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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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LAID TO REST (Robert Hall/USA 2009)


"Drive!"

Laid To Rest ~ USA 2009
Directed By: Robert Hall

Eine junge Frau (Bobbi Sue Luther) erwacht des Nachts in einem Sarg in einer Leichenhalle, ohne sich an irgendetwas erinnern zu können - weder weiß sie, wer sie ist, noch wie sie hierherkam. Kaum jedoch, dass sie bei Bewusstsein ist, zeigt sich der mutmaßlich Verantwortliche für ihren Zustand: Ein stummer Wahnsinniger hinter einer Totenkopf-Chrommaske geht auf sie los. Sie kann jedoch fliehen und wird von Tucker (Kevin Gage) aufgelesen, der sie mit zu sich und seiner Frau Cindy (Lena Headey) nach Haus nimmt. Doch auch hier ist niemand sicher: der Maskenmann hat sie bereits ausfindig gemacht und verrichtet weiter sein blutiges Handwerk an der armen Cindy. Auf der weiteren Flucht gesellt sich noch der nerdige Steven (Sean Whalen) zu Tucker und der Dame, den irren Killer stets auf den Fersen...

Hartes Gore-Kino zum Angewöhnen, wenngleich garantiert bar jedweder Originalitätsmerkmale: Ein leichter, nie zu aufdringlicher Humor, aber allgegenwärtiger schwebt über "Laid To Rest", der die visuelle Ultrahärte des Dargestellten auf erstaunliche Weise konterkariert, ja, sogar kompensiert und dem Film so eine breitflächigere Zugänglichkeit verschafft. Dabei werden die Widerlichkeiten in quantitativer Hinsicht niemals ausufernd, sondern bewegen sich innerhalb eines eher traditionell vorgegebenen Rahmens. Interessant auch die filmische Topographie und die hin- und herführenden Wege, die das Heldentrio zurücklegt. Die Nacht selbst wird hier zum Spielplatz des Killers. So erhält das aktuelle Horrorkino mit 'Chromeskull' weiteren, aparten Mörder-Zuwachs, dessen Herkunft und Motive sich in diesem ersten Film allerdings noch nicht schlüssig erläutert finden.
Mittlerweile haben die jungen Wilden da ja schon eine Riege zusammengestellt, die es durchaus mit ihren Achtziger-Urahnen aufnehmen könnte (man denke an Jigsaw, den Reeker, Victor Crowley, den Collector, die "Wrong-Turn"-Mutanten oder den norwegischen Geir Olav Brath) - wobei heuer ja doch weniger übernatürliche oder gar untote Zeitgenossen zu Werke gehen; die Chancen wären also doch ungleich verteilt. Dennoch, ein solches Filmprojekt, das wäre schon einen Nerd-Orgasmus wert...

7/10

Robert Hall Slasher Serienmord Splatter Südstaaten Nacht


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BOGGY CREEK (Brian T. Jaynes/USA 2010)


"Not really!"

Boggy Creek ~ USA 2010
Directed By: Brian T. Jaynes

Scheidungskind Jennifer (Melissa Carnell) will den Unfalltod ihres geliebten Vaters (Bryan Massey) bewältigen und verbringt daher ein Wochenende in dessen abgelegenem Haus in den texanischen Sümpfen. Ihr zur Seite steht ihre beste Freundin Maya (Shavon Kirksey), die zu Jennifers Aufheiterung gleich noch ein paar Kumpels mitbringt. Doch in den Wäldern lauert das Böse: Eine Horde Waldmenschen hat Fortpflanzungsbedarf und verschleppt junge Damen, derweil die jungen Herren fach-, äh, waidmännisch zerlegt werden.

