepasstes Leben als Familienvater hat er seinen einstigen großen Traum einer Musikkarriere aufgeben müssen. Die wilden Jugendjahre haben sich in eine geregelte Existenz als Anzugträger verwandelt, mit seiner Frau Miriam (Anna Maria Mühe), die eine Karriere als Handtaschendesignerin anstrebt, reicht sich Till nach der Arbeit die Klinke in die Hand, um tagtäglich daheim auf Sohnemann Nico (Emilian Markgraf) aufpassen zu dürfen.
Das alles ändert sich, als Till dem soeben aus dem Knast entlassenen Kleingangster Nappo (Moritz Bleibtreu) begegnet. Dieser nimmt den zunächst verdutzten Banker im Zuge eines Überfalls als Geisel, ahnt jedoch nicht, dass er sich damit mehr Probleme ins Haus holt als sie gut für ihn sind. Denn als Till nach Jahren wohlweislicher Abstinenz wieder zum Alkohol greift, weil seine Ehekrise ihn schwer frustriert, steht urplötzlich nicht nur Nappos Leben Kopf, sondern auch halb Amsterdam.

Ganze acht Jahre hat man nach "Goldene Zeiten" auf eine neue Regiearbeit Peter Thorwarths warten müssen - nun kann man diese dankbar in Empfang nehmen. Dankbar, weil Thorwarth zu alter Stärke zurückfindet, indem er sich, paradox, paradox, just auf diese besinnt. Eine ganze Menagerie schräger Typen an allen Ecken und Enden bekommt man da präsentiert; diverse Selbstreferenzen, ob in Form von Artefakten wie einem wohlbekannten Dortmunder Nummernschild, oder in personeller Variante (Christian Kahrmann kehrt für einen Gastauftritt als Mark Kampmann zurück, Till Schweiger bekommt einen zumindest schmunzlerischen Cameo) sind Ehrensache. Das Schönste an "Nicht mein Tag" aber ist neuerlich Thorwarths spezielle Brillanz bezüglich der Schauspielerführung: Jede ( r ) der Darsteller und Darstellerinnen gibt eine großartige Vorstellung, die jeweils besonders vergnüglich ist, weil sie ganz viel gestalterischen Freiraum erhält und den Leuten die Möglichkeit gibt, immens viel von sich selbst in ihre Rollen zu legen. Weitere personelle Höhepunkte finden sich erwartungsgemäß in Ralf Richters unverzichtbarer appearance nebst der von seinem Kompagnon Maxwell Richter als "Langer" und "Kurzer" sowie in Axel Steins monumentaler Sauf- und Drogentour durch das Amsterdamer Nachtleben mitsamt anschließender Fluchtfahrt. Hier gibt es massig und herzhaft zu lachen. Daher alles sauber und adrett und daher auch bitte ab jetzt keine acht Jahre Wartezeit mehr bis zum nächsten Werk, werter Herr Thorwarth.

8/10

Peter Thorwarth Buddy Movie Freundschaft Road Movie Amsterdam Kidnapping


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POMPEII (Paul W.S. Anderson/USA, CA, D 2014)


"They who are about to die salute you!"

Pompeii ~ USA/CA/D 2014
Directed By: Paul W.S. Anderson

Der Gladiator Milo (Kit Harrington) ist der letzte Überlebende eines von dem damaligen Feldherrn und jetzigem Senator Corvus (Kiefer Sutherland) gnadenlos niedergeschlagenen Kelten-Aufstands. Als Kind (Dylan Schombing) hatte Milo mit ansehen müssen, wie Corvus höchstpersönlich seine Eltern abschlachtete. Nunmehr steht er im Dienste des Gladiatorenbesitzers Graecus (Joe Pingue), der ihn nach Pompeii bringt, um dort die durch den reichen Patrizier Severus (Jared Harris) geplante Stadtrenovierung mittels seiner Spiele zu begleiten. Milo verliebt sich in Severus' Tochter Cassia (Emily Browning), auf die auch der sich ebenfalls vor Ort befindende Corvus ein Auge geworfen hat und schließt Freundschaft mit einem eigentlichen Todfeind, dem Gladiatoren Atticus (Adewale Akinnuoye-Agbaje). Bevor Corvus Severus nötigen kann, ihm Cassia zur Gemahlin zu geben, bricht der Vesuv aus und begräbt die Stadt unter sich - nicht ohne Milo Zeit für seine Rache zu lassen.