Sasquatch auf Freiersfüßen: Dieses angebliche Remake des frühen Bigflootploitation-"Klassikers" "The Legend Of Boggy Creek" ist so herrlich belämmert, dass man ihm kaum ernstlich böse sein kann. Sozusagen der "Showgirls" aller Bigfoot-Filme. Vor allem das Script strotzt nur so vor Albernheiten und bereitwillig mitgenommener Fettnäpfchen, dass es eine wahre Lust ist. Die Darstellerriege ist durch die Bank unterste Kajüte und wurde ganz offensichtlich bloß nach ihrem zugegeben wohlgestalteten Äußeren besetzt. So sind die zahlreichen Bikini-Einstellungen (bare Brüste waren Brian T. Jaynes wohl leider zu prekär) denn auch wirklich ansehnlich. Nicht minder gelungen die wirklich ausgesprochen liebevoll präparierte Bigfoot-Maskerade. Leider nützen all diese Attribute herzlich wenig, wenn man bereitwillig stulles Dialogwerk mit einem Null an Geschichte und völlig falschen szenischen Gewichtungen zusammenklöppelt, dass sich beim Zuschauer Fremdscham und Häme die Klinke reichen und man sich vor lauter kognitiver Unterforderung Gedanken über interessantere Dinge macht, zum Beispiel darüber, ob die Mehrzahl von 'Bigfoot' wirklich 'Bigfeet' sein könnte. Die wirklich entsetzliche deutsche Vertonung (der hiesige Untertitel erspart sich nebenbei noch nicht einmal das Deppenleerzeichen), besorgt von allseitig katastrophalem Untalent, setzt dem Ganzen nochmal die Krone auf: Handwerk, das gar keines ist!
Egal. Filme wie "Boggy Creek" seien ausdrücklich zur Bewusstseinskur für Zeitgenossen empfohlen, deren kritischer Anspruch jeden dritten Film als minderwertig abwatscht. So sieht die Wirklichkeit aus am unteren Qualitätsspektrum!

3/10

Brian T. Jaynes Bigfoot Südstaaten Texas Remake Sumpf Splatter Trash Monster


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3 RING CIRCUS (Joseph Pevney/USA 1954)


"Haha, the clown cries!"

3 Ring Circus (Im Zirkus der drei Manegen) ~ USA 1954
Directed By: Joseph Pevney

Nach ihrer Zeit beim Kommiss sind die Freunde Jerry Hotchkiss (Jerry Lewis) und Pete Nelson (Dean Martin) erstmal pleite. Für Jerry immerhin die Möglichkeit sich seinem größten Traum zu widmen: Der Arbeit beim Zirkus. Pete begleitet ihn und gemeinsam werden die beiden erstmal als Mädchen für alles eingesetzt. Doch der Aufstieg ist nicht fern: Wie erhofft wird Jerry als Clown 'Jerrico' zur Hauptattraktion des Unternehmens, derweil Pete sich zum Manager hocharbeitet. Doch dieser vergisst dabei die Ideale, für die der Zirkus steht: Es rappelt im Karton, bis Pete erkennt, was seine Freundschaft zu Jerry ihm wirklich bedeutet.

Noch so ein bezeichnend repräsentativer Film, der besonders Einsicht spendend illustriert, warum um diese Zeit Martins und Lewis' Kooperation in den letzten Zügen lag (es folgten noch vier gemeinsame Filme bis zum Bruch): Lewis als leichtherziger Komiker, dessen höchstes Gut darin liegt, Kindergesichter zum Lachen zu bringen, spielt als sein alter ego wohl so etwas wie das Idealbild seiner selbst; Martin darf nurmehr einen Song (den jedoch gleich dreimal) zum Besten geben und formuliert wiederum ein (unfreiwilliges?) Autoporträt: Den Womanizer, der sich im Zweifelsfall mehr für die volle Brieftasche interessiert als ein zufriedenes Publikum. Insofern ist "3 Ring Circus", abseits von seinen Schauwerten - den vielen, überschwänglichen Gags, von VistaVision und dem sonstigen schönen Schein -, vor allem eines im gemeinsamen Schaffen von Martin und Lewis: die schonungslose Vivisektion der sich ankündigenden Explosion. Warum das kleine Mädchen mit den Beinschienen am Ende (gespielt wird es von Sandy Descher, die im gleichen Jahr eine unvergessliche Darbietung als traumatisiertes Kind in "Them!" gab) allerdings nur dadurch zum Lachen zu bringen ist, dass der Clown ihretwegen traurig wird und weint (soll dies eine Allegorie auf infantilen Sadismus sein?), nimmt sich, gelinde gesagt, merkwürdig aus, eigentlich eher gruselig als witzig.