Dass derart reuelos gefertigter Camp wie "Pompeii" auch heute noch, da alles nach Perfektion und Reibungslosigkeit strebt, in die Kinos gelangt, mag nicht unbedingt als schlechtes Zeichen gelten. Ich kenne längst nicht alle seine Filme, aber ich schätze, Paul W.S. Anderson zählte und zählt kaum zu den filigraner vorgehenden Studio-Handwerkern. Hier aktualisiert er keinesfalls (und wie ich bis dato glaubte) die berühmte Geschichte von Bulwer-Lytton um Glaucus und Ione, sondern eine neu erfundene Story, die mehr oder minder grob die letzten fünfzehn Jahre popkultureller Aufbereitung des Römischen Reichs unter einen Hut zu bringen versucht. Ohne Gladiatoren geht es also schonmal nicht und weil "Game Of Thrones" momentan alle Welt umtreibt, holte man sich kurzerhand noch Jon Snow für die Hauptrolle hinzu. Das Script und auch seine Umsetzung nehmen sich in etwa so elegant aus wie ein Wikinger-Essen; im Grunde stimmt hier vorne nichts und hinten schon gar nichts. Man mag bei der Inszenierung beginnen, die sich nicht von gängigen TV-Formaten abgrenzen kann (oder will?), beim Script, das aber auch wirklich kein noch so offensichtliches Klischee-Fettnäpfchen auslässt fortfahren und von den Darstellern, von denen bestenfalls Kiefer Sutherland die Leinwand auszufüllen imstande wäre, der sich hier jedoch dem allgemeinen Niveau anpasst, zum Einsatz des audiovisuellen Effektefundus' gelangen, der sich ganz schamlos zum primären Entertainmentfaktor deklariert. Kurzum: "Pompeii" ist unverhohlen strunzdämlich, steht jedoch zu sich und seinem schlichten Geflecht in unerschütterlicher Selbstverleugnung und bereitet gerade deshalb schuldiges Vergnügen. Leider fällt er alles in allem ein wenig zu brav aus. Dennoch: ein glatter Anachronismus, der sicher noch in ein paar Jahrzehnten seine ihm kultisch ergebenen Anhänger haben wird.

5/10

Paul W.S. Anderson Rom period piece Camp Pompeii Vulkan Rache Gladiatoren 3-D


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MANDELA: LONG WALK TO FREEDOM (Justin Chadwick/UK, SA 2013)


"People learn to hate. They can be taught to love, for love comes more naturally to the human heart."

Mandela: Long Walk To Freedom (Mandela - Der lange Weg zur Freiheit) ~ UK/SA 2013
Directed By: Justin Chadwick

Der Lebensweg Nelson Mandelas (Idris Elba) von seinen Anfängen als Anwalt der entrechten, schwarzen Bürger von Johannesburg über seine erste, scheiternde Ehe, seinen Eintritt in den ANC und gezielte Sabotageakte gegen das Apartheids-Minoritätssystem, seine zweite Ehe mit Winnie (Naomie Harris), die sich selbst zu einer radikalen Vorkämpferin entwickelt, über seine insgesamt fast 26 Jahre der Inhaftierung bis hin zu seiner Freilassung und seiner Präsidentschaft im neuen Südafrika.