7/10

Joseph Pevney Zirkus Freundschaft Jerry Lewis Martin/Lewis


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THE STOOGE (Norman Taurog/USA 1952)


"I feel very... gling glong."

The Stooge (Der Prügelknabe) ~ USA 1952
Directed By: Norman Taurog

Auch die Heirat mit seiner Verlobten Mary (Polly Bergen) macht den Vaudeville-Künstler Bill Miller (Dean Martin) nicht einsichtiger: Obwohl ihm jeder einschließlich Mary rät, sich einen Partner zu nehmen, versucht er sich weiterhin als Solokünstler - mit stetig abnehmendem Erfolg. Schließlich und endlich lässt er sich von seinem Manager (Eddie Mayehoff) überreden, sich mit dem furchtbar nervigen, aber eben auch höchst komischen Ted Rogers (Jerry Lewis) einen Sidekick an Bord zu holen. Der nachfolgende Erfolg ist gigantisch, jedoch fällt das meiste Kritikerlob nunmehr auf Ted zurück, den der arrogante Bill im Gegenzug noch nicht einmal auf seinen Plakaten genannt wissen möchte. Erst als er erkennt, was er als Partner und Freund an Ted hat, wird er reumütig.

Vielleicht der gemeinsame Film, der die reale Partnerschaft zwischen Martin und Lewis am authentischsten abbildete; die sich entwickelnde Hassliebe zweier höchst narzisstischer Künstler, die aber eben vor allem dann großartig waren, wenn sie sich wechselseitig unterstützen konnten. Martin als herzensbrechender Schlagersänger mit Italoschmalz, Lewis als quäkender, alberner Witzvorleger. Gegenseitiges Veräppeln inbegriffen, bildete vor allem die Kombination ihrer jeweiligen Qualitäten die Erfolgsgrundlage des Duos, das rund zehn Jahre eine feste Größe im US-Showbiz bildete und nach einem bitterbösen, lange schwelenden Streit, der tatsächlich auf Martins Eifersucht gegen Lewis zurückging, mit einer einmaligen Ausnahme für zwanzig weitere Jahre Funkstille hielt. In späteren Jahren betonte dann vor allem Lewis, welchen Status Martin und besonders ihre Partnerschaft für ihn gehabt habe und wie untröstlich er nach wie vor über deren einstige Auflösung sei.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf gestaltet sich Taurogs "The Stooge" beinahe wie ein Meta-Film semiprophetischer Prägung: Was hier noch auf frühkindlichem Verständnisniveau stattfindet und am Ende seine einleuchtende Auflösung findet (man singt im Duett "I'm Yours"), vermochte die Realität zweier Egomanen schlussendlich nicht mehr zusammenzuhalten.

8/10

Norman Taurog Jerry Lewis Martin/Lewis Freundschaft period piece Vaudeville


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THE RUINS (Carter Smith/USA, AU, D 2008)


"This doesn't happen! Four Americans on a vacation don't just disappear!"

The Ruins (Ruinen) ~ USA/AU/D 2008
Directed By: Carter Smith

Yucatán, Mexiko: Kurz vor ihrem Heimflug lassen sich vier US-Jungtouristen von dem Deutschen Mathias (Joe Anderson) überreden, zusammen mit ihm und seinem Kumpel Dimitri (Dimtri Baveas) nach seinem Bruder Heinrich zu suchen, der mit dessen Frau im Urwald einen Maya-Tempel erforschen wollte und nunmehr überfällig ist. Vor Ort angekommen, werden die sechs Reisenden von einer Gruppe höchst ungehaltener Maya-Abkömmlinge empfangen, die Dimitri sogleich erschießen. Die Übrigen können sich zunächst auf den Gipfel der Pyramide retten und erfahren hier auch den Grund für die Aggression der Einfgeborenen: Der Tempel wird von einer höchst obskuren Rankenart bewohnt, die sich wie ein denkendes Wesen verhält und ihre todbringenden Samen jedem einpflanzt, der ihr zu nahe kommt...

Ähnlich wie beim zwei Jahre jüngeren "Primal" geht es auch in "Ruins" um eine uralte, bizarre Naturgewalt, die sich auf einen urweltlichen Punkt konzentriert und sich von hier aus offensichtlich auszubreiten versucht. Die Herkunft des bösartigen Gewächses bleibt ungeklärt; es könnte ebenso außerirdischen Ursprungs sein wie ein bislang unentdecktes Relikt aus prähistorischer Zeit. Ziemlich scary sind die Pflänzchen mitsamt ihren pulsierenden Blüten in jedem Falle: Sie imitieren schrille Geräusche jedweder Art, bauen sich in lebenden Organismen ihre Nestchen und ernähren sich von Totem. Allein die Tatsache, dass sie offenbar größere tierische Wirte benötigt, um sich auszubreiten, hält das Gewächs an einem Ort fest. "The Ruins" steht damit in der Genre-Tradition böser Pflanzen, die bis Nathaniel Hawthorne und sicherlich auch noch weiter zurückreicht und die von der Prämisse zehrt, dass unsere stummen, grünen Zeitgenossen nicht immer so friedlich sind, wie sie scheinen und ganz besonders infolge wissenschaftlicher oder außerirdischer Modifikation zu höchst bedrohlichem Eigenleben erwachen können. Wenn das Ganze so spannend, deftig und farbenfroh Gestalt annimmt wie im Falle "The Ruins", bin ich immer gern für einen solchen vegetarischen Einschub zu haben.

7/10

Carter Smith Ben Stiller Mexiko Maya Tempel Pflanzen Madness Belagerung Splatter Ruine


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THE FRANKENSTEIN THEORY (Andrew Weiner/USA 2013)


"Whatever you do - don't run!"

The Frankenstein Theory ~ USA 2013
Directed By: Andrew Weiner

Der als genial geltende Jungwissenschaftler Jonathan Venkenheim (Kris Lemche) ist der festen Überzeugung, dass sein Urahn und seine Arbeit dereinst das authentische Vorbild für Mary W. Shelleys Roman "Frankenstein" bildeten. Vor allem jedoch glaubt er, dass die Kreatur, die sein Ururgroßvater dereinst geschaffen hat, noch immer durch die Arktis stapft. Um zu verhindern, öffentlich als Spinner abgestempelt zu werden und seine wissemnschaftliche Seriosität zu wahren, reist Jonathan zusammen mit einer vierköpfigen Gruppe Dokumentarfilmer und dem Führer Karl (Timothy V. Murphy) nach Kanada bis zum nördlichen Polarkreis, wo er das Monster gegenwärtig vermutet. Dass Jonathan in Teilen seiner These richtig liegt, stellt man vor Ort bald fest - allerdings hat er mit anderen Dingen Unrecht, das Ungeheuer ist nämlich keineswegs zugänglich für Kontaktaufnahmen...