Kein ungewöhnliches Biopic, das Justin Chadwick da basierend auf Mandelas Autobiographie erstellt hat - eher ein typisches, gefälliges Kinoepos über einen großen Weltpolitiker, der sich nie durch systemische Repression brechen ließ, sondern stattdessen ehern seine Linie verfolgte und der wachsenden, äußeren Repression umgekehrt proportional mit zunehmender Milde und offensiver Friedfertigkeit begegnete. Darüber zu spekulieren, ob Idris Elba mit seiner Athletenphysis der bestgeeignete Darsteller für Mandela war, erweist sich spätestens nach dem Genuss des Films als müßig. Der Spirit gibt ihm Recht.
Gewaltvoller Aktionismus, so die stete, begleitende Kadenz von Chadwicks formal überraschungsarmem Film, ist etwas für junge, wütende Männer, ungestüm und ohne rechte Lebenserfahrung; derweil eine kluge, langfristig wirkende Revolution einzig auf intellektuellem Wege - besonnen, gemächlich und gezielt von innen heraus - stattfinden kann. Mandelas Ziel eines freien Südafrika lässt Jahrzehnte auf sich warten; Qual, Entbehrung und Ungerechtigkeit gehen ihm voraus, bis "Madiba", wie ihn seine Anhänger liebevoll bei seinem Clannamen rufen, erste Erfolge im Kleinen erreicht. Lange Hosen für die schwarzen Gefängnisinsassen von Robben Island, die Weigerung, sich vom Direktor Badenhorst (David Butler) zermürben, oder auch nur provozieren zu lassen, bis er ihn schließich vor Ort "überlebt". Stets ist Mandela zu Verhandlungsgesprächen mit Regierungsrepräsentanten bereit, die nach langer Zeit und wachsendem internationalen Protest endlich gewahr werden, dass ihr so heißgeliebter Rassistenstaat längst zu den meistverachteten Ländern des Globus zählt. Dabei weicht der mittlerweile ergraute Mann nie von seiner Linie ab: Einen Status halber Freiheit, einen der großzügig offerierten "Mitbestimmung", kann und darf es nicht geben. Am Ende siegt der vormalige Verlierer, weil er am beharrlichsten ist. Natürlich werden auch Mandelas frühe "Irwege" nicht ausgespart; dass er dereinst ein flotter Feger war, der trotz vormaliger Familiengründung kein hübsches Mädchen von der Bettkante stieß, bleibt ebensowenig ein Geheimnis wie sein zwischenzeitlicher Aufruf zu gewalttätiger Gegenwehr. Das Schlussbild jedoch ist jener großen Eminenz des Freiheitskampfes gewidmet, wie die Welt sie in Erinnerung hat und haben soll.

7/10

Justin Chadwick Südafrika Apartheid period piece Historie Biopic Gefängnis Nelson Mandela Widerstand Rassismus Freundschaft Ehe


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THE PUBLIC EYE (Howard Franklin/USA 1992)


"Everybody loves to have their picture taken."

The Public Eye (Der Reporter) ~ USA 1992
Directed By: Howard Franklin

Im New York der frühen vierziger Jahre gibt es einen, der immer zur richtigen zeit am richtigen Ort ist: Leon Bernstein (Joe Pesci), freier Fotograf und Paparazzo, der vor allem Sensationsfotos von Tod und Elend schießt und diese dann gegen ein mittelprächtiges Entgelt an die Presse verscherbelt. Der einsame Leon sieht sich selbst als kunstbeflissener Großstadtchronist, vielleicht auch ein wenig, um seine schmutzige Profession abzuleugnen, weniger sensible Zeitgenossen bezeichnen ihn als "Blitzlichtratte". Als ihn Kay (Barbara Hershey), die Witwe des Nachtklubbesitzers Lou Levitz kontaktiert, um ihr Informationen über einen sie bedrängenden, angeblichen Partner (David Gianopoulos) ihres verblichenen Gatten zu geben, ist dies für Leon nur die erste Spur einer bis in höchste Politikerkreise reichende Schwarzbenzin-Affäre, in der der Mafiaboss Spoleto (Dominic Chianese) die Fäden zieht und sich unliebsamer Konkurrenten zu entledigen plant. Eine perfekte Möglichkeit, Leons Arbeit etwas aktionsnäher auszurichten...

Ein feiner neo noir, der, angesiedelt im klassischen Gangsterambiente, ausnahmsweise keinen ausgewiesenen Schnüffler, sondern einen weitflächig verachteten Zeitgenossen vom äußeren Bildrand zum Protagonisten deklariert. Die aufdringlichen, sensaionsgeilen Fotografen mit ihren riesigen Blitzlichtern nimmt man üblicherweise eher als mehr oder weniger lästiges Komparsengeschmeiß wahr - umso fälliger vielleicht eine wie in "The Public Eye" stattfindende Teilrehabilitierung ihres keineswegs belastungsarmen Berufsstandes im Kino. Joe Pesci hat hier ausnahmsweise die Möglichkeit, frei von Cholerik und explosivem Irrsinn zu agieren als ein eher schüchterner, sich nach Zuneigung sehnender Schmutzfink, der sich seine im Halblichtmilieu abspielende Arbeit schön redet und sie nur allzu gern als teuren Bildband ediert sähe. Den für eine solche Story unerlässlichen, glamourösen Faktor bringt eine großzügig dekolletierte Barbara Hershey mit ein, als nicht ganz durchsichtige Kay Levitz einen guten Kopf größer als der zudem schlecht gekleidete Leon Bernstein, die jedoch als einzige seinen Kern durchschimmern sieht. Das Ende bildet in seiner an "Taxi Driver" erinnernden Moralverkehrung einen passgenauen Abschluss für diesen kleinkalibrigen, jedoch wirklich sehenswerten Film.