Im letzten Jahr erlebte der "Frankenstein"-Mythos zu seinem 195. Erscheinungsjubiläum einen kleinen Boom. Andrew Weiner leistete, ebenso wie der Niederländer Richard Raaphorst, einen Beitrag dazu, indem er die Story nicht nur um einen legitimen Erben des Original-Wissenschaftlers weitersponn (so könnte man "The Frankenstein Theory" in genealogischer Hinsicht auch als mögliches Sequel zu dem unmittelbar zuvor geschauten "Frankenstein's Army" betrachten), sondern das Ganze zudem in einen 'embedded-filming'-Rahmen setzt.
Leider versandet der Film am Ende inhaltlich in einer Art, die ihm ansonsten überhaupt nicht zukommt. Er beginnt spannend und seriös, belegt, dass gutes Genrekino auch immer noch abseits von zuviel Blut und Gekröse onscreen funktionieren kann und hält sein Niveau im Prinzip bis zum Showdown durch. Dann jedoch weiß er sich nicht besser zu helfen, als mit der denkbar langweiligsten Zielvariante: Ja, die Kreatur existiert, und ja, sie ist böse und plättet alles um sich herum. Die kreative Angst davor, vielleicht doch ein wenig in Shelleys (und Jonathan Venkenheims) Sinn zu handeln und dem Monster eine Stimme von Frustration und Vernunft zu verleihen, entpuppt sich als leider übermächtig.
Vielleicht hätten die Kids den Film verlacht, was in unserer viralen Zeit ja rasch einer kommerziellen Katastrophe gleichkommen kann. Möglicherweise aber wäre er auf diese Weise auch zu einem starken Finish gelangt. So bleibt ein durchaus ansehnlicher, gerade darum letztlich jedoch umso bitterer enttäuschender Beitrag zum attraktiven Subgenre "Wir filmen unser Ende und ihr alle dürft uns dabei zuschauen".

6/10

Kanada Schnee Expedition embedded filming Frankenstein Monster Andrew Weiner


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FRANKENSTEIN'S ARMY (Richard Raaphorst/NL, CZ, USA 2013)


"Men will be more efficient if they have hammers and screwdrivers instead of fingers."

Frankenstein's Army ~ NL/CZ/USA 2013
Directed By: Richard Raaphorst

Ostpreußen, Frühjahr 1945: Die Rote Armee befindet sich auf dem Vormarsch gegen die versporengten Reste der Wehrmachtsbesatzer. Ein kleines Batallion wird auf seinem Weg nach Westen von dem Dokumentaristen Dimitri (Alexander Mercury) begleitet, der im Auftrag von Stalin höchstpersönlich mit einer Handkamera Wesentliches festhält. Das Notsignal einer anderen russischen Abteilung lockt die Gruppe zu einem Dörfchen, das zunächst verlassen scheint. Bald jedoch erscheinen die ersten, monströsen Kreaturen: Biomechanische Zombies mit furchtbaren Waffen anstelle von Extremitäten oder Köpfen, die auf die Russen Jagd machen und kaum aufzuhalten sind. Sie alle stammen aus einem geheimen Labor, in dem niemand Geringerer als Dr. Frankensteins Enkel Viktor (Karel Roden) unaussprechliche Experimente im Auftrag der Heeresleitung durchführt.

Eine flotte Idee, die Richard Raaphorsts wundervoll abseitigem Film zugrunde liegt: Der gotteslästerliche Geist Viktor Frankensteins lebt in seinem noch geisteskrankeren, jedoch wissenschaftlich kaum minder gesalbtem Enkel fort und bahnt sich im Auftrage des Führers seinen furchtbaren Weg durch die Wirren des Deutsch-Russischen Krieges.
Zudem bedient sich Raaphorst des, gemessen an der handlungstragenden Zeitperiode zunächst gewagt scheinenden Found-Footage-Stils (mit durchwchsenem bis streitbarem Resultat) und verpasst seinem bösen Märchen ein computerspielartiges Finish, das, soweit ich als Laie dies überhaupt beurteilen kann, an die Ästhetik diverser Ego Shooter der letzten zwei Jahrzehnte angelehnt ist.
Heraus kommt liebenswert-geschmackloser Pulp, der mit seinen teils wirklich ausgefallenen Monsterschöpfungen (einen Zombiesoldaten mit Flugzeugpropellerkopf gibt's da oder einen Teddybären mit Frauenkopf zudem Einiges von dem Geist früherer Groschenroman-Serien wie "Larry Brent" konserviert. Raaphorst, der, zusammen mit Tom Six wohl so eine Art niederländisches duo infernale des neo-pathologischen Genrekinos bildet, muss hier und da schon darauf achten, dass er selbst nicht in unter all seinen Leichenteilen und Gedärmen ersäuft, schafft dies aber am Ende mit einiger Bravour und kreiert somit einen beachtlichen kleinen Genrebeitrag.

7/10

Richard Raaphorst WWII Russland Mad Scientist Madness Cyborg embedded filming Schnee Frankenstein Zombies Winter


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PRIMAL (Josh Reed/AU 2010)


"Down on your knees and lick my cunt!"

Primal ~ AU 2010
Directed By: Josh Reed

Um für seine Dissertation eine uralte Kultstätte der Aborigines zu erforschen und Analysen der dortigen Höhlenmalereien zu dokumentieren, reist Chad (Lindsay Farris) zusammen mit fünf Freundinnen und Freunden in ein entlegenes Fleckchen von New South Wales. Doch kaum vor Ort angekommen, sieht das Sextett sich keinesfalls dem zunächst versprochenen, idyllischen Campingtrip gegenüber, sondern einer höchst aggressiven Natur, die sich schleichend ihre Opfer sucht und sie in archaische, blutdürstige Dämonen verwandelt. Diese huldigen wiederum einem namen- und formlosen Wesen, das in der Höhle haust und seinen üblen Laich weiterverbreiten will.

Garniert mit explodierenden Farben und Shutterkamera serviert Josh Reed seiner geneigten Rezipientenschaft ein rundum ekliges Vergnügen, das trotz seiner unumwundenen Planwirtschaftlichkeit aus zweierlei Gründen erfreulich ausfällt: Weder scheut "Primal" einen selbstironischen Ton, noch ergeht er sich in überflüssigen Erklärungsmustern. Im Gegenteil bricht er das etablierte Funsplatter-Konzept auf seine Mindestanforderungen herunter, um daraus ein taugliches Produkt für den cineastischen Bluthund zu brutzeln. Dass das avisierte Publikum dabei im günstigen Fall nicht älter sein sollte als die Protagonisten, hat mich, wie üblich, nicht weiter gestört - in solchen Fällen begrüße ich die Regression. Reed hat seine klassischen Vorbilder hinreichend studiert; ein bisschen Lovecraft steckt in "Primal", vor allem aber hofiert er die bewährte Genre-Grandeur von "Evil Dead" bis hin zu "Demoni". Mir hat's Laune gemacht, und nicht zu knapp.

6/10

Josh Reed Splatter Dämon Australien Outback


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MISSION KILL (David Winters/USA 1986)


"Sempfer fidelis, Harry. Semper fidelis."

Mission Kill (Mission Cobra) ~ USA 1986
Directed By: David Winters

Nur durch Zufall wird der Sprengstoffexperte und Vietnam-Veteran J.F. Cooper (Robert Ginty) in die Revolutionswirren der mittelamerikanischen Bananenrepublik Santa Maria hineingezogen: Er begleitet seinen alten Freund Harry (Cameron Mitchell), der den Guerilleros als Trucker eine LKW-Landung Waffen bringen soll. Doch J.F. und Harry werden kaum dass sie die Grenze passiert haben, von dem Waffenhändler Kennedy (Clement St. George) überfallen, wobei Harry zu Tode kommt. J.F. schwört Rache, gerät wiederum an die Guerilleros und tut sich mit ihnen zusammen. Während der Journalist Bingo Thomas (Sandy Baron) J.F. zu einem amerikanischen "Robin Hood" aufbläht, landen er und die Revolutionäre einige strategische Erfolge. Am Ende werden sie jedoch von einem der Ihren (Jorge Reynoso) verraten und komplett aufgerieben. Nun bleibt J.F. nichts anderes als der finale Schlag gegen Neudiktator Borghini (Henry Darrow). Doch dessen Gattin (Merete van Kamp) steht bereits in den Startlöchern zur Macht.