8/10

New York period piece Howard Franklin Fotografie Mafia Verschwörung film noir neo noir


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THE KING OF MARVIN GARDENS (Bob Rafelson/USA 1972)


"It's you that behaves like a three-year-old!"

The King Of Marvin Gardens (Der König von Marvin Gardens) ~ USA 1972
Directed By: Bob Rafelson

David Staebler (Jack Nicholson), ein einsamer, verschrobener Intellektueller, der einmal die Woche seine Biographie in einer essayistischen Radiosendung Revue passieren lässt, erhält eine Einladung von seinem älteren Bruder Jason (Bruce Dern), nach Atlantic City zu kommen, wo große Pläne auf ihn warteten. David findet seinen Bruder vor Ort im Knast sitzend vor und erfährt, nachdem Jason auf Kaution draußen ist, von dessen angeblichem Großprojekt: Jason will eine kleine hawaiianische Insel kaufen, sich dorthin absetzen, ein Spielcasino eröffnen und es sich gut gehen lassen, seine beiden Mätressen Sally (Ellen Burstyn) und Jessica (Julia Anne Robinson) im Schlepptau. Sein Bruder soll als sein Geschäftspartner fungieren. Der sogleich skeptische David findet bald heraus, was wirklich hinter Jasons Plänen steckt: In Wahrheit fehlen ihm auf ganzer Linie die finanziellen Mittel sowie einige notwendige Unterschriften, um das Ganze stemmen zu können, außerdem kann Jason keinen Schritt tun ohne die Erlaubnis seines heimlichen Bosses Lewis (Scatman Crothers). Hinzu kommt noch, dass sich die Dreiecksbeziehung um Jason und die beiden Frauen als höchst wurmstichig erweist.

Wenngleich diese Chronik eines erwartungsgemäßen Todes doch etwas anders schließt, als man es noch kurz zuvor hätte vermuten wollen, bleibt sie eines der Hauptwerke und ein Motor New Hollywoods. Als fünfte (und vorletzte, wesentliche) Produktion der kurzlebigen BBS, deren Filme von Columbia vertrieben wurden, erschließt sich bereits die Maßstäblichkeit dieses cineastischen "Familienunternehmens". Mit Nicholson, Dern und Burstyn gibt es drei darstellerische Gallionsfiguren der Bewegung zu sehen; der Schauplatz Atlantic City - mehr Ostküste geht kaum - bietet in all seiner maroden, salzigen Herbstlichkeit in perfekt-intimes Endzeitszenario. Die Figurenkonstellation ist mittlerweile hinlänglich bekanntes und gebrauchtes Kinogut: Zwei Brüder, der eine still und vernünftig, der andere ein großschnäuziger Bonvivant voller Selbstillusionen treffen eines der wenigen Male in ihrem Erwachsenenleben aufeinander und entfachen allzuviel Reibungshitze, als dass ihre Begegnung gesund enden könnte. Was dem einen Träume und Hoffnungen, sind dem anderen Realismus und Bodennähe eine wahrhaft bipolare Beziehung. Durch die beiden merkwürdigen Frauen, deren Leben seltsam verfahren scheint (sie sind zum einen Stiefmutter und -tochter, pflegen jedoch parallel dazu ein erotisches Liebesverhältnis mit wechselndem Zuneigungsgrad hinsichtlich Jason; auch Hinweise auf Prostitution und Prostituierung gibt es), spitzt sich die Situation noch mehr zu. David zeigt Interesse an Jessica, ist jedoch zu schüchtern, um weitere Schritte zu unternehmen. Am Ende reißen alle Bänder und David landet wieder bei seinen Mikrofonmonologen. New Hollywood war eben oft unerbittlich.

9/10

Bob Rafelson New Hollywood Atlantic City New Jersey Philadelphia Brüder





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