Hier und da begab sich der reaktionäre Actionfilm der mittleren und späteren achtziger Jahre häufiger an aktuelle Nebenschauplätze wie Mittelamerika oder die Karibik, wo es in Ministaaten wie Grenada, Nicaragua oder El Salvador permanent brodelte und US-Militärberater nebst inoffiziell geschalteter Subventionen irgendwelche Juntachefs zu Marionetten der Reagan-Regierung im Norden heranzogen. Die hierzu im Film "verwendeten" Kleinstrepubliken waren jedoch in der Regel fiktiver Natur (mit dem geographisch sehr viel weiter entfernten Nahen Osten tat man sich da bezeichnenderweise weniger schwer).
Freilich arbeitet J.F. Cooper (ja, der heißt wirklich so) weniger für außenpolitische Ideale denn auf eigene Rechnung. "Auf welcher Seite der Revolution stand sie?" fragt er traurig seine neuen Genossen, als er wie weiland Lee Marvin in "The Big Red One" ein totes Kind als Versinnbildlichung des Kriegsgeschwürs auf den Armen trägt. Was die beiden gegnerischen Seiten eigentlich wollen; wofür sie kämpfen, bleibt dann auch eher nebulös. Es lässt sich davon ausgehen, dass El Presidente Ariban (Eduardo López Rojas), der Exekutionen politischer Gefangener und kleine Mädchen mag, ein Putschist mit pseudokommunistischem Hintergrund ist, derweil die Männer des Rebellen Juan (Jorge Zepeda) wohl einen funktionalen Neo-Sozialismus etablieren wollen. Dass solcherlei schonmal gar nicht ohne den erfahrenen, militärstrategischen Impact eines US-Kriegers zu bewältigen ist, muss man dem Film schon glauben. Dass aber selbst der große blonde Gringo nichts gegen Verräter aus den eigenen Reihen auszurichten vermag, ist eine bittere Pille für alle Beteiligten. Die Revolution muss am Ende scheitern; ihre schöne, kalte Erbin jedoch wartet bereits.

6/10

David Winters Mittelamerika Revolution Guerilla Freundschaft Rache


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TOWER OF EVIL (Jim O'Connolly/UK 1972)


"It's... Michael!"

Tower Of Evil (Der Turm der lebenden Leichen) ~ UK 1972
Directed By: Jim O'Connolly

Auf einem kleinen Leuchtturmnsel 'Snape Island' vor Englands Südküste wird eine junge Frau (Candace Glendenning) als einzige Überlebende eines Massakers entdeckt. Da die nunmehr katatonische Dame auch den Fischer Gurney (Jack Watson) attackiert hat, gilt sie als Hauptverdächtige für die Bluttat. Der Psychiater Simpson (Anthony Valentine) entdeckt während einer Hypnose-Sitzung jedoch mehr. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich allerdings eine kleiner Forschergruppe nebst Detektiv Evan Brent (David Haliday) auf dem Eiland. Dort soll sich nämlich das antike Grabmal eines phönizischen Adligen befinden, das mit einem Götzenbild des Gottes Baal geschmückt ist...

Ein schnuckliger, kleiner Horrorfilm aus der für Werke jener Färbung fruchtbaren Brit-Ära der Frühsiebziger. Für die Felseninsel mitsamt Leuchtturmhaus erstellte man eine - unschwer als solche identifizierbare - Pappmachee-Kulisse in den Shepperton Studios; die üblich-übrigen Rückprojektionen stellten sicher, dass die Darsteller nicht einmal dass Studiogelände verlassen mussten. Entsprechend gemächlich wabert die ganze Angelegenheit vor sich hin. Unverbindlicher Sex und Marihuana-Konsum stellen die Weichen für später erfolgenden Wahnsinn und Tod; entsprechend reaktionär die O'Connollys Film zugrunde liegende Basishaltung, die in ihrer Überkommenheit natürlich nurmehr komisch wirkt.
Dass das Mordduo sich als Vater (Fredric Abbott) und Sohn (Mark McBride), hoffnungslos verwahrlost und mit dem Baal-Kult gleichermaßen der Geisteszersetzung anheim gefallen, entpuppt, ist immerhin ein netter Zug des Ganzen. Außerdem gibt es, in einer leider nur kleinen Rolle, Robin Askwith; gewissermaßen ja ein Garantstempel für lustigen Tommy-Horror anno Knutsch.

6/10

Jim OConnolly Insel Vater & Sohn Schatz Madness Archäologie





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Funxton

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